Mudras eine Schatztruhe voller Juwelen – HYP.III.9

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Sukadev spricht über den 9. Vers der Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, als Inspiration des Tages. Essenz: Swami Vishnu-devananda sagt dazu; Die drei wichtigsten Verschlüsse und Siegel sind: Maha Bandha, Maha Mudra und Maha Vedha. Sie sind sehr leicht zu erlernen, aber die Pradipika weist uns an, sie geheim zu halten und nicht an jedermann weiterzugeben. Erstens einmal würden uns die Leute auslachen, wenn wir ihnen von diesen Dingen erzählen, und außerdem würden sie nie verstehen, was es bedeutet den Atem in die Sushumna zu führen. Deshalb sprecht zu niemandem darüber, außer er hat sich durch Übung dafür qualifiziert. Dann wird Segen erwachsen aus diesen drei wunderbaren Übungen.
An dieser Stelle möchte ich über das Wesen des Pranas und seine Bewegung sprechen. Da der Körper nicht nur chemischer, sondern auch elektrischer Natur ist, können Yogis auf den elektrischen Körper durch Pranayama, Bandhas und Mudras einwirken. Alle diese Vorgänge sind miteinander verknüpft.


Am Beginn der Yogapraxis versucht man die Nadis durch Anuloma Viloma (Wechselatmung) im Verhältnis 1:4:2 zu reinigen. Man tut dies, damit sich beim Prana (der Impuls der Lebenskraft, der vom Gehirn ausgeht) eine Art Rhythmus entwickelt. (Letztendlich kann man auch das Apana in einen gewissen Rhythmus bringen, aber nur dann, wenn man sehr lange daran gearbeitet hat.)
Man entdeckt hierbei kein körperliches Phänomen, da Mudras und Bandhas subtileren Charakter haben als Asanas und Pranayama. Sogar ein Anfänger kann die Vorzüge der Asanas erkennen. Asanas und Pranayama wirken mehr auf der grobstofflichen physischen Ebene, jedoch sind sie der Weg, der zu den Mudras und Bandhas führt.
Das, was in Raja Yoga Meditation heißt, wird in Hatha Yoga „Anhalten der Impulse“ genannt. Aber im Grunde sind sie ein und dasselbe. Will man einen Ventilator anhalten, muss man ihn abschalten, so dass der elektrische Impuls nicht länger in den Motor gelangt, der seine Lamellen bewegt. Ebenso versuchen wir die verschiedenen Sinne durch die Gedankenkraft auszuschalten.
Prana lädt sich auf, während man ganz sanft atmet. Gleichzeitig bewirkt die Anwendung der Bandhas eine Verlangsamung des Herzschlages. Auch der Puls verringert sich und der Stoffwechsel wird herabgesetzt; die Gehirnströme bewegen sich von Beta nach Alpha hinab. Bei noch intensiverer Kontrolle der Atemtätigkeit vermindern sich die Gehirnströme bis zum Theta-Stadium (3-7 Zyklen) und kommen schließlich zum Stillstand. So sehen wir, dass die Intensität der Gehirnströme durch die Atemtätigkeit beeinflusst werden kann.
Im täglichen Leben lassen wir auch nicht alle Töne auf uns einwirken. Wir konzentrieren uns nur auf solche, die uns angenehm sind. Ein Beispiel wäre der Lärm des Presslufthammers, der eine Straße aufreißt oder die Misstöne, die an unser Ohr dringen, wenn uns jemand beschimpft. Man versucht, solche Eindrücke von sich fernzuhalten, damit sie nicht das Gehirn erreichen, um negative Empfindungen in der Gedankensphäre auszulösen. Dasselbe tut man bei einem schrecklichen Anblick oder einem üblen Geruch (wie z. B. der Absonderung eines Stinktieres); man versucht, sie nicht an sich herankommen zu lassen. Jetzt könnt ihr vielleicht eher verstehen, was wir mit Bandhas und Mudras bewirken wollen. Wir schalten die Impulse ab und hindern sie daran, das Gehirn zu erreichen. Es wird uns nicht gelingen alle Ströme abzublocken, aber wir versuchen, so viele Impulse wie möglich aufzuhalten. Am Anfang müsst ihr lernen, die Kontrolle über die Ströme durch einzelne so genannte Schaltstellen zu erlangen, aber später wird euch das so sehr zur Gewohnheit geworden sein, dass ihr wie mit „Fernsteuerung“ arbeitet. Alles kommt zum Stillstand.
Ihr glaubt vielleicht, ein bedeutender Lehrer braucht euch nur zu berühren, und ihr habt es nicht mehr notwendig, Asanas, Bandhas oder Mudras zu üben. Normalerweise geht das nicht so vor sich. Aber in einigen, wenigen Ausnahmefällen mag es so geschehen, wenn nämlich der Schüler alle diese Dinge schon in früheren Inkarnationen geübt hat. Sind die meisten dieser Blockierungen bereits beseitigt, so können die wenigen, die in der gegenwärtigen Inkarnation noch verblieben sind, sogar schon durch einen Blick, eine Berührung oder ein Wort es Meisters zum Verschwinden gebracht werden. Dann erreicht der Schüler den höchsten Samadhi. Aber, wie ich schon vorher erwähnt habe, ist das nur sehr selten der Fall.

