Das wunderbare allumfassende Gebet von Swami Sivananda

Das allumfassende Gebet

Gib uns ein verstehendes Herz, die rechte Einsicht, ausgeglichenes Gemüt, Vertrauen, Hingebung und Weisheit“. Das allumfassende Gebet von Swami Sivananda ruft Gott an– Brahman. Für mich steckt in diesem Gebet ganz viel Wahrheit und Weisheit der bei Yoga Vidya praktizierten Yogawege. Und mit jedem Mal, wo ich es bete, verstehe ich ein wenig mehr.

Mein spiritueller Weg

Jeden Morgen und jeden Abend bete ich das allumfassende Gebet, genauso wie es auch bei Yoga Vidya und in den Sivananda Yoga Ashrams weltweit praktiziert wird. Manch einer mag jetzt vielleicht denken, dass es doch eine altbackene Tradition sei, morgens und abends zu beten. Ich tue es trotzdem und ich gehöre sicher nicht zu den Menschen, die ihr Leben lang regelmäßig religiöse Praktiken ausgeführt haben.

Die große Suche beginnt

Eher im Gegenteil, ich stand der Kirche und ihren Traditionen lange Zeit meines Lebens recht fern und glaubte nicht einmal an ein Konzept, das Gott hieß. Aber ich meditierte seit jungen Jahren regelmäßig und praktizierte eine sanfte Form des Hatha Yoga.

Das Meditieren und die Hinwendung zur Natur waren zeitlebens meine Religion gewesen. Auf diesem Wege erfuhr ich ein Gefühl der Einheit, das ich sehr liebte und darüber hinaus machte ich mir lange Zeit wenig Gedanken.

Gott fand ich in der Einheit

Während meiner Yogalehrerausbildung, von der ich in meinem Beitrag „serve, love, give, purify, meditate, realize“ berichtete, wurde mir dann beim Studium des Raja-Yoga und der verschiedenen Zustände von Samprajnata Samadhi bewusst, dass mich meine Meditationspraxis und Hinwendung zur Natur zur Einheit, zu einem Verlassen des Gefühls der Getrenntheit, geführt hatten.

So hatte ich längst Gott – das Einssein, die Harmonie mit etwas Umfassenderem, etwas Höherem – für mich gefunden. Ich spürte Liebe, fühlte Verbundenheit und verlor in diesen Momenten das Gefühl der Angst, des Getrenntseins.

Immer wieder versenkte ich mich in die Meditation und bei Spaziergängen in der Natur praktizierte ich mit der Zeit die Achtsamkeitsmeditation, die sich einfach ganz natürlich entwickelte. Mein Geist, der schon gezähmt war wie ein eingerittenes Pferd, fand in der Schönheit der Schöpfung noch leichter und schneller zur Stille.

Das allumfassende Gebet war wie eine Begegnung mit Swami Sivananda selbst

Swami Sivananda

Als ich vor elf Jahren zum ersten Mal im Ashram in Bad Meinberg war, begegnete ich mit dem allumfassenden Gebet und dem alltäglichen Kirtansingen auch den Traditionen von Swami Sivanandas Ashram in Rishikesh. Dessen Energiefeld ist so stark, dass es durchaus zu uns hinüberstrahlt.

Erwachte Liebe

Daran habe ich keinen Zweifel und rückblickend empfinde ich dies auch als Begegnung mit Swami Sivananda selbst, mit seiner wunderbaren Energie, die in all seinen Ashrams weltweit wirkt, in denen er jeden Tag angerufen und geehrt wird.

Wieder zu Hause und fernab von Bad Meinberg fuhr ich fort mit diesen Traditionen, denn allein das Kirtan-Singen hatte einen Samen in mein Herz gepflanzt, wie ich es zuvor in meinem Leben selten erlebt hatte.

Gesungene Gebete

Ich finde, es gibt kaum etwas Erhebendes, als hingebungsvoll Mantras zu singen. Lange Zeit war mir gar nicht so recht bewusst, dass es gesungene Gebete waren und dass ich damit Gottes Namen rief. Zumindest hatte ich all das nicht so recht ernst genommen. Heute nehme ich es allerdings sehr ernst.

Ich glaube, dass die Energie der Gottheit, die man im Gebet und beim Singen anruft, zu einem hinabsteigt, aus den himmlischen Gefilden, und im Herzen eines Menschen Platz nimmt, ihn unterstützt, reinigt und auch in positiver Art und Weise betört, sodass man immer und immer wieder dem Reiz des Singen des göttlichen Namens nachkommen will, wenn das Herz erst einmal am köstlichen Nektar des Himmels genascht hat.

