127 Hausarbeit ist Entspannung und Regeneration – 2. Minimax Gelassenheits-Tipp für den Alltag

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Für viele Menschen ist Hausarbeit eine Quelle des Stresses und des Frustes. Staubsaugen, Hemden Bügeln, Abwasch, Kloputzen. Mache das anders: Nimm jede Hausarbeit als Entspannung und Regeneration. Als Zeit für dich – niemand wird sie dir nehmen. Wenn du sagst: Ich muss mich um den Abwasch kümmern – werden dich Partner und Kinder in Ruhe lassen. Überlege selbst: Wie kannst du Hausarbeiten zur Quelle von Entspannung und Regeneration machen. Es gibt ja viele Möglichkeiten: (1) Achtsamkeitsübung – im Hier und Jetzt sein (2) Atemübung – eine der vielen Atemübungen, die du in dieser Podcast Serie gehört hast: Tiefe Bauchatmung, Murccha – verlangsamte Ausatmung, Ujjayi, Kapalabhati (3) Körperhaltung und Gemütsverfasung üben (4) Singen, Pfeifen, Podcast Hören (5) Lächeln üben (6) Ästhetischer Genuss . Vielleicht ist auch das ein kosmischer Ausgleich: In der immer hektischer werdenden Zeit haben oft die am meisten beschäftigten Menschen keine Dienstboten mehr. Das Schicksal schenkt ihnen Momente der Ruhe und Gelassenheit.

 

2. Minimax Gelassenheits-Tipp für den Alltag und 127. Folge des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.

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Der zweite der Minimax Gelassenheitstipps für den Alltag. Für viele Menschen heutzutage ist Hausarbeit eine Quelle des Stresses und des Frustes. Sie haben so viel beruflich zu tun, sie wollen mit den Kindern spielen, mit dem Partner Zeit verbringen, sie wollen sich um alles Mögliche kümmern. Vielleicht willst du Yoga machen, vielleicht willst du meditieren, vielleicht willst du deine Mutter besuchen, vielleicht dich in deinem Verein engagieren. Und was musst du machen? Staubsaugen, Hemden bügeln, Abwasch, Klo putzen, Müll runtertragen usw., usw. Ich empfehle dir die Einstellung, Hausarbeit ist Entspannung und Regeneration. Nimm jede Hausarbeit als Entspannung und Regeneration, als Zeit für dich. Niemand wird sie dir nehmen. Wenn du sagst, „ich muss mich um den Abwasch kümmern“, werden dich Partner und Kinder in Ruhe lassen. Wenn du sagst, „ich muss Staub saugen“, werden deine Familienmitglieder und auch deine Freunde das einsehen. Wenn du sagst, „ich muss Hausputz machen“, werden die Menschen das auch verstehen. Verbinde natürlich die Hausarbeit mit dem anderen Tipp, den ich später geben werde: Gut genug ist ausreichend. Also, gut genug statt das Beste. Nimm die Hausarbeit als Entspannung und Regeneration und eben nicht als Quelle von Leistungsbeweis. Du musst nicht die Hausarbeit besser machen als jeder andere, du musst sie auch nicht besser machen als deine Mutter, du musst sie auch nicht so gut machen wie deine Mutter das gut gefunden hätte, du musst sie gut genug machen. Nimm die Hausarbeit als Quelle für Entspannung und Regeneration und überlege dir auch, wie könntest du die Hausarbeit als Quelle der Entspannung und Regeneration erledigen? Du kannst auch überlegen: „Wie müsste ich es machen, dass die Hausarbeit für mich Quelle von Entspannung und Regeneration wäre?“

Ich will dir eine kleine autobiographische Geschichte erzählen. Ich habe Ende der 70er Jahre mit Meditation begonnen. Anfang der 80er Jahre bin ich in ein Yogazentrum gezogen. Und ich habe weiter BWL studiert, aber ich habe eben im Yogazentrum gewohnt, dort zusammen mit anderen meditiert. Und dort musste auch jeder jeden Tag etwas im Rahmen der Hausarbeit machen, die dort angefallen ist. Ich habe als erstes Staubsaugen bekommen. Und ich habe jetzt gedacht: „Ja, Staubsaugen, das muss ich jetzt als spirituelle Übung machen. Das mache ich nicht einfach irgendwie, sondern das muss schon spiritueller sein.“ Also habe ich überlegt: „Wie kann ich Staubsaugen so machen, dass es eine spirituelle Übung ist?“ Und ich habe verschiedene Weisen herausgefunden. Zum einen, als spirituelle Übung heißt, im Hier und Jetzt. Als spirituelle Übung heißt auch, nicht vergleichen mit anderen. Es heißt auch, nicht am Ergebnis hängen. Aber insbesondere ein paar Aspekte will ich dir hier sagen. Als erstes bin ich darauf gekommen, ja, Staubsaugen ist auch Atemübung und Körperübung. Denn ich habe ja auch Hatha Yoga geübt und dort spielt Atmung und Körperübung eine große Rolle. Also habe ich gelernt zu staubsaugen und das mit dem Atem verbinden. Staubsauger in eine Richtung, einatmen, Staubsauer in die andere Richtung, ausatmen. Staubsauer in die eine Richtung schieben, einatmen, in die andere Richtung ziehen, ausatmen. Und das auch so machen, dass es rückengerecht ist und dass dabei der Körper in eine gute Bewegung gekommen ist. Das hatte fast etwas Ekstatisches. Wenn ich so richtig in die Atmung und die Körperübung hineingekommen bin, das hat richtig Spaß gemacht und es wurde auch flott sauber.

