Narada's - Bhakti Sutras

1. Jetzt werden wir Bhakti lehren, die Religion der göttlichen Liebe.

2. Bhakti ist tiefe Liebe (Paramaprema) zu Diesem (Göttlichen).

− Narada gebraucht in diesem Aphorismus keinen bestimmten Namen wie Gott, Brahman, Krishna oder dergleichen, sondern nur das neutrale Pronomen Dies. Dies ist etwas, was uns nahe ist und ewig im Herzen aller Wesen zu finden. Narada wollte in seiner Lehre nicht für eine einzelne Glaubensrichtung Partei ergreifen, sondern einen universellen Pfad aufzeigen, dem jeder, der bereit ist, folgen kann, ohne Rücksicht auf die besondere Glaubensrichtung, der er angehört.

3. In ihrer eigentlichen Natur ist diese göttliche Liebe unvergängliche Glückseligkeit.

4. Wenn ein Mensch sie erlangt, wird er vollkommen, unsterblich und gänzlich zufrieden.

5. Hat ein Mensch DAS erlangt, wünscht er sich nichts anderes mehr; er grämt sich nicht mehr, er ist frei von Haß oder Neid; er findet keine Freude an den Eitelkeiten der Welt, und er verliert jeglichen Eifer, etwas für sich selbst zu gewinnen.

6. Erst mag der sich Hingebende gleichsam trunken vor Glückseligkeit werden. Dann, wenn er DAS erkannt hat, wird er regungslos und still und erfreut sich am Atman.

7. Bhakti kann nicht dazu benutzt werden, irgendeinen Wunsch zu erfüllen, weil mit ihr alle anderen Wünschen aufhören.

8. Entsagung besteht darin, alle Handlungen - sowohl die weltlichen als auch die transzendentalen - Gott zu weihen.

9. Die Entsagung eines Bhaktas besteht darin, daß sich seine Aufmerksamkeit gänzlich Gott zuwendet, und daß er all das abweist, was der Liebe zu Gott entgegenwirkt.

10. Völlige Hingabe bedeutet, jegliche andere Zuflucht aufzugeben und zu Gott Zuflucht zu nehmen.

11. Die Zurückweisung all dessen, was der Liebe zu Gott entgegenwirkt, besteht in der Verrichtung solcher weltlichen und transzendentalen Handlungen, die der Hingabe an Gott förderlich sind.

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12. Man sollte sich nach den Heiligen Schriften richten, solange das eigene spirituelle Leben noch nicht fest in Gott gegründet ist.

13. Andernfalls besteht die Gefahr zu fallen.

14. Gesellschaftliche Sitten und Gebräuche brauchen nur so lange zu einem gewissen Grad befolgt werden, als bis die Liebe zu Gott entflammt ist; doch sollten solche Tätigkeiten wie Essen, Trinken usw., die zur Gesunderhaltung des Körpers notwendig sind, nicht aufgegeben werden.

15. Die Merkmale göttlicher Liebe wurden unterschiedlich beschrieben aufgrund der Verschiedenheit der Standpunkte.

16. Vyasa, der Sohn des Parashara, erklärt Bhakti als Hingabe an Werke der Verehrung und ähnliche Tätigkeiten (Puja-adishu).

17. Der Weise Garga erklärt Bhakti als Hingabe an den Lobpreis Gottes.

− Dazu gehört auch das Singen und Komponieren von Hymnen an Gott, das Studium und die Auslegung der heiligen Schriften und das Erörtern spiritueller Themen.

18. Der Weise Shandilya erklärt Bhakti als das Meiden all dessen, was das alleinige Sich Erfreuen im Atman beeinträchtigt.

19. Narada jedoch gibt folgende Merkmale von Bhakti an: Wenn alle Gedanken, alle Worte und alle Handlungen dem Herrn hingegeben werden, und wenn man sich bereits durch geringfügiges Vergessen von Gott äußerst unglücklich fühlt, dann hat die Liebe begonnen.

20. Es gibt Beispiele solch vollkommener Ausdrücke der Liebe.

21. Wie die Gopis von Vraja sie hatten.

− Die Kuhhirtinnen von Vrindaban liebten den göttlichen Krishnaknaben so sehr, daß sie ständig im Herzen mit Ihm vereint waren, ob sie molken, wuschen oder was auch immer sie taten. Krishna manifestierte sich jeder einzelnen Gopi gleichzeitig und tanzte und spielte mit ihr.

