Samadhi Yoga

Kapitel 3: Der Geist und seine Geheimnisse

1. Die Natur des Geistes

RajaYoga ist eine strenge Wissenschaft. Sie beschäftigt sich mit dem Geist und dem Aufhören all seines Wirkens. Der Geist ist die Existenzgrundlage der sinnlich wahrnehmbaren Welt und seine Beherrschung bringt den Yoga-Praktizierenden schließlich zum höchsten Ziel, https://wiki.yoga-vidya.de/Asamprajnata_SamadhiAsamprajnata Samadhi, wo der Yogi in vollkommenem Frieden mit der Höchsten Seele vereint ist. Darum wird er Raja Yoga genannt, der königliche Yoga oder König aller Yogas.

Das Praktizieren von Raja Yoga verhilft dir zu einem starken, gesunden Geist, Willenskraft, wunderbarer Konzentrationskraft und Selbstkontrolle. Es ermöglicht dir, psychische Kräfte zu entwickeln. Darum wird dieser Weg Raja Yoga genannt, Königs-Yoga. Du kannst zum Meister über die innere und äußere Natur werden.  Du kannst alle Naturphänomene kontrollieren. Du kannst über die Elemente herrschen. Alle Geheimnisse der Natur werden sich dir offenlegen. Du kannst alle deine schlafenden Fähigkeiten und Kräfte entfalten.

Raja Yoga beschäftigt sich detailliert mit dem Prozess der Beherrschung von Vrittis (Wellen des Geistes) und dem Erreichen von Nirvikalpa Samadhi, dem Zustand des Über-Bewusstseins, in dem die Samskaras (die Samen der Wiedergeburt) in toto ( Lat. toto = total, insgesamt) verbrannt werden. Der Yogi erlangt Vollkommenheit, Kaivalya, Freiheit.

Yama-Niyama (Selbstkontrolle etc.) ist der Samen. Dharana (Konzentration) ist die Wurzel. IshvaraPranidhana (völlige Hingabe an Gott) ist der Regen. Dhyana (Meditation) ist die Blume. Asamprajnata Samadhi (Zustand des Über-Bewusstseins) ist die Frucht. Dies ist der Weg des Raja Yoga.

Ein ernsthafter Schüler des Raja Yoga bzw. des Yoga Vidya181 findet in dem Buch „Yoga Sutra“ von Patanjali Maharshi eine reiche Fülle an geheimem Wissen. Das Buch enthält Aphorismen, knappe Sutras182. Ohne die Hilfe eines erklärenden Kommentars und eines Meisters, der die yogischen Praktiken beherrscht, ist es jedoch schwierig, dieses Buches zu verstehen.

In diesem Ozean des Lebens ist der physische Körper unser Schiff. Der Kapitän des Schiffs ist die individuelle Seele. Das jenseitige Ufer sind Atman (Höheres Selbst) oder Brahman (das Absolute) –  der Sitz von Wonne, Frieden, Unsterblichkeit und Wissen. Das Ruder ist ausgerichtete Meditation. Trishnas und Vasanas (Wünsche) sind Krokodile und Wale im Wasser. Lust, Gier und Wut sind Eisberge. Sattva, Rajas und Tamas sind die Strömungen im Ozean des Lebens.

Geist und Prana beeinflussen sich gegenseitig. Prana ist der Mantel oder das Gefährt des Geistes. Wo Prana ist, ist Geist und umgekehrt. Wenn du tief über etwas nachdenkst wird der Atem langsam. Wenn man an Atemnot leidet kommt auch die Funktion des Geistes zum Stillstand. Der Geist ist der Reiter, Prana das Pferd und der Körper der Wagen. Wenn Prana vibriert wird der Geist in Bewegung gesetzt. Der Geist denkt wenn Prana sich bewegt. Wenn Prana den Körper verlässt hören alle Körperfunktionen auf und der physische Körper bleibt wie ein totes Stück Holz zurück. Die Trennung von Prana und Körper nennt man Tod. Kontrolle von Prana führt zur Kontrolle des Geistes und umgekehrt.

Die Dinge im Außen wirken ununterbrochen auf das Gehirn ein. Sinneswahrnehmungen gelangen durch Sinneskanäle zum Gehirn und sind geistige Stimuli. Jetzt gerade bist du dir der äußeren Dinge bewusst. Bewusstsein wird aktiviert mittels eines äußeren Stimulus, d.h. durch einen Sinneseindruck oder mittels eines inneren Reizes dank einer Erinnerung. Jeder einfache Sinneseindruck ist ein höchst komplexes Bündel hereinkommender  (afferenter) Stimuli, die von außen zum Gehirn getragen werden. Ein Stimulus ist ein Bewusstwerden auf einer Unterebene des Geistes.  Durch einen einzigen Sinneseindruck kann an verschiedenen Stellen ein solcher Bewusstseinsprozess einsetzen und sehr komplexe Zusammenspiele entstehen.

So wie ein Pfeil durch einen Bogenschützen abgeschossen wird, so wird der Körper durch Prana in Bewegung gebracht. Es ist Prana, das den physischen Körper zum Leben bringt und lenkt. Prana erfüllt und durchdringt den physischen Körper.

Auf Befehl Brahmans bleibt der Ozean an seinem Platz. Auf seinen Befehl scheint die Sonne und geht zu ihrer bestimmten Zeit im Osten auf. Auf seinen Befehl tun Indra183, Vayu184, Yama185 und andere Devatas186(göttliche Wesen) ihren Dienst. Auf seinen Befehl brennt das Feuer. Auf seinen Befehl funktionieren Geist, Prana und Sinne.

In Pflanzen ist Leben. In Tieren Sensibilität. Im Menschen geistige Kraft. In entwickelten Adepten Spiritualität.

Alle Tugenden, alle edlen Qualitäten, alle Kräfte und Fähigkeiten, alles Wissen liegen schon in dir. Du musst sie nur ausdrücken. Nichts kommt von außen.

Der Geist ist die mächtigste Kraft auf dieser Erde. Wer seinen Geist kontrolliert  besitzt zahlreiche Kräfte. Er kann alle Geister unter seinen Einfluss bringen. Krankheiten können durch geistiges Heilen behoben werden. Man kann nur voll Staunen und Verwunderung darüber sein, welche wunderbaren und geheimnisvollen Kräfte der Geist eines Menschen besitzt.  Die Quelle, das Zuhause, die tragende Substanz dieses unerklärlichen Geistes ist Gott, der Atman.

Jeder Mensch trägt in sich verschiedenes Potential und Fähigkeiten. Er ist ein regelrechtes Lager an Kraft und Wissen. Und während er sich entwickelt, entfaltet er neue Kräfte, neue Fertigkeiten und neue Qualitäten. Nun kann er seine Umwelt verändern, andere beeinflussen und heilen. Er kann materielle Dinge im Überfluss bekommen. Er kann die innere und äußere Natur erobern. Er kann in den überbewussten Zustand eintreten.

Erkenne und verstehe die Kräfte des Geistes. Entfalte deine versteckten Kräfte und geheimen Fähigkeiten. Schließe die Augen. Konzentriere dich. Erkunde die höheren geistigen Ebenen. Du kannst entfernte Dinge sehen, Stimmen aus der Weite hören, Botschaften in entlegene Regionen schicken, Menschen in der Ferne heilen und in Sekundenschnelle weit weg an anderen Orten sein. Glaube an die Kräfte des Geistes. Wenn du wahrhaft interessiert, aufmerksam, willensstark und gläubig bist, wirst du mit Sicherheit Erfolg haben. Die Quelle des Geistes ist Atman, das höchste Selbst. Der Geist ist aus Atman durch Seine Maya (Kraft der Illusion) geboren.

Die Phänomene der geistigen Welt basieren auf wissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten. Okkultisten und Raja Yogis sollten ein umfassendes und intelligentes Verständnis dieser Gesetze besitzen. Denn nur dann sind sie in der Lage, die übersinnlichen Kräfte leicht zu beherrschen.

Telepathie, Gedankenlesen, Hypnose, Mesmerismus und Geistheilen beweisen ganz klar, dass der Geist existiert und dass ein höher entwickelter Geist einen kleineren Geist beeinflussen und unterwerfen kann. Vom automatischen Schreiben und den Erfahrungen hypnotisierter Personen können wir eindeutig auf die Existenz des unterbewussten Geistes schließen, der vierundzwanzig Stunden am Tag aktiv ist.

Der Geist ist das Instrument bzw. der Sinn, welcher für die Gefühle von Freude und Leid verantwortlich ist. Er ist unbegrenzt, da er in jeder Seele lebt. Er hat die Form eines Atoms (Anu-Pramana) und ist ewig.

Der Geist ist feinstoffliche Materie. Er besteht aus Tanmatras187   bzw. Sukshma Bhutas188

Es gibt drei Shaktis189(Kräfte oder Potentiale) im Geist, nämlich Iccha Shakti190Kriya Shakti191 und Jnana  Shakti192. Wenn Verlangen im Geist aufsteigt, ist das Iccha Shakti. Der Geist tritt in Aktion, um dieses Verlangen zu stillen. Das ist Kriya Shakti. Er plant, entwirft und findet Methoden, um die ersehnte Sache zu erlangen. Das ist Jnana Shakti.

Jene Form, die der unendliche, alldurchdringende Atman durch die Kraft seiner Vorstellung angenommen hat wird „Geist“ genannt. Der Geist erschafft und zerstört. Er erschafft das gesamte Universum durch die Kraft seiner Vorstellung. Die grundlegendste Qualität des Geistes ist die Vorstellungskraft. Sie ist Urheberin und Erfahrende aller Freude und allen Leidens. Sie ist der Grund für Anhaftung und für Freiheit. Der Geist ist alles und jedes. Er ist dein wahrhafter Freund und dein schlimmer Feind. Der unreine Geist ist dein Feind. Er verursacht alle möglichen Arten des Gebundenseins. Er ist voller niederem Verlangen und Begehren. Der höchste Geist ist ein seltener Freund und ein Wohltäter, denn er lässt dir wahren Rat zuteil werden, wie das höchste Ziel im Leben erreicht werden kann. Der höhere Geist wird zu deinem wegweisenden Guru. Höre auf seine süße, zarte Stimme und folge seinen Weisungen. Die Stimme des reinen Geistes ist die Stimme Gottes. Es ist eine unfehlbare Stimme.

In der Bhagavad Gita findest du geschrieben:

„Ein Mensch sollte sich Kraft seines eigenen Selbstes emporheben, darum lasst ihn das Selbst nicht schwächen.“

Das Selbst ist für denjenigen Freund, der das Selbst erobert hat, das Selbst ist feindlich (und verhält sich) wie ein Gegenspieler (im Außen) für denjenigen, der es nicht erobert hat. Es gibt kein anderes Boot auf dieser Erde um durch die Fluten des Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) zu kommen als die Beherrschung des niederen, instinkthaften Geistes.

Vertrauen, Vernunft, Wissen und Glauben sind vier wichtige Prozesse. Zuerst hat man Vertrauen in einen Arzt. Man geht zu ihm, damit er eine Diagnose stellt und eine Behandlung einleitet. Er untersucht einen und prüft alles durch, um schließlich bestimmte Medikamente zu verschreiben. Man nimmt sie ein. Man sagt sich z.B: „Der Arzt hat mir Eisen und Jodid verschrieben. Das Eisen wird mein Blutbild verbessern. Das Jodid wird das Lymphsystem stimulieren und die Absonderungen in der Leber absorbieren, die Wucherungen aufhalten.“  Durch Behandlung mit diesen Medikamenten wird die Krankheit in einem Monat geheilt, während man Wissen gewinnt und Glauben an den Arzt und die Medikamente entwickelt.  Man empfiehlt seinen Freunden den Arzt und die Mittel mit den Worten: „Dr. James ist ein intelligenter Mann. Er ist ein Experte. Huxleys Arznei ist ein sehr gutes Nervenmittel und Tonikum für das Blut.

