Shankara - großer Lehrer des Vedanta

Bevor wir zu Viveka Chudamani kommen, möchte ich etwas erzählen über den Meister, der das geschrieben hat: Shankaracharya oder einfach Shankara. Shankara gilt als einer der größten Yogameister, meiner Meinung nach sogar DER größte Yogameister aller Zeiten, insbesondere der größte Yogameister aller Zeiten, der heute noch bekannt ist. Zunächst mal ein paar historische Sachen und die Lebensgeschichte. Dann habt ihr es erst historisch, dann bhaktimäßig und danach seid ihr vorbereitet, um es in Jnana Yoga hineinzunehmen.

Shankara lebte vermutlich um 800 n. Chr. Über die genauen Lebensdaten streiten sich die Indologen. Oft wird gesagt, er lebte zwischen 788 bis 820 n. Chr. Er war auf jeden Fall eine historische Person. Es gibt Bücher, die heute noch erhalten sind, die er selbst geschrieben hat oder die relativ nah an seinen Lebensdaten kopiert worden sind. Es gibt auch eine Menge an Sekundärliteratur über Shankaracharya.

Shankaracharya hat ganz sicher gelebt und zwar ganz sicher um 800 n. Chr. Wann genau kann man aber nicht sicher sagen: Ich war mal in Indien und da hat man mit irgendeinem langen Buch – 500 Seiten – versucht zu beweisen, dass Shankara vor Buddha gelebt haben muss, weil Buddha so viele Konzepte von Shankara übernommen hätte. Aber die Mehrheit der indischen Meister und aller westlichen Orientalisten sagt, es war um 800 n. Chr. Shankara war einer der ganz großen, man würde vielleicht in westlicher Ausdrucksweise sagen: Reformatoren in Indien. Shankara hat alle Aspekte in indischer Spiritualität irgendwo beeinflusst. Am bekanntesten ist er im Westen für seine Vedanta-Philosophie und damit werden wir uns ja hauptsächlich beschäftigen. Nur hat sich Shankara nicht auf diese Philosophie beschränkt, sondern er war allgemein Reformator. Dazu gehörte zum einen, dass er ein, man kann sagen, konfessionsübergreifender Mensch war.

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Teil 1 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Hinduismus, Yoga und Vedanta

Wir sprechen wir ja auch oft vom Hinduismus, wenn wir uns auf die Religionen Indiens beziehen. Der Ausdruck Hinduismus ist allerdings ein westlicher Ausdruck, er stammt von den Griechen. Es gibt nämlich einen Fluss, der nennt sich Sindhu, den haben die Griechen in Hindus oder Indus umgewandelt und dann alle Menschen, die um den Fluss Indus und irgendwo dahinter gewohnt haben, die hießen dann die Inder. Das wäre so ähnlich, wenn die Russen alle Deutschen, Franzosen und Spanier als Rheinländer bezeichnen würden, also die, die in der Nähe des Rheins und irgendwo dahinter wohnen. Und dann haben die Griechen auch gesagt, dass die Religion von all denen auch irgendwie eine gemeinsame Religion sein muss und die nennen wir dann eben Hinduismus.

Nur ist der Hinduismus nicht so fassbar wie andere Religionen, zum Beispiel das Christentum. Da gibt es eine Bibel, das ist ganz klar. Daneben gibt es noch ein paar Konfessionen, die ihre Glaubensbekenntnisse, Katechismen und Doktrinen haben. Es gibt bei den Katholiken Hierarchien, bei den Protestanten gibt es die Kirchentage und alles Mögliche, um herauszufinden, was ist die wahre Lehre und was ist sie nicht. Aber eigentlich ist so genau nur das Christentum organisiert. Weder der Islam ist so und das Judentum noch weniger. Im Buddhismus gibt es den Pali-Kanon, der irgendwo bestimmend ist. Im Hinduismus gibt es zwar die Veden, aber es gibt eine solche Menge an Schriften, dass es ausgesprochen schwierig zu erkennen ist, was eigentlich die Grundlage vom Hinduismus ist. Ein deutscher Religionswissenschaftler hat mal gesagt: Hinduismus ist der Sammelname für alle nicht doktrinären Religionen Indiens. Doktrinär meint solche, die nicht eine feste Glaubensdoktrin haben, an die alle glauben müssen – das sind die Sikhs, die Buddhisten, die Jains und die Parsis. Die sind alle klarer gefasst und all das, was irgendwo sehr weit gefasst ist und sehr lose, das wird dann als Hinduismus zusammengefasst.

Teil 2 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Shankara und sein Wirken

Zur Zeit von Shankaracharya gab es alle möglichen Untergruppierungen, die sich zum Teil auch feindlich gesinnt waren – es gab die Shaivas, die wollten von den Vaishnavas nichts wissen und die Vaishnavas wollten nichts wissen von den Shaktas.

Die haben sich dann durchaus auch – nicht so wie im Westen allerdings mit Waffen – bekämpft. Die Waffenbekämpfungsgeschichte ist ja letztlich eine Erfindung des Christentums. Paradoxerweise. Die einzige Religion, zumindest von den großen Religionen, die nach Aussagen des Religionsgründers am gewaltfreiesten ist, ist in der Praxis die gewaltsamste gewesen. Der Religionskrieg ist vom Christentum erfunden worden und dann irgendwie an den Islam weitergegeben worden. Aber diese Gruppen waren sich durchaus feindlich gesinnt.

Es gab auch verschiedenste Philosophiesysteme. Shankara hat mehr oder weniger alle irgendwo zusammengefasst – es gibt verschiedene Namen und es gibt verschiedene Formen. Er hat Hymnen komponiert zur Verehrung von Krishna, die Lalita Sahasranam ist für die Göttin Devi. Er hat wunderbare Verse für Shiva geschrieben. Er hat gesagt: Letztlich sind sie alle Ausprägungen des einen unendlichen Prinzips. Die Mehrheit der Inder ist bis heute dieser Meinung, dass alles Ausdruck der gleichen universellen Wahrheit ist. Er hat auch die ganzen Bhakti-Praktiken irgendwo zusammengeführt. Er hat die Pujas systematisiert. Pujas sind natürlich Jahrtausende alt, zum Teil wurde ein unglaublicher Wust von Aberglauben im Lauf der Jahrhunderte oder Jahrtausende dazu gebastelt. Shankara hat das systematisiert und hat es zurückgeführt auf die Pujas und Homas der vedischen Zeit – mit einer Ausnahme: Shankara hat Tieropfer aus den Pujas und Homas rausgenommen.

Ihr seid euch sehr bewusst, dass Yoga etwas mit Vegetarismus und Gewaltlosigkeit und Ehrerbietung vor Tieren zu tun hat. Aber wer von euch mal die Mahabharata durchgelesen hat: so schöne Teile es dort gibt, wie die Bhagavad Gita, so dreht sich einem bei anderen Teilen der Magen um. Aber es war die damalige Zeit. Aber man kann sagen, Shankara hat letztlich das Werk von Buddha vollendet, der sich auch gegen alle Tieropfer gewendet hat und gesagt hat, man soll mehr an seinem Geist arbeiten und seine tierische Natur transformieren, statt Tiere zu opfern. Shankara hat das dann ganz konkret gesagt in den Schriften. Vorher war das gemeint als etwas Symbolisches und nicht als etwas, das man tatsächlich machen sollte.

Shankara hat das System von Pilgerreisen systematisiert. Er hat verschiedene große Tempel genannt und hat gesagt, diese sollte man besuchen. Das hat Indien irgendwo verbunden, dass die Menschen vom einen zum anderen… Dass die Weite entsteht. Er wollte auch Toleranz haben, dass Menschen von Südindien auch mal nach Nordindien kommen und dass die Menschen sehen, dass letztlich alle Menschen Geschöpfe des Gleichen und überall ähnlich sind.

 

Teil 3 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Shankaras Werk über Yoga und Vedanta

Shankara hat ein Buch geschrieben, einen Kommentar über das Yoga Sutra und hat so praktisch Sankya (???) Yoga in Verbindung mit Vedanta gebracht, was bis heute ja üblich ist. Es gibt zwar manche Yogalehrer, die versuchen, künstliche Unterschiede aufzubauen mit Sankya und Yoga und Tantra und Vedanta – aber das ist westliche Indologie. Die Westler sind immer bemüht um "entweder – oder". Der Inder ist mehr bemüht um "sowohl – als auch". Das fand ich mal so lustig. Vor zwei Jahren hatten wir ja das "Indien in Lippe"-Festival in Bad Meinberg im Kurpark, woran wir natürlich auch beteiligt waren. Dort wurde eine Professorin für Religionswissenschaften eingeladen, um über die indischen Religionen zu sprechen. Sie hat gesagt: Der größte Unterschied zwischen den westlichen und den östlichen Religionen ist, dass wir im Westen immer sagen entweder/oder und im Osten wird immer gesagt sowohl/als auch. Shankara war da sicher ein ganz großer Vertreter. Er hat Kommentare über tantrische Schriften geschrieben. Er hat sogar ein Buch über Pranayama geschrieben. Er hat die Yoga Sutra kommentiert. Er hat wunderbare Bhakti-Praktiken selbst ausgeführt. Er hat Hymnen zur Verehrung komponiert. Er hat gemeinnützige, soziale Werke empfohlen als eine Weise, das Herz zu öffnen.

Seit Shankaracharya ist dann auch hinter all dem die Vedanta-Philosophie, man kann sagen, die Philosophie mit der höchsten Hochachtung geworden. Das hat auch dazu beigetragen, dass ein gewisses Gefühl von Einheit und Verbundenheit da sein konnte. Natürlich, und das macht dann den Unterschied zwischen Shankara aus und den sich weiterentwickelten Formen des Hinduismus, Shankara ging auch gegen die Kastentrennung an. Es gibt auch einige Geschichten, wo er zunächst noch selbst einen Kastendünkel hatte, dass ihm aber Shiva erschienen ist, um ihm das auszutreiben.

Es gibt da eine Geschichte: Shankara kam gerade von einem Vedanta-Vortrag und hat über die Einheit von allem erzählt. Dann ist er auf der Straße entlang gegangen und da lag quer über die Straße ein Kastenloser. Shankara hat gesagt: Du, geh doch bitte mal zur Seite. Er wollte den nicht berühren und außerdem dass er jetzt um den herumgeht, war für ihn nicht angemessen als Hochkastenmensch, als Brahmane. Der dort gelegen hat, der aus einer niedrigen Kaste oder kastenlos war, hat gar nichts gemacht. Shankara hat gesagt: Hey, geh doch aus dem Weg. Schließlich, ohne dass er sich zu sehr drehte, schaute er Shankara an und sagte: Du, Shankara, was soll ich den jetzt bewegen? Diesen Körper? Wozu? Der ist unwirklich. Und du mit deinem unwirklichen Körper kannst doch entweder über oder neben diesem unwirklichen Körper vorbeigehen. Oder soll ich mein Selbst bewegen? Aber das Selbst ist allumfassend. Wie soll ich das bewegen? Daher, lieber Shankara, wer soll hier was bewegen? Und im nächsten Moment erkannte Shankara, dass dies passierte trotz seiner großen Philosophie, trotz sogar seines Samadhis (in gewisser Weise ist das schon etwas erschütternd, denn es war nicht der junge Shankaracharya, sondern eigentlich galt er da schon als selbstverwirklicht, komisch, denn in Nirvikalpa Samadhi sollte man über all das hinaus sein, trotzdem hatte er das noch) und dann erschien ihm praktisch Shiva in Gestalt dieses Kastenlosen und hat ihn gelehrt.

 

Teil 4 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Kastendenken und die Yoga Meister

Leider, muss man sagen, konnte Shankaracharya dieses Kastendenken nicht abschaffen. Das ist Buddha nicht gelungen, das ist Krishna nicht gelungen, das ist Shankaracharya nicht gelungen, das ist Mahavira nicht gelungen. Das ist so vielen Heiligen nicht gelungen. Heute gelingt es so schrittweise. Mahatma Gandhi hat es probiert, Sivananda hat es probiert, VivekAnanda hat es probiert, Ramakrishna hat es probiert. Aber wisst ihr, was es letztlich schafft? Die moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft – mit Chancengleichheit. Und die massive "Reverse Discrimination" der indischen Regierung. D.h. es wird ein bestimmter Prozentsatz von Studienplätzen und höherer "Government Posts" reserviert für die Kastenlosen, so dass sie fast keine Leistung bringen müssen, um studieren zu können. Und das hat Erfolg. Es wird von den Brahmanen sehr stark kritisiert, denn selbst wenn sie ein Einser-Abitur haben, bekommen sie nicht notwendigerweise einen Studienplatz, während jemand der ein Vierer-Abitur hat, um es in unser System zu übersetzten, und ein Dalit ist, der kriegt einen Studienplatz. Aber das hilft diese Sache zu überwinden. Gut, das konnte Shankara nicht überwinden. Aber er hat sich bemüht und er hat mindestens diese Kette von Meistern fortgesetzt, die das für himmelschreiendes Unrecht gehalten haben.

 

5. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Wichtigste Vedanta Werke von Shankara

Das waren einige Aspekte von Shankara. Besonders bekannt ist Shankara für die Kommentare zu den sogenannten drei wichtigsten Schriften des Jnana Yoga. Wie heißen die? Ihr kennt die vier wichtigsten klassischen Schriften, ihr kennt außerdem die vier wichtigsten Yogaschriften. Aber was sind jetzt die drei wichtigsten Schriften des Vedanta, des Jnana Yoga? Erstens, die müsst ihr kennen: Upanishaden. Zweitens Brahmasutra. Drittens, die kennt ihr auch – eins und drei kennt ihr: Bhagavad Gita. Das habt ihr irgendwann mal gehört… Also: Upanishaden, Bhagavad Gita und Brahmasutra. Manche Indologen behaupten sogar, nur diese Kommentare sind ganz sicher von Shankaracharya. Alles andere kann auch von jemand anders sein. Nur weil zum Teil der Stil ein anderer ist und zum Teil auch der Inhalt der Philosophie ein bisschen gemäßigt ist. Das kann man auch sagen. Aber aus meiner eigenen Erfahrung als Lehrender weiß ich: Wenn man unterrichtet, ändert sich im Lauf der Jahre etwas – wie man etwas erklärt und was man dort erzählt und wie man vielleicht mehr auf die Eigenarten von Menschen eingeht. Angenommen ich hätte mein erstes Buch mit 19 geschrieben, da hatte ich das vorgehabt. Ich habe es dann doch nicht vollendet und habe das, was ich geschrieben habe, irgendwann weggeworfen beziehungsweise habe ich es nicht wirklich weggeworfen – es ist in irgendeinem Zentrum verloren gegangen. Damals gab es noch keine Computer, das ging mit Schreibmaschine. Wenn ich heute ein Buch schreibe, ist das nicht mehr identisch mit damals. Der Stil wäre sogar anders, der Inhalt auch. Und so waren diese drei seine Erstwerke, Kommentare zu den drei Schriften. Und danach kommen drei Hauptschriften von ihm. Das ist Viveka Chudamani, das zweite ist Atma Bodha und das dritte ist Tattwa Bodha. Viveka Chudamani gilt dabei als sein letztes großes Werk. Man kann sagen, es ist wie die Essenz seiner Lehren und so geschrieben, dass ein Mensch es einfach verstehen kann und auch den ganzen ganzheitlichen Yoga mit einbeziehen kann. Von der Lebensgeschichte her, die kann ich euch ja vielleicht morgen Abend erzählen. Dann haben wir jetzt genügend Zeit, mehr vom Shankara Vidchaya, vom Bhakti, von den Legenden und Wundertaten, was dort alles gewesen ist. Damit werden wir uns dann beschäftigen.

Bevor wir zum Formalen der Weiterbildung kommen, möchte ich die Guruparampara Stotra, die Nummer 602, rezitieren. Es heißt, dass spirituelles Wissen zum einen die eigene Anstrengung ist, die Verbindung mit Hingabe und Bewusstheit, zum zweiten eine Frage der Gnade Gottes ist und zum dritten die Gnade des Gurus, des spirituellen Lehrers. So wollen wir die Guruparampara Stotra rezitieren, die Namen der großen Meister unserer Tradition, sie reicht zurück zum Anbeginn der Welt von Narayana selbst, Vishnu über Padma Baba, das ist Brahma, der aus dem Lotus des Nabels von Vishnu Gekommene und zum ersten menschlichen Guru, Vasishta und dann werden insbesondere Shankara und seine Schüler besonders angesprochen. Wir bitten so Shankaracharya und die Meister vor ihm und nach ihm, uns zu segnen und zu führen, so dass wir über das Studium von Viveka Chudamani und der spirituellen Praxis wirklich die Unterscheidungskraft stärken, um die höchste Einheit zu erfahren.

Teil 6 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Viveka Chudamani - wichtigstes Vedanta Werk von Shankara

Wir wollen das Viveka Chudamani studieren, um so die Unterscheidungskraft, Viveka, zu stärken, die Unterscheidungskraft zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, zwischen dem Vergänglichen und dem Ewigen, zwischen dem, was wahres Glück ist und dem, was vorübergehendes Glück ist. Damit wir das tun können, ist von besonderer Wichtigkeit, dass wir in einer bestimmten Grundstimmung sind, einer gewissen Öffnung, eine gewisse innere Verbundenheit, letztlich auch eine Stimmung von Bhakti. D. h. dass wir, um höhere Wahrheiten zu verstehen, dies erlangen durch Gnade. Es ist nicht nur eine Sache der eigenen Anstrengung und des eigenen Bemühens, obgleich gerade der Jnana Yoga sehr viel auf dieses Mumukshutwa Wert legt. In Indien … Wunsch nach Befreiung, Viveka, die Klarheit des Geistes, kann man auch sagen. Aber es ist eben auch Bhakti wichtig. So ist es auch üblich, dass man vor einem Jnana Yogastudium Mantras rezitiert und bevor man eine Schrift von Shankaracharya studiert, sich sein Leben bewusst macht, auch vor dem Hintergrund, dass man sich einstimmt, einschwingt und dass man diese Hingabe hat, dass man auf subtilere Weise diese Weisheit mitbekommt. So will ich euch jetzt in Kurzform die Lebensgeschichte von Shankara erzählen. Shankara Vidshaya, wie sie auch genannt wird. Da sind natürlich Mythen und Legenden dabei. Es gab niemanden, der während seines Lebens ständig dabei war und mitgeschrieben hat oder mit einer Videokamera alles aufgenommen hat und Menschen in seinem Umfeld interviewt hat. Aber es sind Legenden entstanden und diese Legenden haben eine große Kraft, wenn man sie sich erzählt und zuhört und darauf einstimmt, dann entsteht etwas wie ein Kanal, über den dann die Weisheit fließen kann.

 

7. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Kindheit des Vedanta Meisters Shankara

Shankara wurde wahrscheinlich um 788 n. Chr. geboren. Es gibt eine schöne Geschichte, wie das so gekommen ist. Die Eltern von Shankara waren lange Zeit kinderlos geblieben und im früheren Indien galt das als etwas sehr Schlechtes, wenn man keine Kinder hatte, denn die Kinder waren auch die Altersabsicherung. Außerdem gehört zu einem erfüllten Leben nach der Tradition auch, dass Kinder dabei sind. So haben diese beiden sich entschieden: wir gehen auf eine Pilgerreise, üben dabei Tapas, meditieren viel und bitten dann Gott darum, uns doch noch ein Kind zu schenken. Sie zogen also von einem Tempel zum anderen und meditierten viel. Sie fasteten viel. Sie machten verschiedene Formen von Tapas und eines Nachts, als sie in einem besonderen Shiva-Tempel gewesen sind, hatten beide vom Gleichen geträumt, nämlich dass Shiva ihnen erschienen ist und ihnen gesagt hat: Ihr könnt entweder einen Sohn haben, der herausragend sein wird, aber sehr früh im Alter von acht Jahren schon sterben wird. Aber er wird Unglaubliches leisten. Oder ihr könnt einige Kinder haben, die werden alle sehr alt werden, aber alle mittelmäßig. Was hättet ihr gewählt? Ich glaube, ein relativ hoher Anteil von Menschen hätte das Mittelmaß gewählt, das glaube ich nicht nur, in der Mehrheit der Fälle wählen Menschen das Mittelmaß. Jetzt nicht für eure Kinder natürlich, aber das ist ja symbolisch. Aber die Eltern von Shankara hatten sich am nächsten Tag den Traum erzählt und fanden es interessant, dass sie beide den gleichen Traum hatten. Sie entschieden sich: Dann wollen wir es ermöglichen, dass diese ganz besondere Seele in diese Welt hinein geboren wird. Und selbst wenn er nur kurz leben wird, jemand der ganz herausragend und besonders ist, wird vielleicht in diesen acht Jahren mehr Gutes bewirken können, als jemand, der lange lebt und mittelmäßig ist. Shankara wurde dann neun oder zehn Monate später geboren und er entwickelte sich tatsächlich als jemand ganz Besonderes. Sehr früh schon lernte er Lesen und Schreiben, sehr früh schon studierte er die Schriften. Im Alter von sechs Jahren heißt es, meisterte er schon die Veden. Im Alter von sieben Jahren meisterte er schon die Smritis, die Ithihasas und die Puranas. Im Alter von acht Jahren die verschiedenen Darshanas und die Schriften diesbezüglich. Als dann diese ersten acht Jahre vorbei waren, war es schon so, dass es keinen Lehrer mehr im Dorf oder um das Städtchen herum gab, der ihm noch etwas beibringen konnte. Er war ein ganz besonderes Genie. Als diese acht Jahre vorbei waren, gab es am Abend seines Geburtstages drei alte Männer, die zu Besuch kamen. Im alten Indien galt Gastfreundschaft als etwas sehr Wichtiges. Die Männer kamen dort hin und wurden eingeladen. Hier würde wohl niemand auf die Idee kommen – man sieht drei alte Männer, die klingeln und werden dann gleich zum Abendessen eingeladen. Im alten Indien war das recht üblich. Während des Essens stellten sie Shankara alle möglichen Fragen. Über die Veden, über die Bedeutung der Smritis, über die Bhagavad Gita und über anderes. Shankara konnte alles wunderbar beantworten. Kurz vor Mitternacht gingen die Männer dann und beim Abschiedsagen drehten sie sich um und sagten: Wir sind mit eurem Sohn hoch zufrieden. Wir gewähren ihm noch weitere acht Jahre. Erst in diesem Moment wurden sich die Eltern wieder des Traumes bewusst. Den hatten sie längst vergessen. Der Schock ging ihnen durch die Glieder und gleichzeitig die Erleichterung. Bevor sie sich aber fassen konnten und diesen alten Manifestationen von Rishis danken konnten, waren sie schon verschwunden. Jetzt war es so: Shankaras Vater dachte jetzt noch: Ja, ich will ja auch zur höchsten Verwirklichung kommen, jetzt ist uns diese große Gnade geschenkt worden, dass Shankara weiter lebt. Und dann dachte er, aus Dankbarkeit dafür wird er jetzt entsagen und in die Einsamkeit gehen. So verließ er seine Familie, wurde Swami, Sannyas, Mönch und widmete seine verbliebenen Jahre der Suche nach der Wahrheit.

 

8. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Die Jugend von Sankara, des großen Yoga Meisters

Shankara wurde dann zum Dorflehrer. Er lehrte andere Kinder und auch Jugendliche, sogar die Lehrer selbst lehrte er. Aber er entwickelte auch den Wunsch, nicht nur zu lehren, sondern er entwickelte den Wunsch, auch zu entsagen, das Höchste zu erreichen. Denn er dachte: Was nützt mir alles Wissen der Schriften? Was nützt es mir, wenn ich in der Theorie weiß, was Brahman ist? Was nützt es mir, wenn ich die Upanishaden verstehe, wenn ich sie nicht voll verwirklicht habe?

So wollte er einen Guru finden, einen spirituellen Lehrer. Aber seine Mutter sagte zu ihm: Du, du bist jetzt das Einzige, was ich noch habe. Du kannst jetzt nicht weggehen. Warte und bleibe bitte bei mir, solange ich noch lebe. So blieb Shankara dort und trug letztlich zum Lebensunterhalt der Familie bei über das Lehren und die anderen Gaben, Dakshina, also Gaben für den Lehrenden. So verbrachte er die nächsten Jahre. Als die 16 Jahre um waren – ihr erinnert euch, die Mutter hatte das inzwischen längst wieder vergessen – schwamm Shankara in dem örtlichen See. Er war zwar hochweise, aber er war auch ein Junge und er liebte es zu schwimmen und zu rennen und verschiedene Dinge zu machen.

Ich kann mich  auch noch an meine Yogalehrer-Ausbildung erinnern: Ich war relativ jung, 18 Jahre. Aber ich war nicht der Jüngste, wir hatten ein Mädchen dabei, die war 12 Jahre und hat die Vierwochen-Intensivausbildung gemacht. Wir hatten auch noch jemand anderes, der war 16 und jemand 17-jähriges. Die Mutter der 12-jährigen war kürzlich in Ashrams gewesen und das Mädchen war von Kindheit an mit Yoga aufgewachsen und sie kannte mit ihren 12 Jahren schon fast alles, was wir behandelt haben und war eine derjenigen, die mit die beste Abschlussarbeit gemacht hat. Sie war äußerst diszipliniert, hat alles mitgemacht. Aber in der Mittagspause hat sie Fußball gespielt.

Teil 9 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Shankara nimmt Sannyas und wird ein Entsagter, ein Yoga Mönch

So ähnlich war es auch bei Shankara. Während er dann in diesem See schwamm, kam plötzlich ein Krokodil. Das Krokodil biss ihn und hatte das ganze Bein in seinem Maul. Krokodile sind langsame Tiere, sie können sehr schnell sein, aber wenn sie ihre Beute haben, dann kann es eine Weile dauern, bis es weitergeht. So war also das Bein von Shankara im Maul des Krokodils und Shankara schrie so laut er konnte "Mutter, Mutter!!" Aber nicht "Hilfe", wie andere es vielleicht rufen würden. Er rief "Mutter, Mutter! Erlaube mir jetzt zu entsagen!" Denn es heißt, bevor man den physischen Körper verlässt, sollte man allem entsagt haben. Oder wie Swami Vishnu-devananda es manchmal gesagt hat: Better quit before you are fired. Kündige, bevor dir gekündigt wird. Das ist im Amerikanischen, im Deutschen ist es ja umgekehrt. In Amerika macht es sich im Lebenslauf ausgesprochen schlecht, wenn man gekündigt wird und es macht sich ausgesprochen gut, wenn man selbst gekündigt hat. Egal, was in den Zeugnissen drin steht – wenn dort steht, dass der Arbeitgeber jemandem gekündigt hat, macht sich das nicht gut. Deshalb wird typischerweise ein freundlicher Arbeitgeber sagen: Wir sind nicht zufrieden mit ihrer Arbeitsleistung, wir würden ihnen kündigen – aber sie haben noch die Chance, selbst zu kündigen. Dort gibt es ja auch kein Kündigungsrecht oder so was. Bei uns ist allerdings eher umgekehrt: Wenn man überlegt, dass man gerne den Job wechseln möchte, bittet man den Arbeitgeber um die Kündigung, dann kriegt man wenigstens Arbeitslosengeld. Das ist eine andere Mentalität.

In den Schriften heißt es: Wenn man vermeiden will wiedergeboren zu werden, dann ist es gut, man entsagt selbst. Darum bat Shankara seine Mutter: Bitte erlaube mir jetzt, bevor ich sterbe, allem zu entsagen. Die Mutter, aufgelöst vor Schmerzen und voller Trauer und Verzweiflung bei dem letzten Wunsch ihres Sohnes, sagte natürlich: Ja, natürlich kannst du jetzt entsagen. So gab Shankara sich selbst die Einweihung als Swami, als Mönch. Es steht auch in den Schriften, wie das alles geht und es ist auch ganz legitim. Normalerweise braucht man jemanden, der einen einweiht. Aber in Notsituationen kann man sich auch selbst einweihen. Dazu gehören bestimmte Mantras und bestimmte Gelübde. Das fing so an: Om Bhur Sanyaste Maya. Ich entsage allen Vergnügungen aus der physischen Welt. Om Bhurva Sanyaste Maya. Ich entsage allen Vergnügungen aus der Astralwelt. Om Swar Sanyaste Maya. Ich entsage allen Vergnügungen aus der Kausalwelt. Om Bhur Bhurvaswar Sanyaste Maya. Ich entsage allen Vergnügungen und Verhaftungen in allen drei Welten. Damit das auch ganz konkret klar wird, sagt er noch: Ich entsage dem Wunsch nach Nachkommen. Ich entsage dem Wunsch nach Partnerschaft. Ich entsage dem Wunsch nach Geld und Ruhm. Ich entsage allem. Dann anschließend – das war jetzt der eine Aspekt von Sannyas, man entsagt allem – folgt der zweite Aspekt: er wiederholte die Sannyas Mantras.

Om soham hamsa paramam hamsa parAtma shinmayoham satchidAnanda swarupo ham soham brahma om

Soham, ich bin DAS
Hamsa, vollkommen frei wie ein Vogel
Paramam hamsa, höchste Freiheit
Paramatma, höchstes Selbst
Shinmayoham, ich bin reines Bewusstsein
Satchidananda swarupo ham, meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit
Soham, ich bin DAS
Brahma Om, dieses reine Brahman

Soham hamsa paramam hamsa parmaatma shinmayoham satchidAnanda swarupo ham soham brahma om

Dann das Paramam hamsa Gayatri

Dann folgen die vier Mahavakyas:
Tat twam asi, DAS bist du
Aham Brahmasmi, ich bin dieses Brahman

Normalerweise sagt hier der Lehrer neun Mal Tat twam asi und der Schüler wiederholt Aham Brahmasmi. Tat twam asi, du bist DAS. Du bist nicht der physische Körper, du bist nicht die Emotion, du bist nicht die Persönlichkeit, sondern Tat, DAS Unendliche. Tat twam asi, aham brahmasmi. Und so wiederholte Shankara das für sich selbst, neun Mal. Wir können das auch mal machen. Ich wiederhole Tat twam asi und ihr wiederholt Aham brahmasmi.

Darin ist eigentlich alles enthalten, aber es gibt noch zwei weitere Mahavakyas:

Ayam Atma brahman, dieses Selbst ist Brahman
Pratyanam brahman, Bewusstsein ist Brahman, Brahman ist Bewusstsein

Zwei Sachen habe ich noch vergessen. Zu Anfang geht man in einen Fluss oder See – da  war Shankara schon drin – als Symbol, dass alles weggewaschen wird, dann wird ein Haarbüschel ausgerissen oder abgeschnitten, am besten werden alle Haare abrasiert und da Shankaracharya schon das Leben eines Brahmachari geführt hatte, hatte er nur einen Zopf hinten, den er sich einfach ausriss. Damit war er auch kahlköpfig. Als er dann das letzte Mantra wiederholt hat "Pratyanam brahman" hatte er alle Mantras abgeschlossen und damit war er Swami. Im nächsten Moment hat sich dieses Krokodil, denn bis dahin war ja sein Bein im Maul des Krokodils, das Krokodil hat sich aufgelöst und man sah einen riesigen Shiva oberhalb des Sees. Shiva saß, wie ihr ihn hier gemalt seht und hob eine Hand und sagte: Du hast entsagt und wenn man entsagt, wird einem ein neues Leben geschenkt. Ich gebe dir acht weitere Jahre.

Shankara schwamm an das Ufer. Seine Mutter war zum einen überglücklich und zum anderen todtraurig – zum einen hatte ja ihr Sohn wieder überlebt, die alte Prophezeiung hatte sie natürlich auch wieder vergessen gehabt. Zum anderen aber wusste sie, dass Shankara sie jetzt verlassen würde. So verabschiedete Shankara sich von seiner Mutter. Er versprach ihr aber etwas, was für einen Swami unüblich ist. Er versprach ihr: Wenn du stirbst, werde ich wieder zu dir kommen und wenn ich bis dahin Nirvikalpa Samadhi erreicht habe, werde ich dir helfen, auch Nirvikalpa Samadhi vor deinem Tod zu erreichen. Es ist deshalb unüblich, weil ein Swami normalerweise seine Eltern vor dem Sterbebett nicht wieder trifft, sondern er will eher alle Verhaftungen loswerden.

Teil 10 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Shankara trifft den Vedanta Meister Gaudapada

Es gibt ein schönes Gedicht von ihm, in dem er sagt: So oft bist du schon geboren worden, so oft bist du schon gestorben. Jeder, den du triffst, war schon mal deine Mutter, jeder, den du triffst, war schon mal dein Vater, jeder, den du triffst, war schon mal dein Bruder und deine Schwester. Genug, genug, wann hast du endlich genug, die gleichen Menschen in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder zu treffen? Triff ihre wahre Natur, ihr wahres Selbst. Erfahre dich als das Selbst von allem.

Gut, das war ein Aspekt war. … Bei einem anderen Aspekt kam Shankara dann tatsächlich später, als seine Mutter auf dem Sterbebett lag und er unterrichtete sie nochmals in Vedanta, er führte sie in tiefe Meditation und auch sie erreichte Nirvikalpa Samadhi, bevor sie starb. Shankara ging jetzt erst Mal auf Wanderschaft, er suchte einen Lehrer. Als erstes kam er zu einem Lehrer namens Gaudapada. Gaudapada fragte ihn: Wer bist du? Woher kommst du? Wohin gehst du? Was willst du? Shankara antwortete mit einer Hymne, die später auch berühmt wurde. Er sagte: Oh großer Meister, du fragst mich, woher komme ich. Oh großer Meister, um das zu erfahren, bin ich zu dir gekommen. Dieser Körper kommt aus dem und dem Dorf an dem und dem See. Aber woher ich wirklich komme, oh großer Meister, das weiß ich nicht. Ich bin zu dir gekommen, um herauszufinden, woher ich eigentlich wirklich komme. Du fragst mich, wer ich bin. Oh Meister, ich will diese Frage erfahren. Ich will herausfinden, wer ich bin. Auf der physischen Ebene hat dieser Körper den Namen Shankara bekommen. Auf der physischen Ebene hatte ich Eltern und die heißen sowieso. Auf einer physischen Ebene stamme ich aus dieser oder jener sozialen Schicht und Familie. Aber ich weiß, ich bin nicht dieser Körper, ich bin nicht diese soziale Schicht. Ich bin weder Mann noch Frau. Ich habe die Schriften studiert und ich weiß, was ich nicht bin. Ich weiß sogar intellektuell, was die Schriften sagen, wer ich bin. Aber um ehrlich zu sein: ich weiß es nicht. Ich bin hierher gekommen, um herauszufinden: Wer bin ich? Du fragst mich, wohin ich gehe. Oh Meister, ich weiß nicht, wohin ich gehe. Sogar auf der physischen Ebene will ich einfach zu meinem Meister. Aber auf einer höheren Ebene? Wohin gehe ich wirklich? Das herauszufinden, dazu bin ich zu dir gekommen. Du fragst mich, was ich will. Oh Meister, ich kann es nicht formulieren, was ich will. Ich weiß nur, was ich nicht will. Ich weiß, dass ich nicht Vergnügen suche. Ich weiß, ich suche keine Anerkennung oder Geld. Ich habe so viel gesehen, obgleich ich so jung bin. Aber ich habe in meinem Dorf, wo ich war, erkannt, dass dort so viele Menschen sind, so viele unterschiedliche Lebensumstände und niemand ist wirklich zufrieden. Die Armen beneiden die Reichen, die Reichen beneiden die noch Reicheren, während die ganz Reichen die Adligen beneiden oder die Kshatriyas. Die wiederum beneiden den König des Landes und ich habe mir sagen lassen, der König ist todunglücklich. Ich habe Menschen gesehen, die kinderlos sind und sie beneiden die, die Kinder haben. Die, die wenige Kinder haben, beneiden die, die mittelviele Kinder haben. Die, die mittelviele Kinder haben, beneiden die, die sehr viele Kinder haben und die, die sehr viele Kinder haben, sind todunglücklich. So erzählte er noch ein bisschen weiter und sagte dann: Daher weiß ich, ich will etwas Höheres. Es heißt, Glück ist zu erfahren, wenn man seine wahre Natur erfährt. Glück ist zu erfahren, wenn man das erfährt, was wirklich ist. Oh Meister, aber ich weiß nicht, was wirklich ist. Ich weiß nicht, wer ich wirklich bin. Bitte lehre mich, das zu erfahren, dessen Erfahrung wirklich dauerhafte Zufriedenheit bringt.

Als Gaudapada das hörte, wusste er, dass das nicht einfach Worte waren. Worte können wir alle formulieren. In früheren Zeiten war ich oft, wenn Gäste angereist sind, vorne an der Rezeption. Im Westerwald habe ich sie auch oft empfangen, ein paar Worte gewechselt. Manchmal habe ich auch gefragt: Woher kommst du? Was willst du hier? Was denkst du, wohin dich das führt? Da war es zwar selten, dass jemand mir solche Antworten gegeben hat. Es gab aber auch mal irgendjemanden, der das mal so gesagt hat. Einfach nur Worte formulieren, ist einfach. Gaudapada erkannte, dass das nicht nur Worte waren. Das war tiefste Sehnsucht. Dann sagte er: Weißt du Shankara, ich bin schon alt. Ich habe einen Schüler, der heißt Govinda, Govindashaya. Geh zu ihm, er wird dich lehren können.

Teil 11 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Shankara trifft seinen Guru Govinda, erreicht Nirvikalpa Samadhi und schreibt Vedanta Werke

So ging Shankara zu Govindacharya und der nahm ihn als seinen Schüler auf und Shankara lernte von ihm. Er lernte von ihm die wahre Bedeutung der Schriften. Er lernte von ihm, seinen Intellekt zu nutzen. Er lernte von ihm auch die Kunst der vedantischen Analyse und Debatte. Er lernte von ihm Meditationstechniken. Er lernte, sich ganz auf seinen Meister einzustimmen und erfuhr so Nirvikalpa Samadhi etwa im Alter von 20 Jahren. Dann sagte Govindashaya, jetzt gehe nach Varanasi, die großartige Stadt des Lernens und dort schreibe die Kommentare zu Brahmasutra, zu Upanishaden und Bhagavad Gita. Wenn du diese vollendet hast, dann schreibe noch ein paar weitere Werke über Vedanta und mache dann Vedanta bekannt. Aber zunächst geh zu dieser Stadt der Gelehrten, diskutiere auch mit anderen Meistern und dann schreibe deine Kommentare. So verbrachte Shankara die nächsten Jahre damit, seine großartigen Kommentare zu schreiben und einige Grundwerke über Vedanta zu verfassen. Eine Woche, bevor er sein 24. Lebensjahr abgeschlossen war, kam ein alter Mann mit einem langen weißen Bart und langen weißen Haaren nach Varanasi und er hatte eine solche Ausstrahlung, es war, als würde er gar nicht die Erde berühren, während er ging, und es war so, als ob um ihn herum Licht ausstrahlte. Eine erhabene Ausstrahlung. Und so wie er die Straßen entlang ging, hörte aller Lärm auf und alle hörten auf zu tun, was sie gerade taten. Davon ging eine solche Erhabenheit aus. Er ging schnurstracks dorthin, wo Shankaracharya lebte und Shankaracharya sah diesen Mann, verneigte sich vor ihm und dieser Mann sagte ohne weitere Einleitung: Ich habe erfahren, du hast einen Kommentar geschrieben über das Brahmasutra. Ich fordere dich heraus zu zeigen, dass dein Kommentar der richtige ist. Man kann sagen, dass es in Indien üblich war, dass jeder Meister, der etwas auf sich hielt, einen Kommentar über die Upanishaden schrieb, über die Bhagavad Gita und über das Brahmasutra. Das ist bis heute eine Tradition, auch Swami Sivananda hat einen Kommentar über die Upanishaden, über die Bhagavad Gita und auch über das Brahmasutra geschrieben. Auch über mehr Schriften, aber diese gelten im Vedanta als die drei Hauptschriften und die müssen auch in jedem Zeitalter wieder neu interpretiert werden. Deshalb soll auch immer wieder ein Kommentar dazu geschrieben werden. Man kann durchaus sagen, dass die Kommentare von Swami Sivananda ähnlich sind wie die von Shankaracharya. Einfacher zu verstehen für Menschen von heute. Aber sehr nah am Shankara-Kommentar.

Dieser alte Mann forderte Shankara jedenfalls heraus und jetzt fingen sie an, jeden einzelnen Vers zu diskutieren und Shankara musste jeden Kommentar zu jedem Vers kommentieren und letztlich rechtfertigen. Das war eine solch großartige Debatte auf einem solch hohen intellektuellen Niveau, gleichzeitig verständlich und mit einer hohen spirituellen Ausstrahlung, dass immer mehr Menschen dort hin strömten und dem zuhörten. Langsam kam das Leben in der Stadt zum Erliegen. Alle wollten zuhören. Eine solche Debatte hatten sie noch nie gehört. Sie ging von morgens bis abends. Das Eigenartige war – es war ja eine Zeit, bevor es solche Mikros gab – auch die Menschen, die weiter entfernt waren, haben das irgendwie verstanden und gehört. Nach einer Woche hatte ein Schüler von Shankara plötzlich eine Vision. Er hieß Padmapada. Er hatte plötzlich die Vision, dass dieser alte Mann Vyasa selbst war, der das Brahmasutra selbst geschrieben hat. Er verneigte sich vor Shankara und Vyasa und sagte: Oh ihr großen Meister, ihr diskutiert hier über das Brahmasutra – der eine ist der Autor und eine Inkarnation von Vishnu und der andere kommentiert darüber und ist eine Inkarnation von Shiva. Wenn ihr weiter so diskutiert, wird das ganze Leben im Land zum Stillstand kommen. Shankara verneigte sich vor Vyasa, Vyasa verneigte sich vor Shankara. Vyasa sagte: Ich bin zufrieden mit deinem Kommentar, du hast recht kommentiert und du weißt auch, deinen Kommentar gut zu begründen. Ich schenke dir noch weitere acht Jahre. In diesen acht Jahren mache Vedanta zur vorherrschenden Philosophie Indiens. Reformiere die Spiritualität im ganzen Land. Reise durch alle Städte und durch alle Landstriche. Du hast jetzt diese hohen intellektuellen Kommentare geschrieben, schreibe auch leichtere Einführungen über Vedanta, damit Menschen das auch noch in der Zukunft verstehen und die höchste Wahrheit erfahren können. Systematisiere auch Puja und Bhakti und gründe einen Mönchsorden, der die höchsten Ideale von Vedanta aufrecht halten kann.

Teil 12 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Shankara geht auf Wanderschaft um Jnana Yoga und Vedanta zu verbreiten

Das tat Shankara. Er verließ Varanasi. Er reiste durch die verschiedenen Gegenden Indiens – ich hatte euch ja gestern schon einiges erzählt über das, was Shankara alles bewirkt hat als großer Reformator. Er machte alles das in acht Jahren. Mit 32 Jahren verließ er auch seinen physischen Körper. Also ein sehr kurzes Leben, ein sehr intensives Leben und eines mit sehr großem Einfluss.

Teil 13 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Viveka Chudamanani - die ersten Verse

Eines der wichtigsten Werke von ShankaraSwami Vishnu-devananda nannte es das wichtigste Werk von Shankara überhaupt – ist das Viveka Chudamani.

Viveka heißt Unterscheidungskraft. Mani heißt Edelstein.
(Ihr kennt ja Manipura Chakra, Mani ist der Edelstein, Pura heißt die Stadt dort und Manipura Chakra ist die Stadt der Edelsteine. Das heißt, Manipura Chakra steht für die Entfaltung der Talente und der Fähigkeiten, den Mut, seine Fähigkeiten auch umzusetzen und in den Dienst anderer zu stellen, auch die Kraft, Einfluss auf andere auszuüben. Das sind alles verschiedene wertvolle Edelsteine – Mani.)

Aber es ist nicht nur Viveka Mani, sondern Chudamani und Chuda ist ein ganz besonderer Edelstein. In dieser Übersetzung hier heißt er Kronjuwel. Chuda ist der wertvollste Edelstein. Die Inder in früheren Zeiten waren sehr schmuckorientiert. Das seht ihr zum Teil, wenn ihr Bilder von Krishna, Ganesha, Lakshmi anseht. Dort haben früher die Menschen ihr ganzes Geld in Gold und Edelsteine gebracht. Aber dort wird ausgedrückt: Der größte Edelstein, den es überhaupt gibt, Chudamani, das ist das Wissen, die Weisheit, die höchste Verwirklichung.

Viveka Chudamani ist im klassischen Vedanta geschätzt als der wichtigste Einleitungstext im Vedanta. Und Swami Vishnu-devananda hat öfter über ihn gesprochen, hat ihn öfter kommentiert, interessanterweise manchmal während der sogenannten Sadhana Intensivseminare, wo Menschen sehr viel Hatha Yoga geübt haben, ist er auch durch das Viveka Chudamani gegangen, damit das viele Prana, das man dort ansammelt, sich auf einer höheren Ebene des Bewusstseins ausbreitet. Damit man nicht einfach nur mehr Prana ansammelt, sondern dass man es auch nutzt, um zur höheren Erkenntnis zu kommen. Ich beginne jetzt mit Vers 1.

Ich verneige mich vor Govinda, dem Lehrer der Wahrheit, der Verkörperung höchster Glückseligkeit, der jenseits der Sinne und Gedanken durch die volle Wahrheit der Vedanta-Philosophie erfahren werden kann.

So beginnt er sehr klassisch. Ähnlich wie ja auch die Hatha Yoga Pradipika beginnt. Er ehrt seinen Meister, Govinda. Govinda ist natürlich auch eine Doppelbedeutung. Govinda ist nämlich auch Krishna. Und indem er Govinda verehrt, verehrt er sowohl Gott selbst als auch seinen persönlichen Meister Govinda. Das ist etwas Wichtiges, das ich euch auch immer wieder empfehlen möchte: Wenn ihr meditiert, wenn ihr Yoga übt, wenn ihr eine Schrift zitiert, ruft immer zu Beginn diese Bhakti-Schwingung in euch hervor. Erinnert euch wenigstens ganz kurz an Gott oder den Meister. Macht euch spirituell bewusst, warum ihr das überhaupt übt. Lasst niemals aus eurer Yogapraxis oder eurer Meditation nur etwas Mechanisches werden. Natürlich sind Asanas mechanisch ausgeführt immer noch besser als keine Asanas. Einfach nur da hocken und mechanisch das Mantra wiederholen und zwischendurch den Tag zu verplanen und über das nachzudenken, was war und was sein könnte und was andere über einen denken und was man machen könnte anstatt zu meditieren, das ist immer noch besser als nicht zu meditieren. Eine Schrift zu lesen und sich nur die Hälfte davon bewusst zu machen und zwischendurch abzuschweifen, ist immer noch besser als keine Schrift zu lesen. Das ist zumindest meine Meinung. Es gibt so viele Menschen, die sagen: Ich habe das nur halbherzig gemacht, da lasse ich es lieber ganz weg. Das ist aber die falsche Richtung! Wenn man feststellt, man macht etwas halbherzig, was sollte man dann machen? Es ganzherzig tun! Deshalb ist meine Empfehlung: Macht es eben nicht halbherzig. Aber wenn ihr es halbherzig macht, dann macht deshalb nicht Nichts, sondern ganz-herzig. Und herzig heißt Herz öffnen. Eine der einfachsten Weisen, das Herz zu öffnen, ist sich an seinen Lehrer zu erinnern, an seinen Meister, sich an Gott zu erinnern und sich auch daran zu erinnern, wie Sadguru, Govinda oder eben Swami Sivananda war: er hatte die höchste Wirklichkeit erfahren und auch wir wollen sie erfahren.

Aber Shankara geht hier auch gleich darauf ein, und das ist im Jnana Yoga auch wichtig: Im Jnana Yoga wird nicht der Meister in seiner physischen Form verehrt oder als physischer Körper oder als Persönlichkeit, sondern er ist der Lehrer der Wahrheit, er ist die Verkörperung höchster Glückseligkeit. Auch der Meister von Shankara wird seine Vorlieben gehabt haben, er wird bestimmte Gemüsesorten mehr gemocht haben als andere, er wird aufs Klo gegangen sein, er wird Krankheiten gehabt haben, er wird ein bestimmtes Temperament gehabt haben, er wird bestimmte Emotionen gehabt haben, er wird eine bestimmte Körpergestalt gehabt haben, eine Haarfarbe. Als Swami in der damaligen Zeit hat er sich vermutlich ein Mal im Monat die Haare abrasiert. Vielleicht hat er sie auch nicht abrasiert, sondern sie länger wachsen lassen. Es gibt ja keine verbindlichen Regeln für das Äußere von Swamis. Alles Mögliche ist also auch da, aber es interessiert nicht. Was ihn aber interessiert: er ist der Lehrer der Wahrheit, er ist die Verkörperung höchster Glückseligkeit. Diese höchste Glückseligkeit kann erfahren werden, indem man jenseits der Sinne geht und jenseits der Gedanken.

Teil 14 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Swami Vishnu-devananda und seine Schüler

Ich habe ja Swami Vishnu-devananda selbst gekannt und ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die dort in den Ashram gekommen sind. Verschiedene Menschen haben verschiedenes gesehen. Die einen haben gesehen: Da ist so ein Inder mit dunkler Hautfarbe, übergewichtig und haben dann gefragt, warum ist ein Yogalehrer übergewichtig? Das war ihre wichtigste Frage. Weiter als bis dahin sind sie gar nicht gekommen. Dann gab es Andere, die haben ihn gesehen als jemanden, der so ein überschäumendes Temperament hatte, dessen Freude ansteckend sein konnte, der aber auch, wenn Schüler nachlässig waren, auch mal schimpfen konnte. Diese Menschen haben dann nur dieses gesehen und fanden das entweder gut oder dachten, wie kann es sein, dass ein Meister auch mal lauter wird. Andere wiederum haben gesehen, dass von Swami Vishnu-devananda ein unglaubliches Prana ausgeht, wenn man in seiner Nähe ist, wenn man sich auf ihn eingestimmt hatte, man brauchte einfach nur vor ihm zu sein. Wenn man dann vor ihm saß – es gibt jetzt keine Prana-Einheit – aber nehmen wir mal an, der Prana-Level, den man subjektiv empfinden kann, ist zwischen null und hundert und man hatte vorher einen Prana-Level von fünf, also ziemlich ausgelaugt. Dann brauchte man sich bloß vor ihn hinzusetzen und ihn anzuschauen und sich zu öffnen, dann war der Prana-Level innerhalb von einer halben Stunde auf 50-60 gestiegen. Es bedurfte aber eines Einstimmens darauf. Aber es funktionierte auch anders. Ich habe es so oft erlebt, wenn er mit dem Taxi irgendwo hingefahren wurde und der Taxifahrer am Anfang grummelnd und schlechter Laune war, hat Swami Vishnu-devananda ein paar Worte mit ihm gesprochen, manchmal auch nicht, aber es war interessant: wenn sie Swami Vishnu-devananda aus dem Taxi rausgelassen haben, hat ihr Gesicht gestrahlt und sie waren irgendwie glücklich. Sogar auch, wenn er gar kein Wort gesprochen hat, hat seine Energie ausgestrahlt. So gab es Menschen, die das Prana von Swami Vishnu-devananda gesehen haben. Er war einfach ein Kraftwerk, dem die Energie nie ausgeht. Ich habe bis heute keinen Menschen getroffen, der annähernd eine solche Energieausstrahlung hatte wie Swami Vishnu-devananda und ich kenne durchaus eine Reihe von großen Yogameistern. Natürlich ist das subjektiv geprägt. Ich hatte mich ja besonders auf Swami Vishnu-devananda eingestimmt. Vermutlich wird es andere Schüler geben, die das genauso von ihrem Meister behaupten. Aber ich behaupte trotzdem, Swami Vishnu-devananda war dieses unglaubliche Pranahaus, das er ausgestrahlt hat und ich möchte sogar sagen, er strahlt es bis heute aus. Wenn man mal wenig Energie hat, braucht man bloß das Foto von Swami Vishnu-devananda anzuschauen. Man kann darum bitten, dass Energie in einen einströmt, dann strömt die Energie auch.

Swami Vishnu war aber auch eine Manifestation von Bhakti und von Hingabe. Aber am wichtigsten war, dass Swami Vishnu-devananda auch Lehrer der Weisheit war. Verkörperung von Glückseligkeit. Auch das konnte man letztendlich sehen, so viel das andere da war, natürlich dass er dieses Temperament hatte. Aber das sind alles Upadis, Hüllen. Diese Hüllen waren letztlich Lehrer der Weisheit. Swami Vishnu-devananda hat an nichts von dem gehaftet. Erstaunlicherweise hat er mit seinen verschiedenen Upadis, wozu auch die Persönlichkeit, das Temperament mit dazu gehören, gespielt. Das war der Ausdruck davon, das war das Gefäß. Im Tiefsten war er Lehrer der Weisheit, Verkörperung höchster Glückseligkeit. Das kann man erfahren, wenn man jenseits der Gedanken, jenseits der Sinne, jenseits der Persönlichkeit durchgeht.

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Viveka Chudamani - 2. Vers dieses Jnana Yoga Vedanta Textes

Der zweite Vers ist einer der bekannten Verse, der letztlich auch ein Kommentar ist zu einer Manu Smriti. Sri Kartikeyan hat, als er hier regelmäßig war, keine Vortragsreihe ausgelassen, ohne darüber zu sprechen. Er sagte, es gibt drei wertvolle Dinge in dieser Welt: manushyatam mumukshutyam mahapurusha samshreya. Das Werk heißt ja Viveka Chudamani und Chudamani heißt Kleinod. Und jetzt sagt er eben gleich: Was sind die drei wertvollsten Dinge in diesem Universum?

Manushyatam: man kann es übersetzen als menschenwürdiges Dasein.
Mumukshutyam: der Wunsch nach Befreiung
Mahapurusha samshreya: die liebevolle Fürsorge durch ein Maha Purusha, in diesem Kontext heißt es, durch eine großartige Seele, also die liebevolle Fürsorge von jemandem, der einen auf dem spirituellen Weg begleitet. Was das genau bedeutet, darüber schreibt er in den nächsten Versen.

Teil 16 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Viveka Chudamani Vers 2 - Fortsetzung: Was heißt es Mensch zu sein?

Ich hatte heute Morgen begonnen, über den 2. Vers auch zu sprechen. Der 2. Vers ist einer der bekanntesten, häufig rezitierten. Auch als Swami Yoga SwarupAnanda da war, hat er ihn mal rezitiert. Als Swami MuktAnanda da war, hat er ihn rezitiert. Es ist so wie die Grundlage.
Drei Dinge sind schwer zu erreichen. Manushyatam, Mumukshutvam, Mahapurusha Samshrayaha. Manushyatam heißt, eine menschliche Geburt. Es heißt auch, ein menschenwürdiges Dasein. Und es gibt dort ganz unterschiedliche Interpretationen von diesem Vers. Swami Vishnu-devananda hat es insbesondere als menschenwürdiges Dasein bezeichnet. Man kann auch sagen, es ist erstmal etwas Gutes, überhaupt als Mensch geboren zu werden. Da ist die Frage, „Warum, ein Hund hat es doch auch ganz gut?“ Manchmal denke ich so, ich habe ja auch einen Hund, bzw. meine Frau hat einen Hund, damit habe ich auch einen Hund und der ist eigentlich recht zufrieden. Vermutlich ist der zufriedener als der Durchschnittsmensch. Der schläft seine 16 Stunden am Tag, dann kriegt er was zu fressen, braucht sich dort nicht zu kümmern. Wenn er will, holt er sich seine Streicheleinheiten ab, wenn nicht, verzieht er sich irgendwo. Und dann kommt er mehrmals am Tag raus und irgendwo, warum soll es ein Mensch besser haben als so ein Hund? Natürlich kann man sagen, er hat auch keine einfache Kindheit gehabt, war aus dem Tierheim und als wir ihn gekriegt haben, hat er einige Verhaltensauffälligkeiten gehabt, die darauf geschlossen haben, in welche schwierige Mensch-Hund-Probleme er vermutlich hineingekommen ist. Aber ein Hund scheint das leichter zu verkraften und zu verarbeiten als ein Mensch. Also, warum soll es gut sein, Mensch zu sein? Oder als Ameise, ist vielleicht noch besser. Und da ist natürlich die große Aussage, der Mensch kann nach dem Höchsten streben, der Mensch hat Viveka, mindestens die Fähigkeit dazu, was eine Fähigkeit von Buddhi ist, der Unterscheidungskraft. Der Mensch kann sich fragen, „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?“ Das kann ein Tier nicht, nehmen wir mindestens an. Und ein Tier hat nicht diese Fähigkeit zur Selbstreflexion. Natürlich, die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist ja auch eine wunderbare Weise, sich unglücklich zu machen. Viele Menschen denken ständig, „Was denkt er über mich? Was denkt sie über mich? Was kann passieren, wenn…? Was wird noch alles geschehen?“ Das ist ja auch eine besondere Fähigkeit des Menschen, die auch sein Überleben irgendwo gefördert hat. Und so in der modernen Psychologie geht man sehr viel von Evolutionspsychologie aus, auch als Paläontopsychologie bezeichnet. Also, man nimmt an, vieles, was der Mensch heute macht, hat die Begründung in der Steinzeit. Und z.B. angenommen, es gab in der Steinzeit so ein paar Menschen, die haben gedacht, „Ah, die Natur ist schön. Die Gänseblümchen sind schön. Lass mich dort irgendwo auf der Wiese diese Schönheit genießen.“, dann kam der Säbelzahntiger und hat ihn gefressen. Und dann gab es jemand anderes in der Höhle, der hat überlegt, „Wer weiß, was da passiert? Ich bleibe besser mal da und warte ab und dann gucke ich mal, was diesem glücklichen Menschen passiert und wenn der Säbelzahntiger vollgefressen ist, dann gehe ich raus.“ Also, immer das Schlimmste anzunehmen, war vielleicht irgendwann mal eine gute Überlebensstrategie. Also, wenn ihr euch irgendwann mal entdeckt, ich weiß nicht, ob irgendjemand von euch dazu neigt, wie ihr irgendwo mal negative Dinge erwartet und feststellt, ihr habt dort eine negativere Zukunftserwartung als objektiv gerechtfertigt wäre, dann wisst ihr, das war mal früher eine geeignete Überlebensstrategie. Die Deutschen sind da ja ganz besondere Genies drin. Bei der Wirtschaftskrise, was haben alle erwartet? Es geht alles kaputt. Die ganze Wirtschaft bricht zusammen. 1929 kommt wieder. Und wer weiß, alles geht kaputt. Oder es gibt ein bisschen Erwärmung und dann Klimakatastrophe. Nach dem Mayakalender geht 2012 ein Zyklus zu Ende, was passiert logischerweise? Die Welt geht unter, ganz klar in drei Jahren. Wir brauchen also nur noch drei Jahre zu denken. Das ist übrigens dann schon lange. Irgendwann für das Jahrtausend gab es Endzeitprophezeiungen. Die Italiener, Franzosen und Spanier haben sich da nicht so sehr darum gekümmert, aber die deutsche Kirche ist reich geworden, die katholische. Alle Möglichen haben große Schenkungen an die Klöster gemacht, in der Hoffnung, sich so freizukaufen für die Sünden. Oder wisst ihr, welche Nation die meisten Ablässe gekauft hat? Das waren die Deutschen. Ein Italiener wäre nie auf die Idee gekommen. Die Deutschen haben alle angenommen, sie kommen alle in die Hölle und ihre Vorfahren sowieso, also muss man die freikaufen. Die Italiener haben das anders gesehen, „Wir sind hier öfters in den Gottesdienst gegangen und haben zu Jesus gebetet, er wird uns schon in den Himmel bringen.“ Nur die Deutschen haben alle panische Angst gehabt, dass sie jederzeit in die Hölle kommen könnten. Eine Fähigkeit unseres Intellektes ist, die Zukunft in negativen Tönen auszumalen und das Schlimmste immer zu erwarten. Positiv ausgedrückt hilft es einem ja auch, irgendwie aktiv zu werden, wenn man das auf geschickte Weisen macht. Aber manchmal wird man dann in dem, was man aktiv macht, reagiert man über und schafft dann überhaupt die Probleme. So hat der Mensch diese Fähigkeit, er kann sie nutzen zum Überleben, er kann sie nutzen, um sich Sorgen und unglücklich zu machen, er kann sie aber auch nutzen, um zu fragen, „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?“ Und es heißt, unter den verkörperten Wesen kann nur der Mensch die Selbstverwirklichung erreichen. Deshalb ist, in einem menschlichen Körper zu sein, etwas Großartiges. Das klingt jetzt erstmal komisch, denn was haben wir gemacht, um in diesen Körper zu kommen? Vom heutigen Standpunkt aus erstmal nichts. Es ist wie ein Geschenk gekommen. Nur, die alten Inder haben ja noch eine andere Theorie. Es fing nicht in diesem Leben an, sondern so viele Leben schon und wir sind durch 8.400.000 Tierinkarnationen durchgegangen, bevor wir erstmals zum Mensch werden. Es heißt, durch jede Tierart, die es gab, sind wir schon mal durchgegangen. Das muss man nicht unbedingt wörtlich nehmen. Ich finde es nur interessant, dass die heutigen Biologen so annehmen, es gibt zwischen 5.000.000 und 20.000.000 Tierarten und die Inder sind von 8.400.000 ausgegangen. Aristoteles hat übrigens nur von ein paar Hundert gesprochen, zur Zeit, als die Inder von 8.400.000 gesprochen haben. Also schon durchaus eine Weite, die in der Kategorie gar nicht mal so falsch zu liegen scheint. Und dann, das schockiert westliche Menschen auch, aber im indischen Verständnis ist es auch möglich, dass wir im nächsten Leben nicht als Mensch geboren werden. Wir können im nächsten Leben auch als Tier geboren werden. Die meisten Westler hören das nicht gerne, weil für einen Westler ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier kulturhistorisch ein riesengroßer. Z.B. für die Kirche - nach offizieller Theologie - haben Tiere keine Seele. Übrigens im 16. Jahrhundert hatten auch Schwarze und Indianer keine Seele, deshalb konnte man die ja auch so versklaven und misshandeln und das waren zum Teil sehr fromme Menschen, die haben überhaupt keine Hemmungen dort gehabt, denn die hatten keine Seele. Irgendwann haben sie gedacht, wenn man sie bekehrt, vielleicht kriegen sie dann mit der Taufe eine Seele. Gut, aber inzwischen, irgendwann sind auch die Christen dazu gekommen, dass sie sich auf ihr Evangelium besonnen haben und dass es für Jesus keinen Unterschied machte, welche Nation jemand war. Und gerade einige der Gleichnisse mit Samaritern und Zöllnern zeigt ja eben, dass er gesagt hat, er ging jenseits dieser Grenzen. Aber historisch, dann blieb es immer noch lange Zeit und ich glaube sogar bis heute, Tiere haben keine Seele. Deshalb kann man auch, ohne irgendeinen Gewissensbissen, Tierversuche machen und Fleisch essen, also Tiere umbringen, damit man essen kann, obgleich es nicht notwendig ist, in unseren Breiten könnte man genauso gut vegetarisch leben. Und dann auch Descartes. Descartes hat gesagt, ein Tier empfindet noch nicht mal Schmerzen. Wenn ein Hund jault, dann ist das nur wie das Kreischen von einem Uhrwerk. Tier hat kein Bewusstsein. Also von beiden Seiten her denken wir, Mensch ist was grundlegend anderes. Das wiederum haben die Inder nicht gesagt. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist, dass der Mensch eine stärker entwickelte Buddhi und Ahamkara hat und die Übergänge sind fließend, deshalb ist es auch denkbar, dass man sich auch mal ins Tierreich wieder zurück inkarnieren kann. Und mindestens die Konsequenz daraus könnte sein, dass man liebevoller mit den Tieren umgeht. Und die moderne Evolutionsbiologie unterstützt diesen Standpunkt, dass es keinen so grundlegenden Unterschied gibt. Die intelligentesten Affen und sogar die intelligentesten Hunde sind intelligenter als die dümmsten Menschen. Die können sogar ein Selbstbewusstsein haben. Es gibt Gorillas und Schimpansen, die die Blindensprache können und die haben sogar Humor, die können sogar Witze machen, die können sich über etwas amüsieren, die können über etwas schimpfen, die können freundlich sein, die können auch betrügen, die können lügen, die können Allianzen erzeugen usw. Also, die Unterschiede sind eher graduell und nicht grundsätzlich. Trotzdem ist es etwas Wertvolles, im Menschen geboren zu werden, der kann nämlich dann nach der Verwirklichung streben. Ob vielleicht manche Delphine, Gorillas und Schimpansen das auch können, weiß ich nicht. Im alten Indien gab es keine Schimpansen, Gorillas und auch keine Delphine, die sind in anderen Teilen der Welt. Aber noch wichtiger als menschliche Geburt, hat Swami Vishnu-devananda gehalten, auch menschenwürdige Geburt. Und menschenwürdig heißt, wir haben was zu essen, wir haben was zu trinken, wir haben ein Dach über dem Kopf und wir müssen nicht mit einer großen Wahrscheinlichkeit befürchten, dass morgen eine Bombe auf unser Haus fällt oder dass alles kaputtgeht oder dass wir in einem halben Jahr nichts mehr zu essen haben. Ich weiß, Menschen befürchten das auch in unseren Breiten und es kann ja auch passieren, dass heute noch ein Flugzeug hier in die Sivananda-Halle hineinfällt und wir alle tot sind. Auch Erdbeben sind denkbar. Vor gar nicht mal so vielen Jahrtausenden gab es ja in der Eifel Vulkanausbrüche und dann, wenn dort die Vulkane ausgebrochen sind, dann ist der Ascheregen hier runter gegangen. Also, könnte auch morgen passieren, ist aber unwahrscheinlich. Nicht alle Menschen auf dieser Welt haben ein menschenwürdiges Dasein. Es gibt sogar viele hundert Millionen Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder satt kriegen sollen heute und morgen. Wir wissen, es gibt viele Regionen, wo Menschen nicht wissen, ob heute Abend marodierende Banden kommen und alle im Dort umbringen werden. Das ist kein menschenwürdiges Dasein. Und es ist etwas sehr Wertvolles, dass wir das haben. Umso wichtiger natürlich, dass man auch Mitgefühl hat gegenüber denen, die es nicht haben und dass man, wenn man irgendwo Geld hat, etwas dafür gibt, dass andere vielleicht auch irgendwo ein menschenwürdiges Dasein haben und es gibt manche, die dann ja ihre Lebensmission darin finden, dort Unterstützungen zu geben. Ein anderer Aspekt ist aber auch, wenn wir jetzt schon dieses menschenwürdige Dasein haben, dann sollten wir es auch wirklich zum Guten benutzen. Swami Vishnu-devananda hat so gesagt, auf dem spirituellen Weg ist es wichtig, geduldig zu sein, aber noch wichtiger ist es, ungeduldig zu sein. Zum einen, Fortschritt geschieht nicht von heute auf morgen und wir werden auch nicht von heute auf morgen die Selbstverwirklichung erreichen. Und ich nehme an, dessen sind die meisten von euch sich sehr bewusst. Wer von euch ist schon länger als fünf Jahre auf dem spirituellen Weg? In einem solchen Seminar sind doch viele, die schon länger dabei sind. Man kann ja so verschiedene Stadien der spirituellen Entwicklung sehen. Am Anfang ist für viele erstmal Widerstände und Überlegungen und Zweifel und dann irgendwann gibt es das, was man als spirituelle Flitterwochen bezeichnet. Man hat jetzt den Sinn des Lebens gefunden und ist so begeistert und spürt diese Wonne und diese Freude und die Verbundenheit und denkt, „Ja, jetzt muss es nur noch so ein bisschen weitergehen, dann sind alle Probleme verschwunden.“ und dann rutscht man vielleicht irgendwann in ein Loch und irgendwann stellt man fest, manchmal sogar ohne die spirituellen Flitterwochen, es schien nur irgendwo verlockend, dort hin zu gehen, dann stellt man fest, so schnell klappt es nicht und dann irgendwann werden dann viele Menschen träge und sagen, „Ja, Verwirklichung ist ja ganz nett, aber ich sorge dafür, dass ich einigermaßen gesund lebe, einigermaßen freundlich mit mir und meinen Mitmenschen umgehe und lerne, ein bisschen gut Yoga zu unterrichten. Aber Verwirklichung und Einheit, vielleicht in zehn Leben oder so.“ Also, es gibt viele Menschen, die so in ihrem spirituellen Streben nachlassen. Und dann natürlich sich neue Interessen finden. Dann muss doch ein neues Haus her, dann lernt man eine neue Heiltechnik, die man kennen lernen will oder man ist plötzlich fasziniert, mit allen Problemen seiner Kindheit und sich damit beschäftigen. Oder man findet noch verschiedenste andere Beschäftigungen und die haben ja auch alle ihren Sinn und die mögen alle gut sein, nur die wichtigste Beschäftigung versinkt dann oft. Und die wichtigste Beschäftigung ist Gott, Streben nach dem Höchsten, Streben nach der Verwirklichung.
Als nächstes dort kommt Mumukshutva. Und Swami Vishnu-devananda war jetzt keiner, der uns Angst gemacht hat. Im Gegenteil, er hat mehr probiert, uns mit positiven Dingen dort zu inspirieren. Aber er hat auch gesagt im engeren Kreis, „Ihr habt keine Garantie, dass ihr im nächsten Leben wieder Manushyatam habt.“ Wir denken alle, im nächsten Leben würden wir wieder in der westlichen Zivilisation inkarnieren und irgendwo wird die Erde o.k. sein. Wissen wir nicht. Wir können genauso gut in einem Kriegsgebiet inkarnieren. Wir können genauso gut in einer Zeit der Klimakatastrophe inkarnieren. Und wir brauchen auch gar nicht so lange warten. Auch wenn ich jetzt mir selbst regelmäßig widerspreche, kann auch in zehn Jahren tatsächlich die Klimakatastrophe sein. Es kann auch im einzelnen Menschen sein, dass er morgen Krebsdiagnose bekommt. Zwar senkt die Praxis von Yoga und vegetarischem Leben tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für viele Krankheiten, aber wie ich sage, es senkt die Wahrscheinlichkeit. Das heißt, gerade vor ein paar Wochen habe ich von drei oder vier Frauen, die Yogalehrerinnen sind, gehört, die Brustkrebs diagnostiziert bekommen haben. Oder auch letzte oder vorletzte Woche was jemand, die sogar in einem Zentrum unterrichtet hat und die ist an Krebs gestorben. Also, das Leben kann schnell zu Ende sein. Oder ein Unfall und dann querschnittsgelähmt oder auch bewusstseinsgetrübt, all das ist möglich. Daher, solange wir Manushyatam haben, dann sollten wir…

17. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Mumukshutwam - Ein Juwel für den Yoga Aspiranten

So weit sind wir noch gar nicht. Ich bin immer noch bei Manushyatam und eigentlich bin ich schon über Manushyatam zu Mumukshutvam. Mumukshutvam, der intensive Wunsch nach Befreiung. Den zu haben, gilt auch wieder als etwas sehr Wertvolles. Also, intensiver Wunsch nach Befreiung. Die Mehrheit der Menschen hat das nämlich nicht. Wenn ihr beispielsweise mal mit eurer Familie sprecht oder Großvater oder Väter, Mütter, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, „Wie wichtig wäre es dir, Gott zu erfahren? Wie wichtig wäre es, dein wahres Selbst zu erfahren? Wie wichtig wäre es dir, dein reines Bewusstsein jenseits von Körper und Persönlichkeit zu erfahren?“ Was erntet ihr dann? Im besten Falle ein müdes Lächeln, im anderen Fall werdet ihr angeschaut wie jemand von einem anderen Planeten und im nächsten Fall in eine bestimmte Ecke gesteckt. Mumukshutvam gilt aber als etwas Wertvolles. Und weil Mumukshutvam etwas Wertvolles ist, kann man auch überlegen, „Wie bin ich zu Mumukshutva gekommen?“ Das hilft einem manchmal, mit seinem Leben irgendwo besser ins Reine zu kommen. Denn manche Menschen kommen über Krankheit zu Mumukshutva. Manche kommen über einen Unfall zu Mumukshutva. Manche Menschen haben als Kind ganz schlimme Sachen erlebt. Man hatte eine Kindheit, die man nicht als Manushyatam bezeichnen kann. Also, es gibt Missbrauch und vieles andere, wo dieses Manushyatam in keinster Weise erfüllt ist. Und manche Menschen hat es dazu gebracht, dass sie nicht ein normales Leben geführt haben und sich immer wieder gefragt haben und alles Mögliche in Frage gestellt haben und auf diese Weise ist Mumukshutva erwacht. Und da Mumukshutva als etwas sehr Wertvolles gilt, kann man manchmal auch sagen, „Ja, ich bin dankbar für all die, die so bösartig zu mir waren. Sie haben mich dazu gebracht, dass ich eine der wertvollsten Dinge, eine der drei Schätze habe, nämlich Mumukshutvam, den Wunsch nach Befreiung.“ Man kann auch etwas tun. Man kann etwas tun für Manushyatam und man kann etwas tun für Mumukshutvam. Für Manushyatam kann man grundsätzlich etwas tun. Zum einen, man kann auch so ein bisschen für die Zukunft vorsorgen. Aber zum anderen können wir auch etwas tun für positives Karma, indem wir uns um andere kümmern, anderen Gutes tun. Wenn man gesegnet ist mit bestimmten Mitteln, ob das finanzielle oder andere sind, teilt man die mit anderen oder man bringt einen Teil seiner Arbeitszeit seine Talente und Fähigkeiten zum Wohl anderer und dann heißt es, das hilft auch, dass wir längere Zeit selbst in Manushyatam sind. Ich sage das so ein bisschen mit halbem Herzen, denn eigentlich sollte man anderen Gutes tun, nicht deshalb, damit man nachher auch künftig, vielleicht im nächsten Leben, ein schönes Leben hat, sondern eigentlich sollte man anderen helfen, um anderen zu helfen, ohne irgendwas dafür haben zu wollen, einfach aus Nächstenliebe. Vom Jnana-Yoga-Standpunkt sowieso. Wir sind alle eins, wir sind alle das gleiche Selbst und eine der effektivsten Weisen, diese Einheit zu spüren, ist, für andere etwas Gutes zu tun. Und letztlich, es sollte auch kommen einfach von selbst, von Liebe aus. Aber auf einer anderen Ebene, ganz so erheblich ist es auch nicht, aus welchem Grund man etwas Gutes tut, es ist wichtig, dass etwas Gutes getan wird. Manchmal hören Menschen auf, etwas Gutes zu tun, weil sie denken, ich bilde mir was darauf ein, dass ich was Gutes tue, deshalb mache ich lieber gar nichts Gutes. Und dann, um ihr eigenes Ego nicht zu füttern, lassen sie andere Menschen kaputtgehen. Auch eine Logik, aber keine sehr mitfühlende Logik. Aber noch wichtiger, für Mumukshutva können wir etwas tun und um Mumukshutva zu entwickeln, kann man eben zum einen nachdenken, „Wie wäre es, verwirklicht zu sein?“ Wir können die Biographien großer Meister lesen. Heutzutage brauchen wir auch nicht nur zu lesen, wir können uns auch Filme anschauen. Es gibt auf DVDs verschiedenste Videos über die großen Meister. Es geht sogar noch kostenlos. Im Internet gucken, inzwischen gibt es so viele Videoportale, wo man inspirierende Videos haben kann. Schriften lesen, die von dem Höchsten sprechen. Ein Aspekt. Ein zweiter Aspekt ist, auch zu schauen, was in dieser Welt nicht so positiv ist. Da wird Sharkaracharya noch mal an einer anderen Stelle darüber sprechen, denn er spricht jetzt hier über Mumukshutvam als Teil dieser drei Schätze. An einer anderen Stelle spricht er über Mumukshutva als Teil von Sadhana Chatustaya.

18. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Der Yoga Guru - wertvoller Schatz

Und das letzte der 3 wertvollen Schätze ist Mahapurusha Samshrayaha. Samshrayaha ist die liebevolle Fürsorge und Mahapurusha, von einer großen Seele. Also letztlich einen spirituellen Meister, eine spirituelle Meisterin zu haben, ist der dritte der drei großen Schätze. Meister gibt es in verschiedenster Form. Es gibt eben die Meister, die nicht mehr im physischen Körper sind, wie Swami Sivananda, Swami Vishnu-devanandadevAnanda, Sharkaracharya. Zu ihnen kann man eine intensive Beziehung aufbauen und fühlt sich von ihnen geleitet. Swami Sivananda habe ich persönlich nie gesehen. Er hat seinen Körper verlassen im gleichen Jahr, wo ich diesen Körper hier angenommen habe. Aber meine Beziehung zu Swami Sivananda ist sehr, sehr eng. Und ich fühle mich wirklich von ihm ständig geführt und gehe davon aus, dass alle Herausforderungen, die kommen, irgendwo auch Aufgaben von ihm sind und dass ich daran wachse. Und das ist vielleicht das Wertvollste, was ich mir vorstellen kann, diese Erfahrung zu haben. Ich hatte natürlich noch den großen Vorteil, mit einem Meister zusammen sein zu können, der auch im physischen Körper war, der Swami Vishnu-devanandadevAnanda. Bei ihm war ich ja auch einige Jahre. Ich sage immer, ich war zwölf Jahre bei ihm, aber nicht zwölf Jahre physisch bei ihm, sondern zwölf Jahre in seinen Zentren, wo er ja auch sehr gegenwärtig war. Ich habe ihn jedes Jahr zwei- oder dreimal gesehen und war ja auch eine ganze Weile sein persönlicher Assistent. Auch etwas sehr, sehr Wertvolles. Aber hier ist es auch oft so, viele, die bei einem Meister leben, die schätzen ihn gar nicht so. Die suchen dann immer noch bessere Meister woanders. Ich hatte das große Glück, dass ich der Überzeugung war, Swami Vishnu-devananda ist ein großer Meister und führt mich.
Ich lese jetzt einfach noch mal diesen Vers. Eigentlich ist es eine ganze Strophe.
„Für die einzelnen Seelen ist eine menschliche Geburt schwer zu erlangen. Noch schwerer zu erreichen ist eine mannhafte Natur.“ Was auch immer das sein mag. „Schwieriger noch ist die Gabe der Weisheit. Noch schwieriger die Berufung für den Weg der vedischen Gesetze. Höher als dies ist das Verstehen dieser Gesetze. Unerreichbar ohne gute Werke in hunderten von Millionen Geburten ist die Fähigkeit, zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst zu unterscheiden, richtige Erkenntnis, das Verweilen im Wesen der absoluten Wirklichkeit und endgültige Erlösung.“
Das ist eine recht freie Übersetzung. In dem dritten Vers fasst er das noch mal zusammen. Es ist nicht so frei. Sein dritter Vers ist das, was ich eigentlich kommentiert habe.
Im dritten Vers sagt er:
„Eine Geburt als Mensch, Manushyatam, Sehnsucht nach Befreiung, Mumukshutvam und Zuflucht zu einer großen Seele, Mahapurusha Samshrayaha, diese drei Dinge sind schwer und nur durch die Gnade Gottes zu erlangen.“
Also, das sind die drei Wertvollsten. Im Vers vorher hat er noch sehr viel mehr genannt. Also, es ist schon mal schwierig, eine menschliche Geburt zu erlangen. Dann sagt er, „eine mannhafte Natur“. Da nehmen wir mal an, jemand, der mutig ist, der auch bereit ist, was in die Hand zu nehmen, etwas zu tun. So viele Menschen sind das Gegenteil. „Schwieriger ist die Gabe der Weisheit. Noch schwieriger die Berufung für den Weg der vedischen Gesetze. Höher als dies ist das Verstehen der Gesetze. Und unerreichbar ohne gute Werke, in hunderten von Millionen Geburten, ist die Fähigkeit, zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst zu unterscheiden, richtige Erkenntnis und das Verweilen im Wesen der absoluten Wirklichkeit und die endgültige Erlösung.“ Da bringt er das in Perspektive. Die meisten Menschen denken, wertvoll ist es, viel Geld zu haben, ein schönes Haus, ein dickes Auto, ein gutes i-Phone, das ist irgendein vornehmes Handy, eine schöne Frau, schönen Mann, gute Kinder. Was braucht es eigentlich noch? Ich glaube, guter Fernseher noch, schöne Kleidung, den richtigen Schönheitschirurgen. Was kann man sich noch einfallen lassen? Er sieht es anders. Das, was er beschreibt, sind die wertvollen Dinge.

19. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Viveka Chudamani Vers 4 - Verpasse keine wertvolle Chance und praktiziere Yoga Vedanta

„Wem die schwer erhältliche menschliche Geburt irgendwie zuteil geworden ist und dazu noch eine mannhafte Natur, wer den tiefen Sinn der heiligen Schriften kennt, verblendeten Geistes aber nicht nach Erlösung seiner Seele strebt, der tötet letztlich seine Seele, der richtet sich zugrunde, er hält am Unwirklichen fest.“
Im Kommentar heißt es, jetzt nimmt Shankaracharya den Vorschlaghammer zur Hand. Irgendwo will er uns ein bisschen durchrütteln. Er will die Dinge in die richtige Perspektive setzen. Jetzt haben wir menschliche Geburt und ihr habt auch alle, was hier übersetzt wird als mannhafte Natur, also eine mutige Natur. Ihr seid auch fähig, etwas in die Hand zu nehmen und etwas zu bewegen. Ihr seid nicht einfach nur deprimierte, ängstliche Menschen. Ihr habt schon mal was von den Schriften gehört. Ihr habt alle eine Yogalehrerausbildung gemacht und wenn ihr jetzt nicht nach der Erlösung strebt, dann richtet ihr eigentlich das Tiefste, was in euch ist, zugrunde und haltet euch fest an dem Unwirklichen.
„Wer aber ist so töricht, dass er das eigene Interesse missachtet, nachdem er den schwer erlangbaren menschlichen Körper erhalten hat.“
Das eigene Interesse ist eigentlich welches Interesse? Selbstverwirklichung. Wenn wir das schon haben, einen menschlichen Körper, außerdem die Natur, die nach dem Höchsten strebt oder streben könnte und auch die Fähigkeit dazu, weil man irgendwo Kraft dazu hat, wäre doch töricht, jetzt nicht danach zu streben und es wäre töricht, sich immer wieder ablenken zu lassen. So viele Dinge macht man, um sich abzulenken. Und ich erlebe das so häufig unter spirituellen Aspiranten. Manchmal ist das auch so ein kleines Problem sogar hier im Haus. Wir bieten diese vielen Seminare an. Eigentlich sind sie so gedacht, dass zum einen Menschen aus allen verschiedenen Interessenlagen hierher kommen. Zum anderen, dass Menschen ein breites Arsenal bekommen, um anderen zu helfen. Auch, dass Menschen in verschiedenen Interessenlagen dorthin kommen. Dann erlebe ich es oft, Menschen haben eine Aspiration, haben ein spirituelles Interesse und dann plötzlich sind sie nur noch interessiert, wie man Pranaheilung macht und wie man Magen-Darm-Krankheiten heilt und wie man mit psychischen Beschwerden umgeht usw. Und vergessen, worum geht es? Verwirklichung. Oder dann stellt man plötzlich fest, da gibt es noch eine andere Energietechnik und eine andere Meditationstechnik, dann gibt es noch diese Sache und jene Sache und natürlich gibt es auch außerhalb von Yoga Vidya noch weitere spirituelle Schlaraffenländer, wo man alles so findet. Und wenn man das alles in Perspektive sieht, ist es ja gut. Man kann von verschiedener Warte aus immer wieder nach dem Höchsten streben. Und es ist gut, Verschiedenes zu kennen, um anderen helfen und dienen zu können, deshalb bieten wir es ja auch an. Ich will ja jetzt nicht über unser Programm schimpfen, das ich ja letztlich zu verantworten habe. Ich könnte ja sagen, das wird nicht mehr gemacht. Wir machen nur noch Anfängerkurs, Mittelkurs, Fortgeschrittenenkurs, Yogalehrerausbildung und ab da nur noch Streben nach dem Höchsten. Alle anderen Kurse, Seminare, Ausbildungen sind Ablenkungen, werden abgesetzt, dann wäre wir vielleicht kleiner, aber dafür feiner. Aber so ist es ja nicht. Die haben ja alle ihren Sinn und es ist gut, auf viele Weisen Menschen helfen zu können und Yoga in verschiedensten Kontexten unterrichten zu können. Wir müssen nur aufpassen, dass es uns nicht ablenkt von dem, worum es wirklich geht.

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Erkenntnis führt zur Befreiung - die Essenz des Jnana Yoga

„Man sollte die heiligen Schriften rezitieren, den Göttern opfern, Rituale feiern, den Gottheiten huldigen. Doch ohne Erkenntnis der Einheit von Seele und absoluter Wirklichkeit, gibt es auch in Hunderten von Zeitaltern keine Erlösung.“
Hier sagt er also, das sind jetzt so die im alten Indien üblichen Dinge für jemanden, der irgendwo ein spiritueller Mensch war. Also, man rezitiert die heiligen Schriften. Man macht Opferrituale. Hier gibt es am Ende die Verse auf Sanskrit. Leider am Ende, so kann ich nicht immer ständig direkt gucken, was da eigentlich steht. Also Yajnas, also Feuerzeremonien kann man machen. Dann Kurvani Karmani und Bhajantudevata. Kurvani Karmani hat zwei verschiedene Bedeutungen. Man kann sagen, es ist Rituale feiern, aber es heißt auch Karmani, das kann man auch interpretieren, anderen zu helfen, Karma Yoga machen. Und dann schließlich auch noch Pujas ausführen, sich vor Gott verneigen. Also man kann auch sagen, rituelle Handlungen machen, religiöse Handlungen machen, anderen helfen und dienen, das ist alles gut, sagt er hier. Nur wir sollten uns nicht darauf allein beschränken, denn ohne Erkenntnis der Wahrheit kommt keine Erlösung.
Dann gibt es einen weiteren Vers:
„Es gibt keine Hoffnung auf Unsterblichkeit mit Hilfe von Macht und Ruhm, verkündet die heilige Schrift.“
Es gibt dort auch einen Vers aus einer Upanishade, die manche von euch im Kontext der Geschichte von Chudula und Shikidwaja gehört haben, die oft am Ende von Pujas rezitiert wird. „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Das heißt, „Nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendwelche Praktiken, nicht durch irgendwelche Rituale und auch nicht durch das Rezitieren von Schriften wird die Verwirklichung erreicht.“ Das wird klassischerweise rezitiert am Ende von einer Puja, am Ende der Rezitation von Schriften, die in der Puja drin sind. Dort erinnert man sich, nicht das Ritual selbst gibt die Erlösung. Noch nicht mal die Kraft der Mantras an sich gibt die Erlösung. All das ist etwas, was natürlich reinigend ist, all das ist etwas, was das Herz öffnet, aber letztlich geht es darum, die höchste Wahrheit zu erfahren. Natürlich noch weniger erreicht man Unsterblichkeit mit Hilfe von Macht und Reichtum. Das klingt für euch alle ganz selbstverständlich. Aber warum wollen Menschen erstmal Hunderttausende von Euros, dann Millionen von Euros, wenn man Millionen hat, dann wollen die Leute Dutzende und dann Hunderte und dann wollen sie eine Milliarde, dann Milliarden. Und wie heißt eigentlich jetzt der reichste Mann der Welt? Ist es noch oder wieder Bill Gates? Zwischendurch war es jemand anderes. Also irgendwo die letzten Jahre wurde Bill Gates mehrmals überholt. Einmal vom Besitzer von IKEA und einmal von diesem Mexikaner. In Mexiko gibt es dort irgendeinen, ich glaube, Immobilienhai, würde man ihn hier nennen und Firmenheuschrecke. Also, der nicht selbst Firmen aufgebaut hat, sondern irgendwo Firmen übernimmt und irgendwelche Manager einsetzt und dann steigern die den Wert und dann verkauft er sie wieder. Gut, also vorübergehend mal der eine und mal der andere. Warum machen Menschen das? Es gibt viele Gründe und ich weiß jetzt nicht warum. Der Bill Gates ist ja jetzt auch derjenige, der die größten Spenden macht und viel Gutes auch bewirkt und da wird vielleicht auch eine gemischte Motivation drin sein, aber auch gemischte Motivationen sind gut, wenn damit Gutes bewirkt wird. Sicherlich, er will auch was Gutes tun und zum anderen will er nicht, dass seine Kinder alle dekadent werden. Irgendwie, mehr als 10 Millionen soll keiner kriegen. Ich glaube, damit kann man auch dekadent werden. Und vielleicht auch, er will damit unsterblich werden. Die Bill und Melinda Gates Foundation. Und da hofft er, dass die noch lange übersteht. Oder der Nobel hat ja den Nobelpreis gegründet und hofft auch auf Unsterblichkeit. Der Name, aber er selbst ist nicht mehr da. Mindestens nicht im physischen Körper. Letztlich, auch mit Ruhm und mit Reichtum erreichen wir nicht die Unsterblichkeit. Auch wenn der Name ein bisschen länger ist, die Seele hat davon gar nichts. Also, wir bekommen nicht über Macht und Reichtum die Unsterblichkeit. Und Werke können auch nicht die Ursache der Erlösung sein. Das ist auch interessant. Das ist ja so eine ähnliche Diskussion, wie sie zwischen Luther war und damals vorherrschender katholischer Doktrin. Da gab es nämlich die so genannte Werkgerechtigkeit. Vielleicht habt ihr schon mal gehört, es gab den Streit der Rechtfertigungslehre. Habt ihr davon schon mal gehört? Die meisten wissen es nicht. Es ist nämlich was anderes, als wenn wir uns rechtfertigen. Die Gerechtigkeit Gottes, wenn dort in der Bibel so übersetzt wird, ist damit auch nicht gemeint die Justizia, wo es gerecht ist, sondern die Gerechtigkeit, wenn Jesus sagt, „Strebe zuerst nach der Gerechtigkeit Gottes, dann wird euch alles andere selbst zufallen.“ dann ist Gerechtigkeit die Selbstverwirklichung. Die Rechtfertigungslehre heißt, wie kann der Mensch Erlösung erreichen? Und da gab es früher eben diesen großen Unterschied. Die Katholiken haben gemeint, wenn man ausreichend gute Werke tut, dann kommt man in den Himmel. Und Luther hat gesagt, so geht es nicht. Man kommt in den Himmel sola gratia, allein durch die Gnade. Und wie kommen wir dorthin? Sola fide, allein durch den Glauben. Und wie kriegen wir den Glauben? Sola scriptura, allein durch die Schrift. Aber nichts, was wir tun, wird uns an sich die Erlösung bringen, sondern die Erlösung kommt durch einen Gnadenakt Gottes. Und für Jahrhunderte haben die Katholiken und die Protestanten sich unter anderem deswegen die Köpfe eingeschlagen. Steht allerdings auch nirgendwo in der Bibel, dass man durch das Töten von Andersgläubigen in den Himmel kommt. Aber das wurde durchaus den Soldaten in Aussicht gestellt. Wenn der Gustaf Adolf in die Schlacht gezogen ist, hat er gesagt, „Ihr kommt alle in den Himmel, wenn ihr in der Schlacht getötet werdet.“ und umgekehrt, die Soldaten von Wallenstein, die hatten dann auch ihre Priester, die ihren Soldaten das Gleiche erzählt haben. Aber eben diese grundlegende Sache, wie kommen wir hin? Wenn wir genügend Asanas üben, erreichen wir dann die Selbstverwirklichung? Genügend Pranayama? Genügend lange die Luft anhalten? Ich bin jetzt durchaus jemand, der gerne praktiziert und ich bin auch einer, der durchaus sehr intensiv praktiziert hatte und wenn ich sage intensiv, dann meine ich auch intensiv und das ist nicht eine Stunde Pranayama oder zwei oder drei. Also, diese Praktiken an sich können einen nicht zur Verwirklichung führen. Auch nicht, wenn man sein ganzes Geld als Spenden gibt. Auch nicht, wenn man 18 Stunden Karma Yoga am Tag übt. All das hilft, wie auch der Shankaracharya vorher davon erzählt hat. All das hilft. Es hilft, unser Herz zu öffnen. Es hilft, das Prana zu erhöhen. Es hilft, uns zu reinigen. Es hilft, unseren Geist vorzubereiten. Aber die Werke an sich sind nicht Ursache der Erlösung, das wäre einfach. Angenommen, ich könnte euch sagen, ihr braucht nur jeden Tag 12 Stunden Pranayama zu machen und das über 6 Monate und dann werdet ihr die Selbstverwirklichung erreichen, da würde man das doch machen, oder? Ich könnt dann vielleicht auch sagen, „Ich habe das schon zehnmal gemacht mit Menschen, jeweils eine Gruppe von zwanzig, die haben alle die Selbstverwirklichung erreicht und das seht ihr auch daran, sie sind immer glücklich und zufrieden, sie sind voller Energie und - schaut sie euch an - voller Ausstrahlung.“ Dann sagt man, o.k., wenn das für die klappt, dann macht man das und wenn man durch die Hölle durchgehen muss, auch o.k. Wenn man in einem halben Jahr die Selbstverwirklichung erreichen kann oder in zwei Jahren, wäre man doch bereit, alles dafür zu tun. Menschen sind ja auch bereit, jeden Tag 12 Stunden zu lernen, nur um die Medizinprüfung zu bestehen. Nur um euch das in Perspektive zu setzen. Manchmal gibt es nämlich Leute, die sagen, „Warum soll man so intensiv praktizieren? Ist das nicht verrückt, jeden Tag viel zu praktizieren?“ Das sind die gleichen Menschen, die keine Hemmungen haben, nur um einen Job zu kriegen, wahnsinnig viel zu lernen. Weder das eine noch das andere ist schlecht. Es ist sicherlich gut, viel Pranayama zu üben. Nur darf man nicht denken, dass das Üben von Pranayama allein einen zur Verwirklichung bringt. Es hilft, aber es sind nicht die Werke an sich und deshalb kann man auch nicht sagen, wie viele Stunden Pranayama muss man machen, um die Verwirklichung zu erreichen? Wie viele Stunden muss man meditieren, um die Verwirklichung zu erreichen? Also, es ist etwas komplizierter.
Da ist praktisch die Einleitung erstmal vorbei und jetzt beschreibt er, was sollte man tun? Vorher hat er uns praktisch gesagt, „Was ist wertvoll auf dieser Welt?“, um uns in die richtige Perspektive zu bringen. Dann hat er gesagt, „Was ist ungeeignet dorthin zu kommen?“

21. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Strebe nach Erleuchtung

Im 8. Vers Viveka Chudamani sagt Shankara, der große Meister von Yoga und Vedanta.
„So möge der Weise nach Erlösung streben, indem er dem Wunsch nach Glück aus äußerlichen Dingen entsagt, einen wahren geistigen Lehrer aufsucht und sich auf die von ihm verkündeten Lehren konzentriert.“
Also, weise. Wer ist weise? In diesem Sinne, wie es Shankara hier versteht, ihr alle. Ihr schaut jetzt ungläubig. Also, der Weise, der die vorigen Sachen irgendwo kapiert hat. Das Wertvollste ist, die Verwirklichung zu erreichen. Wertvolle Vorbedingungen haben wir irgendwo. Glück erreichen wir nicht durch Geld und Reichtum, Unsterblichkeit auch nicht und Werke allein machen auch nicht dauerhaft glücklich. Wenn ihr das erkannt habt, dann seid ihr in diesem Sinne weise. Und dann könnt ihr euch mal auf die Schultern klopfen, mindestens geistig, und sagen, „Ja, etwas habe ich verstanden.“ Wenn ihr das habt, dann noch mal, Wunsch nach Glück aus äußeren Dingen entsagen. Er sagt jetzt nicht, dass man allen äußeren Dingen entsagen soll, nur dass man dem Wunsch nach Glück aus äußeren Dingen entsagt. Es spricht nichts dagegen, kleine Dinge zu tun, um glücklich zu sein, logisch. Ein paar Asanas machen, macht glücklich. Ein paar Pranayamas machen, macht glücklich. Als ich euch gesagt habe, wir beginnen den Vortrag mit einer Viertelstunde Tiefenentspannung - euere Gesichter sahen so glücklich aus. Und ich hoffe, wenn ihr mit eurem Partner, eurer Partnerin zusammen seid, gibt es mindestens ab und zu mal kleinere und intensivere Glücksmomente. Wenn ihr mit euren Kindern zusammen seid oder wenn ihr euren Beruf macht oder wenn ihr in eurem Haus seid oder wenn ihr in der Natur spazieren geht oder wenn ihr vielleicht in eurem Auto fahrt oder mit dem Fahrrad fahrt oder was auch immer, irgendwo, man kann kleineres Glück dort haben und nach kleinerem Glück auch streben. Man muss übrigens nicht. Es gibt auch den melancholischen Aspiranten, der immer die Hohlheit hinter allem sieht, aber weiß, „Irgendwann erreiche ich die Selbstverwirklichung. Nicht in dieser Welt macht mich glücklich, alles ist hohl. Jedes Auto verpestet die Luft und in jedem Fahrrad ist potenziell der Unfall vorprogrammiert. Jeder Mensch, der heute freundlich ist, morgen schimpft er. Alle Kunden, die freundlich sind, wollen nur bessere Konditionen. Alle Geschäftsleute, die freundlich sind, wollen nur das eigene Geld. Der Chef ist nur freundlich, dass man mehr arbeitet und eigentlich ist er die Mehrheit der Zeit unfreundlich. Und alles Leben ist Leiden.“ Wenn ihr diese Einstellung habt, ist auch o.k., ist die melancholische Grundeinstellung, aber man muss sie nicht haben. Man kann sich auch an kleineren und größeren Dingen erfreuen und man kann auch nach dem kleinen Glück streben, als vorübergehendes Glück so im Hintergrund, „Wenn ich erstmal so dieses gewisse Glück habe, dann kann ich nach dem größeren und dauerhaften Glück leichter streben. Aber ich nehme nicht an - und das ist eben wichtig - dass äußere Dinge mich dauerhaft glücklich machen.“ Also, wenn man dann z.B. irgendwo gedacht hat - nennt mir mal irgendwas, wo ihr euch vorstellt, da könnte man denken, dass einem das großes und dauerhaftes Glück schenken könnte. Also nicht ewig dauernd, aber schon ein bisschen länger als ein paar Minuten. „Tiefschneefahren in Kanada“ Und dann setzt man alles daran, nach Kanada zum Tiefschneefahren zu kommen und dann landet man dort und ausgerechnet in diesem Winter hat es entweder keinen Schnee oder irgendwo gab es eine kleine Temperaturschwankung und es ist eher ein Eisgemisch als ein Schnee. Oder es gibt einen Blizzard, die sind in Kanada gar nicht so selten und eine Woche lang kommt man nicht raus. Das hatte ich mal in Kanada erlebt eine Woche lang. Nachher lagen drei Meter Schnee dort und das heißt, im Erdgeschoss konnte man gar nichts mehr sehen, nur zwischendurch mussten wir immer wieder aufs Dach. In Kanada bauen sie interessanterweise immer Flachdächer, deshalb muss man dort ständig Schnee runterschippen. Und angenommen, man ist jetzt in der Woche gekommen, dann kann man sagen, „O.k., es war eine schöne Idee, aber sollte nicht sein. War zu kurz.“ Oder man fährt den Schneehang runter und bricht sich ein Bein. Also, „Oh, jetzt habe ich zwei Jahre dafür geopfert, allen Plänen nach dem perfekten Tiefschneefahrurlaub und jetzt ist alles nichts geworden.“ Als Yogi kann man das mit Gelassenheit nehmen. Man kann sagen, „Gut, auch wieder was gelernt.“ Es kann sein, dass man tatsächlich dann im Tiefschnee fährt und es ist wirklich toll. Jeden Morgen fährt man hin und jeden Abend. Und was stellt man nach zwei Wochen fest? Irgendwie wird es auch langweilig. Und dann stellt man fest, die, die dort im Ort alle wohnen, die fahren dort gar nicht so viel Tiefschnee. Also, man kann es machen, man kann es genießen, aber man ist nicht besessen davon und weil man nicht davon besessen ist, wird man auch nicht so unglücklich, wenn es zum einen nicht möglich ist, zum anderen, wenn es einem weggenommen wird, zum anderen, wenn es doch nicht so großartig war, wie man es gedacht hat.
Also, man möge nach Erlösung streben, man möge dem Wunsch nach Glück aus äußeren Dingen entsagen, einen geistigen Meister aufsuchen und sich auf die von ihm verkündeten Lehren konzentrieren.
So seid ihr jetzt in der Tradition Shankaracharyas und Swami Sivananda. Ihr seid in dieser Tradition und ihr bemüht euch, diese Lehren zu verstehen, euch darauf zu konzentrieren, um zum Höheren zu kommen.
„Fest gegründet im Yoga, verwurzelt in der vollendeten Einsicht, soll er die im Ozean des Geburtenkreislaufs versunkene Seele mit dem reinen Selbst emporheben.“

22. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Seele, was ist das?

Es gibt im Deutschen immer so eine Schwierigkeit, was ist Seele? Normalerweise, wenn wir im Yogakontext das Wort „Seele“ haben, ist damit Atman gemeint. Und wenn man die Psyche und den Geist nimmt, dann ist damit irgendwo eben Chitta gemeint, also die Persönlichkeit, Gedanken, Emotionen, Gefühle, Unterbewusstsein, es wird oft als der Geist bezeichnet. Was man hier als versunkene Seele bezeichnet, dass ist das, was sonst eben als Geist bezeichnet wird. Also, fest gegründet im Yoga. Also schon eine regelmäßige Praxis, das ist auch dort notwendig. Manche nehmen die vorigen Verse so als Ausrede, nichts zu praktizieren. „Ich will alleine das höchste Selbst erkennen, durch Werke ist nichts zu erreichen.“, da macht man sich irgendwie etwas vor. Und es gibt ja auch eine so genannte Neo-Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Bewegung. Habt ihr von der schon mal gehört? Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita heißt Nicht-Zweiheit. Und irgendwo sind sie begründet auf Ramana Maharshi, der hat ja im Wesentlichen gesagt, „Erkenne dich selbst. Frage, wer bin ich?“ Und Swami Sivananda hat es so gesagt, „Frage, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei.“ Und so diese Neo-Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Bewegung hat so einige Lehrer hervorgebracht, die nicht dieses systematische Vedantastudium haben, sich nicht auf Schriften beziehen, nicht die Vorübungen und die Reinigungstechniken und die Praktiken haben, sondern alleine sagen, „Du bist jetzt schon befreit. Du bist jetzt schon eins. Es gibt nichts, was zu tun ist, es sind keine Praktiken nötig, keine Yogaübungen, keine Meditation, gar nichts. Höre einfach auf, dich zu identifizieren mit deinem Körper, deiner Psyche, deinen Emotionen, deiner Persönlichkeit und dann bist du frei.“ Klingt gut, oder? Endlich mal jemand, der uns den Stress wegnimmt. Was ist das Problem dabei? Es hört sich gut an, aber auf die Dauer funktioniert es doch nicht. Und ich habe jetzt auch so einiges beobachtet, ich habe einige dieser Lehrer – ich will jetzt keine Namen nennen – beobachtet. Als die begonnen haben zu lehren, haben sie immer alles einfach dargestellt. Als zweites kam so der Schritt, sie haben festgestellt, so einfach erreichen es die Schüler nicht, dann haben sie längere Retreats gemacht und haben gesagt, „Ihr müsst bei mir sein und ich werde euch in diese höchste Verwirklichung hineinführen.“ Nach ein paar Jahren fangen sie dann an zu sagen, man muss regelmäßig meditieren. Ein paar Jahre weiter empfehlen sie auch sonstige spirituelle Praktiken und einen reinen Lebensstil, uneigennütziges Dienen und irgendwann kommen dann auch noch spirituelle Lieder und Gesänge dazu und wo landen sie irgendwann? Bei einem ganzheitlichen Yogaweg. Und ich halte das für eine positive Entwicklung. Eine ganze Reihe von denen, die längere Zeit dabei sind. Es gibt aber auch andere, die irgendwann vor lauter Frust aufhören, zu unterrichten. Oft sind es solche, die irgendwo versehentlich über die Verwirklichung gestolpert sind. Manchmal verheimlichen sie aber, dass sie schon zehn Jahre vorher lang praktiziert haben. Aber dann plötzlich, aus heiterem Himmel, nachdem sie schon gar nicht mehr gedacht haben, sie können die Verwirklichung erreichen, plötzlich, aus heiterem Himmel, sie tatsächlich erreicht haben. Daher denkt nicht, es gibt diesen ganz einfachen Weg, wo man nichts zu machen braucht, einfach gemütlich leben kann und nur fragen, „Wer bin ich?“, sein Selbst erkennen und frei ist. Letztlich ist es doch ein Weg von tiefer Konsequenz, den man auch gehen muss. Daher sagt schon Shankaracharya, „Fest begründet im Yoga, verwurzelt in der vollendeten Einsicht“, also nicht vollständig drin, sondern verwurzelt. Man weiß, „Ja, es gibt etwas Höheres.“ und dann soll die im Geburtenkreislauf versunkene Seele mit dem reinen Selbst auch emporgehoben werden. So wie Krishna in der Bhagavad Gita sagt, man erhebe sein Selbst mit dem Selbst, man erniedrige nicht sein Selbst mit dem Selbst. „Im Ozean des Geburtenkreislaufs versunken“ Wir sind immer wieder versunken. Versunken, in den Problemen des Alltags, versunken, in den Problemen in der Familie, versunken, in den Problemen im Beruf, versunken, in den Problemen des Yogazentrums, versunken in den Problemen des Selbstmitleids. Ihr könnt euch noch weiter überlegen, wo eure Seele versunken sein kann. Aber wir können sie emporheben und das ist auch letztlich etwas praxisnah. Vedanta ist auch etwas praxisnah, es hat auch eine Wirkung und zwar eine sofortige Wirkung. Wir brauchen nicht wirklich all unsere Probleme dauerhaft aufzuarbeiten. Wir müssen nicht alle Störungen unserer Psyche, die wir in diesem Leben und in hundert anderen Leben angesammelt haben, lösen. Das ist auch manchmal, der westliche Mensch sammelt die ersten 18 Jahre seines Lebens Probleme und die nächsten 70 Jahre reflektiert er darüber. Wir kommen nur so nicht dauerhaft weiter. Es mag mal vorübergehend hilfreich sein, es kann auch manchmal neue Erkenntnisse geben und manchmal auch hilfreich sein, darüber nachzudenken, aber wir sollten dort nicht den größten Teil unseres Lebens damit verbrauchen, die ersten 12 Jahre unseres Lebens auszuarbeiten. Es gibt letztlich keine Kindheit ohne Probleme. Angenommen, die Eltern waren streng, dann gibt es Probleme. Angenommen, die Eltern waren sehr konsequent, dann gibt es Probleme. Angenommen, die Eltern hatten einen Laissez-faire-Erziehungsstil, dann gibt es erst recht Probleme. Und angenommen, die Eltern waren eigentlich sehr liebevoll und deshalb inkonsequent, dann gibt es auch Probleme. Und angenommen, die Eltern waren teilweise konsequent, teilweise inkonsequent, teilweise laissez-faire und teilweise streng, was gibt es dann? Alle Probleme. 95 Prozent aller Eltern bemühen sich, ihren Kindern das Beste zu geben, was sie geben können. Und 95 Prozent der Kinder haben im späteren Alter das Gefühl, dass ihre Eltern ihnen so viele Probleme geschaffen haben. Jeder, der jemals eine Psychoanalyse mitgemacht hat, wird sicher auf massig Probleme kommen, die die Eltern guten Glaubens einem mitgegeben haben. Also, ich will jetzt nicht nur meckern darüber, es kann auch hilfreich sein, manche Handlungstendenzen zu erkennen, die aus der Kindheit begründet sind, dann kann man sich manchmal leichter davon lösen, man kann vielleicht über sich ein bisschen mehr lächeln und ein bisschen mitfühlender mit sich sein, dafür ist es irgendwo gut. Aber wirklich unsere versunkene und im Schlamm steckengebliebene Seele können wir erheben mit dem reinen Selbst, indem wir uns nicht mit dem Vergänglichen identifizieren, sondern wissen, hinter allem ist das unendliche Selbst.

Teil 23 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Befreie dich von den Fesseln der Seelenwanderung

Krishna sagt in der Bhagavad Gita : „Um sich von den Fesseln der Seelenwanderung zu befreien, müssen die Weisen, die fest Entschlossenen und dazu Bereiten ständig nach Selbstbesinnung streben und den Früchten aller Arbeit entsagen.“
Es geht noch eine Weile weiter. Später geht es tatsächlich auch um das Selbst an sich, aber das sind jetzt erstmal vorbereitende Verse. Also, fest entschlossen sein. Dazu will er uns immer wieder ermutigen, denn es ist so einfach, sich auf Abwege führen zu lassen. So einfach ist es, immer wieder sich mit dem Relativen zu beschäftigen. Dazu, ständig nach Selbstbesinnung streben, immer wieder. Es ist natürlich nicht, dass man jeden Moment daran denken muss, man muss auch irgendwann seinen Lebensunterhalt verdienen, da kann man nicht ständig nur daran denken, aber ständig heißt, jeden Tag. Und es heißt mindestens, bevor man meditiert, während man meditiert, nachdem man meditiert hat. Mindestens zu Anfang der Yogapraxis, am Ende der Yogapraxis, sich bewusst werden, „Wer bin ich? Was will ich damit erreichen? Worum geht es?“ Und dann, „den Früchten aller Arbeit entsagen“, das ist ja das, was Krishna in der Bhagavad Gita immer wieder sagt. Es heißt, es ist schon wichtig zu arbeiten, aber man soll nicht an den Früchten hängen.

 

24. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Erkenne die Höchste Wahrheit durch Jnana Yoga, nicht durch Karma

„Werke dienen der Läuterung des Herzens, führen aber nicht zur Erkenntnis der Weisheit. Wahrheit erschließt sich durch kritisch unterscheidendes Nachdenken und Abwägen, Vichara, und nicht im Geringsten durch Millionen von Werken.“ So schreibt es Sankara im Werk "Viveka Chudamani" im 11. Vers. Also, was wir machen an Karma, das sind jetzt Werke, und das sind sowohl wohltätige Werke, das sind Rituale, es sind aber auch Praktiken wie Asanas, Pranayama, Mantrarezitation, das allein führt nicht zur Verwirklichung, aber es führt zur Läuterung des Herzens. Was Ähnliches übrigens sagt auch Patanjali im Yoga Sutra. Im Yoga Sutra spricht Patanjali im 2. Kapitel davon, wie man Avidya, Unwissenheit, überwinden kann, nämlich mit Viveka Khyati. Viveka Khyati, beständige Unterscheidung. Und dann schreibt er danach, „Und um den Geist zu Viveka Khyati zu führen, praktizieren die Yogis sieben Stufen.“ Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, diese sieben praktizieren wir und das hilft, dass der Geist bereit ist zu Viveka Khyati und dann kommen wir zu Samadhi. Und das finden wir letztlich in allen Yogawegen. Natürlich, der Shankaracharya spricht jetzt von Jnana Yoga und legt großen Wert auf die Viveka, die Unterscheidungskraft. Er sagt, alles andere bereitet einen vor, dass wir Viveka üben, die Unterscheidungskraft. Bhakti Yoga würde es jetzt nicht ganz so sehen. Also, es gibt ja das Bhakti Sutra von Narada und dort wehrt sich sogar der Narada gegen – man könnte sagen – die Vereinnahmung durch die Jnana Yogis. Da heißt es nämlich, manche sagen, dass Bhakti ein Hilfsmittel ist für Jnana. Andere sagen, dass Jnana ein Hilfsmittel ist für Bhakti. Und Narada sagt dann, Bhakti allein ist sich selbst genug und durch Bhakti und Bhakti allein erreicht der Weise die Selbstverwirklichung. Also, er setzt dort etwas anderes hin und sagt, über Bhakti Yoga können wir die Verwirklichung erreichen. Aber Narada würde nicht sagen, wenn wir ausreichend viele Stunden Puja geübt haben, dann haben wir die Selbstverwirklichung erreicht. Und er würde auch nicht sagen, „Wenn du ausreichend Japa geübt hast, erreichst du die Selbstverwirklichung.“ Und auch nicht, „Wenn du soundso viele Stunden Mantras gesungen hast, erreicht zu die Selbstverwirklichung.“ Auch nicht, „Wenn du soviel Quadratmeter deiner Wand mit Götterbildern voll hängst, erreichst du die Selbstverwirklichung.“ Sondern, die Verwirklichung kommt durch Liebe, im Bhakti-Sinn. Alles andere ist Hilfsmittel. Alles andere hilft natürlich. Natürlich, Mantrasingen hilft, Liebe im Herzen zu erzeugen. Wer Pujas macht, kann diese Liebe spüren. In der Homa können wir Liebe spüren. Aber es ist die Liebe letztlich, die im Bhakti zur Verwirklichung führt. Die Liebe, und wenn sie dann zur Verwirklichung führt, wird es als Gnade erfahren. Und dort würden wir nicht sagen, „Ah, ich habe Gott ausreichend verehrt, deshalb habe ich ihn verwirklicht.“ Ich kenne keine Biographie eines Meisters, wo der Meister sagt, „Ja, ich habe Gott stark verehrt und wegen meiner starken Verehrung habe ich ihn verwirklicht.“ Es gibt Meister, die sagen, „Ja, ich habe ihn verwirklicht und du kannst ihn auch verwirklichen. Aber letztlich ist es durch Gnade gekommen.“ Insgesamt wird man sagen können, im Höchsten kommt die Verwirklichung entweder durch Bhakti oder durch Jnana. Ihr lernt hier zwar sechs Yogawege. Was gibt es außer Bhakti und Jnana noch? Raja Yoga, Karma Yoga, Hatha Yoga und Kundalini Yoga. Man kann es auch noch anders einteilen. VivekAnanda hat es nur in vier eingeteilt und Patanjali sagt an einer anderen Stelle, „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Yoga ist das Zur-Ruhekommen der Gedanken im Geist. Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Ich muss allerdings sagen, mir ist jetzt kein Yogameister der letzten paar hundert Jahre bekannt, der die Selbstverwirklichung dadurch erreicht hatte, dass er seinen Geist hundertprozentig zur Ruhe gebracht hat über systematische Beherrschung des Geistes. Oder im Kundalini Yoga würde man sagen, Kundalini erwecken, ins höchste Chakra. Ist Kundalini im Sahasrara Chakra, ist Shiva und Shakti eins und dann – Selbstverwirklichung. Wiederum kann ich dort sagen, mir ist jetzt keiner bekannt, der die höchste Verwirklichung erreicht hat durch intensive Kudalinipraktiken. Letztlich sind das alles Vorbereitungen und Hilfen. Letztlich, alle großen Meister, wie VivekAnanda, Rama Krishna, wie Sivananda, Ramana Maharshi, Shir Oru Bindu oder auch Papa Ramdas und viele andere, Mutter Krishnabai, Anandamayama, letztlich ist es entweder über Jnana Yoga oder Bhakti Yoga und meistens beides. Der Mensch ist so kompliziert und so komplex, im Raja Yoga müsste man sagen, man muss alle seine Marotten überwinden und dann hat man die Selbstverwirklichung. Den Geist vollständig beherrschen. Jetzt aus euerer Erfahrung, diejenigen, die länger als zehn Jahre praktizieren. Was denkt ihr, zu wie viel Prozent habt ihr euren Geist unter Kontrolle? Wie viel Prozent Fortschritt habt ihr gemacht die letzten zehn Jahre? Also, keiner traut sich jetzt. Nachdem ich so angefangen habe, selbst diejenigen, die jetzt sagen würden, zwanzig Prozent… Ich kann euch aber hier einen Trost geben. Der Trost ist, ihr müsst eueren Geist gar nicht mal so vollständig beherrschen. Oder diejenigen von euch, die intensiv Pranayama üben. Was denkt ihr, wie viel Prozent der notwendigen Kundalinierweckung habt ihr inzwischen erreicht? Wie viel Prozent des Weges ist noch vor euch? „Kann morgen kommen. Vielleicht sind es schon 99 Prozent.“ Und außerdem, wenn wir die ganzen 8.400.000 Inkarnationen dort einsetzen, wenn es noch zehn Inkarnationen sind, habt ihr nur noch ein Millionstel vielleicht noch zu machen. Aber ich will damit eben auch nur sagen, es ist gut, an seinem Geist zu arbeiten, es ist gut, sein Prana zu erhöhen, es ist gut auch, uneigennützigen Dienst zu machen, aber all das sind letztlich Vorbereitungen. Und dann geht es darum, entweder Gott sich ganz hinzugeben und alles, was man macht, Gott darzubringen, einschließlich von all diesen großen Eigenschaften, die man in sich kultiviert hat, einschließlich allem Prana und Kundalinierweckung, einschließlich aller Fehler und Probleme und Neurosen und sonstigen Geschichten, all das bringen wir Gott dar. Und dann kommt die Gottnähe und sie kann klein da sein, sie kann groß da sein. Wir müssen noch nicht mal die volle Verwirklichung haben, um Gott ganz zu spüren. Wir müssen noch nicht mal halbwegs vollkommen sein, um Gottes Gegenwart zu spüren - das ist jetzt Bhakti Yoga – wir können es auch so schon spüren. Und Swami Vishnu-devananda hat uns das gerne auch immer wieder so gesagt. Er hat gesagt, „Auf der einen Ebene, arbeitet an euch selbst und dient anderen. Auf der anderen Ebene letztlich, Gott mag euch, so wie ihr seid. Daher könnt ihr euch auch so darbringen, wie ihr seid, mit allem, was ihr habt.“ Und genauso auch mit Jnana Yoga. Auf der einen Seite ist auch wieder gut, an sich zu arbeiten, aber dann gilt es, sich zu lösen vom Vergänglichen. Wir werden nicht mehr oder weniger, dadurch, dass wir an uns arbeiten. Das hilft, uns zu reinigen, das hilft, uns zu lösen, das hilft uns, Viveka Khyati zu entwickeln, aber letztlich geht es darum, unsere wahre Natur zu erfahren. Und das wiederum kann vielleicht noch heute passieren oder vielleicht nächsten Sonntag, also Sonntag in acht Tagen. Aber vielleicht auch schon jetzt. Und im Kleineren, nehme ich an, habt ihr das alle schon mal erahnt, sonst hättet ihr euch nicht ausgerechnet zu diesem Viveka… Ich weiß ja nicht. Vielleicht seid ihr nur deshalb gekommen, weil Narayani Asanas unterrichtet und jetzt nehmt ihr das auf euch. Oder um das 2-Jahres-Zertifikat zu kriegen, dass die Krankenkassen vielleicht euch eure Kurse bezahlen und dann lasst ihr jetzt diese eigenartige Wortschwelle über euch ergehen. Menschen machen ja vieles, aber ich nehme eigentlich an, ihr seid interessiert an diesem höchsten Wissen und deshalb seid ihr auch hier und ihr habt es auch schon irgendwann mal erahnt. Und diese Aussagen, „Aham Brahmasmi“, haben euch irgendwann schon mal berührt und vielleicht einige von euch so tief berührt, dass sie wissen, „Was auch immer sonst geschieht, so erheblich ist es nicht.“ So wie Swami Sivananda gerne gesungen hat, „Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum. Was auch immer geschieht, ich bleibe immer Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Dieses Bewusstsein ist letztlich die höchste Entspannung. Ähnlich auch wie Bhakti Yoga, wissen, „Gott allein ist und Gott liebt mich so, wie ich bin. Egal, was ich tue, Gott liebt mich trotzdem.“ Auch höchste Entspannung und das, was Bhakti und Jnana letztlich einem gibt. Es gibt einen – obgleich sie beide darauf bestehen auf Mumukshutva – dennoch ein tiefes Gefühl von Entspannung und nimmt uns jegliche Form von Leistungsdruck. Das sollte uns nicht zu trägen Menschen machen, wir sollten weiter Asana, Pranayama, Meditation, Mantrasingen praktizieren, aber wissend, das wirkt auf unsere Koshas. Das, worum es geht, das ist unabhängig davon. „Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum. Was auch immer geschieht, meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“

 

25. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Die edlen Tugenden des Vedanta als Grundlage des Jnana Yoga

Wir sind im Viveka-Chudamani, Kleinod der Unterscheidung, Vers 22. Shankara spricht jetzt über die Shatsampat, die sechs edlen Tugenden. Er spricht gerade über Sadhana Chatushtaya, die vier Hauptgrundlagen oder die vier Eigenschaften, die ein Aspirant braucht, um die höchste Wahrheit erfassen zu können. Wenn wir das so genau anschauen, wie er das so alles definiert, ist das eigentlich schon so hoch definiert, dass man sagen kann, da wird man sein ganzes Leben daran arbeiten. Und so ist es letztlich auch. Und es heißt ja auch, je weiter wir auf dem spirituellen Weg sind, umso weiter schreiten wir fort in diesen Sadhana Chatushtayas. Und das ist auch das, was man sich regelmäßig fragen kann, „Bin ich in diesen Sadhana Chatushtayas, schreite ich dort voran oder eben nicht?“ Und wenn man dort feststellt, dass man nicht dort voranschreitet, dann gilt es wieder, die Perspektive im Leben richtig zu setzen. Es ist letztlich auch, die Sadhana Chatushtaya läuft letztlich auf Grundwerte hinaus. Was ist wirklich wichtig im Leben? Und um dahin zu kommen, braucht es eine Viveka, eine Unterscheidungskraft, dort gibt es die Vairagya und es gibt Mumukshutwa, der intensive Wunsch nach Befreiung, den er ja eigentlich ganz am Anfang erwähnt hat, als er von den drei großen Schätzen spricht, die es im Universum gibt. Und er schreibt das nochmals als Teil der Sadhana Chatushtaya, der Vierheit. Die sechs edlen Tugenden, also Shatsampat, Shat heißt sechs, Sampati ist eigentlich auch wieder Reichtümer. Das ist auch das, was wieder besonders wertvoll ist. Das sind auch wieder die sechs Kostbarkeiten, kann man auch sagen. Aber es wird eben auch gesagt, die sechs Eigenschaften, die kostbaren Eigenschaften, die man entwickeln kann. Sie werden auch gerne genannt, die sechs Eigenschaften der Gelassenheit oder die sechs Eigenschaften der Gleichmut. Das ist Sama, Dama, Uparati, Titiksha, Shraddha und Samadhana. Und wir finden in verschiedenen Schriften und verschiedenen Kommentaren diese sechs Eigenschaften auf unterschiedliche Weise definiert. Wir werden gleich hören, was Shankara dazu sagt. Zunächst mal, eine einfache, praktische Weise wäre die folgende Interpretation, die Swami Krishnananda gerne gebraucht hat und die dann auch Shri Kartikeyan, wenn er hier gesprochen hat über die sechs Eigenschaften, so gerne verwendet hat. Das ist dann relativ praktikabel. Shankara gebraucht es auf einem sehr hohen Niveau, er gibt uns immer sehr hohe Ideale, die oft so hoch sind, dass man denkt, das ist ein bisschen weit weg. Wenn man aber weiß, er kommt aus Südindien und die Südinder haben eine gewisse Neigung zur Übertreibung und dann wisst, man darf das nicht gleich wörtlich nehmen, sonst ist man eher entmutigt. Man muss natürlich sagen, der Selbstverwirklichte hat das so vollständig, wie es der Shankara dort schreibt. Aber es sind ja eigentlich die Eigenschaften für einen Neuaspiranten, der zum Lehrer gehen will, um etwas zu lernen. Und jetzt von einem einfacheren Standpunkt aus heißt Sama, Gleichmut bewahren. Dama heißt, die Sinne zu beherrschen. Uparati heißt, den Ort zu meiden. Titiksha heißt, etwas aushalten können. Shraddha heißt Vertrauen und Samadhana ist die tiefe Gelassenheit. So, jetzt hat keiner das mitschreiben können. Alle haben einen gewissen Gesichtsausdruck. Aber es macht nichts, ich kann es ja noch mal langsam sagen. Also Sama heißt, Ruhe bewahren. Das ist jetzt einfach formuliert. Dama heißt, Sinne kontrollieren. Uparati heißt meiden. Das klingt komisch, aber in dieser einfachen Erläuterung. Titiksha heißt, etwas aushalten können. Shraddha heißt Vertrauen und Samadhana, kann man sagen, ist Gelassenheit. Und das ist erstmal auch so wie eine vereinfachende Leiter. Also angenommen, irgendetwas passiert, was nicht so angenehm ist. Am besten wäre es, man ist Sama, man bleibt geistig ruhig. Also angenommen z.B., ihr freut euch auf einen wunderschönen Spaziergang in der Mittagspause und dann regnet es und nicht nur ein bisschen. Und dann kann man eben sagen, Sama, „Macht nichts. Dann werde ich halt nass. Oder dann gehe ich halt irgendwo durch die Hallen hier, ist auch genug Platz.“ Oder nehmen wir noch ein anderes Beispiel. Irgendjemand macht etwas, was man nicht gerne hat. Sama ist, man bleibt ruhig. Aber wenn man das nicht kann, angenommen, man bleibt nicht ruhig, man hat jetzt den intensiven Impuls, den anderen anzubrüllen oder noch schlimmer, ihm eine zu boxen, dann tritt mindestens Dama in Kraft und Dama heißt Sinnesbeherrschung, wobei dort vor allem die Karma Indriyas gemeint sind, also die Handlungssinne, Handlungsorgane. Also, wenigstens brüllt man nicht los und wenigstens schlägt man den anderen nicht in Ohnmacht. Also Dama, man beherrscht seine Sinne. Wenn man weiß, das wird einem nicht zu lange gelingen, denn der andere erzählt weiter Unsinn, dann gilt Uparati. Dann findet man eine halbwegs freundliche Entschuldigung, den Ort des Geschehens zu verlassen, ehe man sich und andere in Probleme bringt. Und Titiksha heißt dann hier, mit dieser Niederlage, weil man ja als spiritueller Aspirant das Gefühl hat, „Jetzt habe ich schon wieder…“ oder vielleicht hat man sogar trotzdem losgebrüllt. Titiksha, man muss auch das aushalten können, dass man nicht so perfekt ist, wie man eigentlich gehofft hat, dass man ist und dass es einem schon wieder nicht gelungen ist, seine Vorsätze in die Tat umzusetzen. Da muss man auch mit leben können, muss man auch aushalten können, Titiksha. Und dann kommt aber auch Shraddha und Shraddha heißt, das Vertrauen, „Irgendwann wird es mir schon gelingen.“ Es ist eine Frage der Übung und es gilt immer wieder, daran zu bleiben, wieder von vorne zu beginnen und nicht gleich alles in Zweifel stellen, „Oh, jetzt habe ich gerade eine Stunde Pranayama gemacht und trotzdem, als mein Chef irgendwo mir was gesagt hat, dann habe ich es anschließend an meinem Mitarbeiter ausgelassen und habe ihn dafür leiden lassen, dass mein Chef mir vorher irgendwas Dummes gesagt hat.“ Also, da gilt es, man muss das aushalten können, hat aber Vertrauen, irgendwann wird es besser sein. Und hinter allem steckt irgendwo jetzt Samadhana. Jetzt, wenn wir Anfangsstadien nehmen. Samadhana, die Gleichmut, die daraus kommt, letztlich aus der Viveka, „Letztlich, auch wenn ich meinen Gleichmut verloren habe, tief im Inneren bleibe ich immer Brahman. Ich werde nicht deshalb zu einem sündigen, verdammten Menschen, weil es mir jetzt nicht gelingt, so zu sein, wie Krishna das in der Bhagavad Gita beschreibt oder wie Shankara das in den nächsten Versen noch mit höherem Anspruch beschreibt.“ In dieser Interpretation ist Samadhana wie die Gleichmut 2. Grades. Ihr erinnert euch an gestern, ich habe vom 1. Grad gesprochen, wo wir gar nicht unruhig werden und wo unser Geist irgendwo in dieser ewigen Unendlichkeit ruht und deshalb Vairagya höheren Grades auch hat und Viveka. Oder wir wissen, „Auch inmitten von all meiner Unruhe und den Emotionen und was sonst noch alles da ist, ich bleibe Satchidananda. Auch, wenn ich verärgert bin. Auch, wenn ich wieder eine Dummheit gemacht habe.“, tief im Hintergrund, „Nicht ich habe die gemacht“, sondern wer hat die gemacht? Dieser Körper in Verbindung mit diesen Emotionen und Samskaras und VAsanas und dieses Chitta, wer diese Ausdrücke kennt. Manchmal hilft es nämlich, Ausdrücke in einer Sprache zu nehmen, mit der man sich nicht so identifiziert. Wenn man sagt, „Oh, ich war wieder so ärgerlich.“, ist eine Sache. Zu sagen, „Mein Chitta war wieder so rajasig und da ist ein Krodha in seiner tamasigen Form zum Vorschein gekommen, mit einer relativ großen Shakti verbunden. Das ist nicht so tragisch wie, „Ich habe mich wieder so total geärgert und bin so ein schlimmer Mensch.“ Versteht ihr das? Also, Samadhana. Und das ist wie eine schöne Jnana-Yoga-Weise wie man mit seinem Geist umgehen kann. Natürlich, am besten ist, uns ärgert es nicht, wenn jemand uns beschimpft. Oder was ich oft merke, was in Yogakreisen Menschen noch mehr ärgert, ist, wenn sie hören, dass jemand anderes gesagt hätte, er hätte gehört, dass jemand viertes gesprochen hätte, dass man sich falsch verhalten hätte. Oder irgendwo, gestern habe ich eine Email gehabt von jemanden, der hat gesagt, er hätte gehört, dass in manchen Kreisen man schlecht über mich sprechen würde. Ist schlimm, oder? Was auch immer das heißen mag. Er hat gehört, dass jemand anderes gesagt hätte, dass usw. Also, irgendwo scheint das spirituelle Menschen fast noch mehr zu berühren. „Wenn er mir das wenigstens gesagt hätte.“ Aber Menschen sind so, wie sie sind. Also angenommen, jemand spricht zu einem direkt positiv und dann hört man, hinterrücks hätte er nicht so positiv gesprochen. Ist das wirklich ein Heuchler? Nicht wirklich. Menschen sind komplex genug und manchmal brauchen sie jemanden, mit dem sie irgendwie mal etwas besprechen müssen. Nichtsdestotrotz, ihr selbst solltet das natürlich nicht machen, über andere hinterrücks negativ sprechen, während ihr nach vorne positiv sprecht. Aber zunächst mal Ruhe bewahren und irgendwo erkennen, jeder Mensch lebt in seiner eigenen Maya und seinem eigenen Universum und in seiner eigenen Illusion und irgendwo wird jeder auch seine Gründe haben, so zu handeln und zu denken, wie er es tut. Und ich handle eben so, wie es notwendig ist, aus dieser Sama, dieser inneren Gelassenheit. Wenn das nicht möglich ist, dann vermeidet man wenigstens, „Dem werde ich es zeigen.“ und dann hinterrücks, vielleicht noch dazu anonym, irgendwelche Tipps dort geben, was das für ein schlimmer Mensch ist, sondern das vermeidet man. Im Alten Testament wird es relativ brutal ausgedrückt, „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ Das soll im Wesentlichen heißen, Karma erledigt die Aufgaben selbst. Es liegt nicht an uns, anderen die Lektionen zu erteilen. Versteht ihr das? Es gibt vielleicht die Ausnahme. Angenommen, ihr habt eine Verantwortung für einen Menschen, z.B. für eure Kinder. Oder z.B. ihr habt Mitarbeiter. Gut, dann gilt es schon, auch Feedback zu geben und man muss schon dann das tun, was nötig ist. Aber nicht jetzt einfach, um eine Lektion zu geben, „Dem werde ich es zeigen.“, Rachegedanken und aus einem falsch verstandenen Gerechtigkeitssinn. Und notfalls muss man eben Dama beherrschen oder notfalls den Ort des Geschehens verlassen, Uparati, eine Weile Abstand gewinnen, eine Nacht darüber schlafen, ein paar Gläser kaltes Wasser trinken.
Hier widerspreche ich jetzt, aber auch vom Ayurveda her, wer ein Pitta-Temperament hat, ist kaltes Wasser durchaus gut, mindestens hier in unseren Breiten. In Indien war kaltes Wasser früher nie gut. Warum? Keimbelastung, Infektionsgefahr. Einer der Gründe für die Warmwasserempfehlung im Ayurveda, das ist eine wichtige Gesundheitsempfehlung. Wasser muss abgekocht sein in Indien. Und auch, im Zweifelsfall gegen Amöben hilft noch nicht mal kurzes Abkochen, sondern es muss ein bisschen länger abgekocht werden. Es gibt manche Keime, die überleben ein kurzes Abkochen. Also, längeres Abkochen. Hier im Westen muss man das nicht ganz so sehen, obgleich auch im Westen Kapha- und Vata-Temperament vermutlich von warmen Wasser irgendwo profitieren, aber ein Pitta-Mensch kann im Westen kaltes Wasser trinken. Und in den meisten Fällen, der banalste Ratschlag zum Umgang mit Ärger ist, eine Nacht darüber schlafen, bevor man reagiert, wenn man etwas hört, was einem nicht passt. Man kann auch sagen, zehn Atemzüge atmen, ist auch schon gut bei kleinerem Ärger, aber manchmal ist ein Tag darüber schlafen gut, Uparati. Und wenn es einem mal nicht gelungen ist, so zu reagieren, dann ist das jetzt auch kein Drama. Wir müssen uns nicht ein dauerhaft schlechtes Gewissen machen. Letztlich, Titiksha, man muss auch damit leben können, dass wir nicht ganz so unseren hohen Idealen dort folgen können. Das muss man auch aushalten können und letztlich heißt es ja auch

