Shri Shri Ma - Göttliche Freude


Es liegt jenseits unseres gewöhnlichen Verstandes zu begreifen, was Ma darstellt und wer Sie in Wirklichkeit ist. Obwohl Sie immer sagt: „Ich bin nur
eure unvernünftige kleine Tochter“, so offenbaren sich dennoch in all Ihren Verhaltensweisen und in Ihrem ewig wunderbarem Spiel unter uns alle Kräfte des Göttlichen in konkreter Form. Eine unerschöpfliche Quelle der Freude und Süße geht von Ihr aus, obwohl Sie Tag und Nacht vom Lärmen und Treiben und den tausenderlei Anliegen aller Arten von Menschen umlagert wird. Ihr ruhiger und heiterer Blick, Ihre gütige, stets lächelnde Art alle Fragen zu beantworten und Ihr ausgeprägter Sinn für Humor, ist eine Inspiration und Wohltat für jedes Herz. Ihre Umgangsweise mit den Menschen ist so universell und allumfassend, dass Sie eine Verkörperung der mütterlichen Liebe genannt werden kann.
      Einige sagen, sie sei die Höchste Göttin des Universums in menschlicher Form. Andere meinen, dass Sie durch spontane innere Entwicklung ohne jede Anstrengung von Ihrer Seite aus Vollendung erlangt hat. Uns scheint Sie tatsächlich alles zu sein, was die Menschen in Ihr sehen möchten. Schon Ihr erster Anblick erweckt spirituelle Inspiration und inneres Streben in uns, selbst wenn wir fast unzugänglich für solche Ideen sein sollten. Sogar in den ausgedörrtesten Herzen ruft Ihre Gegenwart die wunderbarsten Gedanken über Gott und Seine Größe hervor, und die Schwingungen des Einen Universellen, Alldurchdringenden Lebens überströmen das Herz des Menschen in gleichsam endlosen Wogen eines unermesslichen Ozeans der Glückseligkeit.
      Als Sie einmal gefragt wurde, wer Ihr Meister sei oder von wem Sie Initiation erhalten habe, bemerkte Sie: „In früheren Jahren lehrten mich meine Eltern, und nachdem ich verheiratet wurde, mein Mann. Und jetzt sind, in jeder Situation des Lebens - alle Menschen und Dinge der Welt mein Guru. Doch wisset sicher, dass das Eine Höchste Wesen der einzige Guru aller ist.“
      Vom Standpunkt weltlicher Menschen aus ist Ma eine ideale Tochter, Ehefrau und Mutter. Für einen spirituellen Sucher haben Ihre Worte und Ihr Verhalten eine tiefe Bedeutung und offenbaren verschiedene Aspekte der Yogapraxis und des spirituellen Lebens, sowie die Grundwahrheiten des Dualismus, Monismus, des dualistischen Monismus und anderer philosophischer Lehren. Die physischen Veränderungen, die an Ihrem Körper auftreten, würden darauf schließen lassen, dass Sie ein reiner Vaishnava[42] ist. In der tantrischen Verehrung[43] von Shiva, Kali, Durga und anderen Gottheiten oder in der Durchführung vedischer Opferzeremonien hat Sie die Bewunderung bedeutender Philosophen aus Ost und West hervorgerufen. Der einzige Unterschied, den wir zwischen Ma und solchen großen Meistern feststellen, welche auf ihren jeweiligen Wegen des Bhakti-, Jnana- oder Karma-Yoga Vollendung erlangten, liegt in der Tatsache, dass in Ma alle spirituellen Wege eine wunderbare Synthese gefunden haben. Diese Harmonisierung der verschiedenen Wege, sich dem Göttlichen zu nähern, ist der Grund, dass alle Menschen von Ihr inspiriert werden.
      Ihr freundliches, sanftes Wesen, Ihre ungewöhnliche Geduld und Ausdauer, Ihre Aufopferung und Einfachheit, Ihre stets fröhliche und humorvolle Umgangsweise mit Männern, Frauen und Kindern, Ihr ungetrübter, klarer Blick, der allen Lebewesen nur Gutes wünscht, Ihre Liebe zu allen Menschen, unabhängig von ihrer Kaste, Glaubensbekenntnis, Gemeinschaft oder Nationalität und Ihr absolutes Erhaben sein über die Gegensätze von Freude und Leid lassen Sie zu einer einzigartigen Gestalt der modernen Zeit werden.