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22. Obwohl sie Krishna als ihren Geliebten verehrten, vergaßen die Gopis niemals Seine göttliche Natur.

− Das Shrimad Bhagavatam berichtet, wie die Gopis zu Krishna sagten: »Du bist nicht nur der Liebling Yashodas (Krishnas Pflegemutter), sondern Du bist das Innerste Selbst in allen Wesen«.

23. Hätten sie nicht jenes Wissen gehabt, daß Krishna Gott war, dann wäre ihre Liebe der niedrigen Leidenschaft einer Frau zu ihrem Liebhaber gleichgekommen.

24. In jener Sinnenlust besteht das eigene Glück in keiner Weise darin, den Geliebten glücklich zu machen.

25. Bhakti steht über Karma, über Jnana und steht über Yoga.

− In diesem Aphorismus gibt Narada nicht dem Pfad der Bhakti den Vorrang, sondern versteht Bhakti als Ziel, als den Zustand höchster Hingabe.

26. Denn Bhakti ist das Ergebnis all dieser Pfade.

27. Bhakti steht auch am höchsten, weil Gott der Eigendünkel mißfällt und Er die Demut liebt.

28. Einige sind der Meinung, daß Wissen das Mittel ist, um Bhakti zu erlangen.

− Mit Wissen ist das rechte Verständnis oder die Vernunft gemeint.

29. Andere sind der Meinung, daß Wissen und Hingabe wechselseitig voneinander abhängig sind.

30. Narada sagt, daß Verwirklichung von Bhakti aus sich selbst herrührt.

− D.h. sie ergibt sich nicht aus einer vorangegangenen Ursache, denn sonst befände sie sich immer noch im Bereich der Kausalität, der relativ begrenzt ist. Durch Meditation, Studium der heiligen Schriften etc. wird jedoch der Schleier der Unwissenheit gelüftet, der das schon ewig bestehende Göttliche gleichsam verdeckte.

31. Denn nur so verhält es sich auch im Fall des Königs, des Heims und des Essens.

− Diese drei Beispiele beziehen sich auf folgende Geschichten: Ein Prinz verlor sich einst in der Kindheit im Wald, und ein Einsiedler nahm sich seiner an. Als der Knabe, der nichts über seine Herkunft wußte und sich als bloßen Einsiedler betrachtete, einmal zufällig von seinen Eltern erfuhr, änderte sich dadurch nichts an der Tatsache seines Prinzseins, bloß wurde er an diesen Tatbestand erinnert. Ebenso wird der eigene, wahre und schon immer gegenwärtige Ursprung ins Bewußtsein zurückgerufen, wenn man das höchste Selbst erkennt.
Heim bezieht sich auf die Erfahrung eines Reisenden, der nach langer Abwesenheit nach Hause zurückkehrt. Sein Heim bleibt sein Heim, selbst wenn er fort ist, doch wird die Entfernung, die seine Freude trübte, aufgehoben, wenn er zurückkommt. In Bezug auf sein Heim jedoch ist nichts Neues eingetreten, bloß weil er verreist war. Essen bezieht sich auf die Erfahrung eines Hungrigen, wenn er seine Mahlzeit einnimmt. Durch die Sättigung wird kein grundlegend neuer Zustand hervorgerufen, es wird einfach die natürliche Zufriedenheit wiederhergestellt, die durch den Hunger gestört wurde.

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32. Nicht deshalb wird der König ein König, noch erlangt der Reisende deshalb Befriedigung, ebenso fühlt sich der Hungrige nicht deshalb gesättigt.

− S. Erklärung von Sutra 31: Der Königssohn wird nicht erst König dadurch, daß man ihn davon in Kenntnis setzt; ebenso steht es mit der Befriedigung des Heimkehrers und der Sättigung des Hungrigen: nur die Faktoren, die das normale Wohlbefinden gestört haben, wurden beseitigt.

33. Daher verdient nur jene höchste Liebe es, das Ziel der nach Befreiung Suchenden zu sein.

34. Die großen Lehrer beschreiben in Hymnen und Liedern folgende Mittel, den Zustand höchster Liebe zu erreichen.

35. Um den Zustand höchster Liebe zu erlangen, muß ein Mensch frei werden von der äußeren Welt - wie sie sich dem ichbezogenen Intellekt und den Sinnen darstellt - und von der Verhaftung an dieselbe.