Teil 26 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Nächstenliebe und Vedanta Jnana Yoga

Liebe deinen nächsten wie dich selbst.“ So heißt es in der Bibel. So ist die Lehre fast aller Religionen. Das heißt, man sollte auch sich selbst lieben. Nicht selbstverliebt sein.. Aber auch der eigene Charakter ist irgendwo liebenswert und verstehbar. Da hat ja die moderne psychologische Forschung und die Evolutionsbiologie und die Paläontopsychologie uns auch einiges geholfen. Wisst ihr, was Paläontopsychologie ist? Paläonto ist die Steinzeit, Paläontopsychologie wird jetzt momentan in der Populärpsychologie relativ populär. Da wird so alles erklärt aus der Steinzeit heraus. Also z.B. angenommen, man hat sich in der Steinzeit irgendwo gefreut und es ist alles toll und man hat das Leben genossen und hat die Schönheit der Natur gesehen und den Himmel und es war alles so meditativ, voller Vertrauen dort und dann kam ein Säbelzahntiger und man fand den auch ganz toll und dann wurde man gefressen und konnte seine Gene nicht weitergeben. Dagegen jemand, der hat was Schönes gesehen und er hat gedacht, „Das mag jetzt schön sein, aber wo ist der Säbelzahntiger?“, der hat überlebt. Und deshalb hat heute die Mehrheit der Menschen, wenn irgendwas schön ist, können wir es kurz genießen und dann schauen wir, wo ist der Haken dort hinter. Und wenn irgendwo alles gut ist, irgendwie werden wir in Sicherheit gewiegt, da muss irgendwas Schlimmes noch kommen. Oder angenommen, man hat ein kleines Geräusch gehört. Der eine, der sich gedacht hat, „Geräusche hin oder her, ist nicht weiter tragisch. Ich bleibe jetzt ruhig und genieße weiter meinen Atem oder die Schönheit der Rose vor mir.“ Gut, normale Rosen gab es damals nicht, aber es gab auch schöne Blumen. Und dann kam der Bär und hat einen gefressen. Währenddessen der andere, der hat irgendwas gesehen, ist zusammengezuckt, „Was ist da los irgendwo im Wald?“ und der hat überlebt. Deshalb, diejenige, die sich wegen Kleinigkeiten aufregen, hatten in früheren Zeiten einen Überlebensvorteil. Wenn ihr also merkt, dass ihr euch öfters über Kleinigkeiten aufregt, jetzt wisst ihr, warum. Und noch dazu, in einer Horde von Menschen ist es eigentlich durchaus gut, wenn es ein paar gibt, die so ein bisschen gleichmütiger sind, aber es muss ein paar geben, die sich wegen jeder Kleinigkeit sofort aufregen und erschrecken. Wenn dort nämlich eine Horde von zehn bis dreißig Menschen ist - was man annimmt, so groß waren so die Horden, mit denen die Menschen durch die Gegend gelaufen sind - und da reicht es ja aus, wenn da eins, zwei oder drei so hochschrecken. Dann können sie die anderen warnen. Und deshalb, wenn ihr also feststellt, ihr gehört zu denen - früher hat man, glaube ich, HB-Männchen oder so ähnlich gesagt - die wegen jeder Kleinigkeit an die Decke springen, dann wisst ihr, „Ja, in früheren Zeiten war mein Temperament überlebensnotwendig für meinen Stamm.“ Ist vielleicht heute nicht mehr ganz angemessen, aber durchaus menschlich verständlich. Oder auch, zu jeder Horde braucht es ein paar Unkonventionelle, die immer alles von einem anderen Blickwinkel aus gesehen haben und mit denen die anderen nichts anfangen konnten. Aber die haben dann die verrückten Erfindungen gemacht. Deshalb sind wir heute nicht mehr in der Steinzeit, weil irgendjemand mal auf die verrückte Idee gekommen ist, statt vor dem Feuer wegzurennen, sich das mal anzugucken und zu schauen, könnte das vielleicht für irgendwas nützlich sein. Vollkommen verrückte Idee. Wenn ihr also Menschen seid, die öfters verrückte Ideen haben und deshalb bei anderen immer wieder anecken, dann wisst ihr, ist irgendwo überlebensnotwendig gewesen. Und das wisst ihr nicht nur für euch selbst, sondern ihr könnt auch sagen, das gilt auch für eure Mitmenschen. Da gibt es dort jemanden vielleicht in eurem Team oder in eurer Familie, der sich wegen jeder Kleinigkeit immer furchtbar aufregt , da wisst ihr, „Aha, Frühwarnsystem.“ Ab und zu mal kann da ja auch was dran sein. Oder jemand reagiert immer über oder irgendjemand hat diese verrückten Ideen und kann bei nichts bleiben, dann wisst ihr, hat auch irgendwo seine Funktion. Und nicht nur, es hatte seine Funktion, es hat auch häufig heute seine Funktion.

Teil 27 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Ayurveda Typen und Samadhana, Gelassenheit

So wie man ja im Ayurveda, so in der ayurvedischen Unternehmensberatung sagt man z.B., in einem Team sollten Vata-, Pitta- und Kapha-Menschen dabei sein. Der Vata-Mensch, das ist der, der hat ständig die neuen Ideen. Und heutzutage, in unserer heutigen Welt braucht es immer wieder neue, kreative Ideen. Der Pitta-Mensch, der setzt sie durch. Und der Kapha-Mensch, der sorgt dafür, dass alle was zu Essen haben. Außerdem sorgt er dafür, dass die Veränderungen nicht zu schnell und zu intensiv sind und dass alle vernünftig miteinander sprechen und dass irgendwo es ein bisschen menschlich und liebevoll zugeht. Wenn man das so erkennt, dann weiß man, man ergänzt sich gut. Ansonsten würde der Vata-Mensch sich darüber ärgern, dass der Pitta-Mensch immer mit dem Kopf durch die Wand geht und jede seiner Ideen erstmal ernst nimmt, obgleich das nur einfach mal so spinnert in den Raum geworfen wurde und ärgert sich über den Kapha-Mensch, dieser konservative Typ, egal, was man sagt, der hat immer Einwände gegen fast alles, bremst diesen kreativen Höhenflug und diese Gedankenspiele und all das, was man noch machen könnte. Und der Pitta-Mensch, der ärgert sich über den Vata-Mensch, „Jetzt haben wir doch gerade das beschlossen. Jetzt sind wir dabei, durchzugehen, jetzt will er plötzlich das Gegenteil machen. Könnte der nicht mal bei einer Sache bleiben? Und jetzt haben wir das beschlossen, jetzt könnte er das doch wirklich mal machen. Außerdem, muss der immer zu spät kommen, zu früh kommen und an Orten auftauchen, wo er nichts zu suchen hat? Könnte der nicht einfach seine Arbeit machen?“ Und über den Kapha-Mensch ärgert sich vielleicht der Pitta-Mensch, „Muss der denn so träge sein? Kann der nicht mal seinen Hintern hochkriegen und in die Gänge kommen? Ich muss den Wagen immer aus dem Dreck zerren und muss diesen Menschen auch noch mit mir hinterher schleifen.“ Und der Kapha-Mensch würde vielleicht dann sagen über den Vata-Mensch, „Kann der nicht mal Ruhe geben? Leben könnte so gemütlich sein. Muss denn immer diese Unruhe sein?“ Und über diesen Pitta-Menschen, „Was muss der immer mit dem Kopf durch die Wand und was schiebt der mich immer, was soll das denn? Entspannen, lass doch mal los. Fahr doch mal in Urlaub oder mach mal Pause oder geh mal nach Hause oder sonst etwas.“ Also, man kann sich entweder über andere ärgern und über sich natürlich auch. Manchmal denkt man ja als Vata-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Kapha-Mensch.“ und manchmal denkt man als Kapha-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Pitta-Mensch.“ Oder ein Pitta-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Vata-Mensch, dann könnte ich alles leichter sehen. Die tänzeln dort irgendwo dort rum und ich armer Mensch muss alle Arbeit machen.“ Jeder ist so, wie er ist und Krishna sagt ja, man soll seiner Natur folgen, seiner Prakriti folgen und das können wir für uns selbst machen und wir können es auch bei anderen akzeptieren. Und all das gehört irgendwo auch zu Titiksha dazu. Es klingt ein bisschen negativ formuliert, es aushalten zu können, aber letztlich heißt es, Dinge, die einem zunächst mal nicht passen, auch annehmen zu können. Das ist eine andere Bedeutung, Titiksha. Daran können wir auch arbeiten. Und wir können das dann sehen, also auch in Partnerschaften. Z.B. angenommen, beide sind Pitta, dann müssen natürlich beide aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig verbrennen. Wenn beide Vata sind, müssen sie aufpassen, dass sie sich nicht irgendwo verlieren. Vata können noch dazu in unterschiedliche Gegenden fliegen. Oder beide Kapha, da kann es sein, dass morgens keiner aus dem Bett kommt und der Urlaub nur liegen am Strand dort ist. Man kann zwar sagen, ist wenigstens Hitze, da kriegen sie das Pitta-Prinzip von oben draufgeführt. Aber am Strand liegen und zwischendurch den Magen vollgeben, ist auch nicht die Lösung. Aber oft, gleich und gleich verträgt sich relativ gut. Aber andererseits, angenommen, da ist ein Vata- und ein Pitta-Mensch zusammen, dann kann der eine sagen, „Ah, der gibt mir immer die Ideen.“ und der andere sagt, „Toll, mein Partner setzt dann auch einiges davon durch.“ Dann freut man sich. Oder der eine ist Pitta und der andere ist Kapha, dann dankt der Kapha-Mensch dafür, dass er neue Impulse öfters kriegt und aus dem Trott herauskommt. Er wird zwar immer schimpfen, wenn er schneller gehen muss bei den Spaziergängen, aber irgendwo weiß er, es ist auch gut für seine Gesundheit. Und der Pitta-Mensch wird öfters dazu gebracht, dass er mal Ruhe gibt, ein bisschen Freizeit nimmt, ein bisschen sich entspannt, auch wenn er sich immer wieder auch zwischendurch ärgert, dass er immer wieder gebremst wird. Aber in einer guten Beziehung weiß der Pitta-Mensch das zu schätzen, denn er weiß, „Das ist gut. So brauche ich nicht krank zu werden, sondern mein Partner oder meine Partnerin hilft mir dort.“ So gilt es, das anzuerkennen und das gilt genauso, wenn ihr in irgendeinem Team seid oder wenn ihr in einer Wohngemeinschaft seid oder in einem Ashram wohnt oder in einem Yogazentrum und verschiedene Yogalehrer habt. Dann habt ihr auch vielleicht einen Vata-Lehrer, der will ständig seine Unterrichtszeiten verändern und er will ständig woanders unterrichten. Da gibt es den Pitta. Das ist der, der irgendwo ein Ego auch hat und sich ärgert, wenn er nicht das kriegt, was er will. Und dann gibt es einen Kapha-Mensch. Den dazu zu bringen, irgendeine andere Stunde zu geben, als die, die er seit fünf Jahren gibt, ist nahezu unmöglich. Und in einem guten Yogazentrum hat man diese beständigen Yogalehrer, die immer das Gleiche machen. Man hat diese Pitta-Yogalehrer, die öfters irgendwie was durchsetzen. Da muss man aber aufpassen, dass man als Zentrumsleiter nicht zur Seite geschoben wird. Die würden gerne das Zentrum übernehmen. Wenn nicht, wenigstens die Schüler übernehmen in ihr eigenes Zentrum, das sie dann gründen werden. Und dann gibt es die Vata. Die sagen ständig ihre Stunden ab und wollen ständig was Neues machen und dann unterrichten sie nicht in der Kleidung, die eigentlich im Zentrum vorgeschrieben ist. Die fangen nicht mit dem Mantra an, mit dem man anfangen soll. Sie gehen zu immer anderen Schulen. Gut, sie bringen neue Ideen rein und man muss ihr Vata ein bisschen dämpfen, aber dafür bringen sie Ideen, die ein Zentrum sehr gut voranbringen können, solange man selbst eben der oder die Leiterin dann bleibt, wenn ihr ein Zentrum leitet. Genauso auch in eurem eigenen Geist. Natürlich ist der Mensch nicht nur Vata, nicht nur Pitta, nicht nur Kapha. Ich würde stark vermuten, die Mehrheit von euch ist sowohl Vata, als auch Pitta, als auch Kapha und in unterschiedlichen Situationen ist man mal das eine, mal das andere. Dennoch, viele haben vielleicht eines, was vorherrschend ist. Shraddha, irgendwo vertrauen, dass die eigenen Eigenschaften auch irgendwo ihren Sinn haben. Auch das Vertrauen, dass man durchaus weiter an sich arbeiten kann. Das Vertrauen, dass die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, genau die richtigen sind oder einem die richtigen Lektionen geben. Das Vertrauen, dass die Umstände, auch wenn man sie momentan nicht versteht, doch irgendwo die richtigen sind, dass wir daran wachsen. Und daraus dann dieses Samadhana, was dann eine tiefe Gelassenheit ist, die daraus entsteht, „Letztlich ist das alles ein relatives Spiel, in meiner wahren Natur bin ich Sat, Chid und Ananda.“ Das war jetzt eine einfache, ich meine, sehr praktikable Interpretation und wenn ihr probiert, das umzusetzen, das hoffe ich, dass euch wirklich das zu Samadhana verhilft.

Teil 28 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Shatsampat, die sechs edlen Tugenden im Vedanta

Shankara wird euch jetzt auf einem höheren Niveau erklären, wie man diese sechs Eigenschaften interpretieren kan:
„Sama, Ruhe des Geistes heißt, dauerndes Verharren im wahren, eigenen Ziel, indem man sich von den zahllosen Gegenständen der Sinneswahrnehmung loslöst und sich deren Mangel immer wieder vor Augen führt.“ (Viveka Chudamani)
Sama heißt Ruhe des Geistes. Eine andere Möglichkeit ist und das ist eigentlich eine Variation von Vairagya, man macht sich bewusst, alles in dieser Welt hat seine Probleme, nichts macht einen dauerhaft glücklich, alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Der Mensch, der einen heute anlächelt, später stellt er einem das Bein und freut sich, wenn man im Dreck liegt. Ich lasse es jetzt dabei.
23. Vers
„Dama, Selbstbeherrschung heißt, das Festhalten der Sinne und Sinnesorgane in den betreffenden Zentren, indem man sich von den zahllosen Gegenständen der Sinneswahrnehmung abwendet.“
Also, wenn man merkt, da ist ein Cafe und da gibt es den tollen Kirschkuchen und dann schaut man woanders hin und geht weiter. Oder angenommen, ihr macht einen Spaziergang durch den Kurpark von Bad Meinberg, dann kommt ihr erst eben hier durch das Silvaticum, schöne Bäume, geht unter der Brücke durch, wunderschöner See, ihr geht weiter und dann sehr ihr einen schönen Brunnentempel, ihr geht noch weiter, links ein Eiscafe. Genau, wenn ihr dort standhaltet, kommt direkt danach rechts eine Konditorei, dort haltet ihr vielleicht auch noch stand. Ihr geht etwas weiter, links kommt eine andere Konditorei, vor der hält man übrigens besser stand. Wenn man rechts geht, rentiert es sich wenigstens. Dama hieße, man geht einfach weiter und lässt sich von nichts beeinflussen und beeindrucken. Und das ist auch durchaus eine gute Übung. Manchmal macht man einfach etwas deshalb nicht, einfach weil man einen Wunsch danach hat. Also nicht nur, weil es einen anderen Grund gibt. Also z.B. gegen Kuchen gibt es ja einige gute Gründe. Bauch oder Zucker oder Eier oder ich weiß nicht, was deutsche Konditoren noch in den Kuchen reinsetzen. Es sind nicht nur biologisch-ökologisch natürliche Zutaten. Und der Naturkostladen hat typischerweise immer geschlossen, wenn ihr frei habt. Es sei denn, ihr verzichtet aufs Frühstück oder kürzt es ab. Aber nicht nur aus anderen Gründen, sogar selbst am Naturkostladen, wenn da Hundertprozent gesunde Sachen sind, und seit es Yoga Vidya gibt, haben die den Anteil an Süßigkeiten etwa verdoppelt, ist mir aufgefallen. Vor sechs Jahren waren da wenige Regale mit Süßigkeiten, jetzt sind dort relativ viele gesunde Süßigkeiten drin. Und irgendwie scheinen die sogar zu wissen, was wir hier anbieten, denn die bieten anderes dort an. Und ich komme auch nie dorthin, ohne einen Mitarbeiter dort zu treffen oder einen Gast. Aber selbst wenn es Hundertprozent gesund ist, auch mal sagen, „Ich esse es trotzdem nicht.“ Oder ihr habt einen Wunsch nach irgendetwas und dann macht es einfach deshalb nicht, um nicht Sklave eures Geistes zu sein, um zu sagen, „Ich bin Herr oder Frau im Haus.“
„Vollkommene Ruhe, Uparati, bedeutet, dass das Denken nicht auf äußere Sinneseindrücke reagiert.“
Also, Uparati hat so verschiedene Bedeutungen. Hier sagt er, vollkommene Ruhe, es heißt aber eben auch Abwenden, es heißt auch Überdruss, es ist ein vielschichtiges Wort dort. Also hier, Denkorgan reagiert nicht auf äußere Sinneseindrücke.
Titiksha - wird hier übersetzt von diesem Übersetzer als Langmut - nennt man das Ertragen aller Art von Leiden, ohne den Gedanken an Rache, ohne Angst und Kummer und ohne Klagen. Titiksha ist auch eine gute Übung und im Grunde genommen, wenn wir uns Titiksha als eine der wichtigen Eigenschaften anschauen, dann können wir irgendwo Leiden auch was Positives abgewinnen. Also angenommen, es kommt eine Krankheit. Da kann man sagen, „Aha, schön, dass der Körper jetzt eine Krankheit hat. Eine gute Gelegenheit, Titiksha zu üben.“ Ist vielleicht sogar mit Schmerzen verbunden. Eine gute Gelegenheit, Titiksha zu üben. Wobei ich euch jetzt nicht raten würde, auf Schmerzmittel zu verzichten. Die heutige Medizin sagt ja, wenn man Schmerzen hat und die Ursache dann irgendwo kennt und auch was an der Ursache macht, dann sollte man sogar relativ früh Schmerzmittel nehmen, dass kein Schmerzgedächtnis entsteht. Und das machen manchmal naturverbundene Menschen falsch, sie nehmen dann lange Zeit keine Schmerzmittel und nachher muss man Hämmer nehmen. Und wenn man einmal ein Aspirin genommen hätte, hätte vielleicht eine Tablette ausgereicht, dass irgendwo ein kleiner Unfall nicht zur chronischen Problematik wird. Noch besser ist natürlich, man schafft es mit einer Affirmation, den Schmerz zu beseitigen und mit einer Entspannung und damit verbundenen Affirmation. Aber jetzt jenseits dieser, mindestens heutigen medizinischen Empfehlung, die vielleicht in einem Jahr wieder überholt ist, wenn äußeres Leiden kommt, dann kann man das annehmen und sagen, es ist eine gute Übung, um stark zu werden. So irgendwo, mindestens als Junge hat man so gehört, „Was dich nicht umbringt, macht dich stark.“ Ich weiß nicht, Mädchen, haben die das auch gehört? Ja, auch. „Nur die harten kommen in den Garten.“, den Ausdruck habe ich nicht gehört, der war vielleicht in einer anderen Gegend Deutschlands populär. Stimmt natürlich nicht immer. Aber irgendwo, Stärke des Geistes heißt auch eben, mit widrigen Umständen umgehen zu können. Und auch heißt es, Gold wird im Feuer rein. Oder, der Schmied macht die Kunstgegenstände, indem er das Eisen erst heiß macht und dann feste draufschlägt. Und irgendwo macht das auch unser Karma. Ab und zu mal wirft es uns in den Ofen und anschließend werden wir links und rechts und oben und unten draufgehauen. Das ist jetzt keine sehr romantische oder freundliche Ausdrucksweise. Ich weiß auch nicht, warum die mir jetzt gerade einfällt, denn so häufig gebrauche ich ja so etwas nicht. Vielleicht um meine bisherige freundliche Ausdrucksweise etwas auszugleichen. Aber so passiert es ja öfters. Das Leben ist ja so. Es ist nicht so, dass unser Schicksal uns immer mit Samthandschuhen anfasst, sondern manchmal geschehen schlimme Dinge und manchmal hat man das Gefühl, dass man in einen Feuerofen reingeworfen ist, den man nicht aushält. Und manchmal hat man das Gefühl, dass man links und rechts verprügelt wird. Es gibt vielleicht sogar Menschen, die physisch verprügelt wurden. Und das sind alles Dinge, die prägen uns. Aber letztlich, was danach folgt ist, Shraddha sagt, wir wissen nicht, warum und wieso und ich halte die Frage, „Warum passiert mir das?“ nicht für eine sehr hilfreiche Frage. Wenn man davon ausgeht, auf irgendeine Art und Weise wachse ich daran, das ist das, was Titiksha ermöglicht. Also hier, man lernt, Leiden anzunehmen. Auch Swami Sivananda hat ja in seinem berühmten Lied, fängt an mit „Serve, love, give, purify, meditate, realize. Be good, do good, be kind, be compassionate. Adapt, adjust, accommodate. Bear insult, bar injury, highest Yoga. Trage Kränkungen, trage Beleidigungen und Schmähungen, das ist höchstes Yoga.“ Das ist ein Zeichen, wir sind ein bisschen vorangekommen. Das ist letztlich eine einfache Weise für Titiksha. Eigentlich gibt es ja Schlimmeres als Leute, die einen irgendwo beleidigen. Aber viele Menschen und ich merke es gerade auf dem spirituellen Weg, vielleicht andere genauso, aber spirituelle Menschen sind manchmal nicht nur gekränkt, wenn man ihnen ein kränkendes Wort sagt, sondern sogar, wenn man sie nicht lobt, sind sie schon gekränkt. Oder Menschen erwarten Anerkennung für alles Mögliche. Titiksha, wir halten all das aus. Und ihr könnt sehen, wie weit seid ihr gekommen und wenn euch heute etwas nicht mehr so ärgert wie vor zehn Jahren, dann seid ihr einen guten Weg vorangekommen.

Teil 29 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.


Vertrauen ist auch im Jnana Yoga wichtig

„Shraddha ist das Festhalten an der Überzeugung von der Wahrheit der heiligen Schrift und der Worte des Meisters. Dadurch erkennt man die Wahrheit.“ (Viveka Chudamani 25. Vers)
Also, Shraddha ist ein Vertrauen. Hier bringt er dieses Shraddha in einem konkreten Kontext, nämlich Vertrauen in die Schriften. Shraddha wird auch als Glaube bezeichnet. Und Shraddha hat eben tatsächlich diese vielen Bedeutungen. Ich hatte euch ja vorher eine andere Bedeutung beschrieben. Im Bhakti Yoga ist Shraddha auch der Glaube an Gott, der ja z.B. im Christentum eine ganz besondere Rolle spielt, da ist der Glaube mit das Wichtigste, mindestens im evangelischen Christentum. Da wird immer wieder gesprochen von, der christliche Glaube oder der Glaube und wo es dann auch heißt, „Sola fide, allein durch den Glauben werden wir uns der Gnade Gottes bewusst und so kommen wir dann zur Erlösung.“ Also dieser Glaube spielt dort über alle Maßen eine Rolle. Gut, hier ist er einer der sechs Shatsampats und vielleicht für einen westlichen Aspiranten ist dieser bedingungslose Glauben an die Schriften nicht ganz so einfach nachzuvollziehen. Wir sind ja noch dazu ein bisschen historisch vorgebildet und manche von euch sogar indologisch vorgebildet und ähnlich auch, wie es vielleicht manchen von euch mit dem Christentum gegangen ist, mir ist das so gegangen, irgendwo als Teenager, sowohl im Religionsunterricht, als auch im Konfirmandenunterricht haben wir die Bibel von historischen Gesichtspunkten uns angeschaut: Wann ist welcher Teil in die Bibel hineingekommen? Wo widerspricht sich was? Und dann gab es sogar so ein Buch, das hat in vier verschiedene Zeilen die widersprüchlichen Aussagen der Evangelien über die gleiche Gegebenheit nebeneinander gesetzt. Also, wer bis dahin an die Bibel geglaubt hat, hat spätestens dann nicht mehr daran geglaubt. Mindestens mir ist der christliche Glaube in meinem Religions- und Konfirmandenunterricht gründlich ausgetrieben worden. Denn es hat dann noch etwas gefehlt und ich meine, man kann das gut miteinander verbinden. Eben zum einen, natürlich, in Indien gibt es die Ausdrücke Shruti und Smriti. Im engeren Sinne sind Shrutis die Veden und die Smritis sind die Gesetzestexte. Im weiteren Sinne ist Shruti die ewige Wahrheit und Smriti sind die sozioökonomisch kulturellen Umstände. Auch wenn wir die Bhagavad Gita lesen, es gibt ein paar Verse da drin, da kann man nur sagen, wie kann irgendjemand so was schreiben? Die überlesen wir typischerweise in der 4-Wochen-Ausbildung, aber in der 9-tägigen-Bhagavad-Gita-Weiterbildung verheimliche ich die nicht. Also, es gibt da einiges, das ist aus dem damaligen kulturellen Gesichtspunkten verständlich und die Bibel ist dort auch voll davon. Irgendjemand hat ja mal beantragt, die Bibel auf den Index der jugendgefährdenden Schriften und der Volksverhetzenden Schriften zu setzen und hat dort eine ganze Menge von Beispielen gebracht. Und realistisch müsste man sagen, angenommen, es würde eine heutige Religionsgemeinschaft gegründet werden und würde diese Verse der Bibel in ihre neue Schrift dort reinsetzen, die würden ganz sicher vom Verfassungsschutz beobachtet und ziemlich sicher verboten werden. An irgendeiner Stelle sagt Jesus auch, „Ich bin nicht gekommen, um Frieden in die Welt zu bringen, sondern ich will Streit bringen zwischen Ehemann und Ehefrau, zwischen Vater und Mutter, zwischen Freund und Freundin.“ Steht drin. Habt ihr wahrscheinlich nicht gehört. Oder manches, was im Alten Testament dort drin steht, ist himmelschreiend brutal und sexistisch und wie auch immer man da sonst noch sagen will. Aber die Mahabharata ist nicht besser, vermutlich ist sie noch schlimmer. Weshalb es besser ist, man liest es in der modernen Zusammenfassung, da lassen die spirituellen Autoren diese Dinge aus. Ich kann mich mal erinnern, der Chandra hat in früheren Zeiten, hatte beim ersten Mal, wo er bei uns ein Weiterbildungsseminar gegeben hat… Er hat ja früher an einer Uni unterrichtet. Und natürlich, die Studenten hält man gut bei der Stange, indem man bestimmte, fast pornographische und sonstige Sachen aus der Mahabharata irgendwo zitiert. Aber ich habe ihn dann gebeten, das nicht zu machen. Also, Shraddha kann man trotzdem haben, obgleich ich euch jetzt vielleicht schockiere, ich habe trotzdem großes Shraddha in die Wahrheit der Schriften. Aber ich weiß eben, nicht alles ist wörtlich zu nehmen. Und in Indien ist keiner auf die Idee gekommen, alles wörtlich zu nehmen. Selbst Shankara, in manchen Kommentaren zur Bhagavad Gita, interpretiert er es letztlich irgendwie weg. Also man weiß, die Essenz ist da, höchste Wahrheit ist da und die Schriften können uns anleiten, zu der höchsten Wahrheit zu kommen. Und in der Bhagavad Gita und in den Upanishaden und im Brahma Sutra steht die Wahrheit drin, sind die Empfehlungen, wie kommen wir hin. Nur es gibt auch Verse darin, die aus der Zeit erklärbar sind und die heute anders interpretiert werden müssen. Und mein heutiges Verständnis von der Bibel ist, irgendwie gerade jetzt im Neuen Testament, das ist göttlich inspiriert. Es war letztlich eine Vorbeugung gegen eine wörtliche Auslegung der Bibel. Ich kann nicht verstehen, wie es Menschen gibt, die sagen, man muss ein wörtliches Verständnis für die Bibel haben. Denn, mit welchem Teil der Bibel? Es fängt mit der Schöpfungsgeschichte an. Das finde ich, ist genial. In der Genesis stehen zwei verschiedene Schöpfungsgeschichten direkt hintereinander. In der einen heißt es, Gott hat erst die Erde geschaffen und dann die Pflanzen und dann die Tiere und dann den Mensch. Ein oder zwei Kapitel weiter steht, erst den Menschen und dann die Pflanzen und die Tiere und alles andere. Also da gab es erstmal den Menschen im luftleeren Raum und dann hat Gott alles andere geschaffen. Kann man nicht genialer ausdrücken, um zu sagen, „Versucht nicht, das wörtlich zu nehmen.“ Also, wer es wörtlich nimmt, ich weiß gar nicht, wie geht das überhaupt? Man kann nur Dreiviertel der Bibel weglassen, aber das ist ja nicht, die Bibel wörtlich zu nehmen. Daher, Glauben in die Schriften heißt nicht, ein wortgetreuer Glaube. Und bei indischen Schriften ist das sowieso klar. Die Bibel hat ja nur wie viel Seiten? 1000, 2000? Also, ich weiß so dick ist die, die ich bei mir habe. Wir haben hier auch irgendwo das Neue Testament. Je nach Schriftgrößer wird es zwischen 1000 und 1500 Seiten haben. Die Mahabharata allein ist länger als die Bibel und dann die Ramayana ist genauso lang. Die Veden sind zehnmal so groß. Und dann noch die Smritis und die Puranas, das ist ein riesen Bücherregal. Dennoch, es gilt, aus diesen Schriften heraus, dort finden wir die Wahrheit, denn die Wahrheit ist nichts Neues, die höchste Wahrheit wurde immer wieder beschrieben. In unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Gegenden, von unterschiedlichen Lehrern, auf unterschiedliche Weise interpretiert, der Wege sind viele, aber Wahrheit ist eins. Namen sind viele, aber Wahrheit ist eins.
Ebenso sagt er hier, „Vertrauen in die Worte des Meisters.“ Natürlich, zu allererst muss man prüfen, ist der Meister überhaupt ein sattviger Meister. Es gibt genügend Scheinheilige, die durch die Welt gehen. Da werde ich jetzt nicht viel darüber erzählen. In der Yogalehrerausbildung hat ihr etwas darüber gehört oder wenn ihr die Raja-Yoga-Weiterbildung macht, dort wird typischerweise etwas mehr darauf eingegangen. Was sind die Charakteristika eines sattvigen Meisters? Wie kann man ihn von rajasigen und tamasigen unterscheiden? Dann, wenn man mal einen Meister angenommen hat, dann gilt es auch, ihm mit Vertrauen zu dienen und in seine Worte Vertrauen zu haben und letztlich das zu tun, was er einem sagt.

Teil 30 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Gelassenheit als Vedanta Tugend - und wie man sie entwickelt

„Samadhana - oft als Gelassenheit übersetzt, hier in dieser Übersetzung wird es übersetzt als meditative Versenkung - ist dauernde gedankliche Konzentration auf die ewige, reine, absolute Wirklichkeit, nicht aber der freie Lauf der Gedanken.“ (Shankara im Viveka Chudamani 26. Vers).
Und auch das ist durchaus etwas, was man im Alltag immer wieder umsetzen kann. Wir können uns immer wieder bewusst machen, hinter allem ist der eine, der unendliche, der ewige Brahman. Und das möchte ich euch als kleine Aufgabe geben, vielleicht bis zur Yogastunde oder nach der Yogastunde, vielleicht auch zwischendurch während der Yogastunde, diese Form von Samadhana zu praktizieren, euch bewusst zu werden, hinter allem ist letztlich Brahman. Hinter euren Gedanken, Gefühlen, Emotionen, dahinter ist Brahman. Die Welt, die ihr seht, ist letztlich eine Manifestation von Brahman. Man kann sagen, die Welt ist eine Manifestation von Elektronen, Neutronen und Protonen, ist eine Manifestation von Schwingungen. Wir können aber eben auch sagen, die Welt ist eine Manifestation von Brahman. Und das kann man dann eben auch spüren. Wir können merken, „Bewusstheit ist in mir, Bewusstheit in im Äußeren, mit meiner inneren Bewusstheit kann ich die äußere Bewusstheit bewusstmachen.“ und letztlich könnt ihr dann immer wieder zu dieser Erfahrung kommen von umfassender Bewusstheit, von Verbundenheit oder auf einer emotionellen Ebene kann man sagen, ist diese Reflexion, diese Erfahrung von Verbundenheit und weiter Bewusstheit dann eben Liebe.

Teil 31 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Was ist ein Yogi?

Die Frage ist aufgetaucht „Was ist ein Yogi?“ Ein Yogi ist zum einen und das wird in manchen Schriften beschrieben, der ist ein Yogi, der allen Sinnesobjekten entsagt hat und stets in der Einheit und in der Unendlichkeit ruht. Und je nach Übersetzung oder auch in der Bhagavad Gita schreibt auch Krishna, das ist ein Yogi und das ist Yoga. Aber der Ausdruck „Yoga“ und auch der Ausdruck „Yogi“ hat zwei verschiedene Bedeutungen. Zum einen heißt er, derjenige, der die Einheit erreicht hat, aber auch derjenige, der die Einheit erreichen will. Yoga ist zum einen der Zustand der höchsten Einheit, Yoga ist aber auch alle Techniken, die einem helfen, dort hin zu kommen. Also, das wird tatsächlich auch im Sanskrit auf diese beiden Weisen bezeichnet. Aber angenommen, jemand führt den Namen Yogi in seinem Namen, also Yogi Hari oder Yogishamsunderam, dann nimmt man an, dass der irgendwo schon ein bisschen weiter im Yoga ist. Dennoch kann man sagen, ihr seid alle Yogis und Yoginis. Spätestens dann, wenn ihr euch in der Internet Community, mein.yoga-vidya.de, angemeldet habt, dann braucht ihr bloß auf „Yogini“ draufzudrücken und dann seht ihr euch selbst. Aber es ist tatsächlich, in Indien wird es in beiden Kontexten bezeichnet. Jemand, der Yoga praktiziert, ist ein Yogi, aber jemand, der es erreicht hat, ist in besonderem Maße ein Yogi.

 

32. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Wo ist die Grenze zwischen Weltflucht und Mumukshutva?

Frage: „Wo ist die Grenze zwischen Weltflucht und Mumukshutva, dem Wunsch nach Befreiung?“ Damit müsste man erstens die Weltflucht definieren. Wenn Weltflucht heißen würde, wir wollen fliehen aus der Identifikation mit dem Weltlichen, wir wollen daraus fliehen, ein Leben nur im Sinne zu führen, dann ist Weltflucht gleichbedeutend mit Mumukshutva. Wenn wir rauskommen wollen aus der Identifikation und rauskommen wollen aus einem Leben hauptsächlich auf der Muladhara Ebene und das als Weltflucht bezeichnen, dann ist das sicher Mumukshutva. Wenn Weltflucht dagegen heißen würde, aus Faulheit und Trägheit oder aus einer Enttäuschung heraus, seinen Pflichten nicht mehr nachzukommen und das als Ausrede zu nehmen, einfach nur seinen Neigungen oder abstrusen Neigungen nachzugeben, dann wäre das kein Mumukshutva. Also, nur Richtung Befreiung zu gehen, muss ja auch nicht falsch sein. Aber Richtung Befreiung zu gehen kann auch heißen, da seine Beziehung zu leben und seinen Beruf zu haben, seine Pflichten zu leben, damit kann man ja auch zur Befreiung hinkommen. Das ist ja letztlich der Weg der Bhagavad Gita, wo Krishna sagt, es geht nur darum, die Selbstverwirklichung zu erreichen. Aber wie erreicht man sie? Nicht, indem man von allem wegrennt, sondern indem man tätig ist, indem man seinen Aufgaben nachgeht, sein Karma erfüllt, sein Dharma erfüllt, seine Talente lebt, letztlich auch seine Ängste konfrontiert und darüber hinaus geht. Also, Mumukshutva ist dann sicherlich etwas anderes, als eine normal verstandene Weltflucht. Da muss man natürlich auch sehen, es gibt auch den Weg des Mönches. Also, nicht jeder muss eine Beziehung haben. Nicht jeder muss eine funktionierende Partnerschaft haben. Nicht jeder muss Kinder in die Welt setzen. Nicht jeder muss Vorstandsvorsitzender von einem Unternehmen werden. Nicht jeder muss einen geregelten 8-Stunden-Job haben. Also, das muss nicht jeder haben. Es gibt auch das Konzept eines Wandermönchs. Es gibt auch das Konzept von jemand, der in ein Kloster geht. Es gibt auch Menschen, die ein Singledasein führen, auch ohne formell als Mönche geweiht zu werden. Aber da ist immer die Frage, ist es Flucht oder ist es Zuflucht? Flucht würde heißen, man weiß, „Eigentlich ist es meine Aufgabe, aber es ist mir zu anstrengend, haue ich lieber ab von.“ Das andere ist dann, Zuflucht ist etwas anderes. Ich weiß, „Ich habe eine Aufgabe und die kann ich in dem Kontext vielleicht besser erfüllen als da, wo ich vorher war.“ Also angenommen, jemand kommt hierher in den Ashram z.B., ist es Weltflucht oder nicht? Es hängt auch davon ab. Es kann auch Menschen geben, die hierher kommen aus einer Weltflucht heraus und vielleicht haben sie auch einen guten Grund, davor geflohen zu sein. Muss ja auch nicht falsch sein. Angenommen, ihr seid in einem Haus und es brennt. Ist es dann richtig, drin zu bleiben, nur um nicht zu fliehen? Manchmal ist es angemessen, aus dem Haus zu fliehen, wenn es brennt. Und so kann es auch mal sein, dass man auch mal flieht. Nur, wenn man nur flieht, jedes Mal, wenn es anstrengend wird, flieht, dann nutzt es auch nichts. Und angenommen, jemand wird Mitarbeiter hier im Ashram - sind ja einige Mitarbeiter hier - dann wird es nicht so sein, dass man dann vor jeder Verantwortung wieder fliehen kann und sich drücken kann und jedes Mal, wenn es anstrengend wird, dann sagen, „Ja, ist mir jetzt zu anstrengend. Kann ich was anderes machen? Könnte ich das anders machen?“ Also, so sind Ashrams nicht aufgebaut und dieser Ashram hier in besonderem Maße sicherlich nicht. Aber es kann natürlich auch sein, dass jemand feststellt, der in einem Ashram ist, die eine Sache ist vielleicht nicht das Richtige, dann guckt man, dass er vielleicht doch etwas findet, wo es dann doch besser ist. Nicht alles, was schwierig ist, muss man nur deshalb machen, weil es schwierig ist. Aber manchmal muss man auch das machen, was schwierig ist und da durchgehen. Also, nicht dann aufhören, wenn es schwierig wird. Deshalb, es ist immer schwierig zu sagen, was ist überhaupt Weltflucht? Vor allem, wo flieht man dann hin und was macht man dann. Also z.B. für Mitarbeiter im Ashram, da werden sicher ein paar Familienmitglieder sagen, der hat Weltflucht begangen, ist weggelaufen. Aber subjektiv ist er nicht vor der Welt geflohen, sondern strebt nach einem höheren Ziel und ist dabei sehr engagiert und macht dann sehr viel und geht auch alle Schwierigkeiten an und bewirkt eine ganze Menge. Man würde vielleicht sagen, eben der Unterschied wäre, Weltflucht ist nicht nur Flucht von Welt, sondern ist, sich nicht auf etwas einlassen, nicht engagiert sein, eher ein luftiges Leben zu führen. Aber selbst dort, wer will beurteilen, ob das nicht vielleicht doch in seinem Karma war? Es gibt ja manchmal diese Bücher, geschrieben von den Menschen, die dort sagen, man soll nur seinem Herzen folgen. Und in jeder Situation, „Höre dein Herz und mache das.“ Ich habe mal die Biographien - es gibt ja so ein paar bekannte Autoren, von denen ich jetzt keinen nenne - gelesen von diesen Menschen. Und die, die das sehr stark betonen in ihren Romanen, haben mehrere Sachen gemeinsam. Erstens, sie leben von den Tantiemen ihrer Bücher. Zweitens, sie haben keine langfristige Beziehung eingehen können, keine Beziehung hat länger als ein paar Jahre gedauert. Und drittens, sie waren auch nie längere Zeit irgendwo angestellt. Dann kann man das so bedingungslos sagen, man muss immer seinem Herzen folgen. Wenn man halt das Glück hat, irgendwo den Nerv der Zeit getroffen zu haben und ein Buch zu schreiben, was ein Renner wird, hat man ausgesorgt. Man kriegt Tantiemen bis 40 Jahre nach seinem Tod. Oder sind es 60 Jahre. Ich glaube, in Deutschland sind es sogar 60 Jahre. Dann ist man praktisch eher Privatier, dann kann man immer noch ein Buch schreiben. Wenn eins mal ein Bestseller war, wird das zweite höchstwahrscheinlich auch einer sein. Und die leben dann irgendwo so ein Leben und mal hier und mal dort und mal im Kontinent hier und mal dort usw. Aber ist das deshalb ein falsches Leben? Das ist wahrscheinlich ihre Bestimmung und das ist ihr Leben so. Man würde sage, die betreiben Flucht in Höchstform. Wann immer die Beziehung schwierig ist, haben sie „Bye bye Baby“ gesagt und wann immer es ihnen in einem Land nicht mehr gefällt, dann geht man halt ins nächste. Das Herz sagt, woanders hinzugehen. Und in dem Kontext mag es richtig sein. Und in einem anderen Kontext ist das vielleicht nicht das Richtige. Wer will beurteilen? Ich ganz sicher nicht und ich hoffe, niemand von euch will das beurteilen. Für sich selbst muss man Entscheidungen treffen und manchmal, wenn man Kinder hat, muss man dort auch manchmal Entscheidungen treffen. Aber irgendwann werden die Kinder die Entscheidungen selbst treffen und verurteilt eure Kinder dafür nicht, denn vom Allerhöchsten ist sowieso alles Brahman und diese Welt ist Maya oder Lila, je nachdem, wie ihr es sehen wollt. Und so, jeder macht eben das auf einer relativen Ebene, was er macht und in der Mehrheit der Fälle ist es besser, engagiert zu sein und nicht aus einer Beziehung gleich zu fliehen, wenn es mal schwierig wird und nicht gleich den Beruf zu wechseln, wenn es schwierig wird, nicht gleich die Stadt zu wechseln, nur weil man mal ein bisschen Ärger mit seinem Vermieter hat. Aber manchmal, wenn es nicht geht, ist besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Aber auch das gilt nicht immer. Manche Menschen brauchen einen Schrecken ohne Ende, um Vairagya und Mumukshutva weiter zu entwickeln. Also, Hilfe für Entscheidungen ist jetzt vielleicht dieses Viveka-Chudamani-Seminar nicht unbedingt, das ist dann mehr in der Bhagavad Gita. Hier lernt ihr so mehr, auf einer relativen Ebene muss man machen, was man halt macht. Man macht die richtigen Erfahrungen. Auf einer absoluten Ebene sind wir sowieso Brahman und alles andere ist Maya.

33. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.


Mumukshutwa, die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Erleuchtung

„Sehnsucht nach Befreiung, Mumukshutva, ist der brennende Wunsch, sich durch Erkenntnis des ureigenen Wesens von den Fesseln, wie Ichbezogenheit und Körperverhaftung, zu befreien, die aus Unwissenheit entstanden sind.“ (Shankara im Viveka Chudamani 27. Vers)
Also Mumukshutva. Moksha heißt Befreiung, Mukshutva hieße, Wunsch nach Befreiung und Mumukshutva ist der intensive Wunsch nach Befreiung. Er sagt, „Ist der brennende Wusch, sich durch Erkenntnis des ureigenen Wesens von den Fesseln, wie Ichbezogenheit und Körperverhaftung, zu befreien, die aus Unwissenheit entstanden sind.“ Und dieses Mumukshutva ist in besonderem Maße wichtig. Swami Sivananda hat mal so humorvoll gesagt, Selbstverwirklichung ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Wenn Nachfrage da ist, dann kommt auch das Angebot, nämlich die Selbstverwirklichung. Das ist vielleicht so wie eine kapitalistische Wirtschaft, wenn es eine Nachfrage gibt, dauert es nicht lange, bis irgendein Unternehmen das anbietet. Das ist jetzt natürlich ein bisschen flapsig formuliert. Aber wenn wir wirklich tief im Inneren die Selbstverwirklichung wollen, dann kommt sie auch. Und es heißt, wenn der Wunsch nach Selbstverwirklichung oder nach Befreiung oder nach Einheit stärker ist, als alle anderen Wünsche zusammen, dann erreichen wir das in diesem Leben. Wenn der Wunsch schwächer ist als andere Wünsche, dann in einem späteren Leben. Antoine De Saint - Exupéry hat mal was Ähnliches ausgedrückt: „Angenommen, du willst jemandem beibringen, wie er Seefahrer wird, dann erzähle ihm nicht über die verschiedenen Schiffsarten, Antriebsarten, Segelarten, sondern schwärme ihm vom Meer vor. Er wird dafür sorgen, dass er all das macht, all das lernt, was notwendig ist, um Seefahrer zu werden.“ Und auf eine gewisse Weise macht Shankara das, auf einer gewissen Weise mache ich das ja auch, ich schwärme euch von der Verwirklichung vor. Und Shankara macht es, die großen Meister machen es, zu erzählen, „Brahman, das ist das, worum es geht. Satchidananda, das ist deine wahre Natur. Alles andere ist relativ und vergänglich und letztlich macht es nicht dauerhaft glücklich.“ Und wenn wir darüber öfters nachdenken, wird der Wunsch nach Befreiung stärker. Patanjali drückt es ja so aus im Yoga Sutra, „Verwirklichung kommt schnell bei dem, der einen starken Wunsch danach hat.“ Also, wenn wir einen starken Wunsch nach Verwirklichung haben, dann kommt sie auch. Aber den Wunsch, den gilt es auch zu pflegen. Wir können wirklich auch etwas tun, damit der Wunsch stärker wird. Denn die anderen Wünsche werden immer wieder stärker, insbesondere im so genannten Kali-Yuga. Kali-Yuga heißt dunkles Zeitalter. Und laut klassischer indischer Chronologie befinden wir uns seit 3227 v. Chr. im Kali-Yuga und es dauert noch 427.000 Jahre knapp, bis wir dort rauskommen. Also nicht, dass ihr denkt, wir könnten dort schon morgen oder übermorgen rauskommen. Aber ich muss zugeben, ich bin jetzt bei diesen klassischen Chronologien nicht so ganz der Meinung, dass man es wörtlich nehmen soll. Denn letztlich heißt es irgendwo, seit Beginn der Zivilisation ist das dunkle Zeitalter und vorher, als wir in Höhlen gelebt haben, war es ein bisschen besser und vorher, als wir noch nicht mal Höhlen kannten, war es ganz besonders gut. Das ist durchaus auch in Frage zu stellen. Natürlich weiß man auch nicht, ob da all das stimmt, was die Anthropologie sagt, vielleicht gab es durchaus Atlantis, als einen großer Kontinent, der untergegangen ist und ist irgendwo tief verschüttet. Und wenn die Wissenschaft irgendwann 1000 Meter unter den Meeresboden geht, findet man vielleicht Atlantis, als eine überlegene Zivilisation und vielleicht findet man irgendwann Lemuria 10.000 Meter unter dem Meeresspiegel. Soviel ist 10.000 Meter nicht oder 100.000 Meter. 100 Kilometer im Verhältnis zu 12.000 Kilometer Erddurchmesser ist nichts. Aber ich muss zugeben, persönlich bin ich doch inzwischen etwas mehr von den Aussagen der Biologie ein bisschen überzeugt, die eben das Erdzeitalter anders einteilen, als man es in manchen indischen Schriften findet. Und deshalb, auch mit diesem dunklen Zeitalter ist auch eine Sache, ob man das jetzt so wörtlich nehmen soll. Ich glaube, für die Praxis des Yogas spielt es jetzt nicht die allergrößte Bedeutung. Nur wenn wir Kali-Yuga jetzt einfach nehmen und sagen, Kali-Yuga ist dadurch charakterisiert, eine Mehrheit der Menschen ist nicht an Spiritualität interessiert. Und eine Mehrheit der Menschen ist mehr daran interessiert, reich und schön zu werden und Geld zu haben und das Leben zu genießen und Macht zu haben. Dann werdet ihr feststellen, das ist eine Mehrheit, oder? Oder habt ihr das Gefühl, die Mehrheit von euren Mitmenschen ist hauptsächlich interessiert an Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung, uneigennützigem Dienen, gemeinnütziges Engagement? Jeder hat etwas davon, behaupte ich. Auch derjenige, der sich als Materialist bezeichnen würde und das sind nur wenige, auch der hat irgendwo ein inneres Engagement für etwas Gutes. Auch der überlegt manchmal, „Wer bin ich und was soll das Ganze?“ Aber für die Mehrheit ist es nicht ein Hauptwunsch und deshalb ist es ganz natürlich, dass man immer wieder angesteckt wird von der Mehrheitsmeinung. Und dann, die wenigstens von euch haben hauptsächlich Freunde und Freundinnen aus dem Yogabereich und die werden euch dann ab und zu mal irgendwie sagen, „Ja, lass das ganze Yoga. Du musst auch mal dein Leben genießen.“ Das ist immer paradox. Ich genieße mein Leben sehr. Wenn ich die Luft anhalte und das Prana hochsteigt und das Herzchakra sich öffnet und die Wirbelsäule dann mal wieder warm wird und irgendwo, was für ein Sinnesgenuss… Gut, vielleicht gibt es schöne Sinnesgenüsse auch, aber jedenfalls das genieße ich auch. Oder wenn ich dann vor euch sitze und über Mumukshutva spreche, was sollte dort schöner sein, was sollte ich im Leben verpassen? Da fällt mir jetzt nichts ein. Also, ich genieße jetzt mein Leben, ich kann über Viveka-Chudamani sprechen. Aber angenommen, ich würde jetzt mit meinem Onkel oder mit meinem Vater darüber sprechen oder mit Schulfreunden, dann würden die das anders sehen. Und wenn die Mehrheit der Menschen eben diese anderen Ansichten hat, wird man auch so ein bisschen mit beeinflusst. Außerdem ist es natürlich auch so, die volle Verwirklichung, ganz so schnell kommt sie dann doch nicht. Und dann ist man ein bisschen enttäuscht und denkt, „Ja, jetzt muss ich doch etwas anderes machen.“, dann kommt man auf diese und jene Idee.

Teil 34 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Entwickle Mumukshutva, den Wunsch nach Selbstverwirklichung und Befreiung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Mumukshutva, den Wunsch nach Befreiung, wachsen zu lassen. Also, es gibt verschiedene Möglichkeiten, Mumukshutva wieder wachsen zu lassen und die klassischen Weisen sind zum einen Satsang und das zweite, Nachdenken über Probleme und zwar spezielle Probleme und das dritte wäre, Nachdenken über Brahman. Also Satsang . Also jetzt im weiteren Sinne Satsang verstehen, heißt, Zusammensein mit anderen spirituellen Aspiranten. Wenn man mit anderen spirituellen Aspiranten zusammen ist und vielleicht sogar mit solchen, die ein bisschen weiter sind als man selbst oder noch besser mit einem spirituellen Lehrer, noch besser mit einen Selbstverwirklichten, dann wird automatisch der Wunsch nach Befreiung auch stärker. Mindestens die Mehrheit von euch wird jetzt dieser Tage vielleicht öfters eine stärkere Sehnsucht nach Befreiung haben als noch vor acht Wochen oder vielleicht als noch vor zwei Jahren. Das zweite ist, Nachdenken über Probleme. Aber nicht, um in Selbstmitleid zu versinken, sondern bewusst sein, „Ja, die Welt ist relativ und auf die Dauer macht mich das nicht glücklich.“ Und dann kann man sogar glücklich sein über jedes Scheitern. „Ja, ist halt so. Was einen Anfang hat, hat ein Ende. Dauerhaftes Glück gibt es in dieser Welt nicht.“ Oder so wie Patanjali es ausdrückt und das klingt jetzt sehr negativ, „Sarvam Dukham Vivekinaha. Für einen Menschen von Unterscheidungskraft ist alles Leiden.“ So wie Buddha anfängt, die erste der vier edlen Wahrheiten ist, „Alles Leben ist Leiden.“ Dennoch, wenn ihr buddhistische Mönche anschaut, die sehen relativ häufig glücklich aus. Obgleich der Buddhismus mehr als jede andere Religion die Leidhaftigkeit des Daseins betont. Der Patanjali erwähnt es irgendwo im 2. Kapitel halbwegs versteckt. Kaum jemand kennt diesen Vers. In den meisten Büchern, Kommentaren wird er kaum erwähnt, also relativ versteckt. Buddhismus fängt gleich an, erste edle Wahrheit, „Alles Leben ist Leiden.“ Patanjali baut das noch ein bisschen aus. Warum? Weil es Konflikte gibt zwischen verschiedenen Wünschen. Ein Grund. Zweiter Grund, weil es Konflikt gibt zwischen Wünschen und Gunas. Also, wir kriegen nicht alles, was wir wollen. Zum zweiten, nicht alles, was wir wollen, ist miteinander vereinbar. Zum dritten, wegen der Unruhe des Geistes. Was wir heute wollen, ist nicht mehr das, was wir morgen wollen. Und wegen dem Wissen, dass Dinge vergänglich sind. Man weiß, „Was ich heute habe, ist morgen vielleicht schon vorbei.“ Und weil der Mensch die Fähigkeit hat, im Voraus zu gucken. Erinnert euch an den Säbelzahntiger. Das hat ihn ja geradezu überleben lassen, dass er, wenn irgendwas gut geht, er immer erwartet, irgendwas Schlimmes wird auch noch passieren und das, was jetzt gut ist, wird irgendwann verschwinden. So kann man noch nicht mal den Moment so wirklich genießen. Jetzt gibt es aber das Paradox. Weil man nicht erwartet, dass äußere Dinge einem dauerhaftes Glück geben… Wer setzt den Satz fort? …können wir ein glückliches Leben führen. Wenn man nicht erwartet, dass, wenn man nur den Richtigen findet, man dann immer und ewig dauerhaft glücklich ist, so wie im Märchen. „Sie lebten glücklich und zufrieden bis an das Ende ihrer Tage.“ Es gibt Märchen, die enden so. Andere enden, „Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Das ist wenigstens ein realistisches Ende. Da wird einem bewusst, sind höchstwahrscheinlich alle gestorben. Wenn schon die Gebrüder Grimm aus dem 19. Jahrhundert davon erzählt haben, sind sie heute sicher alle tot. Aber, sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage… Oder irgendwo, ich glaube, von Heinz Erhard, es kann aber auch von Eckhard von Roth gewesen sein, „Darum wir beim Happy End stets abgeblendt.“ Von wem ist das? Heinz Erhard. Also, wenn man das nicht erwartet, dann weiß man, der, mit dem man zusammen ist, hat seine Macken und manchmal ärgert man sich oder nicht, dauerhaftes Glück gibt es nicht. Man ist zufrieden und nimmt den anderen so an, wie er ist und guckt nicht ständig nach jemand Neuem, der einem vielleicht die dauerhafte Befriedigung geben kann. So kann man ein glückliches Eheleben führen oder Partnerleben. Man erwartet nicht, dass das allein einen dauerhaft glücklich macht. Und falls es doch nicht auf Dauer bestimmt ist und zwischendurch zu Ende geht, weiß man, auch das gehört zum Leben dazu. So haben es ja die Yogis gesagt, alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Es kann auch ein Ende haben vor dem physischen Tod, spätestens hat es ein Ende mit dem physischen Tod, letztlich relativ. Und dann können wir letztlich auch den Augenblick genießen solange er da ist, denn wir wissen, irgendwann ist er sowieso vorbei. So wie jetzt kann ich genießen mit euch zu sprechen über das Viveka-Chudamani und danach wartet vielleicht irgendeine Büroarbeit auf mich. Meine Sekretärin nickt gerade. Vielleicht fahre ich aber auch Fahrrad. Das ist mein Vorteil, ich kann die Reihenfolge bestimmen. Aber das eine ist schön, das andere ist auch schön, aber man sollte nicht erwarten, das eine macht einen dauerhaft glücklich. Und das ist eben Nachdenken über die Probleme der Welt, das hilft zu Mumukshutva und dann können wir vorübergehendes Glück genießen und vor allen Dingen können wir alles als Manifestation von Brahman ansehen. Das nächste natürlich, Nachdenken über Brahman. Wir wissen, es gibt doch dauerhaftes Glück und es gibt doch dauerhafte Erfüllung. Der menschliche Geist ist nicht mit einer unerfüllbaren, unrealistischen Sehnsucht gefüllt, sondern es gibt es. Wir können darüber nachdenken über Brahman und wir können auch nachdenken über Menschen, die Brahman verwirklicht haben. Man kann Biographien lesen von Swami Sivananda, Biographien lesen von Anandamayi Ma, von Ramakrishna, von Ramana Maharshi, von YogAnanda, von Theresa von Avila, Biographien von Franziskus von Assisi, Biographien von Rumi, dem Sufi-Weisen und dann stellt man fest, „Sie haben daraus gehandelt, sie haben das erfahren, sie haben diese Liebe und dieses dauerhafte Glück gespürt, sie haben es auch gelebt und deren Leben ist wirklich etwas, dem will ich auch nachfolgen. So möchte ich auch leben.“
Sie sagte, es ist vielleicht sogar dann schwieriger für Menschen, die relativ glücklich sind, dort nach Mumukshutva zu streben oder Mumukshutva zu haben. Sie sind ja glücklich in ihrem Leben. Da kann man sagen, glücklicherweise gibt das Leben einem auch Tritte in den Hintern. Also, ich kannte mal jemanden, der hat mir so erzählt, „Ich bin jetzt schon glücklich, ich brauche das Yoga nicht. Und ich genieße mein Leben und es ist alles toll und wenn ich im Meer tauche, dann ist alles gut und wenn ich spazieren gehe und die Schönheit der Natur genieße, dann ist alles toll.“ Irgendwann hat er ein Augenproblem gehabt, Netzhautproblem, kann nicht mehr tauchen, kann auch die Natur nicht mehr richtig sehen, es verschwimmt alles und seitdem ist er unzufrieden geworden. Also, das ist die eine Sache. Aber es gibt auch eine weitere Sache. Wir müssen nicht unbedingt durch Schicksalsschläge hinkommen. Man kann auch tatsächlich sagen, „Ich bin jetzt schon glücklich, aber ich will noch glücklicher werden. Und das Glück, das ich jetzt erfahre, ist eine Gnade Gottes und ich bin Gott dankbar, dass er mir all diese Schönheit gibt und ich möchte jetzt nicht nur die Schönheit Gottes sehen, sondern Gott selbst.“ Eine Sehnsucht nach Befreiung kann eben auch über Nachdenken über Brahman geschehen. Es ist auch eine Temperamentfrage, was davon einem mehr hilft. Und es gibt auch Menschen, die insgesamt schon glücklicher sind und dennoch nach Gott streben. Auch das ist eine Temperamentfrage. Ein gewisses Glücksniveau, kann man sagen, ist Menschen auch schon irgendwo angeboren. Vielleicht von früheren Leben, andere würden sagen, von den Genen her. Tatsächlich, wenn ihr ein glückliches Baby habt, ist es höchstwahrscheinlich noch glücklich, wenn es zum Pflegefall wird mit 80 oder 90. Wenn ein Baby schon mit einem halben Jahr ständig unzufrieden ist und jetzt nicht ein physiologisches Problem dort hinter steckt - manchmal gibt es ein physiologisches Problem, Blähungen oder sonst was und wenn die abgestellt sind, ändert sich der Charakter des Babys. Aber beim Kleinkind kann man es schon eher sagen. Also, ein unglückliches Kleinkind wird höchstwahrscheinlich im Alter auch ein unglücklicher Pflegefall sein. Ich sagte, höchstwahrscheinlich, das heißt nicht, immer. Zum einen können traumatische Erfahrungen Menschen ändern, zum anderen können außergewöhnliche Glückserfahrungen Menschen ändern und jetzt kommt noch die frohe Nachricht, regelmäßige Meditation macht Menschen insgesamt glücklicher und ändert sogar die Hirnstrukturen. Man hat sogar festgestellt, dass Menschen, die glücklicher sind, haben irgendeine Partie im Hirn stärker aktiv als andere und jemand, der regelmäßig meditiert, hat diese Hirnstruktur etwas stärker und so kann man tatsächlich sagen, die empirische Forschung legt nah, langjährige, regelmäßige Meditation macht Menschen insgesamt glücklicher. Das ist doch schon mal gut. Aber insgesamt heißt, über einen großen Durchschnittswert und es ist auch nicht so vehement. Und wir müssen auch nicht unbedingt so glücklich werden im Relativen. Also, wer von euch eher eine Neigung hat, unglücklich zu sein, so ein melancholisch-deprimiertes Grundgefühl zu haben, dann seid dankbar. Das ist sehr gut für Mumukshutva und Vairagya. Fällt leicht. Wenn ihr aber eher diese Glückskinder seid, freut euch auch und strebt vielleicht nach denjenigen, der hinter allem Glück steckt. Jetzt, wenn ihr so ein melancholisches Temperament habt, beneidet nicht die scheinbaren Kinder des Glücks. Es ist eure Weise, wie ihr der höchsten Wahrheit nahe kommt. Manchmal gibt es das auch, dass Menschen ihr ganzes Leben eher unglücklich waren und dann auf den spirituellen Weg kommen, endlich einen Sinn im Leben sehen und dann eher glücklich waren. Ich gehöre ja eher zu denen, die als Kind und Jugendlicher eher unglücklich waren. Als Kleinkind nicht, aber irgendwie, als ich angefangen habe zu denken, ab da, irgendwo 8, 9 Jahre, ab da war ich irgendwo ein unglückliches Kind, weil ich gemerkt habe, es sagt mir nichts, was die anderen so wollen und tun und was die so machen. Und irgendwo habe ich gedacht, ich bin auf dem falschen Planeten und in die falsche Familien geboren. Ich hatte liebevolle Eltern, tolle Brüder, ich hatte eigentlich alles Gute in der Kindheit gehabt, aber dennoch, ich sage, vom früheren Leben her, hatte ich den Wunsch nach Befreiung und dafür gab es da keine Nahrung und was da ansonsten war, hat mich nicht glücklich gemacht. Und dann, als ich irgendwann auf diese spirituelle Philosophie gestoßen bin, habe ich gedacht, endlich macht Leben wieder einen Sinn. Das hat dann die Sichtweise geändert. Aber ich kann mich noch erinnern, als ich 1981 den Namen bekommen habe, Sukadev, und mir gesagt wurde, das heißt Engel der Wonne, da habe ich gedacht, einen falscheren Namen als das hätte man mir nicht aussuchen können. Jahrelang ganz andere Gedanken als Gedanken der Wonne. Irgendwann habe ich aber gemerkt, passt durchaus doch. Obgleich Weltenschmerz auch immer wieder da ist und die Sehnsucht, irgendwann doch vollständig die Befreiung zu haben. Warum lässt mich Gott nicht gänzlich raus aus diesem Schlamassel hier? Er zeigt es mir immer wieder. So ist es und so könnte es sein und das ist deine wahre Natur, aber erst musst du deine Aufgaben erfüllen, bevor du dort ganz hinkommst. Manchmal hadere ich mit ihm.

35. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.


Vairagya, Verhaftungslosigkeit, wichtig für den Yoga Aspiranten

„Auch wenn der Wunsch nach Befreiung, Mumukshutva, nur schwach oder mäßig ist, wird er durch Losgelassenheit, Vairagya, die sechs Tugenden, wie Stille der Gedanken und Selbstbeherrschung und die Gnade des Meisters größer und stärker und trägt Früchte.“ (Shankara im Viveka Chudamani Vers 28)
Also, jetzt sagt er noch, auch wenn der Wunsch noch nicht so stark ist und selbst Shankara muss also Schüler gehabt haben, bei denen der Wunsch nicht so stark gewesen ist, sagt er, Vairagya. Und Vairagya heißt, das kann man eben auch üben. Also Nachdenken über Probleme hier. Oder auch indem wir an den sechs Tugenden arbeiten. Wir probieren also Gelassenheit usw. Und das hilft durchaus, dass man sich ein bisschen lösen kann. Und auch durch die Gnade des Meisters und die Gnade des Meisters empfängt man natürlich besonders, wenn man einem Meister dient, bei einem Meister ist, über einen Meister nachdenkt und damit ist das auch Satsang und Nachdenken über Brahman.

Teil 36 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vairagya führt zur Erleuchtung

„Denn nur wo Losgelöstheit, Vairagya, und die Sehnsucht nach Befreiung, Mumukshutva, in hohem Maß vorhanden sind, erfüllen die sechs Tugenden, Shatsampat, ihren Sinn und tragen Früchte.“ (Sankara im Viveka Chudamani 29. Vers)
Das ist auch noch mal etwas Wichtiges. Es ist manchmal ja auch die Frage, „Reicht es nicht aus…“ - ich erweitere jetzt diese sechs Tugenden auf andere - „Reicht es nicht aus, ein ethisches Leben zu führen?“ Und Shankaras Antwort wäre, nein. Ein ethisches Leben ist gut, selbstverständlich und jetzt widerspreche ich dem Papst. Der Papst sagt, „Ein ethisches Leben ohne Gott ist kaum möglich.“ Vor ein oder zwei Jahren hat er so gesagt, „Ein Grund, weshalb Religiosität wichtig ist, damit Menschen ethisch sind. Denn es braucht einen religiösen Glauben, um ethisch zu sein.“ Meine Behauptung ist, stimmt nicht. Es gibt Menschen, die sind vollkommen atheistisch und führen ein sehr ethisches Leben. Vermutlich kennt ihr auch den ein oder anderen. Und es gibt Menschen, die sind sehr religiös und haben einen großen Glauben und führen ein sehr unethisches Leben. Sogar in vielen Fällen werden Menschen egoistisch, wenn sie anfangen, spirituell zu werden. Vielleicht auch das, was du unter Weltflucht dort verstanden hast. Oder vorgestern war der 11. September. Ihr erinnert euch noch, wozu Menschen in der Lage sind aus einem religiösen Fanatismus. Und ich hatte irgendwann mal diesen Brief, den letzten Brief gesehen, den dieser Mohammed Atta an seine Co-Attentäter geschickt hat. Habt ihr den mal gelesen? Spirituell hoch ergreifend. Wunderschön geschrieben. Sehnsucht nach Gott. Es gab ein paar furchtbare Sätze auch drin, aber der größte Teil hat mich fast inspiriert. Gegen meinen Willen. Nicht dass ihr denkt, ich werde jetzt zum Terroristen dadurch. Aber ich konnte das nachvollziehen, was der Geist ist, aus dem sie dort hingehen. Oder irgendwann mal habe ich eines dieser Videos gesehen von Osama bin Laden. Der wirkt überzeugend. Der ist nicht einfach nur ein Schreihals wie Hitler gewesen. Und selbst der hat auf Leute überzeugend gewirkt und hat religiöse Gefühle in ihnen angesprochen. Also, wir müssen dort aufpassen, bevor wir dort sagen, Religion macht Menschen ethisch und Atheisten sind alle unethisch. Das stimmt einfach nicht. Aber um zur Befreiung zu kommen, reicht jetzt ethisches Verhalten allein nicht aus. Um zur Befreiung zu kommen, ist ethisches Verhalten wichtig und das dann gekoppelt mit Wunsch nach Befreiung und das gekoppelt mit Vairagya. Jetzt habe ich diese Shatsampat noch ergänzt eben durch die eigentliche Ethik. Aber man kann auch noch sagen, Shatsampat ist ja jetzt auch nicht Ethik an sich. Shatsampat können auch Menschen machen, die gar nichts, noch nicht mal mit ethischem Leben zu tun haben. Ruhe, Gleichmut bewahren. Es gibt ja diesen Stoizismus als Philosophie der Antike. Die Shatsampat, könnte man sagen, die Stoiker haben ein solches Leben geführt. Wobei die Stoiker jetzt durchaus auch eine Philosophie dort hatten, aber es war jetzt keine religiöse Philosophie. Es war im Altertum zum Teil auch als Schimpfwort gebraucht. Jemand, der sich nur äußerlich beherrscht und nirgendwo engagiert ist. Das sind die Shatsampat in der ersten Interpretation, von nichts berührt zu sein. In der zweiten Interpretation heißt es, man kann Emotionen und alles haben, aber weiß, „Das bin ich nicht.“ und ist in der Lage, auch mal jenseits dessen zu gehen. Also, Shatsampat allein ist noch keine Spiritualität. An Shatsampat zu arbeiten, das zu koppeln mit Vairagya, Viveka und Mumukshutva, dann können wir zur Befreiung hingehen.

Teil 37 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vairagya, innere Entsagung, ist besonders wichtig für Vedanta

„Wo Losgelöstheit und die Sehnsucht nach Befreiung schwach sind, dort sind die sechs Tugenden, wie Stille der Gedanken, Zügelung der Sinne, nichts anderes als eine Sinnestäuschung, wie Wasser in der Wüste.“ (Sankara im Viveka Chudamani)
Wobei Wasser in der Wüste ja auch nicht schlecht wäre. Aber es ist eben die Fata Morgana in der Wüste. Es gibt nicht wirklich Wasser. Und dann, gelingt es, Gleichmut zu haben und so eine unerträgliche Welt zu ertragen und nicht nach Befreiung zu streben, das ist nicht Ziel der spirituellen Praxis.

Teil 38 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Spirituelle Praxis ohne Wunsch nach Befreiung?

Frage: "Was ist, wenn man gerne zurückkommt, also nicht vom Kreislauf von Geburt und Tod befreit sein will"?
Zunächst mal ein Trost: es gibt keine Befreiung wider Willen. Solange man weiter auf die Erde zurückkommen will, solange braucht man keine Angst haben, dass man vorzeitig die Verwirklichung erreicht. Das also zum Trost.

Shankara gibt darauf auch in einer Hymne eine Antwort, die ich euch auch schon mal genannt habe: Wieder wirst du geboren, wieder wirst du aufwachsen, wieder wirst du alt, wieder wirst du sterben, wieder wirst du Kinder in die Welt setzen, wieder wirst du sie verlassen. Jeder, den du siehst, war schon mal dein Vater. Jeder, den du siehst, war schon mal deine Mutter. Jeder, den du siehst, war schon mal dein Kind, dein Bruder, deine Schwester. Wann hast du genug davon?

Wenn man wieder auf die Welt kommt, gibt es erstens keine Garantie, dass man seine Enkel erlebt. Man kann ja auch irgendwo in Afrika geboren werden oder in Australien. Und es gibt keine Garantie, dass die Enkel dann leben. Wenn man dann wiedergeboren wird, wird man nicht unbedingt als deren Großmutter geboren, vielleicht wird man dann als deren Angestellter geboren und wird dann von denen tyrannisiert. All das ist möglich. Das wäre jetzt so eine Antwort.

Man sagt manchmal, wir suchen es uns aus, wo wir wiedergeboren werden. Auf der einen Seite stimmt das, auf der anderen Seite stimmt das nicht. Es stimmt in der Hinsicht: wir suchen es uns aus von einem höheren Standpunkt, so dass wir die Erfahrungen machen können, die wir brauchen, um spirituell zu wachsen. Es heißt auch, dass alle Wünsche, die wir haben, werden irgendwann erfüllt werden. Wenn man also noch mal Enkel haben will, wird man noch mal geboren oder man kann ja so lange leben, bis die Enkel da sind. Man muss ja nicht noch mal wiedergeboren werden für die Enkel, denn wenn man dann wiedergeboren wird, ist man vielleicht jünger als die Enkel. Dann hat man auch keine Freude an den Enkeln. Wenn man mal überlegen würde, ich weiß nicht, ob jemand von euch Enkel hat, stellt euch vor, eure Enkel wären eure Tanten. Ob das dann so toll wäre? Das wäre sicher wieder eine andere Sache. Oder es wäre euer Vermieter oder euer Betriebsratsvorsitzender oder euer Bürgerinitiativengegner. Wir können uns also bemühen, etwas länger zu leben.

Es heißt also tatsächlich, dass wir alle Wünsche, die wir haben, irgendwann auch erfüllt bekommen. Es heißt aber glücklicherweise, nicht alle muss man im physischen Körper erleben. Von manchen Wünschen träumen wir irgendwie und das reicht schon aus. Aber es kann sein, dass wir wegen intensiver Wünsche noch einmal wiedergeboren werden. Umso wichtiger ist es, keine intensiven Wünsche zu haben. Natürlich gibt es Menschen, die sagen, das Leben ist so toll und ich will immer wieder geboren werden. Aber man kann gucken, ob man das so auch noch in 20, 30, 40 oder 50 Jahren denkt.

Teil 39 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Wünsche, Leben nach dem Tod, nächstes Leben und Reinkarnation

Frage: "Wenn man sich wünscht, im nächsten Leben einen Porsche zu haben?"
Wenn das ein sehr großer Wunsch ist, würde ich ihn nicht aufs nächste Leben vertagen, sondern ihn in diesem Leben vielleicht mal zwei Stunden mieten oder so ähnlich, dann habt ihr vielleicht den Wunsch hinter euch gelassen, zumindest als spiritueller Aspirant. Außerdem weiß man ja gar nicht, ob es dann noch Porsches gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist mit einem guten Lebensstil, dass man noch 40 bis 50 Jahre lebt, dann braucht man noch ein paar Jahre, bis man wiedergeboren ist. Dann noch mal 20 Jahre, bis man den Führerschein hat, oder 18. Und dann vielleicht noch mal 20 Jahre, bis man es sich leisten könnte. Ob es aber in hundert Jahren noch Porsches gibt... Deshalb muss man gut aufpassen auf seine Wünsche.

Wir bekommen das, was wir brauchen. Wir bekommen nicht unbedingt genau das in dem Moment, in dem wir es gerne haben. Wenn dem so wäre, würde sich ja jetzt niemand wünschen, in Afghanistan oder im östlichen Kongo geboren zu werden. Trotzdem werden dort mehr Menschen geboren als hier. Es ist also nicht so wie ein Internet-Webshop, wo man sich das dann aussucht. Sondern wir werden da geboren, wo wir zum einen unsere Wünsche erfüllen können und zum anderen, wo unser Karma kommt, wo wir unsere Lernlektion bekommen, die wir brauchen, um zu wachsen. Auf der einen Ebene haben wir es uns also ausgesucht, aber nicht wie in einem Internetshop und auch nicht wie im Quelle-Katalog.

Teil 40 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Frage zum Karma

"Hat die Art, wie man etwas erledigt, einen Einfluss auf das Karma? Wenn man sich durch etwas durchquält, ist das besser oder schlechter, als wenn es einem irgendwo leicht fällt?"
Die Art, wie wir etwas erledigen, hat natürlich einen Einfluss auf unser Karma. Denn mal angenommen, wir haben eine bestimmte Aufgabe und wir erledigen sie halbherzig, dann haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt. Dann kommt sie nachher noch mal wieder und zwar mit Zinseszins. Deshalb sollte man nichts halbherzig machen. Was man macht, sollte man so gut machen, wie man es kann und natürlich, wie es in der Situation angemessen ist. Was wir nicht erledigen, das kommt dann später.

Gut, manches Mal kann man auch sagen: ich hudele es jetzt halt hin und ich weiß, es kommt später noch mal. Aber das ist eben, was ich jetzt machen kann und dann mache ich es das nächste Mal richtig. Das ist ja auch OK. Nur insgesamt gilt es, es richtig zu machen. Zum zweiten, das was wir machen aber auch unter Beachtung der Menschen zu tun, mit denen wir es zu tun haben und der Erde. Wenn wir jetzt etwas erledigen und andere dabei kränken, schaffen wir auch neues Karma. Wenn wir es mit einem dicken Ego erledigen: Ah, ich bin der große Hecht, der das besser macht als alle anderen, dann hat das auch wieder einen Einfluss auf das Karma. Man sagt ja auch: Hochmut kommt vor dem Fall. Glücklicherweise hilft uns das Karma, wenn unser Ego zu dick wird, indem es irgendwann eine Nadel da rein pickst und dann geht die Luft raus.

Ansonsten aber kann man jetzt nicht sagen, mal angenommen, man hat eine unangenehme Arbeit zu tun. Dann macht man sie halt. Das ist dann halt unangenehm. Und ein anderes Mal hat man eine Arbeit zu tun, eine Aufgabe und die macht man sehr gerne. Wenn man beides macht, so gut wie man es kann als seine Pflicht und seine Aufgabe, die man Gott darbringt, wenn es einem irgendwo vielleicht nicht ganz so erheblich ist, ob man es mag oder nicht mag, dann ist beides eine gute Einstellung. Zumindest vom Jnana-Yoga Standpunkt aus. Da ist es ja egal. Man macht Erfahrungen, aber ob da jetzt schöne oder negative Erfahrungen dabei sind, ist jetzt nicht weiter erheblich. Manchmal kann man sogar sagen, es gehört zum Karma dazu, dass man mal positive und mal negative Erfahrungen macht. Und dann ist es ja gut, wenn man jetzt die negativen Erfahrungen hinter sich hat. Also schön, dass sie jetzt da sind. Außerdem lernt man dabei Tapas, Askese-Übungen. Das macht auch den Geist stark. Auf einer anderen Ebene, und das ist dann mehr vom Raja-Yoga her, ist es durchaus auch gut, das zu mögen, was man zu machen hat. Wenn man also eine Aufgabe hat, dann ist es gut, wenn man lernt, es zu mögen. Und es ist jetzt nicht so, dass bestimmte Aufgaben, die man hat, die mag man und die anderen kann man nicht mögen. Sondern man kann sich auch fragen: Wie kann ich die Aufgabe so machen, dass ich sie mag. Wenn man also jemand ist, der gerne freudig im Leben ist, dann kann man überlegen: wie kann ich die Aufgabe machen, dass ich sie mag? Aber nicht jeder Mensch will freudig im Leben sein. Ich habe euch gestern erzählt von dem melancholischen Menschen. Da gehört es irgendwo zum Vairagya dazu, dass man immer wieder erkennt: alles Leben ist Leiden und das durchaus etwas wörtlicher nimmt. Man arbeitet also eben sein Karma ab: das ist zu erledigen und ich mache es so gut, wie ich kann, und das ist zu erledigen und auch das mache ich so gut wie ich es kann. Freude habe ich in der Meditation. Freude habe ich, wenn ich hinter die Dinge schaue. Freude ist auch ein Ansatz und er ist legitim. Für die Mehrheit der Menschen ist es durchaus gut zu lernen, das zu mögen, was man macht, ohne verhaftet zu sein.

 

41. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Befreiung, Erlösung und Selbstverwirklichung

Frage: Der Wunsch nach Befreiung und der Wunsch nach Selbstverwirklichung, ist das das gleich oder etwas Unterschiedliches?
Vom vedantischen Standpunkt ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Befreiung das Gleiche. Letztlich, der Wege sind viele, der Wahrheit ist eins. Worte sind viele, aber Wahrheit ist eins. Selbstverwirklichung, Erlösung, Moksha, Nirvikalpa Samadhi, höchste Erkenntnis, Unio Mystica, Nirwana – all das bedeutet das Gleiche. Also, Wunsch nach Befreiung, Wunsch nach Gottverwirklichung, Wunsch nach Selbstverwirklichung, Wunsch nach Nirvikalpa Samadhi – im Grunde ist alles das Selbe, es ist nur Frage der Worte. Manche Menschen wollen nicht den Ausdruck Befreiung, aber Selbstverwirklichung finden sie gut. Manche finden den Ausdruck Selbstverwirklichung nicht so gut, weil er ja auch zwei Hauptbedeutungen hat: Im Kontext der humanistischen Psychologie heißt Selbstverwirklichung irgendwo sich selbst kennenlernen, sich selbst anzunehmen, seine Talente zum Vorschein zu bringen und dem zu folgen, was irgendwo tief im Inneren angelegt ist, ein authentisches, selbstbestimmtes Leben zu führen. Das ist der humanistische Begriff der Selbstverwirklichung. Im Yoga meint man ja damit etwas anderes. Wir wollen unser wahres Selbst verwirklichen und das ist jenseits von allen Talenten und Möglichkeiten und so weiter. In diesem höheren Sinn, im spirituellen Sinn das Wort "Selbstverwirklichung" verstanden, ist es gleichbedeutend mit dem anderen. Dann ist es eine Frage, wie man es nimmt.

Teil 41 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Was ist Moksha? Was ist Selbstverwirklichung?

An einer späteren Stelle wird Shankara auch sprechen über die höchste Befreiung. Aber Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung heißt wirklich Moksha und Selbstverwirklichung. Dann ist die Frage, was heißt Moksha? Was heißt Selbstverwirklichung? Ist dort wirklich jeder Anschein einer eigenartigen Gewohnheit vorbei? So kann man es nicht sehen. Der Körper hat seine Grenzen, das Hirn hat seine Grenzen, die Psyche hat ihre Grenzen. Wir dürfen nicht denken, dass Vollkommenheit heißt, dass man auf irgendeiner physischen, emotionalen und geistigen Ebene eine wie auch immer geartete Vollkommenheit erreicht hat. Es heißt, wir sind aufgewacht. Es heißt, wir wissen: Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin der Atman. Man ist so weit aufgewacht, dass man sich nicht mehr inkarnieren muss. Es ist die Befreiung oder Nirvikalpa Samadhi oder Selbstverwirklichung. Gottverwirklichung heißt: Ich weiß, ich bin Satchidananda. Ich bin Sein, Wissen und Glückseligkeit. Aham Brahmasmi, ich bin Brahman. Ayam Atma Brahman, dieses Selbst ist Brahman. Wir wissen das und es ist ein dauerhaftes Wissen, es verlässt uns auch niemals mehr. Egal, was passiert, Harahalame Almasta Sat Chid Ananda Hum. Was auch immer passiert, ich weiß das.

Ich bin deshalb auch nicht gebunden von irgendwelchen Problemen oder Neurosen, einem Trauma und so weiter. Das löst sich damit auf. Deshalb heißt es in Nirvikalpa Samadhi werden eine Menge von Samskaras verbrannt. Es wird deshalb auch als Nirbija Samadhi bezeichnet, es werden also Bijas verbrannt. Und alles Karma, das nicht begonnen hat, Früchte zu tragen, wird auch verbrannt. Also Sanchita Karma, Agami Karma wird verbrannt. Wir brauchen nicht noch mal wiedergeboren zu werden. Wir sind auch nicht mehr in der Lage, egoistische Handlungen zu führen. Das klingt jetzt so ein bisschen negativ: Aber wir sind nicht mehr in der Lage, egoistische Handlungen auszuführen, die dann zu neuem Karma führen würden. Sondern wir fühlen: Ich bin das Bewusstsein hinter allem, auch wenn ich noch durch diesen Körper hindurch wirke, auch wenn ich dort weiter Karma habe.

Was weiter bleibt, ist das Temperament. Selbstverwirklichte Heilige, auch die, die volles Nirvikalpa Samadhi erreicht haben, sind keine wandelnden Statuen. Sie haben ein Temperament, sie haben eine Persönlichkeit, sie haben Gewohnheiten, sie haben sogar Lieblingsgerichte. Es gab bestimmte Dinge, die hat Swami Sivananda lieber gegessen als andere. Es wird auch irgendwo geschrieben über Shankara, in der Dhyana Shloka, dass er irgendeine Frucht auch besonders gemocht zu haben scheint. Aber natürlich hat es Swami Sivananda oder auch Shankara auch nichts ausgemacht, wenn sie das nicht bekommen haben, was sie gerne hätten. Sie würden deshalb also nicht wild werden oder böse werden.

 

42. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Ist Selbverwirklichung egoistisch?

Frage: "Ist es nicht egoistisch, aus dem Kreislauf von Geburt und Tod austreten zu wollen und die anderen im Leid schmoren zu lassen?"
Nicht wirklich. Denn sie könnten sich wieder inkarnieren, wenn sie das wollten zum Wohl anderer. Das ist so eine Frage. Mal angenommen, du bist aus deinem Traum aufgewacht. Könntest du dich jetzt wieder in den Traum inkarnieren, um den anderen im Traum zu helfen? Du könntest dich natürlich hinein versetzen, dich hinlegen und genau die Traumbilder von der Nacht vorher dir vergegenwärtigen. Dann würdest du vielleicht in den gleichen Traum hineinschlafen, triffst vielleicht die gleichen Leute und könntest ihnen helfen. Aber wäre das sinnvoll? Wenn du weißt, alle Menschen im Traum sind nur Traumgestalten des einen Bewusstseins und wenn ich aufgewacht bin, dann sind die anderen damit eigentlich auch aufgewacht.

Frage… Ich weiß nicht, ob ihr es bis hinten gehört habt. Wir hier freuen uns ja, wenn hier selbstverwirklichte Weise kommen und uns lehren. Genauso freuen die sich vielleicht auch, wenn da im Traum jemand ist, der ihnen hilft im Traum. Das sind jetzt alles Argumente aus dieser relativen Welt. Es gibt zwar im Buddhismus das Konzept von Bodhisattwa, es gibt auch das Konzept von den Siddhas, denjenigen, die auf einer subtileren Ebene weiter existieren und immer weiter da sind und Menschen erscheinen, wann immer sie Hilfe brauchen. Aber es ist letztlich im Relativen und es heißt auch, die großen Meister hinterlassen Gedankenformen, durch die Ishvara hindurch wirkt, um uns führen zu können. Es ist auch immer die große Frage: Einerseits heißt es, Swami Sivananda war selbstverwirklicht, er hat also nach dem physischen Tod jede Persönlichkeit aufgegeben und ist deshalb eins mit dem Unendlichen. Dennoch haben viele Menschen regelmäßig Visionen von Swami Sivananda. Ich spüre also seine Gegenwart. Es gibt kaum eine Stunde, in der ich nicht spüre, dass er irgendwo da ist. Und er ist irgendwo hinter allem und führt mich. Wenn es Schwierigkeiten gibt, ist er da und wenn es besonders schön ist, ist er auch besonders da. Er ist dann einfach da und manchmal merke ich, er sagt das und das und dann sollte ich das auch tun. Das ist zu machen. Wie ist das jetzt aber unter einen Hut zu bringen? Die ehrlichste Antwort ist: Das kann man nicht erklären. Dieses Universum ist letztlich multidimensional. Aber die logische Erklärung, die die Meister geben ist, wenn ein Meister stirbt, dann hinterlässt er eine Gedankenform und durch diese Gedankenform wirkt dann Ishwara. Und da jeder Mensch letztlich auch nur eine Manifestation von Brahman ist, existiert der Meister auf eine subtile Weise weiter und erscheint den Menschen. Aber er existiert nicht als jemand, der dem Karma unterworfen ist, der dem Leiden unterworfen ist und der Wünschen unterworfen ist. Er wird in seiner Form zur Manifestation Gottes und Gott führt einen in der Gestalt des Meisters weiter. Dazu ist es nicht nötig, dass sich ein konkreter Meister immer wieder inkarniert.

Teil 43 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Selbstverwirklichung, Yoga, Erleuchtung und Demenz

Frage: "Was passiert mit einem selbstverwirklichten Weisen, der dement wird?"
Das ist eine interessante Frage. Dazu muss ich euch sagen, ich habe noch keinen großen Yogi gesehen, der dement geworden ist. Das halte ich übrigens für ein interessantes Phänomen, denn ich kenne sehr wohl Weise, die 80, 90 oder sogar über 90 waren und auch solche, die dauerhaft bettlägerig und weitestgehend zum Pflegefall geworden sind. Ein dementer Yogi ist mir aber nicht bekannt. Aber vom Standpunkt des Vedanta würde selbst das keine Rolle spielen. Bei Swami Vishnu zum Beispiel: er war zwar in keiner Weise dement, aber er hatte einen Schlaganfall gehabt und hatte dann durchaus Phasen, wo er Halluzinationen hatte. Trotzdem hat er weiter dieses Prana gehabt und diese Energie gehabt. Letztlich ist ja die ganze Welt eh eine Halluzination. Ich hoffe, ihr seid euch dessen inzwischen ein bisschen bewusst. Und ob man jetzt diese Halluzination hat oder eine andere Halluzination hat – von so erheblicher Bedeutung ist das jetzt nicht. Ihr braucht jetzt keine Angst zu haben, dass ihr, wenn ihr Yoga macht, halluziniert. Das ist jetzt nicht durch Yogapraxis gekommen, sondern es war in seinem Karma, dass er irgendwann um die sechzig oder etwas über fünfzig einen Autounfall hatte, innere Blutungen, die Bauchspeicheldrüse war kaputt und dann in der Folge hatte er eine unfallbedingte Diabetes entwickelt und die ist dann nur notdürftig mit Insulin unter Kontrolle gebracht worden. Jeder der sich mit Diabetes beschäftigt hat, so genau ist das nicht dosierbar. Dann hat er irgendwann einen diabetesbedingten Schlaganfall gehabt. Das war letztlich sein Karma und das hat verschiedene Auswirkungen gehabt. Eine Weile konnte er kaum sprechen und nach dem Schlaganfall gab es nur noch ein halbes Dutzend Menschen, die ihn wirklich verstanden haben, wenn er gesprochen hat. Und manchmal war ich mir nicht sicher, ob sie ihn wirklich verstehen oder uns nur irgendetwas erzählen. Aber er war voll da, das konnte man wirklich merken und manchmal, wenn jemand etwas gesagt hat, was er nicht gemeint hat, hat er den Kopf gedreht. Aber er was sich des Selbst weiter bewusst und er hatte weiter Hingabe an Gott und er hat weiter gedient, auch damit. Also selbst wenn es einen dementen Selbstverwirklichten gäbe, selbst wenn er sich an nichts mehr erinnern könnte und selbst wenn er viele Fähigkeiten verlieren würde: sein Bewusstsein würde immer noch in Brahman ruhen. Aber wie gesagt, mir ist kein großer Yogi bekannt, der dement geworden ist und Swami Vishnu-devananda hatte nach dem Schlaganfall nach einer Weile auch wieder mehr geistige Fähigkeiten zurück bekommen und er war sehr klar bis zum Ende.

Teil 44 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Karma und Demenz

Frage: Kann ein Demenzkranker neues Karma schaffen?
Grundsätzlich gilt beim Gesetz des Karmas: jetzt neues Karma zu schaffen, tut man dann, wenn man selbstbestimmt handelt. Also mal angenommen, ein dreijähriges Kind kommt in eine kleine Prügelei und dabei stößt es jemand anders vielleicht vom Balkon runter oder es stolpert jemand anderes. Er schafft sich dadurch kein neues Karma. Auch ein Dreijähriger hat schon ein Schuldgefühl. Er muss damit leben, dass er vielleicht seinem Spielkameraden dauerhaften Schaden zugefügt hat. Aber das ist mehr sein Karma, durch das er wachsen muss, aber er schafft sich dadurch kein neues Karma. Genauso angenommen, jemand ist durch eine Krankheit nicht mehr im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten. Was er dann in diesem Zustand macht, schafft kein neues Karma, sondern das, was er jetzt erlebt mit einem irgendwo eingeschränkt funktionierenden Geist, ist auch eine wertvolle menschliche Erfahrung, durch die er oder sie wachsen kann.

Es ist ja nicht so, dass nur ein Leben mit einer normalen Intelligenz zwischen 90 und 120 oder 130 und im Vollbesitz der durchschnittlichen geistigen Fähigkeiten ein lebenswertes Leben ist. Wer schon mal mit Behinderten gearbeitet hat oder ich weiß nicht, ob vielleicht jemand ein behindertes Kind hat, die machen sehr wertvolle zwischenmenschliche und menschliche Erfahrungen. Manchmal vielleicht nicht so sehr zwischenmenschlich sondern mehr menschlich, zumindest bei manchen Formen. Das ist ein wertvolles Leben und da können Menschen sehr viele wichtige Erfahrungen machen. Oder ich hatte mal eine Hörsendung gehört über sogenannte "Locked-in Patienten". Das sind Menschen, die nichts mehr bewegen können und da gibt es noch mal verschiedene Grade. Es gibt dann sogar solche, deren Sinne funktionieren nicht mehr, die kriegen praktisch nichts mehr von der Außenwelt mit und sie können sich nicht mitteilen, sind aber dennoch bei vollem Bewusstsein. Manche Koma-Patienten sind nicht im Koma, sondern sie sind im sogenannten Wachkoma, d.h. sie sind voll wach und es kann sein, dass die Sinne funktionieren. Sie können aber nicht kommunizieren. Es kann auch sein, dass die Sinne nicht funktionieren. Das ist irgendwo ein Bewusstsein, das nicht in Kontakt treten kann mit der äußeren Welt, aber auch nicht befreit ist und auch nicht in der Astralwelt. Irgendjemand hat ein Buch geschrieben, der  in irgendeinem dieser Zustände war, der schon etwas mitgekriegt hat von der Außenwelt, aber auch nur beschränkt. Dem ist es irgendwo gelungen über ein Computer-Interface ein Buch zu schreiben. Irgendjemand hat sich intensiv mit ihm beschäftigt und hat ihm beigebracht, wie er seine Hirnwellen so verändern kann, dass das einen Computer-Bildschirm bedient. Er konnte sehen und deshalb konnte er dann irgendwie schreiben. Es hat lange gedauert, wie es beschrieben wird. Er hat sehr wertvolle menschliche Erfahrungen gemacht, nur mit sich selbst zu sein. Auch das ist eine wichtige karmische Situation. Es wurde dann auch darüber gesprochen, dass heutzutage die meisten Menschen sagen, die eine Krankheit haben, die langsam fortschreitet, zum Beispiel Muskeln kaputtmacht: Wenn ich nicht mehr atmen kann, dann will ich nicht künstlich beatmet werden, dann will ich sterben. Ein paar, die künstlich beatmet werden und die über so ein Computer-Interface mit anderen Menschen kommunizieren können, sagen: Auch einfach dazuliegen, künstlich beatmet zu werden, ist eine wertvolle menschliche Erfahrung. Und wenn sie dann noch ein bisschen menschliche Zuwendung parallel haben, sind sie genauso glücklich wie der durchschnittliche Mensch, der im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Ich will damit nur sagen, es gibt viele verschiedene Weisen, auf die wir die Maya-Erfahrungen sammeln können.

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Ist es erstrebenswert, nicht wiedergeboren zu werden?

Frage: "In China wird Kuan Yin verehrt, manchmal als Göttin, manchmal als Meisterin. Von ihr heißt es, dass sie sich immer wieder inkarnieren will, bis alle Wesen die Befreiung erreicht haben. So wie das Bodhisattwa-Gelübde vieler Buddhisten oder auch wie es das bei den sogenannten Siddhas gibt: sie verzichten zur letzten Befreiung zu kommen, solange die letzten Aspiranten mich noch brauchen können. Ist es nicht besser, auf die eigene Befreiung zu verzichten um anderen zu helfen?"

Ich kann euch dazu jetzt auch nicht alles sagen. Aber letztlich sind es alles relative Sachen, denn vom Höchsten her ist diese Welt eine Illusion. Aber man kann auch sagen, dann bleibe ich eben ein bisschen länger in der Illusion. Ein Jivanmukta kann auch ein Doppelbewusstsein haben: Auf der einen Seite weiß er, ich bin das unsterbliche Brahman, das höchste Selbst, auf der anderen Seite nehme ich die Welt so wahr wie die anderen und – vom Vedanta her würde man jetzt sagen – ich halte noch eine Spur von Unwissenheit dort, ich gehe nicht ganz in die volle Verwirklichung. Und da heißt es, das kann man tatsächlich irgendwo entscheiden, auch den letzten Schritt zu gehen oder noch nicht ganz den letzten Schritt zu gehen.

In Patanjalis Yoga Sutra gibt es auch den Videamukta, den Jivanmukta, es gibt die Verschmelzung mit Prakriti. Es gibt die Wiedergeburt als Deva, als Engelswesen oder nohc verschiedene andere Möglichkeiten. Vom strengen, reinen Vedanta bleibt das in einer relativen Welt. Solange man nicht voller Jivanmukta ist, kann man auch immer wieder fallen. Mal angenommen man sagt, ich verzichte auf die höchste Verwirklichung, 99% reicht aus. Ihr wisst von euch selbst: es gibt auch wieder Rückschläge. Swami Vishnu-devananda hat immer gerne gesagt: Angenommen man hat die erste Stufe erklommen und dann ist man gezwungen wieder eine Stufe runterzugehen. Das ist nicht weiter tragisch. Angenommen, man ist jetzt auf dem Eiffelturm ganz oben, aber es fehlen noch fünf Schritte und dann muss man wieder ganz runter, da fällt man ganz schön auf die Nase. Deshalb sollte man sich mit nichts zufrieden geben außer dem Höchsten. Aber andererseits kann man auch sagen, wenn wir mal so weit sind, können wir das noch in Ruhe überlegen.

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Spiritualität, Jnana und Yoga helfen der ganzen Familie

" Der erhabene Meister spricht: Du bist gesegnet. Du hast deine Pflichten erfüllt. Deine Familie wird durch dich geheiligt, indem du dich von den Fesseln der Unwissenheit befreist und zur absoluten Wirklichkeit werden willst. Dein Vater hat Söhne oder andere, die seine Schulden bezahlen können, aber kein anderer als er selber vermag ihn von den Fesseln des Geburtenkreislaufs zu befreien." (Viveka Chudamani 50. Vers)

Hier sagt Shankara, auch schon im Vers vorher: Es ist etwas Wichtiges, wenn man als spiritueller Aspirant spirituelle Praktiken macht. Manche Menschen lassen sich davon abhalten aus einem Gefühl von Verpflichtung, sagen zum Beispiel: solange meine Eltern pflegebedürftig sind, verzichte ich auf eigene Yogapraxis, kümmere mich einfach um sie. Oder: solange ich noch Kinder habe und mein Mann noch am Leben ist und solange noch dieses und jenes, werde ich nicht praktizieren. Oder die Verwandten werden da natürlich auch die richtigen Knöpfe drücken können: Du bist egoistisch. Jeden Tag nimmst du dir eine Stunde oder zwei Stunden und ich muss dafür alle Arbeit tun.

Hier sagt Shankara letztlich, wenn einer in der Familie spiritueller Aspirant ist und sehr ernsthaft ist und vorankommt, ist das ein Segen für alle. Ich habe es schon erlebt von einigen, die sich sehr intensiv auf die Yogapraxis eingelassen haben und deren Eltern dagegen waren – in den 80er Jahren waren Eltern sehr viel mehr dagegen als sie es heute sind – und wenn dann die Eltern auf dem Sterbebett gewesen sind, haben sie dann relativ häufig gesagt: Du hast das Richtige gemacht. Viele Eltern haben dann gerade gemerkt, dass das Kind, das spirituelle Praktiken macht, das gibt mir dann den Trost. So selten ist es auch nicht, so häufig auch nicht, aber so selten ist es eben nicht, dass, wenn einer in der Familie intensiv anfängt zu praktizieren, nach ein paar Jahren der eine oder andere folgt. Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht im ersten halben Jahr, aber im Laufe der Jahre schon. Manche denken etwas intensiver über spirituelle Sachen nach, selbst wenn sie nicht den gleichen spirituellen Weg gehen. Wenn Menschen dann in Krankheiten kommen, dann denken sie nicht an denjenigen in der Familie, der gesagt hat: Alles Leben ist Vergnügen und man soll das Leben genießen, es geht darum, reich, schön und Genussmensch zu sein. Die Zeit ist irgendwann vorbei. Und dann denken sie an die, die höhere Werte haben. Von daher sollte man kein schlechtes Gewissen haben, wenn man praktiziert. Was aber nicht heißt, dass man verantwortungslos sein soll. Gegenüber Kindern hat man selbstverständlich eine Verpflichtung und auch Partnerschaft führt einiges an Dingen und Aufgaben mit sich und sich um Eltern zu kümmern und sie zu pflegen, kann auch das sein, was einen auf dem spirituellen Weg voranschreiten lässt. Nur die spirituelle Praxis an sich und das spirituelle Fortschreiten ist das Wertvollste, was man mitgeben kann, auch das Wertvollste, was man seinen Kindern mitgeben kann und das Wertvollste, was man der ganzen Verwandtschaft mitgibt.

Dann sagt er aber auch und das ist dann das Nächste: Wir können aber nicht den Weg für unsere Verwandten gehen. Manchmal denkt man ja, Selbstverwirklichung ist das höchste Ziel. Mein Mann muss jetzt auch danach streben. Das sieht man dann als die Mission seines Lebens an, seinen Mann zur Verwirklichung zu führen. Ja, eigentlich ist er ja viel spiritueller als ich, so ganz im Tiefen. Wie oft höre ich das Menschen sagen. Und es ist ja auch gut. Aber im tiefen Inneren ist nicht jemand spiritueller als wir, sondern ganz im Tiefen sind wir alle gleich spirituell. Wir haben das gleiche Selbst, das gleiche Selbst ruft einen genau so. Dann suchen Menschen aber alle möglichen Tricks, um Partner zur Spiritualität zu führen. Wenn ihr das ein bisschen spielerisch macht, ist das auch gut. Ein einfacher Trick wäre es übrigens zu sagen, ich bräuchte mal von jemandem ein ehrliches Feedback. Wäre es möglich, dass du das mal machst? Ich gebe dir mal eine Yogastunde und du sagst mir nachher, was ich besser machen soll. Ich kenne ein paar Menschen, die so auf den Yogaweg geführt worden sind. Man tut so, als ob man die Hilfe des Anderen braucht und es ist ja durchaus üblich, wenn jemand eine Prüfung macht oder irgendwas, dass man die Meinung von jemand Anderem einholt.

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Befreiung und Erfolg im Yoga, höchste Erkenntnis, geschieht durch eigene Anstrengung - und Gnade

Shankara sagt: Kein anderer vermag einen von den Fesseln des Geburtenkreislaufs zu befreien. Man kann ein Pferd an die Tränke führen, aber man kann nicht für das Pferd trinken. Und ein Pferd kann man noch zur Tränke hinführen, andere Tiere kann man nirgendwo hinführen. So gibt es Menschen, die kann man irgendwo hinführen und andere weigern sich, irgendwo hingeführt zu werden. Man kann selbst praktizieren, man kann selbst Liebe ausstrahlen, man kann selbst Weisheit ausstrahlen. Von der Qual einer Last auf dem Kopf kann einer von anderen erlöst werden. In Indien wurde ja viel auf dem Kopf getragen und ich kann jemandem die Sachen abnehmen. Aber kein anderer als man selber kann einen von der Qual von Hunger und Durst erlösen. Ein Kranker wird wieder gesund, indem er Diät lebt und Medizin einnimmt und nicht dadurch, dass andere es für ihn tun. Mal angenommen, jemand anderes hat Magen-Darm-Probleme, dann nützt es nichts, wenn ihr Schonkost einnehmt.

Das Wesen der absoluten Wirklichkeit muss man mit dem Auge wahrer Einsicht selbst erfassen. Darum geht es, das wollen wir tun. Das Wesen der absoluten Wirklichkeit wollen wir mit dem Auge wahrer Einsicht selbst erfassen. Man kann es nicht durch die Augen eines Gelehrten erfahren. Das hat zwei verschiedene Konnotationen:

Das Erste heißt, es nutzt nichts, wenn jemand Anderes das erfährt. Es gibt in Indien sogar reiche Menschen – es kann ja alles irgendwie pervertiert werden –, die mieten sich jemanden, der für sie meditiert. Das ist für die Leute nicht schlecht. Ich war mal irgendwo und da war ein Mönch und da gab es einen reichen Inder, der uns mal eingeladen hat und hat uns dort seinen Guru gezeigt. Den hatte er aus Indien mitgebracht und der konnte dann jeden Tag stundenlang meditieren. Und der Reiche – er hat das sogar ernst gemeint, ich hatte erst gedacht, er spielt eine Parodie vor – hat gesagt: Ich habe keine Zeit zum Meditieren, er meditiert vier Stunden am Tag, eine davon für mich und eine für meine Frau. Er hat das wirklich ernst gemeint. Zusätzlich war er noch Babysitter für die Kinder. Er war also Teil der Familie, der Familien-Meditierende. Manche denken, das wäre doch ein schöner Job. Keiner kann aber für uns meditieren und keiner kann für uns die Selbstverwirklichung erreichen. Wir müssen es selbst tun.

Eine andere Bedeutung ist: Auch nicht durch die Augen eines Gelehrten. Das heißt, einfach nur Sanskrit-Ausdrücke zu lernen und einfach nur die Subtilitäten der Vedanta-Philosophie intellektuell zu erfassen, reicht nicht aus. Er sagt dann auch: Die Schönheit des Mondes kann nur mit eigenen Augen geschaut werden. Wie könnte man sie durch die Augen Anderer sehen? Oder auch: Die Schönheit des Mondes reicht auch nicht, dass man sie beschreibt. Es herrschen zwei ANSI-Lumen Licht (ich weiß nicht, ob man das dafür verwendet). Die Helligkeit, der Mond war, wenn ich ihn einen Meter von meinem Auge gemessen habe, zwei Zentimeter groß. Das und das war zu sehen. Wisst ihr dann was Mondschein ist? Man weiß es dann, wenn man den Mond auf sich hat wirken lassen, in der Nacht. Dann hat man die Schönheit des Mondes erfahren. Genauso können wir die Schönheit des Selbst erfahren durch wahre Einsicht. Wer könnte ihn auch in Millionen von Zeitaltern von den Schlingen und Fesseln der Unwissenheit, der Begierden und des Karmas befreien, wenn nicht man selbst?

48. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Atma-Anatma Viveka - Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbt

„Jetzt sage ich dir genau, was du wissen musst. Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Höre zu und denke darüber im Geist nach.“ (Shankara im Viveka Chudamani 71. Vers)
Also, jetzt beginnt er mit einer der wichtigen Analysen, nämlich die Analyse, Viveka zwischen Atman und Anatman. Atman, dem Selbst und Anatman, das Nicht-Selbst. Und eine Weise, wie er das macht, ist, er klassifiziert jetzt, was das Nicht-Selbst ist. Und zwar zunächst geht er auf den groben physischen Körper ein, einige ganze Verse. Dann anschließend geht er auf das innere Instrument ein, er geht auf die fünf Lebenskräfte ein. Nachdem er all das gesagt hat, dann geht er weiter, nicht nur vom Anatman, sondern er geht auf Maya, die Ursache der Welt des Scheins, ein. Und diese Weise, die er jetzt so macht, ist mit Hilfe von Klassifikation, uns davon zu lösen. Das ist jetzt natürlich die vedantische Klassifikation, man kann natürlich noch andere Klassifikationen wählen. Diejenigen von euch, die z.B. sich schon länger mit Jnana Yoga und Upanishaden beschäftigt haben, die wissen, man findet auch im Jnana Yoga unterschiedliche Schöpfungsgeschichten. Es gibt unterschiedliche Beschreibungen, was ist das Universum. Es gibt unterschiedliche Klassifikationen unserer Psyche. Die Klassifikation hat eben den Hauptgrund, dass wir lernen, uns davon zu lösen. Es ist z.B. ein Unterschied, ob wir sagen, „Ich bin krank.“ oder sagen, „Mein Körper ist krank.“ oder „Der Magen produziert zuviel Salzsäure und deshalb gibt es irgendwelche Probleme im Magen und Leber.“ oder „Mein Pitta ist übersteuert und dieses übersteuerte Pitta manifestiert sich jetzt gerade als eine Entzündung der Haut, die medizinisch auch als Neurodermitis bezeichnet wird.“ Es ist ein Unterschied zu sagen, „Ah, mir geht es wieder so schlecht.“ Oder es ist ein Unterschied zu sagen, „Die Manomaya Kosha ist momentan in einem rajasigen Zustand.“ oder zu sagen, „Ich bin total verärgert. Der hat mich total kirre gemacht.“ Und auf diese Weise geht jetzt Shankara vor. Erstens, um etwas zu beschreiben, dass wir lernen, mit etwas mehr Abstand diese Dinge anzugucken. Selbst unsere Emotionen, selbst die können wir mit Abstand angucken. Die können immer noch da sein, aber wir können sie irgendwo klassifizieren und dann beobachten. Jetzt gebraucht er die alte Ayurveda-Klassifikation der Bestandteile des grobstofflichen, physischen Körpers.

Teil 49 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Analyse des Körpers

„Der grobstoffliche Körper besteht aus sieben Substanzen, nämlich Mark, Knochen, Fett, Fleisch, Blut, Unterhaut und Oberhaut.“ (Shankara im Viveka Chudamani)
Das sind die so genannten sieben Dhatus. Und diejenigen von euch, die Ayurveda etwas tiefer kennen, die kennen die Sanskrit-Ausdrücke, nehme ich an und das hat auch einen bestimmten Einfluss. Manche Krankheiten befinden sich  in einem Körpergewebe, die anderen in anderen und die anderen in noch einem anderen und die werden auch zum Teil anderes übersetzt, als ihr es hier findet. Jetzt, wenn man hört, Mark, Knochen, Fett, Fleisch, Blut, Unterhaut und Oberhaut, jetzt für die medizinisch gebildeten ist es ein bisschen knapp und vielleicht auch ein bisschen naiv, könnte man sagen. Also, hängt euch nicht daran auf. Aber man kann durchaus auch sagen, es gibt zum einen die Knochen, die kann man spüren und das ist eben auch das, was man irgendwo merkt, da ist halt ein Knochen. Ihr könnt alle mal an irgendeinen Knochen fassen. Manche können an allen Stellen an Knochen fassen und manche vielleicht nur an manchen Stellen. Gut, und dann gibt es da irgendwo Mark, das können wir jetzt nicht erfassen, da können wir nicht hinfassen. Aber man sagt manchmal, es geht durch Mark und Bein, also irgendwo ist da noch Mark und damit haben wir schon einen großen Teil der Kilogramms unseres Körpers. Dann gibt es Fett. Da könnt ihr auch mal hin greifen, wo dort irgendwo Fett ist. Manche können egal wo hin greifen und sie finden Fett und manche finden nirgendwo Fett, aber jeder hat irgendwo Fett. Es ist auch wieder ein Unterschied, ob wir sagen, „Oh, ich bin so dick.“ oder sagen, „Eine der sieben Dhatus ist bei mir in außergewöhnlichem Maße vorhanden.“ Ist ein Unterschied, oder? „Ich muss unbedingt abnehmen.“ oder man kann sagen, „Ich will probieren, eines der sieben Dhatus etwas zu reduzieren, dass die anderen etwas stärker wirksam werden.“, Fett. Dann Fleisch, ist natürlich hier gemeint, Muskelmasse. Haben wir auch. Irgendwo ist dort Muskelmasse und da ist auch wieder ein Unterschied, zu sagen, „Oh, mir tut der Rücken so weh.“, als wenn wir sagen, „Die Muskelmasse im Rücken ist vielleicht etwas verkrampft und verspannt und damit zusammenhängende Gewebe vielleicht auch.“ Gut, Blut haben wir auch und da kann man auch wieder sagen, „Oh, ich habe Bluthochdruck und alles nervt mich.“ oder man kann sagen, irgendwo mit Blut hängen natürlich auch die Gefäße zusammen und alles, „Die Arterienwände sind irgendwo etwas entweder verkrampft oder zu und da fließt jetzt das Blut durch, das gibt Bluthochdruck.“, wird man gucken, ob man da was machen kann. Unterhaut und Oberhaut. Oberhaut, die sehen wir. Auch ein Unterschied, ob wir sagen, „Ich bin nicht schön genug.“ oder „Meine Haut hat Falten.“ oder „Ich bin so ausgetrocknet.“ und gerade Menschen beschäftigen sich ja sehr stark mit ihrer Oberhaut. Ist es ein Millimeter? Wenn überhaupt so viel. Und manche beschäftigen sich dort jeden Morgen eine Stunde mit ihrer Oberhaut und den aus der Oberhaut herauskommenden Haaren, die man noch auf die verschiedensten Weisen färbt oder behandelt oder was auch immer man damit anstellt. Und dann gibt es eben noch eine Unterhaut, die eben darunter ist. Also, auch das kann einem manchmal helfen, das einfach zu sehen. Man kann natürlich auch sagen, „Der Körper ist ein großes Wunder und es ist unglaublich, wie er funktioniert.“, aber eben, „Ich bin das nicht.“ „Er hat Glieder und Teile, wie Füße, Beine, Brust, Arme, Rücken und Kopf.“ Muss ich jetzt gerade daran denken, als ich den so genannten ETTC genommen habe, also die Yogalehrerweiterbildung mit Swami Vishnu-devananda. Er hat dort normalerweise praktisch alles gegeben von morgens bis abends, außer der Yogastunde und einmal hat er so einen Physiologievortrag nicht gegeben und da hat er irgendeine beauftragt, sie soll irgendwas uns dort vorlesen. Und das war dann irgendein Anatomiebuch, ich glaube, für Kinder muss es gewesen sein. Und dann wurde irgendwo gesagt, „Der unterste Teil des Körpers nennt sich die Beine. Ganz unten an den Beinen sind die Füße. Die Füße haben zehn Zehen. Oberhalb der Füße sind die Unterschenkel. Zwischen Unterschenkel und Füßen, die Verbindung wird als Fußgelenke bezeichnet. Oberhalb der Unterschenkel sind die Oberschenkel. Die Verbindung zwischen Unter- und Oberschenkel wird als Knie bezeichnet.“ Am Anfang haben wir nur dumm geguckt. Irgendwann fingen wir an, uns zu kringeln vor Lachen und sie hat das dann auch mit der Stimme dann so gesagt. „Am Rumpf befestigt sind die Arme. Der Mensch hat typischerweise zwei Arme. Die Verbindung zwischen Armen und Rumpf wird Schultern genannt.“ So irgendwo eine Stunde ging es so weiter. Das war die lustigste Anatomiestunde meines Lebens. Und die, die das gemacht hat, das war eigentlich eine kluge Frau. Nachher bin ich irgendwo in so eine Art mystischen Zustand gekommen, der vollkommenen Unidentifikation mit dem Körper. Dann wurde es erst irgendwo klar, das ist der Körper, so banal ist er eigentlich und was identifiziert man sich mit diesem wunderbaren Instrument. Bahir Karana, äußeres Instrument.
„Dieser Körper, gekennzeichnet durch das Bewusstsein von „ich“ und „mein„, die Stätte der Verwirrung, wird von den Weisen grobstofflich genannt. Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde bilden die feinstofflichen Elemente.“
Also, dieser Körper. Und dieser Körper, eben das Nicht-Selbst, wird gekennzeichnet durch das Bewusstsein von „ich“ und „mein„. Also, manche Menschen sagen, „Ich bin dieser Körper.“ Z.B., „Ich gehe von hier nach dort.“ oder „Ich sitze hier auf der Bühne.“ Wer sitzt hier auf der Bühne? Nicht ich, sondern der Körper hockt dort auf der Bühne. Ich hocke nicht auf der Bühne, ich bin überall, allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, eins, jeder von euch. Auch ihr hockt nicht dort unten und hört zu, sondern ihr seid das allumfassende Bewusstsein. Wer hockt dort? Der Körper. Ein Körper hockt hier und spricht und andere Körper hocken da unten und hören zu.
Dann ist alles eine Halluzination und unsere Wunschvorstellung, das nennt sich Maya. Du hast keine Seele gesehen ohne Körper, ist richtig. Gesehen. Empfunden, das ist eine Frage. Du kannst so ähnlich sagen, „Ich habe keine Bakterie gesehen, ohne Mikroskop.“ Bin ich deshalb das Mikroskop? Als Kind habe ich ein Mikroskop gehabt und das haben mir irgendwann meine Eltern geschenkt, sie wollten so ein bisschen, dass wir uns wissenschaftlich interessieren und dann haben wir - Bakterien vermutlich nicht - aber so Kleinstteile gesehen, ist jetzt schon lange her, könnten sogar Bakterien gewesen sein. Jetzt die Frage. Ich habe noch nie eine Bakterie gesehen, ohne Mikroskop. Frage. Bin ich das Mikroskop? Eine nächste Sache. Ich habe noch nie mit einem Bekannten in Amerika Bekanntschaft aufgenommen, ohne Computer, in den letzten zehn Jahren. Bin ich jetzt der Computer? Oder ich bin ja aktiv in allen möglichen Internetcommunities, wie der ein oder andere von euch mitgekriegt hat. Da gibt es z.B. einen, der nennt sich Amit und den treffe ich manchmal auf Facebook, manchmal auf my.yoga-vidya, manchmal auf ein paar anderen Communities, auf Guru, ist eine andere Communitiy. Also, da treffe ich den ab und zu mal. Und wir unterhalten uns und er hat mir schon einiges erzählt über sich. Ich habe aber noch nie mit ihm Kontakt aufgenommen über ein anderes Medium als über den Computer. Frage, bin ich der Computer? Bin ich das Internet? Nein, natürlich nicht. Auch wenn ich einen Computer brauche, um mit anderen Leuten Kontakt aufzunehmen, bin ich deshalb noch lange nicht mein Computer. Und auch, wenn ich das Internet brauche, bin ich noch lange nicht das Internet. Und auch, wenn ich sage, „Das ist mein Computer.“, ist es noch lange nicht mein Computer. Körper ist ein Instrument, er wird deshalb auch das Instrument genannt. Also, Körper ist das grobstoffliche Instrument, Bahir Karana auch genannt oder auch Sthula Sharira, dieser Körper. Aber wir sagen, „Ich, ich bin dieser Körper.“ Die radikalste Erkenntnis, „Ich bin nicht dieser Körper.“, entspringt, wenn man mal eine so genannte OOB-Erahrung hatte, Out-of-Body-Experience. Das heißt, manchen geht es so, in der Tiefenentspannung verlassen sie den physischen Körper oder auch in der Meditation oder manchmal auch in irgendwelchen extremen Situationen des Alltags und sehen sich von oben. Sogar soweit, dass sie dann Sachen sehen können, die sie vorher nicht gesehen haben, an die sie sich nachher im physischen Körper erinnern können. Soweit, dass es Operationen z.B. gibt, wo Menschen zwar unter Anästhesie sind, aber nachher beschreiben, was der Arzt gemacht hat und aus einer Perspektive, die sie nicht von unten hätten sehen können. Es gibt Menschen, die klinisch tot waren und dann beschrieben haben, was die Verwandten im Nachbarzimmer erzählt haben. Also, es ist Wahrnehmung auch möglich, ohne physischen Körper. So ähnlich wie mit Amit, könnte ich auch Kontakt aufnehmen ohne Computer. Z.B. irgendwann war er auf der Cebit gewesen und da wollte er mich eigentlich treffen, aber da war gerade eine Zeit, wo ich ein paar Tage lang in keiner Sozial-Communitiy war und als ich ihm geantwortet habe, war er wieder in Bombay gewesen oder wo auch immer, er dann gewesen ist. Also, ich hätte ihn sehr wohl physisch treffen können. Auch wenn ich normalerweise den Computer brauche, um mit Amit zu sprechen, kann ich mich auch mit ihm unterhalten ohne Computer. Telefon wäre auch möglich und ich spreche auch mit verschiedenen Computern. Ich nutze letztlich nicht nur einen Computer, mal bin ich unten, mal bin ich oben oder ich könnte auch mit irgendwelchen mobilen Geräten… So eben auch, zwar mag es jetzt momentan sein, dass wir vieles nur wahrnehmen über den physischen Körper, aber es ist auch möglich, Dinge wahrzunehmen ohne physischen Körper. Also, ich bin nicht der physische Körper. Und auch, es ist nicht mein physischer Körper. Wir sagen so schön, „Das ist meine Hand.“ Warum ist es meine Hand? Man kann natürlich fragen, wessen Hand soll es sonst sein? Aber es gehört einem nicht in dem Sinne, dass es ein dauerhafter Besitz ist. Es kann schon sein, dass heute Nachmittag die Hand weg ist. Ich plane z.B., heute Nachmittag mit dem Fahrrad zu fahren. Das ist jetzt kein außergewöhnlicher Entschluss, das mache ich fast jeden Tag. Ich werde jetzt nicht weiter diese Phantasie ausbauen, aber wir wissen nicht, was uns gehört. Also eigentlich ist es nur eine temporäre Leihgabe. Natürlich eine, um die wir uns auch kümmern müssen. Natürlich werde ich auch alle Vorsichtsmaßnahmen treffen und achte auch meine Bremsen und alles. Und nachdem ich vor ein paar Jahren öfters vom Fahrrad gefallen bin, habe ich mindestens in Kurven und mindestens im Herbst meine Geschwindigkeit erheblich gedrosselt. Sturzhelm, ich habe sogar aufgehört, einen Helm zu tragen, denn solange ich Helm getragen habe, bin ich ständig heruntergefallen. Das scheint irgendeine Wirkung zu haben. Aber ich will das jetzt auch nicht weiter ausbauen. Aber genauso wenig bin ich mein Körper, gehört mir mein Körper, wie, es gehört mir mein Fahrrad. Mein Fahrrad gehört mir auch nicht, auch wenn ich sage, es ist mein Fahrrad. Auch das kann einem jeden Moment genommen werden. Und diejenigen, die in Großstädten wohnen, wissen, dass das etwas sehr Realistisches ist. Als ich in Frankfurt war, mir sind nur zwei Fahrräder geklaut worden, der Eva-Maria ist in den fünf Jahren, glaube ich, jedes Jahr irgendein Fahrrad geklaut worden. Das war uns dann aber nicht mehr weiter tragisch, denn man kauft sich in einer Großstadt entweder kein Fahrrad oder Schlösser, die fast so teuer sind wie ein Fahrrad. Und dann, als ich eine Weile im Westerwald war, dort sind mir regelmäßig die Fahrräder kaputtgegangen, weil das sind außergewöhnliche Belastungen dort. Bis ich mir dann irgendwann ein gutes Fahrrad gekauft habe und das habe ich heute noch, weshalb ich da vielleicht eine gewisse Verhaftung dran entwickelt habe. Aber es könnte mir jeden Tag genommen werden. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, ein Fahrrad ist eine temporäre Leihgabe, die ich habe. Selbst wenn ich dafür bezahlt habe, ich habe dort nicht den Besitz am Fahrrad, sondern ich habe eine, man kann sagen, Leasingrate bezahlt, wobei die Verträge unklar sind. Das heißt, wir wissen nicht, für wie lange dieser Vertrag jetzt ist. Es kann heute weg sein, es kann auch noch ein paar Jahre dauern. Und so ist es eben auch mit dem Körper. Der Körper, den haben wir bekommen, vielleicht das wertvollste Geschenk, nicht nur vielleicht, sondern das wertvollste Geschenk, dass wir in diesem physischen Universum haben können. Gut, Geschenk stimmt auch wieder nicht. Die wertvollste Leihgabe, die wir bekommen haben und es gilt, dass wir uns um diese Leihgabe kümmern, dass wir dankbar dafür sind, dass wir alles tun, damit wir mit dieser Leihgabe als äußeres Instrument alles Mögliche tun können, aber wir sind nicht dieser Körper. Eine Analogie, die ich in letzter Zeit gerne wiederhole in diesem Kontext, ist die Analogie eines Raumanzuges. Angenommen, wir wollten als Menschen den Mars besiedeln. Und ich habe vor kurzem mal so eine interessante, flammende Rede gehört, eigentlich war es eine Hörsendung, warum Menschen den Weltraum besiedeln sollten. Da sagt er, es sieht so auch, als ob in dieser Ecke des Weltraums nur auf der Erde intelligentes Leben ist. Aber die Erde ist ein ausgesprochen sensibler Planet. Braucht bloß irgendein Komet darauf zu fall und das machen regelmäßig Kometen, es braucht nur einen größeren Vulkanausbruch zu geben und auch das hat es regelmäßig gegeben. Alle paar Millionen Jahre gab es auf der Erde einen so großen Vulkanausbruch, dass doch ein relativ hoher Anteil von Tierarten ausgestorben ist. Vor fünfzig bis sechzig Millionen Jahren gab es wahrscheinlich einen Meteoriten, der auf die Erde gefallen ist und alle Dinosaurier umgebracht hat. Manche sagen, es war doch ein Vulkanausbruch. Da gab es jedenfalls um eine ähnliche Zeit einen Meteoriteneinschlag und nur wenige hunderttausend Jahre später einen größeren Vulkanausbruch. Also, das Leben hier könnte jederzeit zu Ende gehen und dann wäre es doch eine Verantwortung des Menschen, dafür zu sorgen, dass nicht, wenn eine dieser regelmäßig passierenden kosmischen Ereignisse kommt, das Leben auf der Erde dann auslöscht. Also wäre es klug, dass Mensch verschiedene Planeten besiedelt. Sei jetzt vieles von dem, was dort behauptet wird, dahingestellt, aber eine interessante Aussage. Jetzt angenommen, wir wollen den Mars besiedeln. Dann kann man natürlich auf der einen Seite - und das wird so diskutiert - riesen Glaskuppeln schaffen mit einer künstlichen Schwerkraft und einer künstlichen Atmosphäre und hätte dann solche Art von Kolonien. Wäre eine Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit wäre, Mensch bekommt eine spezielle Art von Raumanzug. Und zwar einen Raumanzug, der ganz genial ist. Einer, der zum einen das Temperaturempfinden modifiziert, denn auf dem Mars gibt es sehr viel höhere Temperaturen und sehr viel niedrigere Temperaturen als auf der Erde. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist sehr viel höher und von einen Teil auf den anderen, also muss das Temperaturspektrum mit dem Raumanzug reduziert werden und natürlich am günstigsten zwischen plus 15 und plus 35 Grad, so hat der Mensch irgendwo ein Temperaturempfinden. Dann ist natürlich am besten, dass man da hindurch tasten kann. Also, wenn jemand anderes über den Raumanzug streichelt, dann spürt man irgendwo diese angenehme Empfindung, denn Mensch braucht Streicheleinheiten. Und des Weiteren, dass die Gerüche, also es braucht irgendeinen Filter. Es gibt eine Atmosphäre auf dem Mars, die nicht so ist wie hier, also muss dort irgendwo ein Filter sein, der dort solche Stoffe beim Ein- und Ausatmen durchlässt und wieder rauslässt, dass das irgendwie funktioniert. Dass die Partikel auf dem Mars so umgewandelt werden, dass, wenn man ein- und ausatmet, man Gerüche wahrnimmt. Dass also unsere Nase irgendwo das riechen kann. Auch der Hörsinn muss irgendwo modifiziert werden und natürlich kann man das noch endlos weiterbauen. So etwas ist theoretisch denkbar. Und diese eine Hörsendung, die ich dort gehört habe, hat gesagt, das wird es in fünfzig bis hundert Jahren auch geben. Und dann, noch genialer wäre es, wir würden den Raumanzug schon bei der Geburt bekommen oder kurz danach und der würde mit uns mitwachsen. Jetzt Preisfrage. Angenommen, wir gehen dann durch die Gegend, was würden wir von diesem Raumanzug annehmen? Das bin ich. Ich bin der Raumanzug. Und es ist mein Raumanzug und ich bin der Raumanzug. Nehmen wir an, der ist dann so sehr mit dem Körper verbunden, der kann auch nicht mehr abgenommen werden, nur durch eine schwere Operation. Oder nehmen wir mal an, die Medizin schreitet so lange weiter, dass wir dann recht alt werden können und nehmen wir an, nach hundert Jahren muss der Raumanzug gewechselt werden, aber man könnte ihn auch noch länger beibehalten. Was denkt ihr, würde die Leute den Raumanzug wechseln oder ihn beibehalten wollen? Können wir jetzt viel spekulieren. Ihr könnt einen Moment darüber nachdenken, was ihr denkt. Und jetzt die große Aussage ist, dieser Körper ist unser Raumanzug. Wir sind ein Wesen, dass keinen Körper hat, aber um auf dieser Welt zu funktionieren, haben wir einen Raumanzug bekommen, diesen Körper. Und dieser Körper gibt alle Sinneserfahrungen auf der physischen Welt so weiter, dass die Sinneswahrnehmungen - und die Yogis behaupten ja, dass die ganzen Indriyas in der Manomaya- oder Pranamaya Kosha sind. Also, dieser Raumanzug Körper wandelt die Impulse so um, dass alles, was Sinneserfahrungen auf der physischen Welt sind, eben mit der Manomaya Kosha verbunden ist und dass die Jnana Indriyas, die Wahrnehmungsorgange, diese Dinge der physischen Welt wahrnehmen können. Und das, was wir mit unserem Astralkörper tun wollen, Karma Indriyas, dass diese Impulse in den physischen Körper reingehen und auf der physischen Ebene wir Dinge tun. Also, physischer Körper wie ein Raumanzug, den wir für diese physische Welt brauchen. Vor dem Hintergrund ist auch übrigens denkbar, dass wir auch auf anderen Planteten leben können. Vielleicht nicht in diesem Sonnensystem, da scheint es mindestens unwahrscheinlich zu sein, dass es dort mindestens größere Lebewesen gibt. Bei Bakterien sind sich die Wissenschaftler uneinig. Man hat irgendwo auf der Antarktis irgendwelche Meteoriten gefunden, wo manche Wissenschaftler behaupten, da sind irgendwelche Bakterien gefunden worden, die es auf der Erde nicht gibt und niemals gegeben habe, andere bezweifeln das. Vor ein paar Jahren wurde das als sicher dargestellt, dass man auf einem Meteoriten Spuren von nicht irdischem Leben gefunden hat. Einige behaupten das auch weiter, andere bezweifeln das. Aber mindestens die Mehrheit der Zukunftsforscher, die ich höre, gehen davon aus, dass es auf dem Mars irgendwelches Leben gibt oder gegeben hat, aber eben keines, dass eine gewisse nennenswerte Größe hat. Aber in irgendeinem anderen Universum, die Leute dort müssen ja nicht zwei Beine und zwei Hände gehabt haben und die gleiche Schwerkraft und irgendwo diese Zusammensetzung der Atmosphäre gebraucht haben, Leben ist auch in anderen Kontexten möglich. Braucht man halt eine andere Art von Körper-Raumanzug. Also, das ist hier der grobstoffliche Körper. Da könnt ihr mal so ein bisschen vielleicht heute darüber nachdenken und mal so zu überlegen, angenommen, der physische Körper wäre ein Raumanzug. Dann könnt ihr einfach mal so gucken, das könnt ihr auch jetzt machen. Nehmt mal durch euren Raumanzug ein paar bewusste Atemzüge. Hebt mal irgendwo den rechten Arm eures Raumanzuges hoch oder den linken oder was ihr jetzt gerade wollt, aber macht irgendwas. Da könnt ihr tatsächlich merken, „Ja, irgendwo, ich gebe einen Impuls und das hebe ich hoch.“ Aber ihr wisst, es geht nicht alles. Z.B. jetzt, hebt mal euren Raumanzug als Ganzes einen Meter hoch. Wäre jetzt schön, wenn das einer machen würde. Also, der Raumanzug hat seine Grenzen oder Begrenzungen. Natürlich ist das eine Analogie. Das ist jetzt eine moderne Analogie, die selbstverständlich ihre Grenzen hat. Also, der besteht aus dem Grobstofflichen. Und dann heißt es noch, dieser grobstoffliche Körper, der besteht dann aus Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Das entspricht vielleicht heute nicht so ganz unserer modernen Wissenschaft, ist ein anderes Körperverständnis. Ich lese es trotzdem mal vor.

50. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Astralkörper in der Vedanta Analyse

„Nachdem sich diese feinstofflichen Elemente mit je einem Teil jedes anderen Elementes verbunden haben, werden sie grobstofflich und sind die Ursache des grobstofflichen Körpers. Ihre feinstofflichen Teile bilden die fünf Sinnesobjekte, wie Töne, Gegenstände der Berührung, Formen, Farben, Geschmäcke und Gerüche, wodurch die Seele Freude und Leid erfährt.“ (Viveka Chudamani von Shankaracharya 74. Vers)
Das ist jetzt die so genannte Theorie von Panjikaran von Quintuplikationen oder Verfünffachungen, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen will, denn sie hilft jetzt auch nicht übermäßig viel weiter. Wir können sie aber als Klassifikationsmethode nehmen und deshalb will ich sie nur andeutungsweise nennen. Also, die Klassifikationsmethode hilft uns auch wieder, uns davon zu lösen. Wir können den physischen Körper in die sieben Dhatus einteilen, eine Einteilungsmöglichkeit. Wir können ihn einteilen in die Teile, Füße, Beine usw. Und wir können ihn einteilen in die fünf Elemente und da haben wir Erde und Erde sind die festen Bestandteile, also z.B. die Knochen sind relativ feste. Dann haben wir Wasser und Wasser sind die flüssigen Bestandteile, z.B. Blut ist flüssig oder Lymphe ist flüssig und selbst die Zellen, außer den Knochenzellen, sind größtenteils flüssig. Also so eine Körperzelle, da ist drum herum eben die Zellmembran und drinnen sind alle möglichen Proteine und anderes. Aber Größenteils ist das flüssig oder gelartig. Wie ihr leicht merkt, ihr könnt mal eure Muskeln hier - das ist nicht fest, eigentlich ist das hier größtenteils flüssig. Jetzt nicht ganz so flüssig wie Wasser, eher wie so weiches Kerzenwachs oder fast flüssiges Kerzenwachs oder wie kühles Öl, das ein bisschen grobflüssig ist. Also, flüssige Bestandteile. Dann gibt es Luft und Luft sind die gasförmigen Bestandteile, die sind vor allem natürlich in den Lungen drin. Dann gibt es Feuer. Was ist Feuer? Die Körperwärme. Das ist der Feuerbestandteil dort. Und dann gibt es Äther und was ist Äther? Äther könnte man sagen, ist der Raum, den der Körper einnimmt. Aber eine andere Interpretation, eine modernere, es ist das ganze elektromagnetische Spektrum. Damit der Körper funktioniert, geben die Nervenzellen ständig irgendwelche Impulse ab, die im Hirn alle möglichen Impulse geben, also, die Kommunikation im physischen Körper geschieht im Wesentlichen über elektromagnetische Impulse. Gut, auch über chemische Botenstoffe. Also, eine Mischung aus chemischen Botenstoffen und elektromagnetischen Impulsen, kann man sagen, das ist der physische Körper. Das gilt also als die groben Elemente und dann gibt es die feinstofflichen Elemente und das sind dann die fünf Sinne und insbesondere die so genannten Jnana Indriyas, die werden eingeteilt in fünf Elemente. Da gibt es den Tastsinn und Tastsinn ist Erde, Feuer, Wasser, Luft oder Äther? Die Ayurveda-Leute müssten das am meisten wissen. Fangen wir mit Leichterem an. Sehsinn ist Feuer. Hörsinn müsste Luft sein. Ich bewege mich jetzt auf Glatteis und habe gehofft, hier gibt es ausreichend Ayurveda-Gesundheitsberater. Habe ich mich auf euer Wissen dort verlassen. Erde ist Riechen? Ich schreibe es mir mal auf und mit eurem geballten Wissen hier, werden wir doch darauf kommen. Also, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Feuer ist jedenfalls Sehen. Wer weiß was weiteres? Wasser ist Schmecken. Erde ist Riechen. Müssen wir nur noch Hören und Fühlen zuordnen. Luft ist Fühlen und Äther ist Hören. Wenn wir auf die Welt kommen, riechen wir als erstes, deshalb Erde. Dann als nächstes kommen wir zur Muttermilch und deshalb schmecken wir. Dann sehen wir etwas. Ich würde eigentlich sagen, eher fühlen wir etwas, deshalb schreien wir ja schon. Und dann zum Schluss kommt der Äther, das Hören. Hören noch vorher. Eigentlich schon im Mutterleib hören wir und eigentlich im Mutterleib fühlen wir schon, also die sind schon vorher da und die drei kommen dann nachher. Wie auch immer, es soll ja eine Klassifikation sein, die uns hilft, uns davon zu lösen.

 

51. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.


Löse dich von den Fesseln der Sinnesbegierde

„Jene Unvernünftigen, welche mit den starken, äußerst schwer zerreißbaren Fesseln der Begierde an den Sinnesobjekten gebunden sind, kommen und gehen im Kreislauf der Geburten tief hinunter und hoch hinauf, von ihrem Karma mit Macht getrieben.“ ( 75. Vers Viveka Chudamani von Shankaracharya)
Also, es gibt in dieser Welt ab und zu mal Unvernünftige, die an ihren Körper gebunden sind und an ihre Sinnesobjekte gebunden sind. Solange wir uns identifizieren mit diesen Sinnesobjekten und Begierden danach haben, solange werden wir uns immer wieder inkarnieren. Und hier, so ein Grund, warum man sich weiter inkarniert, sind Wünsche. Und ein zweiter Grund, den er dort nennt, ist Karma. Also, bestimmte Handlungen, die wir gemacht haben, erzeugen Karma, dann haben wir Wünsche, Begierden, das sind zwei Gründe, weshalb wir auf diese Welt kommen. Und dann Patanjali erwähnt auch noch zwei andere Aspekte, die letztlich das bestimmen, was wir erfahren. Das eine ist letztlich, wir brauchen die Erfahrungen, die uns helfen, uns aufzuwecken und dann gibt es auch eben die Aufgabe, unsere Talente und Fähigkeiten und Kräfte irgendwo zu entfalten. Und all das zusammen, kann man sagen, bestimmt unser Leben. Wir kommen hierher in diese Welt, um Erfahrungen zu machen. Wir nehmen diesen Raumanzug an, um Erfahrungen zu machen. Wir nehmen diesen Raumanzug an, um Dinge zu tun und auch unsere Kräfte irgendwo zu entfalten und Talente zu entfalten, weshalb übrigens ein faules Leben zu führen nicht ein Weg zur Befreiung ist. Wir kommen auf diese Welt auch, um letztlich unsere Wünsche und Begierden zu befriedigen. Und wir kommen auch auf die Welt, um die Resultate unserer Handlungen zu erfahren. Auf vieles davon haben wir erstmal wenig Einfluss, auf manches haben wir Einfluss. Und eines, worauf man einen gewissen Einfluss hat, sind unsere Wünsche und Begierden und wenn wir eben erkennen, „Ich bin nicht dieser Körper. Ich bin nicht diese Gedanken.“, dann lösen wir uns etwas von diesen Begierden.

Teil 52 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Bindung führt zum Leiden - strebe mit Yoga nach Befreiung

„Gebunden an die fünf Sinnesobjekte, wie Töne und Laute, gehen das Reh, der Elefant, die Motte, der Fisch und die Biene diese fünf nur wegen ihres eigenen Sinnesobjektes in den Tod. Und was wird mit dem Menschen, der allen fünf Sinnesobjekten unterworfen ist.“ (Viveka Chudamani von Shankaracharya, das Kleinod der Unterscheidung 76. Vers).
Da gibt es jeweils so Geschichten, die der Leser von Shankaras Zeit im Kopf hat, die z.B. in der Avadhuta Gita beschrieben werden. Da gibt es das Reh. Also, für das Reh ist es der Ton, es fällt auf den melodiösen Lockruf des Jägers herein. Das war im alten Indien so eine Weise, wie Jäger gejagt haben. Sie haben den Ruf eines Rehs dort wiederholt. Die konnten sowohl den Ruf eines weiblichen Rehs, als auch eines männlichen Rehs wiederholen und dann sind die gegengeschlechtlichen Rehe dann hingekommen und dann wurde das Reh mit Pfeil und Bogen erledigt. Also, Verhaftung an den Hörsinn kann ins Verderben führen. Dann der Elefant sucht Berührung mit dem Weibchen, dass an einem Baum angebunden ist. Also, so wurden Elefanten im alten Indien gejagt. Da wurde ein Elefant genommen und dieser wurde dann angebunden und dann kam der andere Elefant, der hat es zuerst gesehen, aber nachher wollte er dann das Elefantenweibchen oder das Weibchen das Männchen auch berühren und wenn die dann so in liebevoller Berührung waren, kamen dann die Menschen und haben Ketten an die Beine angelegt. War keine ungefährliche Weise, aber so wurden anscheinend früher Elefanten gejagt. Oder Motten sehen Licht und fliegen geradewegs in die Flamme hinein, also Sehsinn. Das erleben wir hier auch manchmal im Sivananda-Saal, da haben wir ja diese Lampen und wenn ihr ab und zu mal was riecht, dann wisst ihr, da ist wieder eine Motte oder eine Fliege in eine dieser Lampen hineingegangen. Der Fisch ist der Geschmackssinn. Sie wollen unbedingt den Regenwurm fressen und landen am Angelhaken. Und die Bienen sammeln Honig, vom Blütenduft angelockt und werden dann vom Züchter oder vom Imker beraubt. Oder eigentlich bezieht es sich auf etwas anderes, denn in der Avadhuta Gita, eine Biene, spät am Abend, will eigentlich zurück in den Bienenstock fliegen und dann riecht sie noch eine ganz besonders gute Blüte. Sie geht dort hin und die Blüte verschließt sich, wie es ja manche Blüten machen. Die Biene ist also gefangen in der Blüte, ein Elefant kommt und zertritt die Blüte und mit der Blüte die Biene gleich mit. Also, in der Avadhuta Gita erzählt der Dattatreya von seinen 24 Gurus und fünf davon greift Shankaracharya hier auf. Also, Tiere haften an einem Sinn und der Mensch haftet an allen fünf Sinnen. Und jeder der fünf Sinne kann uns ins Verderben führen. Natürlich, jeder dieser fünf Sinne kann einen auch an Gott erinnern, aber jeder der fünf Sinne, wenn wir daran verhaftet sind, kann einen auch ins Verderben führen. Die Sinnesobjekte zu genießen und dankbar dafür zu sein, ist eine Sache. Daran verhaftet zu sein und uns von diesem Sinnesobjekt dann ins Verderben führen zu lassen, ist eine andere Weise.
„Die Biene macht ihre Arbeit.“ Natürlich, alle Tiere brauchen ihre Sinne und der Mensch braucht auch alle fünf Sinne. Deshalb haben wir sie ja, sonst hätten wir ja nicht diese Sinnesorgane bekommen. Das Problem ist nur, wenn man daran verhaftet ist. Natürlich, die Tiere haben keine Wahl. Aber eine Biene, angenommen, sie wäre mit Vernunft ausgestattet, dann hätte vielleicht gerade diese Biene gesagt, „Ja, es wird langsam dunkel. Ich weiß, diese Art von Blüte wird abends wieder zugehen und deshalb sollte ich jetzt nicht mich in Gefahr begeben und dann dort in diese Blüte hineingehen. Besser, ich komme morgen wieder.“ Aber Menschen sind vernunftmäßig ausgestattet und man macht das trotzdem. Könnt ihr euch mal überlegen, vielleicht seid ihr alle mit großer Vernunft ausgestattet und macht so was niemals. Aber der ein oder andere weiß, wenn er das und das isst, dann wird es die und die Wirkung haben und isst es trotzdem. Ich weiß nicht, ob ihr das noch nachvollziehen könnt oder ob ihr an jemanden denken könnt, bei dem es so geht. Oder man hört etwas, z.B. eine Kritik, man weiß, eigentlich wäre es klüger, nichts zu machen, trotzdem reagiert man auf das, was man hört.

Teil 53 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Verhaftungen führen zum Leiden

„Sinnesobjekte sind in ihrer Wirkung noch verheerender als das Gift einer schwarzen Kobra. Gift tötet den, der es einnimmt, wogegen die Sinnesobjekte sogar den töten, der mit den Augen schaut.“ (Shankara im Viveka Chudamani)
Er gebraucht jetzt natürlich eine recht krasse Sprache. Shankara stammt aus Südindien, ich glaube sogar Kerala, und neigt deshalb zu einer etwas blumigen und manchmal etwas übertreibenden Sprache, denn man sollte sich jetzt nicht an diesen massiven Worten aufhängen, sondern er will uns ja damit mit Unterscheidungskraft ausstatten. Und eben auch erkennen, wenn wir an den Sinnen hängen und wenn wir ohne Unterscheidungskraft einfach folgen, was sie uns sagen, dann führen sie uns ins Verderben. Und ich glaube, die meisten können tatsächlich daran denken, wann sie in solche Verderben gekommen sind. Natürlich auch einfach das Hängen an sich, denn die Sinne bleiben ja nicht so. Wir sind vielleicht in der glücklichen Lage, dass wir heute Sinne kompensieren können. Also z.B. als 10-jähriger konnte ich gut sehen und irgendwann zwischen 15 und 17 ist mein Sehsinn schlecht geworden, also brauche ich eine Brille. Angenommen, ich hätte keine Brille, dann könnte ich herzlich wenig von euren Gesichtsausdrücken sehen. Also habe ich eine Brille und kann es kompensieren. Inzwischen muss ich die Brille abnehmen, wenn ich lesen will. Gestern hat Narayani gesagt, ich sollte mich damit abfinden, dass es so ist und sollte das lernen, das jetzt mit Würde zu machen. Das habe ich gestern im Restaurant ein bisschen geübt. Oder angenommen, man hört nicht mehr gut, dann kann man sich Hörgeräte anschaffen. Aber irgendwann riecht man nicht mehr gut. Das ist übrigens sehr viel verbreiteter, als Menschen wissen. Wenn man nicht mehr gut riecht, dann schmeckt auch das Essen nicht mehr gut. Man nimmt an, dass das einer der Gründe ist, weshalb ganz alte Menschen weniger essen. Das Essen schmeckt ihnen einfach nicht mehr, weil sie nicht mehr richtig riechen. Also, irgendwo ab 80 nehmen Menschen ab und irgendwo, ich glaube, fast die Hälfte der Männer und ein Viertel der Frauen über 80 riecht kaum mehr etwas und damit schmeckt auch das Essen nicht mehr so. Also, verschiedene Sinne nehmen ab, können verschwinden. Wir können sie heute - mindestens einige davon - kompensieren, andere nicht. Wenn wir daran hängen, sind wir in Probleme.

 „Nur wer sich von den schweren Fesseln der Begierde nach Sinnesobjekten befreit, die nicht ohne große Mühe zu sprengen sind, erfüllt die Voraussetzung zur Erlösung. Kein anderer, selbst wenn er alle sechs Schulen der Philosophie kennt. Die Erlösung Suchenden, die ans andere Ufer des Ozeans der Wiedergeburten gelangen möchten, deren Entsagung aber nicht echt ist, packt der Haifisch in Gestalt der Begieren am Hals, reißt sie mit Gewalt zurück und ertränkt sie mitten im Ozean.“
Den letzten lese ich jetzt besser nicht, der ist nicht sehr freundlich formuliert. Aber heute Nachmittag.

Teil 54 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Überwinde den Tod - durch Erfahrung Gottes

Wir wollen jetzt einen Sprung machen in der Viveka Chudamaini zum 85. Vers.Shankaracharya schreibt::
„Für den Befreiungssuchenden sind die Illusion, der Körper zu sein und ähnliche Irrtümer, der große Tod. Wer diese Selbsttäuschung überwunden hat, ist reif für den Zustand höchster Glückseligkeit. Besiege den großen Tod in Gestalt der Vernarrtheit in Körper, Frau, Kinder, Freunde, Verwandte. Die Weisen, welche diese Vernarrtheit überwunden haben, erreichen das höchste Bewusstsein Gottes.“
Also, er wird jetzt noch etwas massiver. Shankaracharya will uns hier Vairagya geben, Viveka geben, denn der typische Mensch neigt zu Verhaftung. Und natürlich, das lehrt ja die Bhagavad Gita, ist es wichtig, seine Pflichten zu erfüllen, es ist wichtig, das zu tun, was zu tun ist. Patanjali sagt, „Ja, es ist auch o.k., die Dinge zu genießen und Erfahrung gehört zu diesem Universum dazu und wir sind ja noch nicht mal unsere Verhaftungen.“, aber Shankaracharya will uns hier, wie er sagt, aus der Vernarrtheit herausbringen. Liebe ist eine Sache, Vernarrtheit ist eine andere. Liebe zu seinen Mitmenschen ist etwas Wichtiges und natürlich die Liebe ist je nach Beziehung auch wieder anders. Die Liebe zu den Kindern wird anders sein, als die Liebe zu dem Ehemann, Ehefrau, als zu den Eltern und die Liebe wird anders sein, die man hat zu seinen Yogaschülern und zu seinem Arbeitgeber usw. Aber Verhaftung ist das, was einen in den Tod bringt. Es führt zur Beschränkung unserer Bewusstheit und führt dann dazu, dass man zu allen möglichen Leiden kommt. Also, er erwähnt hier jetzt die besonders großen Vernarrtheiten, die mit dem Körper in Verbindung stehen, eben Partner, Partnerin, Ehefrau, Ehemann, Kinder - Kinder vielleicht noch mal ganz besonders schwierig, denn das sind natürlich dann „meine Kinder“. Und wehe der Vater kriegt irgendwann raus, „Es sind doch nicht meine Kinder.“ Was hat sich geändert in dem Moment? Eigentlich nichts und dennoch alles. Wenn man von Reinkarnation ausgeht und ihr erinnert euch, dieses eine Gedicht von Shankara, das ich schon erwähnt hatte, „Wieder wirst du geboren, wieder wirst du sterben, jeder Mensch, den du siehst, war schon mal deine Mutter, jeder Mensch, den du siehst, war schon mal dein Vater, jeden, den du siehst, war schon mal dein Kind, jeder war schon mal dein Bruder, jeder war schon mal deine Schwester, genug, genug. Wann hast du genug?“ Wir haben natürlich eher eine Neigung, nur diese Inkarnation zu sehen. Und natürlich, in dieser Inkarnation hat man eine besondere Verantwortung für die Kinder, die man in die Welt setzt und für Verwandte usw. Aber eine Verantwortung ist eine Sache, eine besondere Liebe gehört dazu, aber Vernarrtheit und Verhaftung ist eine andere Sache. Dort gilt es, darüber hinauszuwachsen.

55. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Identifiziere dich nicht mit dem Körper - erfahre Atman

Jetzt lese ich euch einen Vers, den ich zwar nicht mag, ich lese ihn euch trotzdem vor.

„Dieser grobstoffliche Körper, eine Anhäufung von Haut, Fleisch, Blut, Muskeln, Fett, Mark und Knochen und voll von Urin und Kot, ist widerlich.“ (Shankaracharya im Viveka Chudamani, dem Kleinod der Unterscheidung)
Also hier:
„Dieser Körper, der aus Haut, Fleisch, Blut, Arterien, Fett, Mark, Knochen, besteht, durchdrungen von verunreinigten Substanzen, ist nicht angenehm.“
Vielleicht sollte ich dort fortsetzen. Der Raphael, der das übersetzt hat, hat vermutlich schon für westliche Aspiranten das Ganze etwas gemäßigt, wo er ja auch viel unterrichtet. Währenddessen, wer das übersetzt hat, war, glaube ich, weniger am Unterrichten.
Gut, ich hatte vorher gesagt, so mag ich den auch nicht, „ist widerlich“, ist sicherlich jetzt nicht angemessen. Der menschliche Körper ist das größte Wunder, was man sich dort vorstellen kann, die komplexeste Struktur im Universum ist das menschliche Gehirn und jede Zelle ist ein Wunder. Nur, vielleicht wenn man sagt, „unangenehm“, ich glaube, das können manche von euch nachvollziehen. Mit steigendem Alter kann das ein immer höherer Prozentsatz der Menschen nachvollziehen. Es gibt auch junge. Also, bei mir war es eher so, als Teenager war mir mein Körper unangenehm, er hat ständig Kopfweh produziert und Magen-Darm-Probleme und Heuschnupfen und Hautprobleme und Rückenprobleme und Knieprobleme. Das hatte ich als Teenager. Dann bin ich Vegetarier geworden. Eigentlich nur aus Mitgefühl mit Tieren, weil ich gesagt habe, für mich soll kein Tier mehr umkommen. Dass es auch gesund sein könnte, die Idee hatte ich dort damals nicht. Aber dann, das Kopfweh und Magenprobleme weg und Heuschnupfen auch und dann habe ich mit Yoga angefangen und dann sind die Knie- und die Rückenprobleme verschwunden. Aber wenn ich mit Menschen spreche, es gibt solche, die trotz Yoga die ein oder andere körperliche Beschwerde haben und mit steigendem Alter gibt es davon auch mehr von der Sorte. Und manche haben das große Glück, schon in jüngerem Alter das zu erfahren, dann fällt es leichter, sich von dem Körper zu lösen. Ich kann mich erinnern, es gab mal eine enge Schülerin vom Swami Vishnu-devananda, die ist irgendwann erblindet und das hat sie dem Swami Vishnu-devananda so ein bisschen mit Trauer erzählt und hat gesagt, irgendwas Medizinisches gab es da und es war nicht zu ändern und die Yogaaugenübungen haben auch nicht mehr geholfen und da hat der Swami Vishnu gelacht und hat gesagt, „One sense less to tanscendent. Ein Sinn weniger zu transzendieren.“ Das klingt jetzt erstmal herzlos, aber es war ja auch eine enge Schülerin, das war jetzt nicht irgendjemand und eine, die so was vertragen konnte und sie hat mir nachher erzählt, das, was der Swami Vishnu-devananda ihr scheinbar so herzlos gesagt hat, sofort hatte sie Trost gehabt, sofort war ihr klar, dass das was Gutes ist. Wenn ihr also irgendwo Schmerzen habt, auf der einen Seite könnt ihr euch freuen, ihr erkennt früher als andere, dass dieser Körper unangenehme Erfahrungen mit sich bringt. Und wenn ihr das nicht wisst, dann sprecht mit euren Eltern, sofern sie noch leben, oder erinnert euch an die letzten Tage und Jahre eurer Eltern, wenn sie nicht mehr leben, oder Großeltern oder Tanten oder Onkeln, der Körper ist nicht so angenehm, wie manche sich das als 20-, 30-jährige vorstellen. Aber er ist unser Raumanzug. Und deshalb, man muss sich darum kümmern und es ist was Großartiges, also können wir Erfahrungen machen.

 

56. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

 

Der Körper ist Stätte der Erfahrungen - lebe bewusst

„Der grobstoffliche Körper, entstanden aus den fünffach geteilten grobstofflichen Elementen, in Übereinstimmung mit dem Karma, dient der Seele als Stätte der Erfahrungen.“ (Das Kleinod der Unterscheidung von Shankara) .Dafür ist er eben wichtig. Also, wir machen Erfahrungen über diesen Körper.

 

57. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Physische Universum existiert im Wachbewusstsein

„Der Zustand, in dem die grobstofflichen Dinge erlebt werden, ist das Wachbewusstsein der Seele.“ (Shankaracharya im Kronjuwel der Unterscheidung, Viveka Chudamani). Also, im Wachbewusstsein können wir diesen Körper hier erfahren. Wenn wir träumen, dann erfahren wir nicht diesen Körper. Da wird er noch darauf eingehen.
„Die einzelne Seele genießt durch diesen Körper mit den äußeren Sinnesorganen grobstoffliche Objekte in vielerlei Gestalt, wie Blumenkränze, Sandelholz, Frauen, Männer, deshalb wird dieser Körper im Wachzustand verherrlicht.“ Gut, vielleicht mag das jetzt für euch, Blumenkränze und Sandelholz, Parfüm, nicht unbedingt das sein, was euch in besonderem Maße genießen lässt, aber ich glaube, ihr könntet dort andere Dinge ergänzen.
„Wisse, dass dieser grobstoffliche Körper, von dem der Umgang mit der ganzen Außenwelt abhängt, für den Menschen wie das Haus für den Hausherrn ist.“ Also, hier mäßigt er die Ausdrucksweise etwas, denn Haus ist auch etwas Gutes, wir wohnen in diesem Haus. Man kann auch sagen, es ist wie ein Schneckenhaus. Schnecken haben auch ein Haus, das sie herumtragen und das sie irgendwie brauchen.

58. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Vedanta über die Merkmale des Physischen Körpers

„Der grobstoffliche Körper hat die Merkmale von Geburt, Alter und Tod. Verschiedenartige Zustände wie Größe, Kindheit usw.“ - interessante Aufzählung - „ist an Vorschriften bezüglich Kasten und Lebensabschnitte gebunden, vielerlei Krankheiten unterworfen und erfährt Unterschiede in der Behandlung, wie Verehrung, Verachtung und Hochschätzung.“ Also, Körper hat all das. Das gehört irgendwo dazu. Er hat Geburt, irgendwann ist er geboren, irgendwann wächst er, irgendwann wird er älter, irgendwann schrumpft er und irgendwann stirbt er. Manche Körper sind kleiner, manche sind größer, manche sind dicker, manche sind dünner, manche haben dunklere Hautfarbe, manche haben hellere Hautfarbe. Dann gibt es verschiedene Vorschriften bezüglich der Lebensumstände. Wir mögen jetzt glücklicherweise nicht diese Kasten haben, die es früher in Indien gegeben hat, aber je nach dem, in welcher sozialen Schicht ihr seid, kleidet ihr den Körper anders oder je nach dem, ob ihr jetzt gerade einem Bankberuf nachgeht oder eine Yogastunde gebt oder ins Fitnessstudio geht oder hier ins Yoga-Vidya-Zenter geht, die gleichen Menschen werden auch noch ihren Körper irgendwie anders dekorieren. Verschiedene Lebensabschnitte, irgendwie in jedem Lebensabschnitt ist man ein bisschen anders. Der Körper hat verschiedene Krankheiten und mal sagt jemand, „Oh, siehst du toll aus.“ Mal sagt jemand, „Früher hast du mal besser ausgesehen.“ oder sagt vielleicht gar nichts mehr und dann denkt man sich selbst etwas. Oder die Haarfarbe kann mal so sein und mal so sein, je nachdem, zu welchem Friseur man gerade geht. Also, all das sind körperliche Attribute. Und da gilt es, etwas Vairagya oder auch etwas Sama dem gegenüber zu haben, ein bisschen Gleichmut.

59. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Sinnesorgane aus der Sicht von Vedanta

„Ohren, Haut, Augen, Nase und Zunge sind die Sinnesorgane, weil sie Sinnesobjekte wahrnehmen. Die Stimme, Hände und Füße, Anus und Genitalien sind Tatorgane, weil sie für die Tätigkeiten gebraucht werden.“
Also, wie heißen die Sinnesorgane auf gut Sanskrit? Jnana Indriyas oder kurz Jnanendriyas. Jnana Indriyas, Organe des Wissens, der Erkenntnis, aber jetzt hier der relativen Erkenntnis und Jnana Indriyas, sagen die Meister so ein bisschen, damit die westlichen Aspiranten und auch indische Aspiranten, die Sanskrit nicht so gut kennen, das schneller wissen können. Eigentlich wird das zusammengeschrieben und dann wird aus „a“ und „i“ wird „e“ und deshalb Jnanendriyas und Karmendriyas. Aber um es zu vereinfachen wird meistens jetzt in den Büchern gesagt, Karma Indriyas und Jnana Indriyas. Und diese Sinne, die prägen, wie wir die Welt wahrnehmen. Das ist auch noch mal wichtig, gerade wenn wir auch überlegen, „Was ist wirklich, was ist unwirklich?“, wo Shankaracharya später nochmals darauf eingeht. Erst geht er hier auf AnAtma-Atma-Viveka ein, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Aber so, wie wir die Welt wahrnehmen, so ist sie ja nicht. Selbst vom physikalischen Standpunkt aus ist alles Schwingung und ein bestimmtes Spektrum vom Schwingung können wir sehen als Farben. Ein bestimmtes Spektrum von Schwingungen der Luft hören wir als Klänge. Bestimmte Partikel in der Luft - nicht alle Partikel, bestimmte Partikel - nehmen wir als Geruch wahr. Jetzt der Geschmack ist noch eine ganz lustige Geschichte. Geschmack ist so eine Verbindung, wird auf der Zunge wahrgenommen. Aber auf der Zunge werden nur wie viele Geschmäcker wahrgenommen? Man kann süß, salzig, sauer, bitter und, das hat man jetzt in letzter Zeit entdeckt, scharf wahrnehmen. In der Schule haben wir nur vier gelernt, aber man hat festgestellt, die deutschen Biologen haben ja nichts Scharfes gehabt früher, deshalb wusste man auch nicht, es gibt noch einen Sinn für Scharfes, aber das sind die fünf Geschmäcker, die die Zunge wahrnehmen kann. Und dann der Rest, was z.B. eine Kartoffel von einem Kohlrabi unterscheidet, ist nicht diese, sondern das riechen wir. Und dann zusätzlich noch die Textur hat auch noch Einfluss. Und dann aus diesem, was die Zunge gibt an Wahrnehmungen von diesen fünf plus die Textur, was dann Zunge und Gaumen und Wangen geben plus der Geruchssinn, das zusammen verschmilzt dann im Hirn als Geschmack. Schon eine komische Geschichte. Oder genauso auch Fühlen. Wir können heiß und kalt fühlen, wir können natürlich Berührung empfinden und wir können Schmerzen empfinden. Ich glaube, das sind im Wesentlichen die Empfindungen des Fühlsinns, der über die ganze Haut verteilt ist. Und so nehmen wir die Welt wahr in diesen fünf, man kann sagen, Dimensionen. Was anderes nehmen wir nicht wahr. Man kann zwar dann äußere Instrumente dort nehmen und mit denen können wir dann auch Dinge wahrnehmen, die außerhalb von unserem Spektrum liegen. Also, man kann Schwingungen, die wir nicht sehen können, können wir dann auf einem Computerbildschirm sichtbar machen oder man kann diese in Zahlen ausdrücken und dann irgendwo erfahrbar machen. Aber letztlich, diese Sinnesorgane, die sind das, was uns die Welt erfahren lässt. Wir können die Sinnesorgane verbessern, z.B. mit einer Brille. Man kann sie ausdehnen, z.B. mit einem Telefonhörer. Man kann sie täuschen, mit verschiedensten optischen Täuschungen und sie werden ja auch immer wieder getäuscht und die Sinne sind ja auch nicht zuverlässig, aber so nehmen wir die Welt wahr. Das kann uns auch wieder helfen, uns davon zu lösen. Unsere Sinnesorgane sind letztlich wie, angenommen, wir hätten ein Raumschiff, mit dem wir durch die Welt fliegen und dann gibt es irgendwo so ein paar Gucklöcher und da kann man die Welt irgendwie wahrnehmen und ein paar Instrumente und damit sieht man, was da draußen vorgeht. So sind wir hier mit unserem Weltraumschiff und nehmen so ein bisschen was wahr. Das ist das eine, das Wahrnehmen.

60. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Handlungsorgane aus Sicht von Vedanta und Jnana Yoga

Aber zum anderen auch, wir handeln in fünf Kategorien und dafür stehen die fünf Tatorgane. Die fünf Tatorgane gelten ja in der Vedanta-Philosophie auch nicht als Attribute des physischen Körpers, eigentlich ist jetzt schon der Übergang zum Astralkörper, Sukshma Sharira und tz Pranamaya und Manomaya Kosha dort. Natürlich, die Sinnesorgane haben erstmal physische Korrelate. Wenn die nicht funktionieren, können wir normalerweise auf dieser Welt keine Wahrnehmungen machen. Wir brauchen in dieser Welt diese fünf Luken in diesen Planeten, in diese physische Welt. Genauso auch, wir brauchen den physischen Körper, um etwas zu tun. Aber es heißt, der physische Körper ist auch wieder nur die Verlängerung von dem, was feinstofflich angelegt ist. Und man kann auch die physischen Verlängerungen von dem, was feinstofflich angelegt ist, noch weiter verlängern. Und dann haben wir als erstes die Stimme. Wir können sprechen. Das ist eines, was wir machen können. Wir können kommunizieren. Zum Kommunizieren können wir natürlich noch anderes verwenden. Wir sprechen natürlich auch mit Gesichtsausdruck oder ich verwende ja auch hier, wenn ich spreche, öfters die Hand und ob ich jetzt so hier hocke oder ob ich jetzt so über die Vedanta-Philosophie spreche, angenommen ich würde es euch jetzt so sagen, „Der Mensch nimmt alles wahr in seinen fünf Sinnen und das Selbst ist unsterblich und diese Welt ist nur unwirklich.“ Das wirkt anders als wenn ich sage, „Hört auf, euch zu identifizieren mit diesem beschränkten Körper! Erfahrt euer wahres Selbst! Das ist Satchidananda.“ Also, Körperhaltung hat da noch einen Einfluss. Natürlich muss auch die Überzeugung dabei sein. Aber wir können noch zusätzliche Mittel haben, z.B. ich habe jetzt hier noch diese Verstärkung. So kann ich also auch die Menschen in der hintersten Reihe dort erreichen. Angenommen, ich würde das nicht machen, dann würdet ihr mich weniger hören, dann müsste ich mich mehr anstrengen und das würde ich öfters vergessen. Und dann habe ich hier auch noch ein Mikrofon und hier ein Video. Das wird vielleicht alles irgendwann ins Internet gestellt, also kann ich noch mit mehr Menschen kommunizieren. Das ist jetzt ganz lustig. Hier spreche ich rein, das geht hinten in die Anlage, von der Anlage geht es wieder dorthin und danach wird das vielleicht auch als Hörsendung irgendwo hingestellt. Aber es ist im Grunde genommen alles nur eine Ausdehnung des Sprechorgans, Kommunikation. Also eines, was der Mensch macht, ist, er kommuniziert ganz banal. Als zweites, Hände. Hände steht jetzt, Dinge tun und verändern. Also das erste ist, er kommuniziert, zweitens, er tut und verändert Dinge. Vielleicht hat er dafür noch einen Bagger oder vielleicht hat er dafür noch eine Schaufel oder was auch immer. Also, wir können das noch weiter ausbauen, aber zunächst mal, wir können Dinge tun. Dann haben wir Füße und Füße steht für Fortbewegung. Man kann zwar auch Fußballspielen damit, aber als Grundsinn sind die Füße dazu da, sich fortzubewegen. Und natürlich, in unserer heutigen Zeit, bewegen wir uns nicht nur mit Füßen, sondern wir haben auch noch Fahrräder, mit denen kann man sich fortbewegen, die meisten haben irgendwelche Autos, manche fliegen mit dem Flugzeug, aber im Grunde genommen geht es nur darum, sich fortzubewegen. Dann Anus, der steht für Ausscheidung, letztlich auch Abfall produzieren. Man könnte aber auch noch sagen, Anus ist eigentlich das Ende des ganzen Verdauungskanals. Man kann eben auch sagen, Mensch isst und produziert Abfall. Gut, für uns ist es vielleicht Abfall. Natürlich, normalerweise das, was der Mensch an Abfall produziert, mindestens in einer natürlichen Umgebung, ist für andere Lebewesen Nahrung. Und das, was für andere Abfall ist, ist dann für den Menschen vielleicht Nahrung. Und dann Genitalien, also Fortpflanzung. Im weiteren Sinne ist aber Fortpflanzung auch, etwas ganz Neues schaffen. Also, Genitalien ist jetzt nicht nur für die physische Fortpflanzung, sondern der Mensch will auch kreativ tätig sein. Und im Grunde genommen können wir sagen, auf diesen fünf Ebenen sind die Fähigkeiten des Menschen, etwas zu tun und auf diesen fünf Ebenen sind auch die typischen Wünsche. Wir wollen kommunizieren, wir wollen irgendwas tun, wir wollen uns fortbewegen, wir wollen essen und letztlich, ob wir das wollen, Müll produzieren und wir wollen fortpflanzen und schöpferisch tätig werden.
Aber das sind alles Organe und das sind nicht wir selbst. Und angenommen, das Auge erblindet, dann heißt es nicht, dass wir weniger da sind, sondern es heißt, ein Sinn ist weniger gut oder vielleicht fällt weitestgehend aus, nicht vollständig aus, denn wer nicht blind geboren ist, der hat ja weiter die Möglichkeit, innere Bilder zu erzeugen. Und nicht nur die Möglichkeit, sondern er erzeugt ja auch innere Bilder. Und das ist dann, wie ich gesagt hatte, der Übergang zum inneren Instrument, Antarkarana.

61. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Der Menchliche Geist aus der Sicht von Vedanta und Jnana Yoga

„Die Gesamtheit der geistig-seelischen Kräfte des Antarkarana wird je nach ihrer Funktion, Denken, Manas, Vernunft, Buddhi, Ichgefühl, Ahamkara oder Gedächtnis, Unterbewusstsein, Chitta, genannt.“ (Shankara im Viveka Chudamani, Kleinod der Unterscheidung)
Ich gehe jetzt davon aus, ihr habt das alle schon viel gehört und ihr wisst, was es ist. Aber zur Wiederholung, Ahamkara, Buddhi, Manas und Chitta, hier verstanden Chitta im engeren Sinne. Im weiteren Sinne ist ja Chitta, so wie es Patanjali z.B. versteht, der ganze Geist. Also das, was Shankara als Antarkarana, also inneres Instrument, bezeichnet, das ist bei Patanjali das Chitta und bei Shankara ist Chitta das Unterbewusstsein bzw. das Gedächtnis. Und auch das ist wiederum hilfreich und ich will es jetzt hier nicht weiter ausbauen. Wenn ihr die Raja-Yoga-9-Tages-Weiterbildung mitmacht, da wird da etwas mehr darüber gesprochen, da lernt ihr etwas mehr darüber. Aber es hilft auch wieder, sich davon etwas zu lösen, sich nicht so viel zu identifizieren.
Also zunächst, Manas ist das, was so abläuft an nahezu automatischen Gedankenprozessen. Und am stärksten sind dort Worte, Bilder und Gefühle. Angenommen, ich habe so in die Hände geklatscht, da habt ihr etwas gehört. Vielleicht habt ihr gesagt, „Was ist dieser Knall?“, vielleicht habt ihr irgendwas gesehen, manche haben ja in eine andere Richtung vorher geguckt, haben dann ein Bild gehabt, was das ist. Als erfahrene Meditierende seid ihr nicht so stark zusammengezuckt wie andere. Es gab ja irgendwann so eine Studie, die hat gezeigt, dass der Startle Reflex bei erfahrenen Meditierenden weniger stark entwickelt ist, als bei anderen. Das heißt, man erschrickt nicht so schnell. Und das hat auch einen Einfluss auf die Stressresistenz. Nichtsdestotrotz, ein Gefühl war trotzdem auch irgendwo dabei. Also, Worte, Bilder, Gefühle, das ist so im Manas da und das ist natürlich auch eng verbunden mit dem Unterbewusstsein, also mit dem Gedächtnis und auch Neigungen und im Unterbewusstsein sind ja auch VAsanas, Wünsche, dort sind Samskaras, Eindrücke, all das ist da. Und dann kommt irgendwann auch noch die Buddhi, die versucht aus dem Ganzen einen Sinn zu machen, sie benutzt die Vernunft und dann kommt Ahamkara und identifiziert sich damit. Ich werde noch ein ganz klassisches Beispiel gebrauchen. Was ist das, was ich in der Hand habe? „Eine elektromagnetische Welle.“, „Ein Atom.“, „Brahman.“, „Ein Fussel.“ Also, da ist tatsächlich ein Fussel und außerdem ist dort noch zusammen mit dem Fussel etwas von einem Buchweizen, denn da ist Buchweizenstreu drin. Was war das Ganze jetzt? Also, ihr habt zuerst hingeguckt und habt etwas gesehen, also ist durch eure Jnana Indriyas irgendeine Information hingegangen. Die meisten von euch haben im Wesentlichen nur gesehen, da ist irgendeine Hand und da guckt er hin und außerdem habt ihr was gehört, Jnana Indriyas. Dann kam es ins Manas. Also, da habt ihr etwas gehört und etwas gesehen und dann habt ihr überlegt, „Was könnte das sein?“, geht also ins Chitta herunter und habt dort irgendwelche Informationen abgerufen und manche haben innerlich irgendwo vielleicht etwas gedacht, „Das könnte es sein.“, dann kommt irgendwann die Buddhi ins Spiel und sagt, „Ja, das kann es sein, das kann es nicht sein.“ und bei der Mehrheit von euch hat die Buddhi gesagt, „Nicht entscheidbar, zu wenig Informationen.“ Und dann kommt Ahamkara und sagt, „Ich weiß es.“ oder „Ich weiß es nicht.“ Aber dann kommt noch eine zweite Entscheidung, nämlich, sagt man jetzt etwas oder nicht. Ich habe ja die Frage an euch alle gestellt und nur etwas mehr als eine Handvoll von euch hat irgendwas gesagt. Von Atom, über Brahman. Auch das wiederum ist etwas, was im inneren Instrument dort geht. Gut, ich habe eine Frage gestellt, normalerweise, was macht man, wenn man eine Frage hört? Antworten. Aber wenn eine Frage an viele gestellt wird, dann antworten typischerweise nicht alle. Aber wer antwortet typischerweise, wenn eine Frage an viele gestellt wird? Derjenige antwortet, der es gewohnt ist, in einer solchen Situation zu antworten. Das hängt schlicht und ergreifend von den Samskaras ab. Und ich bin überzeugt, diejenigen, die jetzt auf solche rhetorischen Fragen öfters antworten, in anderen Kontexten antworten die auch. Und vermutlich haben sie schon in der Schule früher geantwortet. Also, um überhaupt etwas zu antworten, gibt es die Samskaras im Chitta, aber dann geht es noch weiter. Und dann kann aber Buddhi, die Vernunft, sagen, „Ja, antworte.“ und lässt den Impuls durch oder sie sagt, „Nein, jetzt sage ich mal nichts.“ Oder die Buddhi kann auch sagen, „Ja, ich habe mir ja vorgenommen, Schüchternheit zu überwinden und ich mache das jetzt, indem ich jetzt was sage.“ Auch wenn ich nicht weiß, ob es sinnvoll ist oder nicht, kann die Buddhi sagen, „Jetzt sage ich was, ob ich will oder nicht.“ und die Buddhi kann auch sagen, „Ich halte jetzt den Mund, auch wenn ich da sonst immer etwas spreche.“ Und dann kommt noch Ahamkara und identifiziert sich. Und z.B., wie hat sich der Madava gefühlt, als ich gesagt habe, „Ja, es ist ein Fussel.“? Also, er hat ein bisschen Glücksgefühl empfunden. Ich war ja froh, dass einer etwas erraten hatte. Also, es ist anders, als wenn ich jetzt einen Computer gehabt hätte und dem dort eine Analyse gegeben hätte und der hätte gesagt, „Mit 99,83 Prozent Wahrscheinlichkeit ist das ein Teppichfussel von einem reinen Schurwollteppich.“ Und dann gebe ich dem Computer ein „richtig“ und wie wird er antworten? Er wird gar nichts damit anfangen können. Ein Mensch hat ein bisschen Identifikation und deshalb sucht er dort Bestätigung. Auch einige von euch, die vielleicht gedacht haben, „Es muss ein Teppichfussel sein.“, selbst die, die nichts gesagt haben, die haben sich dennoch irgendwo bestätigt und gut gefühlt. Vielleicht haben sie sogar gedacht, „Hätte ich das doch gesagt.“ Also, das ist das Spiel unseres Geistes. Aber so sind die Kategorien unseres Geistes letztlich. Wir nehmen Sachen wahr. Das, was wir wahrnehmen, wird irgendwo an der Oberfläche unseres Geistes widergespiegelt. Denn z.B., wenn ihr jetzt hier dort hinguckt und einen schwarzen Stift seht, ich glaube, auch ganz hinten könnt ihr noch einen schwarzen Stift sehen, mindestens wenn ihr, nicht so wie ich, wenn ich da hinten wäre, ohne Brille würde ich nichts sehen, aber ihr seht entweder besser oder habt eine Brille auf. Also ihr wisst, schwarzer Stift. Aber dieses Schwarz ist ja nicht eine Farbe, die hier ist, sondern dass dort Schwarz entsteht, ist Manas. Also das, was dort entsteht auf der Oberfläche unseres Geistes, das ist eben Manas. Und das wird dann eben verglichen mit dem, was im Unterbewusstsein drin ist und dann kann Buddhi sagen, „Ja, es ist ein Stift.“ Und dann kann Ahamkara sagen, „Ich weiß.“ Und dann, mit einem Stift können auch verschiedene Samskaras verbunden sein und dann denkt man vielleicht an irgendetwas, dann werden Erinnerungen wachgerufen, dann können da sogar Gefühle mit verbunden sein usw.
Das Ganze dient jetzt dazu, dass wir uns lösen können von diesen Identifikationen. Das ist jetzt ein Unterschied, z.B. wenn Patanjali über diese Prinzipien spricht, dann will er uns damit helfen, dass wir dieses innere Instrument auch gut nutzen können. Wie können wir unseren Geist positiver machen? Wenn Shankara im Viveka Chudamaini darüber schreibt, dann deshalb, damit wir uns davon lösen. Und dann könnt ihr z.B. den nächsten halben Tag, wenn ihr zwischendurch bemerkt, „Ja, da sind die Gedanken.“, könnt ihr sagen, „Aha, da sind Gedanken in meinem Geist. Das ist erstmal Manas, das heißt, einfache Worte, Bilder, Gefühle, aber ohne dass ich nachdenke.“ Und das wird geprägt durch Eindrücke aus dem Unterbewusstsein. „Aha, ich reagiere jetzt deshalb etwas stärker, wegen dem Eindruck aus dem Unterbewusstsein. Aha, da identifiziere ich mich ganz besonders stark.“, denn wir identifizieren uns ja mit manchem stärker und mit manchem etwas weniger stark, „Wo geht das Ahamkara hin?“ Und dann können wir auch mal schauen, „Ja, ich kann auch meine Buddhi bewusst verwenden. Ich muss nicht einfach dem folgen, was in meinem Manas von selbst hineinkommt.“ Das ist übrigens das, was man annimmt, was Menschen von Tieren unterscheidet, Buddhi und Ahamkara. Der Mensch hat sehr viel mehr dieses Gefühl eines eigenständigen, getrennten Selbst, dieses Selbstbewusstsein, wie es in der Biologie bezeichnet wird und Psychologie. Das ist beim Menschen stärker ausgeprägt. Man nimmt heute an, dass höhere Tiere - was auch immer „höher“ heißen soll - auch ein gewisses Selbstbewusstsein haben. Ursprünglich hat man dort nur die Affen dazugezählt, heute nimmt man an, auch Hunde haben ein gewisses Selbstbewusstsein, auch Papageien, auch Wale, auch Delphine, alle paar Jahre wird eine Tierart dazugefügt, die auch fähig ist, Selbstbewusstsein zu haben. Aber sehr viel weniger als der Mensch. Auch wie die Vernunft dort etwas bewirken kann, wird auch wieder klar. Z.B. normale Tiere sind Reizreaktionsmustern sehr stark unterworfen. Der Mensch dagegen ist auch Reizreaktionsmustern unterworfen, er kann aber auch mal innehalten und sagen, „Warum mache ich das eigentlich? Will ich nicht mehr. Ich lasse es sein.“ Oder angenommen, jemand liebt Schokolade und jetzt stellt er fest, „Das ist irgendwo für meinen Körper nicht so gut.“, dann kann er sagen, „Ich lasse es.“ Ein Hund kommt jetzt nicht auf die Idee und sagt jetzt, „Diese besonderen Hirsekringel, die ich besonders mag, die esse ich jetzt einfach nicht mehr. Ich will einfach mal eine Weile keine Hirsekringel essen. Nicht deshalb, weil sie mir nicht schmecken, sondern einfach deshalb, weil ich zeigen will, ich bin nicht Sklave meiner Sinnesorgane.“ Ein Hund kommt dort nicht auf die Idee, aber ein Mensch kann auf die Idee kommen. Ricky ist ein vegetarischer Hund. Man kann Hunde sehr gesund und gut vegetarisch ernähren. Er lebt jetzt seit dreieinhalb Jahren vegetarisch und es ist kein Problem.

62. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Introspektion als Erkenntnisweg des Jnana Yoga

Also, das nochmals als Anregung für den restlichen Tag. Wann immer euer Geist nicht ganz beschäftigt ist, werdet euch einfach bewusst, dass das, was in eurer Psyche abläuft, ihr nicht wirklich seid. Und dass Gedanken, die kommen, aus alten Samskaras kommen können, dass Gedanken, die kommen, aus Sinneswahrnehmungen entstanden sein können, dass Wünsche und daraus etwas zu tun, letztlich von Samskaras kommen, dass ihr die Möglichkeit habt, mit Buddhi dort einzugreifen, dass ihr mit Buddhi die Möglichkeit habt, Dinge zu verändern und ihr könnt euch auch bewusst sein, womit identifiziert ihr euch ganz besonders stark. Und das kann man lächelnd sich bewusst werden. Also nicht jetzt, „Oh, was bin ich doch für ein dummer Aspirant.“ oder „Was bin ich doch für ein Nichtsnutz.“ oder „Ich bin überhaupt kein guter Aspirant.“ Manche identifizieren sich damit. Sondern sich bewusst werden, „Aha, so und so ist es.“ und danach kann man lernen, sich nicht damit zu identifizieren, zu lösen.

63. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Wahrheit wird erlangt durch intensives Nachdenken

„Sicherheit in Bezug auf Wahrheit erlangt man durch intensives Nachdenken und aus den Lehren des Meisters, nicht durch Baden in heiligen Wassern, nicht durch Almosen geben und nicht durch Hunderte von Pranayamas.“ (Viveka Chudamani von Shankaracharya Vers 13)
Also hier der Jnana-Yoga-Ansatz, der Ansatz, der sagt, wir kommen zur höchsten Wahrheit durch intensives Nachdenken, Analyse, eben durch Viveka. Es ist ja Viveka-Chudamani der Text. Und nicht irgendwie nachdenken, sondern wir lesen die Schriften und wir hören die Interpretationen eines Meisters, wir denken darüber nach und es wird mehr als zu einer intellektuellen Beschäftigung, es kommt zu einer tiefen Verwirklichung. Und nicht durch Rituale allein. Gut, Baden in heiligen Flüssen, ich vermute, das ist jetzt weniger das, was ihr typischerweise macht. Wir haben zwar hier nebendran die Werre und letztlich Ricky, das ist der Hund von mir, der versucht da auch öfters drin zu baden, meistens kommt er sehr schlammig dann raus, aber damit hat er bisher noch nicht die Selbstverwirklichung erreicht. Und selbst diejenigen, die nach Rishikesh fahren und dann im Ganges ihr Bad nehmen, auch dadurch wird man nicht selbstverwirklicht. Oder ich habe einen Bruder, der ist um den Berg Kailash herumgegangen. Er sagt, das war sicher seine intensivste Kopfweherfahrung und zwischendurch gab es auch sehr erhabene Momente, aber es würde nicht auf die Idee kommen, es nochmals zu machen und die Wahrheit ist ihm dort auch nicht sehr viel näher gekommen. Aber es ist natürlich eine Grenzerfahrung. Eine Grenzerfahrung kann einen manchmal aus seinem Normalen herausbringen und dann kann man überlegen, „Wer bin ich?“ Ebenso natürlich Asana, Pranayama, Pujas, Homas, Mantrasingen, Kirtan und all das, ist nicht etwas, was an sich einen zur Verwirklichung bringt. All das bereitet einen vor. Vom Kundalini-Yoga-Standpunkt würde man sagen, es hebt das Prana in die höheren Chakras. Ist das Prana in den höheren Chakras, dann fällt es leichter, zu fragen, „Wer bin ich?“ Ihr wisst alle, wenn ihr eine Weile weniger geübt habt – ich weiß nicht, ob ihr es alle wisst, vielleicht der ein oder andere von euch hat noch nie weniger geübt, sondern immer mindestens viel – aber jetzt für die unter euch, die vielleicht nicht regelmäßig zwei, drei Stunden täglich üben, sondern vielleicht ab und zu mal weniger, wissen, wenn man weniger übt, sinkt das Prana, die Lebensenergie und dann fällt es auch schwerer, erhabener zu denken. Dann plötzlich scheint das alles so weit weg, „Wer bin ich? Ich muss mich jetzt um Beruf kümmern. Ich muss mich um meinen Freund kümmern. Ich muss mich vielleicht darum kümmern, dass ich überhaupt noch einen Freund habe oder wieder einen bekomme.“ All das ist natürlich wichtig, aber es kann sein, dass das nur noch wichtig ist. Wenn das Prana erhöht ist, dann fällt es leichter, die Frage zu stellen, „Wer bin ich?“ Das ist eben auch wichtig, dass wir das so verstehen. Swami Vishnu-devananda hat gerne fortgeschritteneren Aspiranten gesagt, „Verwechselt nicht Mittel und Zweck.“ Zweck ist die Erfahrung des höchsten Selbst. Mittel ist Asana, Pranayama usw.

64. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Wer erreicht Vollkommenheit im Yoga?

