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Klassische Upanishaden

- Die Weisheit des Yoga -

Die Brihadaranyaka-Upanishad des weißen Yajurveda

Das Madhukandam
Erster Adhyaya
Erstes Brahmanam
Om!
1. Die Morgenröte, wahrlich, ist des Opferrosses Haupt, die Sonne sein Auge, der Wind sein Odem, sein Rachen das allverbreitete Feuer, das Jahr ist der Leib des Opferrosses. Der Himmel ist sein Rücken, der Luftraum seine Bauchhöhle, die Erde seines Bauches Wölbung; die Pole sind seine Seiten, die Zwischenpole seine Rip-pen, die Jahreszeiten seine Glieder, die Monate und Halbmonate seine Gelenke, Tage und Nächte seine Füße, die Gestirne seine Ge-beine, das Gewölk sein Fleisch. Das Futter, das es verdaut, sind die Sandwüsten, die Flüsse seine Adern, Leber und Lungen die Gebir-ge, die Kräuter und Bäume seine Haare; die aufgehende Sonne ist sein Vorderteil, die niedergehende sein Hinterteil. Was es bleckt, das ist Blitz, was es schauert, ist Donner, was es wässert, Regen; seine Stimme ist Rede.
2. Der Tag, fürwahr, ist entstanden für das Ross als die Opferschale, die vor ihm stehet: seine Wiege ist in dem Weltmeere gen Morgen; die Nacht ist für es entstanden als die Opferschale, die hinter ihm stehet: ihre Wiege ist in dem Weltmeere gen Abend; diese beiden Schalen entstanden, das Ross zu umgeben. Als Ross zog es die Götter, als Kämpfer die Gandharven, als Renner die Dämonen, als Pferd die Menschen. Der Ozean ist sein Verwandter, der Ozean sei-ne Wiege.

Zweites Brahmanam
1. Am Anfang war hier nichts; denn diese Welt war verhüllt von dem Tode; von dem Hunger; denn der Tod ist Hunger. Da schuf er das Manas (den Verstand, den Willen); denn er begehrte, selbsthaft (körperhaft) zu sein. Er wandelte lobsingend; da er lobsang, ent-stand das Wasser; denn er sprach: „Da ich lobsang (arc), ward mir Freude (ka). Dieses ist das Wesen des Strahles (arka). Dem wird Freude zu teil, der also dieses Wesen des Strahles weiß.
2. Denn der Strahl ist das Wasser. Was an dem Wasser der Rahm war, das wurde gekernt; daraus entstand die Erde. Dabei ermüdete er. Da er ermüdete, da er sich erhitzte, ward seine Kraft, sein Saft zu Feuer.
3. Er zerteile sich selbst in drei, (ein Drittel Feuer), ein Drittel Sonne, ein Drittel Wind; so war er als Lebenshauch (Prana ) dreifach aus-gebreitet. Sein Kopf war die Gegend gen Morgen, hier und dort wa-ren seine Vorderschenkel; sein Schweif war die Gegend gen Abend, hier und dort waren sein Hinterschenkel; Süd und Nord waren sei-ne Seiten, der Himmel sein Rücken, der Luftraum seine Bauchhöh-le, diese Erde seine Brust. Derselbige stehet gegründet auf den Wassern. – Wo immer er gehen mag, da stehet gegründet, wer sol-ches weiß.
4. Er begehrte, ein zweites Selbst (Leib) zu haben; da pflog er als Ma-nas mit der Rede Begattung, er, der Hunger, der Tod. Was sich als Same ergoss, das ward das Jahr (die Zeit); denn vordem war das Jahr nicht vorhanden. Selbiges trug er so lange Zeit, wie ein Jahr ist, und nach Ablauf dieser Zeit ließ er es hervorgehen. Gegen sel-biges, nachdem es geboren war, sperrte er den Rachen auf; da schrie es: bhan! Daraus entstand die Rede (bhan, bhanati reden).
5. Er erkannte: „Wenn ich diesem nachstelle, so wird meine Speise nur gering sein“. Da schuf er mit jener Rede (dem Veda), mit jenem Selbste (dem Manas ) dieses Ganze, was immer vorhanden, die Ver-se (des Rigveda), die Sprüche (des Yajurveda), die Lieder (des Sa-maveda), die Gesänge, die Opfer, die (opfernden) Geschöpfe, die (zu opfernden) Tiere. Alles, was er immer schuf, das beschloss er zu verschlingen; weil er alles verschlingt (ad), darum ist er die Aditi (die Unendlichkeit). Der wird zum Verschlinger des Weltalls, dem dient das Weltall zur Speise, wer also das Wesen der Aditi versteht.
6. Da begehrte er, noch weiter ein größeres Opfer darzubringen; er mühte sich ab, er kasteite sich; da er sich abmühte, da er sich kas-teite, wichen von ihm Schönheit und Kraft. Nämlich die Lebensgeis-ter sind Schönheit und Kraft. Indem die Lebensgeister aus ihm wi-chen, begann sein Leib anzuschwellen; aber sein Manas war in dem Leibe geblieben.
7. Da begehrte er: „Dieser Leib soll mir opfertauglich (medhya) wer-den; in ihm will ich mich verkörpern“. Darauf ward er zu einem Rosse (ashva), darum dass er angeschwollen war (ashvat). Und er sprach: „Dieser (Leib) ist mir opfertauglich (medhya) geworden“. Darum heißt das Rossopfer Ashra-Medha. – Fürwahr, der versteht das Rossopfer, der es also versteht; – Selbiges (Ross) bewachte er, ohne es zu fesseln. Nach Ablauf eines Jahres brachte er es als Op-fer für sich selbst dar; die (übrigen, bei der Ashvamedhafeier geop-ferten) Tiere aber überwies er den Göttern. Darum bringt man, als ein (zugleich) allen Göttern geweihtes, dem Prajapati dies Opfer dar. Wahrlich, jener ist das Rossopfer, welcher dort (als Sonne) leuchtet; sein Leib ist das Jahr. Dies (irdische) Feuer ist der Arka (das Opfer-feuer beim Rossopfer); sein Leib sind diese Welten. Diese beiden sind das Opferfeuer und das Rossopfer. Und wiederum sind sie nur eine einzige Gottheit, nämlich der Tod. – (Wer solches weiß,) der wehret ab den Wiedertod; der Tod überwältigt ihn nicht, darum dass der Tod sein Selbst ist: zu einer jener Gottheiten (die an dem Rossopfer teilhaben) wird er.

Drittes Brahmanam
1. Zwiefach waren die Kinder des Prajapati, Götter und Dämonen. Von ihnen waren die schwächeren die Götter, die stärkeren die Dämo-nen. Selbige stritten um diese Welten. Da sprachen die Götter: „Wohlan, lasst uns die Dämonen beim Opfer durch den Udgitha überwinden!“
2. Da sprachen sie zur Rede: „Singe du für uns den Udgitha!“ – „So sei es“, sprach sie. Da sang die Rede für sie den Udgitha. Der Nutzen, der in der Rede ist, den ersang sie für die Götter, dass sie Schönes redet, das für sich selbst. – Da merkten jene (die Dämonen): „Durch diese als Sänger werden sie uns überwinden“; drangen auf dieselbe ein und erfüllten sie mit Übel. Das Übel, dass die so Unziemliches redet, das eben ist jenes Übel.
3. Da sprachen sie zum Geruche (Prana ): „Singe du für uns den Ud-githa!“ – „So sei es“, sprach er. Da sang der Geruch für sie den Ud-githa. Der Nutzen, der in dem Geruche ist, den ersang er für die Götter, dass er Schönes riecht, das für sich selbst. – Da merkten jene: „Durch diesen als Sänger werden sie uns überwinden“; dran-gen auf denselben ein und erfüllten ihn mit Übel. Das Übel, dass er so Unziemliches riecht, das eben ist jenes Übel.
4. Da sprachen sie zum Auge: „Singe du für uns den Udgitha!“ – „So sei es“, sprach es. Da sang das Auge für sie den Udgitha. Der Nut-zen, der in dem Auge ist, den ersang es für die Götter, dass es Schönes schaut, das für sich, das für sich selbst. – Da merkten je-ne: „Durch dieses als Sänger werden sie uns überwinden“; drangen auf dasselbe ein und erfüllten es mit Übel. Das Übel, dass es so Unziemliches schaut, das eben ist jenes Übel.
5. Da sprachen sie zum Ohre: „Singe du für uns den Udgitha!“ – „So sei es, sprach es. Da sang das Ohr für sie den Udgitha. Der Nutzen, der in dem Ohre ist, den ersang es für die Götter, dass es Schönes hört, das für sich selbst. – Da merkten jene: „Durch dieses als Sän-ger werden sie uns überwinden“, drangen auf dasselbe ein und er-füllten es mit Übel. Das Übel, dass es so Unziemliches hört, das eben ist jenes Übel.
6. Da sprachen sie zum Manas (Verstand, Willen): „Singe du für uns den Udgitha!“ – „So, sei es“, sprach es. Da sang das Manas für sie den Udgitha. Der Nutzen, der in dem Manas liegt, den ersang es für die Götter, dass es Schönes vorstellt (beschließt), das für sich selbst. – Da merkten jene: „Durch dieses als Sänger werden sie uns überwinden“, drangen auf dasselbe ein und erfüllten es mit Übel. Das Übel, das es so Unziemliches vorstellt (beschließt), das eben ist jenes Übel.
Also geschah es, dass sie diese Gottheiten mit Übeln überkamen, dass sie dieselben mit Übel erfüllten.
7. Da sprachen sie zu diesem Lebensodem im Munde (asanya Prana ): „Singe du für uns den Udgitha!“; – „So sei es“, sprach er. Da sang dieser Lebensodem für sie den Udgitha. – Da merkten jene: „Durch diesen als Sänger werden sie uns überwinden“, drangen auf den-selben ein und wollten ihn mit Übel erfüllen (avivyatsan). Da aber, gleichwie ein Erdkloß, wenn er auf einen Stein trifft, zerstiebt, also auch stoben sie auseinander und vergingen. Darum bestanden die Götter, zu nichte waren die Dämonen. – Der besteht durch sich selbst (Atmana), dessen Widersacher wird zu nichte, wer solches weiß.
8. Da sprachen sie: „Wo war er doch, der sich unser also angenom-men? Im Munde weilt er (ayam asye), darum heißt er Ayasya , und Angirasa, denn er ist der Saft (rasa) der Glieder (anga).“
9. Wahrlich, diese Gottheit heißet Dur mit Namen, denn von ihr bleibt der Tod ferne (duram). – Von dem bleibt der Tod ferne, der solches weiß.
10. Nachdem diese Gottheit also von jenen Gottheiten das Übel, den Tod, abgewehrt hatte, so versetzte sie dasselbe dorthin, wo dieser Weltgegenden Grenze ist; dorthin verlegte sie die Übel derselben. Darum soll man nicht gehen unter die Heiden, nicht gehen zur Grenze, damit man nicht sich hinbegebe zu dem Übel, zu dem To-de!
11. Nachdem diese Gottheit also von jenen Gottheiten das Übel, den Tod, abgewehrt hatte, so führte sie dieselbigen über den Tod hin-über.
12. Zuerst führte sie die Rede hinüber; indem diese vom Tode erlöst wurde, ward sie zu dem Feuer. Als dieses Feuer, über den Tod hin-ausgeschritten, flammt sie.
13. Darauf führte sie den Geruch hinüber; indem dieser vom Tode er-löst wurde, ward er zu dem Winde. Als dieser Wind, über den Tod hinausgeschritten, reinigt er.
14. Darauf führte sie das Auge hinüber; indem dieses vom Tode erlöst wurde, ward es zu der Sonne. Als diese Sonne, über den Tod hin-ausgeschritten, glüht es.
15. Darauf führte sie das Ohr hinüber; indem dieses vom Tode erlöst wurde, ward es zu den Weltgegenden. Als diese Weltgegenden (ist es) über den Tod hinausgeschritten.
16. Darauf führte sie das Manas hinüber; indem dieses vom Tode er-löst wurde, ward es zu dem Monde. Als dieser Mond, über den Tod hinausgeschritten, glänzt es.
Wahrlich, den führt diese Gottheit ebenso über den Tod hinaus, der solches weiß.
17. Darauf ersang sie für sich selbst Speise zum Essen. Denn was im-mer an Speise gegessen wird, das wird von dem (Lebens-) Odem ge-gessen; (dadurch) bestehet er hienieden.
18. Da sprachen jene Gottheiten: „alles dieses, was Speise ist, so viel es ist, das hast du für dich selbst ersungen; so lass uns mit dir an dieser Speise teilnehmen;“ – „Wohlan“, sprach er, „so gehet alle in mich ein;“ – „So sei es“, sprachen sie; da gingen sie von allen Seiten her in ihn hinein.
Darum geschieht es, dass von der Speise, die man um des Lebens-hauches willen genießt, jene andern sich sättigen.
Fürwahr, in den gehen ebenso die Seinigen ein, der ist der Ernäh-rer der Seinigen, ist ihr Fürst, ihr Herzog, Esser der Speise und Oberherr, der solches weiß: und wer gegen ihn, der solches weiß, als ein Widersacher unter den Seinigen aufsteht, der vermag nicht hinauszuhelfen denen, die ihm anhängen; aber wer jenem sich un-terordnet, wer ihm folgend die Seinigen zu unterhalten strebt, der, fürwahr, vermag hinauszuhelfen denen, die ihm anhängen.
19. Er ist Ayasya Angirasa, denn er ist der Saft (rasa) der Glieder (an-ga); denn das Leben (Prana ) ist der Saft der Glieder ist, darum ge-schieht es, dass, aus welchem Gliede immer das Leben entweicht, das eben vertrocknet; darum ist es der Saft der Glieder.
20. Er ist aber auch Brihaspati; denn die Rede ist Brihati (Name eines Metrums, hier für Rigveda), und er ist ihr Herr; darum ist er auch Brihaspati.
21. Er ist aber auch Brahmanuspati; denn die Rede ist Brahman (das Gebet, hier für Yajurveda), und er ist ihr Herr; darum ist er auch Brahmanaspati.
22. Er ist aber auch das Saman; denn die Rede ist Saman (Gesang). Weil er sa und ama (sie und er, d. h. Weibliches und Männliches) ist, daher kommt der Name Saman. – Oder auch daher, weil er gleich (sama) ist der Ameise, gleich der Mücke, gleich dem Elefan-ten, gleich diesen drei Welträumen, gleich diesem Weltganzen. – Der erlangt das Saman, der erwirbt mit dem Saman Lebensgemein-schaft, Weltgemeinschaft, wer also dieses Saman kennt.
23. Er ist aber auch der Udgitha; denn der Prana ist ut, denn durch den Prana (das Leben) wird diese ganze Welt aufrechterhalten (ut-tabdham); und die Rede ist githa (Gesang); ut und githa aber ma-chen zusammen Udgitha.
24. Darum auch sprach Brahmadatta, der Nachkomme des Cikitana, da er den König (Soma) kostete: „Dieser König soll mir das Haupt zersprengen, wenn Ayasya Angirasa mit etwas anderem als ich hier den Udgitha gesungen hat. Denn auch er“, so sprach er, „hat nur durch die Rede und durch den Prana den Udgitha gesungen.“
25. Wer das Eigentümliche dieses Saman kennt, dem wird Eigentum zu teil. Der Wohllaut ist sein Eigentümliches. Darum, wer des Pries-teramtes walten will, der wünsche seiner Stimme Wohllaut; mit ei-ner solchen wohllautreichen Stimme soll er des Priesteramtes wal-ten. Darum begehrt man zum Opferdienste nur einen solchen, der wohllautreich sei, als welcher das Eigentümliche besitzt. – Dem wird Eigentum zu teil, wer also dieses Eigentümliche des Saman kennt.
26. Wer das Gold dieses Saman kennt, dem wird Gold zu teil. Das Gold des Saman ist der Wohllaut. – Dem wird Gold zu teil, wer also die-ses Gold des Saman kennt.
27. Wer die Grundlage dieses Saman kennt, der ist wohl gegründet. Die Grundlage des Saman ist die Rede; denn auf die Rede ist der Prana gegründet, wenn er solchermaßen (als Saman) gesungen wird. – Andre sagen: er ist gegründet auf die Nahrung.
28. Nunmehr folgt die Erhebung zu den Reinigungssprüchen. – Der Prastotar also hat den Eingang des Saman zu singen. Während derselbe ihn singt, soll er (der Yajamana) folgende (Sprüche) mur-meln:
„Aus dem Nichtseidenden führe mich zum Seienden;
Aus der Finsternis führe mich zum Lichte;
Aus dem Tode führe mich zur Unsterblichkeit!“
Wenn er sagt: „aus dem Nichtseienden führe mich zum Seienden“, so bedeutet das Nichtseiende den Tod, das Seiende die Unsterb-lichkeit, und er sagt damit; „aus dem Tode führe mich zur Unsterb-lichkeit, mache mich unsterblich“. Wenn es heißt; „aus der Fins-ternis führe mich zum Lichte“, so bedeutet die Finsternis den Tod, das Licht die Unsterblichkeit, und er sagt damit; „aus dem Tode führe mich zur Unsterblichkeit, mache mich unsterblich“. Wenn es heißt; „aus dem Tode führe mich zur Unsterblichkeit“, so ist darin nichts, was verborgen wäre.
Was weiter die übrigen Strophen des Preisliedes (stotram) betrifft, so mag er (der Udgatar und seine Gehülfen) in ihnen für sich selbst Nahrung zum Essen ersingen. Darum mag er auch in Ihnen eine Gabe erbitten, und wenn er irgend einen Wunsch hat, so kann ihn der solches wissende Udgatar ersingen, sei es für sich selbst oder auch für den Veranstalter des Opfers, wenn dieser einen Wunsch hat.
Dieses (Wissen des Saman als Prana ) erwirbt die Himmelswelt (lo-ka). Es ist nicht zu fürchten, dass der nicht die Himmelswelt erlan-ge, welcher also dieses Saman kennt.