Eine zweite Technik, die ich ausprobiert hatte, war, spielerisch sportlich. Nicht im Sinne von perfektionistisch, sondern spielerisch sportlich. Das heißt, ich wollte so schnell staubsaugen, wie es möglich war. Und zwar habe ich dann gemerkt, wenn ich den Staubsauger in einer gewissen Geschwindigkeit schiebe, dann gibt es eine so genannte Grenzgeschwindigkeit. Bin ich schneller, dann staubsaugt er nicht mehr richtig. Bin ich langsamer, dann ist es nicht effektiv genug. Außerdem müssen die Bahnen sich soweit überlappen, wie dort die Rolle des Staubsaugers war. So war ich also sehr achtsam, in der Grenzgeschwindigkeit den Staubsauger zu schieben und dabei die Bahnen des Staubsaugers nur soweit überlappen zu lassen, wie nötig. Da mich niemand beurteilt hat und ich das Ganze auch spielerisch gesehen hatte, ist es jetzt kein Leistungsdruck geworden. Es war spielerisch sportlich und es hat mir Spaß gemacht.

Dritte Möglichkeit war, ästhetisch. Ich habe mir angeschaut, wie sieht der Teppich aus vor dem Staubsaugen, wie sieht er aus nach dem Staubsaugen? Es war nicht mehr der neueste Teppich, Yogacentren sind oft nicht die reichsten und damals, Anfang der 80er Jahre, war das Yogacentrum überhaupt nicht reich, sondern im Gegenteil, also es war ein alter Teppich drin, aber der hatte dafür auch wunderschöne Muster gehabt, die Velours hatten unterschiedlich gelegen und es war wirklich schön anzuschauen. Ich habe festgestellt, auch ein alter Teppich kann wunderschön sein. Und ich habe es genossen, ich habe noch heute, wenn ich daran denke, ein Bild, wie dieser Teppich ausgesehen hat.

Eine vierte Möglichkeit, die ich herausgefunden hatte, war Singen und Mantrasingen. Ich hatte es damals geliebt, zu singen, ich habe es geliebt, Mantras zu singen und meine Stimme war damals noch nicht besonders gut entwickelt, so dass andere meine Stimme nicht unbedingt so schön fanden. Aber beim Staubsaugen, fand ich, da kann ich singen. Und ich habe es geliebt, zu singen, ich habe es geliebt, Mantras zu singen, und so wurde für mich das Staubsaugen eine wunderbare Weise, Mantras zu singen. Später sagte mir einer sogar, ich habe mit dem Staubsaugen gelernt, meinen Ton zu halten, denn der Staubsauger hat ja einen gewissen Grundton. Mir war es vorher schwergefallen, beim Singen auf einem Ton zu bleiben und ich habe öfters die Tonlage gewechselt. Aber durch das Staubsaugen ist es mir dann gelungen, in einer festen Tonlage zu singen und das war dann später auch hilfreich, denn gerade als Meditationskursleiter ist es manchmal schön, Mantras singen zu können.