36. Höchste Liebe wird erlangt durch ununterbrochenes liebendes Dienen.

37. Höchste Liebe wird erlangt durch das Hören und Singen von Gottes Lobpreis, selbst während man mit den Handlungen des alltäglichen Lebens beschäftigt ist.

38. In erster Linie jedoch wird sie erlangt durch die Gnade von Heiligen bzw. durch Gottes Gnade.

39. Es ist schwierig, einen Heiligen zu treffen und aus seiner Gesellschaft Nutzen zu ziehen; doch ist der Einfluß eines solchen Wesens subtil und  unfaßbar und unfehlbar in seiner Wirkung.

40. Dennoch kann man dies (d.h. die Gnade von Heiligen) durch Gottes Gnade erfahren.

41. Denn kein Gefühl der Verschiedenheit trennt Gott von Seinen Devotees.

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42. Solche Mittel allein sollten angewandt werden.

− D.h. die Mittel, die in den vorhergehenden Sutras genannt wurden, um Liebe zu Gott zu erlangen.

43. Von schlechter Gesellschaft sollte man sich unbedingt fernhalten.

44. Da sie die Ursache von Sinnenlust, Zorn, Verblendung und Vergessen
des Ziels ist und zum Verlust des Unterscheidungsvermögens und völligem Verderben führt.

45. Diese Leidenschaften mögen sich zuerst nur als kleine Wellen erheben, doch schlechte Gesellschaft läßt sie zu gewaltigen Meereswogen werden.

46. Wahrlich, wer überwindet die Maya?
Derjenige, der jegliche Verhaftung aufgibt, der seine Zuflucht bei Weisen sucht und durch Dienen frei wird vom Bewußtsein des »ich« und »mein«.

− Die nächsten drei Sutren stellen weitere Antworten auf die erste Frage dar.

47. Derjenige, der sich an einen einsamen und reinen Ort begibt, der die Bindung an weltliche Vergnügungen zerschneidet, der sich jenseits der drei Gunas begibt und auch das Bedürfnis nach Erwerb und Erhaltung von Wohlstand aufgibt.

− Die drei Gunas sind die drei grundlegenden Kräfte oder Energieformen, aus denen sich das geschaffene Universum zusammensetzt. Sattva ist die Qualität der Reinheit, Klarheit, der Harmonie und des Friedens. Rajas ist das Element der Bewegung, aber auch des rastlosen Verlangens. Tamas schließlich bezeichnet Trägheit, Dunkelheit.

48. Derjenige, der den Früchten seiner Handlungen entsagt, der alle eigennützigen Tätigkeiten aufgibt und die Dualität der Gegensätze transzendiert.

49. Derjenige, der sogar den Riten und Zeremonien, die von den Heiligen
Schriften vorgeschrieben werden, entsagt und reines, dauerhaftes
Vergnügen nach Gott hegt.

50. Wahrlich, so ein Mensch überquert diese Maya und hilft anderen, sie zu überqueren.

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51. Die wahre Natur dieser höchsten Liebe ist unaussprechlich.

52. Es ist, als wolle ein Stummer seiner Erfahrung eines wunderbaren Geschmacks Ausdruck verleihen.

53. Dennoch offenbart sie sich überall dort, wo eine Person die nötige Bereitschaft erworben hat. Diese Bereitschaft wird durch dauernde spirituelle Übung (Sadhana) erlangt.

54. Diese höchste Liebe ist eigenschaftslos; sie ist frei von allen selbstsüchtigen Wünschen; sie wird mit jedem Augenblick stärker; sie ist eine ununterbrochene innere Erfahrung, feiner als das Feinste.

55. Wenn ein Mensch diesen Zustand höchster Liebe erlangt, sieht er seinen Geliebten in allem, überall hört er von Ihm; nur DAS ist der Gegenstand seines Sprechens und Denkens.

56. Es gibt drei Arten anfänglicher Hingabe, je nachdem, welche der drei Gunas - Sattva, Rajas oder Tamas - im Gemüt des Suchenden vorherrscht und auch je nach dem Beweggrund, aus dem er sich Gott hingibt.

