Yoga Wiki und die Gopi Gita

Die Gopi Gita heißt wörtlich „Gesang der Kuhhirtinnen“. Es handelt sich hierbei um einen Text, der aus der Perspektive der Kuhhirtinnen verfasst ist. Sie sehnen darin, die Rückkehr von Krishna herbei und besingen das mit Worten und Gefühlen, die zutiefst berühren.

Krishna war ja eine Inkarnation von Vishnu, dem hinduistischen Erhalter des Universums. Vishnu hat sich öfter inkarniert, um die Ordnung auf der Welt wiederherzustellen. Als Krishna hat er sich inkarniert, um Leichtigkeit, Liebe und Hingabe in die Welt zu bringen. Bei Krishna geht es natürlich auch um Pflichterfüllung, die ja in der Bhagavad Gita im Gespräch mit Arjuna ausführlich beschrieben wird. Die höchste Pflicht eines Menschen ist jedoch, Gott zu dienen, ihn zu verehren, ihm hingegeben zu sein, sich ihm zur Verfügung zu stellen, frei von egoistischen Wünschen und Bedürfnissen.

Und das führt uns wieder zur Gopi Gita. Die Gopis liebten Krishna, und er wollte ihnen auch seine Liebe zeigen. Und so kam es, das er sich eines Nachts vervielfältigt hat und für jede Gopi da war, mit jeder einzelnen Gopi getanzt hat. Und die Gopis waren alle so glücklich, aber dann schlichen sich Gedanken ein wie: „Krishna ist nur für mich da. Krishna liebt nur mich. Krishna liebt mich ganz besonders.“ Jede einzelne Gopi, die sich mit diesen Gedanken identifizierte, verlor sofort den Kontakt zu Krishna, er war plötzlich verschwunden. Er war nur noch bei Radha, denn sie allein liebte ihn einfach nur voller Hingabe und Demut und hatte keine Identifikationen mehr.

So kam es, dass die Gopis sehr traurig, ja verzweifelt waren und ihre Stimmung in der Gopi Gita festgehalten wurde. Sie hatten den göttlichen Nektar der Liebe Gottes gekostet und ihn im selben Augenblick wieder verloren. Und sind wir nicht alle wie die Gopis? Haben wir nicht alle unsere Augenblicke, in denen wir in die Liebe Gottes eintauchen, von seinem göttlichen Funken erfüllt sind, und dann geht die Identifikation mit dem kleinen Ich wieder los? Und wir warten wie die Kuhhirtinnen in der Gopi Gita voller Sehnsucht auf die nächste göttliche Berührung.

Die Gopis sehnen sich in der Gopi Gita nach Sicherheit und wollen unter den Lotusfüßen von Krishna Zuflucht finden, um von Samsara, dem Rad von Tod und Wiedergeburt, befreit zu werden. Irgendwie scheinen sie erkannt zu haben, dass es allein in Gott Sicherheit gibt, dass man allein in Gott gut aufgehoben ist. Die Gopi Gita beschreibt, wie sie sich danach sehnen, den göttlichen Nektar erneut zu trinken. Sie wissen nämlich, dass er jeglichen Kummer zerstört, dass sie dadurch jede Bindung aufgeben können und alle niederen Leidenschaften aus ihrem Geist verschwinden.

Die Gopi Gita kann uns ein gutes Vorbild sein in unserem Streben nach Krishna, nach Gott. Wenn die Sehnsucht nach Gott stark genug ist, dann wird die Hingabe auch groß genug sein, und Gott wird sich sicherlich zeigen. Er wird auch mit jedem von uns tanzen. Vielleicht fordert er dich ja gerade jetzt zum Tanz auf! cw

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