Viertes Brahmanam
1. Am Anfang war diese Welt allein der Atman, in Gestalt eines Men-schen (vgl. Ait. 1,1,4). Der blickte um sich: da sah er nichts andres als sich selbst. Da rief er zu Anfang aus: „Das bin ich!“ Daraus ent-stand der Name Ich. – Daher auch heutzutage, wenn einer angeru-fen wird, so sagt er zuerst: „Das bin ich!“ und dann erst nennt er den andern Namen, welchen er trägt. – Weil er vor diesem allem al-le Sünden vorher (purra) verbrannt hatte (ush), darum heißt er pur-ush-a (der Mensch, der Geist). Wahrlich es verbrennt den, welcher ihm vor zu sein begehrt, wer solches weiß.
2. Da fürchtete er sich; darum fürchtet sich einer, wenn er allein ist. Da bedachte er: „wovor sollte ich mich fürchten, da nichts andres außer mir da ist?“ Dadurch entwich seine Furcht; denn wovor hätte er sich fürchten sollen? Denn vor einem Zweiten ist ja die Furcht.
3. Aber er hatte auch keine Freude; darum hat einer keine Freude, wenn er allein ist. Da begehrte er nach einem Zweiten. Nämlich er war so groß wie ein Weib und ein Mann, wenn sie sich umschlun-gen halten. Dieses, sein Selbst zerfällte er (apatayat) in zwei Teile; daraus entstanden Gatte (pati) und Gattin (patni). Darum ist dieser Leib an dem Selbste gleichsam eine Halbscheid; so nämlich hat es Yajnavalkya erklärt. Darum wird dieser leere Raum hier durch das Weib ausgefüllt. – Mit ihr begattete er sich; daraus entstanden die Menschen.
4. Sie aber erwog: „Wie mag er sich mit mir begatten, nachdem er mich aus sich selbst erzeugt hat? Wohlan! Ich will mich verbergen!“ – Da ward sie zu einer Kuh; er aber ward zu einem Stier und begat-tete sich mit derselben. Daraus entstand das Rindvieh. – Da ward sie zu einer Stute; er aber ward zu einem Hengste; sie ward zu ei-ner Eselin, er zu einem Esel und begattete sich mit derselben. Dar-aus entstanden die Einhufer. – Sie ward zu einer Ziege, er zu einem Bocke; sie zu einem Schafe, er zu einem Widder und begattete sich mit derselben; daraus entstanden die Ziegen und Schafe. – Also ge-schah es, dass er alles, was sich paart, bis hinab zu den Ameisen, dieses alles erschuf.
5. Da erkannte er: „Wahrlich, ich selbst bin die Schöpfung; denn ich habe diese ganze Welt erschaffen“. – So entstand der Name Schöp-fung. – Der, fürwahr, ist in dieser seiner Schöpfung (Schöpfer), wer solches weiß.
6. Darauf rieb er (die vor den Mund gehaltenen Hände) so; da brachte er aus dem Munde als Mutterschoß und aus den Händen das Feu-er hervor; darum ist dieses beides von innen ohne Haare; denn der Mutterschoß ist inwendig ohne Haare.
Darum, wenn die Leute von jedem einzelnen Gotte sagen: „Opfere diesem, opfere jenem!“ so (soll man wissen, dass) diese erschaffene Welt von ihm allein herrührt; er also allein ist alle Götter.
Alles nun, was auf der Welt feucht ist, das erschuf er aus dem Sa-menerguss; dieser aber ist der Soma; denn diese ganze Welt ist nur dieses: Nahrung und Nahrungesser. Der Soma ist die Nahrung, das Feuer der Nahrungesser.
Diese (Schöpfung) hier ist eine Überschöpfung des Brahman. Weil er als höhere (als er selbst ist) die Götter schuf, und weil er, als Sterblicher, die Unsterblichen schuf, darum heißt sie die Über-schöpfung. – In dieser seiner Überschöpfung ist (Schöpfer), wer sol-ches weiß.
7. Die Welt hier war damals nicht entfaltet; eben dieselbe entfaltete sich in Namen und Gestalten, so dass es hieß: „der so und so mit Namen Heißende hat die und die Gestalt“. Ebendieselbe wird auch heute noch entfaltet zu Namen und Gestalten, sodass es heißt: „der so und so mit Namen Heißende hat die und die Gestalt“ In sie ist jener (Atman) eingegangen bis in die Nagelspitzen hinein, wie ein Messer verborgen ist in einer Messerscheide oder das allerhaltende (Feuer) in dem feuerbewahrenden (Holze). Darum siehet man ihn nicht: denn er ist zerteilt; als atmend heißt er Atem, als redend Re-de, als sehend Auge, als hörend Ohr, als verstehend Verstand; alle diese sind nur Namen für seine Wirkungen. Wer nun eines oder das andre von diesen verehrt, der ist nicht weise; denn teilweise nur wohnt jener in dem einen oder andern von ihnen. Darum soll man ihn allein als den Atman verehren; denn in diesem werden je-ne alle zu einem.
Darum ist dieses die (zu verfolgende) Wegespur des Weltalls, was hier (in uns) der Atman ist; denn in ihm kennt man das ganze Weltall; ja, fürwahr, wie man mittels der Fußspur (ein Stück Vieh) auffindet, also (erkennt man mittels des Atman diese Welt). – Ruhm und Ehre findet, wer solches weiß!
8. Darum ist dieses teurer als ein Sohn, teurer als Reichtum, teurer als alles andre; denn es ist innerlicher, weil es diese Seele (Atman) ist.
Wenn nun jemand einen andern als den Atman für teuer erklärt, und von ihm einer sagt: „Verlieren wird er, was ihm teuer ist!“ der kann Herr sein, dass dies also geschehe. Darum soll man den At-man allein als teuer verehren; wer den Atman allein als teuer ver-ehrt, dessen Teures ist nicht vergänglich.
9. Hier sagen sie: dieweil die Menschen durch das Wissen von Brah-man zum Weltall zu werden gedenken, was wusste denn dieses Brahman, wodurch es zu diesem Weltall wurde? –
10. Wahrlich, diese Welt war am Anfang Brahman, dieses wusste allein sich selbst. Und es erkannte: „Ich bin Brahman!“ – Dadurch ward es zu diesem Weltall. Und wer immer von den Göttern dieses (durch die Erkenntnis: „Ich bin Brahman“) inne ward, der ward e-ben zu demselbigen; und ebenso von den Rishis, und ebenso von den Menschen. – Dieses erkennend hub Vamadeva, der Rishi, an:
„Ich war einst Manu, ich war einst die Sonne.“
Und auch heutzutage, wer also eben dieses erkennt: „Ich bin Brahman!“ der wird zu diesem Weltall; und auch die Götter haben nicht Macht, zu bewirken, dass er es nicht wird. Denn er ist die Seele (Atman) derselben. Wer nun eine andre Gottheit (als den At-man, das Selbst) verehrt und spricht: „Eine andre ist sie, und ein andrer bin ich“, der ist nicht weise; sondern er ist gleich als wie ein Haustier der Götter. So wie viele Haustiere dem Menschen von Nut-zen sind, also auch ist jeder einzelne Mann den Göttern von Nut-zen. Wenn auch nur ein Haustier entwendet wird, das ist unange-nehm, wie viel mehr, wenn viele! – Darum ist es denselben nicht angenehm, dass die Menschen dieses wissen.
11. Wahrlich, diese Welt war zu Anfang nur Brahman allein; dieses, da es allein war, war nicht entfaltet. Selbiges schuf über sich (über das Brahman, Priestertum, die erste Kaste) hinaus als ein edler Gestaltetes das Kshatram (Fürstentum, die zweite Kaste); jene, wel-che Fürsten sind unter den Göttern, mit Namen Indra , Varuna , Soma, Rudra , Parjanya. Yama, Mrityu, Ishana. Darum gibt es nichts Höheres als das Kshatram. Darum verehrt der Brahmane den Kshatriya in Unterwürfigkeit bei der Königsweihe; dem Kshatram eben zollt er diese Ehre. – Aber eben dieses Brahman ist der Mutterschoß des Kshatram. Darum, wenn auch der König die höchste Stelle inne hat, so nimmt er doch am Ende seine Zuflucht zum Brahman als zu seinem Mutterschoße. Wer aber diesen (einen Brahmanen) verletzt, der schädigt seinen Mutterschoß; er ist um so schlimmer, je edler der war, den er verletzte.
12. Er war noch nicht entfaltet; da schuf er die Vish (den Bürgerstand, die dritte Kaste): jene, welche, als Götter geboren, in Scharen auf-gezählt werden, nämlich die Vasus, Rudras, Adityas. Vishve devah und Marnts.
13. Er war noch nicht entfaltet: da schuf er als die Shudra-Kaste den Pushan; nämlich diese (Erde) ist Pushan; denn sie ernährt (pushya-ti) dieses alles, was vorhanden ist.
14. Er war noch nicht entfaltet; da schuf er über sich hinaus als ein ed-ler Gestaltetes das Recht (dharma). Dieses ist Herrscher des Herr-schers, was das Recht ist. Darum gibt es nichts Höheres als das Recht. Daher auch der Schwächere gegen den Stärkeren seine Hoffnung setzt auf das Recht, gleich wie auf einen König. Fürwahr, was dieses Recht ist, das ist die Wahrheit (satyam). Darum, wenn einer die Wahrheit spricht, so sagt man, er spricht recht; und wenn einer recht spricht, so sagt man, er spricht die Wahrheit; denn bei-des ist eines und dasselbige.
15. Eben dieses ist Brahman, Kshatram, Vish und Shudra. Dieses Brahman war mittels des Agni (als Agni, Gott des Feuers) unter den Göttern, als Bramane unter den Menschen. Als (göttlicher) Kshatriya ward es zum (menschlichen) Kshatriya, als Vaishya zum Vaishya, als Shudra zum Shudra. Darum wünscht man in (Gestalt des) Agni eine Stätte unter den Göttern, in (der des) Brahmanen ei-ne Stätte unter den Menschen; denn in diesen beiden Gestalten kam das Brahman (unmittelbar) zur Erscheinung.
Wer nun aus dieser Welt dahinscheidet, ohne dass er die eigne Welt (die Welt des Atman) geschaut hat, dem hilft sie, da sie unerkannt geblieben, nicht, wie der Veda, wenn er nicht studiert, oder ein Werk, wenn es nicht getan wird. Und selbst wenn er, der solches nicht wissende, ein großes gutes Werk vollbringt, so wird es ihm doch am Ende (durch Aufzehrung des Lohnes) zu nichte. Darum soll man den Atman allein als die Welt (zu der man im Tode ein-geht) verehren. Wer den Atman als die Welt verehrt, dessen Werk wird nicht zu nichte; vielmehr wird er aus diesem Atman erschaf-fen, was er immer begehrt.
16. Es ist aber sogar auch dieser Atman (der eigene Leib) eine Wohn-stätte (Welt) für alle Wesen; sofern man opfert und opfern lässt, ist er eine Stätte der Götter; sofern man (den Veda) hersagt, der Ris-his; sofern man den Ahnen die Spende darbringt, sofern man Nachkommenschaft begehrt, der Ahnen, sofern man die Menschen beherbergt und speiset, der Menschen, sofern man für das Vieh Gras und Wasser sucht, des Viehes; sofern in eines Hause die Tiere des Feldes und die Vögel bis herab zu den Ameisen ihr Futter fin-den, insofern ist er eine Stätte für diese. – Wahrlich, sowie einer seiner eigenen Wohnstätte Wohlfahrt wünscht, also wünschen alle Wesen Wohlfahrt dem, der solches weiß. – Das ist gewisslich er-kannt und erforscht.
17. Diese Welt war am Anfang der Atman einzig und allein. Derselbe begehrte: „Möge ich ein Weib haben! möge ich mich fortpflanzen! möge ich Reichtum haben! möge ich ein Werk vollbringen!“ So weit nämlich reicht das Begehren. Auch wenn einer wollte, könnte er nicht mehr als dies erlangen. Darum auch heutzutage, wenn einer allein steht, so begehrt er: „Möge ich ein Weib haben! Möge ich mich fortpflanzen! Möge ich Reichtum haben! Möge ich ein Werk vollbringen!“ Solange er von diesen Stücken auch nur eines nicht erlangt, so lange glaubt er sich unvollständig. Jedoch, seine Voll-ständigkeit ist diese: das Manas ist sein Selbst (Atman); die Rede sein Weib; der Odem seine Nachkommenschaft; das Auge sein menschlicher Reichtum, denn mit dem Auge macht er ihn ausfin-dig, das Ohr sein göttlicher, denn mit dem Ohre hört er ihn; der Leib (Atman) ist sein Werk, denn mit dem Leibe vollbringt er das Werk. Also ist fünffach das Opfer (an Götter, Rishis, Ahnen, Men-schen, Tiere), fünffach das Opfertier, fünffach der Mensch (als Ma-nas , Rede, Odem, Auge-Ohr, Leib), fünffach dieses alles, was ir-gend vorhanden ist. – Dieses alles erlangt, wer solches weiß. –
Fünftes Brahmanam
1. Durch Geisteskraft und Anstrengung
Sieben Speisen der Vater schuf:
Die eine ist gemein allen;
Zwei teilte er den Göttern zu;
Drei hat er für sich selbst bestimmt;
Eine bot er den Tieren dar;
Auf diese gründet sich alles,
Was da atmet, und was da nicht.
Wie kommts, dass sie nicht abnehmen,
Da man sie aufzehrt allerwärts?
Wer versteht dies Nichtabnehmen,
Der isst Nahrung mit seinem Mund,
Der geht ein zu den Gottheiten,
Der ernährt aus der Fülle sich.
So lauten die Verse.
2. „Durch Geisteskraft und Anstrengung sieben Speisen der Vater schuf“, – also durch Geisteskraft und durch Anstrengung hat sie der Vater erschaffen. – „Die eine ist gemein allen“, – nämlich dieses eben ist jene allen gemeinsame: die Speise, die da gegessen wird; wer diese hochschätzt, der wird nicht von dem Übel befreit, denn sie ist eben gemengt (nicht gewählt, gemein). – „Zwei teilte er den Göttern zu“, – nämlich (Feuer-)Opfer und (sonstige) Spenden, dar-um opfert und spendet man den Göttern; – oder auch sie erklären es als das Neu- und Vollmondsopfer. Darum soll man nicht der (auf egoistische Zwecke gerichteten) Wunschopfer sich befleißen. – „Eine bot er den Tieren dar“, – dies ist die Milch; denn von Milch leben zu Anfang sowohl Menschen als auch Tiere. Darum lassen sie ein Kind, wenn es geboren ist, zuerst Butter lecken oder an der Brust saugen, und ein neugeborenes Kalb nennt man „ein nicht Gras fressendes“. – „Auf diese gründet sich alles, was da atmet, und was da nicht“, – nämlich auf die Milch gründet sich alles, was da atmet und was nicht atmet. Wenn es aber heißt: „wer ein Jahr lang Milch opfert, der wehrt den Wiedertod ab“, so soll man das nicht anneh-men; sondern vielmehr, an welchem Tage er opfert, an diesem Tage wehrt den Wiedertod ab, wer solches weiss: denn alle Speise, die er verzehrt, die reichet er (dem Atman und durch diesen) den Göttern dar. – „Wie kommts, dass sie nicht abnehmen, da man sie aufzehrt allerwärts?“ – nämlich der Purusha (Mann, Geist) ist das Nichtab-nehmen (die Unerschöpflichkeit); dieser erzeugt diese Speise immer wieder neu. – „Wer versteht dies Nichtabnehmen“, - also der Purus-ha ist das Nichtabnehmen; dieser erzeugt die Speise durch die je-desmalige Meditation als seine Werke; denn wenn er das nicht täte, so würde sies freilich abnehmen. – „Der isst Nahrung mit seinem Mund“; – pratikam ist der Mund; also mit seinem Munde isst er die Nahrung. – „Der geht ein zu den Gottheiten, der ernährt aus der Fülle sich“, – dies ist gesagt zu seiner Verherrlichung.
3. „Drei hat er für sich selbst bestimmt“; – diese sind: Manas , Rede und Prana ; diese hat er für sich selbst bestimmt.
„Ich war anderswo mit meinem Verstande (Manas ), darum sah ich nicht; ich war anderswo mit meinem Verstande, darum hörte ich nicht“; so sagt man; denn nur mit dem Verstande sieht man und mit dem Verstande hört man. Verlangen, Entscheidung, Zweifel, Glaube, Unglaube, Festigkeit, Unfestigkeit, Scham, Erkenntnis, Furcht, – alles dies ist nur Manas . Darum, wenn einer auch von hinten berührt wird, so erkennt er es durch das Manas .
Alles was Ton ist, das ist Rede; selbige gehet zu Ende (als mensch-liche Rede), und selbige auch wieder nicht himmlische Vac.
Aushauch, Einhauch, Zwischenhauch. Aufhauch, Allhauch: alles dieses ist Hauch (ana), nämlich Prana .
Hieraus bestehend ist dieser Atman; aus Rede bestehend, aus Ma-nas bestehend, aus Prana bestehend.
4. Eben diese sind die drei Welten; die Rede ist diese (Erden-)Welt, das Manas ist die Luftraum-Welt, der Prana ist jene (Himmels-) Welt.
5. Eben diese sind die drei Veden; die Rede ist der Rigveda, das Ma-nas der Yajurveda, der Prana der Samaveda.
6. Eben diese sind Götter, Ahnen, Menschen; die Rede ist die Götter, das Manas die Ahnen, der Prana die Menschen.
7. Eben diese sind Vater, Mutter und Kind. Das Manas ist der Vater, die Rede die Mutter, der Prana das Kind.
8. Eben diese sind das Erkannte, das zu Erkennende und das Uner-kannte.
Alles Erkannte ist eine Form der Rede; denn die Rede ist die er-kannte. Indem sie dieses ist, hilft sie ihm (der sie als solche weiß).
9. Alles zu Erkennende ist eine Form des Manas ; denn das Manas ist das zu erkennende. Indem es dieses ist, hilft es ihm (der es als sol-ches weiß).
10. Alles Unerkannte ist eine Form des Prana ; denn der Prana ist der unerkannte. Indem er dieses ist, hilft er ihm (der ihn als solchen weiß).
11. Dieser Rede Leib ist die Erde, und ihre Lichtgestalt ist dieses (irdi-sches) Feuer; darum, soweit sich die Rede erstrecket, so weit er-strecket sich die Erde, soweit dieses Feuer.
12. Aber jenes Manas Leib ist der Himmel, und seine Lichtgestalt ist jene Sonne; darum, soweit sich das Manas erstrecket, so weit er-strecket sich der Himmel, so weit jene Sonne.
Diese beiden (die Rede und das Manas ) gingen eine Paarung ein; daraus ward geboren der (Welt-)Odem (Prana ); dieser ist Indra , und der ist ohne Nebenbuhler; nämlich ein Zweiter heißt ein Ne-benbuhler. – Dem erstehet kein Nebenbuhler, wer solches weiß.
13. Aber jenes Prana Leib sind die Wasser, und seine Lichtgestalt ist jener Mond; darum, soweit sich der Prana erstrecket, so weit erstrecken sich die Wasser, so weit jener Mond.
Eben diese (Rede, Manas , Prana ) sind alle gleich groß, sind alle unendlich. – Wer selbige als endlich verehrt, der erwirbt eine endli-che Stätte (im Himmel); aber wer selbige als unendlich verehrt, der erwirbt eine unendliche Stätte.
14. Eben dieser Prajapati ist das Jahr (die durch Zunahme und Ab-nahme des Mondes gegliederte Zeit), ist sechzehnteilig. Die Nächte (zwischen Neu- und Vollmond) sind fünfzehn Teile desselben; un-wandelbar ist sein sechzehnter Teil; durch die Nächte wird er (der als Mond vorgestellte Prajapati) vermehrt und wiederum vermin-dert; und nachdem er in der Neumondnacht mit jenem sechzehn-ten Teile in alles, was da Odem hat, eingegangen ist, so wird er am darauf folgenden Morgen (als die neue Mondsichel) geboren. Darum soll man in jener Nacht keinem Lebendigen das Leben rauben, wä-re es auch eine Eidechse; nämlich aus Ehrerbietung gegen jene Gottheit.
15. Fürwahr, der dieses Jahr ist, der sechzehnteilige Prajapati, dieser eben ist der Mann hier, der solches weiß. Seine Habe ist die fünf-zehn Teile an ihm, seine Person (Atman) ist an ihm der sechzehnte Teil. Nur in Bezug auf seine Habe wird er vermehrt und wiederum vermindert. Seine Person, das ist die Radnabe, seine Habe der Radkranz. Darum, wenn er auch in aller Weise geschunden wird, und er bleibt seiner Person nach am Leben, so sagt man: „mit dem Radkranze (zahlend) ist er davongekommen.“
16. Nun aber, fürwahr, sind drei Welten: die Menschenwelt, die Väter-welt und die Götterwelt. Die eine, die Menschenwelt, ist zu erwer-ben nur durch einen Sohn, nicht durch sonst ein Werk. Durch das (Opfer-)Werk wird die Väterwelt, durch das Wissen die Götterwelt erworben. Die Götterwelt aber ist unter den Welten die beste; dar-um rühmen sie das Wissen.
17. Nunmehr das Vermächtnis (sampratti). – Wenn einer denkt, dass es mit ihm zu Ende gehet, so spricht er zu seinem Sohne: „Du bist das Gebet, du bist das Opfer, du bist die Welt.“ Darauf antwortet der Sohn: „Ich bin das Gebet, ich bin das Opfer, ich bin die Welt.“ – Nämlich, alles was (im Veda) studiert worden ist, das wird zusam-mengefasst in das Wort „Gebet“ (Brahman); und alle Opfer werden zusammengefasst in das Wort „Opfer“; und alle Welten werden zu-sammengefasst in das Wort „Welt“. Denn soweit (wie diese drei Worte) erstreckt sich dieses Ganze, und (so denkt der Vater): „so-fern er dieses Ganze ist, möge mich dieser von hier aus fördern.“ – Darum sagt man von einem unterrichteten Sohne, dass er Welt(-Erfahrung) habe; darum unterrichtet man ihn.
Wenn nun der, welcher solches weiß, aus dieser Welt dahin schei-det, dann geht er mitsamt jenen Lebensgeistern (Rede, Manas und Prana ) ein in den Sohn; und wenn von ihm irgend etwas in die Quere begangen worden, so wird sein Sohn das alles sühnen; da-her der Name „Sohn“ (putra, wie er puranena trayati pitaram; durch den Sohn nämlich bestehet er fort in dieser Welt. In ihn selbst aber (der seine Lebensgeister dem Sohne vermacht hat) gehen jene gött-lichen, unsterblichen Lebensgeister ein;
18. aus der Erde und aus dem Feuer geht in ihn ein die göttliche Rede; dieses aber ist die göttliche Rede, durch welche, was immer er re-den mag, das alles geschieht;
19. aus dem Himmel und aus der Sonne geht in ihn ein das göttliche Manas ; dieses aber ist das göttliche Manas , durch welches einer voll Wonne wird, also dass er sich nicht mehr bekümmert;
20. aus den Wassern und aus dem Monde gehet in ihn ein der göttliche Prana (Odem), dieses aber ist der göttliche Prana , welcher, mag er hinstreichen oder nicht hinstreichen, nicht wankt und auch nicht Schaden leidet.
Er, der solches weiß, wird zu dem Selbste aller Kreaturen; gleichwie jene Gottheit (Prajapati) ist, also ist auch er; gleichwie jener Gott-heit alle Kreaturen förderlich sind, also sind auch ihm, der solches weiß, förderlich alle Kreaturen. – Allen Schmerz aber, den die Ge-schöpfe hier erleiden, den behalten sie für sich, und nur ihr Gutes gehet hin zu ihm; denn das Übel gehet nicht hin zu den Göttern.
21. Nunmehr die Betrachtung des Gelübdes (vratamimansa). – Prajapa-ti also schuf die Verrichtungen, diese, nachdem sie erschaffen, wetteiferten miteinander. „Ich will reden“, so strebte die Rede, „ich will sehen“, so das Auge, „ich will hören“, so das Ohr, und ebenso die übrigen Verrichtungen, je nach ihrer Verrichtung. Diese über-mannte, als Müdigkeit, der Tod, diese packte er, und nachdem er sie gepackt, hielt sie der Tod gefangen. Darum eben ermüdet die Rede, ermüdet das Auge, ermüdet das Ohr. Nur ihn packte er nicht, der da der Prana in der Mitte ist (der Mukhya Prana). Da suchten ihn jene (andern) zu erkennen. Und sie sprachen: „Für-wahr, der ist unter uns der beste, welcher, mag er hinstreichen o-der nicht hinstreichen, nicht wankt und auch nicht Schaden leidet; wohlan! lasset uns alle zu seiner Natur werden!“ Da wurden sie alle zu seiner Natur. Darum werden dieselben nach ihm benannt und heißen Pranas (Lebensgeister). – Wahrlich, nach dem benennen sie sein Geschlecht, das Geschlecht aus welchem er stammt, wer sol-ches weiß. Wer aber mit einem, der solches weiß, wetteifert, der vertrocknet und geht am Ende zu Grunde. –
So viel, in Bezug auf das Selbst.
22. Nun in Bezug auf die Götter:
„Ich will brennen“, so strebte das Feuer, „ich will wärmen“, so die Sonne, ich will glänzen“, so der Mond; und ebenso die übrigen Gottheiten, je nach ihrer Gottheit. Was aber unter jenen Pranas der Prana in der Mitte ist, das ist unter diesen Gottheiten Vayu (der Wind); denn die übrigen Gottheiten gehen zur Rast, nicht aber der Vayu; das ist die Gottheit, welche keinen Niedergang hat, der Vayu.
23. Darüber ist dieser Vers (vgl. Kath. 4,9):
Aus dem der Sonne Aufgang ist,
In dem sie wieder untergeht, – nämlich aus dem Prana geht sie auf und in den Prana unter.
Den machten zum Gesetz Götter,
Er ist es heut und morgen auch.
Nämlich was dieselben ehedem festgesetzt haben, das befolgen sie auch heute noch.
Darum soll man nur ein Gelübde befolgen: man soll (mit Unterdrü-ckung der andern Sinnestätigkeiten, einatmen und ausatmen und wünschen: „Möge mich nicht das Übel, der Tod, packen!“ – Wer dies Gelübde befolgt, der suche es durchzuhalten; dann wird er dadurch mit jener Gottheit Verbindung und Zusammensein erlan-gen, wer solches weiß.

Sechstes Brahmanam
1. Dreifach, fürwahr, ist diese Welt: Name, Gestalt und Werk.
Was unter ihnen die Namen betrifft, so ist das, was man die Rede nennt, ihr Preislied (uktham), denn aus ihr entstehen (ut-stha) alle Namen, ihr Gesang (Saman), denn sie ist bei allen Namen gleich (sama), ihr Gebet (Brahman), denn sie trägt (bibharti) alle Namen.
2. Aber für die Gestalten ist das, was man das Auge nennt, ihr Preis-lied, denn aus ihm entstehen alle Gestalten, ihr Gesang, denn es ist bei allen Gestalten gleich, ihr Gebet, denn es trägt alle Gestal-ten.
3. Aber für die Werke ist das, was man den Leib (Atman) nennt, ihr Preislied, denn aus ihm entstehen alle Werke, ihr Gesang, denn es ist bei allen Werken gleich, ihr Gebet, denn es trägt alle Werke.
Dieses, wiewohl es dreifach ist, ist eines, nämlich der Atman, und der Atman wiederum, wiewohl er einer ist, ist jenes Dreifache. Das-selbige ist das Unsterbliche, verhüllt durch die Realität (amritam, satyena channam) nämlich ist das Unsterbliche, Name und Gestalt sind die Realität; durch diese ist jener Prana verhüllt.

Zweiter Adhyaya
Erstes Brahmanam
1. Der stolze Sohn der Blaka war ein Gelehrter (aus der Familie der) Gargya. Der sprach zu Ajatashatru (dem König) von Kashi: „Lass mich dir das Brahman erklären!“ – Ajatashatru sprach: „Für diese Rede geben wir ein Tausend (Kühe); denn (wenn man so spricht), kommen ja die Leute mit dem Rufe: „ein Janaka, ein Janaka!“ (ein wegen seiner Freigebigkeit sprichwörtlich gewordener König von Vi-deha) gelaufen.“
2. Da sprach Gargya: „Jener Geist (Purusha), der in der Sonne ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! Als den Vorsteher aller Wesen, als ihr Haupt und ihren König verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, der wird zum Vorsteher aller Wesen, zu ihrem Haupte und Könige.
3. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Monde ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashutru: „Rede mir doch nicht von dem! als den Großen im fahlen Kleide, als den König So-ma verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, dem wird er Tag für Tag gekeltert und fortgekeltert: dessen Nahrung vergeht nicht.
4. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Blitze ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! Als den Glanzreichen verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, der wird glanzreich, und glanzreich wird seine Nach-kommenschaft.
5. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Äther (Raume, akasha) ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! als das Volle, Unwandelbare (vgl. Chand. 3,12,9,) verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, dem wird Fülle an Nachkommen und Vieh, dessen Geschlecht besteht ohne Wandel in dieser Welt.
6. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Winde ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! Als den Indra Vaikuntha (den Schneidigen), als die unüberwindliche Heerschar verehre ich ihn.“ – Wer diesen also ver-ehrt, der wird ein Überwinder, Unüberwindlicher, seine Widersa-cher überwindend.
7. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Feuer ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! Als den Vergewaltiger verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, der wird ein Vergewaltiger, und vergewaltigend wird sein Geschlecht.
8. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in den Wassern ist, den vereh-re ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! als den Wohlgestalteten verehre ich ihn.“ – Wer die-sen also verehrt, dem nahet sich Wohlgestaltetes, nicht Missgestal-tetes, und wohlgestaltet ist auch, der von ihm geboren wird.
9. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Spiegel ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! als den Strahlenden verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, der wird ein Strahlender, und strahlend wird sein Ge-schlecht: und auch mit welchen er zusammenkommt, die über-strahlt er alle.
10. Da sprach Gargya: „Jener da, dem da hintennach ein Ton sich er-hebt (der Atem, welcher yantam zusammenliest, „jener Ton, der hinter einem Gehenden her sich erhebt“), den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! Als den Lebenshauch (asu) verehre ich ihn.“ – Wer diesen also ver-ehrt, der gelangt in dieser Welt zum vollen Lebensalter, den verlässt der Lebensodem (Prana ) nicht vor der Zeit.
11. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in den Himmelsgegenden ist, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! als unzertrennlichen Gefährten (weil aus ihnen nicht herauszukommen ist, weil die Himmelsgegenden un-zertrennlich zusammengehören) verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, der wird nicht ohne Gefährten sein, von dem wird sein Ge-folge icht abgetrennt werden.
12. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Schatten besteht, den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatacatru: „Rede mir doch nicht von dem! Als den Tod verehre ich ihn.“ –Wer diesen also verehrt, der gelangt in dieser Welt zum vollen Lebensalter, den ü-berkommt nicht vor der Zeit der Tod.
13. Da sprach Gargya: „Jener Geist, der in dem Körper (Atman) ist (nicht die Seele, sondern der Geist des Körpers als solchen), den verehre ich als das Brahman.“ – Da sprach Ajatashatru: „Rede mir doch nicht von dem! als den Körperhaften verehre ich ihn.“ – Wer diesen also verehrt, der bleibt körperhaft, und körperhaft bleibt sein Geschlecht.
14. Da sprach Ajatacatru: „Ist das alles?“ – „Ja, das ist alles.“ – „Damit ist es noch nicht erkannt.“ – Da sprach Gargya: „Lass mich als Schüler dir nahen!“
15. Da sprach Ajatacatru: „Das ist doch der verkehrte Strich, das ein Brahmane sich das Brahman erklären zu lassen! Nun, ich will dich belehren.“ Mit diesen Worten fasste er ihn bei der Hand und erhob sich. Da kamen die beiden zu einem Menschen, der war eingeschla-fen. Den redete er mit jenen Namen (des Geistes, welchen Gargya für das Brahman erklärt hatte) an: „O du Großer im fahlen Kleide, du König Soma!“ Er aber blieb liegen. Da weckte er ihn durch Strei-cheln mit der Hand, und er stand auf.
16. Da sprach Ajatacatru: „Als dieser hier eingeschlafen war, wo war da jener aus Erkenntnis bestehende Geist (rijnanamayah Purushad), und von wo ist er jetzt hergekommen? Auch dieses wusste Gargya nicht.
17. Da sprach Ajatacatru: „Wenn einer so eingeschlafen ist, dann hat jener aus Erkenntnis bestehende Geist durch sein Erkenntnis die Erkenntnis jener Lebensorgane an sich genommen und liegt in je-nem Raume (akaca), welcher inwendig im Herzen ist: wenn er jene gefangen nimmt, dann heißt es von dem Menschen, erschläft (sva-piti); dann ist gefangen der Geruch, gefangen die Rede, gefangen das Auge, gefangen das Ohr. Gefangen das Manas .
18. Wo er dann im Träume wandelt, das sind seine Welten; dann ist er gleichsam ein großer König, oder gleichsam ein großer Brahmane, oder er gehet gleichsam ein in Hohes und niederes. Und gleichwie ein großer König seine Untergebenen mit sich nimmt und in seinem Lande nach Belieben umherzieht, also nimmt er jene Lebensgeister mit sich und ziehet in seinem Leibe nach Belieben umher.
19. Aber wenn er im Tiefschlafe ist, wenn er sich keines Dinges bewusst ist, dann sind da die Hitah (die Wohlthätigen) genannten Adern, de-ren sich zweiundsiebzigtausend vom Herzen aus in dem Perikardi-um verbreiten: in diese schlüpft er hinein und ruht in dem Perikar-dium: und wie ein Jüngling oder ein großer König oder ein großer Brahmane, ein Übermaß von Wonne genießend., ruht, also ruht dann auch er.
20. Gleichwie die Spinne durch den Faden aus sich herausgeht, wie aus dem Feuer die winzigen Fünklein entspringen, also auch ent-springen aus diesem Atman alle Lebensgeister., alle Welten, alle Götter, alle Wesen. – Sein Geheimname (upanishad) ist: „die Reali-tät der Realität“; nämlich die Lebensgeister sind die Realität, und er ist ihre Realität.

Zweites Brahmanam
1. Wer das junge Tier kennt und seine Behausung und seine Überda-chung und seinen Pfosten und den Strick, mit dem es angebunden ist, der, fürwahr, bewältigt die sieben feindlichen Vettern.
Führwahr, das junge Tier, das ist hier dieser Lebensodem in der Mitte (der Mukhya Prana ), und dieses hier (der Leib) ist seine Be-hausung, und dieses (der Kopf) seine Überdachung, und der Odem ist sein Pfosten, und die Nahrung ist der Strick, mit dem es ange-bunden ist.
2. In seinem Dienste stehen diese sieben Unvergänglichkeiten: näm-lich die roten Streifen, die da im Auge sind, durch diese ist Rudra mit ihm verbunden, und durch das Wasser, welches im Auge ist, ist Parjanya, und durch den Augenstern ist Aditya, und durch das Schwarze Agni, und durch das Weiße Indra , und durch die untere Wimper ist Prithivi (die Erde) mit ihm verbunden, und durch die obere Dyaus (der Himmel). – Dessen Nahrung vergeht nicht, der solches weiß.
3. Darüber ist dieser Vers:
Nach vorn die Öffnung und den Boden oben,
Ist die Schale, aller Herrlichkeit voll;
An ihrem Rande wohnen sieben Rishis,
Zu acht die Rede, dem Gebet (Brahman) verbunden.
„Nach vorn die Öffnung und den Boden oben, ist eine Schale“, – das ist der Kopf, denn er ist eine Schale, welche die Öffnung nach vorn und den Boden oben hat; – „aller Herrlichkeit voll“, – die Le-bensorgane nämlich sind die mannigfache Herrlichkeit, deren er voll ist; hiermit sind also die Lebensorgane gemeint; – „an ihrem Rande wohnen sieben Rishis“, – die Lebensorgane nämlich sind die sieben Rishis, hiermit sind also die Lebensorgane gemeint; – „zu acht die Rede, dem Gebet verbunden“, – die Rede (vac) also ist die achte, und sie ist mit dem Gebete verbunden.
4. Nämlich diese beiden hier (auf die Ohren hinweisend) sind Gautama und Bharadvaja; dieses nämlich ist Gautama und dieses Bharadva-ja; und diese beiden hier (die Augen) sind Vishvamitra und Jama-dagni, dieses nämlich ist Vishvamitra und dieses Jamadagni; und diese beiden hier (die Nasenlöcher) sind Vasishtha und Kashyapa, dieses nämlich ist Vasishtha und dieses Kashyapa; die Zunge (vac) endlich ist Atri, denn mit der Zunge wird die Speise gegessen (adya-te); nämlich Atri ist so viel wie Atti (er isst). – Der ist ein Esser von allem, dem dient alles zur Speise, wer solches weiß.