− Solange die Liebe des Suchenden noch von den Gunas (vergl. Sutra 47) gefärbt wird, nennt man sie Gunabhakti. Sie ist die Vorstufe zu Mukhyabhakti, der Liebe zu Gott um der Liebe willen. Eine Person, in deren Geist Tamas vorherrscht, weiß oft weder klar um das Ziel des Daseins, noch um die Mittel, es zu erreichen. Aus bloßer Gewohnheit vollzieht sie äußere Riten mit, geht sonntags zur Kirche, betet und spendet ein wenig und ist manchmal auch dem Aberglauben verfallen. Eine Person, in der Rajas dominiert, wendet sich an Gott, um Erfolg, Gesundheit und Wohlstand gewährt zu bekommen. Auch religiöse Institutionen, die mit Macht und Prestige verhaftet sind, kann man zu dieser Gruppe rechnen. Ein Bhakta jedoch, in dem das Sattva-Element vorherrscht, wünscht frei von den Fesseln der Welt zu werden und bittet um reine Liebe zu Gott und um Erkenntnis. Die Beweggründe, die einen Menschen veranlassen, sich Gott zuzuwenden, werden ebenfalls in drei Arten eingeteilt: Jemand, der unglücklich und der Welt überdrüssig ist, wird ein Artha genannt.

Jemand, der die Erfüllung von materiellen Wünschen begehrt, wird ein Artharthin genannt. Jemand schließlich, der das höchste Wissen über die Wirklichkeit zu erlangen sucht, die sich hinter der Erscheinungswelt verbirgt, ist ein Jijñasu.

57. Jede höhere Stufe trägt mehr zur Verwirklichung des höchsten Zieles bei als die vorangegangene.

58. Der Weg der Bhakti ist leichter als andere Pfade.

59. Denn Liebe ist etwas Augenscheinliches - sie ist ihr eigener Beweis und bedarf keinerlei anderer Beweise.

60. Ihre Natur ist Friede und höchste Glückseligkeit.

61. Ein Bhakta grämt sich nicht wegen irgendeines Leids, denn er hat sich selbst und alles, was er besitzt, ganz aufgegeben, sogar die Riten und Zeremonien, die von den heiligen Schriften vorgeschrieben werden.

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62. Zur Erlangung von Bhakti, ja selbst wenn man sie erlangt hat, ist es nicht notwendig, Aktivität in der Welt aufzugeben; nur sollen die Früchte der Handlungen dem Herrn geweiht werden. All jene Handlungen aber, die dem Ziel förderlich sind, sollen gewiß fortgesetzt werden.

63. Man sollte keinen Unterhaltungen über Frauen, Reichtum und Gottesleugnung zuhören.

64. Stolz, Eitelkeit und dergleichen andere Untugenden müssen aufgegeben werden.

65. Wenn man alle Handlungen Gott weiht, sollte man selbst Leidenschaften wie Lust, Zorn, Stolz usw. nur auf Ihn richten.

− Es gibt eine Zeremonie (Homa), in der alle Gedanken, Handlungen und ihre Resultate, seien sie gut oder schlecht, Brahman und Shakti geopfert werden, die man im Feuer vergegenwärtigt. Indem alles Gott dargebracht wird, wird das Herz zunehmend gereinigt, und die Handlungen kommen mehr mit der Natur in Einklang. Leidenschaft ist eine bestimmte Form von Energie, die erst in Verbindung mit dem jeweiligen Objekt gut oder schlecht wird. Was also notwendig ist: die Leidenschaft auf das Höchste zu richten.
Ein Erleuchteter sagte einmal einem Schüler, der ihn fragte, wie er von der Lust befreit werden könne: »Warum möchtest du von Lust befreit werden? Laß sie vielmehr stärker werden.«, d.h. der Schüler sollte dieses Verlangen auf Gott ausrichten.

− Zorn kann auf die Hindernisse gerichtet werden, die uns vom Ziel ablenken, und stolz kann man darauf sein, Gottes Kind und Diener sein zu  dürfen. So können alle Leidenschaften mit dem Höchsten in Verbindung gebracht werden und gleichsam als Hilfsmittel dienen, die Aufmerksamkeit mehr auf das Göttliche zu richten.

66. Die drei Arten der Liebe transzendierend, liebe den Herrn, und liebe Ihn als Sein ewiger Diener, als Seine ewige Braut.

− Die 3 Arten der Liebe wurden bereits in Sutra 56 angesprochen: Anfänglich hängt die Hingabe des Suchers von den in ihm vorherrschenden Gunas ab, doch müssen diese völlig transzendiert werden, um Parabhakti, höchste Liebe, zu erlangen.