“Wer außer Brahman, dem Schöpfer, kann die wundervolle Macht des Geistes wahrhaft und leicht verstehen?

Die Form, die der unendliche Atman (höchster Geist) durch Sankalpas (Eindrücke im Geist) annimmt, ist Manas (Geist). Der menschliche Geist erreicht den friedlichen Zustand von Parabrahman193 durch Unterscheidungkraft. Zuerst hatte er sich von der Unterscheidungskraft abgewandt und sich in den Gefilden der Vasanas, dem Verlangen nach Dingen, verfangen.

Der Geist ist nicht schwer. Er ist wie ein leicht entzündliches Gas, wie Dunst oder Rauch. Wenn man ein Räucherstäbchen anzündet verbreitet sich der Rauch innerhalb einer Minute im ganzen Raum. Genauso durchdringt der Geist das gesamte Gehirn wenn er aus tiefem Schlaf aus dem Kausalkörper aufsteigt.

Sir Oliver Lodge meint, dass der Geist ein immaterielles Etwas ist, das aus den Tiefen des Raumes kommt und sich im Gehirn für die Zeit eines Lebens einrichtet, bis der Tod es erneut für eine Weile in den Raum entlässt.

Manas (das Denkprinzip) liegt tiefer im Innern als die Sprache. Buddhi194 (Intellekt) liegt tiefer als Manas. Ahamkara195 liegt noch tiefer als Buddhi. Jiva Chaitanya Abhasa (reflektierte Intelligenz) wiederum tiefer als Ahamkara. Atman bzw. Kutastha liegt tiefer als Jiva Chaitanya. Nichts ist im Atman. Er ist Paripurna (ganz-voll).

Die Dinge, die wir ringsherum wahrnehmen sind nichts als Geist in Form und Substanz.

Deshalb sagt man: manomatra jagat – manahkalpitamjagat ("Der Geist erschafft – der Geist zerstört").

Unterschiede und Heterogenität, die wir in der äußeren Welt erkennen, sind das Werk des Geistes. Wenn der Geist durch die Zerstörung der Sankalpas aufgelöst wird, verschwindez alles Sehnen und aller Egoismus, alle Unterschiede verschwinden. Allein Jnana (Erkenntnis) bleibt dann. Allein Jnana strahlt in makelloser Herrlichkeit im Zustand von Niralamba196.

Der Geist manifestiert sich als die äußere Welt. Subjektiv ist der Geist Bewusstsein, objektiv ist der Geist dieses Universum.

Der Geist gleicht dem Film in einem Photoapparat. So wie das Bild eines Menschen, der vor die Linse kommt, auf dem Film festgehalten wird, so sind auch die Bilder aller Dinge dieser Welt unauslöschlich im Geist eingeprägt. Dieses Buch das du hier vor dir siehst ist ein mentales Bild plus ein externes Etwas. Tatsächlich ist die gesamte äußere Welt im Geist. Alle äußeren Dinge sind im Geist. Der Geist hat diese Welt aus sich heraus projiziert, so wie eine Spinne ihr Netz aus ihrem eigenen Körper auswirft.

Der Geist ändert fortdauernd, von Minute zu Minute, seine Farbe und Form wie ein Chamäleon. „manaś-caṃcalam-asthiram“ („Der Geist ist schwankend und instabil“). [Bhg 6.26]

So wie der physische Körper aus festem, flüssigem und gasförmigem Material besteht, ist auch der Geist aus verschiedenen Arten feinsten Stoffes unterschiedlicher Dichte und Schwingung aufgebaut. Ein Raja Yogi durchdringt die verschiedenen Schichten des Geistes mit intensiver Meditation.

Wenn du nach Luft schnappst, dich müde fühlst, auch wenn du nur ein kleines Stück gelaufen bist, zeigt das, dass du körperlich schwach bist. Wenn du dich schon nach einer kurzen Zeit des Lesens müde fühlst ist das ein Zeichen dafür, dass in deinem Körper etwas schwach ist. Das beweist ganz klar, dass der Geist existiert. Dieses „etwas“ im Körper, das schwach wird, wenn du liest, ist der ‚Geist‘ oder das Prinzip des Denkens.

Es gibt Menschen, die sind von gleicher Geistesart. Sie haben ein paar Eigenschaften gemein.

Ein Sohn erbt nur die physischen Züge von seinem Vater, nicht die geistigen. Der Sohn hat seine eigenen Samskaras, sein eigenes Temperament, seine Neigungen, geistigen Fähigkeiten, geistigen Eigenheiten usw.

Ein Mensch mit musikalischen Neigungen mag in das Haus eines bekannten Musikers hinein geboren werden, so dass er die Gegebenheiten für seine zukünftige Entfaltung geboten bekommt. Das bedeutet nicht unbedingt, dass er seine musikalischen Neigungen von seinem Vater geerbt hat.

Das weite Universum leuchtet als Atma-Sankalpa. Nur wo Geist ist, ist dieses Universum. Im Tiefschlaf gibt es keinen Geist. Also gibt es auch keine Welt. Je mehr du an die Dinge denkst, desto realer erscheint dir diese Welt. Die Empfindung der Wirklichkeit dieses Universums wird stärker, wenn du sehr oft an Dinge des sinnlichen Erlebens denkst.

Steinerne Mauern machen kein Gefängnis,
Noch können Eisenstäbe einen Käfig schmieden,
Stille, unschuldige Geister nehmen sie
als einen Ort des Rückzugs und des Friedens.
                                                                 ~ Lovelace

Der Geist ist alles. Der Geist kann aus einer Hölle einen Himmel machen und aus einem Himmel eine Hölle. Halte diesen Affen-Geist gut unter Kontrolle. Nur dann kannst du wirklich glücklich sein.

Bewusstsein ist das Resultat der Wirkung der Umwelt auf den Geist. Es sind die eigenen Überzeugungen. Und es ändert sich ständig. Das Bewusstsein eines Menschen unterscheidet sich von dem eines anderen. Wenn du etwas mehr Erfahrung sammelst verändert sich auch dein Bewusstsein.

Der Vorgang des Wiedererkennens bedeutet, wir sehen ein zuvor gesehenes Objekt, das wir schon einmal gesehen haben. Zum Beispiel erkennen wir eine schwarze Kuh als solche, wenn wir früher einmal eine schwarze Kuh gesehen haben und jetzt eine weiße Kuh sehen. Oder wenn Bhattacharya, den du zuvor in Kalkutta gesehen hattest, dir in Patna begegnet. Beim Vorgang des Erinnerns hingegen erscheint das Objekt nicht erneut als tatsächlicher Kontakt mit den Sinnen der Wahrnehmung.

Der Geist irrt im Dunkeln umher. Er vergisst. Jede Sekunde ändert er sich. Wenn es ein paar Tage lang nichts zu essen gibt, kann er nicht mehr richtig denken. Im Tiefschlaf (Dridha Sushupti) arbeitet der Geist nicht. Er ist voller Unreinheiten (Vasanas) und Verlangen (Trishnas). Im Ärger wird er ganz verwirrt. In Furcht zittert er. Unter Schock versinkt er. Wie kannst du da den Geist für das reine Selbst halten?

Ein stets hoffnungsvoller, zuversichtlicher, mutiger und entschlossener, auf sein gewähltes Ziel ausgerichteter und diesem Ziel treu folgender Geist zieht aus den Elementen die Dinge und Kräfte an, die seinem Ziel dienen.

Ein Lichtstrahl kann die Gestalt eines Kreises annehmen, wenn er sich schnell genug dreht. Genauso kann auch der Geist, obwohl er immer nur einer Sache nachgehen kann, entweder Hören oder Sehen oder Riechen, und obwohl er nur je eine Empfindung wahrnehmen kann, den Eindruck erwecken, parallel aktiv zu sein, weil er sich mit so unglaublicher Geschwindigkeit von einer Sache zur anderen bewegt.

Der Geist teilt und unterteilt sich bis in die kleinsten Einheiten, die im Neuenglischen, ‚Psychon‘ genannt werden. In indischer Terminologie sagt man dazu ‚Paramanu197 oder ‚Tanmatra‘ (feinstoffliche Materie) – die höchste Kraft, die sowohl die Sinne als auch die Sinneswahrnehmungen erschafft.

Der Geist hat eine Reihe fixer Vorstellungen. Wenn ein Künstler beginnt, auf einer Leinwand ein Bild zu malen, dann malt er aus dem vom Geist vorgefassten Material heraus.

Man kann einem anderen Menschen allein durch Geisteseinsatz helfen, ohne irgendwelche Aktivität des Körpers. Viele Sadhus (Entsagte) helfen der Welt durch ihre Gedanken.

Obgleich der Geist derselbe ist, ist die Art zu denken je nach Mentalität, Temperament und Samskaras zwischen Menschen unterschiedlich. Ein Philosoph z.B. wird selbst aus Beleidigungen und unliebsamen Ausdrücken irgendeine Art von Philosophie machen.

Die Eigenschaften des Geistes sind Veränderung (Parinama), Aktivität (Cheshta), Stillstand (Nirodha), Gedanken in Aktion (Shakti), die physische Existenz (Jivana), Charakterbildung (Dharma).

Neem-Blätter schmecken bitter, wenn man sich normaler Gesundheit erfreut, aber wenn man von einer Kobra gebissen wurde, schmecken sie süß. Bitterkeit und Süße sind keine Eigenschaften der Blätter, sondern liegen in dem, der schmeckt. Sie werden vom Geist erzeugt. Der Geist ist es, der den Dingen ihre Qualitäten, Formen, Farben, Geschmäcker etc. gibt.

Diese Welt ist nur ein Farbspiel. Die Leute mögen Farben. Sie lassen sich von Farben täuschen. Ohne Farben wäre die Welt recht kahl und langweilig. Farben sind Maya. Farben sind Geist. Maya verführt durch Farben. Das Zentrum aller Farben sind die Augen. Das Zentrum aller Sinne ist der Geist. Das Zentrum des Geistes ist die Seele (Atman). Du bist Atman, jenseits des Geistes, jenseits der Sinne und Farben. Fühle dies und erkenne es, Oh Sadashiva.

Die Leute sagen, Gewohnheit wird zur zweiten Natur. Ich sage jedoch, Gewohnheit ist die erste Natur. Der Zug der Gewohnheit ist sehr stark. Die Augen und andere Organe werden, obwohl sie frei von Vasanas sind, unfreiwillig Kraft der Gewohnheit auf die entsprechenden äußeren Dinge gelenkt.

Wenn einer unter Chloroform-induzierter Anästhesie steht, ist die Aktivität der Gehirnzellen durch die Wirkung des Chloroforms unterdrückt. Man spürt keinen Schmerz, selbst wenn einem gerade ein Bein amputiert wird. Der Mensch fühlt nur dann Schmerz, wenn sein Geist mit seinem Körper verbunden ist. Unter Chloroform-Einfluss ist der Geist nicht mehr mit dem physischen Körper verbunden.

Genau so wie Wasser, das von einem Becken durch Kanäle zu Feldern fließt, die Form dieser Felder annimmt, bewegt sich auch der Geist durch die Kanäle der Augen, durchdringt die Objekte und nimmt deren Form an. Sobald ein Feld mit Wasser gesättigt ist, wird das Wasser umgelenkt und fließt in das nächste Feld. So fließt das Wasser von einem Feld zum nächsten. In gleicher Weise nimmt der Geist die Form eines Gegenstandes an und springt dann zu einem anderen und zum nächsten und so fort.

Die Aussage „Ich war geistig abwesend, ich habe nichts gesehen und nichts gehört“ , veranschaulicht, dass man mit dem Geist sieht und hört.

„Verlangen, Entschlossenheit, Zweifel, Vertrauen, Misstrauen, Standfestigkeit, Wanken, Intellekt, Angst, all das ist nur der Geist. Darum weiß eine Person, die von hinten berührt wird dies durch den Geist.“ [Brihadaranyaka Up. Ch. I, Brah. V.]