„Vollendung kann nur erhoffen, wer die Voraussetzungen im Wesentlichen erfüllt. Ort und Zeit sind lediglich Begleitumstände.“ (Viveka Chudamani Vers 14, von Shankara)
Also, wenn wir zum Höchsten kommen wollen, dann brauchen wir bestimmte Voraussetzungen. So ähnlich, wenn ihr diese 9-tägige-Weiterbildung mitmachen wolltet, brauchtet ihr auch eine Voraussetzung. Welche nämlich? Abgeschlossene Yogalehrerausbildung. Natürlich, es braucht noch mehr. Ihr braucht einen menschlichen Körper. Eigentlich nicht. Wir wissen ja nicht, wie viele hier noch zuhören, ohne im menschlichen Körper zu sein. In einem anderen Seminar wird gerade über Karma und Reinkarnation gesprochen. Aber es gibt noch andere Voraussetzungen. Aber ähnlich auch, um die Wahrheit zu erfahren, braucht es auch bestimmte Voraussetzungen. Ort und Zeit ist jetzt nicht ganz so erheblich.
„Wer das Wesen des Selbst zu erkennen wünscht, muss deshalb nachdenken, forschen und abwägen, nachdem er einen von Barmherzigkeit erfüllten Meister aufgesucht hat, den Höchsten unter den Kennern der absoluten Wirklichkeit.“

Teil 65 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

 

Sei weise und entwickle die Eigenschaften eines Yogi

„Weise und inspiriert ist ein Mensch, der geschickt im Abwägen von Pro und Kontra ist. Wer die genannten Eigenschaften besitzt, der erfüllt die Voraussetzungen zur Selbsterkenntnis.“ (Viveka Chudamani von Shankara, Vers 16)
Der 17. Vers wiederum gilt als besonders wichtig, da beschreibt er die Sadhana-Chatushtaya, die vier Eigenschaften – Chatushtaya, die Vierheit – für den spirituellen Weg, Sadhana.
Shankara schreibt:
„Als geeignet für die Suche nach der absoluten Wirklichkeit gilt, wer zwischen Wirklichem und Unwirklichem unterscheiden kann (Viveka), wer Losgelöstheit besitzt (Vairagya), wer die sechs Tugenden der Gleichmut besitzt, das ist Shatsampat oder hier Samadhi Shadkam genannt und wer sich nach Erlösung sehnt (Mumukshutwa).“ (Viveka Chudamani, Vers 17)
Also Viveka. Viveka, die Unterscheidungskraft. Vairagya, ein sehr schwer zu übersetzendes Wort. Der Shankara wird es gleich definieren, aber es wird meistens als Losgelöstheit bezeichnet oder Entsagung oder Nichtanhaften oder Verhaftungslosigkeit. Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gleichmut. Und Mumukshutwa, der intensive Wunsch nach Befreiung. Swami Vishnu-devananda hat gerne gesagt, wenn man überprüfen will, ob man auf dem spirituellen Weg Fortschritte macht, dann sollte man schauen, ist man in diesen vier Eigenschaften gewachsen. Es ist nicht, wie fortgeschritten man in den Asanas ist. Also, ob man jetzt den Skorpion beherrscht oder nicht, das besagt nicht, ob man auf dem spirituellen vorangeschritten ist. Auch nicht, wie viel Minuten man die Luft anhalten kann in Kapalabhati, wie viel Stunden man meditieren kann, auch nicht, welchen Teil der Wirbelsäule man spürt, auch nicht, wie viele Bilder man in der Meditation sieht, auch nicht, wie laut die inneren Anahata-Klänge sind. All das besagt nicht, wie weit wir auf dem spirituellen Weg sind. Aber wir können sehen, sind wir in diesen vieren gewachsen. Und das kann man sich öfters fragen. So vielleicht alle halbe Jahre kann man mal schauen, „Wie ist es mit meinem Viveka? Wie ist es mit meinem Vairagya? Wie ist es mit meinem Shatsampat? Wie ist es mit meinem Mumukshutwa? Habe ich dort Fortschritte gemacht oder Rückschritte oder bin ich gleich geblieben?“ Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gleichmut.

66. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die vier Eigenschaften eines Yogi

„Vier Voraussetzungen wurden in diesem Zusammenhang von den Weisen verkündet. Nur wenn sie erfüllt sind, ist Vollkommenheit erreichbar. Wo sie fehlen, kommt man nicht ans höchste Ziel. Zuerst wird die Unterscheidung zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem genannt, Viveka. Als nächstes die Gleichgültigkeit darüber, ob man in diesem Leben oder im Jenseits in den Genuss der Früchte für Mühen und getaner Arbeit kommt, Vairagya. Schließlich die sechs Tugenden, wie Stille der Gedanken und Gefühle, Samadhi Shadkam oder Shatsampat und die Sehnsucht nach Erlösung, Mumukshutwa. So weit ist es klar.“, behauptet Shankara im 18. Vers des Viveka Chudamani.

67. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Viveka, die Unterscheidungskraft, als wichtige Voraussetzung und Mittel im Jnana Yoga

Im 20. Vers des Viveka Chudamani, beschreibt Shankara Viveka, die Unterscheidungskraft.
Brahman, die absolute Wahrheit ist wahr, die Welt ist ein Trugbild, lautet das Urteil. Das wird als Unterscheidung, Viveka, zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem verkündet.“
Also, es gibt verschiedene Formen von Viveka und diese kann man immer wieder anwenden und eigentlich das ganze Werk ist letztlich Viveka-Chudamani, die Entwicklung dieser Unterscheidungskraft. Hier erwähnt er zunächst mal die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Und darüber hatten wir schon mal heute Morgen einiges gesprochen. Wenn man eine Schlange in einem Seil sieht, dann ist das Trug. Die Schlange war unwirklich, das Seil war wirklich. Erinnert ihr euch noch dumpf an heute Morgen? Die Frage ist dann, ist das Seil jemals zur Schlange geworden? Nein, das Seil war immer Seil gewesen. Dennoch, war die Schlange für einen wirklich gewesen? Antwort, ja. Sie hat sogar den Herzschlag beeinflusst, die Hautfarbe beeinflusst, den Gemütszustand beeinflusst. Also auch etwas Unwirkliches kann eine sehr starke Wirkung auf einen haben. Und ich glaube, ihr kennt auch noch andere Beispiele, wo ihr euch in irgendwas getäuscht habt und dass das eine sehr starke Wirkung auch euch hatte. Also, die Schlange war niemals, es gab immer nur das Seil. Und das öfters mal sich zu vergegenwärtigen, „So wie ich die Welt wahrnehme, so ist sie nicht wirklich.“ Wir können weiter schauspielerisch tätig sein in der Welt, es gibt weiter Lila, es gibt weiter Karma, es gibt weiter Lektionen zu lernen, man wird weiter Liebeskummer haben, man wird weiter sich freuen über all das, aber man weiß im Hintergrund, das ist nicht wirklich, das ist Lila. Also Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Die zweite Unterscheidung ist vielleicht etwas leichter, nämlich die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Mindestens ist es erstmal leicht, zu erkennen, was vergänglich ist. Frage, ist der Körper ewig oder vergänglich? Wie ihr alle wisst, er ist recht vergänglich. Und ich glaube, mit steigendem Alter wir man sich dessen mehr und mehr bewusst. Heute Morgen war ich mal in der Kirche gewesen und da war gerade eine so genante Jubelkonfirmation. Das heißt, da war goldene, diamantene und eiserne Konfirmation. Nein, goldene wäre 50. Ich habe es jetzt vergessen. Also jedenfalls 60-, 65- und 70-jährige Konfirmation. Die, die 60-jährige Konfirmation hatten, da waren viele da. Die, die 65-jährige Konfirmation hatten, waren nur noch zur Hälfte da. Und 70 Jahre Konfirmation hatten nur noch zwei. Oder auch, als wir hier eingezogen sind, gab es hier sechzehn Senioren in den Appartements. Jetzt gibt es noch zwei. Die meisten sind zwischendurch ausgezogen, sind zum Pflegefall geworden, sind entweder zu ihren Kindern oder zu Altersheimen, sie sind alle gestorben. Also den Auszug aus dem Haus hier, ins Pflegeheim oder zur Pflege bei den Kindern, haben sie nicht viel erlebt. Also, vergänglich. Körper ist vergänglich. Aber wir müssen nicht warten, bis der Körper ganz tot ist, sondern ihr wisst auch, vieles andere ist vergänglich. Haarfarbe ist irgendwann vergänglich. Man kann sich  künstliche Haarfarbe geben oder sie ganz abschneiden, dann braucht man sich um Haarfarbe keine Gedanken zu machen. Auch die Menge an Haaren ist – mindestens für die meisten – vergänglich. Die Zähne sind vergänglich, wie manche von euch vielleicht gemerkt haben. Letztlich, die Glätte der Haut ist vergänglich. Gesundheit ist vergänglich. All das ist vergänglich. Auch die Menschen, mit denen man zusammenlebt, sind in der Veränderung begriffen. Natürlich sind sie auch vergänglich. Je älter man ist, umso mehr merkt man das. Irgendwo vor kurzem hatte ich mich mal mit meiner Mutter unterhalten, vor einem halben Jahr ist sie umgezogen in eine neue Wohnung, weg von dem kleinen Dorf, in ihren Geburtsort, etwa zehn Kilometer weiter. Also nicht großer Umzug, aber für sie war das etwas ganz Bedeutsames und Großartiges. Sie hat gedacht, jetzt hat sie dann ihre ganzen Freundinnen aus der Jugendzeit, die waren nämlich alle in diesem etwas größeren Ort. Braucht nicht mehr Autofahren, hat jetzt leichter Menschen, mit denen sie zusammen spaziert. Und dann hat sie mir das Leid geklagt, eigentlich ist sie unter all denen die einzige, die noch flott spazieren kann. Also, sie hatte gedacht, sie zieht um, um Gesellschaft zu haben, um zu spazieren und jetzt stellt sie fest… Aber es gibt etwas, das ist ewig. Was ist ewig? Letztlich Bewusstsein und die Seele. Gut, die meisten von euch sind noch nicht in diesem Alter, sondern ihr seid vielleicht noch im Alter, wo das weniger eine Rolle spielt. Aber die meisten von euch sind in einem Alter, wo sie Eltern haben, die in diesem Alter sind und damit seid ihr typischerweise auch mit diesen Fragen relativ stark konfrontiert. Aber auch Besitz, wisst ihr alle, ist auch vergänglich. Vor kurzem war diese Weltwirtschaftskrise, eine Kernschmelze hätte passieren können. Also, es war durchaus möglich, dass vor einem Jahr die ganze Weltwirtschaft ganz den Bach runter gegangen wäre. Irgendwo, wenn man dem glauben kann, den Wirtschaftswissenschaftler, wenn dort damals die Hypo Real Estate Bank vor die Hunde gegangen wäre, dann wäre die Weltwirtschaft vorm Abgrund gewesen. Das hätte alle Banken in Europa mit in den Abgrund geworfen. Deshalb, irgendwo jeder Deutsche bürgt dort mit 2000 Euro für diese Bank, vielleicht sind es auch nur 1000 Euro, aber dennoch, es sind gigantische Beträge, mit denen gebürgt worden ist. Oder wenn die Amerikaner noch eine weitere Bank hätten hopsgehen lassen, nach den Lehman Brothers, würden wir hier anders sein als jetzt. Da wären alle Alterssicherungen, die man aufgebaut hat, vielleicht kaputt. Vielleicht. Vielleicht haben uns auch die Politiker nur was vorgemacht. Und eine ganze Menge hat eine ganze Menge verloren. Eine ganze Menge Menschen haben eine ganze Menge Geld verloren. Alles ist äußerlich vergänglich. Und vom Yogastandpunkt aus ist nicht wichtig – und das kommt ja nachher bei Vairagya, das hat er ja auch vorher genannt mit Vairagya, das heißt, „Die Gleichgültigkeit daran, ob man in diesem Leben oder im Jenseits in den Genuss der Früchte für Mühen und getaner Arbeit kommt.“, das ist Vairagya. Also, vom yogischen Standpunkt aus heißt es deshalb nicht, dass wir nicht uns bemühen sollten. Angenommen, man bemüht sich, einen Naturkostladen erfolgreich zu führen oder sein Yogazentrum zum Blühen zu bringen oder seinen Handwerksbetrieb oder bemüht sich um beruflichen Aufstieg, weil man irgendwo merkt, da ist ein Drive dahinter und man spürt, das will man machen. All das ist etwas, damit erfüllt man letztlich sein Karma, damit stärkt man seine geistigen Kräfte, damit erfährt man das, was man erfahren soll, damit lernt man die Lektionen, nur man weiß, nichts von dem, was man erreicht, ist dauerhaft. Manchmal sagen Menschen, „Oh, jetzt habe ich soviel gemacht, jetzt habe ich meinen Naturkostladen aufgebaut. Jetzt hat direkt daneben ein Naturkostsupermarkt aufgemacht und mein Geschäft macht Pleite. Alles umsonst.“ War alles umsonst? Nein. Die Energie, die man hineingesteckt hat, die Lektionen, die man gelernt hat, die Erfahrungen, die man gemacht hat, die hat man gemacht und die sind irgendwo wichtig. Und natürlich, ein Naturkostbesitzer wird viele Menschen irgendwo positiv beeinflusst haben auf ihrem Weg. Man wird vielen Menschen entscheidende Impulse gegeben haben. Also, es war nicht alles umsonst. Oder mein Vater hat irgendwann mal ein großes Unternehmen aufgebaut, alles zusammen über 2000 Beschäftigte an mehreren Standorten, die viertgrößte Polstermöbelfirma europaweit, große Pläne gehabt und noch Expansion zu allem Möglichen und dann Pleite. War alles umsonst? Die Erfahrungen, die er gemacht hat und die ganzen Mitarbeiter dort, waren wertvolle Erfahrungen. Und danach hat er noch mal klein angefangen und irgendwo ein Unternehmen neu aufgebaut. Irgendwo zuerst mal mit 10 Beschäftigten und irgendwann sind es wieder 100 Beschäftigte geworden und dann sind es wieder weniger Beschäftigte geworden. Obgleich ich zugeben muss, ein bisschen Masochismus war fast dabei. Da war er inmitten dieses riesen Unternehmens, wo früher mal 2000 Leute beschäftigt waren und was inzwischen in eine Konkursmasse gegangen ist und irgendwo dort in der Mitte hat er in dem kaputtesten Gebäude das neue Unternehmen begonnen. Gut, inzwischen sieht es auch wieder anders aus. Aber Dinge kommen und Dinge gehen. Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen.

 

68. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Ist das Vergängliche wertlos - Wie hilft das Leben im Endlichen dem Leben im Unendlichen?

Das im vorigen Beitrag Gesagte heißt nicht, dass das Vergängliche deshalb wertlos ist. Auf einer relativen Ebene macht man die Erfahrungen. Oder man hat eine Beziehung gehabt und hat sich Jahre toll verstanden. Vor kurzem hatte ich so ein Beratungsgespräch gehabt. Jetzt hat er sich auseinander gelebt mit seiner Partnerin und sie hatten irgendwo zwei Kinder. Gut, der eine ist schon über zwanzig und der andere ist aber irgendwie zehn oder elf und irgendwo hat er erst gedacht, „Hat er sein ganzes Leben jetzt verschwendet?“ Er hat 25 Jahre mit dieser Frau zusammengelebt und jetzt stellt er irgendwo fest, Wege ganz anders. Letztlich über Yoga hat er einen Trost gefunden. Also, die Beziehung ist auseinander gegangen, bevor er mit Yoga begonnen hat. War alles umsonst? Hat er die falsche Frau geheiratet? Ich habe mit ihm gesprochen und er hat gesagt, er hat sie sehr wohl geliebt, es waren sehr schöne Zeiten auch dabei, es waren aber auch sehr schlimme Zeiten, aber irgendwo seit ein paar Jahren war es mehrheitlich schlimm. Als die Frau dann gegangen war, dann war es ganz extrem schlimm. Ein furchtbares Leid, furchtbare Emotionen. War alles wertlos? Also, nach meiner Meinung nach nicht. Und Patanjali würde auch sagen, nein, es ist nicht wertlos, sondern jede Erfahrung ist wertvoll, selbst Liebeskummer ist wertvoll, Leiden ist wertvoll, all das sind wertvolle menschliche Erfahrungen. Patanjali sagt ja, wir sind deshalb in dieser manifesten Welt der Dualität auch, um Erfahrungen zu machen. Wir sind da, um Erfahrungen zu machen und die Kräfte zu entfalten, die in uns und in der Natur irgendwo angelegt sind. Die Schwierigkeit ist nur, wir vergessen, wir sind dafür da, Erfahrungen zu machen und stattdessen, wir haften uns an. Unser Geist hat eine wunderbar klebrige Natur. Und wir wünschen, dass alles so bleibt, wenn es mal schön ist. Auch im Deutschen gibt es ja dieses Lied, irgendein Bundespräsident hat das mal gesungen, „Ich wäre ja so gerne noch geblieben, aber der Wagen, der rollt.“ Mehr kenne ich jetzt auch nicht. Nicht, dass ich in Verruf hier komme. Ich kenne doch noch ein paar mehr. „Hoch auf dem gelben Wagen…“, aber wir werden das jetzt nicht weiter singen. Man kann nichts festhalten. Auch die Menschen eben verändern sich. Der Mensch, mit dem man irgendwie zusammenlebt, vor ein paar Jahren war der irgendwie anders. Mindestens hat man das irgendwo gedacht. Vielleicht war er gar nicht so anders. Tief im Inneren war er gleich. Aber man selbst ändert sich in seinen Werten, der andere ändert sich in seinen Werten und nicht immer in der gleichen Richtung. Der Versuch, den anderen so zu beeinflussen, dass er sich so verändert, wie man es gerne hätte - ich glaube, diejenigen von euch, die funktionierende Partnerschaften haben wissen, den gibt man besser auf. Auch die Kinder verändern sich, wisst ihr auch. Erst waren sie ganz klein, werden größer, irgendwie noch größer. Wo ich jetzt hier in Bad Meinberg seit sechs Jahren bin, erlebe ich das irgendwo umso mehr. Es sind nämlich ein paar Kinder, die sind hier schon seit sechs Jahren. Der Krishna (ein Sohn einer Mitarbeiterin bei Yoga Vidya Bad Meinberg) wird dieses Jahr achtzehn. Als er hierher kam, war er logischerweise zwölf. Da war er ganz anders als heute. Oder ein ehemaliger Mitarbeiter aus dem Kölner Zentrum war heute da mit seiner Tochter. Ich kannte sie noch, als sie ganz klein war. Sie kam regelmäßig her, aber jetzt war sie eben eine Weile nicht mehr da und in der Zwischenzeit ist sie riesengroß geworden. Riesengroß ist übertrieben, aber sie ist nicht mehr Kleinkind, sondern sie ist Kind und irgendwie habe ich sie so als Minikind noch gesehen. Aber sie hat mich wieder erkannt. Da war ich ganz stolz drauf. Also, Menschen ändern sich, gehen andere Wege und das ist manchmal für die Eltern am allerschwierigsten. Man würde ja gerne den Kindern alle schwierigen Erfahrungen ersparen, oder? Und dann stellt man fest, Kind macht alle Fehler, die man entweder selbst nicht gemacht hat oder die man selbst gemacht hat oder alle Fehler, vor denen man die Kinder beschützen wollte, vielleicht nicht alle, wenn man genauer nachdenkt, aber mindestens einige.

69. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Nitya Anitya Viveka - Die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen

Alles vergänglich. Daher Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Etwas bleibt gleich und das ist das Bewusstsein. Das bleibt in einem selbst gleich, das bleibt in den Kindern gleich, das bleibt in dem Partner gleich, selbst in dem, von dem man sich getrennt hat, es bleibt hinter allem gleich. Man soll nicht daran hängen, das ist Viveka. Und wenn man das weiß, kann man die Welt leichter annehmen. Man kann sie mit Lächeln annehmen. Sogar sein eigenes Leid kann man irgendwo annehmen. Mensch ist ja etwas sehr Komplexes. Man kann zum einen leiden. Eine Teilnehmerin hat mir irgendwo einen Zettel geschrieben, dass es ihr irgendwo nicht so gut geht – ich weiß jetzt nicht, wer es ist – und wenn jemand eine persönliche Frage hat, ist eigentlich am besten, ihr sprecht mich irgendwie nach dem Vortrag an oder man kann so sprechen, ihr könnt mir auch gerne einen Brief schreiben, aber ich kenne weder eure Namen noch eure Gesichter und ich kann jetzt auch nicht jeden einzelnen ansprechen. Aber man kann leiden und trotzdem Vedantin sein. Das ist paradox. Man kann auf der einen Seite in den Emotionen sein, man kann weinen, aber tief im Hintergrund kann man wissen, auch diese Emotion geht vorbei. Man wird nicht ewig weinen. Irgendwann wird auch das vorbeigehen und manchmal geht das sehr schnell vorbei und manchmal dauert es ein bisschen länger. Das Ewige und das Vergängliche. Und übrigens, auch angenommen, ihr befindet euch gerade in einem euphorischen Gemütszustand, was gilt auch dort? Verhaftet euch nicht daran, auch der geht vorbei. Mag man auch nicht gerne. Jetzt hofft man, „Ja, jetzt habe ich es. Satchidananda Swarupoham, meine wahre Natur, Sein, Wissen und Glückseligkeit und jetzt bin ich zu neunzig Prozent Glückseligkeit, noch zehn Prozent mehr, dann bin ich dauerhaft glücklich.“ Aber wir müssen aufpassen. Samadhi und Befreiung heißt nicht Dauereuphorie. Zwar ist es schon so, dass die großen Meister mehrheitlich Freude ausstrahlen. Swami Sivananda sieht nicht nur auf den Bildern so aus, sondern es haben mir viele erzählt. Verschiedene Menschen haben Verschiedenes über Swami Sivananda erzählt, was sie besonders an ihm fanden, alle haben gesagt, eines haben sie immer gesehen, er war jemand, der Glück ausgestrahlt hat und Freude. Aber er hatte auch körperliche Schmerzen gehabt. Und auch in einem Buch beschreibt der Swami Venkatesananda, einer der langjährigsten Schüler von Swami Sivananda war von einem tollwütigen Hund gebissen worden und hatte die Tollwut bekommen und wurde dann ins Krankenhaus gebracht. Und erst schien es so, als ob der wieder gesund würde. Dann hat Swami Sivananda noch glücklicher ausgesehen als sonst. Und dann kam jemand und ist rein mit einem traurigen Gesicht und Swami Sivananda hat ihn angeschaut und hat gesagt, „Er ist tot?“ und dann hat der andere nur genickt. Und Swami Sivananda sah offensichtlich schockiert aus und irgendwo sehr traurig auch. Also, er war auch dieser Emotionen fähig, aber die ging dann bei ihm schneller vorbei. Am Abend wurde dann der Körper vorbeigebracht und dann wurde noch das Mantra gesungen und die Totenzeremonie, wie es für einen Swami angemessen war, wurde gemacht. Und am nächsten Tag war Swami Sivananda wieder his usual self, also wieder normal aus diesem Glücksgefühl heraus. Bis wir diese höchste Erkenntnis haben, das höchste Jnana, bis dahin gehen wir über Höhen und Tiefen, auf himmelhoch jauchzend folgt manchmal zu Tode betrübt und letztlich, mindestens bis zu Nirvikalpa Samadhi behalten auch Menschen ihr Temperament bei. Das ist auch etwas, was wichtig ist. Manchmal rede ich mir da den Mund fusselig, ich erzähle in diesem Sommer immer wieder das Gleiche, weil, Menschen haben unrealistische Erwartungen ans Yoga. Also angenommen, ihr habt eine Neigung zu himmelhoch jauchzen, zu Tode betrübt und ihr denkt, Yoga würde euch zu einen dauerhaft gleichmäßig glücklichen Menschen machen, werde ich euch enttäuschen müssen. Das wird nicht funktionieren. Da braucht ihr nicht hinauszurennen. Vielleicht wird es euch gelingen, dass ihr diese Natur besser annehmen könnt. Vielleicht werdet ihr dann, wenn ihr gerade in diesem „zu Tode betrübt - Zustand“ seid, wissen, „Das geht vorbei, ist halt Temperament von mir. Und die Gedanken, die ich jetzt gerade habe, von Weltenschmerz“ und bei manchen sogar bis Selbstmordgedanken und –wunsch oder mindestens möglichst schnell sterben zu wollen oder vor allen wegzurennen oder sich in einem Mauseloch zu verkriechen oder was auch immer die Phantasie dabei ist oder diese Phantasien, dass alles schlimm ist und alles… Ihr wisst, in einem anderen Teil des Geistes wisst ihr, „Mein Temperament ist gerade in dieser Weise manifestiert, wird vorbeigehen.“ Und dann kann man diesen Zustand von Weltenschmerz bewusst empfinden, man kann dennoch sich leicht davon lösen. Vielleicht kann man auch lernen, in diesem Zustand anders zu praktizieren, sodass man nicht ganz so tief fällt, denn oft fällt man deshalb besonders tief, weil man vorher himmelhoch jauchzend war und hat gedacht, „Das dauert jetzt ewig.“ Und dann, „Ach, Yoga bringt doch gar nichts. Alles umsonst. Alles schlecht. Jetzt habe ich Yoga geübt und es hat überhaupt nichts gebracht.“ Und dann diese Sinnfrage. Das ist das, was es dann besonders schlimm macht. Wegen einer unrealistischen Erwartung. Stattdessen weiß man, „Ah, Gemütszustand ist vergänglich. Ich habe Höhen und ich habe Tiefen. Ich kann auf die Tiefen vielleicht ein bisschen anders eingehen, dass sie nicht ganz so tief ist, aber ich habe auch nur eine beschränkte Fähigkeit, auf meinen Gemütszustand einzuwirken.“ Und so nimmt man das an und weil man es annimmt, wird es wieder nicht ganz so schlimm. Man kann auch noch vieles andere machen, aber ich halte es für besonders wichtig, man nimmt sein Temperament an. Und dann gibt es solche, die sind insgesamt melancholisch, ein melancholischer Gemütszustand. Und das heißt, dann hören sie, wie andere erzählen, wie toll sie beim Mantrasingen in höhere Gemütszustände kommen und welche Erfahrungen Menschen in den Asanas und Pranayamas haben und wie tolle Naturerlebnisse sie haben und sagen, „Und ich?“ und dann hat man vielleicht die ein oder andere kleine schöne Erfahrung, aber es ist nicht so, wie andere das so erzählen, euphorisch. Es gibt manche Menschen, die unglaublich euphorische Erfahrungen machen, wenn sie hier im Ashram sind und die Zeit danach. Und dann gibt es solche, die mehr gleichmütig sind usw. Dann könnt ihr euch noch weiter überlegen, wie euer Temperament ist. Man kann es definieren in diesem alten Griechischen. Da gibt es sanguinisch, melancholisch, cholerisch, phlegmatisch. Man kann es mit Vata, Pitta und Kapha definieren. Man kann es nach dem DISG-Modell definieren. Da gibt es die Dominanten und die Innovativen und die Sozialen und die Gewissenhaften. Oder es gibt diese Big Five, von denen habt ihr vielleicht auch gehört. Extrovertiert, introvertiert ist das eine und das zweite ist auch gewissenhaft oder nicht gewissenhaft. Das nächste ist verträglich, unverträglich, Offenheit oder nicht Offenheit. Und auch das ist bis zu einem gewissen Grade angeboren. Ein bisschen was kann man ändern. Und vermutlich, mit viel Anstrengung, kann man mehr verändern. Und über zehn Leben können wir sehr viel verändern. Aber ihr braucht nicht warten. Ihr müsst euren Gemütszustand nicht verändern, um die Selbstverwirklichung zu erreichen. Und das ist wiederum die gute Nachricht. Ihr könnt bis zu einem gewissen Grade Einwirkung haben und deshalb macht man ja Asanas und Pranayama und Meditation und mit mehr Prana ist vieles mehr erträglich, vor allem sein eigener Gemütszustand und auch die Gemütszustände der anderen um einen herum, aber all das ist dennoch in der Veränderung begriffen. Und das Beste wäre zu sehen, die Unterscheidung zwischen dem Vergänglichen und dem Ewigen. Und damit hängt dann eng zusammen, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. „Ich bin nicht dieser Körper. Ich tue eine Menge für diesen Körper, aber ich bin nicht dieser Körper.“ und was wir im Yoga machen, ist ja eine ganze Menge. Asanas, Pranayama, gute Ernährung. Wir schleppen ihn manchmal an die frische Luft und setzen ihn auf ein Fahrrad und bewegen die Beine, man schläft gesund und probiert alle möglichen gesunden Tees und Kräuter und dieses und jenes, all das machen wir für dieses Ding dort hier. Was aber mehr ist als ein Ding, es ist ein Organismus und es ist gut, sich darum zu kümmern, nur, „Ich bin nicht der Körper.“ Körper ist in Veränderung begriffen. Wir haben eine gewisse Aufgabe und Verantwortung für diesen Körper. Ähnlich wie, ich habe auch ein Fahrrad und ich kümmere mich auch ums Fahrrad. Vor kurzem habe ich erfahren, man muss die Reifen auf mindestens 3,5 Bar oder so ähnlich aufpumpen und ein Grund, weshalb die Mäntel meiner Fahrräder alle ein bis zwei Jahre ausgetauscht werden mussten, war, ich habe die nicht ausreichend aufgepumpt. Jetzt einmal alle zwei Wochen fahre ich zur Tankstelle und sorge dafür, dass dort mindestens 3,5 Bar oder so ähnlich ist und hoffe, dass dann nicht so häufig die Mäntel platzen bei den Reifen. Ich fahre viel Fahrrad. Und so kümmert man sich um alles Mögliche. Und einmal im Jahr, entweder muss man das Fahrrad generalüberholen lassen oder ich bringe es dann zu irgendeinem Laden und der schmiert dann alles und reinigt alles und tauscht alles Mögliche aus. Und dann kann man mit dem Fahrrad länger umgehen. So ähnlich hat man einen Pranakörper und um den muss man sich auch kümmern und dafür sorgen, dass man mehr Prana hat. Mehr Prana hilft dann auch, dass die Emotionen anders sind und dass der Geist klarer ist und dann funktioniert das auch mit der Viveka ein bisschen einfacher. „Aber all das bin ich nicht.“ Es ist vergänglich und da müssen wir auch immer aufpassen und deshalb werfen manchmal reine Vedantins den ganzheitlichen Yogis etwas vor, nämlich, dass sie sich zu sehr an die Mittel klammern und zu sehr mit ihren Upadhis beschäftigt sind und weniger sich um ihr höchstes Selbst kümmern. Also, ich bin einer, der den ganzheitlichen Yoga propagiert, aber ich sehe manchmal auch die Schwierigkeiten.

 

70. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Erlebte, erfahrene Unterscheidungskraft als Vedanta Mittel

Man würde sagen, es ist eine erfahrene und erlebte Unterscheidung. Also einfach nur, intellektuell das zu erkennen, reicht ja nicht aus. Das wäre sehr einfach. Ich kann sehr wohl unterscheiden, aber dennoch im nächsten Moment vergisst man all das. Swami Sivananda würde manchmal sagen, die machen intellektuelle Gymnastik und sich selbst und anderen machen sie etwas vor. Aber es ist tatsächlich, eigentlich der Jnana-Yoga-Weg in Reinstform wäre, man fragt sich, „Bin ich das? Bin ich das nicht?“ Ramana Maharishi hat ja diesen reinen Jnana-Yoga-Weg gelehrt. Wenn da jemand mit Liebeskummer zu ihm hingegangen ist, hat er ihm gesagt, „Frage dich, wer hat Liebeskummer? Bist du der Liebeskummer? Bist du die Emotionen? Frage dich, wer bin ich? Wer ist es, der sich des Liebeskummers bewusst ist? Wer ist derjenige, der sich dieser Emotionen bewusst ist? Wer ist derjenige, der zu mir hinkommt und jetzt Hilfe für den Liebeskummer braucht?“ Oder wenn jemand zu ihm hingegangen ist und gefragt hat, „Meister, ich habe Krebs. Was soll ich tun?“ „Frage dich, wer ist es, der Krebs hat? Überlege, was hat überhaupt Krebs, du oder dein Körper? Und dann frage dich, wer ist es, der denkt, dass er Krebs hätte? Wer ist es, der denkt, dass er der Körper ist, der Krebs hat?“ Das ist der Jnana-Yoga-Weg und indem man sich das immer wieder fragt, wird es irgendwann nicht nur intellektuell. Und dadurch, dass es dann nicht mehr nur intellektuell ist, plötzlich kann man tatsächlich sich davon lösen. Und immer weniger identifiziert man sich dann mit seinen Emotionen, immer mehr kommt man zu dieser Unterscheidung. Vielleicht auch noch eines. Der ganzheitliche Yogi bemüht sich ja, den Körper gesund zu halten. Aber dann gibt es Menschen, die dann, wenn jemand krank ist denken, Yoga funktioniert nicht. Und dann hat man wieder ein Problem. Die Aufgabe des Yogas ist nicht, den Körper ewig leben zu lassen. Die Aufgabe ist, mit Yoga sorgen wir dafür, dass der Körper länger gesund ist und einen weniger von der Meditation abhält und einen irgendwie ein bisschen wohler fühlen lässt. Aber jetzt zu probieren, den Körper ewig leben zu lassen, ist unsinnig. Oder Yoga hilft einen, mehr Prana zu haben. Aber wir werden trotzdem nicht immer soviel Prana haben, wie wir wollen. Yoga hilft uns, dass wir uns irgendwie wohler fühlen. Aber wenn es uns jetzt ständig darum geht, „Wie kann ich mich wohl fühlen lassen?“ kommen wir nie zu dem, worum es eigentlich geht. So ähnlich wie, es ist gut, sich um sein Fahrrad zu kümmern, dann braucht man nicht ständig die Reifen zu wechseln und dann braucht man nicht ein neues Fahrrad auszusuchen. Also, wenn man sich vorbeugend um die Gesundheit des Fahrrads kümmert, hat man längere Zeit, dann kriegt man nicht irgendwann, 70 Kilometer vom Ashram weg, platzt der Reifen und man weiß jetzt nicht, wie kommt man zurück. Also, wenn man vorher immer darauf aufgepasst hat. Aber jetzt zu probieren, das Fahrrad dauerhaft leben zu lassen - vielleicht mit dem Fahrrad geht es sogar noch, man kann ja die Teile leichter austauschen als bei diesem Körper, aber es wäre ein unsinniges Bemühen.

 

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Sukha Ananada Viveka - Unterscheidung zwischen vergänglichem und ewigem Glück

Wir hatten bis jetzt behandelt: Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Unterscheidung zwischem zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Jetzt fehlt noch eine Unterscheidung. Zwischen dem, was dauerhaft glücklich macht und dem, was nur vorübergehend glücklich macht. Letztlich die Unterscheidung zwischen Sukha und Ananda, wobei die Ausdrücke nicht immer so konsequent getrennt sind. Also wir finden z.B. in der Pratama Sotra „Sat Chit Sukham“ als Ausdruck des Selbst. Also „Sukha“ kann je nach Kontext auch wie „Ananda“ verwendet werden. Aber zwischen Vergnügen und Wonne. Die Wonne ist letztlich unsere wahre Natur, Vergnügen ist gespiegelte Freude und weil es gespiegelt ist und letztlich das Objekt, das es spiegelt vergänglich ist, ist auch die Freude vergänglich. Freude an sich ist eigentlich ein Ausdruck unseres höchsten Wesens. Und angenommen, man schaut eine Rose an und freut sich, die Freude an sich ist einfach eine Widerspiegelung der Freude, die wir selbst haben oder man kann auch sagen, die Freude, die hinter allem ist, auch die Rose. Aber angenommen, man bräuchte bloß eine Rose, um dauerhaft glücklich zu sein, dann müssten wir einfach ein paar Rosen dort hinstellen und eine Rose gibt ein Glücksgefühl, zwei Rosen doppelt soviel Glück und wenn wir dann hundert Rosen hinstellen, dann hundertfaches Glück. Klappt das so? Ihr wisst alle, nein. Vielleicht erinnern sich manche daran, euer Liebster hat euch zum ersten Mal in euerem Leben eine Rose gebracht. Wie war das? Himmlisch. Und angenommen, er bringt dann jeden Tag eine neue Rose und vielleicht sogar jeden Tag eine mehr. Wie ist das? Irgendwie langweilig, er könnte sich auch mal was anderes einfallen lassen. Also, äußere Objekte können vorübergehend einem Freude geben und die vedantische Interpretation von Freude ist ja, dass sie einem vorübergehend Gedankenstille beschert und deshalb strahlt die Freude des Selbst hervor. Also auch die Rose, die man kriegt von seinem Freund. Oder angenommen, euer Mann hat euch seit zwei Jahren keine Rose mehr geschenkt, ihr kommt nächsten Sonntag nach Hause - oder er holt euch sogar hier ab. Er kommt mit dem Auto hierher gefahren und bringt euch zwanzig rote Rosen, dann seid ihr? Es hängt jetzt von der Art der Beziehung ab. Aber jetzt nehmen wir an, ihr habt nicht dieses gesunde oder ungesunde Misstrauen, dann seid ihr erstmal glücklich. Ist jetzt das Glück von den Rosen oder wegen dem Mann oder wegen was ist es? Yogis würden sagen, in dem Moment sind die Gedanken ruhig. Weil die Gedanken ruhig sind, strahlt Ananda, Wonne dort hervor. Und das ist unsere wahre Natur. Wenn man sich Sorgen macht, dann verhüllen die Gedankenwolken das innere Glück. Sind dann vorübergehend die Sorgen weg, dann kann die Freude des Selbst von sich aus ausstrahlen. Und wenn wir das wissen, dann können wir zum einen die Freuden auch genießen. Dann freut man sich über eine Rose, dann freut man sich, wenn einer einem einen Gefallen tut, ein Kompliment macht, wenn ein Wunsch in Erfüllung geht. Aber wir brauchen nicht daran zu hängen, es ist nicht, dass unser Glück jetzt daran hängt. Angenommen, ihr kommt dann am nächsten Sonntag nach Hause, ihr habt erwartet, dass ihr irgendwo freundlich willkommen geheißen werdet und stattdessen steht so ein Zettel auf dem Küchentisch und da steht, „Ich bin heute Abend zu Freunden gegangen. Vorräte findest du im Kühlfach.“ Dann ist man natürlich typischerweise erstens enttäuscht und zweitens vielleicht misstrauisch. Es lag immerhin ein Zettel da und immerhin ist wenigstens im Gefrierfach irgendwas Essbares. Vielleicht nicht das, was einem schmeckt, nachdem man vielleicht neun Tage oder neun Jahre von Frischkost gelebt hat, aber immerhin hat jemand noch gedacht. Auch hier wird man dann weiter Emotionen haben, aber es ist jetzt nicht so, dass man weiß, „Mein Glücksgefühl hängt jetzt dauerhaft daran.“, sondern, „Meine wahre Natur ist Satchidananda. Bleibt wieder, bleibt so.“ Und letztlich, vom Raja Yoga wissen wir dann, es reicht aus, wenn wir unseren Geist konzentrieren auch auf etwas. Wenn wir unseren Geist konzentrieren auf etwas, in dem Moment sind wir glücklich. Und so ist es durchaus auch o.k., auch ein solches vorübergehendes Glück zu haben, wenn einem irgendetwas Spaß macht. Z.B., ihr seht, ich nehme hier ja alles Mögliche auf und ich muss zugeben, irgendwie amüsiert mich das jetzt alles und angenommen, das funktioniert jetzt, dass mit diesem Mikro die Videoaufnahmen endlich mal einen gescheiten Sound haben und dieses Hintergrundrauschen weg ist. Das ärgert mich irgendwo, dass immer noch keine Möglichkeit gefunden worden ist, dass die Videoaufnahmen wirklich einen guten Sound haben. Angenommen, das wird funktionieren und ich stelle das fest, dann bin ich glücklich. Angenommen, ich stelle nachher fest, dass die ganze Aufnahme verhunzt ist, denn das ist jetzt ein neuer Versuch und ich hatte nicht die Zeit, das vorher auszuprobieren, dann bin ich tatsächlich in dem Moment unglücklich. Aber ich weiß, mein Glück hängt jetzt nicht dauerhaft davon ab und ich werde jetzt nicht explodieren. Oder angenommen, ich stelle nachher fest, die Kabelverbindung, die Steckverbindung hat nicht richtig gesessen. Und wenn ich dann die Kopfhörer aufsetze und die linke Seite ist schön und aus dem rechten kommt dieses Rauschen, dann weiß ich, die Katrin hat den Stecker nicht richtig hineingesteckt, dann werde ich mich erstmal ärgern, denn letztlich, wenn eine Aufnahme nicht funktioniert hat, kann ich ja nicht das Ganze irgendwo hineintun und vermutlich dieses werde ich auch nicht ganz öffentlich zur Verfügung stellen können, aber irgendwo so eine ganz Viveka-Chudamani-Reihe auch als Video, wäre doch ganz schön. Oder zur Verbesserung, dass die Audioaufnahmen besser sind für Mantras, habe ich mir eigentlich vor drei Wochen so ein neues MP3-Gerät angeschafft. Ich bin bis heute nicht dazu gekommen, es auszuprobieren. So ein bisschen was ärgert mich das. Und angenommen, in einer Woche werde ich ja nicht mehr ganz so viel unterrichten, da hoffe ich, dass ich die Zeit habe, das auszuprobieren und mich irgendwie dort hinzusetzen. Und angenommen, ich stelle dann fest, es klappt, dann bin ich auch erstmal glücklich. Angenommen, ich stelle fest, es ist ein Fehlkauf, wie irgendein anderes Mirko für eine Videokamera, dann bin ich erstmal vorübergehend unglücklich. Aber das sind alles harmlose Spielereien. Also, nichts von dem macht mich jetzt dauerhaft glücklich oder unglücklich. Ich muss zugeben, angenommen, ein Teamleiter sagt mir, „Ich will Yoga Vidya verlassen.“, das trifft mich etwas stärker. Oder ein langjähriger Mitarbeiter, muss noch nicht mal Teamleiter sein, einen, den ich noch dazu längere Zeit kenne, der mich schon öfters um Rat gefragt hat, der in den ersten Reihen sitzt, wenn ich Vorträge gebe, da entsteht auch eine bisschen stärkere auch emotionale Nähe, das trifft dann schon stärker. Das ist dann nicht eine Spielerei, sondern da kann ich auch ein, zwei Tage oder eine Woche irgendwo ein emotionales Leiden dort spüren. Bei all dem ist dennoch im Hinterkopf, wo ich weiß, das sind Erfahrungen, die kommen und die Erfahrungen gehen. Hinter allem bleibt eines gleich, nämlich Ananda, Wonne. Die bleibt gleich. Satchidananda bleibt. Die anderen Erfahrungen sind auch da. Sie mögen auch kommen und gehen und wir brauchen nicht zu warten, bis wir all unsere Emotionen und Gedanken unter Kontrolle haben, bis wir die Kundalini vollständig erweckt haben und ins Sahasrara Chakra gebracht haben, wir brauchen nicht so lange warten, wir können jetzt diese Unterscheidung üben und diese Unterscheidung kann einem gleich schon eine gewisse Ruhe geben, einen gewissen Gleichmut und letztlich eine gewisse Bewusstheit, Moksha ist jetzt schon da. Wir brauchen nicht die Verwirklichung auf in hundert Leben zu verschieben. Auch nicht, „Wenn ich noch dreißig Jahre ausreichend die Luft anhalte, dann bin ich glücklich. Letztlich kann diese Viveka und das ist das Schöne am Jnana Yoga, letztlich genauso wie im Bhakti, beim Bhakti kann man auch sagen, „Alles ist Gott. Ich bringe alles Gott dar. Gott ist immer da.“ Gestern hat mir auch noch jemand gesagt, „Muss es denn entweder Jnana oder Bhakti sein?“ Antwort, das kann auch beides zusammen sein. Mensch ist ausreichend vielschichtig. Auf der einen Ebene können wir sagen, „Sarvam Kalvidam Brahman. Alles ist wahrhaftig Brahman.“ Und wir können auch sagen, „Neti Neti. Ich bin nicht dieses und ich bin nicht jenes.“ Auf einer anderen Ebene können wir sagen, „Alles ist wahrhaftig Gott. Alles ist für Gott. Alles tue ich für Gott. Ich lasse alles los. Alles, was kommt, ist Gott. Die schönen, wie auch die weniger schönen Dinge sind Gott.“ Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen platt, wenn ich es jetzt so sage, „Gott liebt mich, egal, was ich mache.“

72. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die vier Vivekas im Vedanta Jnana Yoga

Also noch mal zusammenfassend die vier wichtigen Vivekas. Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Das ist vielleicht die schwierigste und die betont Shankara hier zunächst mal als erstes. Aber die zweite, vielleicht noch wichtigere, die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst, die Unterscheidung zwischen Vergnügen und wahrer Wonne. Letztlich sind alle Unterscheidungen verschiedene Unterscheidungen des Gleichen. Ewig und vergänglich, Ananda und Sukha, Selbst und Nicht-Selbst, ist ja letztlich alles das Gleiche. Das, was ewig ist, ist das Selbst, ist das, was Ananda ist und das ist die Wahrheit. Also, im Grunde genommen sind es eigentlich vier Weisen, wie man die gleiche Sache unterscheiden kann. Und ihr könnt das selbst überlegen, was euch am meisten liegt. Glücklicherweise muss man nicht alle vier machen. Und es gibt manche Menschen, die irgendwo einen Zugang besser zu einem haben, aber zu dem anderen haben sie keinen Zugang. Da wäre mein Tipp, entwickelt vor allem diese Viveka, zu der ihr am leichtesten Zugang habt, denn es bleibt, wie du eben gesagt hast, das Ewige ist letztlich das Wirkliche, ist Ananda und ist das Selbst. Manchen liegt eine Unterscheidung besonders zu machen und andere nutzen verschiedene Formen der Unterscheidung je nach Lebensumständen.
Wir sind jetzt beim 21. Vers von über 500. Aber ich meine, es ist gut, sich an diesen Teilen etwas aufzuhalten, wir werden dann nachher irgendwann ein bisschen beschleunigen und letztlich gilt es, dass ihr die Viveka-Chudamani auch dann selbst lest und nutzt. Aber wenn ihr diese Grundlagen habt, fällt der Rest leicht. Auf einer gewissen Weise kann man ja auch sagen, ihr habt ja auch schon alle Grundlagen. Vermutlich habe ich euch bis jetzt nichts Neues erzählt. Das ist der Nachteil beim Jnana Yoga. Eigentlich heißt es, „In drei Sätzen sei es verkündet, was man in Tausend Büchern findet, Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, das Selbst ist nichts als Brahman allein.“ Alles andere ist Zugabe. Aber um in der Viveka sich zu vertiefen, dazu ist es notwendig, von allen möglichen anderen Gesichtspunkten, das immer wieder zu hören.

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Vairagya, Nichtanhaften, im Jnana Yoga

Vairagya ist der innere Abstand gegenüber den Dingen der Sinneserfahrungen, die vergänglich sind und gesehen, gehört oder sonst wie wahrgenommen werden, vom Körper bis zum Schöpfergott.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya)
Sankara hat ein paar Verse vorher noch mal Vairagya anders definiert, nämlich, „Gleichgültigkeit darüber, ob man in diesem Leben oder im Jenseits in den Genuss der Früchte für Mühen und getaner Arbeit kommt.“ Das halte ich noch mal für eine besonders schöne Definition. Also, nicht an den Früchten hängen, ist Vairagya. Also, wir können ein sehr engagiertes Leben führen und gerade Meister des ganzheitlichen Yogas, wie Swami Sivananda und Swami Vishnu-devanandadevAnanda, haben ja diesen engagierten Yoga auch gelehrt. Und hier wiederum kommt Patanjali ins Spiel, der ja sogar sagt, wir kommen deshalb in dieses Leben, zum einen, um Erfahrungen zu machen und zum anderen, um die Kräfte zu erfahren, also zum einen, verschiedenste Erfahrungen zu machen und zum anderen, die Kräfte zu erfahren, die in uns stecken und in der Prakriti. Patanjali hat ja durchaus so einen modernen Ansatz, es geht darum, sich zu entfalten, mehr zu tun und zu schauen, „Was steckt noch in mir drin?“ und das dort umzusetzen. Also, Patanjali ist das Gegenteil von, sich aus allem zurückziehen, „Ich will nicht diesen Stress im Beruf haben und Stress in der Familie, auch keinen Stress, ein Yogazentrum zu leiten. Ich mache drei Stunden am Tag ein bisschen irgendetwas, ansonsten lebe ich von Sozialhilfe, Erbschaft, von dem, was mein Mann nach Hause transportiert oder wie auch immer.“ Ich habe gestern jemanden mit starker Kaphastörung erlebt. Habt ihr das alles mitgekriegt die drei? Ich glaube, alle konnten irgendwo genial mit Vata-, Pitta- und Kaphaübersteuerung... Also, das ist nicht das, was das ganzheitliche Yoga lehrt, sich aus allem zurückzuziehen. Gut, ein reiner Jnana Yogi könnte das vielleicht auch machen.

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Engagement ist gut - und besser noch gepaart ohne Anhaften

Engagiert sein, ist gut. Und ein engagiertes Leben ist gut. Intensive Erfahrungen manchen - oder es muss auch nicht intensiv sein - aber Erfahrungen machen ist gut. Patanjali hat ja auch diesen Ansatz, obgleich auch er dann irgendwann von Viveka Khyati spricht, als eine der Mittel zur Befreiung. Aber es geht eben darum, nicht an den Früchten zu hängen. Also z.B., irgendwo sich zu engagieren und seine Partnerschaft zu entwickeln, ist gut. Wenn sie trotzdem in die Brüche geht, dann ist es halt so. Dann hat man eine Weile Liebeskummer, eine Weile Trennungsschmerz und danach geht es dann auch weiter. Diese Erfahrung von dem Leiden in der Trennungsphase war auch eine wichtige Erfahrung. Man soll auch nicht daran hängen, dass es immer nur schön ist. Oder man hat ein Kind und das Kind geht irgendwann aus dem Haus. Ist auch normal, dass man dann vielleicht ein bisschen trauert oder vorübergehend vielleicht froh ist und dann kommt doch die Trauer wieder rein. Gut, manche hoffen, dass der 30-jährige Sohn endlich irgendwann das Haus verlässt. Muss auch gar nicht sein. Mehrgenerationenhaushalte waren durchaus auch in früheren Zeiten sehr üblich. Aber dann anschließend loslassen. Oder Belohnung. Jetzt hat man in diesem Leben so viel Gutes getan und hat sich um sein Kind so gekümmert und jetzt ist man 70, 80 Jahre und undankbare Menschen. Ist nicht einfach für Mütter und Väter. Und diejenigen von euch, die Kinder haben, die wissen, was ihre Eltern für einen gemacht haben, denn man weiß ja, was man selbst für die Kinder gemacht hat und so viele andere Dinge, die man macht. Und eben noch nicht mal daran hängen, dass wir dann mit gutem Karma belohnt werden. Manchmal fragen Menschen, „Warum ich? Ich war in meinem ganzen Leben so freundlich und dann passiert mir so was Schlimmes.“ Noch schlimmer natürlich z.B., ihr habt ein Yogazentrum aufgebaut, ihr habt einen Schüler gehabt, der war hoffnungslos kaputt bei der ersten Yogastunde. Ihr habt viele Stunden auch Einzelberatungen gemacht, so vieles. Ihr habt, weil er wenig Geld hatte, ihm irgendwo die Kursgebühren reduziert und alles ermöglicht und persönlich assistieren lassen, Yogalehrerausbildung vielleicht sogar machen lassen und dann macht ausgerechnet der, zwei Blöcke weiter, ein eigenes Yogazentrum auf. Und kurz vorher spricht er mit allen euren Schülern und versucht, die noch dazu mitzunehmen. Das passiert gar nicht mal so selten. Erwartet keine Dankbarkeit. Undankbarkeit ist der Welten Lohn. Glücklicherweise nicht nur, Dankbarkeit gibt es auch, aber so häufig erlebt man eben auch Undankbarkeit. Und viele sagen dann, „Nie mehr werde ich mich um jemanden kümmern.“ Oder ein bisschen banaler, irgendwann hatte ich so jemanden in der zweijährigen Yogalehrerausbildung. Sie hat gesagt, sie hat kein Geld und außerdem hat sie aber auch nicht die Möglichkeit, mitzuhelfen. Wir haben ja in den Yoga-Vidya-Zentren oft die Möglichkeit, gegen Mithilfe zu begünstigten Kursgebühren. Ich hab mich breitschlagen lassen und irgendwo hat sie es dann für die Hälfte gekriegt und nach einem Jahr hat sie mir dann stolz irgendwo erzählt, jetzt hätte sie sich einen Pelzmantel gegönnt und das wäre sie sich wert gewesen. Mehrere Tausend Euro. Die gleiche Frau, die mir gesagt hat, sie hätte kein Geld. Daneben, dass ich es für unethisch halte, sich einen Pelzmantel zu kaufen. Ich muss zugeben, das hat mich geärgert. Schon ein paar Tage. Und es hat dazu geführt, dass ich niemandem mehr die Yogalehrerausbildung so stark vergünstigt gegeben habe, ohne dass er mindestens mithilft. Aber trotzdem, nicht hängen an allem. Also, das ist Vairagya. Und Vairagya hilft, man kommt auch darüber wieder weg und weiß, so ist halt die Welt. Und wir wollen keine Löhne erwarten für etwas. Wir helfen noch nicht mal anderen, um ein gutes Karma zu bekommen. Könnte man ja auch machen. Aber Krishna sagt das ja in der Bhagavad Gita, „Wer anderen Gutes tut, um deshalb belohnt zu werden, entweder in diesem Leben, im nächsten Leben oder zwischen zwei Leben, der hat seinen Lohn darin.“, aber spirituell wachsen tun wir nicht. So drückt es ja auch Jesus aus, wo er irgendwo sagt, wer irgendwo Spenden gibt und damit groß rumposaunt. Das ist nichts Schlechtes. Besser, man gibt Spenden und posaunt damit rum, anstatt man gibt keine Spenden. Und irgendwo ein gutes Karma kriegt man auch, nur spirituell wachsen tut man nicht übermäßig.

Teil 75 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vairagya als Quelle der Gelassenheit im Vedanta

Ein nächstes, was er dann aber sagt, ist, „Losgelöstheit, Vairagya ist der innere Abstand gegenüber den Dingen der Sinneserfahrung.“ Also, wir sind irgendwo gelöst. Man kann sagen, es gibt zwei Grade von Vairagya und das ist jetzt eine Temperamentfrage. Die eine Vairagya ist so weit, dass man so weit losgelöst ist, dass man nicht durch die ganzen Emotionen durchgeht. Und ich kannte auch jemanden, das war ein direkter Schüler von Swami Sivananda, das war so ein reiner Vedantin, ein Swami BrahmAnanda, und der war diese Art von Vedantin. Die Grundemotion von ihm war eine Heiterkeit bis zu einer Amüsiertheit. Ich weiß nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt. Er war so ein Verstehender, der konnte alles verstehen und annehmen und er hat nie einen beurteilt oder erst recht nicht verurteilt, aber er war auch von nichts dort berührt. Ich habe ihn gekannt als er irgendwo, ich glaubt, Mitte 80 war er gewesen, aber er hat Vedantavorträge gegeben, er hat über Bhagavad Gita und das Nareshwari und noch eine andere Schrift dort gesprochen. Er hat jeden Morgen und Abend hat er mit uns dort dieses Nirwana Sharakam rezitiert, also die sechs Strophen zur Befreiung, die wir ja gestern auch rezitiert haben. Und er hatte auch schon diverse körperliche Gebrechen und hatte auch irgendwo körperliche Schmerzen gehabt, aber das hat ihm nichts ausgemacht. Manchmal tat es ihm dann irgendwie so weh, dass er irgendwo Assistenten brauchte, auf die er sich stützen musste und das hat ihn irgendwo amüsiert und er hat gesagt, „This body here can‘t walk anymore. Dieser Körper kann nicht mehr richtig laufen.“ und dann fing er an zu lachen und sagte, „This knee hurts.“, dann fing er an zu lachen, „Die Knie hier“ oder „This knee produces pain. Dieses Knie produziert Schmerzen.“ Aber er hat dort keine Schmerzen im Gesicht gehabt, sondern er fing dann an zu lachen. Oder wenn jemand ihm Liebeskummer erzählt hatte, auch das hat man ihm dann erzählt und da hat er dann gefragt, „Frag dich, wer hat Liebeskummer?“, wie ich es euch vorher erzählt hatte. Aber es war nicht so, dass er gesagt hätte, „Wie kommst du dazu, Liebeskummer zu haben, wo du doch ein Vedanta-Schüler bist und schon so viele Vorträge gehört hast?“ Er fand das irgendwo erheiternd. Nicht arrogant erheiternd. Er war auf seine Weise sehr bescheiden, aber dennoch stand er über den Dingen. Also das ist ein Grad von Vedanta. Aber es gibt diesen zweiten Grad von Vedanta und der ist einfacher. Man geht durch die Emotionen, man geht durch Höhen und Tiefen, man empfindet das und parallel, während man da durchgeht, hat man ein Vairagya und eine Viveka dahinter, wo man weiß, „Spielt auch keine allzu große Rolle. Ich bin es nicht wirklich.“ Und es ist jetzt auch nicht erheblich, „Ich muss nicht ständig gleichmütig sein.“, auch daran kann man hängen, an der Emotion des Gleichmuts. Selbst daran müssen wir nicht hängen. Wir müssen auch nicht an der Belohnung hängen, dass jedes Mal, wenn wir die Yogastunde machen, dass wir genauso toll uns fühlen. Und jede Meditation ist so großartig. Natürlich, noch weniger muss man an dem Thema der Yogastunde hängen. Da haben einige gestern Morgen irgendwo eine unfreiwillige Lektion bekommen. Ich hoffe, dass ihr nicht die gleiche Lektion wiederholt habt. Anscheinend hat gestern Morgen die fortgeschrittene Gruppe nicht die Mahavakyas gehabt. Und es ist ja dann auch gut, dass ihr es mir dann sagt. Aber wenn man so darauf ist und dann nachher noch Tage danach wettert, das wäre nicht gut. Ein bisschen enttäuscht zu sein, ist auch gut. Darüber zu lächeln, dass man sieht, „Mein Geist ist enttäuscht.“, ist auch gut. Es dann zu sagen, damit künftig die Sachen besser organisiert werden, ist auch gut. Denn angenommen, man würde nichts sagen, dann hätten vielleicht heute auch wieder mindestens eine Gruppe, eine ganz andere Yogastunde gehabt. Ich hoffe, ihr versteht, wie das Ganze gemeint ist mit diesem Vairagya.

Teil 76 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Entwickle Gleichmut gegenüber den Sinneserfahrungen

Sankaracharya schreibt von der Gleichgültigkeit, „gegenüber allen Dingen der Sinneserfahrungen, die vergänglich sind und gesehen, gehört oder sonst wie wahrgenommen werden, vom Körper bis zum Schöpfergott.“ Also, es geht sehr weit. Betrifft nicht nur Dinge der physischen Welt. Auf der einen Ebene gibt es natürlich Dinge, und da nehme ich an, da seid ihr inzwischen etwas losgelöst. Obgleich ich feststelle, so ganz stimmt das auch nicht. Manche Menschen erwarten, dass sie in irgendeiner Form eine Belohnung kriegen oder viele wollen eine Anerkennung haben und hängen daran. Manche hängen an irgendwelchen eben, dass es irgendwo Vergnügen ist und auf eine gewisse Weise, Asanas sind auch ein Vergnügen. Wir können an so vielem hängen. Alles, was Erwartungen sind. Deshalb finde ich das so schön, diese erste Definition, die er dort hatte, nicht an den Früchten der Handlungen hängen. Im Grunde genommen sagt das ja der Krishna an allen möglichen Stellen immer wieder. Und hier eben auch, „Vom Körper bis zum Schöpfergott.“ Da müsst ihr wissen, so im indischen Glauben denkt man, irgendwann, wenn man ausreichend gutes Karma angehäuft hat, muss man sich nicht wieder in diesem physischen Körper inkarnieren, mit all seinen Leiden und Gebrechen. Dann können wir uns inkarnieren als Engelswesen, dann werden wir vielleicht ein Engel. Man braucht nicht krank zu werden. Ein Engel kriegt keine Schlangenbisse. Er kriegt keine Erkältung, keine Grippe, bricht sich nicht die Beine, hat keine Rückenprobleme, keine Ischiasbeschwerden, keine Borreliose, keine Schweinegrippe, kein Rheuma, Arthritis usw., keinen Krebs. Also, es hat schon seine Vorteile, so einen Engelskörper zu haben. Und dann gibt es niedere Engel und es gibt höhere Engel. Und so in der indischen Mythologie heißt es dann, wenn man den großen Wunsch hat, ein Leben zu haben, ohne körperliche Gebrechen und gute Handlungen gemacht hat - also viele uneigennützige Dinge getan hat - aber gleichzeitig den großen Wunsch, ein Leben ohne Krankheit und körperliche Gebrechen zu haben, dann inkarniert man sich als Engelswesen. Wenn man dabei wenig Prana hat, dann ist man ein niederes Engelswesen und wenn man aber viel Pranayama geübt hat, dann inkarniert man sich als höheres Engelswesen. Es gibt sogar Schriften, die beschreiben, wie viel Pranayama man machen muss, um Indra zu werden. Und wie viel Tapas. Oder um ein Manu von einem Zeitalter zu werden usw. Oder sogar, wir können dann in einem neuen Zeitalter Brahma werden, ein Schöpfergott. Vom vedantischen Standpunkt aus ist das alles unerheblich. Wir sollten nicht die spirituellen Praktiken machen, um im nächsten Leben zum Engelswesen zu werden. Um so besser, da vermutlich die Mehrheit von euch nicht an so was glaubt. Oder vielleicht der ein oder andere von euch nicht an so etwas glaubt. Also, spielt keine Rolle, ob ihr daran glaubt oder nicht, es ist nicht Ziel der Yogapraktiken, ein Engel zu werden. Auch nicht, in den Himmel zu kommen, im Sinne von, es gibt ja auch im Christentum dann irgendwo, man kommt in den Himmel und dann spielt man Harfe und lobpreist… Ich weiß, an welchen Film ihr jetzt alle denkt. Ich glaubt, Karl Valentin oder irgendjemand der „Luja sag i“ oder so ähnlich. Ein Bayer im Himmel. Ein Münchner im Himmel. Ich weiß, schon als Kind habe ich mir überlegt, als ich dort irgendwie gelesen habe, wie so der Himmel sein soll oder in der Kirche, der Pfarrer hat durchaus ausgemalt, wie der Himmel ist. Der erste Pfarrer, das war noch einer von der alten Schule, der hat über die Hölle gewettert und den Himmel ausgemalt und wie man dann zu Füßen Gottes sitzt. Da habe ich so überlegt, „Wie viele können dort zu Füßen von Gott gleichzeitig sitzen? Irgendwie muss es doch übervölkert sein inzwischen.“ Oder diese Himmelsausmalungen. Oder selbst auch in Indien, die sind ja nicht besser mit ihren Ausmalungen von den Himmeln, wo dann irgendwo der weiße Elefant ist und dann, als besonders wichtig gilt so ein Sonnenschirm dort. Unser Regenschirm, den wir ja haben, ist ja erfunden worden von den Indern. Aber nicht als Regenschirm, sondern als Sonnenschirm. Dann hat man nur festgestellt, im Monsun sind die auch ganz hilfreich und die Engländer haben dann natürlich festgestellt, in England sind solche Schirme ganz besonders hilfreich und dann sind sie auch nach Deutschland gekommen. Ein solches Leben, wenn man überlegt, wäre letztlich langweilig. Und wie dann die Himmel beschrieben werden, das kann nicht das Ziel der Existenz sein und in Indien heißt es dann ja auch, damit ist es nicht geschafft. Dann heißt es sogar, man muss dann, wenn man Engelswesen war, sich noch mal inkarnieren in einem menschlichen Körper, um dann zum Höchsten zu kommen. Aber ganz so eindeutig sind da die Schriften nicht, es gibt auch solche, die sagen, man kann auch als Engelswesen dann die Verhaftung an den Engelskörper lösen, um dann von dort direkt zu Brahman zu kommen. Aber manche sagen, vom Engelskörper muss man zurück zum menschlichen Körper, um noch mal alles Vergängliche richtig zu spüren und dann zu sagen, „Wieder Engel zu werden und dann wieder zurückzukehren, ist es nicht wert, ich will nur zum Höchsten kommen.“ Daher, volles Vairagya ist der Gleichmut gegenüber alldem.

