Keshava und Devani besuchten die Sivananda Bhavan School in Delhi im Stadtviertel Dakshinpuri. Der Besuch erfolgte in zwei Abschnitten: vom 21. bis 24. September 2008 und vom 27. September bis 1. Oktober 2008. Vom 24. bis 27. September 2008 wurde der Sivananda Ashram in Rishikesh, Uttarakhand besucht.
Yoga Vidya unterhält seit ca. 13 Jahren Kontakt zur Schule in Delhi, besonders zu Swami Nityananda, der am 03.März 2009 seinen 90. Geburtstag feiern wird. Swamiji hat sein ganzes Leben dem Dienst an den Armen gewidmet und vor über 35 Jahren die Sivananda Vidya Bhavan School in einem Slumgebiet in Delhi gegründet. Durch Spendengelder ermöglicht unterstützt das Brahma Vidya Hilfswerk zurzeit die Schule finanziell mit 1.800 € im Monat. Um besonders diese Schule zu unterstützen, wurde im Januar 2005 der Brahma Vidya e.V. gegründet.
Spenden gehen auch an den Sivananda Ashram in Rishikesh, was wir im Sept. 2008 mit einer an Swami Vimalananda, dem Leiter (General Secretary) und Präsident der Divine Life Society, persönlich übergebenen Spende von 7.000 € erstmals realisieren konnten. Das Geld kommt unmittelbar dem Sivananda Krankenhaus und den drei Leprakolonien, welche vom Sivananda Ashram unterstützt werden, zugute.
Die Sivananda Vidya Bhavan Schule
In Gesprächen mit der Schulleiterin Ms. Meenal Pury, die von den Kindern liebevoll „Lucky“ genannt wird, wurde deutlich, dass die Schule in den letzten zwei Jahren durch eine sehr schwierige Zeit gegangen ist. Die Schule hat vor ca. 2 Jahren den „Government Approval“ (ähnlich einem staatlich anerkannten Schulstatus) beantragt und diesen Status bekommen. Im Gegenzug muss die Schule nun viele neue gesetzliche Auflagen erfüllen. Diese Auflagen liegen sowohl im Bereich Gebäudenutzung und Gebäudesicherheit, als auch in gesetzlich festgelegten Gehaltszahlungen an das unterrichtende Personal.
Da die Schule aber eine Armenschule und deswegen komplett auf Spenden angewiesen ist, die Eltern der Kinder natürlicherweise zu arm sind, um Schulgeld zu bezahlen, konnte und können diese Bestimmungen nicht eingehalten werden. Es ist aber auch nicht möglich, diesen Status, der ursprünglich beantragt wurde, um den Kindern bessere Zukunftschancen zu ermöglichen, wieder los zu werden.
Aufgrund dessen musste die Schule seit Januar 2008 größtenteils schließen. Einige Lehrer waren nicht mehr bereit, für relativ wenig Geld zu arbeiten. So haben etwa 20 Lehrer die Schule verlassen. Im Moment hat die Schule noch ca.15 Lehrer und administratives Personal. Keshava hat bei unserem Besuch mehr als 8 Lehrerinnen, die größtenteils schon seit vielen Jahren in der Schule arbeiten, wiedererkannt. Dies zeugt davon, dass viele Lehrer auch sehr idealistisch sind und die jahrzehntelange karitative Arbeit und das spirituelle Umfeld eines Swami Nityananda zu schätzen wissen.
Swami Nityananda und Meenal Puri legen großen Wert darauf, die ursprünglichen Prinzipien der Schule beizubehalten, wie kostenlosen Schulbesuch für die Ärmsten der Armen aus den Slumgebieten Delhis. Die Brahma Vidya Spendengelder werden daher für die folgenden sozialen Werke eingesetzt:
Schulgeld und Schulklassen
Die Kindergartenklassen mit ca. 80 Kindern im Alter von ca. 3-5 Jahren, Schulzeit ab 8 bis 12 Uhr (außer Sonntags) zahlen seit jeher ein Betreuungsentgelt, welches geringfügig auf 400 Rupies (umgerechnet ca. 6 €) im Monat erhöht worden ist.
Nachmittags ab 14.30 bis 17.30 Uhr (außer Sonntags) erhalten weitere ca.100 Kinder im Alter von 5 bis ca. 11 Jahren Unterricht. Diese Kinder zahlen auch wie bisher keinerlei Schulgeld. Effektiv zahlen also ca. 40% der Kinder ein geringes Schulgeld, während der Unterricht für 50 bis 60 % der Kinder kostenfrei ist. Derzeit gehen ca. 200 Kinder (im März 2007 waren es noch um die 650 Kinder) inklusive einer integrativen Klasse (in welcher auch behinderte Kinder jeden Alters unterrichtet werden) in die Sivananda Bhavan School. Die Kinder, welche aufgrund des akuten Lehrermangels ab Januar 2009 nicht mehr in die Schule kommen konnten, sind zu anderen Schulen übergewechselt.