Wenn der Geist im Krieg voll konzentriert ist spürt ein Soldat keinerlei ernsthafte Verletzung, wenn er ins Bein geschossen wird. Zeitweilig ist er sich seines Körpers nicht bewusst. Sobald die Aufregung vorüber ist, wenn er Blutflecken auf seiner Kleidung sieht oder ein Kamerad ihn auf die Wunde in seinem Bein aufmerksam macht, kommt es ihm zu Bewusstsein. Dann ist er verstört. Jetzt tobt die Kraft der Fantasie. Er kollabiert.

Endokrine Drüsen wie die Schilddrüse, die Thymusdrüse, die Parotis, die Zirbeldrüse, die Nebennierendrüsen etc. stoßen Sekrete aus, die direkt ins Blut gelangen. Diese Sekrete spielen eine wichtige Rolle beim Entstehen von Erfahrungen. Sie lassen sich kaum grundlegend verändern.

Aus diesem Grunde sagt Krishna:

sadṛśaṃ ceṣṭate svasyāḥ prakṛterjñānavānapi
„Selbst der Weise handelt gemäß seiner Natur.“ [Bhg 3.33]

Ein persischer Dichter, ein Kaufmann aus Delhi und ein Entsagter aus Ayodhya waren zusammen auf der Straße nach Badrinarayan unterwegs. In der Nähe von Deva Prayag, wo der Ganges und der Alakananda sich treffen, sang eine Nachtigall eine bezaubernde Melodie. Der persische Dichter sagte: „Dieser Vogel singt „Suban teri Kudaret [Wie groß und wunderbar ist die Herrlichkeit deiner Natur!“] Der Kaufmann sagte: „Der Vogel singt „Hing Haldi Adharak [Asafoetida, Tumerik, Ingwer.“] Der Verhaftungslose sagte: „Der Vogel singt „Rama-Sita-Dasarath.“198 [O Gott, o Göttin, o König].

Ich erkläre dir die Natur „geistiger Dramatisierung“. Beachte, wie der Geist funktioniert. Wenn du mit Freunden im Gespräch bist, meint der Geist manchmal zu Unrecht, die Gefühle eines Freundes verletzt zu haben. Er verbringt viel Zeit mit unnötigem Bedenken: „Wie kann ich ihm morgen früh nur begegnen? Vielleicht ist er verärgert über mich?“ Am nächsten Morgen triffst du den Freund und nichts Unerfreuliches geschieht. Dein Freund beginnt ein nettes Gespräch und lächelt. Du bist überrascht. Zu deiner größten Verwunderung nimmt das Gespräch eine ganz andere Wendung als von dir erwartet.  Eine schlimme Epidemie wütet und ein Familienvater meint: „Was soll ich nur tun, wenn meine Frau krank wird und stirbt? Ich habe doch sechs Kinder.“ Das ist nur seine unnütze Vorstellung. Nichts geschieht. Manchmal, wenn der Zug gerade langsam über eine Brücke fährt, fantasiert der Geist: „Wenn die Brücke nun nachgibt, was wird da mit mir geschehen? Ich werde in Stücke zerschmettert.“ Ein Hauch Angst schleicht sich ein. Es gibt tausendundeine Art derartiger geistiger Dramatisierung. Die Kraft der Fantasie spielt dabei die entscheidende Rolle.

Zu viel Vata199, Pita200 und Kapha201 sind Schwächen des physischen Körpers. Lust, Zorn und Gier sind die Krankheiten des feinstofflichen Körpers. Ajnana (Unwissenheit) ist die Krankheit des Kausalkörpers.  Eine Störung im Gleichgewicht der Körperzustände wird am besten  mit Medikamenten geheilt. Lust, Zorn und Gier ist damit beizukommen, dass man Daivi-Sampat (göttliche Qualitäten) entwickelt. Ajnana wird durch beständiges Meditieren über das Selbst überwunden.

Zeit ist nur ein Zustand des Geistes. Zeit ist Kala Shakti202 und genauso eine Illusion wie die Dinge der Welt. Wenn dein Geist in tiefer Konzentration weilt, erscheint dir eine Zeitspanne von zwei Stunden wie fünf Minuten. Wenn der Geist abgelenkt ist und herumwandert, kommt eine halbe Stunde zwei Stunden gleich. Jeder macht diese Erfahrung. Im Traum erlebt man ebenso mehrere Jahre innerhalb von zehn Minuten. In seinem Spiel nimmt der Geist ein Kalpa203 als einen Moment wahr und andersherum.

Das Überwinden der Vasanas (subtile Wünsche) ist gleichbedeutend mit dem Auflösen des Geistes (Mano-nasa). Der Geist ist nur ein Häufchen Vasanas.

Wenn alle Vrittis (Gedankenbewegungen) dank Zurückhaltung (Niroda – Aufhören von Gedanken –  oder Samyama  – tiefe Konzentration)  aufhören, löst sich die Zeit auf. Zeit ist eine Schöpfung  des Geistes. Der Geist ist ein Produkt bzw. ein Wirken von Maya, Achinta Shakti (unbeschreibliche Kraft) Gottes. Die Shakti, welche unter den Namen Mula-Prakriti (Wurzel der Natur),  Avyaktam, Pradhana, Prakriti (die Urnatur),  Adi Shakti , Maha Shakti  (große Energie), Para Shakti  (höchste Energie), Adi Maya (unendliche Täuschung) und Maha Maya bekannt ist nimmt viele Gestalten an, um die Lila (Spiel) Gottes aufrecht zu halten. Svabhava (die eigene Natur) ist die Essenz von Prakriti. Maya ist wundervoll! Doch noch wunderbarer ist Gott und Seine Lila (Spiel). Wer die Gnade Gottes durch absolute, uneingeschränkte Selbstaufgabe und unbeirrbare Hingabe erfährt, versteht seine Lila, freut sich in Gott, reicht über die Zeit und über den Geist hinaus und erlangt Unsterblichkeit.

Glühbirnen können verschiedenfarbig strahlen, aber das Licht in ihnen ist dasselbe. Genauso unterscheiden sich die Körper und die mentalen Bhavanas204, doch Atman (das höchste Selbst) ist Eins in allen Wesen. Eine weiße Glühbirne steht für den sattvigen Geist bzw. eine sattvige Haltung; eine rote Glühbirne für rajasigen Geist bzw. rajasige Haltung; eine schwarze Glühbirne für tamasigen Geist bzw. tamasige Haltung.

Körper unterscheiden sich; (geistige) Bhavanas (Einstellungen) unterscheiden sich; Gunas (Qualitäten, Eigenschaften) unterscheiden sich; Handlungen unterscheiden sich; doch Atman (Selbst) ist derselbe in allen Wesen.

Nasen unterscheiden sich. Manche Nasen sind Adlernasen, andere sind breit. Doch die Kraft (Shakti), die den Geruch erfasst, ist in allen Nasen die gleiche. Blumen unterscheiden sich. Die Farben der Blumen auch. Doch das Organ das sie wahrnimmt, ist ein und dasselbe. Auch Körper sind verschieden, die Psyche ist verschieden, doch Chaitanya (Bewusstsein), das Selbst, der Atman, ist Eins.

Das Leben ist ein mächtiger Strom. Die fünf Vishayas Shabda, Sparsa, Rupa, Rasa, Gandha (Klang, Gefühl, Gestalt, Geschmack und Geruch) – sind sein Wasser. Lust, Gier und Zorn sind Krokodile, Haie und Wale. Geburt und Tod sind Strudel. Der weise Mensch überquert den Fluss mit dem Boot der Selbstkontrolle und Vichara (Unterscheidung).

Aktion, Emotion und Intelligenz sind die drei Pferde, die vor diesen Körper-Wagen gespannt sind. Sie sollten in perfekter Harmonie und Einheit arbeiten. Nur dann wird der Wagen reibungslos fahren.

Vertraue weder den Sinnen noch den Nerven. Lass dich von den glitzernden, substanzlosen, falschen, vergänglichen und hohlen Freuden dieser materiellen Welt nicht in die Irre führen. Entwickle eine starke Unterscheidungskraft. Kultiviere höchste Gelassenheit. Vertiefe dich in Meditation über das Unsterbliche Selbst.  Gib dich nie zufrieden bevor du nicht die Gefilde der ewigen Wonne, des höchsten Friedens, des ewigen Lebens, immerwährender Freude und endloser Herrlichkeit erreicht hast!

Unser Universum ist auch ein Aspekt Gottes, denn seine Erschaffung, Bewahrung und Auflösung kommen aus Ihm. Goldene Ohrringe, Armreifen etc. sind nichts als Gold. Genauso ist diese Welt der Namen und Formen nichts als Gott. Alle Formen sind Vibhutis205 Gottes. Wenn du dies stets bedenkst, erlangst du eine neue Sichtweise. Du wirst von Anhaftung und Hass befreit. Du erlangst Selbsterkenntnis durch die Verehrung von Virat206.

Der intelligente, gewandte, allzeit wachsame Yogi ist stets bereit, den herumwandernden spitzbübischen turbulenten Geist mit seinen Pfeilen zu erlegen. Er erlangt ethische Vollkommenheit, Disziplinierung der Sinne und des Geistes, stärkt seinen Körper, reguliert den Atem, passt seine Ernährung an, kontrolliert das Sperma und erschlägt schließlich geradewegs den Geist. Dann tritt er in tiefen AsamprajnataSamadhi (überbewusster Zustand) ein. In der Mandukya Upanishad steht, dass Pranava (auch oṃkāra, oṃ und ॐ) der Bogen, der Geist (das niedere Selbst) der Pfeil und Brahman das Ziel ist. – Und wenn man mit Sorgfalt das Ziel anvisiert, wird man Eins mit ihm.

Alle Farben sind im Auge konzentriert, alle Geschmäcker auf der Zunge, alle Berührung auf der Haut, alle Klänge im Ohr, alle Gerüche in der Nase. Alle Sinne sind im Geist versammelt, aller Geist zentriert im OM oder Atman, dem höchsten Selbst, der Grundlage (Adhara) von allem.

Wenn jemand eine Musikdarbietung besucht, beginnt sein Körper sich irgendwann im selben Takt zum Rhythmus zu bewegen. Genauso taucht der Jiva (individuelle Seele) - obwohl er in Wahrheit nur ein äußerer Zeuge ist - in die weltlichen Freuden ein, nachdem er einen Vorgeschmack davon bekommen hat.

Wenn der Geist etwas überaus mag, erlischt jegliches Schmerzempfinden, selbst wenn der Körper vor der Zerstörung steht. Wenn der Geist völlig in ein Objekt versunken ist, wer wäre dann noch da, um das Tun des Körpers  zu beobachten oder zu spüren?

Du kannst Gott mit diesen physischen Augen nicht sehen, aber du kannst Ihn mit Hilfe deines reinen, scharfen Intellektes erkennen, wenn du den Geist von allen bösen Neigungen gereinigt hast.

Der Schrei nach Freiheit ist überall. Doch wahre Freiheit kommt nur, wenn der Geist bereit ist, als ergebener Diener von Atman zu arbeiten.
Oh Ram, du besitzt mehr Gefühl als Verstand. Kontrolliere die Emotionen und finde Ruhe.

„Wille“ ist die Urkraft im Menschen, die Seelen-Kraft. Wenn die Wünsche überwunden werden, entwickelt sich Willenskraft. Kontrolle der Indriyas (Sinnesorgane) erhöht die Willenskraft ebenso. Entschlossenheit, Geduld, Interesse, Aufmerksamkeit, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, Einsatz, Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit, sexuelle Enthaltsamkeit und Meditieren über das Selbst entwickeln die Willenskraft. Ein willensstarker Mensch besitzt vollkommenes Selbstvertrauen. Er hat in all seinen Unternehmungen Erfolg. Scheitern kennt er nicht. Verwechsle Verbissenheit und Sturheit nicht mit Willensstärke. Starrsinn entsteht aus Tamas, Trägheit. Sie ist eine Form von Dummheit.