1. Shanta (friedvoll): In diesem Stadium ist das Feuer der Gottesliebe noch nicht entbrannt, und die Sehnsucht nach Ihm ist noch nicht so heftig. Zu Anfang ist man ruhig und hat einfach das Gefühl von Ehrfurcht vor dem Allmächtigen.

2. Dasya (Diener): In diesem Stadium empfindet sich der Devotee als Gottes Diener und Kind. Gott ist der Vater, und die Menschen sind als Seine Kinder einander verschwistert. Diese Beziehung finden wir vor allem im Christentum; durch sie wachsen wir zunehmend in ein vertrauteres Verhältnis zu Gott, indem wir mehr Seine Liebe als Seine Allmacht empfinden.

3. Sakhya (Freundschaft): Auf dieser Ebene ist der Abstand, der noch zwischen Meister und Diener bestand, um vieles verringert. Einem Freund kann man sein Herz öffnen, damit er hilft. Die Kuhhirten von Vrindaban waren Freunde des göttlichen Krishna, und sie spielten und sangen mit Ihm.

4. Vatsalya: Auf dieser Ebene liebt man Gott aus der Sicht von Vater oder Mutter wie sein eigenes Kind. Vor dieser Intimität schwindet das Bewußtsein Seiner Macht und die Ehrfurcht, die Ihn so entfernt scheinen ließ. Viele lieben Krishna als den kleinen Hirtenknaben Gopala oder Christus als das kleine Jesuskind. Krishnas Pflegemutter Yashoda liebte Ihn, der das personifizierte Brahman und das Universelle Selbst ist, einfach als ihr kleines Kind.

5. Kanta oder Madhura (süß): Auf dieser Stufe ist Gott ganz nahe gerückt. Er ist der Geliebte, der Bräutigam, und jede Seele, die Ihn liebt, ist Seine Braut. Die Heilige Mirabai liebte Krishna auf diese Weise. Einmal wollte sie einen Heiligen in Vrindaban besuchen, wo auch Krishna gelebt hatte. Doch ließ der Heilige ausrichten, er wolle keine Frau sehen. Daraufhin erwiderte Mirabai, sie wisse nicht, daß noch ein Mann in Vrindaban lebe außer Shri Krishna, ihrem Geliebten. Da lief der Mann herbei, um diese große Heilige kennenzulernen. Die Liebe der Gopis, der Kuhhirtinnen, zu Krishna ist ein weiteres Beispiel für diese Art der Beziehung. Auch im Hohenlied Salomos findet sie einen Ausdruck.

67. Die am höchsten stehenden Devotees sind jene, die ausschließliche
Liebe zu Gott empfinden - um Seiner selber willen.

68. Wenn Devotees von Gott sprechen, ersticken ihre Stimmen, Tränen entströmen ihren Augen, ihre Haare stehen senkrecht vor Ekstase. Solche Menschen reinigen nicht nur ihre Familien, sondern sogar die gesamte Erde, auf der sie geboren wurden.

69. Sie heiligen die Stätten der Pilgerfahrt; die Werke, die sie vollbringen, werden zu Beispielen guter Handlung; sie verleihen den heiligen Schriften spirituelle Glaubwürdigkeit.

70. Ein jeder von solchen Devotees ist mit dem Geist Gottes erfüllt worden.

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71. Wenn Menschen auf Erden weilen, die Gott so lieben, frohlocken ihre Vorfahren, die Götter tanzen vor Freude, und diese Erde erhält einen Erretter.

72. Bei ihnen gibt es keine Unterscheidungen aufgrund von Kaste, Bildung, Schönheit der Gestalt, Geburt in einer hoch- oder niedrigstehenden Familie, Reichtum, Beruf oder ähnlichem.

73. Weil sie Ihm angehören.

74. Man sollte sich in keine Debatte über Gott einlassen.

− Dies bezieht sich auch auf Verschiedenheit in der Auslegung der Wahrheit, auf Verdienste von Devotees usw.

75. Raum besteht für viele verschiedene Meinungen, und keine, die sich auf bloße Vernunft gründet, ist jemals endgültig.

76. Während du die heiligen Schriften der Hingabe studierst, sinne über ihre Lehren nach und befolge die Übungen, die Hingabe an Gott in deinem Herzen erwecken.

77. Obwohl dem Bhakta genug Zeit zur Verfügung steht, da er frei von Vergnügungen und Leid, von Wunsch und Erwerb geworden ist, geziemt es sich nicht für ihn, auch nur eine halbe Sekunde zu vergeuden.