Drittes Brahmanam
1. Fürwahr, es gibt zwei Formen des Brahman, nämlich das Gestaltete und das Ungestaltete, das Sterbliche und das Unsterbliche, das Stehende und das Gehende, das Seiende und das Jenseitige (tyam).
2. Dieses ist das Gestaltete, was vom Winde und vom Luftraume ver-schieden ist (Erde, Wasser, Feuer); dieses ist das Sterbliche, dieses das Stehende, dieses das Seiende, von diesem Gestalteten, diesem Sterblichen, diesem Stehenden, diesem Seienden ist jener die Es-senz, der dort glüht (die Sonne); denn er ist die Essenz des Seien-den.
3. Hingegen das Ungestaltete ist der Wind und der Luftraum; dieses ist das Unsterbliche, dieses das Gehende, dieses das Jenseitige; von diesem Ungestalteten, von diesem Unsterblichen, von diesem Gehenden, von diesem Jenseitigen ist die Essenz jener Purusha (Mann, Geist), der dort in jener (Sonnen-)Scheibe ist: denn er ist Essenz des Jenseitigen. – So viel in Bezug auf die Gottheit.
4. Nunmehr in Bezug auf das Selbst. – Dieses ist das Gestaltete, was vom Odem und von dem Raume im Innern des Leibes (Atman) ver-schieden ist (Erde, Wasser und Feuer als Stoffes des Leibes); dieses ist das Sterbliche, dieses das Stehende, dieses das Seiende; von diesem Gestalteten, diesem Sterblichen, diesem Stehenden, diesem Seienden ist jenes die Essenz, was das Auge ist; denn es ist die Es-senz des Seienden.
5. Hingegen das Ungestaltete ist der Odem und der Raum im Innern des Leibes: dieses ist das Unsterbliche, dieses das Gehende, dieses das Jenseitige; von diesem Ungestalteten, diesem Unsterblichen, diesem Gehenden, diesem Jenseitigen ist die Essenz jener Purusha, der hier in dem rechten Auge ist; denn er ist die Essenz des Jensei-tigen.
6. Und die Gestalt dieses Purusha ist wie ein (gelbes) Safrangewand, wie ein weißes Schaffell, wie ein (roter) Indragopa-Käfer, wie Feuers Flamme, wie eine (weiße) Lotusblüte, wie wenn es plötzlich blitzet. – Fürwahr, wie wenn es plötzlich blitzet, so wird dem Glück zu teil, der solches weiß. – Aber die Bezeichnung für ihn (den Purusha) ist: „es ist nicht so! es ist nicht so“ (neti, neti); denn nicht gibt es außer dieser (Bezeichnung), dass es nicht so ist, eine andere (na hi estasmad ‚iti na’ iti anyat param asti). Sein Name aber ist: „die Rea-lität der Realität“; nämlich die Lebensgeister sind die Realität, und er ist ihre Realität.

Viertes Brahmanam
1. „Maitreyi!“, So sprach Yajnavalkya, „ich werde nun diesen Stand (des Hausvaters) aufgeben; wohlan! so will ich zwischen dir und der Katyayani da Teilung halten.“ –
2. Da sprach Maitreyi: „Wenn mir nun, o Herr, diese ganze Erde mit allem ihrem Reichtume angehörte, würde ich wohl dadurch un-sterblich sein?“ – „Mit nichten!“ sprach Yajnavalkya, „sondern wie das Leben der Wohlhabenden, also würde dein Leben sein; auf Un-sterblichkeit aber ist keine Hoffnung durch Reichtum.“ –
3. Da sprach Maitreyi: „Wodurch ich nicht unsterblich werde, was soll ich damit tun? Teile mir lieber, o Herr, das Wissen mit, welches du besitzest.“ –
4. Yajnavalkya sprach: „Lieb, fürwahr, bist du uns, und Liebes redest du; komm, setze dich, ich werde es dir erklären, du aber merke auf das, was ich dir sage.“
5a. Und er sprach: „Fürwahr, nicht um des Gatten willen ist der Gatte lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Gatte lieb; fürwahr, nicht um der Gattin willen ist die Gattin lieb, sondern um des Selbstes willen ist die Gatten lieb; fürwahr, nicht um der Söhne wil-len sind die Söhne lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Söhne lieb, fürwahr, nicht um des Reichtums willen ist der Reich-tum lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Reichtum lieb; fürwahr, nicht um des Brahmanenstandes willen ist der Brahma-nenstand lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Brahmanen-stand lieb; fürwahr nicht um des Kriegerstandes willen ist der Krie-gerstand lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Kriegerstand lieb; fürwahr, nicht um der Welträume willen sind die Welträume lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Welträume lieb; für-wahr, nicht um der Götter willen sind die Götter lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Götter lieb; fürwahr, nicht um der We-sen willen sind die Wesen lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Wesen lieb; führwahr, nicht um des Weltalls willen ist da Welt-all lieb, sondern um des Selbstes willen ist das Weltall lieb.
5b. Das Selbst, fürwahr, soll man sehen, soll man hören, soll man ver-stehen, soll man überdenken, o Maitreyi; fürwahr, wer das Selbst gesehen, gehört, verstanden und erkannt hat, vom dem wird diese ganze Welt gewusst.
6. Der Brahmanenstand wird den preisgeben, der den Brahmanen-stand außerhalb des Selbstes weiß; der Kriegerstand wird den preisgegeben, der den Kriegerstand außerhalb des Selbstes weiß; die Welträume werden den preisgegeben, der die Welträume außer-halb des Selbstes weiß; die Götter werden den preisgegeben, der die Götter außerhalb des Selbstes weiß; die Wesen werden den preis-gegeben, der die Wesen außerhalb des Selbstes weiß; das Weltall wird den preisgegeben, der das Weltall außerhalb des Selbstes weiß. Dieses ist der Brahmanenstand, dieses der Kriegerstand, die-ses die Welträume, dieses die Götter, dieses die Wesen, dieses das Weltall, was dieses Selbst (diese Seele) ist.
7. Mit diesem ist es, wie, wenn eine Trommel gerührt wird, man die Töne da draußen nicht greifen kann; hat man aber die Trommel ge-griffen oder auch den Trommelschläger, so hat man (auch) den Ton gegriffen.
8. Mit diesem ist es, wie, wenn eine Muschel geblasen wird, man die Töne da draußen nicht greifen kann; hat man aber die Muschel ge-griffen oder auch den Muschelbläser, so hat man (auch) den Ton gegriffen.
9. Mit diesem ist es, wie, wenn eine Laute gespielt wird, man die Töne da draußen nicht greifen kann; hat man aber die Laute gegriffen oder auch den Lautenspieler, so hat man (auch) den Ton gegriffen.
10. Mit diesem ist es, wie, wenn man ein Feuer mit dem feuchtem Holze anlegt, die Rauchwolken sich rings umher verbreiten; ebenso, für-wahr, ist aus diesem großen Wesen ausgebraucht worden der Rig-veda, der Yajurveda, der Samaveda, die (Lieder) der Atharvans und der Angiras, die Erzählungen, die Geschichten, die Wissenschaften, die Geheimlehren, die Verse, die Sinnsprüche, die Auseinanderset-zungen und Erklärungen, – alle diese sind aus ihm ausgehaucht worden.
11. Dieses ist, – gleichwie der Einigungsort aller Gewässer der Ozean ist, – ebenso der Einigungsort aller Tastempfindungen als Haut, und ebenso der Einigungsort aller Geschmacksempfindungen als Zunge, und ebenso der Einigungsort aller Gerüche die Nase, und ebenso der Einigungsort aller Gestalten das Auge, und ebenso der Einigungsort aller Töne das Ohr, und ebenso der Einigungsort aller Strebungen als Manas , und ebenso der Einigungsort aller Erinne-rungen das Herz, und ebenso der Einigungsort aller Werke als die Hände, und ebenso der Einigungsort aller Lüste als die Scham, und ebenso der Einigungsort aller Entleerungen als der After, und ebenso der Einigungsort aller Gänge als die Füße, und ebenso der Einigungsort aller Wissenschaften als die Rede.
12. Mit diesem ist es wie mit einem Salzklumpen, der, ins Wasser ge-worfen, sich in dem Wasser auflöst, also dass es nicht möglich ist, ihn wieder herauszunehmen, woher man aber immer schöpfen mag, überall ist es salzig; – also, fürwahr, geschieht es auch, dass dieses große, endlose, uferlose, aus lauter Erkenntnis bestehende Wesen aus diesen Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther) sich erhebt und in sie wieder mit (dem Leibe) untergeht; nach dem Tode ist kein Bewusstsein, so, fürwahr, sage ich.“ – Also sprach Y-ajnavalkya.
13. Da sprach Maitreyi: „Damit, o Herr, hast du mich verwirrt, dass du sagst, nach dem Tode sei kein Bewusstsein.“ – Aber Yajnavalkya sprach: „Nicht Verwirrung, wahrlich, rede ich; was ich gesagt, ge-nügt zum Verständnisse:
14. denn wo eine Zweiheit gleichsam ist, da siehet einer den anderen, da riecht einer den andern, da hört einer den andern, da redet ei-ner den andern an, da versteht einer den andern, da erkennt einer den andern; wo aber einem alles zum eignen Selbst geworden ist, wie sollte er da irgend wen riechen, wie sollte er da irgend wen se-hen, wie sollte er da irgend wen hören, wie sollte er da irgend wen anreden, wie sollte er da irgend wen verstehen, wie sollte er da ir-gend wen erkennen? Durch welchen er dieses alles erkennt, wie sollte er den erkennen, wie sollte er doch den Erkenner erkennen?“

Fünftes Brahmanam
1. Diese Erde ist aller Wesen Honig, dieser Erde sind alle Wesen Ho-nig; aber was in der Erde jener kraftvolle unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Körper bestehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese See-le ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
2. Diese Wasser sind aller Wesen Honig, diesen Wassern sind alle We-sen Honig; aber was in den Wassern jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Samen beste-hende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
3. Dieses Feuer ist aller Wesen Honig, diesem Feuer sind alle Wesen Honig; aber was in dem Feuer jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Rede bestehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese See-le ist; dieses ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
4. Dieser Wind ist aller Wesen Honig, diesem Winde sind alle Wesen Honig; aber was in dem Winde jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst als Odem jener kraftvolle, un-sterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
5. Diese Sonne ist aller Wesen Honig, dieser Sonne sind alle Wesen Honig; aber was in der Sonne jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener ans Auge bestehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese See-le ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
6. Diese Himmelsgegenden sind aller Wesen Honig, diesem Himmels-gegenden sind alle Wesen Honig; aber was in den Himmelsgegen-den jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Ohr bestehende, widerhallartige, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
7. Dieser Mond ist aller Wesen Honig, diesem Monde sind alle Wesen Honig; aber was in dem Monde jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Manas bestehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese See-le ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
8. Dieser Blitz ist aller Wesen Honig, diesem Blitz sind alle Wesen Ho-nig; aber was in dem Blitze jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Glut bestehende, kraft-artige, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Welt-all.
9. Dieser Donner ist aller Wesen Honig, diesem Donner sind alle We-sen Honig; aber was in dem Donner jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Schall, aus Ton bestehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
10. Dieser Raum (Äther) ist aller Wesen Honig, diesem Raume sind alle Wesen Honig; aber was in dem Raume jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst als der Raum im Herzen jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was die-se Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
11. Diese Gerechtigkeit ist aller Wesen Honig, dieser Gerechtigkeit sind alle Wesen Honig; aber was in der Gerechtigkeit jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Gerechtigkeit bestehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
12. Diese Wahrheit ist aller Wesen Honig, dieser Wahrheit sind alle We-sen Honig; aber was in der Wahrheit jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener aus Wahrheit be-stehende, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
13. Dieses Menschheitliche ist aller Wesen Honig, diesem Menschheitli-chen sind alle Wesen Honig; aber was in dem Menschheitlichen je-ner kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was in Bezug auf das Selbst jener menschheitliche, kraftvolle, unsterbliche Geist ist, die-ser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, die-se das Brahman, diese das Weltall.
14. Dieses Selbst ist aller Wesen Honig, diesem Selbste sind alle Wesen Honig; aber was in dem Selbste jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist, und was als das Selbst jener menschheitliche, kraftvolle, un-sterbliche Geist ist, dieser ist eben das, was diese Seele ist; diese ist das Unsterbliche, diese das Brahman, diese das Weltall.
15. Fürwahr, dieses Selbst ist der Oberherr aller Wesen, ist der König aller Wesen; darum, gleichwie in der Radnabe und in der Rad-schiene alle Speichen befestigt sind, also sind in diesem Selbste al-le Wesen, alle Götter, alle Welten, alle Lebenshauche, alle diese Seele befestigt.
16. Dieses, fürwahr, ist jener Honig, welchen Dadhyane, den Sohn des Atharvan, den Ashvinen verriet. Dieses schaute der Rishi und sprach:
Dies große Werk, zu Nutzen euch geschehen,
Will ich verkünden, wie der Donner Regen,
Dass euch Dadhyane, Atharvans Sohn, den Honig
Mit einem Pferdekopfe hat verraten.
17. Dieses, fürwahr, ist jener Honig, welchen Dadhyane, der Sohn des Atharvan, den Ashvinen verriet. Dieses schaute der Rishi und sprach:
Ihr habt dem Dadhyane, des Atharvan Sohne,
Den Kopf des Pferdes aufgesetzt, o Ashvins;
Der treue zeigte euch des Tvashtar Honig,
Dass ihr ihn, Mächt’ge, als Geheimnis wahrtet.
18. Dieses, fürwahr, ist jener Honig, welchen Dadhyane, der Sohn des Atharvan, den Ashvinen verriet. Dieses schaute der Rishi und sprach:
Als Burgen schuf Zweifüßler er,
Als Burgen die Vierfüßler auch;
In Burgen ging als Vogel er,
In Burgen er als Bürger (Purusha) ein.
Das ist, fürwahr, jener Purusha (Geist), welcher in allen Burgen (Leibern) als Burgbewohner weilt. Nichts gibt es, womit er sich nicht bedeckte, nichts gibt es, worein er sich nicht versteckte.
19. Dieses, fürwahr, ist jener Honig, welchen Dadhyane, der Sohn des Atharvan, den Ashvinen verriet. Dieses schaute der Rishi und sprach:
In jeglicher Gestalt ward er sein Abbild,
Dies ist, was als Gestalt von ihm zu schauen;
Durch Zauber vielgestaltig wandelt Indra ,
Geschirrt sind seine zehnmal hundert Rosse.
Er, fürwahr, ist die Rosse, er, fürwahr, ist zehn und ist tausend, ist vieles, ist unendliches. – Dieses Brahman ist ohne Früheres und ohne Späteres, ohne Inneres und ohne Äußeres; diese Seele ist das Brahman, die allvernehmende. – So lautet die Unterweisung.

Sechstes Brahmanam
1. Nunmehr das Register (der Lehrer):
Pautimashya (wurde belehrt) von Gaupavana,
Gaupavana von Pautimashya,
Pautimashya von Gaupavana,
Gaupavana von Kaushika,
Kaushika von Kaundinya,
Kaundinya von Shandilya,
Shandilya von Kaushika und Gautama,
Gautama
2. von Agniveshya,
Agniveshya von Shandilya und Anabhimlata,
Anabhimlata von Anabhimlata,
Anabhimlata von Anabhimlata,
Anabhimlata von Gautama,
Gautama von Saitava und Pracinayogya,
Saitava und Pracinayogya von Parasharya,
Parasharya von Bharadvaja,
Bharadvaja von Bharadvaja und Gautama,
Gautama von Bharadvaja,
Bharadvaja von Parasharya,
Parasharya von Vaijavapayana,
Vaijavapayana von Kaushikayani,
Kaushikayani
3. von Ghritakaushika,
Ghritakaushika von Parasharyayana,
Parasharyayana von Parasharya,
Parasharya von Jatukarnya,
Jatukarnya von Asurayana und Yaska,
Asurayana von Traivani,
Traivani von Aupajandhani,
Aupajandhani von Asuri,
Asuri von Bharadvaja,
Bharadvaja von Atreya,
Atreya von Manti,
Manti von Gautama,
Gautama von Gautama,
Gautama von Vatsya,
Vatsya von Shandilya,
Shandilya von Kaishorya Kapya,
Kaishorya Kapya von Kumaraharita,
Kumaraharita von Galava,
Galava von Vidarbhikaundinya,
Vidarbhikaundinya von Vatsanapad Babhrava,
Vatsanapad Babhrava von Pantha Saubhara,
Pantha Saubhara von Ayasya Angirasa,
Ayasya Angirasa von Abhuti Tvashtra,
Abhuti Tvashtra von Vishvarupa Tvashtra,
Vishvarupa Tvashtra von den beiden Ashvins,
die beiden Ashvins von Dadhyanc Atharvana,
Dadhyanc Atharvana von Atharvan Daiva,
Atharvadaiva von Mrityu Pradhvansana,
Mrityu Pradhvansana von Pradhvansana,
Pradhvansana von Eka Rishi,
Eka Rishi von Vipracitti,
Vipracitti von Vyashti,
Vyashti von Sanaru,
Sanaru von Sanatana,
Sanatana von Sanaga,
Sanaga von Parameshthin,
Parameshthin von Brahman,
Brahman ist das durch sich selbst seiende; Ehre dem Brahman! –
Die Yajnavalkiyam Kandam
Dritter Adhyaya
Erstes Brahmanam
Om! Verehrung dem höchsten Atman!
1. Janaka, der König der Videhas, veranstaltete einmal ein Opfer mit reichem Opferlohne. Daselbst hatten sich die Brahmanen der Kurus und der Pancalas zusammengefunden. Da enstand in Janaka, dem Könige der Videhas, die Begierde, zu erforschen, wer wohl unter diesen Brahmanen der gelehrteste sein möchte. Und er sonderte tausend Kühe aus, und an den Hörnern einer jeden waren zehn Padas (Gold) befestigt.
2. Und er sprach zu ihnen: „Ehrwürdige Brahmanen! Wer unter euch der größte Brahmane ist, der mag diese Kühe heimtreiben. - Aber die Brahmanen scheuten sich. Da sprach Yajnavalkya zu seinem Schüler: „Treibe sie heim, lieber Samashravas!“ - Da trieb er sie von dannen. - Aber die Brahmanen zürnten und sprachen: „Wie darf er sich den größten Brahmanen unter uns nennen!“ - Da war auch der Hotar (Rigvedapriester) des Janaka, Königs der Videhas, Namens Ashvala, zugegen. Der fragte jenen: „Du also, o Yajnaval-kya, bist unter uns der größte Brahmane?“ - Und jener antwortete: „Wir geben eben dem größten Brahmanen die Ehre; das macht (füg-te er spöttisch hinzu), weil wir Lust auf die Kühe haben!“ -
Da unternahm es der Hotar Ashvala, ihm Fragen vorzulegen.
3. „Yajnavalkya“, so sprach er, „dieweil diese Welt ganz vom Tode ge-fesselt, ganz vom Tode befallen ist, wodurch wird der Veranstalter des Opfers von der Fesselung des Todes erlöst?“ - „Durch den Ho-tar-Priester, durch das Feuer, durch die Rede. Denn die Rede ist beim Opfer der Hotar; was diese Rede ist, das ist dieses Feuer, das ist der Hotar, das ist die Lösung, das ist die Erlösung.“ -
4. „Yajnavalkya“, so sprach er, „derweil diese Welt ganz von Tag und Nacht gefesselt, ganz von Tag und Nacht befallen ist, wodurch wird der Veranstalter des Opfers von der Fesselung des Tages und der Nacht erlöst?“ - „Durch den Adhvaryu-Priester, durch das Auge, durch die Sonne. Denn das Auge ist beim Opfer der Adhvaryu; was dieses Auge ist, das ist jene Sonne, das ist der Adhavaryu, das ist die Lösung, das ist die Erlösung.“ -
5. „Yajnavalkya“, so sprach er, „dieweil diese Welt ganz von der hellen und dunklen Monatshälfte gefesselt, ganz von der hellen und dunk-len Monatshälfte befallen ist, wodurch wird der Veranstalter des Opfers von der Fesselung der hellen und dunklen Monatshälfte er-löst?“ - „Durch den Udgatar -Priester, durch den Wind, durch den Odem; denn der Odem ist beim Opfer der Udgatar ; was dieser O-dem ist, das ist der Wind, das ist der Udgatar , das ist die Lösung, das ist die Erlösung.“ -
6. „Yajnavalkya“, so sprach er, „dieweil doch dieser Luftraum gleich-sam ohne Sprossen ist, auf welcher Stiege steigt der Veranstalter des Opfers zur Himmelswelt empor?“ - „Durch den Brahman-Priester, durch das Manas , durch den Mond: denn das Manas ist beim Opfer der Brahman; was dieses Manas ist, das ist jener Mond, das ist der Brahman, das ist die Lösung, das ist die Erlö-sung.“
Soviel von dem Erlösen; nunmehr die Erlangungen.
7. „Yajnavalkya“, so sprach er, „mit wie vielen Versen wird heute der Hotar bei diesem Opfer ministrieren?“ - „Mit dreien.“ - „Welches sind die drei?“ - „Der Einladungsvers, der Begleitvers und der Preisvers als dritter.“ - „Was erwirbt er durch dieselben?“ - „Alles was hier Odem hat.“ -
8. „Yajnavalkya“, so sprach er; „wie viele Opferspenden wird hier heu-te der Adhvaryu ins Feuer gießen?“ – „Drei.“ – „Welches sind die drei?“ – „Die, welche ausgegossen emporflammen, die, welche aus-gegossen überschäumen, die, welche ausgegossen auf (den Boden) zu liegen kommen.“ – „Was erwirbt er mit denselben?“ – „Die, wel-che ausgegossen emporflammen, mit denen erwirbt er die Götter-welt, denn die Götterwelt ist gleichsam glänzend; die, welche aus-gegossen überschäumen, mit denen erwirbt er die Väterwelt, denn die Väterwelt ist gleichsam oben über; die, welche ausgegossen auf (den Boden) zu liegen kommen, mit denen erwirbt er die Men-schenwelt, denn die Menschenwelt ist gleichsam unten.“ –
9. „Yajnavalkya“, so sprach er, „durch wie viele Gottheiten wird hier heute von dem Brahman das Opfer von rechts her überwacht?“ – „Durch eine.“ – „Welche ist diese eine?“ – „Das Manas ; denn un-endlich ist das Manas , unendlich sind die Vishe Devah, unendlich ist die Welt, die er durch dieses erwirbt.“ –
10. „Yajnavalkya“, so sprach er, „wie viele Lieder wird hier heute der Udgatar bei diesem Opfer singen?“ – „Drei.“ – „Welches sind diese drei?“ – „Das Eingangslied, das Begleitlied und das Preislied als drittes.“ – „Was bedeuten diese in Bezug auf das Selbst?“ – „Der Einhauch ist das Eingangslied, der Aushauch das Begleitlied, der Zwischenhauch das Preislied.“ – „Was erwirbt er durch dieselben?“ – „Durch das Eingangslied erwirbt er die Erdenwelt, durch das Be-gleitlied die Luftraumwelt, durch das Preislied die Himmelswelt.“ –
Da schwieg der Hotar Ashvala stille.

Zweites Brahmanam
1. Da befragte ihn der Sohn des Ritabhaga aus dem Stamme der Ja-ratharu.
„Yajnavalkya“, so sprach er, „wie viele Greifer und wie viele Über-greifer gibt es?“ – „Acht Greifer und acht Übergreifer gibt es.“ – „Welches sind diese acht Greifer und acht Übergreifer?“ –
2. „Der Aushauch, fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist von dem Ein-hauche als Übergreifer gefesselt; denn durch den Einhauch riecht man den Geruch.
3. Die Rede, fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist durch den Namen als Übergreifer gefesselt; denn durch die Rede spricht man die Namen aus.
4. Die Zunge, fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist durch den Ge-schmack als Übergreifer gefesselt; denn durch die Zunge unter-scheidet man die Geschmäcke.
5. Das Auge, fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist durch die Gestalt als Übergreifer gefesselt; denn durch das Auge sieht man die Gestal-ten.
6. Das Ohr, fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist durch den Ton als Ü-bergreifer gefesselt; denn durch das Ohr hört man die Töne.
7. Das Manas , fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist durch die Begierde als Übergreifer gefesselt; denn durch das Manas begehrt man die Begierden.
8. Die Hände, fürwahr, sind ein Greifer; dieser ist durch das Werk als Übergreifer gefesselt; denn durch die Hände tut man das Werk.
9. Die Haut, fürwahr, ist ein Greifer; dieser ist durch die Berührung als Übergreifer gefesselt; denn durch die Haut empfindet man die Berührungen.
Das sind die acht Greifer und die acht Übergreifer.“
10. „Yajnavalkya“, so sprach er, „dieweil diese ganze Welt des Todes Speise ist, welches ist wohl die Gottheit, deren Speise der Tod ist?“ – „Fürwahr, der Tod ist ein Feuer; dieses, indem es Speise der (betreffenden) Wasser wird, wehrt den Wiedertod ab.“
11. „Yajnavalkya“, so sprach er, „wenn dieser Mensch stirbt, wandern dann die Lebensgeister aus ihm aus oder nicht?“ – „Mit nichten!“ sprach Yajnavalkya, „sondern eben daselbst bleiben sie versam-melt; er schwillt an, er bläht sich auf, aufgebläht liegt der Tote.“
12. „Yajnavalkya“, so sprach er, „wenn dieser Mensch stirbt, was ver-lässt ihn dann nicht?“ – „Der Name“, so sprach er, „denn unendlich ist der Name, unendlich sind die Vishve devah, und die unendliche Welt erwirbt er mit diesem.“
13. „Yajnavalkya“, so sprach er, „wenn nach dem Tode dieses Men-schen seine Rede in das Feuer eingeht, sein Odem in den Wind, sein Auge in die Sonne, sein Manas in den Mond, sein Ohr in die Pole, sein Leib in die Erde, sein Atman in den Akasha (Weltraum), seine Leibhaare in die Kräuter, seine Haupthaare in die Bäume, sein Blut und Samen in das Wasser, – wo bleibt dann der Mensch?“ – Da sprach Yajnavalkya: „Fass mich, Artabhaga, mein Teurer, an der Hand; darüber müssen wir beiden unter uns allein uns ver-ständigen, nicht hier in der Versammlung.“ – Da gingen die beiden hinaus und beredeten sich; und was sie sprachen, das war Werk, und was sie priesen, das war Werk. – Fürwahr, gut wird einer durch gutes Werk, böse durch böses.“
Da schwieg des Ritabhaga Sohn.