In dir steckt ein ganzes Arsenal an Kräften. In dir liegt ein Ozean des Wissens. In dir entspringt der Brunnen göttlicher Wonne. Alle Fähigkeiten sind verborgen in dir angelegt. Der innere Mensch ist die Unsterbliche Seele. Du bist identisch mit dem Höchsten Selbst. Erkenne dies und sei frei. Entfalte deine schlafenden Kräfte durch Meditation. Zapfe die Quelle an. Tauche tief hinunter und berge die atmische Perle. Sei mutig. Sei unbeschwert. Werde zum Superman!

Du bist der Architekt deines Schicksals und Glücks. Du bist Herr über dein Schicksal. Du kannst Dinge erschaffen und Dinge auflösen. Durch rechtes Denken, Fühlen und Handeln kannst du den Zustand Brahmans erreichen. Du kannst alte, krankhafte Gewohnheiten mit deiner Willenskraft auflösen. Du kannst falsche Samskaras (Eindrücke im Geist), unheilige Gelüste und irrige Vorstellungen zerstören. Du kannst neue Gewohnheiten pflegen. Du kannst deine Natur ändern. Du kannst wunderbare Charaktereigenschaften entwickeln. Du kannst die ganze Welt durch deine spirituelle Kraft bewegen. Auch andere kannst du in den Zustand der Göttlichkeit erheben. Du kannst die Naturkräfte kontrollieren. Du kannst den Elementen gebieten.

2. Die Kraft der Gedanken

Karma bedeutet Handeln und ebenso das Gesetz von Ursache und Wirkung. Die Lebensformen, die unterhalb des Menschenreiches liegen, sind „geistlos“. Darum können sie keine Gedanken erzeugen. Darüber hinaus haben sie keine Vorstellung von Gut und Böse, was man tun sollte und was nicht und darum können sie kein Karma erschaffen.

„Nun, wahrlich ist der Mensch Gedankengeformt; wie ein Mensch in dieser Welt denkt, so wird er, wenn er einst aus ihr gegangen ist.“ (Chhandogya Up. III-14-1)

Gedanken sind solide, solider als ein Steinbrocken. Sie haben gewaltige Kraft und Macht. Benutze diese Gedankenkraft achtsam. Sie kann dir in verschiedener Weise sehr angenehm zu Diensten sein. Doch missbrauche diese Kraft nicht willkürlich. Wenn du sie falsch benutzt, wirst du schnell zu Fall kommen und schreckliche Wirkung wird folgen. Nutze sie dazu, anderen zu helfen.

Die Kumaras207 - Sanaka, Sanananda, Sanathsujata und Sanatkumara (die ersten Menschen nach indischer Mythologie) waren geistige Schöpfungen von Brahma (dem Schöpfergott). Auf Brahmas einfachen Willen hin wurden diese vier Söhne geboren. Sie schlugen sofort den Weg der Entsagung (Nivritti Marga)ein.

Der Mensch denkt an sinnliche Dinge und haftet ihnen an. Er glaubt z.B., dass Früchte sehr gut für den Körper sind. Er strengt sich an, sie zu bekommen. Dann hat er sie wirklich und kann sie genießen. Jetzt hängt er am Obst. Er entwickelt die Gewohnheit, Früchte zu essen, und wenn er einmal einen Tag keine bekommt, geht es ihm nicht gut. Durch das Denken kommt das Verhaftetsein; aus dem Verhaftetsein entsteht Verlangen; Verlangen entwickelt Ärger – Ärger entsteht dann, wenn ein Verlangen aus irgendeinem Grund nicht befriedigt wurde; aus Ärger wird Wahn; im Wahn verliert man das Gedächtnis; Gedächtnisverlust führt zum Verlust des Intellektes; und mit dem Verlust des Intellektes ist der Mensch völlig ruiniert. Wenn du ewigen Frieden erlangen möchtest, denke nicht an Dinge, sondern denke stets nur an den unsterblichen, glückseligen Atman.

Verlangen an sich sind harmlos. Sie werden erst durch die Vorstellungskraft oder die Gedankenkraft aktiviert (Sankalpa Shakti). Nur dann richten sie Verwüstung an. Der Mensch schwelgt in Gedanken über Sinnesobjekte. Er stellt sich vor, ganz viel Vergnügen durch sie zu erfahren. Dieses Fantasieren regt Sehnsüchte an. Die Vorstellungskraft kooperiert mit den Sehnsüchten. So werden die Sehnsüchte gekräftigt und aktiviert. Heftig attackieren sie dann den getäuschten Jiva.

Wenn der Geist an weltliche Dinge denkt, herrscht Ordnung. Der Verstand denkt vielleicht an eine Rose und dann denkt er vielleicht an einen Bungalow, Geld, eine Seereise, ein Flugzeug, ein Auto, Restaurants und Filme. Man kann glauben, dass der Geist ziellos umherschweift. Doch es herrscht Ordnung in seinen Bewegungen. Der Gedanke an einen Bungalow kommt, wenn er an eine Rose denkt, denn Rosen werden um Bungalows herum angepflanzt. Sobald er an einen Bungalow denkt, schleicht sich der Gedanke an Geld ein, denn nur ein reicher Mensch mit Geld lebt in einem Bungalow. Dann will der Geist angenehme Dinge mit Geld erleben. Er möchte eine Vergnügungsreise nach Europa machen und dort mit dem Flugzeug oder Auto von A nach B fliegen bzw. fahren, in Hotels gut essen und in Kinos Filme anschauen.

Zuerst lässt man einen ablenkenden Gedanken herein. Dann lässt man die Fantasie schweifen. Es macht Freude, diesem schlechten Gedanken nachzugehen. Man erlaubt ihm, im Geist zu bleiben. Schrittweise krallt sich der Gedanke im Geist fest, wenn man ihm nicht widersteht. Dann wird es sehr schwierig, ihn wieder loszuwerden. Ein Sprichwort besagt: „Reiche einem Schurken die Hand und er nimmt den ganzen Arm.“ Das Gleiche gilt für Gedanken.

Gleiches zieht Gleiches an. Wenn du einen schlechten Gedanken zulässt, zieht dieser Gedanke alle möglichen schlechten Gedanken von anderen an. Und du gibst diesen Gedanken ebenso an andere weiter. Gedanken sind in Bewegung. Gedanken sind eine lebendige Kraft. Ein Gedanke ist ein Ding. Wenn du deinem Geist erlaubst, einem erhabenen Gedanken nachzugehen, wird dieser Gedanke gute Gedanken von anderen anziehen. Und du gibst den guten Gedanken an andere weiter. Du verpestest die Welt mit deinen schlechten Gedanken. Mit deinen guten Gedanken verbesserst du die Welt.

Geschmolzenes Gold, das in einen Schmelztiegel gegossen wird, nimmt die Form des Schmelztiegels an. Genauso nimmt der Geist die Form dessen an, das er durchdringt.

Der Geist nimmt die Form jeglichen Gegenstandes an den er intensiv denkt. Wenn er an eine Orange denkt, nimmt er die Gestalt einer Orange an. Wenn er an Krishna denkt, nimmt er die Gestalt von   Krishna an. Trainiere den Geist gut und gib ihm passende sattvige Nahrung. Halte einen sattvigen Gedankenhintergrund oder ein sattviges mentales Bild aufrecht.

Der Geist ist wie ein Rad, das sich endlos mit extremer Geschwindigkeit dreht. Mit jeder Umdrehung erzeugt es neue Gedanken. Dieses Rad wird durch die Vibration von feinstofflichem Prana in Bewegung gebracht.

Das Üben von Pranayama verringert die Geschwindigkeit des Geistes und lässt das Rad immer langsamer werden. Absolute Kontrolle von Prana bringt das Rad zum Stillstand.

Dieselben Gedanken, die einen Menschen während des Tages beschäftigen, gehen ihm auch im Traum durch den Kopf.

Wenn du voll Reinheit und Konzentration bist, kannst du den Geist jedes Bhava (innere Haltung) annehmen lassen das du möchtest. Wenn du an Barmherzigkeit denkst, ist dein gesamtes Wesen mit Barmherzigkeit erfüllt. Wenn du an Frieden denkst, ist dein Wesen von Frieden durchdrungen.

Versteht ihr, Freunde, dass eure Gedanken euren Charakter schleifen und euer Schicksal formen?

Gedanken sind äußerst mächtig. Mächtiger als Elektrizität. Gedanken kontrollieren euer Leben. Erobert eure Gedanken. Merzt schonungslos Angst-Gedanken aus, egoistische Gedanken, Hass-Gedanken, Begierde-Gedanken und jegliche Art von krankhaften, negativen Gedanken. Diese schlechten Gedanken verursachen Schwäche, Krankheit, Unfrieden, Depression und Verzweiflung. Pflege positive Gedanken wie Barmherzigkeit, Mut, Liebe und Reinheit. Die negativen Gedanken sterben von selbst. Probiere es aus und fühle deine Kraft. Reine Gedanken erfüllen dich mit neuem, freudvollem Leben.

Erhabene göttliche Gedanken haben einen ungemeinen Einfluss auf den Geist; sie vertreiben schlechte Gedanken und verändern die Mentalsubstanz. Der Geist wird komplett zu Licht verwandelt, wenn man göttliche Gedanken pflegt.

Die geistige Einstellung legt die Natur einer Handlung fest und bringt ihre Früchte hervor. Du magst deine Mutter, deine Schwester oder deine Frau umarmen. Die Geste ist die gleiche, aber das mentale Bhava ist jedes Mal anders.

Beobachte allezeit dein Bhavana (Ideen und Gefühle). Dein Bhava sollte immer sattvig sein. Pflege stets Brahma-Bhavana. Beobachte deine innere Haltung während der Meditation. Den Atem brauchst du nicht zu beobachten.

Die Gedanken, die man im Geist kreiert und die Bilder, die man im täglichen Leben formt, helfen einem dabei zu erschaffen, wer man ist oder wer man sein möchte. Wenn man ununterbrochen an den reinen, unsterblichen Atman denkt und mit der Formel „Ich bin Brahman“ meditiert, wird man identisch mit Atman. Wenn man stets an Gott Krishna denkt, wird man identisch mit Krishna. Man wird auf ewig in ihm weilen.

Gedanken gewinnen durch Wiederholung an Stärke. Wenn man einen schlechten Gedanken oder einen guten Gedanken einmal denkt, hat dieser gute oder schlechte Gedanke die Tendenz, erneut aufzutauchen. Gedanken ballen sich zusammen, denn gleich und gleich gesellt sich gern. So werden, wenn du einen schlechten Gedanken pflegst, alle möglichen schlechten Gedanken zusammenkommen und dich herunterziehen. Wenn du einem guten Gedanken, nachgehst werden sich alle guten Gedanken verbinden und dir Auftrieb geben.

Der Geist ist ein Schlingel, ein hampelnder Affe. Täglich muss man ihn disziplinieren. Dann wird er langsam unter Kontrolle gebracht. Nur wenn man den Geist mit praktischer Übung trainiert, kann man schlechte Gedanken und Taten am Entstehen hindern und daraus resultierende schlechte Ereignisse abwehren, die durch Wiederholung entstanden. Nur durch praktisches Trainieren des Geistes kann man das Aufkommen guter Gedanken und Taten fördern und die guten Gedanken
und Taten aufrechterhalten.

