*purna [Fülle]

Ich entzog mich der Fülle
und fand Erfüllung in der Leere.
Und ich sah,
dass es nichts gibt außer Fülle,
weil ich dort bin,
woher ich kam,
und dorthin gehe,
wo ich bin.

Oh Seele, die du das Feld des Lebens bestellst, sage mir, kannst du bei solch aufwändiger Tätigkeit dein menschliches Kleid anstandslos und rein und unbefleckt bewahren?

Oh Seelenwanderer, meistere die Welt durch Anerkennung deiner Vollkommenheit.

Wisse, dass es nichts ist, was dich hält.

Die Upanishade verkündet: “Wenn man von der Fülle Fülle wegnimmt, bleibt Fülle übrig.”

Und ich sah Stolz.
Und ich sah Gram.
Und ich sah Schwäche.
Und ich sah Stärke.
Und ich war hier.
Und ich war da.
Und ich sah Glück
und fühlte Scham.
Ich sah mich mich schämend,
weil ich mich schämte.
Und ich verstand,
dass, was ich sah,
sich nicht vermischte ―
weder mit dem,
was ich war,
noch mit dem,
was ich bin,
weil das eine zum anderen
und das andere zum einen gehört,
wie Wasser sich im Wasser dreht,
und ein Schimmer stets vom Licht ausgeht.

Eine unendliche Vielzahl von Figuren liegt verborgen in einem Block aus Stein;
oder in einem Stück Holz, auch das ist möglich.
Der Keimling steckt im Samen ― ebenda ruht der Baum.
Alles hier ist Potenzial.
So ist es, dass sich das Ganze durch Gesamtheit an sich selbst überliefert.

Wo Stärke ist, zieht Neid umher.
Wo Güte ist, sprießt Missgunst.
Gewissheit wird vom Zweifel attackiert.
Ein Pol hat einen Gegenpol.
Eine Position erhält Bezug durch ihre Relation.

Doch:
Durch jeden Irrtum wirkt eine Lektion.
Vergebung berichtigt alle Irrtümer, rückstandslos.
Empfindung ist die Quelle allen Mitgefühls.

Habe Mitgefühl, ohne zu leiden.
Liebe gediegen.
Sei glücklich trotz Torheit.
Lebe ohne Argwohn, auch wenn er sich zeigt.
Habe dies als Ziel
vor deinen Augen,
und im Geist.

Nutze als Kompass
ein gütiges Herz.

~dg

pūrṇam adaḥ pūrṇam idaṃ
pūrṇāt pūrṇam udacyate
pūrṇasya pūrṇam ādāya
pūrṇam evāvaśiṣyate

***

“Jenes ist Fülle, dieses ist Fülle,
aus der Fülle kommt die Fülle hervor.
Wenn man von der Fülle Fülle wegnimmt,
bleibt Fülle übrig.”

 

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