Drittes Brahmanam
1. Da befragte ihn Bhujyu, der Enkel des Lahya. – „Yajnavalkya“, so sprach er, "als wir als fahrende Schüler im Lande der Madras um-herwanderten, kamen wir zu dem Wohnsitze des Patancala aus dem Geschlechte der Kapis. Der hatte eine Tochter, die von einem Gandharva besessen war. Den fragten wir: 'Wer bist du?' Und er sprach: 'Sudhanvan, der Nachkomme des Angiras'. Indem wir ihn sodann nach den Grenzen der Welten fragten, sprachen wir zu ihm: 'Wohin kamen (nach dem Tode) die Nachkommen des Parikshit?' – Wohin die Nachkommen des Parikshit kamen, das frage ich dich, Yajnavalkya! Wohin kamen die Nachkommen des Parikshit?" –
2. Yajnavalkya sprach: "Er hat euch gesagt, sie gelangten dorthin, wohin (alle) die kommen, die das Rossopfer darbringen. Nämlich diese Welt erstreckt sich soweit, wie zweiunddreißig Tage des Göt-terwagens (der Sonne) reichen. Diese (Welt) umgibt ringsum die Er-de zweimal so weit. Diese Erde umgibt ringsum den Ozean zweimal soweit. Daselbst ist, breit wie die Schneide eines Schermessers oder wie der Flügel einer Fliege, ein Raum zwischen (den beiden Schalen des Welteies). Jene nun brachte Indra als Falke zum Winde; und der Wind nahm sie in sich auf und führte sie dorthin, wo die Darb-ringer des Rossopfers waren. So etwa sprach er (der Gandharva zu euch) und pries den Wind." –
Darum ist der Wind die Besonderheit (vyashti) und der Wind die Allgemeinheit (samashti). Der wehrt dem Wiedertode, wer solches weiß! –
Da schwieg Bhujyu, der Enkel des Lahya.

Viertes Brahmanam
1. Da befragte ihn Ushasta, der Abkömmling des Cakra. "Yajnaval-kya", so sprach er, "das immanente, nicht transzendente Brahman, welches als Seele allem innerlich ist, das sollst du mir erklären." – "Es ist deine Seele, welche allem innerlich ist." – "Welche, o Yajna-valkya, ist allem innerlich?" – "Die durch den Einhauch einhaucht, das ist deine Seele, die allem innerlich, die durch den Aushauch aushaucht, das ist deine Seele, die allem innerlich, die durch den Zwischenhauch zwischenhaucht, das ist deine Seele, die allem in-nerlich, die durch den Aufhauch aufhaucht, das ist deine Seele, die allem innerlich, – dieses ist deine Seele, die allem innerlich." –
2. Da sprach Ushasta, der Abkömmling des Cakra: "Damit ist nur darauf hingewiesen, wie wenn einer sagte: 'das ist eine Kuh, das ist ein Pferd'; aber eben das immanente, nicht transzendente Brah-man, die Seele, welche allem innerlich ist, die sollst du mir erklä-ren!" – "Es ist deine Seele, welche allem innerlich ist." – "Welche, o Yajnavalkya, ist allem innerlich?" – "Nicht sehen kannst du den Seher des Sehens, nicht hören kannst du den Hörer des Hörens, nicht verstehen kannst du den Versteher des Verstehens, nicht er-kennen kannst du den Erkenner des Erkennens. Er ist deine Seele, die allem innerlich ist. – Was von ihm verschieden, das ist leidvoll." –
Da schwieg Ushasta, der Abkömmling des Cakra.

Fünftes Brahmanam
1. Da befragte ihn Kahola, der Abkömmling des Kushitaka. "Yajnaval-kya", so sprach er, "eben das immanente, nicht transzendente Brahman, welches als Seele allem innerlich ist, das sollst du mir erklären." – "Es ist deine Seele, welche allem innerlich ist." – "Wel-che, o Yajnavalkya, ist allem innerlich?" – "Diejenige, welche den Hunger und den Durst, das Wehe und den Wahn, das Alter und den Tod überschreitet. – Wahrlich, nachdem sie dieser Seele sich bewusst geworden, stehen die Brahmanen ab vom Verlangen nach Kindern und Verlangen nach Besitz und Verlangen nach der Welt und wandern umher als Bettler; denn das Verlangen nach Kindern ist Verlangen nach Besitz, und das Verlangen nach Besitz ist Ver-langen nach Welt; denn alle beide sind eitel Verlangen. – Darum, nachdem der Brahmane von sich abgetan die Gelehrtheit, so ver-harre er in Kindlichkeit; nachdem er abgetan die Kindlichkeit und die Gelehrtheit, so wird er ein Schweiger (Muni); nachdem er abge-tan das Nichtschweigen und das Schweigen, so wird er ein Brah-mana. – Worin lebt dieser Brahmana? – Darin, worin er lebet, wie es eben kommt. – Was von ihm verschieden, das ist leidvoll." –
Da schwieg Kahola, der Abkömmling des Kushitaka.

Sechstes Brahmanam
1. Da befragte ihn Gargi, die Tochter des Vacaknu.
"Yajnavalkya", so sprach sie, "dieweil diese ganze Welt den Was-sern eingewoben und verwoben ist, wem sind denn aber die Wasser eingewoben und verwoben?"
– "Dem Winde, o Gargi."
"Wem ist denn aber der Wind eingewoben und verwoben?"
– "Den Luftraumwelten, o Gargi".
Wem sind denn aber die Luftraumwelten eingewoben und verwo-ben?"
– "Den Gandharvawelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Gandharvawelten eingewoben und verwo-ben?"
– "Den Sonnenwelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Sonnenwelten eingewoben und verwo-ben?"
– "Den Mondwelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Mondwelten eingewoben und verwoben?"
– "Den Sternenwelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Sternenwelten eingewoben und verwo-ben?"
– "Den Götterwelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Götterwelten eingewoben und verwoben?"
– "Den Indrawelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Indrawelten eingewoben und verwoben?"
– "Den Prajapatiwelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Prajapatiwelten eingewoben und verwo-ben?"
– "Den Brahmanwelten, o Gargi."
"Wem sind denn aber die Brahmanwelten eingewoben und verwo-ben?"
– Da sprach er: "O Gargi, überfrage nicht, damit dir dein Kopf nicht zerspringe! Du überfragst eine Gottheit, die man nicht überfragen darf; o Gargi, überfrage nicht!" –
Da schwieg Gargi, die Tochter des Vacaknu.

Siebentes Brahmanam
1. Da befragte ihn Uddalaka, der Sohn des Aruna.
"Yajnavalkya", so sprach er, "wir weilten im Lande der Madras, im Hause des Patancala, des Abkömmlings des Kapi, um das Opfer zu erlernen; da hatte ein Weib, die war von einem Gandharva beses-sen. Diesen fragten wir, wer er sei, und er sprach: 'Ich bin Kaband-ha, der Nachkomme des Atharvan.' Und er sprach zu Patancala, dem Abkömmlinge des Kapi, und zu uns Opferschülern: 'Kennst du, o Kapya, jenen Faden, von welchem diese Welt und die andre Welt und alle Wesen zusammengebüschelt werden?' Und Patanca-la, der Abkömmling des Kapi, antwortete: 'Ich kenne ihn nicht, o Ehrwürdiger.' Und jener sprach zu Patancala, dem Abkömmlinge des Kapi, und zu uns Opferschülern: 'Kennst du, o Kapya, jenen innern Lenker, welcher diese Welt und die andre Welt und alle We-sen innerlich regiert?' Und Patancala, der Abkömmling des Kapi, antwortete: 'Ich kenne ihn nicht, o Ehrwürdiger." Und jener sprach zu Patancala, dem Abkömmlinge des Kapi, und zu uns Opferschü-lern: 'Wahrlich, o Kapya, wer jenen Faden kennt und jenen innern Lenker, der kennt das Brahman, der kennt die Welten, der kennt die Götter, der kennt den Veda, der kennt die Wesen, der kennt die Seele, der kennt alles.' Da erklärte er jenen (dort Versammelten); und so weiß ich es. Wenn nun du, o Yajnavalkya, ohne dass du je-nen Faden kennst und jenen innern Lenker, die Brahmanenkühe von dannen treibst, so soll die Kopf zerspringen." – "Wohl kenne ich, o Gautama, jenen Faden und jenen innern Lenker." – "Das kann jeder sagen: ich kenne ihn, ich kenne ihn; wenn du ihn kennst, so sage ihn an!" –
2. Und er sprach: "Der Wind, fürwahr, o Gautama, ist jener Faden, denn durch den Wind, o Gautama, als Faden werden diese Welt und die andre Welt und alle Wesen zusammengebüschelt. Darum nämlich, o Gautama, sagt man von einem Menschen, der gestorben ist, 'seine Glieder haben sich aufgelöst'; denn durch den Wind, o Gautama, als Faden werden sie zusammengebüschelt." –
"So ist es, o Yajnavalkya; jetzt sprich von dem innern Lenker!" –
3. "Der, in der Erde wohnend, von der Erde verschieden ist, den die Erde nicht kennt, dessen Leib die Erde ist, der die Erde innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
4. Der, in den Wassern wohnend, von den Wassern verschieden ist, den die Wasser nicht kennen, dessen Leib die Wasser sind, der die Wasser innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
5. Der, in dem Feuer wohnend, von dem Feuer verschieden ist, den das Feuer nicht kennt, dessen Leib das Feuer ist, der das Feuer in-nerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbli-che.
6. Der, in dem Luftraum wohnend, von dem Luftraum verschieden ist, den der Luftraum nicht kennt, dessen Leib der Luftraum ist, der den Luftraum innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Len-ker, der unsterbliche.
7. Der, in dem Winde wohnend, von dem Winde verschieden ist, den der Wind nicht kennt, dessen Leib der Wind ist, der den Wind in-nerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbli-che.
8. Der, in dem Himmel wohnend, von dem Himmel verschieden ist, den der Himmel nicht kennt, dessen Leib der Himmel ist, der den Himmel innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
9. Der, in der Sonne wohnend, von der Sonne verschieden ist, den die Sonne nicht kennt, dessen Leib die Sonne ist, der die Sonne inner-lich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
10. Der, in den Himmelsgegenden wohnend, von den Himmelsgegenden verschieden ist, den die Himmelsgegenden nicht kennen, dessen Leib die Himmelsgegenden sind, der die Himmelsgegenden inner-lich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
11. Der, in Mond und Sternen wohnend, von Mond und Sternen ver-schieden ist, den Mond und Sternen nicht kennen, dessen Leib Mond und Sternen sind, der Mond und Sternen innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
12. Der, im Äther (Raume) wohnend, von dem Äther verschieden ist, den der Äther nicht kennt, dessen Leib der Äther ist, der den Äther innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der un-sterbliche.
13. Der, in der Finsternis wohnend, von der Finsternis verschieden ist, den die Finsternis nicht kennt, dessen Leib die Finsternis ist, der die Finsternis innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Len-ker, der unsterbliche.
14. Der, in dem Lichte wohnend, von dem Lichte verschieden ist, den das Licht nicht kennt, dessen Leib das Licht ist, der das Licht in-nerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbli-che.
So weit in Bezug auf die Gottheiten. – Nun in Bezug auf die Wesen.
15. Der, in allen Wesen wohnend, von allen Wesen verschieden ist, den alle Wesen nicht kennen, dessen Leib alle Wesen sind, der alle We-sen innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der un-sterbliche.
So viel in Bezug auf die Wesen. – Nun in Bezug auf das Selbst.
16. Der, in dem Odem wohnend, von dem Odem verschieden ist, den der Odem nicht kennt, dessen Leib der Odem ist, der den Odem innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der un-sterbliche.
17. Der, in der Rede wohnend, von der Rede verschieden ist, den die Rede nicht kennt, dessen Leib die Rede ist, der die Rede innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
18. Der, in dem Auge wohnend, von dem Auge verschieden ist, den das Auge nicht kennt, dessen Leib das Auge ist, der das Auge innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
19. Der, in dem Ohre wohnend, von dem Ohre verschieden ist, den das Ohr nicht kennt, dessen Leib das Ohr ist, der das Ohr innerlich re-giert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
20. Der, in dem Manas wohnend, von dem Manas verschieden ist, den das Manas nicht kennt, dessen Leib das Manas ist, der das Ma-nas innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
21. Der, in der Haut (dem Gefühlssinn) wohnend, von der Haut ver-schieden ist, den die Haut nicht kennt, dessen Leib die Haut ist, der die Haut innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Len-ker, der unsterbliche.
22. Der, in der Erkenntnis wohnend, von der Erkenntnis verschieden ist, den die Erkenntnis nicht kennt, dessen Leib die Erkenntnis ist, der die Erkenntnis innerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbliche.
23. Der, in dem Samen wohnend, von dem Samen verschieden ist, den der Same nicht kennt, dessen Leib der Same ist, der den Same in-nerlich regiert, der ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbli-che.
Er ist sehend nicht gesehen, hörend nicht gehört, verstehend nicht verstanden, erkennend nicht erkannt. Nicht gibt es außer ihm ei-nen Sehenden, nicht gibt es außer ihm einen Hörenden, nicht gibt es außer ihm einen Verstehenden, nicht gibt es außer ihm einen Erkennenden. Er ist deine Seele, der innere Lenker, der unsterbli-che. – Was von ihm verschieden, das ist leidvoll."
Da schwieg Uddalaka, der Sohn des Aruna.

Achtes Brahmanam
1. Da sprach die Tochter des Vacaknu: "Ehrwürdige Brahmanen! Jetzt will ich ihm zwei Fragen vorlegen; wenn er mir die beantworten kann, so wird ihn gewiss keiner von euch je im redestreite über die heiligen Dinge überwinden!" – "Frage, o Gargi." –
2. Und sie sprach: "Jetzt werde ich dir, o Yajnavalkya, – gleichwie ein Mann aus dem Lande der Kashis oder der Videhas, ein Helden-sohn, den abgespannten Bogen anspannt und mit zwei Rohrpfeilen, den Gegner zu durchbohren, in der Hand herankommt, – so werde ich mit zwei Fragen gegen dich ankommen, die sollst du mir be-antworten!" – "Frage, o Gargi." –
3. Und sie sprach: "Was oberhalb des Himmels ist, o Yajnavalkya, und was unterhalb der Erde ist und was zwischen beiden, dem Himmel und der Erde, ist, was sie das Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige nennen, worin ist das eingewoben und verwoben?" –
4. Und er sprach: "Was oberhalb des Himmels ist, o Gargi, und was unterhalb der Erde ist und was zwischen beiden, dem Himmel und der Erde, ist, was sie das Vergangene, Gegenwärtige und Zukünfti-ge nennen, das ist eingewoben und verwoben in dem Raume (Ä-ther)." –
5. Und sie sprach: "Verehrung sei dir, o Yajnavalkya, weil du mir die-se Frage gelöst hast. Mache dich gefasst auf die zweite!" – "Frage, o Gargi." –
6. Und sie sprach: "Was oberhalb des Himmels ist, o Yajnavalkya, und was unterhalb der Erde ist und was zwischen beiden, dem Himmel und der Erde, ist, was sie das Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige nennen, worin ist das also eingewoben und verwo-ben?" –
7. Und er sprach: "Was oberhalb des Himmels ist, o Gargi, und was unterhalb der Erde ist und was zwischen beiden, dem Himmel und der Erde, ist, was sie das Vergangene, Gegenwärtige und Zukünfti-ge nennen, das ist eingewoben und verwoben in dem Raume." – "A-ber worin ist denn der Raum eingewoben und verwoben?" –
8. Und er sprach: "Es ist das, o Gargi, was die Weisen das Unvergäng-liche (aksharam) nennen; es ist nicht grob und nicht fein, nicht kurz und nicht lang; nicht rot (wie Feuer) und nicht anhaftend (wie Wasser); nicht schattig und nicht finster; nicht Wind und nicht Ä-ther (Raum); nicht anklebend (wie Lack); ohne Geschmack, ohne Geruch, ohne Auge und ohne Ohr, ohne Rede, ohne Verstand, ohne Lebenskraft und ohne Odem; ohne Mündung und ohne Maß, ohne Inneres und ohne Äußeres; nicht verzehret es irgend was, nicht wird es verzehrt von irgend wem.
9. Auf dieses Unvergänglichen Geheiß, o Gargi, stehen auseinander-gehalten Sonne und Mond; auf dieses Unvergänglichen Geheiß, o Gargi, stehen auseinandergehalten Himmel und Erde; auf dieses Unvergänglichen Geheiß, o Gargi, stehend auseinandergehalten die Minuten und die Stunden, die Tag' und Nächte, die Halbmonate, Monate, Jahreszeiten und Jahre; auf dieses Unvergänglichen Ge-heiß, o Gargi, rinnen von den Schneebergen die Ströme, die einen nach Osten, die andern nach Westen, und wohin ein jeder gehet; auf dieses Unvergänglichen Geheiß, o Gargi, preisen die Menschen den Freigebigen, streben die Götter nach dem Opfergeber, die Väter nach der Totenspende.
10. Wahrlich, o Gargi, wer dieses Unvergängliche nicht kennt und in dieser Welt opfert und spendet und Buße büßt viel tausend Jahre lang, dem bringet es nur endlichen (Lohn); wahrlich, o Gargi, wer dieses Unvergängliche nicht kennt und aus dieser Welt abscheidet, der ist der Notweilige (kripana); wer aber, o Gargi, dieses Unver-gängliche kennt und aus dieser Welt abscheidet, der ist der Gott-heilige (brahmana).
11. Wahrlich, o Gargi –, dieses Unvergängliche ist sehend nicht gese-hen, hörend nicht gehört, verstehend nicht verstanden, erkennend nicht erkannt. Nicht gibt es außer ihm ein Sehendes, nicht gibt es außer ihm ein Hörendes, nicht gibt es außer ihm ein Verstehendes, nicht gibt es außer ihm ein Erkennendes. – Fürwahr, in diesem Unvergänglichen ist der Raum eingewoben und verwoben, o Gargi."
12. Und sie sprach: "Ehrwürdige Brahmanen! Ihr mögt es schon hoch aufnehmen, wenn ihr von diesem damit, dass ihr ihm huldigt (ohne weitere Strafe), loskommt, gewiss aber wird keiner von euch je ihn im Redestreite über die heiligen Dinge überwinden!" –
Da schwieg die Tochter des Vacanku.

