Nektar des Entzückens - Vorwort


     In der Gestalt Shri Radhas offenbart sich nichts anderes als der Aspekt der Seligkeit oder die Verzücken schaffende Kraft (Hladini Shakti) Krishnas, der die Wahrheit, der Geist und die Seligkeit ist. Konkret ausgedrückt ist Radha nichts anderes, als die einmalige und unvergängliche Gestaltwerdung reinster Liebe zu Krishna. Liebe ist der Ursprung dieser Verzücken schaffenden Kraft, und die Quintessenz der Liebe heißt Madana Mahabhava (verzehrende, höchste Liebe), deren lebendige Verkörperung Radha ist. Sie selbst ist sichtbarer Ausdruck der Hladini Shakti. Sie ist die Seele, die Gottheit, die über die reinste, ständig sich mehrende Liebe regiert. Radhas einzige Aufgabe liegt darin, Krishna Freude zu bereiten, indem Sie Ihm voll Reinheit und Selbstverleugnung ständig dient. Dies ist der Sinn Ihres Daseins. In Krishna findet sich keinerlei sinnliche Begierde nach Ihr, noch die geringste, auch nur scheinbare Spur eines Verlangens nach eigener Befriedigung. Radha ist die vollkommenste Offenbarung göttlicher Schöpferkraft, während Krishna diese auf vollkommenste Weise besitzt. Beide sind ewig verschieden und nicht-verschieden. In ihrem nicht-verschiedenen Aspekt sind Radha und Krishna eins, ohne Anfang und Ende, und obwohl sie immer identisch sind, leuchten sie seit ewiger Zeit in zwei Gestalten, um sich ihres transzendenten Spieles zu erfreuen, das voll Liebe und Entzücken ist. Obwohl Radhas Liebe, oder Madana Mahabhava, vollkommen ist, hat sie nicht das geringste Bewusstsein ihrer Göttlichkeit. Sie entspringt sozusagen einer tiefen Zuneigung, die ihren Ursprung im Gefühl des Meinseins findet. Sie weiß nichts von ihrer Größe und bemüht sich auch nicht um deren Anerkennung. Obwohl sie alles übertrifft, ist sie völlig frei von Egoismus und anderen Schwächen. Die Liebe Radhas nimmt allein in Madana Mahabhava eine einmalige Form an. Mit diesem Gefühl dient Radha Ihrem einzig geliebten Krishna; es ist die Liebe, die den selbstlos Liebenden kennzeichnet. Das vollkommene Glück, das Radha in solcher Hingabe erlebt, ist unendlich viel größer als das Liebesglück Krishnas, der Ihre Hingabe als Ziel Ihrer Liebe empfängt. Aus diesem Grunde sehnt sich Krishna danach, lieber Gefäß der Liebe als ihr Ziel zu sein. Mit anderen Worten: Er will auch die Rolle des dienenden Liebespenders spielen, anstatt ausschließlich Empfänger dienender Liebe zu sein; Er will nicht nur Gegenstand der Verehrung sein, sondern auch selbst verehren. Deshalb nimmt Er auch die Rolle des Anbeters an, obwohl Er für Radha auf immer Ziel Ihrer Verehrung bleibt. Wo Krishna der Liebende ist, ist Radha Seine Geliebte; wo Radha als Liebende spricht, ist Krishna Ziel Ihrer Liebe. Beide glauben, dass sie für den anderen keine Liebe empfinden, und sie fühlen sich gering und einander verpflichtet, denn darin liegt das Wesen wahrer Liebe.

Lord Krishna & Shri Radharani


     Der größte Teil der Literatur, die sich mit der Liebe Krishnas und Radhas beschäftigt, besteht aus Gedichten, in denen Krishna als Geliebter und Radha als Liebende dargestellt werden. In acht der hier vorliegenden sechzehn Gedichte betrachtet Krishna Radha als Seine Geliebte und als Herrscherin im Königreich der Liebe; Er selbst glaubt, keine Liebe zu besitzen. In den übrigen acht Gedichten entgegnet Ihm Radha, und nun spricht Sie davon, dass Sie keine Liebe besitze, während Krishna reich an Liebe sei. Auf diese Weise stellen die sechzehn Gesänge dar, wie im Liebenden die Demut zunimmt, und den Geliebten mehr und mehr in seinen Augen erhöht.


     Je mehr sich der Leser vom Geist der Gedichte gefangennehmen lässt, umso mehr wird er erkennen, wie rein, selbstlos, hingabebereit und transzendent die Liebe Radhas und Krishnas ist. Diese Gedichte wurden veröffentlicht, damit alle jene, die diese Liebe als das Ideal erkennen und sich um sie bemühen, ihren Weg entsprechend wählen und sich von der Liebe zu den Füßen Radhas und Krishnas mehr und mehr ergreifen lassen.