Ausbildungszentrum (Nähzentrum)
Zusätzlich zum normalen Schulbetrieb unterhält die Sivananda Vidya Bhavan School ein Nähzentrum, in welchem ca. 25 Mädchen im Alter von 16 bis 20 Jahren eine kostenlose Ausbildung zur Schneiderin erhalten. Die jungen Frauen sind größtenteils des Lesens und Schreibens nicht mächtig, sprechen kaum Englisch und haben nie eine Schule besucht. Einige haben in der Vergangenheit die Klassenziele nicht erreicht und die Schule vorzeitig abgebrochen. All diese Mädchen kommen aus ärmsten Verhältnissen und werden zuhause größtenteils sehr streng erzogen. So erlaubt die Familie ihnen in den meisten Fällen nicht, das Haus ohne Begleitung zu verlassen.
Die Ausbildung zur Näherin bietet den Mädchen sowohl die Chance, das eigene Leben zukünftig finanziell selbst in die Hand zu nehmen, als auch die Möglichkeit ein Dasein außerhalb familiärer Zwänge zu erfahren. Selten haben Keshava und ich mehr Licht, Fröhlichkeit, Lebendigkeit und Dankbarkeit in menschlichen Gesichtern gesehen als in den Augen dieser Mädchen.
Zukunft
Raj Lakshmi ist seit fast 35 Jahren die rechte Hand Swami Nityanandas und nun selbst bereits über 70 Jahre alt. Wie er hat sie ihr ganzes Leben dem Dienst an den Armen und Benachteiligten gewidmet, ohne eigene Erwartung von Lohn und Erfolg.
Raj Lakshmi hat zu Ehren Swami Nityanandas vor ca. 31 Jahren eine weitere Schule in Delhi gegründet. Diese Schule, die Nityananda Public School, nimmt von jedem Schüler ein geringes Schulgeld und steht auf privatem Land, im Gegensatz zur Sivananda Bhavan School. Ansonsten hat die Nityananda Public School genauso mit den neuen behördlichen Auflagen zu kämpfen.
Um das Lebenswerk des Swami Nityananda und die Zukunft der Kinder in der Armenschule Sivananda Bhavan zu retten und auch um neue Projekte zu ermöglichen, wird die Nityananda Public School verkauft (ein Teilverkauf hat bereits stattgefunden) und Anfang 2009 an den neuen Besitzer übergeben.
Mit dem Verkaufserlös möchten Swami Nityananda, Raj Lakshmi und Meenal Puri auf dem Gelände der Sivananda Bhavan School ein sogenanntes „Gurukul System“ ins Leben rufen. „Gurukul“ bedeutet: „wo die Schüler beim (spirituellen) Lehrer wohnen“ und ist eine Lebensform, die in Indien weiter verbreitet ist als in Europa, vielleicht am ehesten vergleichbar mit dem Konzept eines „Ashrams“, wo man miteinander lebt, miteinander und voneinander lernt und sowohl praktische Arbeit als auch spirituelles Gedankengut im Alltag verbindet. So werden ab Januar 2009 ca.10-20 Kinder in diesem Gurukul System leben und lernen. Die Kinder, die dort aufgenommen werden, kommen aus allen Teilen Indiens, sind sehr arm und elternlos. Das Gebäude, in welchem die Kinder mit ihren Betreuerinnen leben werden, ist bereits errichtet und vor einigen Monaten offiziell eingeweiht worden. Der Name des Gebäudes bzw. des Projektes ist „Luckys Children´s Home“.
Da Raj Lakshmi Verwandschaft in Shimla (eine im mittleren Himalaya gelegene Stadt) hat, die sowohl in der Lage ist, tatkräftig zuzupacken, als auch finanzielle Unterstützung zu geben, ist angedacht, das in Delhi gegründete Gurukul System mittelfristig in den Ort Solan bei Shimla (dieses Gebiet wird auch „klein Tibet“ genannt) umzusiedeln. Es ist geplant, dort so viele Kinder wie möglich aufzunehmen, sie zu unterrichten und ihnen ein Dach über den Kopf zu geben. Wie viele Kinder es in Zukunft genau sein werden, kann im Moment noch nicht gesagt werden. Der herzensgute Swamiji möchte natürlich liebend gerne wie er sagt: „Hunderte von Kindern aufnehmen“. Ob diese Idee möglich gemacht werden kann, hängt natürlich zum großen Teil von den Spenden ab.