Neuntes Brahmanam
1. Da befragte ihn Vidagdha, der Nachkomme des Shakala. "Wieviel Götter gibt es, Yajnavalkya?" – Und er antwortete nach der Nivid (Götterverzeichnis), so viele ihrer in der Nivid des Vaishvadevam (eines bestimmten Preisrufes beim Somakeltern) gezählt werden, und sprach: "Drei und dreihundert und drei und dreitausend" (3306). – "Om! (Jawohl!)", so sprach er; "wieviel Götter gibt es also, Yajnavalkya?" – "Dreiunddreißig." – "Om!" so sprach er, "wieviel Götter gibt es also, Yajnavalkya?" – "Sechs." – "Om!" so sprach er, "wieviel Götter gibt es also, Yajnavalkya?" – "Drei." – "Om!" so sprach er, "wieviel Götter gibt es also, Yajnavalkya?" – "Zwei." – "Om!" so sprach er, "wieviel Götter gibt es also, Yajnavalkya?" – "Anderthalb." – "Om!" so sprach er, "wieviel Götter gibt es also, Yaj-navalkya?" – "Einen." – "Om!" so sprach er; "welches sind jene drei und dreihundert und drei und dreitausend?" –
2. Und er sprach: "Das sind nur ihre Kräfte; Götter aber gibt es nur dreiunddreißig." – "Welches sind die dreiunddreißig?" – "Acht Va-sus, elf Rudras, zwölf Adityas, macht einunddreißig, und noch Indra und Prajapati als (zweiund) dreiunddreißigste." –
3. "Welches sind die Vasus?" – "Das Feuer, die Erde, der Wind, der Luftraum, die Sonne, der Himmel, der Mond und die Sterne; das sind die Vasus (die Guten), denn in ihnen ist alles dieses Gut (vasu) enthalten, darum heißen sie Vasus." –
4. "Welches sind die Rudras?" – "Es sind die zehn Lebensorgane am Menschen und der Atman als elftes. Wenn diese aus dem sterbli-chen Leibe ausziehen, so machen sie weinen; weil sie weinen ma-chen (rodayantri), darum heißen sie Rudras." –
5. Welches sind die Adityas?" – "Die zwölf Monate des Jahres, das sind die Adityas; diese laufen um, indem sie diese ganze Welt mit-führen; weil sie diese ganze Welt mitführend umlaufen (adadana yanti), darum heißen sie Adit-yas." –
6. "Welcher ist Indra und welcher ist Prajapati?" – "Der Donner ist Indra , und das Opfer ist Prajapati." – "Welcher ist der Donner?" – "Der Blitzstrahl" (als Ursache des Donners). – "Welcher ist das Op-fer?" – "Die Tiere" (als Ursache des Opfers). –
7. "Welches sind die sechs?" – "Das Feuer, die Erde, der Wind, der Luftraum, die Sonne und der Himmel; das sind die sechs; denn diese sechs sind diese ganze Welt." –
8. "Welches sind die drei Götter?" – "Es sind diese drei Welten, denn in ihnen sind alle diese Götter enthalten." – "Welches sind die zwei Götter?" – "Die Nahrung und der Odem (Prana )." – "Welches sind die anderthalb?" – "Der da reinigt (der Wind).
9. Da sagen sie: Weil es doch gewissermaßen nur einer ist, der da rei-nigt, wie sind es denn anderthalb? Weil in ihm diese ganze Welt überaus gedeiht (adhyardhnot), darum sind es anderthalb (adhy-ardha)." – "Welches ist der eine Gott?" – "Das Leben (Prana )", so sprach er, "dieses nennen sie das Brahman, das Jenseitige (tyad)."
10. "Der die Erde als Grundlage, das Feuer als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gip-fel ist, der, fürwahr ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – Wohl ken-ne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der Geist der Körperlichkeit ist. So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Die Unsterblichkeit", so sprach er.
11. Der die Begierde als Grundlage, das Herz als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der Selbstheit höchster Gipfel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der aus Begierde be-stehende Geist ist. So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Die Weiber", so sprach er.
12. "Der die Gestalten als Grundlage, das Auge als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gipfel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher jener Geist in der Sonne ist. So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gott-heit ist!" – "Die Wahrheit", so sprach er.
13. "Der den Äther als Grundlage, das Ohr als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gip-fel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der Geist des Gehörs, des Widerhalles ist. So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Die Himmelsgegenden", so sprach er.
14. "Der die Finsternis als Grundlage, das Herz als reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gipfel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der Geist des Schattens ist. So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Der Tod", so sprach er.
15. "Der die Gestalten als Grundlage, das Auge als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gipfel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der Geist im Spiegel ist! So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Das Leben (asu)", so sprach er.
16. "Der die Wasser als Grundlage, das Herz als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gipfel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der Geist in den Wassern ist! So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Varuna ", so sprach er.
17. "Der den Samen als Grundlage, das Herz als Reich, den Verstand als Licht hat, wer diesen Geist kennt, der aller Selbstheit höchster Gipfel ist, der, fürwahr, ist ein Wissender, o Yajnavalkya!" – "Wohl kenne ich diesen Geist, von dem du behauptest, dass er aller Selbstheit höchster Gipfel sei; es ist derjenige, welcher der aus dem Sohne bestehende Geist ist So sage denn nun du, Shakalya, wer dessen Gottheit ist!" – "Prajapati", so sprach er. –
18. "Also du, o Shakalya, bist derjenige, welchen diese Brahmanen er-wählt haben, die Kohlen für sie zu löschen!" – so sprach Yajnaval-kya.
19. "Yajnavalkya", so sprach der Abkömmling des Shakala, "da du die-se Brahmanen der Kurus und Pancalas niedergeredet hast, welche heilige Lehre (Brahman)weißt denn du?" – "Ich weiß die Himmelsge-genden mit ihren Göttern und ihren Standorten." – "Da du die Himmelsgegenden weißt mit ihren Göttern und Standorten,
20. welche (Schutz-)Gottheit hast du in dieser östlichen Himmelsge-gend?" – "Die Gottheit Aditya (die Sonne)." – "Worin hat dieser Adi-tya seinen Standort?" – "Im Auge." – "Worin hat denn das Auge sei-nen Standort?" – "In den Gestalten; denn mit dem Auge sieht man die Gestalten." – "Worin haben denn die Gestalten ihren Standort?" – "Im Herzen", so sprach er, "denn mit dem Herzen (dem Sitze des Manas ) erkennt man die Gestalten; im Herzen also haben die Ges-talten ihren Standort," – "So ist es, o Yajnavalkya."
21. "Welche (Schutz-)Gottheit hast du in der südlichen (dakshina) Himmelsgegend?" – "Die Gottheit Yama (den Todesgott)." – "Worin hat dieser Yama seinen Standort?" – "Im Opfer." – "Worin hat denn das Opfer seinen Standort?" – Im Opferlohne (dakshina)." – "Worin hat denn der Opferlohn seinen Standort?" – "Im Glauben; denn wenn einer glaubt, so spendet er Opferlohn; im Glauben also hat der Opferlohn seinen Standort." – "Worin hat denn der Glaube sei-nen Standort?" – "Im Herzen", so sprach er, "denn durch das Herz erkennt man den Glauben; im Herzen also hat der Glaube seinen Standort." – "So ist es, o Yajnavalkya."
22. "Welche (Schutz-)Gottheit hast du in der westlichen Himmelsge-gend?" – "Die Gottheit Varuna ." – "Worin hat dieser Varuna seinen Standort?" – "In den Wassern." – "Worin haben denn die Wasser ih-ren Standort?" – "In dem Sperma." – "Worin hat denn das Sperma seinen Standort?" – "Im Herzen; darum auch, wenn einem ein ähn-licher Sohn geboren ist, so sagt man, er ist ihm gleichsam aus dem Herzen geschlüpft, ist ihm gleichsam aus dem Herzen geschaffen; im Herzen also hat das Sperma seinen Standort." – "So ist es, o Y-ajnavalkya."
23. "Welche (Schutz-)Gottheit hast du in der nördlichen Himmelsge-gend?" – "Die Gottheit Soma (den Somatrank oder den Mond)." – "Worin hat dieser Soma seinen Standort?" – "In der Weihe." – "Wor-in hat denn die Weihe ihren Standort?" – "In der Wahrheit; darum auch sagt man zu einem, der geweiht wird: rede die Wahrheit; denn in der Wahrheit hat die Weihe ihren Standort." – "Worin hat denn die Wahrheit ihren Standort?" – "Im Herzen", so sprach er, "denn durch das Herz erkennt man die Wahrheit; im Herzen also hat die Wahrheit ihren Standort." – "So ist es, Yajnavalkya."
24. "Welche (Schutz-)Gottheit hast du in der feststehenden (zentralen) Himmelsgegend?" – "Die Gottheit Agni (Feuer)." – "Worin hat dieser Agni seinen Standort?" – "In der Rede." – "Worin hat denn die Rede ihren Standort?" – "Im Herzen."
– "Worin hat denn das Herz seinen Standort?" –
25. "O du Tagedieb!", so sprach Yajnavalkya, "der du wähnest, es kön-ne anderswo sein als in uns; wäre es anderswo als in uns, die Hunde würden es ja fressen oder die Vögel es zerfleischen." –
26. "Worin hast denn du und dein Atman (Selbst) seinen Standort?" – "Im Aushauche." – "Worin hat denn der Aushauch seinen Stand-ort?" – "Im Einhauche." – "Worin hat denn der Einhauch seinen Standort?" – "Im Zwischenhauche." – "Worin hat denn der Zwi-schenhauch seinen Standort?" – "Im Aufhauche." – "Worin hat denn der Aufhauch seinen Standort?" – "Im Allhauche." –
"Er aber, der Atman, ist nicht so und ist nicht so. Er ist ungreifbar, denn er wird nicht gegriffen; unzerstörbar, denn er wird nicht zer-stört; unhaftbar, denn es haftet nichts an ihm; er ist nicht gebun-den, er wankt nicht, er leidet keinen Schaden!"
"Das sind also (oben §10-17) die acht Grundlagen, die acht Reiche, die acht Götter, die acht Geister. Der aber, diese Geister auseinan-dertreibend, zurücktreibend, über sie hinausschreitet, nach diesem Geiste der Upanishadlehre frage ich dich! Wenn du mir diesen nicht ansagen kannst, so muss dein Kopf zerspringen!" –
Den wusste der Nachkomme des Shakala nicht. Und sein Kopf zer-sprang. Und Räuber stahlen seine Gebeine, die sie für etwas ande-res (Besseres) gehalten.
27. Und er sprach: "Ehrwürdige Brahmanen, wer unter euch wünscht, der mag mich fragen, oder ihr alle mögt mich fragen; wer unter euch wünscht, den will ich fragen!" – Aber die Brahmanen wagten es nicht.
28. Da befragte er sie mit diesen Versen:
"Gleichwie ein Baum, des Waldes Fürst,
So ist der Mensch, dass ist gewiss.
Die Haare sind an ihm Blätter,
Die Haut der Außenrinde gleicht.
Aus seiner Haut entströmt das Blut,
Wie aus des Baumes Haut der Saft;
Es fließt aus dem Verwundeten,
Wie Saft des Baums, wenn der verletzt.
Das Fleisch dem Holz vergleichbar ist,
Dem Bast die Sehne, darum stark.
Die Knochen sind das Innenholz,
Das Mark vergleicht dem Marke sich.
Es wächst der Baum, wenn man ihn fällt,
Aus seiner Wurzel wieder neu. –
Aus welcher Wurzel wächst hervor
Der Mensch, wenn ihn der Tod gefällt? –
Sagt nicht, dass es der Same sei;
Denn er entspringt dem Lebenden,
Wie aus dem Samenkorn der Baum,
Noch eh er tot ist, neu erwächst (apretya-sambhavah).
Reißt man ihn mit der Wurzel aus,
So kann der Baum nicht wachsen mehr: –
Aus welcher Wurzel wächst hervor
Der Mensch, wenn ihn der Tod gefällt? –
Nicht wird geboren, wer geboren;
Wer sollte neu erzeugen ihn?" –
"Brahman ist Wonne und Erkenntnis,
Des Gabenspenders höchstes Gut
Und des, der absteht und erkennt."
Vierter Adhyaya
Erstes Brahmanam
1. Einstmals erteilte Janaka, der König der Videha, Audienz. Da ge-schah es, dass Yajnavalkya zu ihm herantrat. Zu dem sprach er: " Yajnavalkya, warum bist du hergekommen? Verlangt dich nach Kühen oder nach Fragen mit feinen Lösungen?" – "Nach beidem, o Großfürst", so sprach er.
2. "Was dir schon sonst einer gesagt hat, dass lass uns hören!" so sprach (Yajnavalkya). – "Jitvan, der Abkömmling des Shilina, sagte mir, das Brahman sei die Rede." – "Wie einer spricht, der eine Mut-ter hat, einen Vater hat, einen Lehrer hat, so hat der Abkömmling des Shilina dies gesagt, dass das Brahman die Rede sei; denn er mochte denken: wer nicht reden kann, was hat der? Hat er dir denn aber auch seinen Stützpunkt (ayatanam) und seinen Stand-ort (pratishtu) genannt?" – "Die hat er mir nicht genannt." – "Dann steht es nur auf einem Fuße, o Großfürst." – "So sage du sie uns, o Yajnavalkya!" – "Die Rede eben ist sein Stützpunkt, der Raum (Ä-ther) sein Standort; es selbst soll man verehren als die Erkenntnis." – "Worin besteht sein Erkenntnis-sein, o Yajnavalkya?" – "Eben in der Rede, o Großfürst, so sprach er, "denn durch die Rede, o Groß-fürst, wird der Angehörige erkannt, der Rigveda, der Yajurveda, der Samaveda, die (Lieder) der Atharvans und der Angiras, die Erzäh-lungen, die Geschichten, die Wissenschaften, die Geheimlehren, die Verse, die Sinnsprüche, die Auseinandersetzungen und Erklärun-gen (vgl. Brih. 2,4,10), das Geopferte und das Gespendete, die Speisung und die Tränkung, diese Welt und jene Welt und alle We-sen; durch die Rede eben, o Großfürst, wird das Brahman erkannt, die Rede also, o Großfürst, ist das höchste Brahman! Den verlässt die Rede nicht, dem strömen alle Wesen zu, und, ein Gott gewor-den, geht er zu den Göttern ein, wer, solches wissend, jenes ver-ehrt." – "Eintausend Kühe mit einem Stiere wie ein Elefant schenke ich dir", so sprach Janaka, der König der Videhas. – Er aber, Yaj-navalkya, sprach: "Mein Vater meinte: ehe man belehrt hat, soll man nicht nehmen!"
3. "Was dir also sonst schon einer gesagt hat, dass lass uns hören!" so sprach (Yajnavalkya). – "Udanka, der Abkömmling des Shulba, sagte mir, das Brahman sei das Leben." – "Wie einer spricht, der ei-ne Mutter hat, der einen Vater hat, einen Lehrer hat, so hat der Abkömmling des Shulba dies gesagt, dass das Brahman das Leben sei; denn er mochte denken, wer nicht lebt, was hat der? Hat er dir denn aber auch seinen Stützpunkt und seinen Standort genannt?" – "Die hat er mir nicht genannt." – "Dann steht es nur auf einem Fuße, o Großfürst." – "Sage du sie uns, o Yajnavalkya!" – "Das Le-ben eben ist sein Stützpunkt, der Raum sein Standort; es selbst soll man verehren als das Liebe." – "Worin besteht sein Liebes-sein, o Yajnavalkya?" – "Eben in dem Leben, o Großfürst", so sprach er, "denn dem Leben zuliebe, o Großfürst, opfert man für den man nicht opfern darf, nimmt man an, was man nicht annehmen darf, und wenn man Furcht hegt vor Ermordung, wohin man immer ge-het, so ist es, o Großfürst, dem Leben zuliebe; das Leben also, o Großfürst, ist das höchste Brahman! Den verlässt das Leben nicht, dem strömen alle Wesen zu, und, ein Gott geworden, geht er zu den Göttern ein, wer, solches wissend, jenes verehrt." – "Eintausend Kühe mit einem Stiere wie ein Elefant schenke ich dir", so sprach Janaka, der König der Videhas. – Er aber, Yajnavalkya, sprach: "Mein Vater meinte: ehe man belehrt hat, soll man nicht nehmen."
4. "Was dir also sonst schon einer gesagt hat, dass lass uns hören", so sprach (Yajnavalkya). – "Barku, der Abkömmling des Vrishna, sagte mir, das Brahman sei das Auge." – "Wie einer spricht, der eine Mutter hat, einen Vater hat, einen Lehrer hat, so hat der Abkömm-ling des Vrishna dies gesagt, dass das Brahman das Auge sei; denn er mochte denken, wer nicht sieht, was hat der? Hat er dir denn aber auch seinen Stützpunkt und seinen Standort genannt?" – "Die hat er mir nicht genannt." – "Dann steht es nur auf einem Fuße, o Großfürst." – "So sage du sie uns, o Yajnavalkya!" – "Das Auge e-ben ist sein Stützpunkt, der Raum sein Standort; es selbst soll man verehren als die Wahrheit." – "Worin besteht sein Wahrheit-sein, o Yajnavalkya?" – "Eben in dem Auge, o Großfürst", so sprach er, "denn wer etwas mit den Augen gesehen hat, o Großfürst, zu dem sagt man: hast du es gesehen? Und wenn er sagt: ich habe es gesehen! So ist es die Wahrheit; das Auge also, o Großfürst, ist das höchste Brahman! Den verlässt das Auge nicht, dem strömen alle Wesen zu, und, ein Gott geworden, geht er zu den Göttern ein, wer, solches wissend, jenes verehrt." – "Eintausend Kühe mit einem Stier wie ein Elefant schenke ich dir", so sprach Janaka, der König der Videhas. – Er aber, Yajnavalkya, sprach: "Mein Vater meinte, ehe man belehrt hat, soll man nicht nehmen."
5. "Was dir also sonst schon einer gesagt hat, dass lass uns hören", so sprach (Yajnavalkya). – "Gardabhivipita, der Abkömmling des Bharadvaja, sagte mir, das Brahman sei das Ohr." – "Wie einer spricht, der eine Mutter hat, einen Vater hat, einen Lehrer hat so hat der Abkömmling des Bharadvaja dies gesagt, dass das Brah-man das Ohr sei; denn er mochte denken, wer nicht hört, was hat der? Hat er dir denn aber auch seinen Stützpunkt und seinen Standort genannt?" – "Die hat er mir nicht genannt." – "Dann steht es nur auf einem Fuße, o Großfürst." – "So sage du sie uns, o Yaj-navalkya!" – "Das Ohr eben ist sein Stützpunkt, der Raum sein Standortes selbst soll man verehren als den Unendlichen." – "Worin besteht sein Unendlich-sein, o Yajnavalkya?" – "In den Himmelsge-genden, o Großfürst", so sprach er, "daher kommt es, o Großfürst, dass, nach welcher Himmelsgegend man immer gehen mag, in der kommt man an kein Ende, denn die Himmelsgegenden sind unend-lich. Die Himmelsgegenden aber, o Großfürst, sind das Ohr, das Ohr also, o Großfürst, ist das höchste Brahman! Den verlässt das Ohr nicht, dem strömen alle Wesen zu, und, ein Gott geworden, geht er zu den Göttern ein, wer, solches wissend, jenes verehrt." – "Eintausend Kühe mit einem Stiere wie ein Elefant schenke ich dir", so sprach Janaka, der König der Videhas. – Er aber, Yajnaval-kya, sprach: "Mein Vater meinte, ehe man belehrt hat, soll man nicht nehmen."
6. "Was dir also sonst schon einer gesagt hat, dass lass uns hören", so sprach (Yajnavalkya). – "Satyakama, der Sohn der Jabala, sagte mir, das Brahman sei das Manas ." – "Wie einer spricht, der eine Mutter hat, einen Vater hat, einen Lehrer hat, so hat der Sohn der Jabala dies gesagt, dass das Brahman das Manas sei; denn er mochte denken, wer kein Manas (Verstand) hat, was ist der? Hat er dir denn aber auch seinen Stützpunkt und seinen Standort ge-nannt?" – "Die hat er mir nicht genannt." – "Dann steht es nur auf einem Fuße, o Großfürst." – "So sage du sie uns, o Yajnavalkya." – "Das Manas eben ist sein Stützpunkt, der Raum sein Standort, es selbst soll man verehren als die Wonne." – "Worin besteht sein Wonne-sein, o Yajnavalkya?" – "Eben in dem Manas , o Großfürst", so sprach er, "denn durch das Manas , o Großfürst, lässt man sich fortreißen zu einem Weibe und zeugt mit ihr einen Sohn, der einem ähnlich ist; der ist die Wonne; das Manas also, o Großfürst, ist das höchste Brahman! Den verlässt das Manas nicht, dem strömen alle Wesen zu, und, ein Gott geworden, geht er zu den Göttern ein, wer, solches wissend, jenes verehrt." – "Eintausend Kühe mit einem Stiere wie ein Elefant schenke ich dir", so sprach Janaka, der König der Videhas. – Er aber, Yajnavalkya sprach: "Mein Vater meinte, ehe man belehrt hat, soll man nicht nehmen."
7. "Was dir also schon sonst einer gesagt hat, dass lass uns hören", so sprach (Yajnavalkya). – "Vidagdha, der Abkömmling des Shaka-la, sagte mir, das Brahman sei das Herz." – "Wie einer spricht, der eine Mutter hat, einen Vater hat, einen Lehrer hat, so hat der Ab-kömmling des Shakala dies gesagt, dass das Brahman das Herz sei, denn er mochte denken, wer kein Herz hat, was ist der? Hat er dir denn aber seinen Stützpunkt, seinen Standort genannt?" – "Die hat er mir nicht genannt." – "Dann steht es nur auf einem Fuße, o Großfürst." – "So sage du sie uns, o Yajnavalkya!" – "Das Herz eben ist sein Stützpunkt, der Raum sein Standort, es selbst soll man verehren als die Beständigkeit." – "Worin besteht sein Beständig-sein, o Yajnavalkya?" – "Eben in dem Herzen, o Großfürst", so sprach er, "denn das Herz, o Großfürst, ist der Stützpunkt aller Wesen, dass Herz, o Großfürst, ist der Standort aller Wesen, in dem Herzen, o Großfürst, sind alle Wesen gegründet; das Herz also, o Großfürst, ist das höchste Brahman! Den verlässt das Herz nicht, dem strömen alle Wesen zu, und, ein Gott geworden, geht er zu den Göttern ein, wer, solches wissend, jenes verehrt." – "Eintausend Kühe mit einem Stiere wie ein Elefant schenke ich dir", so sprach Janaka, der König der Videhas. – Er aber, Yajnavalkya, sprach: "Mein Vater meinte, ehe man belehrt hat, soll man nicht nehmen."

Zweites Brahmanam
1. Da verließ Janaka, der König der Videhas, sein Polster, kam auf den Knien heran und sprach: "Verehrung sei dir, o Yajnavalkya, wolle mich belehren!" – Und er sprach: "Gleichwie einer, o Groß-fürst, der eine große Reise unternehmen will, einen Wagen oder ein Schiff sich verschafft, also hast du deine Seele mit jenen Geheim-lehren ausgerüstet. Dieweil du nun also reich bist an Gefolge und Gütern, die Veden studiert und die Geheimlehren gehört hast, so sage mir: wohin wirst du, wenn du einmal von hier abscheiden wirst, gelangen?" – "Das weiß ich nicht, o Heiliger, wohin ich gelan-gen werde." – "So will ich es dir sagen, wohin du gelangen wirst." – "O Heiliger, sage es!" –
2. "Der Mann, der hier mit dem rechten Auge ist, der heißt mit Namen Indha (der Zünder); wiewohl er aber der Indha ist, so nennen sie ihn verhüllter Weise Indra ; denn die Götter lieben das Verhüllte und scheuen das Offenbare.
3. Ferner die Menschengestalt hier in dem linken Auge, die ist seine Gemahlin, die Viraj (Strahlerin). Der Zusammenklang dieser beiden ist der Äther im Herzen, ihre Nahrung ist die Blutmasse im Herzen, ihre Bedeckung ist das, was wie ein Geflecht in dem Herzen ist, und der Pfad, auf dem sie einherwandeln, das ist die Ader, welche aus dem Herzen nach oben verläuft. Gleichwie ein Haar, wenn es tausendmal gespalten ist, so sind einem im Herzen die, Hitah ge-nannten, Adern (vgl. Brih. 2,1,19) gegründet; durch diese fließt (ih-nen) jenes Zufließende (die Nahrung) zu. Darum hat er (der aus Indha und Viraj bestehende individuelle Atman) gleichsam eine auserlesenere Nahrung als jenes körperliche Selbst.
4. Die vordere (östliche) Himmelsgegend sind seine vorderen Organe, die rechtsseitige (südliche) Himmelsgegend sind seine rechtsseiti-gen Organe, die hintere (westliche) Himmelsgegend sind seine hin-teren Organe, die linksseitige (nördliche) Himmelsgegend sind seine linksseitigen Organe, die Himmelsgegend nach oben sind seine o-beren Organe, die Himmelsgegend nach unten sind seine unteren Organe, alle Himmelsgegenden sind alle seine Organe. Er aber, der Atman, ist nicht so und ist nicht so. Er ist ungreifbar, denn er wird nicht gegriffen; unzerstörbar, denn er wird nicht zerstört; unhaft-bar, denn es haftet nichts an ihm; er ist nicht gebunden, er wankt nicht, er leidet keinen Schaden. – O Janaka! du hast den Frieden erlangt!" Also sprach Yajnavalkya. – Er aber, Janaka, der König der Videhas, sprach: "Friede sei mit dir, o Yajnavalkya, der du uns, o Heiliger, den Frieden kund tust. Verehrung sei dir! Da hast du die Videhas und da hast du mich selbst." –


Drittes Brahmanam
I. Einleitung
1. Einstmals kam zu Janaka, dem Könige der Videhas, Yajnavalkya mit dem Vorsatze, nicht zu reden. Es hatte aber, als einst Janaka, der König der Videhas, und Yajnavalkya sich beim Feueropfer un-terredeten, Yajnavalkya jenem eine Gabe bewilligt, und er hatte als solche die Beantwortung einer Frage gewählt, und diese hatte er ihm zugestanden. Darum richtete der Großfürst zuerst an ihn das Wort:
2. "Yajnavalkya!", so sprach er, "was dient dem Menschen (oder Geis-te, Purusha) als Licht?" – "Die Sonne dient ihm als Licht, o Groß-fürst", so sprach er, "denn bei dem Licht der Sonne sitzt er und ge-het umher, treibt seine Arbeit und kehret heim." – "So ist es, o Yaj-navalkya.
3. Aber wenn die Sonne untergegangen ist, o Yajnavalkya, was dient dann dem Menschen als Licht?" – "Dann dient ihm der Mond als Licht; denn bei dem Lichte des Mondes sitzt er und gehet umher, treibt seine Arbeit und kehret heim." – "So ist es, o Yajnavalkya.
4. Aber wenn die Sonne untergegangen ist, o Yajnavalkya, und wenn der Mond untergegangen ist, was dient dann dem Menschen als Licht?" – "Dann dient ihm das Feuer als Licht; denn bei dem Lichte des Feuers sitzt er und gehet umher, treibt seine Arbeit und kehret heim." – "So ist es, o Yajnavalkya.
5. Aber wenn die Sonne untergegangen ist, o Yajnavalkya, und der Mond untergegangen ist und das Feuer erloschen ist, was dient dann dem Menschen als Licht?" –Dann dient ihm die Rede als Licht; denn bei dem Lichte der Rede sitzt er und gehet umher, treibt seine Arbeit und kehret heim. Darum, o Großfürst, wenn man seine eigene Hand nicht unterscheiden kann, und es erhebt sich (uccarati) irgendwoher eine Stimme, so gehet man auf dieselbe zu." – "So ist es, o Yajnavalkya.
6. Aber wenn die Sonne untergegangen ist, o Yajnavalkya, und der Mond untergegangen ist, und das Feuer erloschen, und die Stimme verstummt ist, was dient dann dem Menschen als Licht?" – "Dann dient er sich selbst (Atman) als Licht; denn bei dem Lichte des Selbstes (der Seele) sitzt er und gehet umher, treibt seine Arbeit und kehret heim."
7. "Was ist das für ein Selbst?" – "Es ist unter den Lebensorganen der aus Erkenntnis bestehende, in dem Herzen innerlich leuchtende Geist. Dieser durchwandert, derselbe bleibend, beide Welten (diese Welt im Wachen und Träume, jene, die Brahmanwelt, im Tiefschla-fe und Tode); es ist, als ob er sänne, es ist, als ob er umherschweif-te (in Wahrheit ist der Atman ohne individuelle Erkenntnis und Bewegung); denn wenn er Schlaf geworden ist, so übersteigt er, (im Tiefschlafe) diese Welt, die Gestalten des Todes (der Vergänglich-keit, des Übels).
8. Nämlich, wenn dieser Geist geboren wird, wenn er eingeht in den Leib, so wird er mit den Übeln zusammengeknetet; wenn er aus-zieht, wenn er stirbt, so lässet er die Übel hinter sich.
9. Zwei Zustände sind dieses Geistes: der gegenwärtige und der in der andern Welt; ein mittlerer Zustand, als dritter, ist der des Schlafes. Wenn in diesem mittleren Zustande weilt, so schaut er jene beiden Zustände, den gegenwärtigen (im Träume) und den in der andern Welt (im Tiefschlafe). Je nachdem er nun (einschlafend) einen An-lauf nimmt gegen den Zustand der andern Welt, diesem Anlaufe entsprechend bekommt er beide zu schauen, die Übel (dieser Welt, im Träume) und die Wonne (jener Welt, im Tiefschlafe).
II. Der Traumschlaf
Wenn er nun einschläft, dann entnimmt er aus dieser allenthaltenden Welt das Bauholz (matram, materiem), fällt es selbst und baut es selber auf vermöge seines eigenen Glanzes, seines eigenen Lichtes; – wenn er so schläft, dann dient dieser Geist sich selbst als Licht.
10. Daselbst sind nicht Wagen, nicht Gespanne, nicht Straßen, son-dern Wagen, Gespanne und Straßen schafft er sich; daselbst ist nicht Wonne, Freude und Lust, sondern Wonne, Freude und Lust schafft er sich; daselbst sind nicht Brunnen, Teiche und Flüsse, sondern Brunnen, Teiche und Flüsse schafft er sich, – denn er ist der Schöpfer.
11. Darüber sind diese Verse:
Abwerfend was des Leibes ist im Schlafe,
Schaut schlaflos er die schlafenden Organe;
Ihr Licht entlehnend kehrt zum Ort dann wieder
Der gold'ge Geist, der ein'ge Wandervogel.
12. Das niedre Nest lässt er vom Leben hüten
Und schwingt unsterblich aus dem Nest empor sich.
Unsterblich schweift er, wo es ihm beliebet,
Der gold'ge Geist, der ein'ge Wandervogel.
13. Im Traumesstande schweift er auf und nieder
Und schafft als Gott sich vielerlei Gestalten,
Bald gleichsam wohlgemut mit Frauen scherzend,
Bald wieder gleichsam Schreckliches erschauend. –
14. Nur seinen Spielplatz hier sieht man,
Nicht sieht ihn selber irgendwer. –
Darum heißt es: "man soll ihn nicht jährlings wecken", denn schwer ist einer zu heilen, zu welchem er sich nicht zurück findet. – Darum sagt man auch: 'der (Schlaf) ist für ihn nur eine Stätte des Wachens', denn was er im Wachen sieht, dasselbige siehet er auch im Schlafe. So also dient daselbst dieser Geist sich selbst als Licht." – "O Heiliger, ich gebe die eintausend (Kühe), rede was, höher als dieses, zur Erlösung dient!"
15. "Nachdem er nun so in der Vollberuhigung (d.h. dem Tiefschlafe) sich ergötzt und umhergetrieben hat, und nachdem er geschaut hat Gutes und Übles, so eilte er, je nach seinem Eingang, je nach seinem Platze, zurück zum Zustande des Traumes; und alles, was er in diesem schaut, davon wird er nicht berührt; denn diesem Geiste haftet nichts an." – "So ist es, o Yajnavalkya. Ich gebe dir, o Heiliger, eintausend, rede was, höher als dieses, zur Erlösung dient!" –
16. "Nachdem er nun so im Träume sich ergötzt und umhergetrieben hat, und nachdem er geschaut hat Gutes und Übles, so eilt er, je nach seinem Eingang, je nach seinem Platze, zurück zum Zustande des Wachens; und alles, was er in diesem schaut, davon wird er nicht berührt; denn diesem Geiste haftet nichts an." – "So ist es, o Yajnavalkya. Ich gebe dir, o Heiliger, eintausend, rede was, höher als dieses, zur Erlösung dient!" –
17. "Nachdem er nun so im Zustande des Wachens sich ergötzt und umhergetrieben hat, und nachdem er geschaut hat Gutes und Üb-les, so eilt er, je nach seinem Eingang, je nach seinem Platze, zu-rück zum Zustande des Traumes.
18. Und gleichwie ein großer Fisch an beiden Ufern entlang gleitet, an dem diesseitigen und an dem jenseitigen, so gleitet der Geist an den beiden Zuständen entlang, an dem des Traumes und an dem des Wachens (ohne von ihnen berührt zu werden).
III. Der Tiefschlaf
19. Aber gleichwie dort im Luftraume ein Falke oder ein Adler, nach-dem er umhergeflogen ist, ermüdet seine Fittiche zusammenfaltet und sich zur Niederkauerung begibt, also eilt auch der Geist in je-nem Zustande, wo er, eingeschlafen, keine Begierde mehr empfin-det und kein Traumbild schaut.
20. Nämlich da sind in ihm (im Leibe) jene Hitah genannten Adern; wie ein Haar, welches tausendmal gespalten ist, von solcher Feinheit sind sie; und angefüllt sind sie mit heller, dunkler, gelber, grüner und roter (Flüssigkeit). Wenn es nun (im Träume) ist, als wenn man ihn tötete, als wenn man ihn schünde, als wenn ein Elefant ihn bedrängte, als wenn er in eine Grube stürzte, – alles was er im Wachen fürchtet, das hält er daselbst in seinem Nichtwissen für wirklich; – oder aber wenn es ist, als wäre er ein Gott, als wäre er ein König, – wenn er sich bewusst wird: 'ich allein (aham sarvo) bin dieses Weltall', – das ist seine höchste Stätte; –
(wenn er dann, eingeschlafen, keine Begierde mehr empfindet und kein Traumbild schaut, –).
21. Das ist die Wesensform desselben, in der er über das Verlangen er-haben, von Übel frei und ohne Furcht ist. Denn so wie einer, von einem geliebten Weibe umschlungen, kein Bewusstsein hat von dem, was außen oder innen ist, so auch hat der Geist, von dem er-kenntnisartigen Selbste (prajnena Atmana d. i. dem Brahman) um-schlungen, kein Bewusstsein von dem, was außen oder innen ist. Das ist die Wesensform desselben, in der er gestillten Verlangens, selbst sein Verlangen, ohne Verlangen ist und von Kummer ge-schieden.
22. Dann ist der Vater nicht Vater und die Mutter nicht Mutter, die Welten sind nicht Welten, die Götter nicht Götter, die Veden nicht Veden; dann ist der Dieb nicht Dieb, der Mörder nicht Mörder, der Candala nicht Candala, der Paulkasa nicht Paulkasa, der Asket nicht Asket, der Büßer nicht Büßer; dann ist Unberührtheit vom Guten und Unberührtheit vom Bösen, dann hat er überwunden al-le Qualen seines Herzens.
23. Wenn er dann nicht sieht, so ist er doch sehend, obschon er nicht sieht; denn für den Sehenden ist keine Unterbrechung des Sehens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er sehen könnte.
24. Wenn er dann nicht riecht, so ist er doch riechend, obschon er nicht riecht; denn für den Riechenden ist keine Unterbrechung des Riechens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er riechen könnte.
25. Wenn er dann nicht schmeckt, so ist er doch schmeckend, obschon er nicht schmeckt; denn für den Schmeckenden ist keine Unterbre-chung des Schmeckens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er schmecken könnte.
26. Wenn er dann nicht redet, so ist er doch redend, obschon er nicht redet; denn für den Redenden ist keine Unterbrechung des Redens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er reden könnte.
27. Wenn er dann nicht hört, so ist er doch hörend, obschon er nicht hört; denn für den Hörenden ist keine Unterbrechung des Hörens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er hören könnte.
28. Wenn er dann nicht denkt, so ist er doch denkend, obschon er nicht denkt; denn für den Denkenden ist keine Unterbrechung des Denkens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er denken könnte.
29. Wenn er dann nicht fühlt, so ist er doch fühlend, obschon er nicht fühlt; denn für den Fühlenden ist keine Unterbrechung des Füh-lens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er fühlen könnte.
30. Wenn er dann nicht erkennt, so ist er doch erkennend, obschon er nicht erkennt; denn für den Erkennenden ist keine Unterbrechung des Erkennens, weil er unvergänglich ist; aber es ist kein Zweites außer ihm, kein andres, von ihm verschiedenes, das er erkennen könnte.
31. Denn (nur) wo ein andres gleichsam ist, sieht einer das andre, riecht einer das andre, schmeckt einer das andre, redet einer das andre, hört einer das andre, denkt einer das andre, fühlt einer das andre, erkennt einer das andre.
32. Wie Wasser (rein, vgl. Kath. 4,15) stehet er als Schauender allein und ohne Zweiten, er, o Großfürst, dessen Welt das Brahman ist;" – so belehrte ihn Yajnavalkya, – "dieses ist sein höchstes Ziel, dieses ist sein höchstes Glück, dieses ist seine höchste Welt, dieses ist seine höchste Wonne; durch ein kleines Teilchen nur dieser Wonne haben ihr Leben die andern Kreaturen.
33. Wenn unter den Menschen einer glücklich ist und reich, König ü-ber die andern und mit allen menschlichen Genüssen überhäuft, so ist das die höchste Wonne der Menschen. Aber hundert Wonnen der Menschen sind eine Wonne der Väter, die den Himmel erwor-ben haben; und hundert Wonnen der Väter, die den Himmel erwor-ben haben, sind eine Wonne in der Gandharva-Welt; und hundert Wonnen in der Gandharva-Welt sind eine Wonne der Götter durch Werke, die durch ihre Werke das Gottsein erlangen; und hundert Wonnen der Götter durch werke sind eine Wonne der Götter von Geburt und eines der schriftgelehrt und ohne Falsch und frei von Begierde ist; und hundert Wonnen der Götter von Geburt sind eine Wonne in Prajapatis Welt und eines der schriftgelehrt und ohne Falsch und frei von Begierde ist; und hundert Wonnen in Prajapatis Welt sind eine Wonne in der Brahman-Welt und eines der schriftge-lehrt und ohne Falsch und frei von Begierde ist. Und dieses ist die höchste Wonne, dieses ist die Brahman-Welt, o Großfürst!" – So sprach Yajnavalkya. – "O Heiliger, ich gebe dir eintausend, rede was, höher als dieses, zur Erlösung dient!" – Da fing Yajnavalkya an zu fürchten und dachte: dieser einsichtsvolle König hat mich aus allen Verschanzungen (oder: Schlupfwinkeln, antebhyah) her-ausgetrieben.
34. "Nachdem er nun in jenem Zustande des Traumes sich ergötzt und umhergetrieben hat, und nachdem er geschaut hat Gutes und Üb-les, so eilt er, je nach seinem Eingange, je nach seinem Platze, zu-rück zum Zustande des Wachens."
IV. Das Sterben des Nichterlösten
35. "Wie nun ein Wagen, wenn er schwer beladen ist, knarrend geht, also auch gehet dieses körperliche Selbst, von dem erkenntnisarti-gen Selbste belastet, knarrend (röchelnd), wenn es soweit ist, dass einer in den letzten Zügen liegt.
36. Wenn er nun in Schwäche verfällt, sei es durch Alter oder durch Krankheit, dass er in Schwäche verfällt, dann, so wie eine Mango-frucht, eine Feige, eine Beere ihren Stiel loslässt, also lässt auch der Geist die Glieder los und eilt wiederum, je nach seinem Eingan-ge, je nach seinem Platze, zurück zum Leben.
37. Gleichwie aber einem Fürsten, wenn er herangezogen kommt, die Vornehmen und die Polizeileute und die Wagenlenker und Dorf-schulzen mit Speise und Trank und Wohnung aufwarten und ru-fen: 'Da kommt er heran, da kommt er gezogen', ebenso warten dem, der solches weiß, alle Elemente auf und rufen: 'Da kommt das Brahman heran, da kommt es gezogen!'
38. Und gleichwie zu einem Fürsten, wenn er fortziehen will, die Vor-nehmen und die Polizeileute und die Wagenlenker und die Dorf-schulzen sich zusammenscharen, also auch scharen zur Zeit des Endes zu der Seele alle Lebensorgane sich zusammen, wenn es so weit ist, dass einer in den letzten Zügen liegt.