78. Der Bhakta sollte Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit, Barmherzigkeit, Glauben und andere solche Tugenden entwickeln und bewahren.

79. Dem gesegneten Herrn allein sollte stets durch jeden Aspekt des Lebens und mit unbeirrbarer Aufmerksamkeit, frei von Sorge, gehuldigt werden.

80. Wo der Herr auf solche Weise verehrt wird, offenbart Er sich bald der inneren Schau Seiner Devotees.

81. Die ewige, absolute Wahrheit zu lieben - das wahrlich ist höhere Liebe.

82. Diese göttliche Liebe, obwohl sie in sich eins ist, offenbart sich für den Devotee in 11 verschiedenen Formen:

01. Er liebt es, die Eigenschaften des Göttlichen zu rühmen.
02. Er liebt Seine entzückende Schönheit.
03. Er liebt es, Ihn zu verehren.
04. Er liebt es, ständig Seiner Gegenwart zu gedenken.
05. Er liebt es, sich selbst für Seinen Diener zu halten.
06. Er liebt Ihn als seinen eigenen Freund.
07. Er liebt Ihn als sein eigenes Kind.
08. Er liebt Ihn wie eine Frau ihren Gatten.
09. Er liebt es, sich Ihm vollkommen hinzugeben.
10. Er liebt es, völlig in Ihn versunken zu sein.
11. Er liebt es, die Schmerzen der Trennung von Ihm zu empfinden.

83. Diese Wahrheit verkünden die Lehrer der Bhakti einmütig, ohne im geringsten die öffentliche Kritik zu befürchten.
Folgende sind als große Lehrer von Bhakti bekannt: Kumara, Vyasa, Shuka, Shandilya, Garga, Vishnu, Kaundinya, Shesha, Uddhava, Aruni, Bali, Hanuman, Vibhishana und andere.

− Einige dieser Bhaktas haben eigene Werke hinterlassen, von anderen, die durch ihr Leben ein Beispiel gegeben haben, existieren nur Aufzeichnungen ihrer Anhänger.

Kumara war Naradas Guru Sanatkumara, der im Brahmavaivarta, Shri Krishnakhanda, erwähnt wird, und der ständig das Krishnamantra und »Hari Sharanam« (Meine Zuflucht ist Gott) wiederholt haben soll.

Vyasa war der große Verfasser des Epos Mahabharatam, der Puranas und der Brahma Sutras, der auch die Veden unterteilt hat.

Sein Sohn Shuka schrieb das Shrimad Bhagavatam nieder.

Shandilyas Lehre über Bhakti wurde in dem Werk Bhaktimimamsa niedergelegt.

Garga ist ein Rishi, der die Zeremonie der Namensgebung von Krishna vollzogen haben soll. Er war eine Autorität auf dem Gebiet der Astrologie; seine Lehre wurde im Gargasamhita aufbewahrt.

Mit Vishnu könnte Seine Inkarnation als Narayana und Krishna gemeint sein.

Kaundinya wird in der Brihadaranyaka-Upanishad als Sohn Shandilyas erwähnt.

Shesha, die tausendköpfige Schlange, die ein Sinnbild der Ewigkeit ist (ananta=unendlich) und auf der Vishnu zwischen den großen Schöpfungszyklen ruht, hat sich in Balarama, dem älteren Bruder Krishnas, inkarniert und somit ein Beispiel brüderlicher Liebe zum Göttlichen gegeben. Es kann auch Lakshmana, Ramas Bruder, gemeint sein.

Uddhava wird als Freund Krishnas im Shrimad Bhagavatam erwähnt.

Aruni wird als großer Rishi und Brahman-Kenner in der Chandogya und Brihadaranyaka Upanishad beschrieben.

Bali war ein mächtiger König, der sich und sein Reich Vishnu hingab (Shrimad Bhagavatam).

Hanuman ist die Verkörperung der Hingabe an den göttlichen Rama

Vibhishana war der Bruder des Dämonen Ravana, der jedoch zu Rama hielt und gegen die Übeltaten Ravanas anging.

84. Wer auch immer dieser glückverheißenden Beschreibung göttlicher Liebe von Narada glaubt und diese Lehren vertrauensvoll befolgt, wird ein Liebender Gottes, er erkennt den geliebten Herrn und wird mit Ihm vereint.