      Man kann nicht sagen, dass Sie Vollendung durch eigene Anstrengung erreicht hat, denn diejenigen, welche Sie von Kindheit an beobachten konnten, versichern, dass Sie Ihr ganzes Leben lang in Ihren Gedanken und Handlungen die gleiche geblieben ist. Niemand hat je bemerkt, dass Sie (wie ein Sucher, der ein „Ziel“ erlangen will) einen bestimmten spirituellen Übungsweg praktiziert hat.
      Jene natürlichen oder übernatürlichen Phänomene, die sich in Ihrem Körper offenbarten, manifestierten sich spontan zum Heil aller menschlichen Wesen. Sie waren weder beabsichtigt noch unbeabsichtigt und entsprangen auch keinerlei religiösem Eifer von Ihrer Seite. Wenn geklärte Butter zusammen mit anderen Gaben in das heilige Feuer geopfert wird, ist es ein Naturgesetz, dass die Flamme hoch auflodert, doch der Wohlgeruch, der davon ausgeht, reinigt und belebt die ganze Atmosphäre. Nach kurzer Zeit ist nichts mehr von den Opfergaben übrig, aber die Flammen brennen weiter, hell und rein. Ebenso ist es, wenn die Devotees ihre Opfergaben mit größter Liebe und Ehrfurcht zu Ma‘s Füßen darbringen - dann genügt allein die Berührung dieser Gaben, um Ihr Herz überströmen zu lassen, so wie die Milch der Mutter von selbst fließt, sobald der Mund des Kindes ihre Brust berührt. Genauso ist es bei Ma: All Ihre Worte, Ihre Blicke und Ihr Gesicht drücken Liebe für Ihre Kinder aus. Dann leuchtet Ihr Gesicht eine Zeit so auf, als läge ein göttlicher Schein auf ihm und gewinnt etwas später seinen normalen Ausdruck zurück.

Es gibt in Ihr keinen Konflikt, und kein Drang zum Handeln oder Nicht-Handeln stört die heitere Ruhe Ihres Willens. Sie ist völlig vom Licht jener Höchsten Wahrheit durchdrungen, welche die Grundlage aller religiösen Prinzipien und Praktiken und Moralgesetze der Welt ist und dem menschlichen Geist in verschiedenen Zeitaltern zum Heil der Welt offenbart wurde. Ein Schimmer jener Wahrheit, eine Ahnung davon, scheint durch all Ihre Handlungen, Worte und Lieder hindurch. Ihr Leben beweist die wichtige Tatsache, dass der Mensch auf dem spirituellen Weg fortschreiten kann, während er seine täglichen Pflichten angemessen und fröhlich erfüllt und seine sozialen Beziehungen aufrechterhält.
      Es ist an der Zeit für uns zu überprüfen, wie positiv unser gesellschaftliches Leben dadurch beEinflusst wird, dass mehr Menschen dem Pfad der Entsagung und des religiösen Lebens folgen und Sannyasis oder Sadhus werden. Es ist sicher kein Leichtes, aus den Bindungen des Familienlebensund dem Bereich zwischenmenschlicher Gesetze und Verantwortungen auszutreten und gangbare Wege für den spirituellen Fortschritt von Familie, Gesellschaft und Nation zu erschließen. Es gibt Menschen, die hohe Ebenenspiritueller Entwicklung erreicht haben, indem sie sich von der Welt zurückzogen und ein abgeschiedenes Leben in einsamen Ashrams oder Berghöhlen führten. Ihre individuelle Größe erhebt weder das allgemeine Bewusstseinder Masse auf spürbare Weise, noch bessert sie das Niveau des Zusammenlebens. Durch ihre Inspiration sind viele