Viertes Brahmanam
1. Wenn nämlich die Seele in Ohnmacht verfällt, und es ist, als käme sie von Sinnen, dann eben scharen diese Lebensorgane sich zu ihr zusammen, sie aber nimmt diese Kraftelemente in sich auf und ziehet sich zurück auf das Herz; der Geist aber, der im Auge wohn-te, kehrt nach auswärts zurück; – alsdann erkennt einer keine Ges-talt mehr.
2. Weil er eins geworden ist, darum siehet er nicht, wie sie sagen; weil er eins geworden ist, darum riecht er nicht, wie sie sagen; weil er eins geworden ist, darum riecht er nicht, wie sie sagen; weil er eins geworden ist, darum schmeckt er nicht, wie sie sagen; weil er eins geworden ist, darum hört er nicht, wie sie sagen; weil er eins ge-worden ist, darum denkt er nicht, wie sie sagen; weil er eins gewor-den ist, darum fühlt er nicht, wie sie sagen; weil er eins geworden ist, darum erkennt er nicht, wie sie sagen. – Alsdann wird die Spit-ze des Herzens leuchtend; aus dieser, nachdem sie leuchtend ge-worden, ziehet der Atman (die Seele) aus, sei es durch das Auge o-der durch den Schädel, oder durch andre Körperteile. Indem er auszieht, ziehen alle Lebensorgane mit ihm aus. Er ist von Er-kenntnisart, und was von Erkenntnisart ist, das ziehet ihm nach.
V. Die nichterlöste Seele nach dem Tode
Dann nehmen ihn das Wissen und die Werke bei der Hand und seine vormalige Erfahrung.
3. Wie eine Raupe, nachdem sie zur Spitze des Blattes gelangt ist, ei-nen andern Anfang ergreift und sich selbst dazu hinüberzieht, so auch die Seele, nachdem sie den Leib abgeschüttelt und das Nichtwissen (zeitweilig) losgelassen hat, ergreift sie einen andern Anfang und zieht sich selbst dazu hinüber.
4. Wie ein Goldschmied von einem Bildwerke den Stoff nimmt und daraus eine andre, neuere, schönere Gestalt hämmert, so auch diese Seele, nachdem sie den Leib abgeschüttelt und das Nichtwis-sen (zeitweilig) losgelassen hat, so schafft sie sich eine andre, neue-re, schönere Gestalt, sei es der Väter oder der Gandharven oder der Götter oder des Prajapati oder des Brahman oder andrer Wesen.
5. Wahrlich dieses Selbst ist das Brahman, bestehend aus Erkennt-nis, aus Manas , aus Leben, aus Auge, aus Ohr, bestehend aus Er-de, aus Wasser, aus Wind, aus Äther, bestehend aus Feuer und nicht aus Feuer, aus Lust und nicht aus Lust, aus Zorn und nicht aus Zorn, aus Gerechtigkeit und nicht aus Gerechtigkeit, beste-hend aus allem. Je nachdem einer nun besteht aus diesem oder aus jenem, je nachdem er handelt, je nachdem er wandelt, danach wird er geboren; wer Gutes tat, wird als Guter geboren, wer Böses tat, wird als Böser geboren, heilig wird er durch heiliges Werk, böse durch böses. Darum, fürwahr, heißt es: 'Der Mensch ist ganz und gar gebildet aus Begierde (kama); je nachdem seine Begierde ist, danach ist seine Einsicht (kratu), je nachdem seine Einsicht ist, danach tut er das Werk (Karman), je nachdem er das Werk tut, da-nach ergehet es ihm'.
6. Darüber ist dieser Vers:
Dem hängt er nach, dem strebt er zu mit Taten,
Wonach sein inn'rer Mensch und sein Begehr steht; –
Wer angelangt zum Endziele
Der Werke, die er hier begeht,
Der kommt aus jener Welt wieder
Zu dieser Welt des Werks zurück.
So geht es mit dem Verlangenden (kamayamana).
VI. Die Erlösung
Nunmehr von dem Nichtverlangenden (akamayamana).
Wer ohne Verlangen, frei von Verlangen, gestillten Verlangens, selbst sein Verlangen ist, dessen Lebensgeister ziehen nicht aus; sondern Brahman ist er, und in Brahman geht er auf.
7. Darüber ist dieser Vers:
Wenn alle Leidenschaft schwindet,
Die nistet in des Menschen Herz,
Dann wird, wer sterblich, unsterblich,
Schon hier erlangt das Brahman er.
Wie eine Schlangenhaut tot und abgeworfen auf einem Ameisen-haufen liegt, also liegt dann dieser Körper; aber das Körperlose, das Unsterbliche, das Leben ist lauter Brahman, ist lauter Licht." –
– "O Heiliger, ich gebe dir eintausend", – so sprach Janaka, der Kö-nig der Videhas.
8. "Darüber sind diese Verse:
Ein Weg erstreckt schwer sichtbar sich, ein alter,
Er reicht in mich, er ward von mir gefunden;
Auf ihm die Weisen geh'n, die Brahmanwisser,
Zur Welt des Himmels aufwärts, zur Erlösung.
9. Auf ihm befindet sich, was, wie sie sagen,
Weiß, dunkelblau und rotbraun, grün und rot ist.
Es ist der Weg, den man durch Brahman findet,
Den Weise geh'n und Heilige, zu Glut (Chand. 6,15,2) geworden.
10. In blinde Finsternis fahren,
Die dem Nichtwissen huldigen;
In blindere wohl noch jene,
Die am Wissen genügten sich.
11. Ja, diese Welten sind freudlos,
Von blinder Finsternis bedeckt;
In sie geh'n nach dem Tod alle,
Die nichterweckt, nichtwissend sind.
12. Doch wer des Atman ward inne
Und sich bewusst ist; 'ich bin er!'
Was wünschend, wem zulieb möchte
Der nachkranken dem Leibe noch?
13. Doch wer, versenkt in dieses Leib-Geknetes
Abgrund, den Atman fand, zu ihm aufwachte,
Der ist allmächtig, ist des Weltalls Schöpfer,
Die Welt gehört ihm, weil er selbst die Welt ist.
14. Dieweil wir hier sind, mögen wir es Wissen;
Wo nicht, so bleibt der Wahn, ein großes Verderben!
Unsterblich werden, die es hier erkannten;
Die andern gehen ein in lauter Schmerzen.
15. Doch wer den Atman anschaute
Als Gott unmittelbar in sich,
Herrn des Vergangnen und Künft'gen,
Der änstigt sich vor keinem mehr.
16. Zu dessen Füßen hinrollend
In Jahr und Tagen geht die Zeit,
Den als der Lichter Licht Götter
Anbeten, als Unsterblichkeit,
17. In dem der Wesen fünffach Heer
Mitsamt dem Raum (Brih. 3,8) gegründet stehn,
Den weiß als meine Seele ich,
Unsterblich, den Unstreblichen.
18. Wer Odem nur als Odem, Aug' als Auge,
Ohr nur als Ohr, Verstand weiß als Verstand,
Wer diese so durchschaut, der hat das Brahman,
Das alte, uranfängliche erkannt.
19. Im Geiste soll man dies merken:
Nicht ist hier Vielheit irgendwie!
Von Tod in neuen Tod stürzt sich,
Wer hier Verschied'nes meint zu sehn.
20. Als Einheit soll man anschauen,
Unvergänglich, unwandelbar,
Ewig, nichtwerdend, nichtalternd,
Raumerhaben das große Selbst.
21. Ihm forsche nach, wer als Weiser,
Als Brahmane nach Weisheit ringt,
Nicht trachte er nach Schriftwissen,
Das nur Reden ohn' Ende bringt!
22. Wahrlich, dieses große, ungeborne Selbst ist unter den Lebensor-ganen jener aus Erkenntnis bestehende (selbstleuchtende Geist)! Hier, inwendig im Herzen ist ein Raum, darin liegt er, der Herr des Weltalls, der Gebieter des Weltalls, der Fürst des Weltalls; er wird nicht höher durch gute Werke, er wird nicht geringer durch böse Werke; er ist der Herr des Weltalls, er ist der Gebieter der Wesen, er ist der Hüter der Wesen; er ist die Brücke, welche (der Damm, wel-cher) diese Welten auseinanderhält, dass sie nicht verfließen.
Ihn suchen durch Vedastudium die Brahmanen zu erkennen, durch Opfer, durch Almosen, durch Büßen, durch Fasten; wer ihn erkannt hat, der wird ein Muni. Zu ihm auch pilgern hin die Pilger, als die nach der Heimat sich sehnen.
Dieses wussten die Altvordern, wenn sie nicht nach Nachkommen-schaft begehrten und sprachen: 'Wozu brauchen wir Nachkommen, wir, deren Seele diese Welt ist!" Und sie standen ab von dem Ver-langen nach Kindern, von dem Verlangen nach Besitz, von dem Verlangen nach der Welt und wanderten umher als Bettler. Denn Verlangen nach Kindern ist Verlangen nach Besitz, und Verlangen nach Besitz ist Verlangen nach der Welt; denn eines wie das andre ist eitel Verlangen.
Er aber, der Atman, ist nicht so und ist nicht so. Er ist unangreif-bar, denn er wird nicht gegriffen, unzerstörbar, denn er wird nicht zerstört, unanhaftbar, denn es haftet nichts an ihm; er ist nicht gebunden, er wankt nicht, er leidet keinen Schaden.
(Wer solches weiß,) den überwältigt beides nicht, ob er darum (weil er im Leibe war) das Böse getan hat oder ob er das Gute getan hat; sondern er überwältigt beides; ihn brennet nicht, was er getan und nicht getan hat.
23. Das sagt auch der Vers:
Das ist des Brahmanenfreunde ew'ge Größe,
Die nicht durch Werke zunimmt oder abnimmt;
Man folge ihrer Spur, wer sie gefunden,
Wird durch das Werk nicht mehr befleckt, das böse.
Darum, wer solches weiß, der ist beruhigt, bezähmt, entsagend, geduldig und gesammelt; nur in sich selbst sieht er das Selbst, al-les sieht er an als das Selbst; nicht überwindet ihn das Böse, er überwindet alles Böse, nicht verbrennet ihn das Böse, er verbren-net alles Böse; frei von Bösem, frei von Leidenschaft und frei von Zweifel, wird er ein Brahmana, o König, er, dessen Welt das Brah-man ist." –
Also sprach Yajnavalkya. Da sprach der König: "O Heiliger, ich ge-be dir mein Volk in Knechtschaft und mich selbst dazu." –
24. Fürwahr, dies ist das große, ungeborne Selbst, welches (in allem Lebenden) die Nahrung genießt und der Geber des Guten ist. Der findet Gutes, der solches weiß.
25. Fürwahr, dieses große, ungeborne Selbst ist nicht alternd, nicht welkend, unsterblich, furchtlos, ist das Brahman. Furchtlos, für-wahr, ist das Brahman; und zu diesem furchtlosen Brahman wird, wer solches weiß.

Fünftes Brahmanam
1. Yajnavalkya hatte zwei Gattinnen, Maitreyi und Katyayani; von ih-nen war Maitreyi der Rede vom Brahman kundig, Katyayani hinge-gen wusste nur, was die Weiber wissen. Nun wollte Yajnavalkya in den andern Lebensstand (aus dem Stande des Hausvaters in den des Einsiedlers) übergehen.
2. "Maitreyi!" so sprach Yajnavalkya, "ich werde nun aus diesem Stande ausziehen; wohlan! so will ich zwischen dir und der Katy-ayani da Teilung halten."
3. Da sprach Maitreyi: "Wenn mir nun, o Herr, diese ganze Erde mit allem ihrem Reichtume angehörte, würde ich etwa dadurch un-sterblich sein, oder nicht?" – "Mit nichten", sprach Yajnavalkya, "sondern wie das Leben der Wohlhabenden, also würde dein Leben sein; auf Unsterblichkeit aber ist keine Hoffnung aber ist keine Hoffnung durch Reichtum." –
4. Da sprach Maitreyi: "Wodurch ich nicht unsterblich werde, was soll ich damit tun? Lege mir lieber, o Herr, das Wissen aus, welches du besitzest!" –
5. Yajnavalkya sprach: "Lieb warst du uns wahrlich schon, o Herrin, und du hast die Lieb noch vergrößert; wohlan denn, o Herrin, ich will es dir erklären; du aber merke auf das, was ich dir sage."
6. Und er sprach: "Fürwahr, nicht um des Gatten willen ist der Gatte lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Gatte lieb; fürwahr, nicht um der Gattin willen ist die Gattin lieb, sondern um des Selbstes willen ist die Gattin lieb; fürwahr, nicht um der Söhne wil-len sind die Söhne lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Söhne lieb; fürwahr, nicht um des Reichtums willen ist der Reich-tum lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Reichtum lieb; fürwahr, nicht um der Tiere willen sind die Tiere lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Tiere lieb; fürwahr, nicht um des Brahmanstandes willen ist der Brahmanstand lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Brahmanstand lieb; fürwahr, nicht um des Kriegerstandes willen ist der Kriegerstand lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Kriegerstand lieb; fürwahr, nicht um der Welten willen sind die Welten lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Welten lieb; fürwahr, nicht um der Götter willen sind die Götter lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Götter lieb; fürwahr, nicht um der Veden willen sind die Veden lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Veden lieb; fürwahr, nicht um der Wesen willen sind die Wesen lieb, sondern um des Selbstes willen sind die Wesen lieb; fürwahr, nicht um des Weltalls willen ist das Weltall lieb, sondern um des Selbstes willen ist das Weltall lieb.
Das Selbst, fürwahr, soll man sehen, soll man hören, soll man ver-stehen, soll man überdenken, o Maitreyi; fürwahr, von wem das selbst gesehen, gehört, verstanden und erkannt worden ist, von dem wird diese ganze Welt gewusst.
7. Der Brahmanenstand wird den preisgegeben, der den Brahmanen-stand außerhalb des Selbstes weiß; der Kriegerstand wird den preisgegeben, der den Kriegerstand außerhalb des Selbstes weiß; die Welten werden den preisgegeben, der die Welten außerhalb des Selbstes weiß; die Götter werden den preisgegeben, der die Götter außerhalb des Selbstes weiß; die Veden werden den preisgegeben, der die Veden außerhalb des Selbstes weiß; die Wesen werden den preisgegeben, der die Veden außerhalb des Selbstes weiß; das Weltall wird den preisgegeben, der das Weltall außerhalb des Selbstes weiß. Dieses ist der Brahmanenstand, dieses der Krieger-stand, dieses die Welten, dieses die Götter, dieses die Veden, dieses alle Wesen, dieses das Weltall, was dieses Selbst (die Seele) ist.
8. Mit diesem ist es, wie, wenn eine Trommel gerührt wird, man die Töne da draußen nicht greifen kann; hat man aber die Trommel ge-griffen oder auch den Trommelschläger, so hat man (auch) den Ton gegriffen.
9. Mit diesem ist es, wie, wenn eine Muschel geblasen wird, man die Töne da draußen nicht greifen kann; hat man aber die Muschel ge-griffen oder auch den Muschelbläser, so hat man (auch) den Ton gegriffen.
10. Mit diesem ist es, wie, wenn eine Laute gespielt wird, man die Töne da draußen nicht greifen kann; hat man aber die Laute gegriffen oder auch den Lautenspieler, so hat man (auch) den Ton gegriffen.
11. Mit diesem ist es, wie, wenn man ein Feuer mit feuchtem Holze an-legt, die Rauchwolken sich ringsumher verbreiten; ebenso, fürwahr, ist aus diesem großen Wesen ausgehaucht worden der Rigveda, der Yajurveda, der Samaveda, die (Lieder) der Atharvans und der Angi-ras, die Erzählungen, die Geschichten, die Wissenschaften, die Ge-heimlehren, die Verse, die Sinnsprüche, die Auseinandersetzungen und Erklärungen, das Geopferte und Gespendete, die Speisung und die Tränkung, diese Welt und jene Welt und alle Wesen, – alle diese sind aus ihm ausgehaucht worden.
12. Dieses ist, – gleichwie der Einigungsort der Gewässer der Ozean ist, – ebenso der Einigungsort aller Tastempfindungen als Haut, und ebenso der Einigungsort aller Geschmacksempfindungen als Zun-ge, und ebenso der Einigungsort aller Gerüche als Nase, und eben-so der Einigungsort aller Gestalten als Auge, und ebenso der Eini-gungsort aller Töne als Ohr, und ebenso der Einigungsort aller Strebungen als Manas , und ebenso der Einigungsort aller Erinne-rungen als Herz, und ebenso der Einigungsort aller Werke als die Hände, und ebenso der Einigungsort aller Lüste als die Scham, und ebenso der Einigungsort aller Entleerungen als der After, und ebenso der Einigungsort aller Gänge als die Füße, und ebenso der Einigungsort aller Wissenschaften als die Rede.
13. Mit diesem ist es wie mit einem Salzklumpen, der kein (unter-schiedliches) Inneres oder Äußeres hat, sondern durch und durch ganz aus Geschmack besteht; – also, fürwahr, hat auch dieser At-man kein (unterschiedliches) Inneres oder Äußeres, sondern beste-het durch und durch ganz aus Erkenntnis: aus diesen Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther) erhebt er sich, und in sie geht er wieder mit (dem Leibe) unter; nach dem Tode ist kein Bewusstsein, so, fürwahr, sage ich." – Also sprach Yajnavalkya.
14. Da sprach Maitreyi: „Damit, o Herr, hast du mich in einen Zustand der Verwirrung gesetzt; diesem (Atman) begreife ich freilich nicht.“ – Er aber sprach: „Nicht Verwirrung, wahrlich, rede ich; unvergäng-lich, wahrlich, ist dieser Atman unzerstörbaren Wesens.
15. Denn wo eine Zweiheit gleichsam ist, da siehet einer den andern, da riecht einer den andern, da schmeckt einer den andern, da redet einer den andern an, da hört einer den andern, da versteht einer den andern, da betastet einer den andern, da erkennt einer den andern; wo hingegen einem alles zum eigenen Selbste geworden ist, wie sollte er da irgendwen sehen, wie sollte er da igendwen riechen, wie sollte er da irgendwen schmecken, wie sollte er da irgendwen anreden, wie sollte er da irgendwen verstehen, wie sollte er da ir-gendwen betasten, wie sollte er da irgendwen erkennen? Durch welchen er dieses alles erkennt, wie sollte er den erkennen? – Er, der Atman, ist nicht so und ist nicht so; er ist ungreifbar, denn er wird nicht gegriffen, unzerstörbar, denn er wird nicht zerstört, un-haftbar, denn es haftet nichts an ihm, er ist nicht gebunden, er wankt nicht, er leidet keinen Schaden. – Wie sollte einer doch den Erkenner erkennen? –
Nun weißt du die Lehre, o Maitreyi; dieses, fürwahr, reichet hin zur Unsterblichkeit.“ –
Also sprach Yajnavalkya und zog von dannen.
Sechstes Brahmanam
1. Nunmehr das Register (der Lehrer):
Pautimashya (wurde belehrt) von Gaupavana,
Gaupavana von Pautimashya,
Pautimashya von Gaupavana,
Gaupavana von Kaushika,
Kaushika von Kaundinya,
Kaundinya von Shandilya,
Shandilya von Kaushika und Gautama,
Gautama
2. von Agniveshya,
Agniveshya von Gargya,
Gargya von Gargya,
Gargya von Gautama,
Gautama von Saitava,
Saitava von Parasharyayana,
Parasharyayana von Gargyayana,
Gargyayana von Uddalakayana,
Uddalakayana von Jabalayana,
Jabalayana und Madhyandinayana,
Madhyandinayana von Saukarayana,
Saukarayana von Kashayana,
Kashayana von Sayakayana,
Sayakayana von Kaushikayani,
Kaushikayani
3. von Ghritakaushika,
Ghritakaushika von Parasharyayana,
Parasharyayana von Parasharya,
Parasharya von Jatukarnya,
Jatukarnya von Asurayana und Yaska,
Asurayana von Traivani,
Traivani von Aupajandhani,
Aupajandhani und Asuri,
Asuri von Bharadvaja,
Bharadvaja von Atreya,
Atreya von Manti,
Manti von Gautama,
Gautama von Gautama,
Gautama von Vatsya,
Vatsya von Shandilya,
Shandilya von Kaishorya Kapya,
Kaishorya Kapya von Kumaraharita,
Kumaraharita von Galava,
Galava von Vidarbhikaundinya,
Vidarbhikaundinya von Vatsanapat Vabhrava,
Vatsanapat Vabhrava von Pantha Saubhara,
Pantha Saubhara von Ayasya Angirasa,
Ayasya Angirasa von Abhuti Tvashtra,
Abhuti Tvashtra von Vishvarupa Tvashtra,
Vishvarupa Tvashtra von den beiden Ashvins,
die Ashvins von Dadhyanc Atharvana,
Dadhyanc Atharvana von Atharvan Daiva,
Atharvan Daiva von Mrityu Pradhvansana,
Mrityu Pradhvansana von Pradhvansana,
Pradhvansana von Eka Rishi,
Eka Rishi von Vipracitti,
Vipracitti von Vyashti,
Vyashti von Sanaru,
Sanaru von Sanatana,
Sanatana von Sanaga,
Sanaga von Parameshthin,
Parameshthin von Brahman,
Brahman ist das durch sich selbst seiende; Ehre dem Brahman! –
Das Khilakandam
Fünfter Adhayaya
Erstes Brahmanam
Harih! Om!
Jenes ist voll, und voll dieses,
Aus Vollem Volles wird geschöpft:
Zieht man von Vollem ab Volles,
Bleibt doch das Volle übrig noch.
Om! Die Weite ist Brahman, die Weite; die uranfängliche, lufterfüllte Weite! – So sprach Kauravyayaniputra. – Das Wissen (Veda), welches die Brahmanen wissen, durch dieses weiß ich, was zu wissen ist.