Das allumfassende Gebet unter die Lupe genommen

Das allumfassende Gebet spiegelt die Yamas und Niyamas, indem es den Weg aufzeigt, das niedere Selbst zu überwinden und mit göttlichen Qualitäten zu erfüllen und somit letztendlich der Menschheit und Gott zu dienen. Es ehrt Sat-Chit-Ananda – Sein, Wissen und Seligkeit, das auch in uns residiert. Es verweist uns an das Göttliche in uns selbst, denn Brahman wohnt in jedem Wesen als göttlicher Funke – Atman.

Wenn wir dieses Gebet nur oft genug wiederholen, mit unserer Aufmerksamkeit auf Gott und auf die spirituellen Traditionen gerichtet, reinigt es unser Herz, lässt uns milde und irgendwann auch im Sinne des Karma-Yogas mildtätig werden: Gott in all den Namen und Gestalten zu sehen und ihm in all den Namen und Gestalten zu dienen.

Beständiges Wiederholen

Swami Sivanandas Gebet ruft uns außerdem auf, Gott allezeit zu gedenken, seine Herrlichkeit zu singen und seinen Namen stets auf unseren Lippen zu haben. Im achten Kapitel der Bhagavad Gita wiederum sagt Krishna sinngemäß, dass derjenige, der seinen Namen weiterhin unablässig wiederhole und an ihn denke, beim Verlassen des Körpers zu ihm, zu seinem Wesen, gelange.

Durch das beständige Wiederholen von Gottes Namen finden wir Geborgenheit und erlangen letzten Endes auch durch diese Hingabe Unsterblichkeit, das Verschmelzen mit unserem Ursprung, mit Gott. – Lass uns in dir bleiben allezeit – die letzte Zeile dieses wunderschönen Gebetes.

Ein klarer Geist

Ich glaube, dass all dies ein langsamer, allmählicher Prozess ist und dass die Erleuchtung in den wenigsten Fällen von heute auf morgen geschieht. Mit yogischen Praktiken wie Meditation, Hatha- und Kundalini-Yoga, Kirtansingen und Beten kann man Herz und Seele reinigen, zu Gott erheben, um sich von Selbstsucht, Gier, Zorn und Hass – wie es in dem allumfassenden Gebet so schön heißt – zu befreien.

Ich finde, dass es wahrhaftig eine Befreiung ist, von solchen Gefühlen Abstand zu finden, denn sie bringen das Herz in Aufruhr und uns genau von dem Weg ab, den wir alle so dringlich gehen wollen: Klarheit zu finden, Harmonie, Frieden mit uns und anderen, vollkommene Gesundheit und Liebe – den Weg des Yoga.

Das allumfassende Gebet verstehen

In diesem Sinne rufe ich dazu auf, dieses wunderbare, wohlklingende Gebet zu beten, immer tiefer in seine Bedeutung einzutauchen und die großen Lehren der Yogawege darin zu erkennen, dabei die Seele zu reinigen und zu erheben und einen Gruß an unseren Meister zu senden, – ihn auf diese Weise in unseren Herzen lebendig werden zu lassen.

Er scheint oft so weit weg, wenn man ihn in den Ashrams und Stadtzentern im Bilderrahmen an der Wand betrachtet, aber wenn man sich mit ihm über seine Traditionen, über sein Gebet verbindet, kommt man ihm nahe und fühlt tief im eigenen Herzen, was für eine erhabene, gütige Seele er ist und wie sehr er sich wünscht, uns alle zu begleiten auf unserem Weg des Yoga – unserem Weg zurück zu unserem wahren Selbst – jenem Selbst, dass in Güte und Frieden, in Harmonie und Mildtätigkeit mit allem anderem im Kosmos verbunden ist.


Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki, ich grüße dich Swami Sivanada und danke dir so sehr. Und ich grüße all jene, die dir folgen und deinen Namen und deine Traditionen ehren und in deinem Sinne am Leben erhalten.

Diana Helen Fegert, Februar 2023

Das allumfassende Gebet

Oh anbetungswürdiger Gott

voll Barmherzigkeit und Liebe,

Gruß Dir, in Demut gebeugt.

Sein ist Dein Wesen, Wissen und Seligkeit.

Allgegenwärtig bist Du, allmächtig, allwissend.

Im Innern aller Wesen wohnst Du.

Gib uns ein verstehendes Herz,

die rechte Einsicht, ausgeglichenes Gemüt,

Vertrauen, Hingebung und Weisheit.

Lege in uns geistige Kraft,

Versuchungen zu widerstehen,

und Denken und Wollen zu beherrschen.

Befreie uns von Selbstsucht, Gier, Zorn und Hass.