Ashrams in verschiedenen Teilen des Landes entstanden, deren Tempelkuppeln bis hoch in den Himmel reichenmögen und deren prachtvolle Gottesdienste und morgens und abends gesungene Hymnen und fromme Lieder viele Leute von nah und fern dazu bewegen mögen, mehr und mehr Geld dafür zu spenden, ja, die freie Verteilung von Prasad mag Tausende von hungrigen Menschen aus der Umgebung anziehen wie die Fliegen. Dennoch trägt der Einfluss solcher Institutionen, die mit dermaßen viel Arbeit und Geld aufgebaut würden, kaum dazu bei, unser soziales Leben gesünder und besser zu machen. Weder fördern sie Wissen und geistige Bildung, noch größere Liebe für die Menschen oder gar eine stärkere Sehnsucht nach Göttlichem Leben. Unsere Gesellschaft wird immer mehr durch gegenseitigen Neid, Konkurrenz und unnütze Auseinandersetzungen über Bagatellen geschwächt. Diejenigen, die im Herzen stark geblieben sind und ein Bewusstsein sozialer Verantwortung und selbstlosen Dienens bewahrt haben, finden kaum einen Einsatzbereich für eine tatsächlich wirksame Sozialarbeit, weil sie beinahe gelähmt werden durch die stagnierenden Vorstellungen der Klassenschranken früherer Zeiten. Darüber hinaus trifft man bei jedem Schritt zur Reform auf Widerstand. Die Kultivierung, welche körperliche und geistige Gesundheit verleiht, die den Menschen durch die Verwirklichung göttlicher Gnade in allen Lebenslagen stark und ausdauernd macht und unsere engherzigen und egoistischen Regungen verfeinert und umwandelt in eine selbstlose Haltung des Dienens und der Aufopferung, unabhängig von Kaste und Glauben, diese Kultur verschwindet immer mehr aus unserem Land, und ihr Einfluss und ihre Anwendung nehmen zweifelsohne allmählich bei uns ab.
      Es wird Zeit für uns zu fragen, warum dieser Zustand eingetreten ist. Wir sind in den engen Schablonen veralteter Bräuche und Vorurteile stagniert. Die Ideen und Ideale alter Zeiten sind mit denen des jetzigen Jahrhunderts zusammengeprallt und haben eine Art stehendes Gewässer in unserem sozialen und religiösen Leben hervorgerufen. Ma steht da, wo sich beide Wege scheiden.
      Ma‘s Leben und all Ihre Handlungen bekunden stets den innigen Wunsch, das Wohlergehen der Welt zu sichern, wobei Sie die Aufgabe, für Ihren Körper zu sorgen, anderen überlässt und selbst ganz darauf verzichtet, sich um Ihr eigenes körperliches Wohlbefinden zu kümmern. So hat Sie sich völlig freigemacht, das Schicksal der Hilflosen und Unterdrückten, der Kranken und Notleidenden zu lindern und ebenso den Reichen und Mächtigen zu helfen, die unaufhörlich an den verschiedensten körperlichen und geistigen Krankheiten ihres üppigen, verwöhnten Lebens leiden.
      Ihr Leben ist eine Offenbarung für uns alle. Durch Ihre täglichen Handlungen zeigt Sie uns, wie wir jede kleinste Einzelheit des Lebens mit dem Unendlichen verbinden können und wie wir ein neues Bewusstsein, eine
neue Einstellung in unseren menschlichen Beziehungen entwickeln und diese Welt zu einem Ort neuer Freude, einem Ort der Hoffnung und des Friedens machen können.