Sei dir auch bewusst, wie sich ein Sankalpa (Wunsch, Vorstellung) in kurzer Zeit in viele Sankalpas (Vistara)208 ausweitet. Sagen wir mal, du bekommst ein Sankalpa, deine Freunde zum Tee einzuladen. Der Gedanke „Tee“ ruft sofort Gedanken an Zucker, Milch, Teetassen, Tische, Stühle, Tischdecken, Servietten, Löffel, Kuchen, Kekse etc. hervor. So ist diese Welt eine einzige Ausweitung von Sankalpas. Die Ausdehnung der Gedanken auf die Objekte führt zu Bindung (Bandha). Entsagung von Sankalpa ist Befreiung (Moksha). Man muss immer aufpassen und die Sankalpas im Keim ersticken. Nur dann wird man wirklich glücklich. Der Geist spielt mit Tricks und Kniffen. Verstehe seine Natur, seine Art, seine Gewohnheiten. Nur dann kannst du ihn leicht kontrollieren.

Je weniger Sehnsüchte man hegt, umso weniger Gedanken gibt es. Werde völlig frei von Verlangen, dann hält das Rad des Geistes ganz an. Wenn man seine Wünsche beschränkt, wenn man nicht danach strebt, sein Verlangen zu stillen, wenn man versucht, seine Sehnsüchte eine nach der anderen auszureißen, dann werden Gedanken weniger häufig auftauchen und weniger lange. Die Zahl der Gedanken pro Minute vermindert sich auch. Je weniger Gedanken man hat, umso größeren Frieden hat man. Denke stets daran. Ein reicher Mann, der in einer Großstadt mit Spekulationen beschäftig ist hat einen ruhelosen Geist, trotz all seinem Komfort, während ein Sadhu (Entsagter), der in einer Höhle im Himalaya lebt und sich in der Kontrolle der Gedanken übt sehr glücklich ist, trotz seiner Armut.

Je geringer die Zahl der Gedanken, umso größer ist die Kraft des Geistes und die Konzentration. Nehmen wir einmal an, dass man durchschnittlich hundert Gedanken hat, die einem pro Stunde durch den Kopf gehen. Wenn es einem gelingt, sie durch Konzentrations- und Meditations-Übungen auf neunzig zu reduzieren, hat man zehn Prozent an geistiger Konzentrationskraft gewonnen. Jeder Gedanke weniger führt dem Geist Kraft und Frieden zu. Schon ein einziger Gedanke weniger bringt mentale Stärke und Frieden. Das spürst du vielleicht am Anfang nicht, weil du noch keinen fein gestimmten Intellekt besitzt, doch in uns ist ein spirituelles Thermometer, das auch schon die Verminderung der Gedanken um einen einzigen registriert. Wenn man die Gedanken um nur einen verringert, hilft einem die Stärke, die man durch das Unterlassen dieses einen Gedankens gewonnen hat dabei, den nächsten Gedanken noch einfacher wegzulassen.

Genauso wie man eine Tür schließt, wenn ein Hund oder ein Esel hereinzukommen versucht, so verschließe auch deinen Geist bevor ein schlechter Gedanke eindringen und in deinem Gehirn seinen Abdruck hinterlassen kann. Bald schon wirst du weise sein und ewigen, grenzenlosen Frieden und Glück erfahren.

Rotte Begierde, Habsucht und Egoismus aus. Pflege nur reine heilige Gedanken. Auch wenn dies eine schwierige Aufgabe ist, muss man das üben. Nach geraumer Zeit wirst du mit deinem Versuch erfolgreich sein. Die Zerstörung eines schlechten Gedankens gibt dir Kraft, weitere schlechte Gedanken auszumerzen und entwickelt deine Seelenstärke und Willenskraft.

Verzweifle nicht, auch wenn du es nicht schaffst, einen schlechten Gedanken auszulöschen. Ohne Fleiß kein Preis. Innere spirituelle Stärke entwickelt sich nach und nach in dir. Das kann man fühlen.

Leidenschaft, Egoismus, Neid, Stolz und Hass sind sehr tief verwurzelt. Wenn man die Äste eines Baumes beschneidet, wachsen sie nach einiger Zeit wieder nach. Genauso ist es mit den Vrittis, wenn sie für eine Weile unterdrückt oder abgeschwächt werden; nach einiger Zeit kommen sie erneut zum Vorschein. Man muss sie  energisch mit Vichara (Hinterfragen), Meditation etc. an der Wurzel ausreißen.

Auf den Gummi-Plantagen schneiden die Pflanzer die kleinen, überschüssigen Bäumchen, die zwischen den großen Bäumen stehen, heraus. Dadurch können sie von den großen Bäumen mehr Milch (Gummisaft) zapfen. In gleicher Weise müssen die Gedanken  beschnitten werden, um Ambrosia, den Nektar der Unsterblichkeit zu kosten.

Kontrolliere deine Gedanken. So, wie du nur die guten Früchte in deinem Korb behältst und die faulen wegwirfst, so halte auch nur gute Gedanken im Geist fest und wirf die schlechten hinaus.

So, wie Früchte aus einem Samen geboren werden, so keimen Taten aus Gedanken. Gute Gedanken erzeugen gute Taten. Schlechte Gedanken erzeugen schlechte Taten. Wehre schlechte Gedanken ab. Wenn du durch SatsangaFußnoten209 , durch das Lesen religiöser Bücher, durch Gebet etc. gute Gedanken pflegst, sterben die schlechten Gedanken von alleine ab.

Du entfernst sofort ein störendes Steinchen aus deinen Schuhen. Genauso muss jeglicher quälende Gedanke aus dem Geist entfernt werden. Nur dann hast du genügend Kraft entwickelt, den Geist zu kontrollieren. Nur dann hast du wahrhaft Fortschritte auf deinem geistigen Weg gemacht.

Wenn du einer Schlange einen Stock auf den Kopf haust, bleibt sie für eine Weile absolut reglos. Du glaubst sie ist tot. Dann richtet sie plötzlich ihren Kopf wieder auf und flieht. Genauso sammeln die Gedanken, die du einmal erschlagen und unterdrückt hast wieder Kraft und heben den Kopf. Man muss sie völlig zerstören, ohne Chance auf Auferstehung.

Wenn du einer Eidechse den Schwanz abschneidest, zappelt der eine Zeit lang herum, weil noch etwas Prana in dem abgetrennten Ende ist. Nach ein oder zwei Minuten hören die Bewegungen auf. Genauso werden einige Gedanken noch zappeln wie der abgeschnittene Eidechsenschwanz, auch nachdem du sie ausgeschieden und reduziert hast. Ernste Schäden können sie nicht anrichten. Sie besitzen keine Kraft mehr.  Wie ein Ertrinkender nach allem greift, womit er sich retten könnte, genauso versuchen diese leblosen Gedanken ihr Bestes, um in ihren alten Zustand und ihre alte Kraft zurück zu kommen. Wenn du regelmäßig deine täglichen Konzentrationsübungen und Meditation machst, sterben sie von alleine ab, wie eine Lampe.


Identifiziere dich mit dem unsterblichen Selbst. Frage dich ‚Wer bin ich?’ wann immer Gedanken in deinem Geist aufsteigen. Alle Gedanken werden mit der Zeit absterben.


Der Geist ist die Wurzel des Samsara-Baumes (von Tod und Geburt) mit seinen Tausend Auswüchsen, Ästen, zarten Blättern und Früchten. Wenn du die Sankalpas, die Gedanken, ausrottest, zerstörst du den Samsara-Baum mit einem Schlag. Zerstöre ein Sankalpa sobald es auftaucht. Die Baumwurzel wird durch das Ausmerzen der Sankalpas austrocknen und der Samsara-Baum schon bald eingehen. Das verlangt erhebliche Geduld und Ausdauer. Wenn alle Sankalpas getilgt sind, schwimmst du in einem Ozean der Wonne. Diesen Zustand kann man nicht beschreiben, du musst ihn selber fühlen.

So wie Feuer in sich verlischt wenn der Brennstoff aufgebraucht ist, genauso verschwindet der Geist in seiner Quelle – den Atman – wenn alle Sankalpas, alle Gedanken vernichtet sind.

Man kann nicht alle Gedanken auf einmal an ein oder zwei Tagen austilgen. Der Prozess, die geistigen Modifikationen zu vernichten, ist schwierig und langwierig. Gib diesen allmählichen Prozess, die  Gedankenwellen zu überwinden, nicht in der Mitte auf, wenn du auf Schwierigkeiten und Hindernisse stößt. Versuche in erster Linie, die Gedanken zu reduzieren. Vermindere deine Wünsche und Sehnsüchte. Die Gedanken werden weniger werden. Mit der Zeit werden alle Gedanken ausgetilgt sein. Gedanken sind wie die Wellen des Ozeans. Sie sind unzählbar. Am Anfang scheint es dir vielleicht hoffnungslos. Einige Gedanken werden abebben während sich andere wie ein Schwall ergießen. Dieselben alten Gedanken, die schon einmal verschwunden waren, werden nach geraumer Zeit vielleicht wieder an der Oberfläche auftauchen. Gib in keiner Phase des Prozesses die Hoffnung auf. Innere spirituelle Stärke erlangst du mit größter Sicherheit. Du kannst am Ende nur gewinnen. Alle Yogis hatten einst die gleichen Schwierigkeiten, die du jetzt erlebst.

Behalte ein junges Herz. Denke nicht: „Ich bin alt geworden“. So zu denken  ist eine schlechte Angewohnheit. Pflege diesen Gedanken nicht. Denke mit 60: „Ich bin 16“. Was du denkst, das wirst du. Das ist ein großes psychologisches Gesetz.

Sitze in Ruhe und Frieden. Unterscheide. Trenne dich von den Gedanken und dem Geist, der das denkende Prinzip bzw. die denkende Instanz ist. Identifiziere dich mit dem innersten Selbst und sei ein stiller Beobachter, ein Sakshi. Alle Gedanken werden mit der Zeit von alleine absterben. Du wirst eins werden mit dem Höchsten Selbst, mit Para Brahman.Setze die Praktik mentaler Stille weiter fort. Es verlangt ohne Zweifel eine direkte Anstrengung, den Geist auszuschalten. Zuerst vernichte die Vasanas. Nur dann kannst du das Sadhana (spirituelle Praxis) der Geistesstille eifrig praktizieren. Ohne Vasana Kshaya211 ist keine geistige Stille, keine Auflösung des Geistes (Manonasha) möglich.

3. Gunas

Sattva ist Jnana Shakti (die Kraft des Wissens). Rajas ist Kriya Shakti (die Kraft des Handelns). Tamas ist Dravya Shakti  (die Kraft des Bewahrens der Manifestation). Manas oder Geist und die fünf Jnanendriyas212 entstanden aus Sattva. Prana und die fünf Karmendriyas213 entstanden aus Rajas. Die fünf Bhutas (Elemente), Akasha (Äther), Vayu (Luft), Agni (Feuer), Apas (Wasser) und Prithvi (Erde) entstanden aus Tamas. Luft ist eine Modifikation von Äther, Feuer ist eine Modifikation von Luft, Wasser ist eine Modifikation von Feuer, Erde eine Modifikation von Wasser.

Rama (Inkarnation Gottes) kämpfte zwar mit Ravana (Dämon), jedoch auf der Basis von Sattva. Ravana jedoch kämpfte aus Tamas heraus. Die Handlung des Kämpfens war bei beiden gleich. Das Karma, das aus einer sattvigen Handlung entsteht, kann einen Menschen nicht binden, doch Karmas, die von Tamas herrühren führen zu Verstrickung. Ersteres ist kein Karma. Es verbrennt im Feuer der Weisheit. Letzteres ist ein Sprössling der Selbstsucht.

Rajo-Guna versetzt den Geist in Schwingung, in Unruhe. Aktivität entsteht, wenn Rajas mit Sattva oder mit Tamas vermischt wird. Man begeht edle Taten, wenn die Basis der Handlungen Sattva ist. Gerissenheit, Gemeinheit, Falschheit und Betrug stammen von Tamas als Handlungsbasis ab.