Erfülle unser Herz mit göttlichen Tugenden.

Lass uns Dich erschauen in all den Namen und Gestalten.

Lass uns Dir dienen in all den Namen und Gestalten.

Lass uns allezeit Deiner gedenken.

Lass uns stets Deine Herrlichkeit singen.

Lass Deinen Namen stets auf unseren Lippen sein.

Lass uns in Dir bleiben allezeit.

Swami Sivananda

Bhakti Yoga: Weg der Gebete, Mantras und Hingabe

Im Bhakti Yoga geht es um Liebe, Hingabe und die Erweckung deiner Beziehung zu einer höheren Kraft. Traditionelle Bhakti Yoga Praktiken umfassen dabei Mantra-Singen, Japa oder auch Rituale wie Arati, Homa oder Puja. Dabei wird deine geistig-emotionale Hülle gereinigt und das Herz geöffnet.

Auf diese Weise wird die Erfahrung von Verbundenheit, Frieden und Einheit sehr einfach möglich. Du möchtest tiefer eintauchen in den Bhakti Yoga? Vielleicht hilft dir dabei eines dieser Seminare:

Über die Autorin

Diana Helen Fegert ist seit Kindesbeinen mit dem Yoga verbunden. Über lange Jahre hinweg hat sie intensiv meditiert, bis sich die Grenzen zwischen diesen und den Lichtwelten begannen aufzulösen. Schamanische Praktiken haben es ihr außerdem später erleichtert, noch intensiver in Kontakt mit diesen Welten, die im Alltag oft verborgen scheinen, zu treten.

Bei Yoga Vidya hat sie ihr Wissen durch Seminare und Ausbildungen in den Bereichen Yoga, Meditation, Schamanismus und Ayurveda erweitert. Seit einigen Jahren begleiten sie intensiv auch jene Lehrer, die in ihrem Herzen residieren. Das Herz ist der Ort, der uns an unseren inneren Guru verweist, an das göttliche Licht, das uns lehrt, begleitet und durch unser Leben führt.

Dieses göttliche Licht zu finden, ist unsere wichtigste Aufgabe im Leben und wenn wir es gefunden haben, dann strahlt es durch uns hinaus in die Welt. Auf diesem Wege hat Diana ihr Dharma gefunden und möchte die Welt bereichern, mit ihren Texten, Bildern, Meditationen und dem Wissen, das die geistige Welt ihr schenkt.

5 Kommentare zu “Das wunderbare allumfassende Gebet von Swami Sivananda

  1. Tatjana Roos

    Mein täglicher Begleiter, Aufrichter und Motivator. Wunderbar! Om Shanti.

  2. THOMAS WOODSTOCK

    Das allumfassende Gebet ist wunderschoen.

  3. Hier ist das Kirtanheft als Pdf

    http://mediap1.roadkast.com/mantra/KIRTAN_13.%20Auflage_korrektur100707.pdf

    Allumfassendes Gebet von Swami Sivananda

    Hier das “Allumfassende Gebet” von Swami Sivananda. Er hat es in dem Versuch geschrieben, dass Menschen aller Glaubensrichtungen es sprechen können. Du kannst es in unserem Kirtanheft unter der Nummer 802 nachlesen, oder hier lesen und hören!
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    Allumfassendes Gebet von Swāmi Sivānanda

    Oh anbetungswürdiger Gott
    voll Barmherzigkeit und Liebe,
    Gruß Dir, in Demut gebeugt.
    Sein ist Dein Wesen, Wissen und Seligkeit.
    Allgegenwärtig bist Du,allmächtig, allwissend.
    Im Innern aller Wesen wohnst Du.
    Gib uns ein verstehendes Herz,
    die rechte Einsicht, ausgeglichenes Gemüt,
    Vertrauen, Hingebung und Weisheit.
    Lege in uns geistige Kraft,
    Versuchungen zu widerstehen,
    und Denken und Wollen zu beherrschen.
    Befreie uns von Selbstsucht, Gier, Zorn und Hass.
    Erfülle unser Herz mit göttlichen Tugenden.
    Lass uns Dich erschauen in all den Namen und Gestalten.
    Lass uns Dir dienen in all den Namen und Gestalten.
    Lass uns allezeit Deiner gedenken.
    Lass uns stets Deine Herrlichkeit singen.
    Lass Deinen Namen stets auf unseren Lippen sein.
    Lass uns in Dir bleiben allezeit.

    ૐ Om Bolo Sadguru Sivānanda
    Mahārāj Ji Ki

  4. Dieter Jahnke

    Ohne das Heft bestellen zu müssen, bitte es im YC zu setzen ! om

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