9. Kapitel Raksha Bandhan

Raksha Bandhan36 heißt in Südindien Avani Avittam. Es fällt auf den Vollmondtag des Monats Shravan (August/September). Die Hindus tragen eine neue heilige Schnur und opfern den alten Rishis (Seher, Weise) der Vorzeit frisches Wasser.

An diesem Tag ist die Rezitation der Veden (älteste ind. Hl. Schriften) besonders segensreich. Vor allem den Priestern, die die heilige Schnur tragen, ist dieses Fest heilig, das auch als Upakarmam bekannt ist. Wenn der Brahmanenjunge die heilige Schnur bekommt, symbolisiert das die Öffnung seines dritten Auges, des Auges der Weisheit. Das Fest erinnert die Träger der heiligen Schnur an diese besondere spirituelle Bedeutung. Die Priester bieten ihren Vorfahren, denen sie ihre Geburt verdanken, Wasser als Opfertrank an, ebenso den Rishis, denen sie für ihr spirituelles Wissen zu Dank verpflichtet sind und schließlich auch den Veden selbst.

Jeder Band der vier Veden wird an einem jeweils anderen Tag verehrt. Am Tag von Raksha Bandhan band Sachi (die Gemahlin Indras) Indra, nachdem er von den Dämonen besiegt worden war, ein heiliges Band als Amulett um das Handgelenk. Daraufhin siegte Indra, der König der Götter, durch die Kraft dieses Schutzes über die Dämonen und eroberte die verlorene Stadt Amaravati zurück.

In Nordindien binden an diesem Tag Schwestern ihren Brüdern als Schutz im kommenden Jahr ein Amulett um das Handgelenk, das Rakshi oder Rakhi genannt wird. Brahmanen und Hauspriester binden ihren Schirmherren und Gönnern ebenfalls solche Bänder um das Handgelenk und erhalten Geschenke. Das Seidenband wird mit der Kraft des folgenden Mantras aufgeladen:

Yena baddho balî râjâ dânavendro mahâbalah;
Tena twâm anubadhnâmi rakshey mâ chala mâ chala.

Die Kraft dieses Mantras schützt den Träger vor negativen Einflüssen.

36.raksha = Schutz vor Dämonen, vor negativen Einflüssen; bandha = Band, Verschluss