 

77. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die 4 Mahavakyas im Vedanta

Ich möchte heute Morgen zunächst ein paar grundlegende Aussagen von Shankaracharya noch mal systematisieren, bevor wir im Viveka-Chudamani fortfahren. Die drei wichtigen Sätze von Shankaracharya, die die ganze Vedantaphilosophie zusammenfassen sind wie? Das sind die vier Mahavakyas. Wir können ja anfangen, erstmal die vier Mahavakyas. Das sind die großen Aussagen, die in den Upanishaden gefunden wurden. „Maha – großartige, Vakyas – Aussprüche“ Wie heißen die noch mal? „Tat Tvam Asi. – Das bist du. Aham Brahmasmi. – Dieses Selbst ist Brahman oder Ich bin (Aham) Ich bin Asmi dieses Brahman.“ Das dritte ist, „Prajnanam Brahman. – Bewusstsein ist Brahman.“ Und das vierte ist, „Ayam Atman Brahma. – Dieses Selbst ist Brahman.“ Da steht meistens „Brahma“. Die Orientalisten und auch die Yogameister haben irgendwann bei der Transkription ins Englische einen Unterschied gemacht zwischen Brahma und Brahman. Brahma ist der Brahma, das ist der Schöpfer, und wenn es im Sanskrti Neutrum ist, „das Brahma“, was aus dem Kontext hervorgeht, dann wurde das eben als Brahman übersetzt. Also, was ihr z.B. in der Yogalehrerausbildung gelernt habt, Brahma ist der Schöpfer und Brahman ist das Absolute, ist eigentlich so eine gewisse Konvention, die man gemacht hat, damit solche, die nicht den ganzen Kontext kennen, wissen, wovon man spricht. Die Mahavakyas sind keine Mantras, die Mantracharakter haben. Man nutzt sie als Denkstütze, aber natürlich, dann würde man sagen, „Ayam Atman Brahma“, kann man auch sagen oder „Prajnanam Brahma“. Das sind also die vier Mahavakyas. Noch mal zusammen. „Tat Tvam Asi. – Das bist du.“ Und dann, „Aham Brahmasmi. – Ich bin dieses Brahman. Prajnanam Brahma. – Bewusstsein ist Brahman.“ und „Ayam Atma Brahman. – Dieses Selbst ist Brahman.“

Teil 78 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Die drei wichtigsten Vedanta Lehrsätze

Dann die drei Sätze des Shankara. Die drei großen Sätze der Vedanta. „Brahma Satyam Jagan Mithya Jiva Brahmaiva Naparah. – Brahman allein ist wirklich. Jagad, die Welt, so wie wir sie wahrnehmen ist unwirklich, ist eine Täuschung. Jivo Brahmaiva Napara. Jiva - das Individuum, Napara – ist nichts anderes, Na – nichts, Apara – anderes, Brahma – als Brahman, Aiva – allein. Dieses Selbst ist nichts als Brahman allein.“ Und im Grunde genommen, dieses ganze Werk, Viveka-Chudamani, will uns beschreiben, wieso das eigentlich so ist und auch, wie wir dort hinkommen. Dann ist eben auch die Aussage, solange wir im Relativen gefangen sind, so lange wir uns mit etwas identifizieren, was wir nicht wirklich sind, solange ist Leid da, solange gibt es Unzufriedenheit, solange wissen wir, irgendwas stimmt nicht. Das ist so ähnlich, angenommen, ihr würdet morgens aufwachen, hättet vergessen, wer ihr seid. Irgendjemand erzählt euch dann und irgendwo tief im Hinterkopf wisst ihr die ganze Zeit, irgendwas stimmt nicht. Ihr wisst nicht, was und warum, aber ihr wisst, irgendwie stimmt was nicht. Und nehmen wir sogar an, vielleicht hat euch irgendjemand irgendwelche Drogen gegeben. Und eigentlich seid ihr ein enthusiastischer, kreativer Künstler und jemand gibt euch Drogen. Ihr habt am nächsten Tag vergessen, wer ihr eigentlich seid und dann wird euch am nächsten Tag eingeredet, ihr seid ein Finanzbuchhalter. Und dann müsst ihr Finanzbuchhaltung machen. Irgendwie merkt ihr, da stimmt was nicht. Ihr wisst nicht, warum, ihr wisst nicht, wieso, aber ihr wisst, da stimmt was nicht. Und jetzt könntet ihr alle möglichen Techniken machen, um glücklich zu sein. Jeden Morgen aufwachen und sagen, „Ich bin glücklich.“ Ihr könntet jeden Morgen zehn Runden Kapalabhati machen. Ihr könnt euch noch vieles einfallen lassen, was man noch machen kann, um sich glücklich zu machen. Solange ihr tief im Hinterkopf wisst, irgendwas stimmt dort nicht, solange werdet ihr nicht dauerhaft glücklich sein. So ist es auch, solange wir nicht aufwachen und erkennen, wer wir wirklich sind, solange wir uns mit etwas identifizieren, was wir nicht sind, solange sind wir unglücklich. Es ist deshalb auch nicht irgendwo von theoretischer Bedeutung, sondern es ist von essentieller, wichtiger Bedeutung, zu erkennen, wer man wirklich ist.

Teil 79 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Wer bin ich?

Eine der bekannten Analysen, die wir auch in der Viveka-Chudamani finden – wir werden ja nicht durch alle Verse durchgehen können – und zum Herausfinden werden wir jetzt den letzten Vers nehmen, „Jivo Brahmaiva Naparah“, ist herausfinden, „Wer bin ich?“ mit Hilfe der so genannten Subjekt-Objekt-Analyse. Viele von euch haben das vielleicht schon sehr häufig von mir gehört, manche haben es noch nicht gehört. Es ist etwas Wichtiges und etwas, was man sich immer wieder sagen kann, dass man bewusst wird. Denn eigenartigerweise, selbst wenn man mal vorübergehend das halbwegs verstanden hat, nachher vergessen wir es wieder. So ähnlich, angenommen, man ist in irgendeinem fremden Land und da ist man eigentlich nur vorübergehend und man hat niemanden sonst, da kann es sein, dass man vergisst, wer man eigentlich ist. Was auch immer dieses „eigentlich“ sein sollte. Aber tief im Hintergrund kommt das öfters mal wieder. Die Subjekt-Objekt-Analyse, eine der Form von Atma-AnAtma-Viveka, die Unterscheidung vom Selbst und Nicht-Selbst, beruht eben darauf, es gibt den Wahrnehmenden und es gibt das Wahrgenommene. Der, der wahrnimmt, nimmt etwas wahr, was wahrgenommen wird. Und da beginnt man dann erstmal mit dem Grundaxiom, derjenige, der wahrnimmt, dass ist das Bewusstsein, das, was wahrgenommen wird, ist etwas anderes zunächst mal. Natürlich, vom höheren Vedanta-Standpunkt aus ist alles Brahman und da Brahman Atman ist, bin ich sowieso auch alles. Aber jetzt für die Zwecke dieser Analysen gilt es erstmal, sich zu lösen von begrenzten Identifikationen. Also, Subjekt, der Wahrnehmende, Objekt, das Wahrgenommene. „Ich bin derjenige, der wahrnimmt. Ich bin nicht derjenige, der wahrgenommen wird.“ Wir können einfach anfangen mit meinem Lieblingsbeispiel. Bin ich diese Uhr? Antwort offensichtlich, nein. Warum bin ich nicht diese Uhr? Ich nehme die Uhr wahr. Ich sehe die Uhr, ich kann sie riechen, schmecken, fühlen, hören. Gut, diese Uhren machen normalerweise keinen Lärm, es sei denn, man stellt sie irgendwo ein, aber man kann sie einstellen, dann machen sie auch Lärm. Also, ich nehme diese Uhr wahr. Ich bin jemand anderes als diese Uhr. Das ist erstmal ein extrem banales Beispiel und so fangen wir an, denn nachher können wir dann etwas schwieriger werden. Ich bin nicht diese Uhr, ich nehme die Uhr wahr. Jetzt auch noch etwas, die Uhr, also das, was wahrgenommen wird, ist in ständiger Veränderung begriffen. Der, der wahrnimmt, ist nicht in ständiger Veränderung begriffen, wir werden dort nachher noch mal darauf zu sprechen kommen. Wenn wir natürlich jetzt sagen würden, „Ich bin eine Persönlichkeit.“ und „Ich bin dieser Körper.“, dann würde man natürlich sagen, „Ich bin schon in Veränderung begriffen.“ Gestern habe ich mit Narayani und Eva-Maria zusammen bei uns im Appartement gegessen und dann haben wir von der guten alten Zeit gesprochen und tatsächlich, vor 27 Jahren, als wir uns erstmals gesehen hatten, waren wir jünger gewesen. Oder irgendwann mal habe ich mit Narayani zusammen Asanas vorgemacht in einer Yogavorführung. Ist inzwischen auch 24 Jahre her. Aber der, der wahrnimmt, im Sinne von Bewusstsein, bleibt immer noch gleich. Also derjenige, der wahrnimmt, im Sinne von Bewusstsein, bleibt gleich, aber das lassen wir noch erstmal. Aber das Wahrgenommene, das verändert sich in jedem Fall. Jetzt gibt es ein Problem und zwar das Problem, was genannt wird, Identifikation und Besitz. Denn das ist nicht irgendeine Uhr, sondern das ist meine Uhr. Wieso ist das meine Uhr? Weil sie noch nicht geklaut wurde, das ist eine sehr gute Antwort. Ich muss da jetzt aufpassen. In dem Fall habe ich sie irgendwo im Internet bestellt und habe sie dann irgendwo bezahlt und deshalb kann ich sagen, das ist meine Uhr. Andererseits angenommen, ich hätte die Uhr gefunden, wäre es dann meine Uhr? Vielleicht juristisch nicht, aber vom subjektiven Gefühl schon. So hier im Haus werden ja eine Menge Dinge verloren und nach einer gewissen Zeit wird dann gesagt, dann können sich die Mitarbeiter aus dem Fundus dort bedienen und wenn man das eine Weile gehabt hat, dann wird man sagen, „Das ist mein.“ Mindestens subjektiv wird man das spüren. Jetzt in dem Moment, wo ich sage, „Das ist meine Uhr.“, dann wird es schon schwierig. Noch mehr als statt „meine Uhr“, kann man sich auch darüber definieren und sagen, „Ich bin der Uhrenträger.“ Jetzt, in dem Moment, wo ich sage „mein“, kommen noch weitere Probleme. Z.B. die Uhr kann geklaut werden. Jetzt angenommen, ich sage, „Das ist meine Uhr.“ und die Uhr wird geklaut, dann tut mir das Herz weh und ich sage, „Wieso wird mir die Uhr geklaut? Warum meine Uhr? Was ist die Welt so schlecht. Dieser Ashram taugt nichts und in diesem Ashram wird eine Uhr geklaut. Wie kann das sein?“ Es gibt ein kosmisches Gesetz, wo viele Menschen zusammen sind, wird viel Karma erzeugt und ausgearbeitet. Wenn ich mich identifiziere, dann fängt das Leiden an. Und da gibt es eben das eine, wo man sagt, „Das ist Besitz. Ich besitze diese Uhr.“ und jetzt wird die Uhr geklaut und dann tut mir das weh, weil es meine Uhr ist. Natürlich, „mein“ ist jetzt nicht nur Geld. Manche Menschen trauern, wenn irgendwas, was ihnen gehört, abhanden kommt, sehr viel mehr als nur der Wert. Da stecken noch Emotionen dran, „meine Uhr“. Für diese Uhr habe ich sogar einigermaßen - sonst habe ich mir die immer relativ schnell gekauft. In ein Geschäft und einfach gesagt, „Darf keinen Krach machen, muss einen Timer haben und die Sekundenzeiger müssen gut sichtbar sein, damit man das Pranayama gut ansagen kann.“ Aber in dem Fall bin ich erst in zwei Geschäfte gegangen, die hatten nicht, was ich wollte. Dann bin ich ins Internet. Also ich habe da einigermaßen dort Forschungsarbeit betrieben, „Was könnte die beste Uhr dort sein?“ Da steckt Zeit dran usw. Wenn die Uhr dann geklaut wäre, dann, „Meine gute Uhr.“ Die hat so einige tolle Funktionen. „Sie wird immer attraktiver.“, ich glaube, jetzt muss ich sehr darauf aufpassen. Allerdings muss ich sagen, ein paar Funktionen, die ich gedacht habe, dass sie hilfreich sind, sind nicht sehr hilfreich. Z.B. die Temperatur. Die zeigt eigentlich die Temperatur an, aber ich habe nicht bedacht, die zeigt die Temperatur meines Handgelenkes an. Nach dieser Uhr haben wir jetzt 27 Grad. Also, diese Funktion nutzt einem nichts. Und dass es 1025 Millibar momentan ist, das sagt jetzt auch nicht übermäßig viel. Wenn man jetzt sagt, „Sie ist mein.“ und sie wird einem genommen oder sie geht kaputt oder jemand steigt drauf und mir ist schon mal eine Uhr kaputtgegangen. Als ich Yogaschüler war, habe ich die Uhr neben meine Matte gelegt und dann ist dort der Yogalehrer draufgetreten und die Uhr war kaputt. Das war in dem Fall besonders tragisch, denn ich war verantwortlich, die Leute morgens zu wecken, da gab es nämlich noch einen Weckdienst. Das war während meiner Yogalehrerausbildung. Aber es hat eine positive Wirkung gehabt. Da habe ich gelernt, ich kann auf Kommando aufwachen. Ich habe so gesagt, „Bitte liebes Unterbewusstsein, lass mich am nächsten Tag dann und dann aufwachen.“ Aber viele Menschen identifizieren sich über ihren Besitz und kriegen dann Probleme. Und jetzt nicht nur identifizieren, sondern sie definieren sich. Angenommen, ich identifiziere mich mit etwas und dann habe ich vielleicht einen besonderen Anzug und eine besondere Brille und eine besondere Uhr und vielleicht noch besondere, was weiß ich noch und jetzt kommt das irgendwie abhanden. Manche Menschen fühlen sich dann wie nackt, weil sie nicht diesen Körperschmuck haben, den sie denken, den sie brauchen. Ein anderes Beispiel. Viele Menschen heutzutage definieren sich über ihre Autos. Ich bin immer noch dabei und versuche herauszufinden, wie sich das anfühlt, denn ich habe noch nie in meinem Leben ein Auto besessen. Ich fahre zwar auch ab und zu mal Auto, denn Yoga-Ashrams haben eben auch ein Auto und dann fahre ich auch mal, aber es war nie meins. Deshalb, für mich ist ein Auto ein Fortbewegungsmittel, das nach Möglichkeit zu vermeiden ist. Wenn irgend möglich, fahre ich lieber mit dem Fahrrad oder mit dem Zug, das ist mir sympathischer, aber notfalls fahre ich auch mit dem Auto, das ist letztlich auch egal. Aber ich habe irgendwann mal so in „Psychologie heute“ einen Artikel gelesen über Mensch und Auto. Früher hatte ich gedacht, nur Männer sind so verrückt, sich mit dem Auto zu identifizieren, da stand drin, Frauen sind mindestens genauso verrückt. Manche kennen die Geschichte, die ich gerne an der Stelle erzähle. Irgendwann, als ich im Westerwald war, haben wir mal ein besonders gutes Auto gehabt. Meistens kriegen wir ja entweder geschenkte Autos, wenn jemand sagt, „Mit dem Auto kann ich nichts mehr anfangen, dann schenke ich es mal Yoga Vidya.“ oder wir kaufen halt irgendwelche Gebrauchtwagen und da ist die Obergrenze, was wir uns als Verein leisten können, relativ niedrig. Also, wir haben meistens alte Autos. Aber irgendwann hat uns jemand ein gutes Auto geschenkt und das war so ein Honda Civic und damals war der irgendwo relativ gut und dort bin ich zu einer Autowaschanlage gefahren und dann kam dort jemand und sagte, „Wie viel Kubikzentimeter haben Sie?“ oder „Wie viel Kubik haben Sie?“ Da habe ich mich umgedreht und habe gedacht, „Soll ich jetzt eine mathematische Rechnung aufstellen? 1,74 Meter mal 30 mal 40.“ Aber der hat gar nicht meine Verwirrung bemerkt. Dann hat er gesagt, „Meins hat soundso viel Kubikzentimeter und so viel Liter.“ und dann, nach einer Weile, habe ich herausgekriegt, der hatte auch einen Honda Civic und offensichtlich gab es da verschiedene Formen davon und die einen haben mehr Kubik und andere haben weniger Kubik. Jedenfalls, er hat weiter auf mich eingeredet und nach einer Weile habe ich dann auch versucht, mich einzustimmen und habe auch irgendwie gesagt… Wir haben uns wunderbar verstanden dann. Ich habe mich richtig fröhlich und beschwingt gefühlt, so eine menschliche Nähe, wie zwei Brüder waren wir dort gewesen in dem Moment und alles nur, weil wir das gleiche Auto hatten. Aber er hat nicht gesagt, „Wie viel Kubikzentimeter hat Ihr Auto?“, sondern „Wie viel Kubik haben Sie?“ und „Ich habe…“ Also, so weit kann Identifikation irgendwo gehen. Und irgendwo hat er sich dann auch gefreut, dass sein Auto offensichtlich ein paar Kubik mehr hatte. Das hat ihn noch etwas gönnerhafter werden lassen und außerdem war offensichtlich, dass er mehr wusste als ich, so war ich sein jüngerer Bruder, dem er jetzt so einige Tipps auch für die Pflege des Autos gegeben hat. Und dann irgendwo, ein paar Tage später, hat ein anderer Mitarbeiter des Ashrams das Auto irgendwo an einer Leitplanke entlang gefahren, so war das Auto schon nicht mehr so gut. Ein anderes Mal ist jemand rückwärts gegen einen Baum gefahren. Und was dann dem Auto den Rest gegeben hatte, irgendwann ist der Bach über die Ufer getreten und das war die einzige Zeit, wo dann der Parkplatz einen Meter unter Wasser gestanden hat und dann ist das Auto abgesoffen. Ich muss zugeben, so ein bisschen traurig war ich auch und ich muss zugeben, seitdem dieses Erlebnis war mit diesen einen Menschen, der mir irgendwo erzählt hat, wie toll ich doch wäre mit meinen Kubikzentimetern und wie viel PS ich habe, hat es mir doch ein bisschen weh getan, jedes Mal als ich gehört habe, dass ausgerechnet dieses Auto wieder irgendwo eine Schramme hatte und dann noch eine größere Schramme und schließlich - den Geist aufgeben, kann man nicht sagen. Man hat aber immer noch einen guten Preis, selbst als der Motor nicht mehr funktioniert hatte, gekriegt. Eines dieser Altautos wäre teurer als was wir für diesen nicht funktionierenden, wo der Motor kaputt war, links und hinten Dellen waren, noch gekriegt haben. Also, Identifikation. Wenn wir jetzt vom yogischen Standpunkt ausgehen, sagen wir, „Ich bin natürlich nicht mein Besitz. Ich bin unanhängig von meinem Besitz. Und mir gehört auch nicht wirklich etwas.“ In meinem Fall kann ich das einfach sagen, weil das Auto gehörte mir ja tatsächlich nicht, es gehörte dem Verein. Aber selbst wenn es einem persönlich gehört, es ist immer nur - ihr erinnert euch - eine Mietsache von unbestimmter Mietdauer, die jederzeit einseitig gekündigt werden kann. Und zwar ohne Schadensersatz. In jedem Moment kann uns alles, was wir denken, was uns gehört, weggenommen werden. Wenn wir das von vorneherein wissen, dann kann man sich sehr wohl erfreuen, wenn man sich an einem Auto erfreuen kann, oder an seinem Fahrrad oder was auch immer man hat, Hose, Hemd, iPhone oder die schöne Wohnung, die schönen Möbel, die schöne Frisur. Man kommt gerade vom Friseur und hat sich die Haar färben lassen und legen lassen und rollen lassen und zusätzliche Strähnen reinbauen lassen und dann kommt irgendwo ein Regen oder noch schlimmer, man kommt in die Wohnung und Farbe tropft runter, weil der Lebensgefährte einem ein besonderes Geschenk machen wollte, das dann aber nicht ganz so ankommt, weil dann die wunderbare Frisur kaputt ist und man jetzt gerade gedacht hat, „Jetzt bin ich ein neuer Mensch.“ Man war beim Friseur gewesen. Also, alles Dinge von beschränkter Mietdauer. Aber wir haben auch eine bestimmte Verantwortung dafür und deshalb gilt es natürlich, mit den Dingen, die uns anvertraut wurden, verantwortungsbewusst umzugehen.

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Wer bin ich? Die Geschichte von Janaka und Ashtavakra

Es gibt dort eine schöne Geschichte von Janaka und Ashtavakra, eine meiner Lieblingsgeschichten. Ashtavakra war ein großer Heiliger, Janaka war König von Videha und der Janaka ist für eine Weile in den Ashram von Ashtavakra gegangen, um dort über Vedanta zu lernen. Und am Ende des Kurses sagte Janaka, „Was hättest du gerne als Dakshina?“ Dakshina ist so die Gabe, die man dem Lehrer gibt. Im alten Indien war nicht üblich, dass man vorher einen Preis bezahlt, sondern am Ende der Lehrperiode gibt man dem Lehrer ein Dakshina. Und je nachdem, wie vermögend jemand war, konnte das mehr oder weniger sein. Jetzt der Janaka wusste, der Ashtavakra, weil er ein sehr bekannter und großer Lehrer war, der hatte eigentlich mehr, als er gebraucht hat und der hat alles, was er bekommen hat, auch gleich wieder weitergegeben. So im alten Indien, die großen Lehrer, das war wie so eine Umverteilungsinstitution. Die reichen Leute haben viel gegeben, als Dankbarkeit für die Lehren, und die haben das dann verteilt an die Armen. Und der Janaka wusste jetzt nicht, was kann er dem Ashtavakra geben und sagte, „Du kannst dir aussuchen, was du haben willst. Was auch immer es sei, ich werde es dir geben, wenn es mir irgendwie möglich ist.“ Ashtavakra schaute ihn an und sagte, „Alles, egal, was ich will?“ Janaka, der diesen Blick von Ashtavakra kannte, hat geschluckt und sagte, „Ja“, er atmete zweimal und sagte, „Mein Wort gilt.“ Und dann sagte Ashtavakra, „O.k. überschreibe mir dein Königreich.“ Janaka atmete fünfmal durch und sagte, „O.k., mein Wort gilt.“ Dann sagte Ashtavakra, „O.k.“ und zu seinen Schülern, „Bringt mir Pergament“ - oder was es auch immer damals dort gab - „und Siegelwachs.“ und dann kam der König und hat dort unterschrieben, „Hiermit überschreibe ich mein ganzes Königreich auf Dauer dem Ashtavakra.“ Dann sagte Ashtavakra, „O.k., danke dir. Du kannst gehen.“ Gut, Janaka ging. Als er fast außer Sichtweite war und fast außer Hörweite, schrie Ashtavakra ihm noch mal zu und sagte, „Janaka, komm zurück!“ Janaka kam langsam zurück, dann sagte Ashtavakra, „Weißt du, was soll ich mit einem Königreich anfangen? Regiere du das Königreich für mich. Und du bekommst eine besondere Aufgabe. Erzähle niemandem davon, dass das Königreich mir gehört. Tue so, als ob das Königreich dir gehört, als ob du der König bist und meine Schüler werde ich auch zum Schweigen verpflichten. Aber ich habe hier dieses Dokument. Es kann jeden Moment passieren, dass ich in dein Königreich gehe und jemand anderes als König einsetze. Und jetzt gehe!“ Der Janaka hat jetzt das Königreich regiert. Er wusste, „Es ist nicht mein Königreich. Es ist das Königreich meines Gurus.“ Und natürlich, da er so große Hochachtung vor seinem Guru hatte, hat er das Königreich so gut regiert, wie er konnte. Er durfte nicht sagen, dass es nicht sein Königreich ist, also hat er so getan, als ob es sein Königreich wäre. Aber tief im Hintergrund wusste er, „Es ist nicht mein Königreich.“ und so konnte er das Königreich verhaftungslos regieren und gilt deshalb als ein gutes Beispiel von jemanden, der Karma Yoga und Jnana Yoga miteinander verbunden hat und dann die Selbstverwirklichung erreicht hat, obgleich er im Luxus eines Königs gelebt hat. Und irgendwo, wenn man König ist, damit man seine Autorität hat, gilt es auch durchaus, die ganzen Insignien eines Königs dann auch zu tragen.

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Wichtiger Vedanta Tipp: Identifiziere dich mit nichts

Wir brauchen jetzt keinen Guru, der uns allen Besitz wegnimmt und nachher sagt, „Du kriegst ihn als Verwalter.“, es ist nämlich schon so. Nichts gehört uns. Alles gehört auf einer relativen Ebene betrachtet Gott, wir sind die Verwalter und es kann uns jederzeit weggenommen werden. Das ändert schon eine ganze Menge. Diese Sache allein kann dazu führen, dass wir verhaftungsloser handeln. Könnt ihr darüber nachdenken und immer dann, wenn ihr merkt, dass ihr euch über einen Verlust ärgert oder immer dann, wenn etwas nicht so ist, wie ihr es gerne hättet, könnt ihr euch überlegen, „Ja, es gehört nicht mir.“ Aber dann, wenn ihr daran denkt, „Es gehört eh nicht mir, es ist mir ganz egal.“, dann könnt ihr auch wieder sehen, „Ja, aber verantwortungsbewusst gilt es trotzdem zu handeln.“ Das besagt auch das Karma. Verantwortungslos handeln führt nur dazu, dass man die Aufgabe nochmals bekommt. An diesem banalen Beispiel des Besitzes kann man auch noch etwas anderes sehen. Denn, wenn man sich über etwas definiert, dann will man auch, dass andere das besonders anerkennen. Z.B. angenommen, man definiert sich ganz besonders über sein neues, tolles Auto, was will man dann? Das andere sagen, „Oh, du hast aber ein tolles Auto. Ein Elektroauto oder Biogaselektroauto, das nur aus nachwachsenden Rohstoffen ist. Dein Umweltbewusstsein, das möchte ich auch haben.“ Also angenommen, man definiert sich so, dann freut man sich. Wehe, man fährt das Auto und niemand bemerkt es und man erzählt so wie beiläufig, dass man sich jetzt ein Elektroauto gekauft hat und keinen interessiert es. Und warum will man eigentlich dafür anerkannt werden? Warum braucht man das? Die Jnana Yogis haben dafür eine tiefe Begründung, nämlich, tief im Inneren wissen wir, „Eigentlich habe ich mit diesem Auto nichts zu tun. Eigentlich habe ich mit meinem Hemd nichts zu tun. Eigentlich habe ich mit meiner Frisur nichts zu tun. Ich brauche deshalb Bestätigung.“ Ohne äußere Bestätigung kann diese Identifikation schwierig aufrechterhalten werden. Wir brauchen also Leute, die uns bewundern für unseren Besitz, die den anerkennen, damit wir irgendwo daraus Zufriedenheit haben. Denn tief im Inneren wissen wir, „Es stimmt nicht. Ich bin nicht meine Kleidung. Ich bin nicht mein Haus. Ich bin nicht meine Frisur. Ich bin nicht mein Auto.“ Und deshalb brauchen wir andere, die uns dafür anerkennen. Es ist nicht immer so. Sicherlich ist es nicht immer so. Als ich nachher nicht wusste, „Was mache ich denn jetzt?“ und dann habe ich gesagt, „Was findest du denn am besten?“ und dann hat sie gesagt, „Das ist eine schöne Uhr.“, das hat mich gefreut. Wenn sie jetzt gesagt hätte, „Keine schöne Uhr.“, dann hätte ich sie trotzdem getragen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich das eine schöne Uhr findet, denn sie kennt mich dann auch. Bei so persönlichen Dingen fällt es mir schwierig, was zu entscheiden, denn letztlich ist mir das auch ziemlich egal, was ich für eine Uhr habe. An Dingen erfreue ich mich nicht wirklich dran. Es gibt andere Sachen, die mir große Freude schenken, aber irgendwo, dass sie gesagt hat, „Das ist eine schöne Uhr., war doch ein richtiger Kauf. Das ist selbstverständlich gut. Es mag vielleicht auch irgendwo etwas geben, gerade wo du dich mehr definierst, als wo du dich einfach nur kurzfristig daran erfreust, wo du vielleicht auch hoffst, dass andere das auch anerkennen. Vielleicht. Vielleicht bist du aber auch schon so weit Yogi, dass du dich mit nichts identifizierst und den Ananda-Aspekt von Gott im Universum öfters genießen willst, aber weißt, es ist temporär, „Jetzt genieße ich es, wo es ist, wenn es nachher vergeht, ist es vorbei, macht mir auch nichts aus.“ Das wäre z.B. typische Freude eines Jnana Yogis. Er freut sich, solange es einem gegeben wird, wenn es verschwindet, ist nicht weiter tragisch. Ich will jetzt aber zum nächsten Schritt gehen, aber du hattest dich schon eine Weile gemeldet. Man sagt ja, Marketing funktioniert danach, dass man nach Sehnsucht nach Anerkennung geht, wo dann in der Werbung gezeigt wird, die Kinder sind der Mutter dankbar. Dann hofft man, wenn man den Kindern das kauft, sind die Kinder dankbar usw. Noch eine Frage. Gerade für Kinder ist das ganz besonders. Als spirituelle Aspiranten wollen wir irgendwie darüber hinausgehen. Das heißt nicht, dass nicht unsere Psyche vielleicht Lob und Anerkennung weiter gebrauchen kann. Nur, wir sollten uns nicht damit identifizieren. Wenn wir nämlich abhängig werden davon, dass Menschen uns loben oder anerkennen, dann ist unser Glück sehr stark von anderen abhängig. Und auch noch mehr, andere können uns auch manipulieren. Vielleicht gerade auch noch eine andere Anekdote, wo mir dieses Prinzip klar geworden ist. Als ich irgendwann mal in Los Angeles ein Yogazentrum geleitet habe, ich war da gerade 22 Jahre, und irgendwie damals war so die Zeit, wo Mastercard und Kreditkarten begonnen haben und gerade in Amerika fingen die Leute alle an, mit Kreditkarten zu bezahlen. Da wollten wir für das Yogazentrum auch, dass wir das Merchant Agreement für Kreditkarten bekommen konnten. Weil die Bank aber dort letztlich bürgen muss und man könnte ja auch theoretisch von Kreditkarten dort mehr Geld abziehen als eigentlich verlangt ist, dann könnte man weglaufen, dann muss die Bank irgendwie ein Vertrauen haben. Und jedenfalls, wir haben das beantragt und die Bank hat es abgelehnt. Dann habe ich noch mal den Bankberater persönlich gesprochen und der hat gesagt, geht nicht. Und dann habe ich das einem unserer Yogalehrer gesagt, der war gleichzeitig Rechtsanwalt und der hat mir gesagt, „Ich zeige dir das, wie das geht.“ Und der hat dann so ein Konferenz-Call gemacht, also, wo er mich am Telefon hatte und den Bankdirektor und er hat vorher so ein paar Erkundigungen eingezogen über den Bankdirektor und dann hat er erstmal angefangen, „Hallo, ich möchte mal mit Ihnen sprechen und mich Ihnen vorstellen. Ich bin Yogalehrer in dem und dem Yogazentrum.“ Er hat bewusst auf Rechtsanwalt verzichtet, er wollte mir nämlich noch zeigen, dass das geht, auch ohne, dass er Rechtsanwalt ist. Und er sei dort Yogalehrer und die Bank, wir seien ja schon lange Kunden dort und jetzt sei er der neue Leiter dieser Bank und er hätte ja schon viel Gutes über ihn gehört. Und irgendwo so ein paar Sachen, was der schon für positive Dinge beeinflusst hätte und die Schalterbeamten würden schon ein bisschen anders aussehen und es sei sehr viel organisierter, man würde schon sehen, wenn man reinkommt, ist es sauberer. Also, er hat ihm Honig in den Mund geschmiert. Ich bin vor Scham fast versunken hinter meinem Hörer. Vermutlich so würde es in Deutschland nicht funktionieren, da müsste man sich vermutlich etwas anderes einfallen lassen. Aber jedenfalls, nachher hat er dann gesagt, so ganz beiläufig, er wollte jetzt ja auch noch mal sagen, das Zentrum, das würde ja jetzt besonders gut laufen, da gäbe es jetzt auch einen neuen Leiter und das würde er sicherlich in seinen Bankauszügen sehen, es würde dort florieren und hätte Umsatzsteigerung von dreißig Prozent und jetzt wäre dort halt auch nötig, dort so ein Merchant Agreement zu haben und irgendein Schalterbeamter, vermutlich noch vom alten Leiter, der hätte dort einen Fehler gemacht. Da könnte er ja mal hingucken und vielleicht wäre es doch schön, wenn er da noch mal gucken könnte. Das war alles. Drei Tage später, ohne weitere Sachen, die gemacht werden mussten, kam das Merchant Agreement unterschrieben zurück und wir hatten die Möglichkeit, Kreditkarten anzunehmen. Da habe ich aber auch gedacht, muss ich aufpassen. Das ist ja das Gabelstaplerprinzip. Kennt ihr das? Jemanden hochheben, dann kann man ihn dort hintransportieren, wo man ihn gerne hätte. Das wird durchaus in Amerika häufiger verwendet als in Deutschland. In Deutschland hat man mehr das „Tritt in den Hintern“-Prinzip. Man tritt jemanden so lange, bis man ihn da hat, wo man ihn gerne hätte. Eigentlich hat das amerikanische Gabelstaplerprinzip mehr Charme, meine ich, als das, was in Deutschland doch häufiger angewendet wird. Aber wir sollten uns weder vom einen noch vom anderen manipulieren lassen. Und wir sollten nicht abhängig sein vom Lob anderer. Aber natürlich, wir können andere - jetzt, wir wollen andere nicht manipulieren - aber natürlich, ihr lernt ja auch als Yogalehrer, es gilt, positives Feedback den Teilnehmern zu geben und dann werden sie auch Yoga lieben und mögen.

Teil 82 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Analyse: Bin ich der Körper?

Wir gehen aber jetzt weiter. Ich habe jetzt sehr lange Zeit mit äußeren Dingen, mit denen man sich identifiziert, verbracht und diese Prinzipien können wir dann relativ einfach auch verwenden für anderes. Nämlich die Frage, „Bin ich meine Hand?“ Antwort, „Nein, ich bin nicht meine Hand. Ich kann meine Hand sehen. Ich kann sie riechen. Ich kann sie schmecken. Ich kann sie hören.“ Es gibt den Zen-Koan, das wäre das Klatschen einer Hand. Also, ich kann darüber nachdenken, aber ich bin nicht die Hand. Angenommen, ich würde die Hand bei einem Unfall verlieren, wer bin ich? Immer noch ich. Angenommen, ich würde sagen, „Ich mag meine Hand nicht. Narendras Hand mag ich lieber.“ Dann sagt Narendra, „Das trifft sich gut, ich hätte auch mal gerne eine andere Hand.“ Und angenommen, irgendjemand würde uns dann viel Geld geben, müssten wir in irgendein anderes Land fahren, die würden die Hände ändern. Wer bin ich jetzt? Niemand anderes. Ich bin immer noch ich. Angenommen, ich hätte ein Herzproblem und bekäme dann ein Affenherz, wer wäre ich? Immer noch ich. Es gibt bestimmte Studien, die zeigen, dass durchaus, nachdem man eine Herztransplantation hatte, dass man irgendwie emotional und die Persönlichkeit anders ist als vorher. Manche sagen sogar, der Charakter ändert sich in die Richtung, wie der, dessen Herz man hat. Wird manchmal bezweifelt. Manchmal wird gesagt, so eine leicht signifikante Sache könnte dort sein, man überlegt, warum, aber das Ich ist weiter gleich. Mit Narendras Hand, mit einem Affenherz, mit einer Schweineleber, einer Ziegenniere, mit Bluttransfusionen von drei anderen Menschen, wer bin ich? Immer noch ich. Ich werde vielleicht sagen, „Früher war ich anders, aber jetzt bin ich so.“ Angenommen ich denke, ich war jetzt schon die Hälfte meines Lebens Mann, wäre doch mal schön, das Leben als Frau zu erfahren. Ein paar Hormone, ein paar Operationen, dann bin ich nicht mehr Sukadev, sondern Sukadevi, werde dann vielleicht ein paar Locken dort gedreht haben, etwas andere Kleidung, wer bin ich? Immer noch ich. Ich werde mich vielleicht anders fühlen und anders reagieren, aber ich werde immer noch ich sein. All das kann sich verändern. Und Narayani hat auch ein paar Fotos mitgebracht, wie man das halt so macht, wenn man sich einmal im Jahr sieht. Dann hat sie auch Bilder von vor 25 Jahren gezeigt und da sage ich dann, „Ah, da bin ich.“ Sie hat sogar Fotos gezeigt von vor 30 Jahren, sie und Swami Vishnu. Da habe ich erst geguckt, „Und das bist du?“ Was heißt das, dass ich sage, „Das bist du.“ Das ist ein Stück Papier, „Das bist du.“ Inzwischen hat sie mehr weiße als graue Haare, damals hatte sie nur dunkelbraune Haare, damals hat sie noch ein paar Kilo weniger gehabt, obgleich sie ja weiter schlank ist. Was ist gleich geblieben? Letztlich, „ich“ bleibt weiter gleich. Das Bewusstsein bleibt gleich. Gehen wir noch weiter. Bin ich mein Prana? Viele Menschen definieren sich über ihr Prana. Oder vielleicht noch mal beim Körper. Angenommen, man definiert sich sehr stark über seinen Körper, z.B. die wunderbar glatte Haut. Was passiert im Alter? Irgendwann ist sie nicht mehr so wunderbar glatt. Man kann dann zwar noch ein bisschen Botox spritzen und die ein oder andere Creme, aber irgendwann klappt das auch nicht mehr. Oder angenommen, man definiert sich über seine wunderschönen blonden Haare, irgendwann sind die weiß. Man kann sie zwar blond färben, aber irgendwo ist es nicht das Gleiche. Oder man definiert sich über seine Sportlichkeit, dass man Marathon laufen kann. Irgendwann ist das auch vorbei. Oder es gibt einen kleinen Unfall. Oder man hat nicht mehr genügend Zeit, kann ja auch mal passieren. Man kann nicht mehr jeden Tag zwei Stunden laufen. Also, wenn man sich darüber definiert, dann wird man immer irgendwann unglücklich. Alles, was mit dem Körper zusammenhängt, ist in Veränderung begriffen oder könnte sich verändern. Manche Eigenschaften bleiben vielleicht bis zum Ende und manchmal stirbt man vielleicht, ohne vorher krank zu sein. Man kann auch einen Unfalltod oder plötzlichen Herztod sterben, aber die Möglichkeit ist immer da. Nicht identifizieren, als Instrument sehen und nutzen als Gabe Gottes, temporäre Leihgabe Gottes und wissen, „Was auch immer wir dort haben, das bin ich nicht wirklich.“

Teil 83 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Identifiziere dich nicht mit deinem Prana, der Lebensenergie

Bin ich mein Prana? Nein, ich bin nicht mein Prana. Auch wenn viele Menschen, gerade die Hatha Yoga und Kundalini Yoga üben, sich stark darüber definieren. „Ah, dieses Gefühl in den Fingern und dieses Strahlen und diese Weite im Herzen und die Lichter, die ich sehe vor meinem dritten Auge. Oder diese unglaubliche Schwingung, die ich dort überall wahrnehme, wenn ich Kapalabhati übe oder einfach nur die Augen schließe und so diese Energie fühle.“ Und dann kommt vielleicht mal eine Krankheit oder irgendwo eine Notwendigkeit, mehr Seva zu üben. Oder manchmal, auch ohne irgendwas zu ändern, plötzlich ist diese ekstatische Erfahrung weg. Wer bin ich? Immer noch ich. Ich bin nicht das Prana.

Teil 84 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Löse dich von der Identifikation mit Gefühlen und Emotionen

Bin ich die Gefühle? Nein. Einfache Antwort, können wir weitergehen, oder? Mit Gefühlen identifizieren sich Menschen typischerweise am meisten und am stärksten. „Ich bin die Gefühle.“ Aber auch bei den Gefühlen gilt, erstens, „Ich kann sie beobachten.“ Es ist auch möglich, mindestens wenn die Gefühle nicht ganz so stark sind, zu beobachten, „Da ist ein Gefühl von drei Zentimetern unterhalb des Brustbeinansatzes bis einem Zentimeter drunter. Wenn ich genau gucke, fühlt sich von hier an bis irgendwo hier. Da ist dieses Gefühl. Und dieses strahlt dann irgendwo aus. Aber ich bin nicht das Gefühl.“ Wir können auch weiter gehen. Es ist ein Instrument. Gefühle haben ja ihre Wichtigkeit. Angenommen, man hätte keine Angst, dann wäre man vielleicht längst schon tot. Irgendwo die Angst hilft einen zur Vorsicht. Es ist etwas, was irgendwo was Gutes ist. Und irgendwo, Gefühle helfen einem auch, mit Menschen umzugehen. Angenommen, ihr hättet jemand, der keine Gefühle hat, so ein wandelnder Roboter, kann man nichts mit anfangen. Also irgendwo, Gefühle sind wichtig, sie haben ihre Funktion und die Evolutionsbiologen erzählen uns ja, wozu Ärgergefühle gut sind, Angstgefühle gut sind und auch Mitgefühl gut ist. All das hat seine Funktion. Irgendwo zu diesem Instrument gehört das dazu und es ist wichtig, dass es sie gibt, aber ich bin nicht diese Gefühle. Sie ändern sich. Und das kann man ab und zu mal eben auch machen. Vor kurzem habe ich noch irgendwo etwas gehört. Verliebtheitsgefühle hängen mit Geruchssinn zusammen. Und Geruchsinn hängt damit zusammen, ob die Gene zueinander passen. Also, manchen Menschen kann man riechen und den anderen kann man nicht riechen und irgendwo, den kann man gut riechen, dessen Gene so sind, dass die Zusammensetzung der Gene nachher irgendwo das Immunsystem verbessern. Und da hat man sich erst Sorgen gemacht, dass jetzt vielleicht Menschen die falschen Partner wählen, weil man Parfüms wählt. Dann hat man aber festgestellt, dass Menschen die Parfüms wählen, die doch zu ihnen passen und dass dann die Gegenpartner angezogen werden, die dann doch dazu passen. Deshalb sollte man Parfüms wählen, die einen selbst gut riechen und nicht ein Parfüm wählen, von dem man denkt, dass andere die gerne haben. Auf diese Weise bleibt die Partnerwahl so, dass die Nachkommenschaft - wer an so was noch interessiert ist, diejenigen, die über fünfzig sind, werden nicht mehr an ihrer eigenen neuen Nachkommenschaft interessiert sein, wenn sie Frauen sind, dann sollte man darauf achten. Also alles irgendwelche evolutionsbiologischen Geschichten und die manifestieren sich über Gefühle und die Gefühle haben ihren Sinn und letztlich helfen sie uns ja auch, unser Karma auszuarbeiten, Dinge zu erfahren und umzugehen, nur, „Ich bin nicht die Gefühle.“ Ab und zu mal diese wertvollen Gefühle, die man hat und die etwas Großartiges sind, beobachten, mal Abstand gewinnen, gut, dann kann man sich auch wieder hineinbegeben, aber „Ich bin das nicht.“

Teil 85 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Tipp: Du bist nicht der Intellekt

„Ich bin auch nicht der Intellekt.“ Da fehlt uns jetzt die Zeit, das genauer zu analysieren, aber ich glaube, das dürfte auch klar sein. Auch der Intellekt ist ein Instrument, der Intellekt ist etwas, womit man denkt, aber „Ich bin nicht wirklich der Intellekt.“ Und auch wenn der Intellekt mal vorübergehend weniger stark da ich, „Ich bin er nicht.“

Teil 86 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Tipp: Du bist nicht die Persönlichkeit

„Ich bin auch nicht die Persönlichkeit.“, das wird jetzt vielleicht noch schwieriger. Der westliche Mensch identifiziert sich mit seiner Persönlichkeit. „Ich bin ein Künstler. Ich bin Vata, Pitta. Ich bin ein spiritueller Aspirant. Ich bin eine liebevolle Frau. Ich bin ein No-Nonsense-Mann, der sich nicht von Emotionen…“ Also, Menschen identifizieren sich mit Persönlichkeit. Auch Persönlichkeit kann sich ändern. Angenommen, jemand identifiziert sich über sein unglaublich tolles Gedächtnis. Irgendwann stellt er fest, „Es gibt jemand anderes, der kann besser sich an etwas erinnern als ich.“ Oder angenommen, man identifiziert sich darüber, was für ein wunderbar guter Geigenspieler man ist. Und dann stürzt man und die rechte Hand ist nicht mehr voll funktionsfähig. Also, „All das bin ich nicht.“ All das sind Instrumente, all das sind temporäre Leihgaben und es gilt, wir können es nutzen, wir können es genießen, wir können dankbar dafür sein. Wir haben Aufgaben bekommen und für die Aufgaben haben wir Instrumente bekommen, diese nutzen wir. Nur parallel haben wir eine weitere Aufgabe bekommen, nämlich zu erkennen „Jiva Brahmaiva Naparah. Meine wahre Natur ist Brahman.“ und wir müssen aufhören, uns mit diesem Raumanzug zu identifizieren, mit diesen Instrumenten, den inneren und äußeren, zu identifizieren. Wenn wir das erreicht haben, haben wir eigentlich alles erreicht. Dann geht das Leben immer noch weiter. Wir werden weiter essen und aufs Klo gehen, wir werden weiter mit Menschen zu tun haben, es wird weiter Emotionen geben, aber es sind eben unsere Instrumente, wir können spielerisch damit umgehen und wir werden nicht erschlagen von all dem. Und da möchte ich euch ermutigen, mindestens bis zum 14:00 Uhr Vortrag, euch vielleicht mal ein bisschen bewusst zu werden, vielleicht mindestens ein paar Minuten in der Mittagspause, „Mit was identifiziere ich mich in besonderem Maße?“ Für manche ist es Besitz. Für manche ist es ein Attribut ihres Körpers. Für manche sind es ihre Liebsten. Für manche ist es die Aufgabe, die sie haben, die Pflicht. Für manche ist es ein Charakterzug. Für manche ist es eine bestimmte Art, das Leben zu leben. Könnt ihr schauen, „Womit identifiziere ich mich? Worüber definiere ich mich?“ Und dann werdet ihr euch bewusst, „Ich bin das nicht wirklich. Das ist ein Attribut, das ist ein Instrument, das ist letztlich etwas, was zwar wertvoll ist, aber es kann mir auch jederzeit weggenommen werden und ich bleibe immer noch ich.“ Und wenn ihr das so ein bisschen spürt, gerade gegenüber dem, womit man sich am stärksten identifiziert, dann hat man große Freiheit und aus dieser großen Freiheit kommt dann auch das, was Krishna in der Bhagavad Gita nennt, „Yoga Karmasu Kaushalam. Yoga ist Geschick im Handeln.“ Im Handeln, nicht im, der Welt fliehen.

87. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Wer bin ich? Vedanta Analyse Fortsetzung

Wir hatten heute Morgen und die letzten Tage viel Zeit verbracht mit Atma- AnAtma-Viveka, Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Vor allem haben wir sehr viel davon gesprochen über AnAtma und „Wer bin ich nicht?“ Dann bleibt ja die Frage, nachdem wir jetzt wissen, wer wir nicht sind, wer sind wir eigentlich wirklich? Und hier kommt man durchaus an die Grenzen der logischen Analyse, denn wirklich wissen, wer wir sind, ist durch den Intellekt nicht möglich. Es ist nur möglich, das Selbst zu erfahren. Dann, wenn wir aufhören, uns mit dem Rest zu identifizieren, dann wissen wir, wer wir selbst sind. Nichtsdestotrotz, ein paar Aspekte unseres Selbst kann man auch durch logische Analyse und auch durch Analyse der Meditationserfahrung erschließen. Das eine, was wir wissen, ist, wir sind Bewusstsein. Einfache, banale Tatsache. Wir sind nicht einfach irgendwie, sondern wir sind Bewusstsein. Und das zweite, was wir wissen, es gibt uns. Woher wissen wir, dass es uns gibt? „Weil Es durch uns atmet.“ Mag auf der einen Ebene stimmen, ist aber jetzt nicht philosophisch korrekt dargelegt.

Teil 88 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Descartes und Vedanta

Es gab einen Philosophen der Aufklärung, der sich mit dieser Frage beschäftigt hat, der zu Unrecht als Begründer des Materialismus gilt, Descartes. Der hat so gesagt, „Cogito ergo sum. - Ich denke, also bin ich.“ Das wurde dann oft missinterpretiert und interpretiert als ob er sagt, „Ich bin die Gedanken.“ Nur, der Descartes hat so eine ähnliche Analyse in seinem Buch „Meditationes“ gemacht, wie wir es die letzten Tage gemacht haben. Wir können an allem Zweifeln, nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich, dass es jemanden gibt, der zweifelt. Wenn es niemanden gäbe, der zweifelt, dann könnte es auch keine Zweifel geben. Descartes ist da durchaus ähnlich, er sagt, wir wissen nichts über diese Welt, denn alles, was wir hier wissen, kommt durch unsere Sinne, unsere Sinne können fehlerhaft sein, sie können uns auch etwas vorgaukeln, das Ganze kann ein Traum sein, das wissen wir nicht. Es gibt keinen objektiven Beweis, dass es überhaupt eine äußere Welt gibt. Es gibt keinen objektiven Beweis, dass es überhaupt einen Körper gibt und es gibt keinen Beweis, dass es eine Persönlichkeit gibt. All das kann alles Einbildung sein. Nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich daran, dass da jemand ist, der zweifelt. Also, deshalb können wir auf der einen Ebene sagen, „Wir sind.“ Und das zweite ist, „Wir sind bewusst.“ Korrekterweise muss ich jetzt von meinem Standpunkt aus sagen, jetzt philosophisch korrekt, ich habe keine Ahnung - ich sage jetzt immer „ihr“ - ich habe keine Ahnung, ob jemand von euch existiert oder denkt. Ich weiß nur, ich denke. Ob ihr dort jetzt einfach nur Traumgestalten in meinem Traum seid und kein Bewusstsein habt, kann ich nicht sagen. Ich nehme jetzt aber an, dass jeder von euch kurz danach überlegt, „Vielleicht sitzt da vorne irgendeine Puppe, die etwas erzählt. Ich weiß nur, ich existiere.“ Und ob da oben jetzt eine sprechende Puppe ist oder ein denkendes Wesen, das wisst ihr nicht mit hundertprozentiger Gewissheit. Aber man weiß, da ist jemand. Und so hat man schon logisch zwei der Attribute des Selbst erschlossen, auch wenn es streng genommen keine Attribute sind. Attribut ist das, was man ihm zuschreibt vom Lateinischen her.

Teil 89 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Das Selbst ist Satchidananda - Sein Wissen Glückseligkeit

Aber ihr kennt die drei Beschreibungen des Selbst. Wie nennen die sich? Sat, Chid und Ananda. Ich vermute, irgendwo habt ihr das schon Tausend Mal gehört. Sat, reines Sein. Chid, reine Bewusstheit. Ananda, reine Wonne. Also Sat, reines Sein. Nicht irgendein Sein, sondern reines Sein, absolutes Sein. Vom Lateinischen her, absolut heißt losgelöst. Wir identifizieren uns jetzt mit einem beschränkten Körper. Damit ist es ein begrenztes Sein. Und der Körper reflektiert unser unendliches Sein und deshalb haben wir Sehnsucht nach dem unbeschränkten Sein. Mensch ist letztlich nicht zufrieden mit dem, was er hat. Irgendwo weiß er, es muss mehr geben. Und egal, wie viel Euro man hat, und egal, wie viel Macht man hat, und egal, wie viel man weiß, man will immer mehr. Man kann diesen Wunsch nach mehr irgendwie betäuben und sich zufrieden geben, aber im Inneren des Menschen weiß man irgendwo, „Ich bin nicht so beschränkt.“ Und es ist auch in der Meditation möglich und ich vermute, die Mehrheit von euch hat solche Erfahrungen mindestens schon mal gehabt, es ist möglich, sich als reines Sein zu erfahren. Es ist möglich, mal nicht die Beschränkungen des Körpers zu spüren. Viele haben das schon andeutungsweise erfahren in der Ausdehnungsmeditation, manche vielleicht schon beim ersten Aufenthalt hier im Haus Yoga Vidya, wo ja in der ersten Woche ist ja meistens irgendwo auch die Ausdehnungsmeditation dabei oder die Ausdehnungsentspannung. Manche sind dort plötzlich in der Meditation mal hineingefallen in einen Zustand, wo man plötzlich den Körper nicht mehr spürt und irgendwo eine Weite und Verbundenheit fühlt. Und aus dieser Reflektion, „Es gibt ein Sein, aber ich bin nicht der Körper.“, weiß man, „Ich bin.“ Aus der Erfahrung in der Meditation, dass dieses Sein unendlich ist, daher können wir aus der Erfahrung schließen, „Ich bin absolutes Sein.“ Und noch etwas. Aus der Analyse von Subjekt-Objekt, kommt auch klar hervor, wir können gar nichts Beschränktes wirklich sein vom Standpunkt des Bewusstseins aus. Alles, was in Zeit und Raum ist, ist beobachtbar. Angenommen, ihr hättet eine bestimmte Ausdehnung. Ihr sagt, „Gut, ich bin nicht der Körper, aber ich bin der Astralkörper. Ich bin drei Meter breit.“ Jemand mit einer guten Aura hat drei Meter Breite. Deshalb braucht ihr euch jetzt nicht Gedanken zu machen, habt ihr fünf Zentimeter oder zwanzig mehr oder weniger. Astralkörpermäßig ragen wir weit über alle Fettdatus hinaus. Wenn wir uns jetzt wahrnehmen würden als drei Meter Durchmesser, dann könnte ich das wahrnehmen, dann könnte ich sagen, „Bis wohin rage ich?“ und dann auch, „Und wer beobachtet, bis wohin ich rage? Von wo aus merke ich, dass ich bis dahin rage?“ Versteht ihr das? Also alles, was beschränkt ist, da gibt es ein Bewusstsein, dass das beobachtet, wie weit es beschränkt ist und damit bin ich nicht das Beschränkte. Oder auch in Zeit begrenzt. Wenn wir jetzt überlegen, „Wann bin ich in die Existenz gekommen?“ Und dann würde man fragen, „Und wer beobachtet, ab wann man in die Existenz gekommen ist?“ Wenn ich beobachte, dass ich irgendwann in die Existenz gekommen bin, muss es jemanden geben, der beobachten kann, ab wann man in die Existenz gekommen ist. Damit ist Bewusstsein an sich nicht beschränkt. Es ist weder durch Raum beschränkt und es ist nicht durch Zeit beschränkt. Ist das nachvollziehbar? Also angenommen, etwas wäre beschränkt. Dann müsste es jemanden geben, der diese Beschränktheit wahrnehmen würde. Und wenn es jemanden gibt, der die Beschränktheit wahrnimmt, dann bin ich nicht der, der  beschränkt ist, sondern ich bin derjenige, der die Beschränktheit wahrnimmt. Egal, was es sein mag, alles, was beschränkt ist, wird wahrgenommen werden vom Bewusstsein. Ansonsten gäbe es diese Beschränktheit nicht. Die Beschränktheit gibt es nur in dem Maße, wie es ein Bewusstsein gibt, welches diese Beschränktheit wahrnimmt. Und das heißt, mit anderen Worten, Bewusstsein kann nicht beschränkt sein. Es kann weder beschränkt sein zeitlich, wie auch räumlich. Das wäre jetzt die intellektuelle Analyse. Und diese deckt sich mit den Meditationserfahrungen von Menschen in erweiterten Bewusstseinszuständen, in die man manchmal hineinrutscht. Und dann kommen wir noch zu einem weiteren und damit kommen wir fast schon zu dieser Aussage, „Aham Brahmasmi. Ayam Atman Brahman.“ Wenn ich dann tatsächlich unbeschränkt bin, zeitlich unbeschränkt, räumlich unbeschränkt, kann es dann andere geben, die auch zeitlich und räumlich unbeschränkt sind? Vom Logischen her - geht nicht. Es kann nicht zwei geben, die gleichzeitig ewig und unendlich sind. Das ist eine logische Unmöglichkeit. Und damit ist intellektuell auch klar, es kann nicht mehrere Bewusstseine geben. Das ist ja im Deutschen so, das ist im Sanskrit so, das ist im Englischen so, im Lateinischen so. Da gibt es kein Plural von Bewusstsein. Es gibt nicht Bewusstseine. Es gibt letztlich nur ein kosmisches Bewusstsein und dieses kosmische Bewusstsein spiegelt sich in diesem Körper, spiegelt sich in diesem Geist, in dieser Persönlichkeit, in diesen Emotionen, aber „Ich bin es nicht.“ Also, „Ich bin nicht dieser Körper, Geist, Persönlichkeit, sondern ich bin das Bewusstsein. Das wiederum bin ich.“ Und damit gibt es nur eine einzige kosmische Weltenseele, die nennt sich Brahman und das Selbst von jedem einzelnen ist nichts anderes als Brahman. Auch das können wir auf diese Weile intellektuell schließen und auch das deckt sich wieder mit der Erfahrung in Nirvikalpa Samadhi. In Nirvikalpa Samadhi nehmen wir uns selbst wahr, als das Bewusstsein hinter allem. Im Kleinen haben wir alle eine Verbindung. Wir können uns gegenseitig irgendwo erspüren. Natürlich, wie bei allem kann das auch mit Täuschung verbunden sein. Die moderne Neurobiologie postuliert dort das Konzept der Spiegelneuronen. Wir können uns in andere hineinversetzen, aber vom Standpunkt des Yogas muss das nicht unbedingt mit Spiegelneuronen zu tun haben - obgleich das eine Konzept das andere auch nicht ausschließt - sondern es ist das gleiche Bewusstsein in jedem. Und wenn Liebe besonders stark ist, dann strahlt diese Verbundenheit des Bewusstseins einen Moment lang aus. Und die großen Heiligen, Weisen und Propheten, die spüren diese Einheit auch im Alltag. So wie Jesus dann sagt, „Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst.“ Und was dort in der griechischen Urfassung der Bibel steht, wobei Jesus natürlich Aramäisch gesprochen hat, aber es gibt keine aramäische Urschrift der Bibel. Das kann man auch übersetzen, „Liebe deinen Nächsten als dein Selbst.“ Oder, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“, hat ja auch nicht Jesus erfunden, das steht ja auch schon im Alten Testament. Und auch was dort im Hebräischen steht, kann man auch übersetzen als, „Liebe deinen Nächsten als dein Selbst.“ Und damit sind wir schon sehr vedantisch. Also wir sind und wir sind unendlich, wir sind bewusst, wir sind nicht einfach irgendwas. Angenommen, wir wären nur irgendwie und wären uns nicht bewusst, dann würden wir nicht merken, dass es uns gibt. Wäre jetzt auch kein Sinn, hier überhaupt zu sein, Chit.
„Ich bin ein Kristallisationskern von Bewusstsein in Raum und Zeit.“ Man würde eher sagen, „Ich bin das unendliche Bewusstsein, dass sich widerspiegelt in einem Körper-Geist-Kontinuum und deshalb scheinbar in Raum und Zeit existiert.“

Teil 90 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Glück und Wonne ist deine wahre Natur

Die dritte Eigenschaft des Selbst ist Ananda. Ananda heißt Wonne. Es gibt manche Reinvedantins, die sagen, in den ältesten Upanishaden gibt es nur Sat und Chid. Ananda kommt erst später rein. Denn Ananda, Wonne, klingt schon wieder so emotional. Und dann, „Wir sind alle glücklich.“ oder „Froh zu sein bedarf es wenig.“ oder „Alle Menschen wollen glücklich sein.“ Ich glaube, das könnte gleich zum Schlager werden, wie es Tausende von anderen Schlagern gibt. Aber Ananda ist ein tiefes Konzept, welches aber auch besagt, auch unsere relative Fröhlichkeit ist eine Widerspiegelung von Ananda. Ananda, dieses Glück, ergibt sich auch wieder aus letztlich einer Analyse unserer Erfahrung. Angenommen, wir fühlen uns sehr bei uns selbst. Angenommen, wir fühlen uns verbunden mit anderen Wesen. Angenommen, wir spüren, „Ich bin das Bewusstsein hinter allem.“ Frage, ist das jetzt ein neutrales Gefühl? Ist das irgendwo statuenhaft, „Ich fühle mich halt eins mit allem.“? Nein. Wenn man diese Grenzen von Körper und Emotionen mal transzendiert hat, wenn man sich ausgedehnt fühlt, wenn man irgendwo merkt, „Ja, ich bin das Bewusstsein hinter allem.“, welches sich auf einer relativen Ebene als reine, bedingungslose Liebe manifestiert, dann ist das Ananda, Wonne. Wenn man wirklich bei sich ist, ist es Ananda, Wonne. Und die vedantische Analyse auch vom relativen Glück, besagt ja, auch relatives Glück ist nichts anderes als eine Widerspiegelung unserer Seele. So wie Patanjali sagt, „Yogas Chitta Vritti Nirodha. - Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. - Dann ruht der Sehende in seinem Wesen.“ Immer dann, wenn unser Geist vorübergehend konzentriert ist, ist Wonne da. Also angenommen, ihr macht eine Tätigkeit sehr konzentriert, dann macht die typischerweise Spaß, man freut sich. Angenommen, man ist mit einem Menschen zusammen, man mag ihn sehr und fühlt sich bedingungslos angenommen, Geist ist ruhig, Freude manifestiert sich. Angenommen, man hatte einen Wunsch und der Wunsch wird erfüllt, vorübergehend gibt es keinen anderen Wunsch, dann ist man glücklich. Das Glück stammt nicht von dem anderen Menschen, das Glück stammt nicht von dem Objekt der Wunscherfüllung, das Glück stammt nicht von der Tätigkeit, die man macht, sondern das Glück strahlt von innen. Sowie unser Geist ruhig ist, sowie unser Geist konzentriert ist, kann unsere innere Natur sich manifestieren und die ist Glück. Das übrigens hat eine ganz wichtige, sehr praktische Konsequenz. Angenommen, ihr wollt mal etwas glücklicher sein. Kann ja mal sein, dass ihr im Alltag irgendwie wahrnehmt, „Ich bin nicht glücklich genug.“ Was kann man dann einfach machen? Viele Möglichkeiten. Die eine wäre, einen Moment die Augen schließen, sich bewusstmachen, „Satchidananda Swarupoham.“ Zweite Möglichkeit, eine Tätigkeit machen, wo man ganz konzentriert dabei ist. Eventuell sogar, das klingt jetzt sehr weltlich, sich ein Ziel setzen. Sagen, „Ich will jetzt in soundso viel Minuten Tausend Meter laufen.“ Und dann erreicht man das Ziel und dann ist man vorübergehend glücklich. Vielleicht auch vorübergehend platt, aber die Plattigkeit kann man ja gut verbinden mit Glück. Das eine schließt ja das andere nicht aus. Wir können also spielerisch mit uns selbst umgehen. Also, Satchidananda. Aus dieser Bewusstheit heraus wird das Leben letztlich schön, erfüllend und spielerischer.

Teil 91 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Liebe, was ist das?

„Was ist Liebe? Ist es die Illusion einer Emotion oder verbinden wir uns mit dem Bewusstsein?“ Du sprichst jetzt davon, auf der einen Seite gibt es mich, auf der anderen Seite gibt es das Bewusstsein. Jetzt verbinde ich mich mit dem Bewusstsein. Nein, so ist es nicht, sondern, ich bin Bewusstsein. Man kann sagen, auf der einen Seite, Liebe ist eine Widerspiegelung. Und damit könnte man sagen, sie ist illusorisch. Aber auf einer anderen Ebene ist es eben die Widerspiegelung der Verbundenheit auf eine relative Weise. Man kann auch sagen, wenn man Liebe spürt, dann ist das Verbundenheit, dann leuchtet vorübergehend die Einheit auf. Die kann man dann nachher fehl interpretieren und reine physiologische Bedingungen dort setzen und manches beruht ja schlicht darauf, irgendwelche physiologischen Mechanismen ermöglichen es dem Bewusstsein, sich etwas weiter zu fühlen und irgendwo nicht nur mit diesem Körper sondern mit einem oder zwei oder drei Körpern, je nach Größe der Familie, sich zu identifizieren. Aber es ist auch die kleine Liebe, gegen die zwar Shankaracharya relativ vehement wettert, insbesondere in ein paar Versen, die ich euch verheimlicht habe, die müsst ihr dann selbst lesen, könnt euch dann alleine darüber ärgern, die sollen uns Vairagya geben. Aber von einem anderen Standpunkt und das wiederum sagt er ja in anderen Versen - ich widerspreche ja jetzt Shankaracharya nicht, sondern man kann zu Vedanta hingehen über Neti Neti, nicht dies, nicht dies oder über Iti Iti, dies und dies. Wir können also zum einen sagen, Liebe zwischen zwei Menschen ist Verhaftung oder wir können sagen, es ist ein begrenztes Aufblitzen der Verbundenheit der Seele. Beide Ausdrücke wären korrekt. Kannst es dir jetzt aussuchen, was für dich besser passt. Vielleicht bei frisch Verliebten passt besser die eine und bei solchen, bei denen gerade Beziehungsprobleme da sind, passt besser die andere Interpretation. Sind beide korrekt. Solange es uns eben dazu führt, uns nicht darauf zu beschränken und zu glauben, in diesem Kleinen und Begrenzten dort ist jetzt alles da.