Am Anfang, wenn man rajasig (leidenschaftlich) ist, zeigt man seinen Feinden gegenüber Gefühlskälte oder Verachtung und Rachlust. Wenn man durch selbstlosen Dienst und Meditieren spiritueller wird, werden diese Gefühle langsam weicher, bis einfach nur Gleichmut bleibt. Später, wenn du noch einen Schritt weiter kommst und dein Geist allein von Sattva (Reinheit) erfüllt ist, verschwindet sogar dieser Gleichmut. Dann entwickelst du intensive Liebe für sie. Du entwickelst reine, gleichmäßige Einsicht (Sama Drishti).

Wenn einer viel redet, viel isst, ständig in Bewegung ist, kann er kein inneres Leben im Atman haben. Er hat einen nach außen gerichteten Geist und nach außen gerichtete Energie. Sein Geist ist voller Rajas.

Meditation geschieht mit Hilfe des Geistes. Der Geist ist ein Resultat von Avidya (metaphysische Unwissenheit). Durch die Wirkung (Geist) kann die Ursache (Brahman) erkannt werden. Ein von Rajas oder Tamas erfüllter Geist ist Jada, ohne Feingefühl. Ein sattviger Geist, der mit den vier Hilfsmitteln ausgestattet ist, ist Brahman selbst. Er ist reiner Glanz. Die Shrutis (heilige Schriften) erklären mit Nachdruck: Manasa eva Drashtavyam – durch den (reinen) Geist allein kann Brahman geschaut oder erkannt werden. In Meditation oder Yoga liegt eine unbeschreibliche Kraft (Achintya Shakti), die die individuelle Seele (den Jiva) zur höchsten Seele trägt.

Keine der Gunas kann für sich allein existieren. Die drei Gunas existieren nur in Verbindung miteinander. Sattva, Rajas und Tamas können nicht in voneinander unterschiedliche Teile getrennt werden.

Starkes Rajas kann in Sattva umschlagen. Aus dem Räuber Ratnaka wurde der Weise Valmiki. Ragai und Madhai, die beide sehr rajasig waren und Nityananda mit Steinen bewarfen, wurden zu dessen ersten Schülern.

Verwechsle das Geflüster des niederen Geistes nicht mit der Stimme der Seele. Der höhere Geist, der nach Tugend strebt, ist Shudda214 Manas (sattviger Geist). Dieser höhere Geist erhebt den Menschen. Er führt ihn. Er ist ein wahrhafter Lehrer. Versuche, die Stimme des sattvigen Geistes zu vernehmen. Wenn du etwas Falsches tust, stichelt dich der sattvige Geist. Das ist das Zeichen dafür, dass die Tat schlecht ist.  Wenn der Geist von Freude erfüllt ist und sich erhebt, ist die Handlung rechtschaffen. Der Geist, der Luxus und Bösem zugetan ist, ist der niedere (rajasig-tamasige) Geist. Dieser Geist ist die Ursache dafür, dass man zu Fall kommt. Merze Rajas und Tamas durch erhöhtes Sattva aus. Dann wirst du sicher sein.

4. Der Geist und die Ernährung

jaisa anna vaisa manna ("Wie die Nahrung so der Geist"). Der Geist baut sich aus dem feinen Anteil der Nahrung auf. Essen hat einen enormen Einfluss auf den Geist. Fisch, Fleisch, Knoblauch und Zwiebeln stimulieren die Leidenschaft. Sie sind rajasig bzw. tamasig. Schau dir den Tiger an, der von Fleisch lebt, wie wild er ist. Schau dir die Kuh an, die von Gras lebt. Wie sanft und freundlich ist sie. Man kann aus Milch, Obst, Gemüse, Mandeln, Butter, Sahne, grünen Mungobohnen, Dal215 etc. gut Nahrung und Energie beziehen. Milch ist ein perfektes Nahrungsmittel. Sattvige Nahrung hilft dem Geist bei der Konzentration. Sie macht den Geist rein.

Reinheit der Nahrung führt zur Reinheit des Geistes. Das impliziert, dass alle Dinge, auf die sich die Sinne richten, rein sein müssen. Die Ohren sollten erhabene Verse aus der Bhagavad Gita, dem Ramayana, dem Bhagavata, den Upanishaden und Kirtana über Hari216 zu hören bekommen. Die Augen sollten Hari schauen. Trage sattvige, reine Kleidung. Sprich reine Worte. Umgib dich mit sattvigen Gefährten. Lies reine Bücher. Mache das Haus in dem du lebst zu einem sattvigen Ort. Dekoriere dein Meditationszimmer mit sattvigen Bildern Gottes. So wirst du sattviges Gottesbewusstsien erlangen. In einem der Friedensmantras heißt es: „Oh Götter! Mögen wir mit unseren Ohren hören, was Gutes verheißt. Oh Ihr Anbetungswürdigen, mögen wir mit unseren Augen sehen, was Gutes verheißt.“

Den Magen mit Reis, Gemüse, Dal und Brot zu überladen macht schläfrig und beeinträchtigt das Sadhana (spirituelle Praxis). Eine auf Milch basierende Ernährung macht den Körper sehr, sehr leicht. Man kann dann leicht und angenehm stundenlang in einer Asana verweilen. Wenn man sich schwach fühlt, kann man ein bis zwei Tage lang etwas Reis und Milch oder Gerste und Milch oder jede andere leichte Nahrung zu sich nehmen. Menschen, die im Dienstleistungs- und Pflegebereich arbeiten, viel öffentliche Vorträge halten oder in andere intensive spirituelle Aktivitäten involviert sind, brauchen ordentliche, gehaltvolle Nahrung.

Während des Fastens sind alle Indriyas (Sinnesorgane) bis auf die Zunge ruhig. Die Zunge wird immer wieder ihr Verdeck öffnen und an alle möglichen Speisen denken. Darum sollte man zuerst und mit allen nur möglichen Mitteln die Zunge kontrollieren. Wenn man die Zunge unter Kontrolle hat, können alle übrigen Sinne leicht beherrscht werden.

„Ein Mensch ist so alt wie seine Arterien“ sagt die Medizin. Das in den Lebensmitteln bereits enthaltene Salz ist allemal genug. Man braucht den Currys und Suppen kein Salz zuzufügen. Wenn zu viel Salz in den Arterien ist, verlieren sie ihre Elastizität und können auch dem geringsten Blutdruck nicht standhalten. Die wichtigen Organe Leber, Nieren, Magen, Herz etc. verlieren ihre Elastizität. Zu viel Salz im Blut bewirkt eine trockene Art von Juckreiz, Durst, Verstopfung, Überempfindlichkeit gegenüber der Sonnenhitze sowie Kopfschmerzen.

Ein Yogi sollte nicht länger als ein YamaFußnoten217(drei Stunden) ohne Essen bleiben. Das Essen sollte leicht, mild, gehaltvoll und nahrhaft sein.

Wer Fleisch isst, hat ein Leichenhaus im Magen. Man ist in keinem geeigneten Zustand für yogische Praxis und spirituelle Kontemplation.

Man kann sich nicht allein von Kanda Mula218 ernähren. Nur von Wurzeln zu leben ist eine romantische Vorstellung emotionaler Menschen, die keine Ahnung von spirituellem Leben haben.

Extreme Askese ist zum Erkennen des Selbstes nicht nötig. Es geht immer darum, den Mittelweg zu finden. Ernähre dich an Sonntagen und an Ekadasi219 von Milch und Früchten. Zu viel Fasten schwächt und verzögert das intensive spirituelle Sadhana. Man kann gelegentlich milde Fastenzeiten einlegen.

5. Sehnsüchte - Die Ursache für das Gebundensein

Was gilt als Vergnügen für gewöhnliche Lebewesen? Worin liegt es? Es gründet in der Befriedigung von Sehnsüchten, in der Nähe oder im Besitz von Dingen zu sein, die man sich wünscht. Doch ist das immer möglich? Wir wissen, dass es das nicht ist. Wie kann denn ewige Freude durch eine Sache erlangt werden, die endlich ist oder die konditioniert ist in Zeit, Raum und durch Ursachen, die allesamt von Vergänglichkeit gezeichnet sind?

Was ist Mukti220? Da, wo es weder Gewinn noch Verlust gibt, ist wahrhaft Mukti. Wo es weder Harsha (überschwängliche Freude) noch Soka (Depression) gibt, da ist wirklich Mukti.

Alle Aktivitäten im Leben dienen dazu, Freude zu erfahren. Das Leben hasst Schmerz, vermeidet ihn und es hat den Drang, das Vergnügen ewig währen zu lassen.

Der Grund für Leiden liegt in dem Verlangen, die sinnlichen Dinge dieser Welt zu erleben und zu genießen. Patanjali benutzt den Begriff "Abhinivesha"221 für dieses starke Verlangen nach Leben und Vergnügen. Der Grund für Verlangen ist Unwissenheit. Wenn man den Urgrund ‚Unwissenheit‘ zur Gänze beseitigt, indem man das Wissen um das Selbst erlangt, hört alles Sehnen und Festhalten am Leben, alles Leiden für immer auf. Schopenhauer benutzte den Ausdruck ‚Lebenswille’ statt Abhinivesa.

Der Geist strebt auf ganz natürliche Weise den Dingen der Welt entgegen. Der Fluss des mentalen Stromes ist auf weltliche Dinge gerichtet. Man muss den Geist durch Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und Abhyasa(Übung) nach innen lenken. Am Anfang wird der Geist immer und immer wieder den weltlichen Dingen entgegenstreben, selbst wenn er auf den Atmangerichtet wird. Damit der Geist für immer im Atman weilt ist beständiges Üben notwendig.

Wenn der Blick nach außen gerichtet ist (Bahirmukha222 Vritti), fesselt der Strom der vorbeiziehenden Ereignisse den Geist. Die nach außen gerichteten Energien des Geistes beginnen dann zu spielen.

Das Verlangen ist ein brennendes Feuer. Lösche dieses Feuer, indem du alle Sankalpas zerstörst. Dann erfährst du den höchsten Frieden des Ewigen. Das Auslöschen der Sankalpas führt zu Moksha.

Der Geist dehnt sich aus, wenn man in den Genuss ersehnter Dinge kommt. So erlangt er Freude. Er wird eins mit den erfreulichen Dingen. Er zieht sich zusammen, wenn er mit unangenehmen Dingen in Kontakt kommt. So erfährt er Schmerz. Er wendet sich ab von Dingen, die Schmerz erzeugen.

Ein Mann aus Darjeeling denkt, dass Mussoorie ein besserer Ort sei; einer der in Mussoorie lebt glaubt unsinnigerweise, dass Nainital ein besserer Ort sei. Das ist alles ein Trick des Geistes. Entfernung verzaubert die Sicht. Wandere nicht umher. Wo immer man hinkommt hat man den- selben Himmel, dieselbe Erde, dieselben fünf Elemente und die gleiche Leidenschaft. Weile in Frieden an einem Ort und denke an Gott.

Gehe wohin auch immer es dich zieht, nach Gulmarg oder Pahalgaon in Kashmir, nach Darjeeling oder Simla im Himalaya, nach Wien oder in die Alpen, doch echten Frieden wirst du nicht finden. Die bezaubernde Landschaft mag das Auge für einen Moment besänftigen. Raga (Mögen), Dvesha (Nichtmögen), Eifersucht, Leidenschaft und Habsucht sind überall. Du findest überall dieselbe Erde, denselben Himmel, dieselbe Luft und dasselbe Wasser. Du trägst denselben Geist mit dir. Fantasie und ein Ortswechsel haben schon viele getäuscht. Sei zufrieden. Lebe, wo immer du möchtest. Bringe Disziplin in deinen Geist und die Sinne. Meditiere ohne Unterlass über das innere Selbst (Antar-Atma). Hierin wirst du ewigen Frieden finden und der Geist wird aufhören, dich zu täuschen.