Mehr zur Hatha Yoga Pradipika findest du im Hatha Yoga Pradipika Portal:

Kurzvortrag über die Hathayoga Pradipika von Sukadev von Yoga Vidya Bad Meinberg. Hier klicken für weitere Infos zu: Seminare bei Yoga Vidya, Meditation, Ayurveda, Yogalehrer Ausbildung . Alle täglichen Inspirationen mp3 mit Player zum Anhören

3 Kommentare zu “Mudras eine Schatztruhe voller Juwelen – HYP.III.9

  1. HYP 3. Kap. Vers 3
    Dann fließt das Prana durch die königliche Straße: Sushumna. Dann verbleibt der Geist ausgesetzt und der Yogi überlistet den Tod.
    Sushumna, die große Leere, die Brahmarandhra, die große Straße, der brennende Grund, Sambhavi, und der mittlere Pfad, alle beziehen sich auf ein und dasselbe.

    HYP 4. Kap. Vers 38
    Die zwei Zustände, der Sambhavi und der Khechari, sind unterschiedlicher Natur infolge des Bereiches auf den sie wirken. Aber beide verursachen ein Glücksempfinden, denn der bereite Geist wird im Chita-sukha-Rupa-Atman gefesselt.

    Shambhavi und Khechari Mudra sind – trotzdem sie sich offenbar in der Augenposition und Konzentrationsrichtung unterscheiden – eins in ihrem Resultat. Beide führen zum Zustand der Glückseligkeit, des absoluten Bewusstseins, hervorgerufen durch den in Atman absorbierten Geist, welcher Leere ist.

    Brahmanandas Kommentar: Es wird als Leere bezeichnet, da es nicht durch Zeit, Ort bzw. Umstand beeinflusst wird. Es hat nichts als sich selbst und unterscheidet sich in nichts von sich selbst. Die Zustände der beiden Mudras sind angeblich verschieden, weil in Shambhavi Mudra die Augen auf ein äußeres Objekt gerichtet sind. Die Örtlichkeiten sind verschieden, da in Shambhavi Mudra die Aufmerksamkeit auf das Anahata Chakra gerichtet ist, und in Khechari Mudra die Konzentration zwischen den Augenbrauen ruht.

  2. Das Siegel Shivas – shâmbhavî mudrâ
    Diese Übung gilt – folgt man den alten Yoga und Tantratexten – als eines der wichtigsten und segenreichsten Übungen des Yoga überhaupt. Gheranda schreibt hierzu: “Die Veden und Schriften, die Purunas sind wie öffentliche Weiber, Shambavi Mudra aber sollte wie eine Dame aus gutem Hause gehütet werden.
    Wer die Shambavi Mudra beherrscht, ist wie ADINATHA, er ist NARAYANA, er ist BRAHMAN, der Schöpfer selbst. MAHESHVARA, der höchste Herr des Universums, sagt: “Wahrlich, wahrlich und abermals wahrlich, wer die Shambavi Mudra beherrscht, ist BRAHMA; darüber gibt es keinen Zweifel.””
    Gheranda Samhita III/65-67 aus “Die Blüte des Yoga” Volker Christmann ISBN N 3-89631-330-4

  3. Dieter Jahnke

    shâmbhavî mudrâ ist solch einer, der nicht beschrieben zu finden ist.
    Ich konnte ihn nicht ausfindig machen.

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