Zweites Brahmanam
1. Drei Arten von Söhnen des Prajapati wohnten bei ihrem Vater Pra-japati als Brahmanschüler, die Götter, die Menschen und die Dä-monen. Nachdem sie als Brahmanschüler bei ihm gewohnt, spra-chen die Götter: „Sage es uns an, o Herr!“ Da sprach er zu ihnen die eine Silbe „da“. – „Habt ihr das verstanden?“ sprach er. – „Wir haben es verstanden“, sprachen sie, „du hast uns gesagt, wir sollen uns bezähmen“ (damyata). – „Jawohl“, sprach er, „ihr habt es ver-standen.“
2. Da sprachen zu ihm die Menschen: „Sage es uns an, o Herr!“ Da sprach er zu ihnen eben diese eine Silbe „da“. – „Habt ihr das ver-standen?“ sprach er. – „Wir haben es verstanden“, sprachen sie, „du hast uns gesagt, wir sollen (Almosen) geben“ (datta). – „Ja-wohl“, sprach er, „ihr habt es verstanden.“
3. Da sprachen zu ihm die Dämonen: „Sage es uns an, o Herr!“ Da sprach er zu ihnen eben diese eine Silbe „da“. – „Habt ihr das ver-standen?“ sprach er. – „Wir haben es verstanden“, sprachen sie, „du hast uns gesagt, wir sollen Mitleid haben“ (dayadhvam). – „Ja-wohl“, sprach er, „ihr habt es verstanden.“ Eben dieses wiederholt jene göttliche Stimme, der Donner, wenn er sagt: „da, da, da“, das heißt: „bezähmt euch, gebt Almosen, habt Mitleid“. – Darum soll man diese drei Stücke üben: Bezähmung, Almosengeben, Mitleid.

Drittes Brahmanam
Das Herz (hridayam), das ist der Prajapati, das ist das Brahman, das ist das All. Dasselbe besteht aus drei Silben: hri-da-yam. Die erste Silbe ist hri ; dem spenden (abhiharanti) die Seinigen und die Fremden, wer sol-ches weiß. Die andre Silbe ist da; – dem geben (dadati) die Seinigen und die Fremden, wer solches weiß. Die dritte Silbe ist yam; – der geht (eti) in den Himmel ein, wer solches weiß.

Viertes Brahmanam
Fürwahr, dieses ist das. Nämlich dieses (diese Welt) war jenes (das Brahman), nämlich das Reale (satyam). Wer jenes große Wunderding als Erstgeborenes weiß, und dass das Brahman das Reale ist, der überwin-det diese Welten; denn könnte wohl der überwunden werden, welcher also jenes große Wunderding als Erstgeborenes weiß, und dass das Brahman das Reale ist? Denn Brahman ist eben das Reale.

Fünftes Brahmanam
1. Diese Welt war zu Anfang Wasser; dieses Wasser ließ das Reale hervorheben, das Reale, (nämlich) das Brahman. Das Brahman (schuf) den Prajapati, Prajapati die Götter. Diese Götter verehren das Reale. Daselbige (Reale, satyam) besteht aus drei Silben saty-am; die eine Silbe sa, die andre Silbe ti, die dritte Silbe yam. Die erste und letzte Silbe sind die Wahrheit (satyam), in der Mitte ist die Unwahrheit; diese Unwahrheit ist an beiden Seiten von der Wahrheit eingefasst; dadurch wird sie zu einem wahrheitlichen Sein (wird sie von der Wahrheit übermeistert). Einen solchen (d.h. solches) Wissenden schädigt die Unwahrheit nicht.
2. Dieses Reale ist jene Sonne dort. Und jener Mann (oder Geist, Pu-rusha), welcher in der Sonnenscheibe ist, und dieser Mann, wel-cher im rechten Auge ist, diesen beiden fußen aufeinander. Jener fußt durch die Strahlen in diesem, dieser durch die Lebenshauche (Prana ) in jenem. Dieser, wenn er im Begriffe steht, auszuziehen, erblickt jene Sonnenscheibe rein (von Strahlen); ihm treten jene Strahlen nicht in den Weg.
3. Der Mann, der in jener Sonnenscheibe ist, dessen Haupt ist bhur (Erde); das eine Haupt ist diese eine Silbe; seine Arme sind bhuvar (Luftraum); die zwei Arme sind diese zwei Silben; seine Beine sind svar (Himmel); die zwei Beine sind diese zwei Silben (suar); sein Geheimname ist ahar (der Tag): der tötet (han) das Böse und ent-weicht ihm (ha), wer solches weiß.
4. Der Mann, der im rechten Auge ist, dessen Haupt ist bhur (Erde), das eine Haupt ist diese eine Silbe; seine Arme sind bhuvar (Luft-raum); die zwei Arme sind diese zwei Silben: seine Beine sind svar (Himmel); die zwei Beine sind diese zwei Silben; sein Geheimname ist aham (ich); der tötet das Böse und entweicht ihm, wer solches weiß.

Sechstes Brahmanam
Dieser Geist (Purusha), dessen Stoff Verstand, dessen Wesenheit Licht ist, wohnt hier innen im Herzen, (groß) wie ein Reiskorn oder Gersten-korn, – und ebenderselbe ist der Herr des Weltalls, der Fürst des Welt-alls, er regiert dieses Ganze, was immer vorhanden ist.

Siebentes Brahmanam
Das Brahman ist der Blitz, so sagen ist, wegen des Losbindens; den bin-det der Blitz (vidyat) vom Übel los (vidyati), der solches weiß, dass das Brahman der Blitz ist: denn das Brahman ist der Blitz.

Achtes Brahmanam
Die Rede soll man verehren als Milchkuh. Dieselbe hat vier Euter, näm-lich den Laut svaha, den Laut vashat, den Laut hanta und den Laut svadha. Von zweien ihrer Euter leben die Götter, von dem Laute svaha und dem Laute vashat; von dem hanta leben die Menschen, von dem Laute svadha die Väter. Der Prana ist ihr Stier, das Manas ihr Kalb.


Neuntes Brahmanam
Dieses ist das Feuer Vaishvanara (das allen Menschen gemeinsame), welches hier inwendig im Menschen ist, durch welches diese Nahrung verdaut wird, die man so isst. Vom ihm rührt jenes Geräusch her, wel-ches man höret, wenn man sich so die Ohren zuhält. – Wenn er (der Atman) im Begriffe steht, auszuziehen, so hört man jenes Geräusch nicht (mehr).

Zehntes Brahmanam
Fürwahr, wenn der Mensch (Purusha) aus dieser Welt dahinscheidet, so gelangt er zum Winde; dieser tut sich ihm daselbst auf so weit, wie die Öffnung eines Wagenrades ist; durch diese steigt er empor und gelangt zur Sonne; diese tut sich ihm daselbst auf so weit, wie die (mit Leder überspannte) Öffnung einer Trommel ist; durch diese steigt er empor und gelangt zum Monde; dieser tut sich ihm daselbst auf so weit, wie die Öffnung einer Pauke ist; durch diese steigt er empor und gelangt zu der Welt, welche ohne Hitze und ohne Kälte ist; daselbst weilet er un-aufhörliche Jahre.

Elftes Brahmanam
Das, fürwahr, ist die höchste Kasteiung, dass man von Krankheit ge-quält wird, die höchste Welt erwirbt, wer solches weiß. – Das, fürwahr, ist die höchste Kasteiung, dass sie einen, der dahingeschieden ist, in die Einöde (zur Verbrennung) schleppen; die höchste Welt erwirbt, wer sol-ches weiß. – Das, fürwahr, ist die höchste Kasteiung, dass sie einen, der dahingeschieden ist, aufs Feuer (des Scheiterhaufens) legen; die höchste Welt erwirbt, wer solches weiß.

Zwölftes Brahmanam
Das Brahman ist die Nahrung, so sagen einige; aber dem ist nicht so; denn die Nahrung verweset ohne das Leben. Das Brahman ist das Le-ben, so sagen einige; aber dem ist nicht so; denn das Leben verdorret ohne die Nahrung. So sind es wohl diese beiden Gottheiten (Nahrung und Leben), welche, zu einem einheitlichen Wesen geworden, zum höchsten Sein gelangen? Denn dieses sagte einmal Pratrida zu seinem Vater und sprach: „Was könnte ich wohl einem, der solches weiß, noch Gutes tun, oder was könnte ich ihm Böses tun?“ (Er ist über beides er-haben). – Jener aber antwortete (durch ein abwehrendes Winken) mit der Hand, gleich als wollte er sagen: „Nicht doch, Pratrida! Wer möchte wohl dadurch, dass er mit jenen beiden zu einem einheitlichen Wesen geworden, zum höchsten Sein gelangen?“ Und weiter sprach er zu ihm da Wort „vi“. Nämlich vi ist die Nahrung; denn alle diese Wesen sind eingegangen (vish) in die Nahrung (bestehen aus ihr, sind in ihr enthal-ten). Und er sprach noch das Wort: „Ram“. Nämlich ram ist das Leben; denn alle diese Wesen freuen sich (ram) an dem Leben. – Fürwahr, in den gehen alle Wesen ein, an dem freuen sich alle Wesen, der solches weiß.

Dreizehntes Brahmanam
1. Uktham (Rezitation): Fürwahr, das Uktham ist Leben (Prana ); denn das Leben hält diese ganze Welt aufrecht (uthapayati). Dem ersteht (ut stha) ein ukthakundiger, weiser Sohn, der erlangt mit dem Uktham Verbindung und Zusammensein, wer solches weiß.
2. Yajus (Opferspruch): Fürwahr, das Yajus ist Leben; denn in dem Leben werden alle diese Kreaturen vereinigt (yujyante) Dem zum Heile werden vereinigt alle Kreaturen, der erlangt mit dem Yajus Verbindung und Zusammensein, wer solches weiß.
3. Saman (Gesang): Fürwahr, das Saman ist Leben; denn in dem Le-ben sind alle diese Kreaturen konvergierend (samyanci). Dem die-nen, konvergierend, alle Kreaturen zum Heile, der erwirbt mit dem Saman Verbindung und Zusammensein, wer solches weiß.
4. Kshatram (Regierung): Fürwahr, das Kshatram ist Leben; denn das Kshatram ist eben Leben. Den schützet (trayate) das Leben vor Versehrung (kshanitoh), der erlangt furchtlose Regierung (kshatram atram), der erwirbt mit dem Kshatram Verbindung und Zusammen-sein, wer solches weiß.

Vierzehntes Brahmanam
1. Bhumir (Erde), antariksham (Luftraum), diaur (Himmel), das sind acht Silben. Achtsilbig nämlich ist der eine Fuß der Gayatri; und dieser an ihr ist jenes (Erde, Luftraum, Himmel). – Derjenige, soviel in diesen drei Welten ist, soviel erwirbt er, welcher an ihr diesen Fuß also weiß.
2. Rico (Verse), yajunshi (Sprüche), samani (Lieder), das sind acht Sil-ben. Achtsilbig nämlich ist der andre Fuß der Gayatri; und dieser an ihr ist jenes (der Inhalt der drei Veden). – Derjenige, soweit diese dreifache Wissenschaft reicht, soviel erwirbt er, welcher an ihr die-sen Fuß also weiß.
3. Prana (Aushauch), Apana (Einhauch), viana (Zwischenhauch), das sind acht Silben. Achtsilbig nämlich ist der dritte Fuß der Gayatri; und dieser an ihr ist jenes (das dreifache Prinzip des Lebens). – Derjenige, soweit dieses Lebendige sich erstreckt, soviel erwirbt er, welcher an ihr diesen Fuß also weiß.
Weiter aber ist an ihr der quaterne (turiya), glanzreiche, stauberha-bene Fuß jener, der dort glühet (die Sonne); nämlich „der quaterne“ ist der vierte; „glanzreich“ ist der Fuß, weil er gleichsam erglänzet; und „der stauberhabene“ heißt er, weil er (die Sonne) hoch erhaben über allem Staube glühet. Ebenso aber glühet die Schönheit und Ruhm, welcher an ihr diesen Fuß also weiß.
4. Diese Gayatri nun ist auf jenen quaternen, glanzreichen, stauber-habenen Fuß gegründet; dieser aber selbst (der Fuß, d.h. die Son-ne) ist gegründet auf die Wahrheit; nämlich die Wahrheit ist das Auge, denn die Wahrheit ist eben das Auge. Darum, wenn jetzt zwei daherkämen und stritten: „ich habe es gesehen!“ – „ich habe es ge-hört!“, so würden wir dem glauben, der da sagt: „ich habe es ge-hört“, so würden wir dem glauben, der da sagt: „ich habe es gese-hen“. Die Wahrheit aber selber ist gegründet auf die Kraft; die Kraft aber ist das Leben; darum ist die gegründet auf das Leben. Darum sagen sie: „Kraft geht über Wahrheit“. In dieser Weise ist jene Gay-atri gegründet in dem auf das Selbst Bezüglichen (adhyAtman). Dieselbige behütet (tra) das Gesinde (gaya); nämlich das Gesinde sind die Lebensorgane; weil sie die Lebensorgane behütet, darum heißet sie Gaya-tri. Wenn einer (ein Lehrer) eben jene Sonnenstro-phe (savitri) einem (Schüler) vorsagt, so behütet dieselbige dem, welchem er sie vorsagt, seine Lebensorgane.
5. Diese Sonnenstrophe lehren einige in der Form einer Anushtubh (Versmaß); denn sie sagen: „die Rede (das Veda) ist Anushtubh, und dieses lehren wir als die Rede“; aber das soll man nicht tun! Son-dern als eine Gayatri (Versmaß) soll man die Sonnenstrophe lehren! Fürwahr, wenn einer (ein Lehrer), der das weiß, auch viel nimmt, so ist das doch auch noch nicht einen Fuß Gayatri aufwiegend.
6. Wenn einer (ein Lehrer) diese drei Welten (Erde, Luftraum, Himmel) mit all ihrem Inhalte nähme, so hätte er damit (an Gegenwart) erst jenen ersten Fuß derselben. Und wenn einer so viel nähme, wie sich diese dreifache Wissenschaft (des Veda) weit erstreckt, so hät-te er damit erst jenen zweiten Fuß derselben. Und wenn einer so viel nähme, wie sich dieses Lebendige weit erstreckt, so hätte er damit erst jenen dritten Fuß derselben. Was aber an ihr jenen qua-ternen, glanzvollen, stauberhabenen Fuß betrifft, der dort glühet, der ist nicht für irgend etwas, was es auch sei, zu haben; woher al-so sollte einer so viel nehmen?
7. Ihre Verehrung lautet: „Du bist die Gayatri, bist einfüßig, zweifü-ßig, dreifüßig, vierfüßig, bist fußlos, denn du gehest nicht auf Fü-ßen; Verehrung sei deinem quaternen, glanzvollen Fuße, dem stauberhabenen! Möge jener jenes nicht erlangen!“ – nämlich der, welchen man hasst; oder auch – „möge jenem sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen!“ – Fürwahr, dem geht jener Wunsch nicht in Er-füllung, gegen welchen also (gesonnen) man die Verehrung übt, o-der auch so: „möge ich jenes (was der andere hat) erlangen!“
8. Folgendes war es, was einstmals Janaka, der Fürst der Videhas, zu Budila Ashvatarashvi sprach: „Dieweil du doch dich ausgegeben hast für einen, der jene Gayatri wusste, wie kommt es, dass du zu einem Elefanten geworden bist und Lasten schleppen musst?“ – „Weil ich ihren Mund nicht gekannt habe (und dennoch als Lehrer derselben Geschenke angenommen habe), o Großfürst“, erwiderte er. Nämlich ihr Mund ist das Feuer. Nämlich, wenn man auch vie-les in das Feuer hineinlegt, so verbrennet es doch dieses alles. Also auch ein solches Wissender, wenn er auch viel Böses getan; so ver-dauet er doch dieses alles und erstehet rein und lauter, ohne Alter und ohne Tod.

Fünfzehntes Brahmanam
Mit einer Schale ganz aus Gold
Ist zugedeckt der Wahrheit Mund;
O öffne, Pusham, diese mir,
Dem Wahrheitsteuen mach sie kund!

Sechster Adhyaya
Erstes Brahmanam
Rührtrankzeremonie (s. auch. Chandogya 5,1,1-5)
1. Fürwahr, wer da kennet den Edelsten und Besten, der wird zum Edelsten und Besten unter den Seinigen. Der Lebenshauch, wahr-lich, ist der Edelste und Beste. Zum Edelsten und Besten unter den Seinigen und unter welchen er will, wird der, welcher solches weiß.
2. Fürwahr, wer da kennet die Reichste, der wird zum Reichsten un-ter den Seinigen. Die Rede, fürwahr, ist die Reichste. Zum Reichs-ten unter den Seinigen und unter welchen er will, wird der, welcher solches weiß.
3. Fürwahr, wer da kennet den Standort, der stehet fest auf Ebenem und Unebenem. Das Auge, wahrlich, ist der Standort, denn durch das Auge (durch den Gesichtssinn) stehet man fest auf Ebenem und Unebenem. Der stehet fest auf Ebenem und stehet fest auf Unebenem, wer solches weiß.
4. Fürwahr, wer da kennet die Erlangung, der erlanget jeden Wunsch, den er wünschet. Das Ohr, fürwahr, ist die Erlangung, denn zu dem Ohre gelangt sind alle diese Veden. Jeder Wunsch, den er wünschet, gedeihet dem, welcher solches weiß.
5. Fürwahr, wer da kennet den Stützpunkt, der wird zum Stützpunk-te der Seinigen und zum Stützpunkt der Leute. Das Manas , wahr-lich, ist der Stützpunkt. Zum Stützpunkte der Seinigen und zum Stützpunkte der Leute wird der, welcher solches weiß.
6. Fürwahr, wer da kennet die Fortpflanzung (prajati), der pflanzt sich fort an Nachkommenschaft und Vieh. Der Same, wahrlich, ist die Fortpflanzung. An Nachkommenschaft und Vieh pflanzt sich fort, wer solches weiß.
Der Rangstreit der Organe (s. auch Chandogya 5,1,6-2,2)
7. Eben diese Lebensorgane stritten einstmals um den Vorrang. Und sie gingen zu dem Brahman (neutr.) und sprachen zu ihm: „Wer ist unter uns der beste?“ Und es antwortete: „Derjenige unter euch, nach dessen Auszuge sich dieser Leib am übelsten befindet, der ist unter euch der beste.“
8. Da zog die Rede aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kam zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ - Und sie antworteten: „So wie die Stummen, welche nicht mit der Rede reden und doch mit dem Odem atmen, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören, mit dem Manas erkennen, mit dem Samen sich fortpflanzen, also haben wir gelebt.“ - Da fuhr die Rede wieder hin-ein.
9. Da zog das Auge aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kam zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ - Und sie antworteten: „So wie die Blinden, welche nicht mit dem Auge sehen und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Ohre hören, mit dem Manas erkennen, mit dem Samen sich fortpflanzen, also haben wir gelebt.“ - Da fuhr das Auge wieder hinein.
10. Da zog das Ohr aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kam zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ - Und sie antworteten: „So wie die Tauben, welche nicht mit dem Ohre hören und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Manas erkennen, mit dem Samen sich fortpflanzen, also haben wir gelebt.“ - Da fuhr das Ohr wieder hin-ein.
11. Da zog das Manas aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kam zurück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ - Und sie antworteten: „So wie die Irren, welche nicht mit dem Manas er-kennen und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören, mit dem Samen sich fort-pflanzen, also haben wir gelebt.“ - Da fuhr das Manas wieder hin-ein.
12. Da zog der Same aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kam zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ - Und sie antworteten: „So wie die Entmannten, welche nicht mit dem Samen sich fortpflanzen und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören, mit dem Manas erkennen, also haben wir gelebt.“ - Da fuhr der Same wie-der hinein.
13. Da wollte der Odem ausziehen, aber gleichwie ein großes, schönes Ross aus dem Induslande (wenn es sich losreißt) die Pflöcke der Fußfesseln mit herauszieht, also geschah es, dass er jene Lebens-hauche mit herauszog; und sie sprachen: „Ziehe nicht aus, o Ehr-würdiger, wir können ohne dich nicht leben!“ - „So bringt mir eure Huldigungsgabe dar“, sprach er. - „So sei es“, sprachen sie.
14. Da sprach die Rede: „Womit ich die Reichste bin, damit bist du der Reichste.“ - Und das Auge sprach: „Womit ich der Standort bin, damit bist du der Standort.“ - Und das Ohr sprach: „Womit ich die Erlangung bin, damit bist du die Erlangung.“ - Und das Manas sprach: „Womit ich der Stützpunkt bin, damit bist du der Stütz-punkt.“ - Und der Same sprach: „Womit ich die Fortpflanzung bin, damit bist du die Fortpflanzung.“ - Und er (der Prana) sprach: „Dieweil ich ein solcher bin, welches ist meine Speise, welches mei-ne Kleidung?“ - Und sie sprachen: „Alles was hier vorhanden ist bis herab zu den Hunden, zu den Würmern, bis zu dem, was kreucht und fleugt, das ist deine Speise, und das Wasser ist deine Klei-dung.“ - Wahrlich, von dem wird keine Unspeise gegessen, keine Unspeise zu sich genommen, wer also dieses als Speise des Le-benshauches (ana) kennt. Darum die Wissenden, Schriftkundigen, wenn sie essen wollen, so spülen sie den Mund aus, und wenn sie gegessen haben, so spülen sie den Mund aus; damit meinen sie, dass sie eben jenen Lebenshauch zu einem Nichtnackten machen.

Zweites Brahmanam
Die Fünferlehre (s. auch Chandogya 5,3-10)
1. Es begab sich, dass Shvetaketu, Sohn des Aruni, zu einer Ver-sammlung der Pancalas ging und vor den Pravahana, Sohn des Ji-bala (den König der Pancalas) trat, wie er Cercle hielt (paricaraya-manam). Der, als er ihn erblickte, sprach zu ihm: „Nun, Knabe!“ - Und er antwortete: „Mein Herr?“ - „Bist du von deinem Vater be-lehrt worden?“ - „Jawohl!“ sprach er.
2. „Weißt du, wie diese Kreaturen, wenn sie dahinscheiden, nach ver-schiedenen Richtungen auseinandergehen?“
- „Nein“, so sprach er.
„Weißt du, wie sie wiederum zu dieser Welt gelangen?“
- „Nein“, so sprach er wieder.
„Weißt du, warum jene Welt, da doch also viele immer fort und fort hinübergehen, nicht voll wird?“
- „Nein“, so sprach er wieder.
„Weißt du, nach der wievielten Opferung die Wasser Menschen-stimmen annehmen, sich erheben und reden?“
- „Nein“, so sprach er wieder. „Weißt du den Zutritt zum Götterwe-ge oder Väterwege, und was zu tun ist, um entweder den Götterweg oder den Väterweg zu betreten? Und hast du wohl auch das Wort des Weisen nicht vernommen, der da spricht:
Zwei Wege, hört ich, gibt es für die Menschen:
Den Weg der Väter und den Weg der Götter.
Auf diesen findet alles sich zusammen,
Was zwischen Vater sich und Mutter reget.“
- „Ich weiß von allem dem auch nicht eines“, so sprach er.
3. Und er lud ihn ein, zu bleiben. Aber der Knabe wollte nicht bleiben und lief von dannen. Und er kam zu seinem Vater und sprach zu ihm: „So also war es gemeint, wenn du schon vordem erklärt hast, dass meine Belehrung fertig sei!“ - „Wie das, du mein Verständi-ger?“ - „Nun, der Königsmann hat mir fünf Fragen gestellt, und ich weiß keine einzige davon!“ - „Was waren das für Fragen?“ - „Die-se“, sprach er und wiederholte die Hauptpunkte.
4. Und jener sprach: „Dafür solltest du mich kennen, mein Lieber, dass ich alles, was ich selbst weiß, auch dir mitgeteilt habe. Aber komm, wir wollen hingehen und uns zu ihm in die Lehre begeben!“ - „Gehe du lieber allein!“ sprach er. - Da ging Gautama (Aruni) dorthin, wo Pravahana, Sohn des Jibala, sein Wesen hatte. Der bot ihm einen Sitz an, ließ das (Fuß-)Wasser bringen, bot ihm sodann die Gastspende und sprach: „Ehrwürdiger Gautama, ich bewillige dir einen Wunsch.“
5. Dieser versetzte: „Einen Wunsch zu tun, ist mir willkommen. Es soll aber die Sache sein, welche du in Gegenwart des Knaben zur Sprache gebracht hast, die mögest du mir auslegen.“ -
6. Und jener sprach: „Fürwahr, das gehört zu den göttlichen Wün-schen, o Gautama; du aber wünsche eines der menschlichen Din-ge.“ -
7. Und er antwortete: „Du weißt wohl, an Gold habe ich mein Teil, und ebenso an Kühen, Pferden und Sklavinnen, an Teppichen und Gewändern. Sei nicht kärglich zumessend gegen uns, o Herr, wo es sich um ein Großes, Unendliches, Unermessliches handelt!“ - „So mögest du denn, o Gautama, es in der üblichen Weise nachsu-chen!“ - „Ich nahe dir als Schüler, o Herr!“ sprach er. Nämlich mit diesem Worte pflegten die Altvorderen in die Lehre einzutreten. Und so wurde er durch dieses Bekenntnis der Schülerschaft sein Lehr-ling.
8. Und er sprach: „So wahr wie ich wünsche, dass du, gleichwie deine Vorfahren, uns wohlgesinnt bleibest, so wahr ist diese Wissen-schaft bis auf diesen Tag noch nie von einem Brahmanen besessen worden. Dir aber will ich sie mitteilen; denn wer könnte dich ab-weisen, wenn du also redest?“ - Und er sprach:
9. „Fürwahr, jene Welt, o Gautama, ist ein Opferfeuer; die Sonne ist sein Brennholz, die Strahlen sein Rauch, der Tag seine Flamme, die Pole seine Kohlen, die Zwischenpole seine Funken. In diesem Feuer opfern die Götter den Glauben. Aus dieser Opferspende entsteht der König Soma.
10. Fürwahr, Parjanya, o Gautama, ist ein Opferfeuer; das Jahr ist sein Brennholz, die Wolken sein Rauch, der Blitz seine Flamme, der Donnerkeil seine Kohlen, die Schloßen seine Funken. In diesem Feuer opfern die Götter den König Soma. Aus dieser Opferspende entsteht der Regen.
11. Fürwahr, diese Welt, o Gautama, ist ein Opferfeuer; die Erde ist sein Brennholz, das Feuer sein Rauch, die Nacht seine Flamme, der Mond seine Kohlen, die Sterne seine Funken. In diesem Feuer op-fern die Götter den Regen. Aus dieser Opferspende entsteht die Nahrung.
12. Fürwahr, der Mann, o Gautama, ist ein Opferfeuer; der offene Mund ist sein Brennholz, der Odem sein Rauch, die rede seine Flamme, das Auge seine Kohlen, das Ohr seine Funken. In diesem Feuer opfern die Götter die Nahrung. Aus dieser Opferspende ent-steht der Same.
13. Fürwahr, das Weib, o Gautama, ist ein Opferfeuer; der Schoß ist sein Brennholz, die Haare sein Rauch, die Scham seine Flamme, die Einfügung seine Kohlen, das Lustgefühl die Funken. In diesem Feuer opfern die Götter den Samen. Aus dieser Opferspende ent-steht der Mensch.
Derselbige lebet, solange es dauert. Sodann, nachdem er gestorben,
14. so trägt man ihn in das (Opfer-)Feuer (des Scheiterhaufens); dessen Feuer ist eben das Feuer, sein Brennholz das Brennholz, seine Flamme die Flamme, seine Kohlen sind die Kohlen, seine Funken die Funken. In diesem Feuer opfern die Götter den Menschen; aus dieser Opferspende entsteht in lichtfarbiger Gestalt der Mensch.
15. Die nun, welche solches also wissen, und jene dort, welche im Wal-de Glauben und Wahrheit üben, die gehen ein in die Flamme (des Leichenfeuers), aus der Flamme in den Tag, aus dem Tage in die lichte Hälfte des Monats, aus der lichten Hälfte des Monats in das Halbjahr, in welchem die Sonne nordwärts gehet, aus dem Halb-jahre in die Götterwelt, aus der Götterwelt in die Sonne, aus der Sonne in die Blitzregion; zu ihnen, wenn sie in die Blitzregion ge-langt sind, gesellet sich ein Mann, ein intelligibeler; der führet sie in die Brahmanwelten. Dort in den Brahmanwelten bewohnen sie die höchsten Fernen. Für solche ist keine Wiederkehr.
16. Hingegen diejenigen, welche durch Opfer, Almosen und Askese die (Himmels-)Welten erwerben, die gehen ein in den Rauch (des Lei-chenfeuers), aus dem Rauche in die Nacht, aus der Nacht in die dunkle Hälfte des Monats, aus der dunklen Hälfte des Monats in das Halbjahr, in welchem die Sonne südwärts gehet, aus dem Halbjahre in die Väterwelt, aus der Väterwelt in den Mond. Wenn sie in den Mond gelangt sind, werden sie Nahrung: daselbst, gleichwie man den König Soma mit den Worten: ‚schwill an und schwinde’ genießt, also werden sie von den Göttern genossen. Sel-bige, nachdem dieses verstrichen, so gehen sie ein hier in den Ä-ther, aus dem Äther in den Wind, aus dem Winde in den Regen, aus dem Regen in die Erde. Nachdem sie in die Erde gelangt, so werden sie zur Nahrung und werden abermals in dem Mannfeuer geopfert und darauf in dem Weibfeuer gezeugt, und erstehen aufs Neue zu den Welten. In dieser Weise laufen sie um im Kreise.
Aber die, welche diese beiden Pfade nicht kennen, die werden zu dem, was da kreucht und fleugt und was da beißet.“