Gib deine Gedanken über dies und jenes auf. Zerstöre Vikshepa, das Hin-und-Her-Schwanken des Geistes. Fange den flatternden Geist-Vogel in deinem Herzen ein durch stetige Hingabe, Disziplin und regelmäßiges Meditieren. Weile friedvoll in deinem Selbst.

Die illusorische geistige Prägung des Kreislaufs von Geburt und Tod, die durch viele Hunderte Leben entstanden ist, geht nur durch lange Yogapraxis bzw. spirituelles Sadhana über einen langen Zeitraum zugrunde.

Durst nach Vergnügen (Trishna) ist die Ursache für Schmerz und Fesseln. Man muss diesen Durst durch die Überwindung aller Wünsche vernichten. Dann kommt schnell ewiger Frieden.

Die Saat des Begehrens ist der Urgrund für Geburt und Tod. Verwurzele dich im Göttlichen, durch Japa, Kirtan und Meditieren über Gott (Bhakti Yoga) oder über die Frage „Wer bin ich?“ und meditiere über Atman (Jnana Yoga). Alle Saat des Begehrens wird dadurch in toto verbrannt werden. Du wirst höchsten Frieden und ewige Freude erfahren.

Vasanas sind stärkere Rauschmittel als Alkohol, Bhang223 oder Opium. Diese Drogen wirken nur einige Stunden, während die Wirkung von Vasanas viele Jahre anhält. Die Wirkungen trägt man von Geburt zu Geburt weiter. Die Wirkung hält an bis man Wissen über das Selbst erlangt.

Vasanas haben eine ungeheure Wirkung auf den Geist von Menschen. Sie überwältigen sie und lassen sie zu hoffnungslosen Opfern oder Sklaven werden.

Das Wasser eines Sees wird auf zweierlei Arten bewegt. Winde wehen und lassen die Wellen ansteigen. Das ist die eine Art. Blasen steigen vom Seegrund auf und platzen an der Oberfläche. Das ist die andere Art. Genauso wird der See des Geistes auf zwei Arten bewegt, von innen und von außen. Der Geist verbindet sich mit den Sinnen, kommt mit den äußeren Dingen in Kontakt und wird aufgewühlt. Die versteckten Vasanas und verborgenen Samskaras bewegen den Geist von innen her.

Der Geist wird aus Sattva (Reinheit) geboren. Somit ist er rein. Doch er wird durch die Vasanas unrein; er wird nrein durch sein Herumwandern in den Sinnesgefilden dieser Welt, begleitet  von dem sinnlichen Jiva, der die sinnlich wahrnehmbaren Dinge kostet.

Menschen, welche unter dem Antrieb von Vasanas stehen, gehen wie Betrunkene durch diese Welt. Sie können zwischen Realität und Unwirklichem nicht unterscheiden. Ihr Verständnis ist umnebelt. Sie folgen unüberlegtem Verlangen nach sinnlichen Dingen. Unter dem überwältigenden Einfluss der Vasanas vergessen sie die Konsequenzen völlig. Sie haben kein Gedächtnis. Ihr aufgeblasener Intellekt hört unter der starken Hand der Vasanas auf zu funktionieren.

Vasanas verdichten sich durch wiederholte sinnliche Vergnügungen. Sie werden durch das Frönen in sinnlichen Dingen immer stärker. Je stärker die Vasanas sind, umso stärker sind die Verblendung und die Torheit.

Vasanas sind subtile Wünsche. Transformiere unreine Vasanas mit Einsatz und Eifer in reine. Und noch im gleichen Augenblick wirst du Jnana erlangen. Das ganze Spiel des Samskara wir durch Vasanas aufrecht erhalten. Die Ausrottung aller Vasanas ist Moksha.

Wenn Vasanas den Geist einnehmen, liegt man in Fesseln. Wenn der Geist völlig frei von allen Arten von Vasanas ist, entsteht Befreiung.
So wie dunkle Wolken die Sonne verstecken, verdecken auch Egosimus und Vasanas (Wünsche) den Jnana Surya (die Sonne des Wissens, Atman).
Wenn eine Vasana ausgerissen wurde erhöht das die Willenskraft. Hast du erst einmal fünf Vasanas unter Kontrolle, ist es ein Leichtes, die sechste zu beherrschen. Mit der Vernichtung jeder Vasana bekommst du zusätzliche Stärke. Das kannst du richtig fühlen.

Es ist leicht, an Universitäten Abschlüsse zu bekommen, indem man sich ein paar Bücher einverleibt, doch es ist außerordentlich schwer, Vasanas auszurotten. Aber ein Suchender, der eiserne Entschlossenheit, Geduld, Ausdauer und tugendhafte Eigenschaften besitzt, kann ohne Zweifel alle Vasanas beseitigen.

Vasanas lassen sich nur schwer zerstören. Vasanas auszumerzen ist schwerer als den Berg Sumeru zu versetzen. Doch ein Mensch mit brennender Entschlossenheit und eisernem Willen kann sie in kurzer Zeit beseitigen.

Beruhige den Geist indem du die Vasanas, die Wünsche, loslässt, Mouna (Schweigen) hältst und tief und beständig meditierst. Beherrsche die Sinne indem du Dama (Selbstbeherrschung) und Pratyahara (Zurücknehmen von Sinneswahrnehmungen) übst. Richte deinen Blick auf Lakshya (Konzentrationspunkt). Halte Zölibat ein. Iss einfache Speisen. Meditiere regelmäßig. Bald schon wirst du Freiheit und Unsterblichkeit erreichen.

Wenn du stark in der Überzeugung bist, dass diese Welt nicht wirklich ist, tauchen keine Vasanas im Geist auf. Ohne Vasanas wird es auch keine Sankalpas geben. Wenn der Geist überhaupt nicht denkt – da er gänzlich Vasana-los ist – geht der höchste Zustand von „Geistlosigkeit“ (Amanas)224 auf, der höchste Freude und höchstes Wissen hält.

Der Wunsch, ins Kino zu gehen, ist eine unreine Vasana. Der Wunsch, die Gita zu lesen, die Mala (Gebetskette) zur Hand zu nehmen, die Hütte eines Heiligen zu besuchen, sind reine Vasanas. Mehre die reinen Vasanas. Alle unreinen Vasanas verschwinden dann von alleine. Der starke Wunsch nach Selbsterkenntnis zerstört alle Arten von Vasanas. Es ist gut, die reinen Vasanas zu vermehren. Sie sind auf deinem Weg zur Selbsterkenntnis Gold wert.

Ein steter Strom von unreinen Vasanas fließt vom Geist zu den Dingen. Dieser Strom sollte durch Üben auf den reinen Pfad von Japa (Mantrawiederholung), Dhyana (Meditation), Vichara (Hinterfragen), Satsanga (Gemeinschaft mit Weisen) und das Studium religiöser Bücher umgeleitet werden.

Die Dinge in der Außenwelt bewegen die Sinne und dadurch entsteht das Verlangen, in ihren Genuss zu kommen. Erst strebt der Mensch nur danach, die Dinge zu besitzen, um sie genießen zu können. Dann besitzt er sie und genießt sie. Dann wird er abhängig von ihnen. Er krallt sich am irdischen Leben fest und verheddert sich darin wie eine Seidenraupe in ihrem Kokon.

Hoffnung treibt alle törichten Menschen an. Nichts ist schwieriger zu erlangen als ein Bild, welches die Hoffnung dem Geist vormacht. Die Hoffnung, die ein Vater hegt, seinen einzigen Sohn noch einmal zu sehen, der verloren ging, ist sehr, sehr klein. Die Hoffnung kinderloser Frauen, einen Sohn zu gebären, ist sehr gering. Die Hoffnung älterer Frauen auf Heirat, wenn sie jemanden in ihrem Umfeld davon sprechen hören, ist sehr, sehr mager.

Der Ursprung allen Tuns ist ein Verlangen. Ein Wunsch keimt im Geist. Dann bemühst du dich darum, das Objekt deines Verlangens zu bekommen. Verlangen ist die Kraft, die das Fortbestehen des Lebens gewährleistet. Verlangen ist ein Kind von Avidya (Unwissenheit). Die Zerstörung der Unwissenheit, die mit dem Erlangen von Selbsterkenntnis einhergeht, kann jegliche Art von Verlangen ausrotten. Verlangen ist die wahre Fessel, die den Menschen an diese Welt bindet. Wenn alles Verlangen mit dem anbrechenden Wissen um das Selbst in Stücke zerfällt, ist man befreit von Samsara.

Wo Gott ist, gibt es kein Kama225. Wo Kama ist, gibt es keinen Rama. Wo Verlangen ist, ist die Welt. Wo Frieden ist, gibt es keine Leidenschaften. Wo es Leidenschaften gibt, ist kein Frieden. Wo Verhaftetsein herrscht, gibt es keine Freiheit. Wo Freiheit herrscht, gibt es kein Anhaften. Wo Vasanas sind, gibt es keine Vollkommenheit. Darum gehe über das Verlangen hinaus, indem du Viveka (Unterscheidungskraft) und Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) schulst und über Brahman (das Absolute) meditierst und glücklich bist.

Fühle, dass Shiva226 stets an deiner Seite ist. Fühle, dass du in seinem Schoß schläfst. Habe nicht die geringste Angst, wenn du von Krankheit, Schwierigkeiten oder Sorgen heimgesucht wirst. Sei unbeugsam. Sieh ihnen mit einem Lächeln entgegen. Es sind Tests oder Prüfungen, die dich auf deinem spirituellen Pfad stärker machen und dich mit Mut und Geduld erfüllen sollen. Es ist Sein Segen, nur in Verkleidung. Heiße sie mit heiterer Fassung willkommen und überwinde eine nach der anderen. Gott wird dir immense Stärke geben, um sie zu überwinden. Spüre seine Gnade in deinem Alltag, in allem was auch geschieht. Dann wirst du mit jedem Tag stärker werden, Oh Ram. Grummele nicht, wenn etwas Unangenehmes passiert.

Der wahre Satsanga ist im Innern. Sich mit unreinen Vasanas und Raga-Dvesha (Zu- und Abneigungen) abzugeben ist schlechter Sanga. Wenn du Vasanas und ihre Strömungen von Anziehung und Abstoßung zerstörst, kannst du Sanga (die gute Gesellschaft) von Brahman, dem unsterblichen Selbst, genießen.

Wünsche bringen den Geist in Aufruhr und regen die Sinne an aktiv zu sein. Dann fliegen die Sinne zu den Dingen im Außen. Werde den Sinnesobjekten gegenüber gleichgültig, indem du die Unvollkommenheiten des sinnlichen Lebens durchschaust und immer mehr zwischen wahr und unwirklich unterscheidest. Beherrsche zuerst die Sinne und tilge dann das Verlangen.

Wenn ein Verlangen während des Wachzustands nicht befriedigt wird, manifestiert es sich im Traum. Der Mensch tut im Traum, was er im Wachsein gerne tun würde – und was er im Wachzustand aus Vorsicht, Sorge oder wegen irgendwelcher Schwierigkeiten oder Hindernisse nicht tun konnte. Während des Träumens kann der Geist sich auf ungehinderte Weise austoben, da der physische Körper ruht.

Man vergleicht den Geist auch mit Quecksilber. Wenn man eine winzige Menge Quecksilber auf den Boden gießt, zerfließt es in alle Richtungen. Es ist dann schwer, all die zerstreuten Partikel wieder einzusammeln. Genauso sind die Strahlen des Geistes in verschiedenen sinnlichen Dingen verstreut. Und es wird schwierig, all die zerstobenen Geistes-Strahlen einzusammeln. Man kann Quecksilber jedoch durch einen bestimmten Prozess unter Zuhilfenahme von Kräutern auf Pillenform bringen (Gagana Gutika). Es heißt, dass man fliegen kann, wenn man diese Pille im Mund hat. In ähnlicher Weise kann das Herumwandern des Geistes durch Leidenschaftslosigkeit und Übung eingefangen werden. Ein Yogi, der den Geist gebunden hat, kann aufsteigen zu Brahman.