      Vom weltlichen Standpunkt aus gesehen gibt es nichts, was Sie Ihr eigen nennen könnte. Alle Stätten des einfachen Volkes, Tempel,
Hütten, Pilgerherbergen und öffentliche Ashrams sind jetzt Ihre einzigen Aufenthaltsorte - Orte, an denen alle Menschen, vom höchsten bis zum niedrigsten, in großer Anzahl ungehindert zu Ihr kommen können. Sie gibt sich ganz und gar für das Wohl der Welt hin. Alle Lebewesen betrachtet Sie als Ihre eigene Familie. Wie zuvor schon erwähnt, sagt Sie: „Für mich ist die ganze Welt ein einziger großer Garten, in dem ihr alle die blühenden Blumen seid, jede mit ihrer individuellen Schönheit und Anmut. Ich bewege mich von einer Stelle des Gartens zur anderen. Warum seid ihr traurig, wenn ich euch  verlasse, nur um bei euren Brüdern dort zu sein?“

Bei anderer Gelegenheit sagte Sie: „Ich habe kein Bedürfnis, irgend etwas zu tun oder zu sagen, es bestand nie irgendein Bedürfnis dazu, noch ist es jetzt da und wird auch in Zukunft niemals da sein. Was Ihr früher in mir offenbart saht, was Ihr jetzt wahrnehmt und was in Zukunft enthüllt wird, ist allein zu Eurem Heil bestimmt. Wenn Ihr glaubt, dass irgend etwas mir besonders lieb und zugehörig ist, dann Lasst mich sagen, dass die ganze Welt mir zugehörig ist.“
      Der ganze Reichtum der schöpferischen Kräfte der Universellen Mutter, den wir überall in dieser Welt offenbart finden, drückt sich auch in all Ihren Worten und Handlungen und in Ihrem Umgang mit Menschen aller Klassen aus. Für diejenigen, die Ihr ergeben sind, ist Sie wie ein kleines Kind, welches Beweise ihrer Liebe für sich haben möchte. Für andere, welche von Krankheit oder anderen weltlichen Problemen heimgesucht werden, drückt sich Ihr mütterliches Verlangen, ihnen Erleichterung zu verschaffen, in verschiedenen Formen des Beistands aus. All diese Verhaltensweisen entspringen einer unerschöpflichen Quelle gewaltiger, spiritueller Kraft, die ständig im Verborgenen tätig ist.
      Sie bringt allen Religionen, allen sozialen Institutionen, Gesetzen und Erziehungssystemen die gleiche Achtung und Wertschätzung entgegen. Dies veranschaulicht die große Wahrheit, dass alles in dieser Welt die Verkörperung des Einen Höchsten Seins ist. Sie sagt: „Alle religiöse Gedanken strömen in eine Richtung, so wie alle Flüsse in einen Ozean fließen. Und wir sind alle Eines.“ Wenn jemand Sie fragt, welcher Kaste Sie angehört und woher Sie stammt, antwortet Ma sogleich lachend: „Von eurem weltlichen Standpunkt aus gesehen kommt dieser Körper aus Ost-Bengalen und gehört zur Brahmanenkaste. Wenn ihr diese künstlichen Unterscheidungen jedoch einmal beiseite lasst, so werdet ihr erkennen, dass dieser Körper einfach zur einen ganzen menschlichen Familie gehört.“
      Zuweilen hörte man Sie sagen: „Habt Glauben an diesen Körper. Euer Glaube aus ganzem Herzen wird eure Augen öffnen.“ Manchmal sagt Sie auch: „Ich weiß nichts. Ich sage, was ihr meinen Ohren eingebt.“ Und ein andermal: „Dieser Körper ist nur eine Puppe. So wie ihr damit spielen wollt, so spielt sie.“
      Aus diesen und anderen Aussagen wird deutlich, dass jene KRAFT, die unserer Welt der Erscheinungen zugrunde liegt, in Ihrer Person Gestalt angenommen hat. Ihre Handlungen manifestieren sich aus einer Quelle undfließen wieder in diese zurück. Sie hat kein Gefühl von Dualität. Sie sagt oft: „Nur DU existierst, DU allein.“ Oder: „ICH allein BIN, und alles ist in MIR enthalten.“
      Einmal bemerkte Sie: „Gibt es irgendeinen wesentlichen Unterschied zwischen mir und euch? Nur weil ER existiert, gibt es auch ,ich‘ und ‚du‘. Wenn ihr mit festem Glauben, inniger Hingabe und einem Herzen, welches vor Liebe überfließt, rufen könnt: „Mutter, komm, komm zu mir, Mutter, ich kann nicht leben ohne Dich“, seid sicher, dass die Universelle Mutter Ihre Arme ausbreiten und euch an Ihr Herz drücken wird. Schaut nicht nur in Stunden der Not zu Ihr auf als eine geheimnisvolle Zuflucht. Denkt daran, dass Sie immer sehr, sehr nah bei euch ist und alle Entwicklungeneures Lebens lenkt. Mit dieser Überzeugung solltet ihr voranschreiten. Sie wird die Last all eurer Verantwortung von euren Schultern nehmen und euch die Kraft geben, dem Schicksal standzuhalten.“