Drittes Brahmanam
Rührtrankzeremonie (s. auch Chandogya 5,2,4-9,3)
1. Wenn nun einer wünscht: „ich möchte Großes erlangen“, so soll er in der Zeit, wo die Sonne nordwärts zieht, aus einem reinen Tage der lichten Monatshälfte, nachdem er zwölf Tage lang das Gelübde der Upasad-Feier gehalten hat, in einer Schale oder einem Becher aus Feigenholz allerlei Kräuter und Früchte, - diese zusammen-bringen, rund herum fegen und sprengen, das Feuer anlegen, (mit Darbhagras) streuen, die Opferbutter zubereiten, wie es Brauch ist, und dieselbe unter einem männlichen (Sternbilde (in dem der Mond steht), nachdem er den Rührtrank herangebracht hat, ins Feuer gießen (mit den Worten):
„So viel in dir, o Wesenkenner, Götter sind,
Die eines Menschen Wünsche kreuzend schädigen,
An diese spende ich ihr Teil, damit sie mich,
Gesättiget, mit allen Wünschen sättigen.
Svaha (Heil)!“
„Und dich, die quer herein sich drängt
Und spricht: ‚ich bin die Teilende’,
Dir opfre ich der Butter Guss,
Dass du mir seist die Heilende.
Svaha!“
2. „Dem Edelsten Svaha! Dem Besten Svaha!“ so spricht er, spendet (von der Butter) ins Feuer und lässt die (im Löffel zurückbleibende) Neige in den Rührtrank tropfen. „Dem Prana Svaha!“ -
„Der Reichsten Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen. „Der Rede Svaha!“
„Dem Standorte Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen. „Dem Auge Svaha!“
„Der Erlangung Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen. „Dem Ohre Svaha!“
„Dem Stützpunkte Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen. „Dem Manas Svaha!“
„Der Fortpflanzung Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen. „Dem Samen Svaha!“
In dieser Weise spendet er ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
3. „Dem Feuer Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Soma Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Der Erde Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Luftraum Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Himmel Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Erde, Luftraum und Himmel Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Brahmanenstande Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Kriegerstande Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Vergangenen Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Zukünftigen Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem All Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Ganzen Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
„Dem Prajapati Svaha!“ so spricht er, spendet ins Feuer und lässt die Neige in den Rührtrank tropfen.
4. Dann fasst er ihn an mit den Worten: „Du bist das Wogende (der Odem), du bist das Flammende (das Feuer), du bist das Volle (Brahman), du bist das Gefestete (das Firmament), du bist das zu Bejauchzende (vom Udgatar durch den Laut hin zu Anfang und im Fortgange des Opfers), du bist das Besungene, du bist das zu Be-singende (vom Udgatar ), du bist das Gerufene und das Gegengeru-fene (vom Adhvaryu und Agnidhra), du bist der Lichtglanz im Feuchten (der Wolke), du bist durchdringend, du bist bezwingend, du bist die Nahrung, du bist das Licht, du bist der Tod, du bist die Allverschlingung.“
5. Dann erhebt er ihn mit den Worten: „amanas i amanhi te mahi (et-wa: ‚du denkst, so denke deiner Kraft!’); ja er ist König, Herr, Gebie-ter, und er, der Herr und König, soll mich zum Gebieter machen.“
6. Dann trinkt er ihn unter den Worten:
„’Lass an das liebenswerte Licht’ -
Die Winde triefen Süßigkeit,
Die Ströme für den frommen Mann,
Ihr Kräuter seid uns süßereich!
Der Erde Svaha!
- ‚des Sonnengottes denken uns’ -
Süß sei uns Nacht und Morgenrot,
Voll Süßigkeit der Erde Reich,
Süß sei der Vater Himmel uns!
Dem Luftraum Svaha!
- ‚er möge fördern unsern Geist!’ -
Der Baum sei uns voll Süßigkeit,
Voll Süßigkeit die Sonne uns,
Und süßreich die Kühe auch!
Dem Himmel Svaha!“
Hierauf wiederholt er die ganze Sonnenstrophe und die sämtlichen Verse von der Süßigkeit und spricht:
„Möge ich zu diesem Weltall werden!“
„Erde, Luftraum, Himmel Svaha!“
Damit trinkt er den Rest, wäscht sich die Hände und setzt sich hin-ter dem Feuer nieder mit dem Angesichte gegen Osten. Wenn es Morgen geworden ist, verehrt er die Sonne und spricht: „Der Him-melsräume einige Lotosblume bist du; der Menschen einige Lotos-blume möge ich sein!“ - Dann geht er denselben Weg zurück, setzt sich wieder hinter das Feuer und sagt die Liste (der Lehrer) her (wahrscheinlich die folgende).
7. Diesen, fürwahr, (den Rührtrank und seine Ausführung) erklärte Uddalaka, der Sohn des Aruna, dem Yajnavalkya Vajasaneya, sei-nem Schüler, und sprach: „Selbst wenn man ihn auf einen dürren Baumstamm gösse, so würden seine Äste wachsen und seine Blät-ter sprießen.“
8. Diesen, fürwahr, erklärte Yajnavalkya Vajasaneya dem Madhuka Paingya, seinem Schüler, und sprach: „Selbst wenn man ihn auf einen dürren Baumstamm gösse, so würden seine Äste wachsen und seine Blätter sprießen.“
9. Diesen, fürwahr, erklärte Madhuka Paingya dem Cula Bhagavitti, seinem Schüler, und sprach: „Selbst wenn man ihn auf einen dür-ren Baumstamm gösse, so würden seine Äste wachsen und seine Blätter sprießen.“
10. Diesen, fürwahr, erklärte Cula Bhagavitti dem Janaki Ayasthuna, seinem Schüler, und sprach: „Selbst wenn man ihn auf einen dür-ren Baumstamm gösse, so würden seine Äste wachsen und seine Blätter sprießen.“
11. Diesen, fürwahr, erklärte Janaki Ayasthuna dem Satyakama, Soh-ne der Jabala, seinem Schüler, und sprach: „Selbst wenn man ihn auf einen dürren Baumstamm gösse, so würden seine Äste wach-sen und seine Blätter sprießen.“
12. Diesen, fürwahr, erklärte Satyakama, der Sohn der Jabala, seinen Schülern und sprach: „Selbst wenn man ihn auf einen dürren Baumstamm gösse, so würden seine Äste wachsen und seine Blät-ter sprießen.“ -
Diesen soll man keinem mitteilen, außer seinem Sohne oder sei-nem Schüler!
13. Vierfach wird das Feigenholz (bei dieser Zeremonie verwendet): aus Feigenholz ist der Löffel, aus Feigenholz der Becher, aus Feigenholz der Brennstoff und aus Feigenholz die beiden Rührstäbchen.
Zehn sind der zahm wachsenden Getreidearten (die außer den wild wachsenden in den Rührtrank kommen?): Reis und Gerste, Sesam und Bohnen, Hirse und Fench, Weizen, Linsen, Erbsen und Wi-cken. Diese werden zerstampft und mit saurer Milch, Honig und Butter benetzt, (wobei) etwas zerlassene Butter ins Feuer gegossen wird.

Viertes Brahmanam.
1. Wahrlich, die Essenz dieser Geschöpfe ist die Erde, die der Erde das Wasser, die des Wassers die Pflanzen, die der Pflanzen die Blü-ten, die der Blüten die Früchte, die der Früchte der Mensch, die des Menschen der Same.
2. Einstmals erwog Prajapati: „wohlan, ich will diesem eine Wohnstät-te bereiten!“ und er schuf das Weib. Nachdem er es erschaffen, ver-ehrte er dasselbe nach unten zu. Darum soll man das Weib nach unten zu verehren (die Begattung als ein Akt religiöser Verehrung). Und er streckte diesen vorgeneigten Somapressstein von sich aus; damit überkam er sie.
3. Ihr Schoß ist das Opferbett, ihre Haare die Opferstreu, ihre Haut die Somapresse, ihre Schamteile das Feuer in der Mitte.
So weit das Reich ist, welches der Veranstalter durch das Vaja-peya-Opfer erwirbt, so weit ist das Reich dessen, welcher, solches wissend, das Lustgeschäft ausübt; er neigt die guten Werke der Weiber zu sich herüber. Wer aber, ohne solches zu wissen, das Lustgeschäft ausübt, dessen gute Werke neigen die Weiber zu sich herüber.
4. Darum, fürwahr, sprach, solches wissend, Uddalaka, der Sohn des Aruna, - darum, fürwahr, sprach, solches wissend, Naka aus dem Stamme des Mudgala, - darum, fürwahr, sprach, solches wissend, Kumaraharita: „Viele Sterbliche, nur der Geburt nach Brahmanen und ohne (wahre) Zeugungskraft, scheiden, ohne Täter guter Werke zu sein, aus dieser Welt ab; diejenigen nämlich, welche, solches nicht wissend, das Lustgeschäft ausüben.“
Wenn einem, viel oder wenig, im Schlafe oder im Wachen der Same abgeht,
5. so soll er ihn anrühren oder auch (ohne dies zu tun) besprechen mit dem Verse:
„Der Same, der zur Erde heute mir entwich,
Der in die Kräuter oder in das Wasser rann,
Den nehme ich zurück zu mir;
Zurück soll kehren meine Kraft,
Zurück der Glanz, zurück das Glück.
Zurück, wie auf dem Herd das Feuer,
An ihrer Stätte sollen sie wieder sein!“
Mit diesen Worten soll er mit dem Ringfinger und dem Daumen da-von nehmen und es sich zwischen die Brüste oder die Augenbrauen wischen.
6. Ferner: wenn einer sich selber im Wasser sieht, so soll er folgenden Spruch dazu sagen: „Mir werde Glanz und Kraft, Schönheit, Ver-mögen und gutes Werk!“
Fürwahr, dann ist eine die Zierde unter den Weibern, wenn sie (nach der Menstruation) die befleckten Kleider abgelegt hat . Dar-um, wenn sie die befleckten Kleider abgelegt hat und voll Schönheit ist, so soll er sich an sie machen und sie dazu auffordern.
7. Will sie ihm den Willen nicht tun, so mag er ihre Gunst erkaufen. Wenn sie ihm dann den Willen noch nicht tut, so mag er sie, nach-dem er sie mit einem Stock oder mit der Hand geschlagen hat, nicht beachten (atikramet) und sprechen: „Mit Kraft und Glanz nehme ich dir den Glanz.“ Dann wird sie glanzlos sein.
8. Tut sie ihm aber den Willen, so soll er sprechen: „Mit Kraft und Glanz gebe ich dir Glanz.“ Dann werden sie beide glanzvoll sein.
9. Wenn er wünscht, dass sie ihn lieb gewinnen soll, so muss er, nachdem er die Sache in sie getan und den Mund auf Mund gefügt hat, ihren Schoß streicheln und dazu murmeln:
„Der du aus jedem Glied entstehst
Und aus dem Herzen trittst hervor,
Du bist der Glieder Quintessenz!
Dem Wild gleich, das der Giftpfeil traf,
Mach rasend diese da auf mich.“
10. Wenn er wünscht, dass sie kein Kind bekommen soll, so muss er, nachdem er die Sache in sie getan und Mund auf Mund gefügt hat, erst einatmen, dann ausatmen und sprechen: „Durch meine Kraft, durch meinen Saft nehm ich von dir hinweg den Saft“; so bleibt sie unbefruchtet.
11. Wenn er hingegen wünscht, dass sie ein Kind bekommen soll, so muss er, nachdem er die Sache in sie getan und Mund auf Mund gefügt hat, erst ausatmen, dann einatmen und sprechen: „Durch meine Kraft, durch meinen Saft leg ich in dich hinein den Saft“; so wird sie schwanger werden.
12. Ferner: wenn sein Weib einen Buhlen hat, und er hasset denselbi-gen, so soll er in einem ungebrannten Gefäße ein Feuer anlegen, eine Streu von Rohrhalmen in verkehrter Richtung ausbreiten und in selbigem Feuer die betreffenden Spitzen der Rohrhalme, nach-dem er sie verkehrt mit Butter gesalbt hat, opfern und dazu spre-chen:
„Weil du in meinem Feuer geopfert,
nehme ich Ausatmung und Einatmung von dir, du da! -
Weil du in meinem Feuer geopfert,
nehme ich Söhne und Vieh von dir, du da! -
Weil du in meinem Feuer geopfert,
nehme ich Opfer und gute Werke von dir, du da! -
Weil du in meinem Feuer geopfert,
nehme ich Hoffnung und Zuversicht von dir, du da!“ -
Fürwahr, der scheidet ohne Kraft und ohne gute Werke aus dieser Welt ab, welchem, solches wissend, ein Brahmane flucht! Darum soll man mit der Gattin eines solches wissenden Schriftkundigen nicht zu schäkern suchen, denn sonst wird der solches Wissende einem zum Feinde.
13. Ferner: wenn jemandes Weib von dem Monatlichen überkommen wird, so soll sie drei tage lang nicht aus Metall trinken und ihre Kleider nicht waschen. Kein Untermensch und keines Untermen-schen Weib (aus der Shudrakaste) darf mit ihr zusammentreffen. Nachdem die drei Nächte vorüber, soll sie sich baden, und man soll sie den (zur weiteren Zeremonie erforderlichen) Reis ausdreschen lassen.
14. Wünscht er nun, dass ihm ein weißer Sohn geboren werde, der ei-nen der Veden studiere und zur vollen Lebensdauer gelange, so müssen beide Reis, mit Milch gekocht und mit Butter übergossen, essen, so werden sie vermögend sein, einen solchen zu zeugen.
15. Oder wünscht er, dass ihm ein bräunlicher Sohn und dunkelfarbig (an Augen) geboren werde, der zwei Veden studiere und zur vollen Lebensdauer gelange, so müssen beide Reis, mit saurer Milch ge-kocht und mit Butter übergossen, essen, so werden sie vermögend sein, einen solchen zu zeugen.
16. Oder wünscht er, dass ihm ein schwärzlicher Sohn und rotäugig geboren werde, der drei Veden studiere und zur vollen Lebensdauer gelange, so müssen beide Reis, mit Wasser gekocht und mit Butter übergossen, essen, so werden sie vermögend sein, einen solchen zu zeugen.
17. Oder wünscht er, dass ihm eine gelehrte Tochter geboren werde, die zur vollen Lebensdauer gelange, so müssen beide Reis, mit Se-sam gekocht und mit Butter übergossen essen, so werden sie ver-mögend sein, eine solche zu zeugen.
18. Oder wünscht er, dass ihm ein gelehrter und gefeierter Sohn gebo-ren werde, ein Besucher der Ratsversammlungen und beliebter Redner, der alle Veden studiere und zur vollen Lebensdauer gelan-ge, so müssen beide Reis, mit Fleisch gekocht und mit Butter über-gossen, essen, so werden sie vermögend sein, einen solchen zu zeugen; - sei es Fleisch vom Stier oder vom Farren.
19. Ferner (was die nähere Ausführung betrifft): wenn der Morgen her-annaht, so richtet er wie bei einer (gewöhnlichen, aus Milch und Reis bestehenden) Topfspeise die zerlassene Butter zu und bringt von seiner Topfspeise jedes Mal einen Löffel voll dar, indem er spricht: „Dem Agni Svaha! Der Anumati (Göttin der Liebeskunst) Svaha! Dem Gotte Savitar (Erreger), dessen Erregung die wahre ist, Svaha! - Nachdem er mit diesen Worten geopfert, holt er (das Übri-ge) heraus und isst und reicht, nachdem er gegessen, auch ihr da-von dar. Nachdem er sich sodann die Hände gewaschen, füllt er ein Gefäß mit Wasser und besprengt sie damit dreimal, indem er spricht:
„Heb dich hinweg Vishvavasu,
Such andre Mädchen dir für dich
Voll Üppigkeit; lass einen du
Die Gattin mit dem Gatten sich!“
20. Sodann macht er sich an sie und spricht: „Ich bin ama (Er), und du bist sa (Sie); du bist sa, und ich bin ama (vgl. Brih. 1,3,22); ich bin das Saman, und du bist die Ric (auf der das Saman ruht); ich bin der Himmel, und du bist die Erde:
„So lass uns denn zum Werke schreiten,
Die Samen ineinander leiten,
Ein Kind, ein männliches bereiten!“
21. Dann tut er ihre Schenkel auseinander und spricht: „Tut euch auseinander, Himmel und Erde!“ - Nachdem er sodann die Sache in sie getan und Mund auf Mund gefügt hat, so streichelt er sie dreimal dem Haarstriche nach (von oben nach unten) und spricht:
„Vishnu soll deinen Schoß erbauen,
Tvashtar die Formen wohl behauen,
Prajapati soll dich benetzen,
Dhatar in dich den Fruchtkeim setzen!
Reich, Göttin mit den breiten Zöpfen,
Reich, Sinivali, Frucht ihr dar!
Frucht soll dir der Ashvinen schöpfen
Lotosbekränztes Götterpaar!
22. Gold ist das Holz, des sich bedienen
Zur Sonnenquirlung die Ashvinen;
Das, flehn wir, lasse dir gelingen,
Im zehnten Monat Frucht zu bringen!
Wie Feuerkeim die Erde hegt,
Das Himmelsweib den Blitzgott trägt,
Und wie der Pole Frucht der Wind,
So lege ich in dich, - N.N.! - das Kind.“
23. Wenn sodann die Zeit kommt, wo sie gebären soll, so besprengt er sie mit Wasser und spricht:
„Wie einen Lotosteich der Wind
Von allen Seiten sanft bewegt,
So mit der Hülle soll das Kind
Austreten, das sich in dir regt. -
Sie, welche Indra schuf aufs beste
Mit Tür und Schloss als schützend Haus,
Die Fruchthaut treibe samt dem Reste,
O Indra ! mit dem Kinde aus!“
24. Nachdem das Kind geboren, legt er Feuer an, nimmt es auf den Schoß, bereitet in einem Metallgefäße Milchbuttermischung, opfert von der Milchbuttermischung löffelweise und spricht dabei:
„In dir will ich zu Tausend mich erweitern,
Fortblühend in des eignen Hauses Macht!
Kein Unheil bring in deinem Stamm zum Scheitern
Jemals der Kinder und der Herden Pracht!
Svaha!
Die Lebenskräfte in mir, die opfere ich im Geiste in dir.
Svaha!
Wo ich gehemmt des Opferwerks Gelingen
Durch ein Zuwenig oder auch Zuviel,
Da führ als Opfermeister das Vollbringen
Der weise Agni selbst für uns zum Ziel.
Svaha!“
25. Dann nähert er den Mund dem rechten Ohre des Kindes und sagt dreimal: „Sprache! Sprache!“ - Hierauf bereitet er die Milchhonig-butter und füttert damit das Kind unmittelbar aus dem Golde (des Löffels), indem er spricht: „Ich lege in dich die Erde, ich lege in dich den Luftraum, ich lege in dich den Himmel. Die Erde, den Luft-raum, den Himmel, alles lege ich in dich.“ -
26. Dann gibt er ihm den Namen, indem er spricht: „Du bist der Veda!“ - Dieses ist sein Geheimname (die eigentliche Namengebung erfolgt erst zehn Tage nach der Geburt).
27. Hierauf übergibt er das Kind der Mutter, reicht ihm ihre Brust dar und spricht:
„Die Brust, die unversiegliche zum Laben,
Die schätzereiche, voll von Gut und Gaben,
Durch die du förderst alles Heils Erfüllung,
Die reiche hier, Sarasvati, zur Stillung.“
28. Hierauf spricht er zur Mutter des Kindes:
„Ila, die Labung, bist du ja
Von Mitras Stamm von Varuna !
Die einen Mann dem Mann gebar,
Du bleibe mannhaft immerdar,
Die unsre Mannheit machtest wahr!“
Wahrlich von dem sagen die Leute: „Fürwahr, du bist deinem Vater überlegen, deinem Großvater überlegen geworden“; - fürwahr, der ist zum höchsten Gipfel gelangt an Schönheit, Ruhm und Heilig-keit, wer als der Sohn eines Brahmanen geboren wurde, der solches weiß!

Fünftes Brahmanam
1. Nunmehr das Register (der Lehrer):
Der Sohn der Pautimashi (wurde belehrt) vom Sohne der Katyaya-ni,
der Sohn der Katyayani vom Sohne der Gautami,
der Sohn der Gautami vom Sohne der Bharadvaji,
der Sohn der Bharadvaji vom Sohne der Parashari,
der Sohn der Parashari vom Sohne der Aupasvasti,
der Sohn der Aupasvasti vom Sohne der Parashari,
der Sohn der Parashari vom Sohne der Katyayani,
der Sohn der Katyayani vom Sohne der Kaushiki,
der Sohn der Kaushiki vom Sohne der Alambi und dem der Vaiy-agrapadi,
der Sohn der Vaiyagrapadi vom Sohne der Kanvi umd dem der Ka-pi,
der Sohn der Kapi
2. vom Sohne der Atreyi,
der Sohn der Atreyi vom Sohne der Gautami,
der Sohn der Gautami vom Sohne der Bharadvaji,
der Sohn der Bharadvaji vom Sohne der Parashari,
der Sohn der Parashari vom Sohne der Vatsi,
der Sohn der Vatsi vom Sohne der Parashari,
der Sohn der Parashari vom Sohne der Varkaruni,
der Sohn der Varkaruni vom Sohne der Varkaruni,
der Sohn der Varkaruni vom Sohne der Artabhagi,
der Sohn der Artabhagi vom Sohne der Shaungi,
der Sohn der Shaungi vom Sohne der Sankriti,
der Sohn der Sankriti vom Sohne der Alambayani,
der Sohn der Alambayani vom Sohne der Alambi,
der Sohn der Alambi vom Sohne der Jayanti,
der Sohn der Jayanti vom Sohne der Mandukayani,
der Sohn der Mandukayani vom Sohne der Manduki,
der Sohn der Manduki vom Sohne der Shandili,
der Sohn der Shandili vom Sohne der Rathitari,
der Sohn der Rathitari vom Sohne der Bhaluki,
der Sohn der Bhaluki von den beiden Söhnen der Kraunciki,
die beiden Söhne der Kraunciki vom Sohne der Vaidribhati,
der Sohn der Vaidribhati vom Sohne der Karshkeyi,
der Sohn der Karshkeyi vom Sohne der Pracinayogi,
der Sohn der Pracinayogi vom Sohne der Sanjivi,
der Sohn der Sanjivi vom Sohne der Prashni, dem Asurivasin,
der Sohn der Prashni von Asurayana,
Asurayana von Asuri,
Asuri
3. von Yajnavalkya,
Yajnavalkya von Uddalaka,
Uddalaka von Aruna,
Aruna von Upaveshi,
Upaveshi von Kushri,
Kushri von Vajashravas,
Vajashravas von Jihvavant Vadhyoga,
Jihvavant Vadhyoga von Asita Varshagana,
Asita Varshagana von Harita Kashyapa,
Harita Kashyapa von Shilpa Kashyapa,
Shilpa Kashyapa von Kashyapa Naidhruvi,
Kashyapa Naidhruvi von der Vac (Rede),
die Vac von der Ambhini,
Ambhini von Aditya.
Diese von Aditya stammenden weißen (d.h. geordneten, nicht mit Brahmanas vermischten) Opfersprüche (yajus) werden als von Va-jasaneya Yajnavalkya herrührend verkündigt.
4. Bis auf den Sohn der Sanjivi ist es ebenso.
Der Sohn der Sanjivi von Mandukayani,
Mandukayani von Mandavya,
Mandavya von Kautsa,
Kautsa von Mahitthi,
Mahitthi von Vamakakshayana,
Vamakakshayana von Shandilya,
Shandilya von Vatsya,
Vatsya von Kushri,
Kushri von Yajnavacas Rajastambayana,
Yajnavacas Rajastambayana von Tura Kavasheya,
Tura Kavasheya von Prajapati,
Prajapati von Brahman,
das Brahman ist das durch sich selbst Seiende. Verehrung dem Brahman!
Om! Tat! Sat!

 

 

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