Ein Arzt mag meinen, der Anwalt sei sehr glücklich. Der Antwalt glaubt, dass der Geschäftsmann glücklicher ist. Der Geschäftsmann hält den Richter für glücklicher. Der Richter denkt, dass der Professor glücklicher ist. Die Arbeit der anderen scheint gut und einträglich. Das ist eine Täuschung. Das ist ein Trick des Geistes. Sei vorsichtig. Erlange Viveka. Niemand ist glücklich in dieser Welt. Wahres Glück findet man nur in seinem eigenen Atman. Nur ein Jivanmukta (Befreiter), der sich aus der Knechtschaft von Avidya befreit hat, der das Selbst erkannt hat, ist je glücklich. Darum erlange Selbsterkenntnis und lebe für immer glücklich.

Wenn du in den Besitz von etwas gekommen bist, das Objekt deines Verlangens war, zieht der Geist seine Aufmerksamkeit von dem Ding ab und geht nach Innen, bevor ein neues Verlangen nach einer anderen Sache aufkommt und genießt das freudvolle innere Selbst. Diese Wahrheit kennen nur die, welche Unterscheidungskraft besitzen.

Was angenehm und reizend erschien hört auf es zu sein, wenn man es besitzt und in seinen Genuss gekommen ist. Der Geist täuscht die Menschen und führt sie in die Irre.

Manchmal gibt es zwischen unterschiedlichen Wünschen Streit. Nur eins von zwei gegensätzlichen Verlangen kann erfüllt werden, und folglich wird das andere unterdrückt. Das unterdrückte Verlangen mag nach geraumer Zeit wieder an die Oberfläche des Geistes treten und dann auch befriedigt werden.

Wenn du zwanzig Rupien227 in der Tasche hast und auf den Bazar zum Einkaufen gehst, kommen verschiedene widersprüchliche Wünsche in deinem Geist auf und du findest dich in dem großen Dilemma wieder, ob du nun ein Flanellhemd für den Winter, einen guten Füllfederhalter oder ein solides Paar Schuhe kaufen sollst. Der Wunsch, der sehr intensiv in deinem Geist wirkt, wird in diesem Moment Früchte tragen. Die anderen Verlangen werden vorübergehend unterdrückt.

Ein Verlangen wird nie durch den Genuss des Ersehnten gelöscht. Es nimmt nur zu, wie ein Feuer welches mit Ghee, geklärter Butter, genährt wird. Man kann Verlangen durch Viveka, Vairagya, Vichara, Tyaga, d.h. Unterscheidung, Nicht-Anhaften, Hinterfragen, Entsagung und Meditieren über den Atman kontrollieren.

Die subjektiven Gefühle von Harmonie und Streit sind die unmittelbaren Vorläufer von Freude und Schmerz. Die äußeren Dinge rufen zuerst subjektive Veränderungen hervor, wie z.B. Hitze oder Kälte oder das Gefühl von Harmonie oder Zwietracht, und dann bewirken sie Freude und Schmerz. Ein Stoiker, ein Schüler des Philosophen Zenon, und ein hinduistischer Vairagi, werden durch Disziplin, durch das Trainieren des Körpers, der Sinne und des Geistes gegenüber Schmerz und Freude gleichgültig. Schmerz und Freude sind relativ. Sie sind letztlich Gebilde des Geistes. Sie sind Dharmas (Eigenschaften) des Geistes. Im Atman gibt es weder Schmerz noch Freude. Er ist die Verkörperung der Wonne. Man muss den Geist transzendieren, um atmische Wonne zu erfahren.

Begehre nichts. Hoffe nichts. Erwarte nichts. Fürchte nichts. Du bist unbezwingbar. Du bist das Licht der Lichter. Du bist die Sonne der Sonnen. Wenn die Sonne so viel Licht und Leben in die Welt strahlen kann, was kann dann erst die Quelle der Sonne, die Sonne der Sonnen bewirken? Fühle dies und werde zu einem Zentrum des Lebens, der Freude, des Friedens und des Segens. Erstrahle als die Sonne der Sonnen.

Ein Geist mit halb-entwickeltem Jnana (Erkenntnis) fühlt starken Schmerz, wenn er alles Verlangen aufgibt. Er bedarf der Hilfe durch Gebete höherer Seelen.

Nur unwissende Menschen beschweren sich dauernd über ihre Umwelt und die Umstände. Habe einen starken Willen und überkomme Umwelt und Umstände. Du kannst deinen Willen nur rein, stark und unwiderstehlich machen, wenn du über das Verlangen hinauswächst.

Wenn du frei von Tod sein willst, werde frei von Verlangen. Wenn du keinen Schmerz wünschst, gib das Vergnügen auf. Wenn du keinen Tod wünschst, gib die Geburt auf indem du Trishna (Wünsche) zerstörst.

Wenn du den größeren Frieden Gottes betreten willst, müssen alle weltlichen Sehnsüchte sterben, alle Sinne unter absolute Kontrolle und der Geist zur Ruhe gebracht werden.

Ein Beschränken der eigenen Wünsche, sattvige Nahrung, Frohmut, Satsanga, Brahmacharya (Enthaltsamkeit), eine brennende Sehnsucht nach Befreiung und regelmäßiges Meditieren tragen dich zur Schwelle von Moksha, zum Ort ewiger Wonne.

Wer keinerlei Verlangen hat, sieht die Welt als bloße Spreu. Er kann über die ganze Welt bestimmen.

Oh du rastloser Geist, du Bummler, du vergrämtes Chitta (Geist)! Warum streunerst du vergebens sinnlichen Dingen hinterher?  Bist du ihrer nicht müde? Denke daran: diese Welt, dieser Körper und dieses Leben sind so vergänglich und unstabil wie Seifenblasen. Die Welt ist voller Elend, Unwahrheiten, Betrug, Hass und Krankheit. Es gibt hier keinen Funken Glück zu finden. Dessen kannst du sicher sein. Öffne deine Augen jetzt. Finde Zuflucht zu Füßen Haris (Gottes) und sei im Frieden. Erfreue dich der Reichtümer der drei Welten. Trinke den Nektar der Hingabe und werde unsterblich.

Oh Geist, warum wanderst du ziellos herum wie ein verstoßener Hund. Was hast du dadurch gewonnen? Gib das Verlangen auf. Kehre zurück in deine ursprüngliche liebliche Heimat – die unsterblichen Gefilde ewiger Wonne – und sei glücklich.

Der Wunsch nach Kindern ist das Verlangen nach Besitz und das Begehren von Besitz ist ein Verlangen nach der Welt.

Das Verlangen hat dich zum schlimmsten aller Bettler gemacht. Ein echter Sklave ist ein Mensch, der Verlangen hegt. Darum zerstöre das Verlangen durch Viveka, Vichara und Hingabe.

Bis auf Weise und Yogis, die unerschöpflichen, unvergänglichen spirituellen Reichtum besitzen, sind alle Menschen in irgendeiner Form Bettler höchsten Grades. Einige betteln um Geld, einige um eine gute Position, einen Titel oder Ehren, andere um Landbesitz und Immobilien. Das Verlangen macht einen zum schlimmsten aller Bettler. Wenn man alles Verlangen dank Selbsterkenntnis austilgt, hört diese Bettelei gänzlich auf.

Obwohl die frühere Natur eines Jnani (Weisen) weitgehend erneuert wurde bleiben doch ein paar Überreste der alten Natur in geringem Maße aktiv. Darum sagt die Gita (III-33): „Sadrisam Cheshate Svasya Prakriter Jnana vanapi – Auch ein weiser Mensch verhält sich seiner Natur entsprechend.“

Zerschlage die Fesseln des Verlangens. Behalte im Erfolg wie auch in der Niederlage ein ausgeglichenes Gemüt. Zeige keine Zuneigung für das Leben und Abneigung gegenüber dem Tod. Verfluche einen Menschen, der dir Leid zufügt nicht und wünsche dem Menschen, der dich mit Sandel-Creme salbt nicht alles Gute. Nimm nur so viel Nahrung zu dir, um den Körper am Leben zu erhalten. Reinige den Geist. Befreie dich aus allem Verhaftetsein. Reiße alle geistigen Bindungen und Knoten auf und lebe frei wie der Wind. Du wirst ohne Zweifel ewiges Glück erlangen.

Samskaras sind Eindrücke von Taten, Wünschen, Vergnügen und Erfahrungen. Sie sind die übrig bleibenden latenten Wirksamkeiten, die wirksam werdenden Reste von Handlungen. Die Summe all dieser Samskaras, die im unterbewussten Geist, im Chitta, plaziert sind, wird Karmasaya (Sammelbehälter des Karmas, der Handlungen, das Vehikel der Handlungen) genannt.

Samskaras sind latente Eindrücke unserer Taten. Sie sind in den unter- bewussten Geist gebettet. Aus ihnen entsteht Prarabdha Karma228, das in diesem Leben wirksame Schicksal.

Samskaras sind genauso unzerstörbar wie Materie und Energie. Doch durch das Feuer von Jnana und Asamprajnata(Erkenntnis) oder NIrvikalpa Samadhi werden sie vernichtet.

Alle Novizen auf dem spirituellen Pfad verspüren eine Art Tauziehen zwischen den alten sinnlichen Samskaras und den neu geschaffenen spirituellen Samskaras die ‚heraufkommen‘ und wieder ‚hinabfallen‘. So wie sie immer reiner werden, werden sie von den weltlichen Samskaras nicht mehr heruntergezogen.

Ein Zeichenblock ist nichts weiter als Papier mit ein paar Bildern. Wenn man die Bilder mit einem Radiergummi entfernt, bleiben in dem Block nur leere Blätter. Genauso verhält es sich, wenn die Samskaras durch Meditation und Samadhi aus dem Geist gelöscht werden: dann ist der Geist nichts als reines Brahman. Der Geist eines weltlich eingestellten Menschen ist ein Bündel Samskaras. Der Geist eines Weisen ist reines Brahman.

Ein unwissender Mensch ist ein Werkzeug in den Händen seiner Samskaras und Karmas. Er gewinnt langsam an Kraft, wenn er seine wahre wesentliche Natur versteht, indem er spirituelles Sadhana (Praxis) durchführt und dem Verlangen und dem Egoismus entsagt.

Wenn Hühner und anderes Federvieh herumrennen, um allerlei Müll zu fressen, was tut da der Besitzer des Stalles? Er schlägt sie leicht auf den Kopf und wirft ihnen Getreidekörner vor. Stück für Stück lassen sie dann von ihrer Angewohnheit, Unrat zu fressen, ab. In gleicher Weise fleucht der Geist hin und her, um schmutziges Zeug zu essen und die fünf Arten an sinnlichen Dingen zu kosten. Gib ihm einen leichten Schlag auf den Kopf und lass ihn schrittweise, durch das Praktizieren von Japa (Mantrawiederholung) und durch Meditieren auf den Geschmack spiritueller Freude kommen.

Rajasige Nahrung und Lesestoff, obszöne Lieder, Anblicke und Worte sowie schlechte Gesellschaft lassen das Rad des Geistes immer schneller drehen.

Sattvige Nahrung, der Umgang mit weisen Menschen, das Studieren heiliger Schriften, das Alleinsein üben und die Stille suchen, Japa, Kirtan, Konzentration, Meditation und essenzielle Fragen über das Leben (z.B. „Wer bin ich?“, "Woher komme ich" etc.) lassen hingegen das Rad langsamer werden und bringen es schließlich irgendwann zum Stillstand.

Lasse dem Geist gegenüber keine Nachsicht walten. Halte alle deine Sinne und Sehnsüchte unter strenger Kontrolle. Sage dich von unnötiger Furcht und Besorgnis los. Zerschneide im Geist alle Bindungen und Verflechtungen. Lasse ab von Vasanas (subtilen Wünschen). Das ist echter Sannyasa (Entsagung).