Sivananda Ashram
Wir trafen am 24.September 2008 im Sivananda Ashram ein. Swami Chidananda, Präsident der Divine Life Society[1], der am 28.August 2008 Mahasamadhi erreicht hat, wäre an diesem Tag 93 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund wurde heute besonders gefeiert. So gab es zu Ehren Swami Chidanandas um 16 Uhr eine große Puja, zu welcher wir allerdings zu spät anreisten. Der abendliche Satsang war besonders schön: Es wurden viele persönliche Geschichten aus dem Leben Swami Chidanandas erzählt und sein Name auf innigste Weise wiederholt und in den anschließenden Kirtans und Bhajans gesungen.
Kurz nach unserer Ankunft im Sivananda Ashram, trafen wir Shri Karthikeyan, einen der ältesten Bewohner des Ashrams und persönlicher Schüler von Swami Sivananda. Wir bestellten Grüße aus dem Haus Yoga Vidya, tauschten Neuigkeiten aus und schilderten ihm unser Anliegen, eine Spende von 7.000 € an Swami Vimalananda übergeben zu wollen.
Spendenübergabe
Für den darauffolgenden Tag erhielten wir die Möglichkeit zu einem Darshan mit Swami Vimalananda, welcher am 2.10.2008 als Nachfolger Swami Chidanandas gewählt wurde.
Am Vormittag des 25.09. gingen wir gemeinsam mit Shri Karthikeyan in die Samadhi Hall (Satsanghalle des Sivananda Ashrams), wo wir von Swami Vimalananda empfangen wurden. Dort haben wir ihm die Spende über 7.000 € in feierlichem Rahmen übergeben. Wie es in Indien üblich ist, bekamen wir anschließend reichlich Prassad überreicht. Natürlich war nicht alles zum selber essen, sondern hauptsächlich zum Verschenken an die Kinder gedacht.
Nach der Spendenübergabe folgten wir Shri Karthikeyan zum Ganges, wo wir nach einem Bad und Gebet den „Ananda Kutir“ besuchten. In diesen Räumen lebte Swami Sivananda viele Jahre, bevor er dort am 14. Juli 1963 Maha Samadhi erreichte.
Anschließend führte uns Shri Karthikeyan zu Swami Yogaswarupananda, dem Vize-präsidenten, welcher uns sehr herzlich begrüßte und allen Spendern ganz herzlich dankte. Zum Abschluss schenkte er uns viele kleine Heftchen gefüllt mit Swami Sivanandas inspirierenden und erhebenden Weisheiten. Gegen Abend besichtigten Keshava und ich das Krankenhaus, wo Menschen aus der Gegend und den umliegenden Bergdörfern kostenlose medizinische Versorgung erhalten. Auch das Krankenhaus und der ganze Ashram wird über Spenden getragen.
Während unseres Besuches in Rishikesh besuchten wir mehrmals den Tapasya Kutir, die Hütte, in der Swami Sivananda in den Jahren, bevor er den Sivananda Ashram gründete, lebte und intensives Sadhana praktizierte. Der Tapasya Kutir ist ein idealer Ort für tiefe Meditation. Dort dankten wir Swami Sivananda für die Gnade und das Geschenk, jetzt hier zu sein und Spenden übergeben zu können. Wir baten, dass uns viele weitere Jahre voller Kraft und Energie geschenkt sein mögen, um gute Dinge noch wirkungsvoller werden zu lassen.
Spenden
Gäbe es den Brahma Vidya e.V. nicht, hätte die Sivananda Vidya Bhavan School wahrscheinlich im Frühjahr 2008 ihre Pforten schließen müssen. Noch vor einigen Jahren reiste Swami Nityananda selbst durch alle Welt, um Spenden für die Schule aufzutreiben. Jetzt ist er dafür zu alt und zu kränklich. Er ist sehr glücklich, dass es den Verein Brahma Vidya e.V. gibt. Unser großer Dank geht an alle Spender/innen: Danke, dass ihr mit euren Spenden die Armenschule in Delhi, das Krankenhaus und die drei Leprakolonien so großartig unterstützt habt! Die Spendenkontonummer des Brahma Vidya e.V.: Westerwald-Bank eG, Horhausen, BLZ 57391800, Kto. 152 6502, 1.Vorsitzender des Vereins Brahma Vidya e.V. ist Keshava Schütz, Email: keshava(at)yoga-vidya.de
netzwerk/hilfswerk/reisebericht-2008.html#_ftnref1 1) Die Divine Life Society ist der von Swami Sivananda gegründete gemeinnützige Trägerverein des Sivananda Ashrams und seiner sozialen Einrichtungen wie Krankenhaus, Großküche, Schule, Leprastationen etc.