Du kannst jetzt selbst überlegen, was du machen kannst. Vielleicht noch vorher, als ich dann eine Weile Staub gesaugt hatte, wurde ich in das nächste Karma Yoga, also in den nächsten uneigennützigen Dienst oder man kann auch sagen, in die geteilte Hausarbeit eingeführt. Das war Toilette putzen. Ich kann mich noch erinnern, wie mich der Mensch, der vorher das gemacht hatte, eingeführt hat ins Toilette putzen. Der hatte mir gesagt: „Ich zeige dir, wie man Toiletten putzt.“ Und ich habe so halb amüsiert gesagt: „Ich weiß, wie man Toiletten putzt. Ich gehöre nicht zu den Jungs, die von ihrer Mutter nicht beigebracht gekriegt haben, wie man Toiletten putzt und Hausarbeiten macht.“ Er lächelte zurück und sagte: „Ja, ich zeige dir trotzdem, wie das geht.“ Gut, und wir waren in einem spirituellen Zentrum und dort gab es auch so ein indisches Ritual namens Puja. Puja heißt, man hat bestimmte Statuen, Götterfiguren auf ein Tablett gestellt und hat darüber Wasser gegossen, Milch gegossen, man hat Räucherstäbchen angezündet, man hat Kerzen davor angezündet, man hat die Götterfiguren wieder mit einem Handtuch gereinigt. Klingt vielleicht etwas eigenartig, aber mir hat es sehr viel bedeutet und ich muss zugeben, es bedeutet mir auch heute weiter viel. Ich spüre eine große göttliche Gegenwart, wenn ich eine Puja mache. Gut, und dieser andere, ich nenne ihn mal Jonas, hat mir dann gesagt: „Ja, ich zeige dir, wie man Toilette putzt.“ Und er sagte als erstes: „Toilette putzen ist wie Puja machen, wie Gottesdienst. Zunächst, du verneigst dich vor der Toilette und sagst, ich verehre Gott in dieser Toilette. Anschließend übergießt du die Toilette mit Wasser, du übergießt die Toilettenschüssel mit Putzmittel und dann, indem du Mantras rezitierst, nutzt du den Schrubber oder die Klobürste und du reinigst so die Toilette. Anschließend reinigst du den Sitz, als Symbol, dass dort der Sitz sein soll, die Asana von Gott, der sich dann draufsetzt in Gestalt der Menschen. Und so putzt du auch das ganze Badezimmer.“ So verstand ich, warum Jonas vorher immer so glücklich aus dem Klo herausgekommen war, wenn er den Putzdienst erledigt hatte. Und bis heute, wenn ich eine Toilette putze, dann sehe ich das an als Gottesdienst und stelle mir vor, ich putze die Toilette für Gott.

Du kannst jetzt selbst überlegen, denn, wie ich das gemacht hatte und wie ich es auch heute weiter mache, ist nicht unbedingt das, was heute für dich hilfreich ist. Überlege selbst, wie kannst du Hausarbeiten zur Quelle von Entspannung und Regeneration machen? Du kannst z.B. auch überlegen: „Könnte ich dort eine Achtsamkeitsübung machen, im Hier und Jetzt sein? Jetzt bewusst wahrnehmen, jetzt bewusst tun, jetzt bewusst sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, jetzt bewusst tun.“ Könntest du aus der Hausarbeit eine Atemübung machen? Vielleicht die tiefe Bauchatmung. Vielleicht Murcha, die verlangsamte Ausatmung zur geistigen Ruhe. Vielleicht Ujjayi, die Atmung für Wärme oder auch für neue Energie. Oder Kapalabhati, die Schnellatmung, für mehr Kraft in diesem Moment. Vielleicht willst du Körperhaltung und Gemütsverfassung üben. Vielleicht willst du die Körperhaltung öfters ändern und lernen, mit einer guten Körperhaltung zu arbeiten. Vielleicht nutzt du einfach die Zeit der Hausarbeit für Singen oder für Pfeifen. Vielleicht nutzt du die Hausarbeit einfach zum Podcast hören. Und du kannst überlegen, welche Podcasts vielleicht besonders geeignet sind, dir Inspiration und Energie zu geben. Vielleicht übst du einfach lächeln, denn lächeln an sich ist eine schöne Übung. Ästhetischer Genuss. Vielleicht magst du schauen, was besonders schön ist, während du das machst. Gebügelte Hemden sind etwas Schönes. Gereinigte Teppiche sind etwas Schönes. Gereinigtes Geschirr ist etwas Schönes. Essen zubereiten ist ein ästhetischer Genuss. So viele Hausarbeiten gibt es. Nutze Hausarbeit als Quelle von Entspannung und Regeneration. Vielleicht ist das ja auch wiederum ein kosmischer Ausgleich. In der immer hektischer werdenden Zeit haben oft die am meisten beschäftigten Menschen keine Dienstboten mehr wie früher. Das Schicksal schenkt ihnen durch Hausarbeit Momente der Ruhe und Gelassenheit. Überlege während der nächsten Tage selbst, wie kannst du Momente der Ruhe und Gelassenheit in deinen Alltag einbauen? Wie kannst du insbesondere Hausarbeit in Momente der Ruhe und Gelassenheit umwandeln? Überlege, welche Hausarbeit hast du morgen, heute, übermorgen zu tun? Und überlege, wie kannst du sie nutzen für Entspannung und Gelassenheit?

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