Teil 92 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Swarupa, deine wesenseigene Form

„Swarupa“ heißt „meine wahre Form“. „Aham“ heißt „Ich bin“. „Swarupa“ ist ein vielschichtiger Ausdruck im Sanskrit. Swarupa wird in der Bhagavad Gita sehr häufig genutzt als Persönlichkeit, Talente, Fähigkeiten. Also durchaus dem, man könnte sagen, dem Selbstbegriff der humanistischen Psychologie, wenn die dort von Selbstverwirklichung sprechen. Also Krishna sagt, man soll seiner Swarupa gemäß handeln. Und das heißt, angenommen, jemand ist ein Pitta-Typ, dann soll der ruhig sich mal durchsetzen. Oder angenommen, jemand ist ein Vata-Typ, dann soll er seine Neugier für gute Sachen benutzen. Natürlich, wenn jetzt Vata übersteuert ist, dann würde man ein bisschen reduzieren. Man muss aber aufpassen, manchmal liest man in oberflächlichen Ayurveda-Büchern, ein Vata-Typ wird am besten Buchhalter. Der wird todunglücklich dort, das gelingt ihm nicht. Oder er wird neue kreative Weisen finden, wie man Buchführung macht, was dann nicht immer die Steuerbehörden interessiert oder manchmal interessiert es dann sehr. Aber jedenfalls, Krishna sagt, wir müssen unserer Natur gemäß handeln und wir müssen unsere Pflicht so erfüllen, wie wir es mit unserer Natur machen. Aber das führt dann manchmal zu einer Verliebtheit mit der eigenen Natur. An einer anderen Stelle schreibt auch Krishna, unsere wahre wahre Natur, das ist Satchidananda. Und Shankaracharya hat den Ausdruck „Swarupa“ - es gibt ja diesen einen Nirvanashtakams, „Satchidananda Rupah Shivoham Shivoham.“ Also dort sagt er, „Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Auch Shankaracharya musste sich damit auseinandersetzen, dass die Aspiranten seiner Zeit und seine Schüler sich mit ihrer relativen Natur so sehr identifiziert haben und vermutlich ihm immer wieder gesagt haben, „So bin ich halt und das ist meine Natur und deshalb brauche ich dies und deshalb brauche ich jenes. Und meiner Natur gemäß muss ich das machen.“ Und dann sagt er, „Satchidananda Swarupoham. Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Identifiziere dich nicht mit deiner Persönlichkeit, deinem Charakter, deinen Talenten, deinen Fähigkeiten, deinen Wünschen, noch nicht mal deinen Herzenswünschen.“ Auch wenn Krishna irgendwo betont, dass im Alltag das natürlich eine Rolle spielt. Nur, wir dürfen uns nicht damit zu sehr identifizieren.

Teil 93 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Der Geist, die Psyche, im Lichte von Vedanta

„Das Gemüt, das in den Augen und anderen Organen wohnt, leuchtet nur als Widerschein des höchsten Lichtes, weil es den Körper fälschlicherweise für das Ich hält.“ (Viveka-Chudamani, Vers 103)
Ich habe jetzt auch wieder einige Verse übersprungen, wo er über Antarkarana spricht, über das innere Instrument, über unseren Geist und dann sagt er, unser Geist ist eine Widerspiegelung des höchsten Lichtes. Also alles, was wir innerlich dort handeln und tun und unsere beschränkte Bewusstheit, ist eine Widerspiegelung des höchsten Lichtes. Und dann identifizieren wir uns noch dazu mit diesem Körper. Und dann geht es ja noch weiter. Und dann identifizieren wir uns mit unserem Besitz. Und wir identifizieren uns auch noch über unsere Mitmenschen. „Mein Mann, mein Kind, meine Mutter, mein Chef, meine Schüler, mein Lehrer, mein usw.“ Auch hier, ich hatte gerade vorher über Liebe gesprochen, wenn wir uns zu sehr identifizieren, gibt es wieder ein Problem, denn wir identifizieren uns ja noch nicht mal mit der Person, so wie sie ist, sondern wir identifizieren uns mit dem Bild der Person. Z.B. in der Zweierbeziehung gibt es am Anfang eine Wahrnehmungsverschiebung. Es gibt irgendwelche Hormone, die werden ausgeschüttet, die sorgen dafür, dass man sich ähnlicher wahrnimmt, als man ist und dann denkt man noch, „Gut, achtzig Prozent sind wir gleich, zehn Prozent faszinierend anders und das ist auch gut so, und die restlichen zehn Prozent, die krieg ich auch noch hin.“ So in der Vorstellung, „Den anderen werde ich schon noch erziehen.“ Und das denken dann beide. Konsequenz ist - muss nicht gleich Trennung sein. Ich muss erstmal eine Langfristperspektive eröffnen. Aber Konsequenz ist, nach einer Weile ist diese Wahrnehmungsverschiebung vorbei, diese verschiedenen Verliebtheitshormone sind weg, die Pranaverbindung nicht mehr ganz so intensiv, die Erinnerung an frühere Gemeinsamkeiten aus früheren Leben, derer man sich nicht bewusst ist, dass es aus früheren Leben ist, verblasst etwas und beide verändern sich etwas. Und plötzlich ist man stärker anders und der andere weigert sich, allen Erziehungsversuchen zu folgen. Und deshalb, wenn die Identifikation sehr stark ist, gibt es dann Probleme. Oder wenn einer sich nur über den anderen definiert. Es heißt, dass es in früheren Zeiten bei Frauen so war, dass sie sich nur über den Mann identifiziert haben. Andererseits, wenn man Romane aus der Zeit von Goethe und Schiller liest, das hat auch schon damals nicht gestimmt. Aber mindestens denken manche so, dass das mal so gewesen ist. Aber wenn man diese Art von enger Identifikation hat, dann ist es eben Liebe, die zu Leid führen muss. Oder genauso auch bei Kindern, genauso auch bei Eltern, die sind eigenständige Persönlichkeiten. Und wenn man noch  dazu auf einer relativen Ebene sagt, „Jeder, den ich sehe, war schon mal meine Mutter.“ Ich weiß nicht, habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Ich habe euch das jetzt schon mehrmals erzählt. Habt ihr schon mal rumgeguckt, „Aha, Mami vom früheren Leben. Papi vom früheren Leben. Sohn, Tochter, Bruder, Schwester.“ Bei Millionen von Leben und wo es noch dazu heißt, dass wir durchaus in ähnlichen Clustern uns wieder inkarnieren. Also jeder, mit dem wir jetzt zu tun haben, war schon mal Mutter oder Vater. Wenn ich euch das so oft erzähle, dann versuche ich euch ja tatsächlich zu animieren, mal zu überlegen, „Ah, Mami, Papi.“ So innerlich. Das hilft dann auch. Verbundenheit und es hilft einen auch etwas, sich von Verhaftungen zu lösen. Natürlich, wer jetzt in diesem Leben tatsächlich Kinder ist, hat man eine besondere Verantwortung. Also, viele Identifikationen sind möglich und wir wollen uns davon lösen.

Teil 94 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Ego, Ich, Ichbewusstsein, Ahamkara im Licht von Vedanta

„Das Ichbewusstsein, das sollte man wissen, bezieht alles auf sich selbst, erlebt sich als Handelnden und Erfahrenden und erfährt in Verbindung mit den Grundeigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas und Tamas und den drei Zuständen, Wachen, Träumen und Tiefschlaf.“ (Shankara im Viveka Chudamani)
Ich lese jetzt aus einem bestimmten Grund die Verse über Ahamkara. Ich habe praktisch das übersprungen, was über Chitta, Buddhi und Manas geht. Ahamkara ist das Ego und das ist ein Teil vom Antarkarana. Das ist jetzt eine interessante Geschichte. Antarkarana ist das innere Instrument und ein Instrument ist ja nichts Schlechtes. Und zu dem inneren Instrument gehört auch Ahamkara, also das Ichgefühl, wo auch das Selbstwertgefühl dabei ist, das Selbstbewusstsein, Identifikation usw. Und das ist Teil des Antarkarana. Wenn es Teil des Antarkarana ist, das Antarkarana, das innere Instrument, und das innere Instrument letztlich was Gutes ist, ist also auch das Ego erstmal nichts Schlechtes. Denn wir müssen ja realistisch sagen, um in dieser Welt handeln zu können, brauchen wir mindestens etwas Ahamkara. Schon wenn ich hier jetzt so sitze – angenommen, ich hätte jetzt gar kein Ahamkara, dann würde der Körper hier sitzen und ich würde mich als das universelle Selbst hinter allen fühlen, könnte man vielleicht kurz mal fühlen, den Körper von Narendra, mal kurz den Körper von Suguna, mal kurz in den Körper von Raphaela, mal kurz in den Körper von Peter und von der Anna, aber dann gäbe es die Frage, „Warum soll ich mit diesem Körper irgendwas machen? Ich bin das Bewusstsein hinter allem. Was soll ich mit diesem Körper hier anstellen?“ Also, ein bisschen Ahamkara ist nötig, damit ich die Aufgaben erfüllen kann. Und so, dieses unendliche Selbst spiegelt sich in Ahamkara wider und so brauche ich so ein bisschen, mindestens eine kleine sattvige Identifikation mit diesem Körper, um dort handeln zu können. Das ist erstmal gut so. Problematisch wird es nur, wenn dieses Ahamkara sehr fest und klebrig wird. Das ist wie, ihr erinnert euch an die Analogie eines Schauspielers. Angenommen, ihr würdet Wallenstein spielen, ein Schauspiel von Schiller. Ihr würdet jetzt Wallenstein spielen in Schillers Schauspiel „Wallenstein“. Da müsst ihr so ein bisschen euch wie Wallenstein fühlen. Ihr müsst euch in ihn hineinversetzen. Und wenn ihr die Rolle spielt, dann müsst ihr wirklich so spüren, wie hat Schiller diesen Wallenstein gemeint. Also, ein bisschen Wallenstein-Ahamkara braucht man dort. Aber angenommen, dass Schauspiel wäre zu Ende und ihr würdet euch weiter verhalten wie Wallenstein, zu Astrologen gehen und machtgierig sein, über Leichen gehen und was der sonst noch alles an Eigenschaften hatte, dann würdet ihr nicht sehr beliebt werden in eurer Familie. Und letztlich wird man euch vielleicht sogar in die geschlossene Anstalt einweisen. Jemand, der denkt, „Ich bin Wallenstein.“, aber nicht Wallenstein ist, ist doch verrückt. So ähnlich auch, wir sind hier, um unseren Part zu spielen, aber wir sind alle irgendwo verrückt geworden. Wir denken, „Ich bin der und der.“ Spirituelle Menschen sagen noch, „Ich habe ein höchstes Selbst. Ich bin eins mit Gott.“ Versteht ihr, wo der Fehler dort liegt? „Ich habe ein höheres Selbst. Ich habe zum einen einen physischen Körper, zweitens habe ich ein höheres Selbst.“ Und wer bin ich? Da gibt es ein Selbst und da gibt es ein Ich und „Ich habe das Selbst.“ Oder, „Ich spüre die Verbindung mit Gott.“ Da gibt es Gott, da gibt es mich und da gibt es eine Verbindung. Wie wäre es korrekt? „Ich bin das unsterbliche Selbst. Und ich habe einen Körper. Und ich habe eine Persönlichkeit. Und ich bin eins mit Gott.“ oder „Ich bin Gott.“ Klingt jetzt dumm. Können wir so nicht sagen, ohne dass es komisch klingt. Sagen wir, „Ich bin Brahman.“, da bewegen wir uns nicht auf Glatteis und emotionaler und religiöser und theologischer Schwierigkeiten. „Ich bin Brahman und dieser Brahman scheint jetzt vorübergehend widergespiegelt zu sein.“ Und dieses Widergespiegeltsein und diese Identifikation damit, ist erstmal nicht ganz so schlecht. Die Schwierigkeit ist, sie wird zu krass. Und diese Identifikation kann noch dazu tamasig sein und sie kann rajasig sein. Wir identifizieren uns mit diesem Körper und mit diesem Geist und sagen, „Ich bin nicht gut genug. Keiner mag mich. Ich bin hässlich, ich bin dick, ich bin faltig, ich bin, was noch. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Außerdem bin ich müde und träge, in einem falschen Film.“ Tamasiges Ego. Der ein oder andere erinnert sich an solche Zeiten, wo es das mal gegeben hat. Und dann gibt es ein rajasiges Ego. „Was bin ich doch für ein toller Hecht. Ich bin viel klüger als andere.“ oder vielleicht nicht klüger, aber, „Ich bin spiritueller als andere. Andere sind noch nicht so weit.“ oder „Ich bin demütiger als andere. Ich identifiziere mich weniger als andere. Ich bin eine bessere Yogalehrerin, ein liebevollerer Mensch, ein verhaftungsloserer Mensch.“ All das ist rajasiges Ego. Vielleicht ein bisschen besser als ein tamasiges Ego. Vielleicht ein bisschen leichter, dort herauszukommen, denn gerade das rajasige Ego kriegt ja ausreichend schnell irgendeine Nadel hineingestochen und dann hat sich die Sache erstmal wieder. Dann tut es weh und dann begibt man sich entweder wieder ins tamasige Ego oder vielleicht gelingt es einem, dass man dann durch den Rückstoß des Ballons vorübergehend ein bisschen in Brahman katapultiert wird. Dann gibt es noch ein sattviges Ego, dann gibt es noch mal verschiedene Grade von sattvigen Ego, aber so ein leichtes, sanftes sattviges Ego, wo man irgendwo sich erinnert, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Im Wachbewusstsein spiele ich jetzt den Part. Ich heiße sowieso und mache das und das.“ und mit einem gewissen Abstand, Heiterkeit, kann man dann durch alles durchgehen. Vielleicht wird man sich dann so richtig hineinsteigern, wie ein guter Wallenstein-Schauspieler auch, aber danach weiß man, „Ich bin es nicht wirklich.“ und man ist dann auch gegenüber den anderen Schauspielern nicht böse, denn die spielen auch nur ihren Part im kosmischen Drama. Und danach meditieren wir, verlassen die Identifikation. Wir müssen auch nicht warten bis zur Meditation. Man kann ja zwischendurch mal innehalten oder auch beim Spazieren, ein bisschen amüsiert sehen, „Körper geht, Atem atmet und ich bin das unsterbliche Selbst hinter allem.“ „Hand nimmt die Nahrung, Mund beißt, Magen verdaut. Ich bin das Bewusstsein hinter allem.“ „Körper ist in einer Asana. Atem läuft. Prana schwingt. Ich bin das Bewusstsein hinter allem.“ Und im Alltag wird man manchmal nicht diese Art von Bewusstheit haben, manchmal muss man sich voll hineinbegeben und so tun, als ob man sich identifiziert, danach kommt man wieder raus. Und wann kommen wir spätestens raus aus dieser Identifikation mit dem physischen Körper? Glücklicherweise müssen wir nicht solange warten, bis zum letzten Atemzug. Im Moment, wo wir einschlafen, ist die Identifikation mit dem physischen Körper vorübergehend weg.
Und das führt uns zu einer anderen Analyse, die wir morgen machen werden, nämlich Jagan Mithya, die Welt ist unwirklich. Und um das zu verstehen, ist auch wieder Wach-, Traum-, Tiefschlafzustand, geänderte Bewusstseinszustände hilfreich. Und letztlich auch die moderne Physik und Wahrnehmungspsychologie kann uns auch helfen, zu verstehen, was heißt Jagan Mithya. Es heißt eben nicht, dass es keine Welt gibt, aber es heißt, so, wie wir die Welt wahrnehmen, so ist sie nicht. Und es ist möglich, das wahrzunehmen, was wirklich ist.

 

95. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Viveka, die Unterscheidung zwischem dem Wirklichen, der Wahrheit, und dem Unwirklichen, der Täuschung

Viveka-Chudamani, Kleinod der Unterscheidung. Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst, Atma-AnAtma-Viveka. Die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Die Unterscheidung zwischen wahrem Glück und scheinbarem Glück. Gestern bin ich etwas unfangreicher auf die Atma-AnAtma-Viveka eingegangen. Heute Morgen will ich etwas eingehen auf die Satya-Mithya-Viveka, also die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Und dazu wollen wir eine kleine Analyse machen unserer Erfahrung und uns bewusst werden, worauf beruht unsere Erfahrung eigentlich. Was wissen wir von der Welt? Und ich will zunächst mal - das typische Bild, das die meisten Menschen haben, wenn sie über die Wahrnehmung sprechen. Da gibt es also zunächst mal eine objektive Welt und da gibt es einen Beobachter und der sieht oder er hört und so kommt über Sehen und Hören und durch die anderen Sinne Information aus der Welt in unseren Geist und bildet praktisch die Wirklichkeit ab. Ich glaube, dieses Konzept dürfte jedem klar sein. Da gibt es eine äußere Welt, wir nehmen sie wahr mit unseren fünf Sinnen und wir nehmen diese Wirklichkeit allerdings auch nur auszugsweise wahr, denn unsere Sinne haben gewisse Grenzen und wer sich mit Wahrnehmungspsychologie beschäftigt hat, der weiß, da gibt es ganz große Verwirrungen. Zunächst mal, wir sehen nur ein gewisses Spektrum. Irgendwo soundso viel Hz bis soundso viel Hz sehen wir und soundso viel hören wir und das und das riechen wir. Wir nehmen also die Wirklichkeit nur Ausschnittsweise wahr. So könnte man sagen, wenn wir jetzt das, was wir hier widergespiegelt finden, mit der Welt vergleichen, könnte man das erste Modell machen. Das wäre die ganze Welt und wir sind uns dieses Teiles der Welt bewusst. Also, wir sehen einen Ausschnitt der Welt. Aber immerhin sehen wir einen Ausschnitt der Welt. Aber jetzt geht es noch mal etwas weiter. Nämlich, wir sehen einen Teil der Welt und anschließend interpretieren wir diesen Teil der Welt. Wir vergleichen ihn mit unseren bisherigen Erfahrungen und zwei Menschen mögen das Gleiche sehen und etwas ganz anderes wahrnehmen. Nehmen wir mal an, zwei Menschen sehen einen Menschen, der einen starren Gesichtsausdruck hat. Der eine denkt, „Der mag mich nicht, der ist auf mich sauer, ich habe irgendwas falsch gemacht.“ und der andere denkt, „Der ist gerade in tiefen Gedanken.“, er sagt vielleicht sogar, „Er ist in tiefer Wonne, so weit, dass er in höheren Sphären ist.“ Das ist gar nicht so selten, dass Menschen den gleichen Gesichtsausdruck ganz unterschiedlich interpretieren. Wir nehmen also keine Welt so wahr, wie sie ist, sondern wir nehmen die Welt letztlich über unsere Interpretation wahr. Kommen wir zum nächsten Modell. Wir könnten sagen, Teile von dem, wie wir die Welt wahrnehmen, entsprechen der Welt, wie sie ist, und Teile entsprechen ihr wiederum nicht. Jetzt kommen wir noch weiter. Wenn wir jetzt nämlich z.B. die moderne Physik anschauen, dann wissen wir, es gibt keine Farben, es gibt keine Formen, es gibt keine Klänge, es gibt keine Gerüche, sondern was gibt es nur? Schwingungen, Energiewellen. Und all diese Energiewellen, die werden dann interpretiert. Also, wenn wir auf die moderne Physik kommen, dann können wir gar nicht sagen, es gibt eine äußere Welt mit Menschen und Tieren und Pflanzen und wir sehen einen Teil davon, von dem, was außen ist und wir nehmen einen Teil nicht wahr und zum Teil sehen wir es falsch, nehmen wir es falsch war, aber mindestens teilweise nehmen wir es richtig wahr. Letztlich, dass wir eine Welt sehen von Farben und Formen, ist eine Leistung unseres Geistes. Das wird noch klarer. Z.B. angenommen, jemand ist blind, blind geboren. Wie nimmt er oder sie die Welt wahr? Ganz anders. Gerüche sind wichtiger, Geräusche sind wichtiger, Fühleindrücke, Tastsinn wird wichtiger. Jemand, der blind ist und jemand, der taub ist, die leben in gänzlich verschiedenen Welten. Faszinierend, aber es sind letztlich für die beiden, die Erfahrung ist gänzlich unterschiedlich. Oder noch ein anderes Beispiel. Angenommen, jemand ist einfach nur rot-grün-blind, dann sieht er keinen Unterschied zwischen rot und grün. Da wird es dann keinen Unterschied geben zwischen dem Gewand von Krishna - z.B. hier gibt es rechts und links Blumen, die sind rot-grün. Die würden nicht sehen, dass das Laub eine andere Farbe hat, als die Blüten. Wer hat jetzt Recht? Der dort rot und grün sieht oder der, der das alles als eine Farbe sieht. Beide haben Recht. Man könnte sagen, der, der rot-grün sieht, der hat ein weiteres Wahrnehmungsspektrum. Er hat mehr Informationen. Aber ob mehr Informationen immer wirklicher sind, ist eine andere Frage. Nehmen wir noch ein weiteres Beispiel. Wenn wir die Wahrnehmung von Tieren sehen, z.B. für einen Hund. Ein Hund - ich weiß jetzt gar nicht, wie sieht der? Also, man behauptet, dass der Hund schwarz-weiß sieht. Woher weißt du, dass er schwarz-weiß sieht? Vielleicht sieht er rot-grün, vielleicht sieht er gelb-blau. Vielleicht ist das ein ganz anderes Bild, was er dort sieht. Vielleicht sieht er da gar nicht so wie wir. Die Sinneswahrnehmung seines Auges heißt noch lange nicht, dass er tatsächlich Bilder sieht. Vielleicht interpretiert sein Hirn das, was er sieht, ganz anders als Bilder. Wissen wir nicht. Dafür riecht ein Hund sehr viel genauer. Und er hört auch, ich weiß nicht, wie viel mal besser als ein Mensch und auch sehr viel lauter als ein Mensch. Wie ist jetzt die Wahrnehmung von jemandem, der hauptsächlich riecht. Ein Hund riecht sogar Entfernungen. Wie macht man das? Oder ich habe mich mal intensiver beschäftigt mit der Psychologie eines Pferdes. Ich hatte euch ja schon mal erzählt, dass ich mal gedacht habe, ich will mal die Welt wahrnehmen, wie mein Pferd. Wenn ich mein Pferd verstehen will, sollte ich die Welt wahrnehmen wie ein Pferd und dort habe ich eine Weile zur Übung gemacht, ohne Wortgedanken die Welt wahrzunehmen. Das hat mich in verschiedene transzendente Bewusstseinszustände, veränderte Bewusstseinszustände, Einheitsgefühle geführt als Teenager. Und dann habe ich aber mal ein Buch gekauft über die Psychologie des Pferdes und spätestens da wusste ich, dass der Versuch, die Welt wahrzunehmen wie ein Pferd, gänzlich unsinnig ist. Vielleicht nicht unsinnig, aber er kann nicht von Erfolg gekrönt werden. Dort hieß es nämlich auch, das Pferd sieht nur schwarz-weiß. Ich habe mich schon damals gefragt, woher wissen die, dass das Pferd schwarz-weiß sieht und nicht rot-grün oder in Braunschattierungen. Jedenfalls kann ein Pferd Farben nicht wirklich unterscheiden, sondern nur Helligkeit. Pferd, laut diesem Buch - ich weiß nicht, ob es noch dem heutigen Stand der Wissenschaft entspricht - laut diesem Buch, sieht es auch keine Entfernungen, sondern ein Pferd hört Entfernungen. Pferd funktioniert mit Echolot, weshalb es dann manchmal auch diesen Pfrrr-Laut ausstößt, wenn es nicht mit den Hufen Lärm macht und dann kann das Pferd hören, wie weit es weg ist. Wenn man einem Pferd die Ohren so zu macht, dass es nichts mehr hört, dann wird es auf der Weide gegen Bäume rennen und gegen die Zäune. Wenn man dagegen einem Pferd die Augen verdeckt, wird es weiter grasen und gehen, aber nirgendwo anstoßen. Außerdem riecht ein Pferd wiederum anders. Jetzt, wie ist eine solche Wahrnehmung? Man hört Entfernungen, man sieht aber keine Entfernungen und man sieht auch keine Farbunterschiede. Noch weiter. Jetzt könnte man weiter sagen, wir haben Sinne, die auf unterschiedliche Weise die Welt interpretieren und sichtbar machen. Es ist aber doch irgendwo noch objektiv, aber irgendwo machen wir die Welt sichtbar. Und jetzt geht es aber noch weiter.

Teil 96 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Du schaffst deine Welt durch dein Denken und Fühlen

Nicht nur machen wir die Welt sichtbar, sondern auch, unser Geist ändert aktiv unsere Wahrnehmung. Nicht nur macht er sie sichtbar, wie es ja auch z.B. ein Computertomograph macht, der macht auch irgendwelche Messungen sichtbar in netten, farbigen Bildern, aber unser Geist verändert auch die Wahrnehmung so, dass sie dem entspricht, wie es sein sollte. Eine interessante Sache ist auch, der Mensch sieht einzelne Menschen sehr viel besser als andere, also er greift etwas heraus. Wenn ihr euch jetzt z.B. hier so umguckt, dann seht ihr die einzelnen Menschen und ihr seht die viel abgetrennter, als sie eigentlich sind. Das ist immer so ein Unterschied, die wirkliche Welt oder wenn ihr ein Foto anschaut. Wenn man ein Foto eine Weile anschaut, dann ist es doch wieder abgetrennt, aber man sieht nicht einfach nur Farben, sondern man greift sie noch klarer heraus. Oder nehmen wir noch ein anderes Beispiel. Man hat mal amerikanischen Studenten Brillen gegeben, die die Welt auf den Kopf stellen. Und die haben sie Tag und Nacht getragen und einige Tage lang haben sie die Welt dann auf dem Kopf gesehen. Das ist jetzt gar nicht so einfach, sich damit zurechtzufinden. Eines Morgens sind die aufgewacht und hatten gedacht, die Versuchsleiter müssen ihnen über Nacht die Brille gewechselt haben. Denn eines Morgens sind sie aufgewacht und haben die Welt ganz normal gesehen. Also, das Hirn hat irgendwie gesagt, „Die Welt ist nicht so, sie kann nicht so sein, wie ich sie sehe, also muss ich sie anders interpretieren.“ Also hat das Hirn, bzw. der Geist einfach die Welt auf den Kopf gestellt. Und als sie dann die Brille wieder abgenommen haben, dann war die Welt wieder auf den Kopf gestellt und dann hat es wieder ein paar Tage gedauert, bis sie die Welt wieder normal gesehen haben. Eine unglaubliche Leistung. Also letztlich, unser Geist weiß, wie die Welt auszusehen hat und wenn sie nicht so aussieht, dann wird sie geändert, wird die Wahrnehmung geändert, passend gemacht. Ein anderes Beispiel. Das ist eigentlich ein Beispiel, das ich für ein unethisches halte, aber vielleicht, damit die Katzen nicht ganz umsonst gequält worden sind. Katzen sind ja beliebte Versuchstiere und man hat dort Katzen genommen und den optischen Nerv vom Auge direkt gekreuzt mit dem akustischen Nerv. Also, dass Sehreize praktisch ins Hörzentrum gekommen sind und Hörreize ins Sehzentrum. Das heißt, was eine Katze gesehen hat, hat zu Klängen geführt und was eine Katze gehört hat, muss zu Bildern geführt haben. Die meisten Katzen wurden desorientiert und haben auch irgendwann die Nahrung verweigert und sind gestorben. Manche Katzen, nach einer gewissen Anzahl von Tagen, haben sich wieder ganz normal verhalten und haben dann wieder ganz normal gehen können, konnten wieder normal fressen, haben sich offensichtlich in der Welt wieder zurechtgefunden. Also, letztlich das Hirn ist in der Lage gewesen, zu sagen, „So wie ich die Welt wahrnehme, so kann sie nicht sein. Was von den Sinnesreizen, die ich bekomme, ist denn so, wie es Sinn machen würde?“ Die Implikationen sind relativ groß. Das heißt, wir haben eine gewisse Vorstellung, wie die Welt zu sein hat und wir basteln uns die Wahrnehmungen so zurecht, wie wir denken, dass sie sein sollten. Und ihr kennt das natürlich auch aus dem Alltag. Angenommen, ihr denkt, euer Chef – wenn ihr so einen habt oder hattet – der ist irgendwo unsympathisch, dann werdet ihr jede seiner Handlungen wahrnehmen als, er tut gerade etwas Bösartiges. Und angenommen, ihr denkt, er ist ein Guter, dann werdet ihr die Sachen anders interpretieren.

Teil 97 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Das Bild von Menschen ist subjektiv

Oder ein Beispiel, das der Swami Vishnu-devananda oft gebraucht hat, angenommen, man ist frisch verliebt, dann wird man jede Handlung seines Geliebten, seiner Geliebten toll finden und großartig. Ein paar Jahre später, gleiche Handlung, gleiche Geliebte und es ist vielleicht nicht mehr Geliebte, dann interpretiert man jede dieser Handlungen als nervend auf irgendeine Weise. Das ist auch so eine Sache. Man sagt gerne, der erste Eindruck ist so wichtig. Aber der erste Eindruck, der bestimmt, wie man nachher alle anderen Handlungen des Menschen interpretiert. Oder auch angenommen, man fühlt sich nicht gut und das Wetter ist grau, dann wird man noch trauriger werden. Angenommen, man fühlt sich nicht gut und die Sonne scheint, dann wird man sagen, „Ironie des Schicksals. Ausgerechnet heute, wo ich mich schlecht fühle, muss noch dazu die Sonne scheinen.“ Ihr kennt das alle? Und so ist ein Aspekt von der Viveka, zwischen Satya und Mithya, auch schon mal ein gewisser Abstand zu unserem Geist. Wir sind noch nicht zur essentiellen Viveka, sondern erstmal zur relativen Viveka gekommen, die ja heutzutage Menschen doch relativ – mindestens in der Theorie – vertraut ist. Aber ein Jnana Yogi, auch ein Raja Yogi, wird sich dessen im Alltag bewusst sein und eben sich bewusst sein, „Die Welt, wie ich sie wahrnehme, ist nicht die einzige.“

Teil 98 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt. Jeder lebt in seinem eigenen Universum. Und vielleicht haben die Universen, die wir haben, gewisse Gemeinsamkeiten und so können wir miteinander kommunizieren. Sie haben sicherlich vieles Getrenntes voneinander und das macht es letztlich faszinierend. Es ist einer der faszinierenden Beschäftigungen, meine ich mindestens, Menschen zu verstehen in ihrem eigenen Universum. Wobei die Behauptung, Menschen zu verstehen, ist eine Anmaßung. Meint ihr, man kann einen anderen Menschen Hundertprozent verstehen? Preisfrage. Wer von euch versteht sich selbst Hundertprozent? Ich versuche seit 35 Jahren, mich zu verstehen. Ich bin mir bis heute immer wieder für eine Überraschung gut. Immer dann, wenn ich glaube, jetzt habe ich wieder einen essentiellen Bestandteil meines Denk-, Reaktions- und Fühlschemata verstanden und kann das künftig besser voraussagen, läuft es wieder anders. Wenn man sich selbst nicht verstehen kann – und es ist auch nicht nötig, sich vollständig zu verstehen. Es ist hilfreich, sich in groben Zügen zu verstehen und seine eigenen Reaktionen irgendwie einschätzen zu können, wertschätzen zu können, vielleicht nicht Sklave davon zu werden, aber letztlich auch wissen, so ganz hundertprozentige Herrschaft über unseren eigenen Geist ist weder möglich noch notwendig. Und das macht es vielleicht faszinierend. Ähnlich auch mit anderen Menschen. Es ist faszinierend mal so ein bisschen das andere Universum kennen zu lernen und da möchte ich euch durchaus ermutigen. Das hilft dem Jnana-Yoga-Verständnis, wenn man sieht, verschiedene Menschen, gleiche Situation, unterschiedliches Erleben. Angenommen z.B., ich würde euch jetzt den Nachmittag sagen, ihr habt zwar frei, aber jetzt schreibt mal vier Stunden genau, wie war die Erfahrung dieser Woche für euch. Was habt ihr wahrgenommen? Wie war es? Was waren eure emotionalen Reaktionen darauf? Wie findet ihr das Ganze? Was ist sonst noch gelaufen. Wir hätten dort festgestellt, so viele faszinierende Universen. Und man sollte sein eigenes Universum dort nicht so ernst nehmen. Swami Vishnu-devananda hat so zwei Sachen manchmal gesagt, „Don’t trust your mind.“ Und das zweite ist, „Don’t take yourself too seriously.“ Also, „Traue deinem eigenen Geist nicht.“ Das klingt jetzt vielleicht nicht ganz so positiv, aber das ist eben gemeint. Denke nicht, dass so, wie du die Welt wahrnimmst, dass sie so ist, sondern lächle darüber, „Aha, ich habe das jetzt so und so wahrgenommen. Ich denke, der Mensch meint das so und so.“ Im Grunde genommen, ein Zeichen für einen Schizophrenen ist, dass er fest der Überzeugung ist, „Das ist so und so und nicht anders und wenn andere etwas anderes behaupten, dann haben die Unrecht.“ Zeichen eines reifen Aspiranten ist, er nimmt die Welt so und so wahr, mag irgendwo hilfreich sein, die Welt so und so wahrzunehmen, er weiß, andere nehmen sie anders wahr und die haben auch ihren Grund. Natürlich, man muss dann auch handeln. Man kann jetzt nicht einfach nur verharren in dieser wunderbaren Faszination, dass jeder Mensch alles anders sieht, manchmal muss man auch Entscheidungen treffen. Also z.B., Vater von einem Teenager wird feststellen, „Mein Universum ist so, das Universum meines Sohnes ist so. Der mag seine Gründe haben, sein Universum so wahrzunehmen. Ich habe meine Gründe, mein Universum so wahrzunehmen. Ich bin der Erziehungsberechtigte. Ich werde jetzt bestimmen, wo es langgeht. Im vollen Bewusstsein, dass das, was ich da sage, im Universum meines Filius zu Schmerzen und Rebellion führen wird.“ Versteht ihr, was ich meine? So müssen wir dann irgendwie handeln und eben sagen, „Ich bin halt jetzt dein Vater und ich bestimme das in der Situation.“ Ob das immer geht, ist eine andere Sache. Ab Teenager-Alter vielleicht noch weniger. Aber manchmal, diejenigen die Teenager haben - die sehe ich mit einem besonders melancholischen Lächeln hier - die haben so etwas schon öfters versucht. Aber es ist ein Unterschied, ob man sagt, „Die Jugend von heute, keinen Benimm mehr. Zu meiner Zeit war es ganz anders. Die verbringen jetzt heute die ganze Zeit in „world of warcraft“ oder irgendwo jettend im Computer oder Anschauen von zweifelhaften Seiten. Zu meiner Zeit war das ganz anders.“ Nur, wer sich noch erinnern kann an seine Jugend, der weiß, was die Eltern damals gesagt haben. Und ihr könnt euch bewusst sein, was die Großeltern euren Eltern zu ihrer Jugend gesagt haben. Und mit die ältesten schriftlichen Zeugnisse der Menschheit sagen, früher war alles besser und die Jugend von heute taugt nichts. Es ist also beständig seit 3000 v. Chr. schlechter geworden, in der Wahrnehmung von denen, die über die Teenagerzeit hinausgegangen sind. Objektiv wissen wir, es ist nicht schlechter geworden. Die Zeit heute ist besser, als die vor 70 Jahren. Überlegt mal, was da war. Die Zeit heute ist besser, als vor 90 Jahren, wer ein bisschen Geschichtsverständnis hat. Und besser als vor 200 Jahren, behaupte ich jetzt hier in meinem geistigen Universum. Aber wenn andere anderes meinen, haben die ihr Universum. Wir leben also in verschiedenen Universen und wir können, wenn wir mit anderen Menschen zu tun haben, durchaus eben sagen, „Du wohnst in einem anderen Universum, ich kann es ein bisschen verstehen. Dennoch muss ich jetzt sagen, in dem Fall habe ich die Verantwortung und in diesem Kontext ist mein Universum das Entscheidende.“ Ich gebe euch ein anderes Beispiel. Ich bin ja hier Leiter des Ashrams und dort habe ich manchmal auch Aufgaben, die nicht nur angenehm sind. Früher habe ich z.B. auch 4-wöchige-Yogalehrerausbildungen geleitet und da gibt es ab und zu mal jemand, der hat gesagt, „Ich bin hier in der Natur und da sind so schöne Bäume. Ich finde es viel besser, als morgens dort zu sitzen und den ganzen Tag zu sitzen, dort morgens einen Spaziergang zu machen und dort mit den Vögeln zu kommunizieren und den Bach zu spüren und zur Quelle zu gehen und mich an einen Baum zu setzen. Ist doch viel besser.“ Jetzt könnte ich reagieren oder hätte reagieren können, „Die Yogaschüler von heute. Undisziplinierter Haufen. Zu meiner Zeit vor 28 Jahren war das anders. Als ich die Yogalehrerausbildung gemacht habe, um 4:00 Uhr waren da fünf bis sechs Leute schon aufgestanden. Ich habe Pranayama gemacht erstmal 2 Stunden vor 6:00 Uhr und der andere hat zwei Stunden Asanas gemacht. Der nächste hat zwei Sunden Harmonium gespielt und der nächste hat zwei Stunden meditiert. Die Jugend von heute oder die Schüler von heute, denen muss ich es jetzt zeigen und sagen,  undisziplinierter Mensch, der du bist. Uneinsichtig. Unreif.“ Dann wäre ich selbst unreif. Oder ich kann eben sagen, „Du magst ganz recht haben. Vielleicht ist es für dich schön, morgens spazieren zu gehen. Vielleicht ist es für dich schön, mit Bäumen und Blumen zu kommunizieren. Und vielleicht solltest du in Yogaferien überwechseln. Da kannst du das nämlich sehr gut machen. Du bist jetzt in einer Yogalehrerausbildung und damit gelten die Regeln der Yogalehrerausbildung. So wie die Richtlinien sind und die Richtlinien sind aus gutem Grunde so. Und die Yogalehrerausbildung ist ein eigenes Konzept und sie führt, wenn man sich daran hält, zu einer gewissen inneren Transformation, sie führt dazu, dass man klassisches Yoga in der Tradition von Swami Sivananda und Swami Vishnu-devanandadevAnanda versteht und erfährt.“ Aber deshalb, der andere, der das andere denkt, ist ja deshalb nicht schlecht. Und wenn er dann aussteigt, dann bin ich nicht böse. Ich bedauere es manchmal, denn ich habe es noch nie erfahren, dass jemand nach vier Wochen gesagt hat in der Abschlussrunde oder auch schriftlich, „Ich wünschte, ich wäre nach fünf Tagen ausgestiegen oder nach drei Tagen.“ Aber sehr häufig kommt es, dass sie dann sagen, „Nach einem oder zwei Tagen wollte ich fliehen und habe mir gedacht, wo bin ich hier hineingeraten, aber ich bin mir selbst dankbar, dass ich durchgehalten habe.“ Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit meine. Das ist auch so eine Jnana-Yoga-Einstellung. Es gibt keine objektive Wirklichkeit und es gibt letztlich nicht objektiv richtig und objektiv falsch. Was in dem einen Kontext richtig ist, ist in einem anderen Kontext unrichtig. Auch wenn wir z.B. von Ahimsa sprechen, jetzt von der Ethik, ist auch eine Frage. Da gibt es auch wieder Kontexte, wo es richtig ist oder unrichtig. Einen Menschen umzubringen ist richtig oder nicht richtig? Grundsätzlich klar, unrichtig, ethisch falsch. Aber angenommen, dort gibt es jemanden, der hat eine Atombombe und ist auf einem Hochhaus und hat den Zünder und will ihn gerade rausnehmen. Gegenüber hat die Polizei einen Scharfschützen postiert. Ist es jetzt richtig, wenn die Polizei diesen, der gerade die Hand an diesen Zünder hat, erschießt oder ist es falsch? Ich glaube, hier wird fast jeder der Meinung sein, es ist richtig. Es wäre sogar falsch, wenn der Schütze zögern würde. Aber in einem anderen Weltanschauungskontext könnte man es wieder anders sehen. Nur in dem Weltanschauungskontext des Yogas und im Weltanschauungskontext des Rechtssystems der Bundesrepublik Deutschland, die glücklicherweise weitestgehend, mindestens in ihren Grundsätzen, identisch sind, dort gelten diese Prinzipien. Aber das heißt nicht, dass sie in jedem Kontext die richtigen wären. Dennoch, aus einem Kontext heraus muss man Entscheidungen treffen, ohne den anderen zu verurteilen. Das ist durchaus auch etwas, was wir ja in der heutigen Zeit nicht nur in Yogakreisen haben, sondern insgesamt. Menschen haben unterschiedliche Motive, die Motive haben ihre Begründung, Begründungen in der Grundstruktur des Menschen, Begründungen in Genen, Begründungen in ihrer Erziehung, Begründung in wie auch immer. Jeder Mensch hat irgendwelche nachvollziehbaren Gründe, warum er so handelt, wie er handelt, dennoch, im zwischenmenschlichen Zusammenleben ist halt manches angemessen und manches nicht angemessen. All das gehört zur Viveka von Satya und Mithya. Und wenn ihr darüber so ein bisschen nachdenkt, hoffe ich, dass ihr künftig noch mehr von euch selbst abstrahieren könnt. Never trust your mind, also, trau deinen eigenen Geist nicht. Also nicht im Sinne, alles was man denkt, dass man das gleich für wahr hält und jede Emotion, die geschieht, für angemessen hält, das ist der eine Aspekt. Never trust your mind and don‘t take yourself zu seriously, nimm dich selbst nicht zu ernst. Das, was man denkt und fühlt, ist eine Möglichkeit der Wahrnehmung. Durchaus in seinem Kontext auch eine gute, aber manchmal muss man auch nicht danach handeln. Und das ist eben auch wieder das, was der Jnana Yogi kann, auch in dieser Viveka Atma-AnAtma, er kriegt eine Wahrnehmung, die auch emotional sein kann und er sagt, „O.k., das sagen mir jetzt also meine Gedanken, das sagen mir meine Emotionen, aber ich bin das nicht. Ich habe eine gewisse Freiheit dem zu folgen oder nicht zu folgen und ich habe auch die Freiheit zu sagen, das glaube ich jetzt nicht, dass das so korrekt ist.“ Die Unterscheidung geht aber noch weiter. Also, Interpretation, Wahrnehmung, Reflexion im eigenen Universum.

Teil 99 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Moderne Physik und Vedanta Jnana Yoga

Es ist noch wichtiger, zu sehen, ein objektives Universum gibt es auch nicht in soweit, dass wir es nur interpretieren und vielleicht auch zum Teil schöpferisch verändern und schöpferisch gestalten, sondern man kann noch weiter gehen. Wenn wir jetzt nämlich z.B. die Physik noch weiter treiben, da gibt es keine Materie, es gibt keine Atome im Sinne von unteilbaren Partikel - Atomos heißt ja unteilbar - sondern alle Atome bestehen aus Elektronen, Neutronen und Protonen. Und die Elektronen, Neutronen, Protonen wiederum entstehen aus anderen subatomaren Partikeln. Und das sind aber letztlich keine Partikel, sondern in der Interpretation der Quantenphysik sind letztlich diese subatomaren Teilchen Wahrscheinlichkeitswolken, dass da eine Energie ist oder auch nicht ist. Also manchmal ist da etwas und manchmal ist auch nichts da. Das ist das Faszinierende. Es gibt ja dieses Buch „Der Tao der Physik“ oder „Die tanzenden Wu-Li-Meister“, inzwischen sind die ja in der zigsten Auflage und auch noch mit neueren physikalischen Erkenntnissen noch mal aktualisiert, aber letztlich, es gibt nicht wirklich eine Materie, es gibt auch nicht wirklich eine feste Schwingung und eine feste Energie, es gibt nur Wahrscheinlichkeitswolken. Also es könnte sein, dass plötzlich Narendra dort nicht sitzt. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering, denn irgendwann sind die Partikel da und wieder nicht da und über so viele subatomare Energieladungen ist es dann doch unwahrscheinlich, dass plötzlich alle mal verschwinden. Aber vom Mathematischen her ist es nicht undenkbar. Es ist daher durchaus auch denkbar, dass Menschen mal ganz unsichtbar werden. Es ist auch denkbar, dass man durch Wände durchgehen kann. Überhaupt, dass sind alles nur subatomare Ladungen im Nichts, also eigentlich, hier ist nichts Festes, sondern da sind irgendwelche subatomare Ladungen. Des Weiteren, wir nehmen die Welt wahr in Zeit, Raum und Kausalität. Wir interpretieren immer, dass irgendetwas eine Ursache von etwas anderem ist. Z.B., ihr könnte jetzt gerade mal gucken. Was ist die Ursache, warum eine Hand in die andere Richtung geht? Es sieht aus, ab ob die eine Hand die andere schubst, oder? Aber das Schubsen allein bewirkt gar nichts. Es ist einfach, man schreibt diese Kausalität zu. Also, unser Geist stellt immer wieder Ursache-Wirkungsverhältnisse fest, die es so nicht gibt.

Teil 100 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Die Zeit ist subjektiv

Auch die Zeit ist nicht gleich, wie ihr wisst. Es gibt keine gleichmäßig fließende Zeit. Angenommen, ihr wartet eine Stunde am Flughafen und ihr trefft dort euere beste Freundin aus der Jugendzeit. Ihr habt euch lange nicht gesehen und ihr versteht euch weiter besonders gut. Ihr habt jetzt 60 Minuten, um miteinander zu sprechen. Wie lange dauern die 60 Minuten? Sie gehen sehr schnell vorbei. Und angenommen, ihr seid dort am Flughafen und ihr trefft dort jemanden, die Nervensäge von früher, die euch schon damals gelangweilt hat und ihr könnt dem aber nicht entgehen, mindestens meint ihr das. Wie lange dauern diese 60 Minuten? Ewig, subjektiv. Aber es geht auch noch weiter, wer sich mit Einsteinscher Relativitätstheorie mal beschäftigt hat. Ereignisse, die der eine… Nehmen wir an, es gibt zwei Ereignisse, A und B und A ist die Vergangenheit, B ist die Zukunft. Der eine sieht, dass erst A passiert und dann B und ein anderer sieht erst B und dann A. Das gibt es tatsächlich als Gedankenexperiment von Einstein. Irgendwo mehrere gehen in nahe Lichtgeschwindigkeit aneinander vorbei und dann sieht der eine das eine Ereignis zuerst und dann das andere und der andere umgekehrt. Oder es gibt auch die subatomaren Teilchen, die Antimaterie, die verhält sich so, als ob sie in der Zeit rückwärts fließt. Also angenommen, wir würden mal einen Moment lang innehalten und uns mit einem subatomaren Teilchen unterhalten und vielleicht bilden ja die subatomaren Teilchen auch Körper und die könnten vielleicht sogar sprechen und dann könnten die uns erzählen, was als nächstes passiert und wir könnten denen erzählen, was als nächstes bei ihnen passiert. Und dann ist sogar denkbar, die subatomaren Teilchen kommen vom Tod, sind erst sehr groß, schrumpfen immer weiter und irgendwann verschwinden sie im Mutterleib, muss ja nicht nur andersherum gehen. Wenn wir darüber nachdenken, was ist jetzt wirklich?

Teil 101 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Frage: Ist die Welt mehr als ein Traum?

Und wir können noch einen Schritt weitergehen und das ist Traum, eine der im Jnana Yoga meistbenutzten Analogien. Angenommen, wir würden jetzt träumen. Wir würden jetzt träumen, wir sind im Haus Yoga Vidya bei einem Seminar, „Viveka-Chudamani“. Jetzt Preisfrage, woher wüssten wir, dass wir träumen und dass es nicht wirklich ist? Also, im Traum weiß ich nicht, dass ich träume. Wenn wir träumen, denken wir, dass es eine Wirklichkeit ist. Ich spreche jetzt von dem „echten“ Traum. Es gibt natürlich auch Träume, dann weiß man, dass man träumt. Die ganze Sache erscheint einem so ein bisschen verdächtig und so weiß man, das ist irgendwo nicht so richtig. Aber im „echten“ Traum, dort wissen wir nicht, dass wir träumen und es erscheint alles als Wirklichkeit. Ich bin einer der jetzt in dem so genannten Wachzustand so öfters mal auch überlegt, „Wache oder träume ich? Ist die Welt wirklich oder ist sie unwirklich?“ Und mir erscheint öfters das Ganze so wie ein ablaufender Traum und dann löse ich mich mal so ein bisschen davon und richte meinen Geist auf das, was hinter diesem ablaufenden Traum ist. Und es passiert mir dann auch öfters im Traum, dass ich überlege, „Ist das jetzt wirklich oder unwirklich?“ und manchmal frage ich mich im Traum, „Träume ich oder bin ich wach?“ Und paradoxerweise komme ich dann im Traum fast immer zum Schluss, „Ich bin wach.“ Und manchmal im Traum geschehen Dinge, die irgendwie komisch sind. Manchmal im Traum, wenn ich dann Asanas übe, bin ich dann flexibler als Narayani und manchmal wundere ich mich dort, warum ich jetzt heute wieder so viel flexibler bin. Da ist zum Teil noch die Erinnerung an den Wachzustand, aber dann ist Traum und dann überprüfe ich und gucke, „Kann das überhaupt sein?“ und stelle dann fest, „Ja, ist tatsächlich so.“ Oder manchmal in der Meditation, wo ich dann sitze, plötzlich habe ich das Gefühl, ich hebe ein bisschen ab und dann überlege ich, „Kann das überhaupt sein oder ist es im Traum?“, aber irgendwo ansonsten erscheint alles ganz normal. Oder auch im Traum habe ich manchmal schöne Meditationserfahrungen und manchmal auch keine schönen Meditationserfahrungen, manchmal sind Dinge schön, manchmal nicht so schön. Manchmal unterrichte ich auch Yogastunden im Traum. Und immer dann, wenn ich zum Schluss komme, „Träume ich jetzt oder kann das so sein?“ und dann zu dem Schluss komme, „Ja, es ist anscheinend doch wirklich.“, dann wache ich kurz danach auf. So ein bisschen wie, das Schicksal sagt mir, „Siehste, so kannst du dich täuschen.“ Jetzt angenommen, wir würden jetzt träumen und wir würden uns mit anderen Menschen unterhalten. Würden die jetzt individuelles Bewusstsein haben oder nicht haben? Also, wenn ihr mit anderen Menschen im Traum sprecht, wie verhalten die sich? „Normal“ Was ist normal? Also, sie verhalten sich wie im Wachzustand. Also, alle Personen in eurem Traum, was sind die eigentlich? Manifestationen eures Geistes. Unterbewusstsein schafft die Kreaturen des Traumes. Und das Interessante ist, euer Unterbewusstsein schafft diese Traumwelt, schafft die ganzen Einzelseelen der Traumwelt, schafft die ganzen Naturgesetze, schafft die Welt. Wie alt ist übrigens die Welt des Traumes? Ich muss immer lachen, wenn Menschen sagen, „Ich habe in 10 Minuten mehrere Tage geträumt.“ Ist das richtig? Angenommen, ihr träumt, dann träumt ihr ein Universum und wie alt ist dieses Universum? Milliarden und Abermillarden Jahre, vielleicht sogar ewig. Im Moment, wo ihr im Traum seid, ist es ja nicht so, dass ihr euch erinnert, „Vor drei Tagen gab es nichts, vor drei Tagen ist das Universum plötzlich gekommen und da waren wir so und so.“, sondern sowie man im Traum ist, kann man sich ja auch an die Vergangenheit erinnern, aber nicht nur an die Vergangenheit erinnern. Angenommen, ihr wärt ein Physiker im Traum, ist sogar möglich, dass die Traumwelt anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgt wie die Wachwelt und ihr könnt sogar dann vielleicht im Traum als Geophysiker oder Astrophysiker ein Alter der Welt bestimmen. Also, wir schaffen die gesamte Welt, Jagad. Wir schaffen die Einzelseelen, die sich wie Einzelseelen verhalten, mit psychischen Störungen und allem. All das können wir schaffen. Und dann schaffen wir noch dazu einen, mit dem wir uns typischerweise identifizieren. Manchmal gibt es vielleicht auch Träume, wo man irgendwo so eine Art Landschaftsbilder, wo man die Beobachterperspektive hat, aber meistens im Traum identifiziert man sich mit einer Traumgestalt und sagt, „Ich bin diese Person.“ Relativ häufig mag sie sogar ähnlich aussehen, wie im Wachbewusstsein, aber nicht immer. Wer von euch hat schon mal geträumt und da war er jemand, der doch ein gutes Stück anders ausgesehen hat als im Wachzustand? Gar nicht mal so viel. Die meisten scheinen sich im Traumzustand ähnlich zu sehen, wie im Wachzustand oder können sich nicht mehr so ganz daran erinnern. Aber es gibt die Möglichkeit, dass man im Traumzustand jemand ganz anderes ist. Jetzt sagen die Yogis, die Wachwelt ist letztlich nur ein Traum. Und hier können wir auch die ganzen Jnana-Yoga-Ausdrücke finden. Eine einzige Wirklichkeit hinter der ganzen Welt, Brahman, das Bewusstsein an sich. Atman ist dann die Seele, die sich manifestiert als Jiva. Man fühlt sich im Traum als Individuum. Man hat verschiedene Upadhis, ein Aussehen usw., mit dem man sich identifiziert. Es gibt im Traum ein Jagad, ein Universum. Und in diesem Universum gibt es dann verschiedene Dichtigkeitsstufen, physisches, astrales, kausales Universum. Es gibt verschiedene Einzelseelen, mit denen wir kommunizieren.

Teil 102 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Die Welt als Traum Gottes

Aber was ist das einzig Wirkliche hinter dem ganzen Universum des Traumes? Das einzig Wirkliche ist Brahman. Hinter der ganzen Traumwelt ist aber auch irgendwo eine Intelligenz, so eigenartig sie sich verhält, dennoch, irgendwo hängt es doch zusammen. Und so gibt es im Traum, kann man sagen, Ishwara, Gott, die Schöpferkraft des Traumes. Denn, wenn wir subjektiv im Traum drin sind, dann können wir ja die Welt nicht beeinflussen, sie läuft aber trotzdem ab. Man kann sagen, unser Wachbewusstsein manifestiert sich als Schöpfer-, Erhalter- und Zerstörungskraft im Traum, ist so etwas wie Ishwara dort. Dadurch entsteht eine Welt, die irgendwo auch nach Gesetzmäßigkeiten abläuft. Ich bin die gleiche Person, wie in allen Einzelseelen. Aber wann wissen wir überhaupt, dass wir geträumt haben? Wir wissen es dann, wenn wir aufwachen. Wenn wir aufgewacht sind, dann wissen wir, „Ich habe nur geträumt.“ Und so ähnlich, Hundertprozent sind wir, dass wir geträumt haben, dass wir jetzt, in diesem Moment, Wachbewusstsein träumen, wann sind wir dort Hundertprozent sicher? Wenn wir aus diesem Wachbewusstsein aufwachen. Und wie nennt sich dieses Aufwachen aus dem Wachbewusstsein? Nirwikalpa Samadhi oder wahres Jnana, wahres Wissen. Bis dahin können wir in dieser Analogie denken. Wir können uns bewusst machen, die ganze Welt, so wie sie ist, besteht letztlich aus Bewusstsein. Dieses Bewusstsein manifestiert sich scheinbar in Elektronen, Neutronen und Protonen, Energien, physische Energien und astrale Energien und dann gibt es einen subjektiven Geist und der schafft aus diesem noch mal ein eigenes kleines Universum und andere schaffen ihr Universum und dann kann man auch miteinander kommunizieren, aber alle Universen zusammen unterliegen irgendwo auch einer bestimmten Gesetzmäßigkeit und hinter dem ganzen manifesten, physischen Universums des Wachbewusstseins gibt es auch eine göttliche Kraft, die kann man Ishwara, Gott, nennen oder wie auch immer wir sie nennen wollen. Aber all das ist nur eine Manifestation von Brahman. Jetzt gibt es noch etwas, was man in der modernen Traumkunde weiß, das nennt sich luzides Traumbewusstsein. Luzides Traumbewusstsein heißt, man weiß, dass man träumt und träumt trotzdem weiter. So kann einem das Träumen interessante Erfahrungen schenken und wenn man weiß, dass man träumt, dann kann man auch den Traum ein bisschen verändern. Manche von euch kennen das vielleicht, dass man vielleicht morgens aufwacht und es ist doch sehr früh und denkt, „Anstatt dass ich die Zeit jetzt gleich nutze, die zusätzliche Stunde für eine zusätzliche Stunde Pranayama, will ich jetzt einfach noch mal so ein bisschen vor mich hindösen, auch, wenn ich ganz wach bin. Und dann in diesem Hindöszustand kann es einem passieren, dass man dann in so einen leichten Traumzustand abgleitet, aber man weiß, dass man träumt und dann kann man diesen Traumzustand auch so beeinflussen, wie man ihn gerne hätte. Oder wenn man aus einem unangenehmen Traum so halb aufgewacht ist, kann man den unangenehmen Traum noch schön zu Ende führen. Also, wenn man weiß, dass man träumt, dann kann man ein bisschen amüsierter den Traum anschauen. Man kann auf den Traum ein bisschen Einfluss nehmen. Man kann noch mal schauen, ob man die Traumwelt ein bisschen verändern kann. Oder man kann aus dem Traum rausgehen.

Teil 103 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Der Jivanmukta, der Erleuchtete, der Heilige

Und so ist die Erfahrung eines Jivanmuktas, der Jivanmukti erreicht hat. Nirvikalpa Samadhi führt zu Jivanmukti, also lebendige Befreiung. Der lebendig Befreite ist weiter im luziden Traumbewusstsein. Er weiß, dass die Welt, wie er sie wahrnimmt, eine Traumwelt ist, er weiß aber auch, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Alle anderen sind auch das unsterbliche Selbst und hinter allen steckt nur Brahman.“ Er kann dort jederzeit rausgehen und in Nirvikalpa Samadhi verharren, er kann aber auch jederzeit wieder in diese Traumwelt hineingehen als Jivanmukta. Dann ist manchmal die Frage, sollte man allen im Traum nicht helfen, aufzuwachen? Könnt ihr mal selbst überlegen. Wenn ihr das nächste Mal träumt und aufgewacht seid, könnt ihr überlegen, „Will ich jetzt aufgewacht bleiben oder noch mal probieren, in meinen Traum heute Nacht hineinzukommen, um dann jedem im Traum zu erzählen, wach doch auf. Und erst, wenn alle in meinem Traum, alle zehn Milliarden Menschen, von denen ich im Traum geträumt hatte, aufgewacht sind, dann komme ich ins normale Leben zurück.“ Dann wärt ihr eine Weile beschäftigt. Glücklicherweise in unserem Traum ist so was gar nicht möglich, das Wachbewusstsein wird uns aus dem Traum irgendwann herausholen. Und so gibt es jenseits der Traumwelt, der Wachtraumwelt, gibt es Brahman, das Unendliche und das Ewige. Und es gilt, dass wir, solange wir im Traum sind, uns dessen bewusst sind, dass wir im Traum sind, dass alles eine Manifestation von Brahman ist, dass jeder, mit dem wir zu tun haben, nichts anderes ist als eine andere Traumgestalt, dass wir aber im Tiefsten eins sind mit dem anderen. So wie ein Traum für den Wachen, für den Menschen aus dem Wachzustand, irgendeine Bedeutung hat, die aber der Traummensch nicht verstehen kann. Die moderne Psychologie gibt ja viele Gründe, weshalb es gut ist, dass man träumt und weshalb es wichtig ist, dass man träumt. Aber die Traumgestalt weiß nicht, warum der, der träumt, träumt, aber er erfüllt seinen Part. So ähnlich, in dieser Wachwelt wissen wir auch nicht Hundertprozent, warum diese Welt so ist und was unsere Aufgaben sind. Wir leben unser Leben in dieser Traumwelt, führen es so gut, wie wir können, aber lassen ganz - letztlich auch irgendwie - los und können das Ganze etwas entspannter angehen. Aber es gilt, unseren Part zu spielen, es gilt, ihn richtig zu spielen, es gilt, uns der Einheit von allen bewusst zu werden, bewusst zu werden, dass wir eins sind mit jedem, mit dem wir es zu tun haben, dem angenehmsten Zeitgenossen und dem unangenehmsten und es gilt auch letztlich, aufzuwachen. Das unterscheidet vielleicht den Wachzustand vom Traumzustand. Aus dem Traumzustand wacht man von selbst auf, aus diesem Wachzustand nicht ganz so. Wir können zwar auch im Traumzustand etwas dafür tun, um aufzuwachen. Wenn man irgendwie eine Ahnung hat, dass man träumt, dann kann es einem im Traum gelingen, aus dem Traum auch herauszukommen. Auch die Erfahrung hatte ich so ab und zu mal gemacht, wo irgendwo ein unangenehmer Traum ist, aber irgendwo weiß ich, „Das kann nicht richtig sein, das ist ein Traum und jetzt wache ich auf.“, dann gelingt es tatsächlich auch, aufzuwachen. Aber meistens wacht man ja einfach so auf. Und so ist es hier. Wenn wir uns bewusst werden, „Ich träume, ich will aufwachen.“ dann können wir uns bemühen, aufzuwachen und wenn die Zeit reif ist, wachen wir auch tatsächlich auf.

104. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Vedanta im Alltag

Wir kommen zum letzten Teil dieses Seminars, dieser Weiterbildung, der Beschäftigung mit dem Viveka-Chudamani und da ist es noch mal besonders wichtig, dass ihr euch vergegenwärtigt, dass das Studium dieser Schrift und die Behandlung mit diesen großartigen Weisheiten etwas Wichtiges ist. Es mag zwischendurch etwas theoretisch klingen und man mag überlegen manchmal, „Was hat das mit meinem praktischen Leben zu tun?“, aber es hat sehr viel mit dem praktischen Leben zu tun, es hat sehr viel mit dem Alltag zu tun, es hilft uns nämlich, das zu erkennen, was tatsächlich wichtig ist. Auf gewisse Weise ist Jnana Yoga nicht der Aufregendste alle Wege. Es gibt keine Farben der Chakras, es gibt nicht ständig irgendwas Neues und angenommen, ich hätte euch jetzt während dieser Woche mit Sanskrit-Worten bombardiert und euch alles über Jahad Lakshana, Jahad-Ajahad Lakshana und Bhagatyaga Lakshana und die 22 Nyayas und noch mal alle Wiederholungen aller 5 Koshas, wäre sehr theoretisch gewesen. Obgleich ich das vielleicht auch irgendwann mal mache. Aber nicht umsonst habe ich am Anfang relativ viel interpretiert über dieses Mumukshutwa und das gilt es sich wieder bewusst zu machen. Mumukshutwa, der intensive Wunsch nach Befreiung. Manchmal kommen dann natürlich auch verschiedene Prüfungen auf dem Weg. Am Anfang sagt man, „Ja, ich will die Befreiung erreichen.“, aber wehe, es gab nicht genügend Kartoffeln. „Ich bin eins mit dem Unendlichen. Ich bin nicht dieser Körper, nicht diese Gedanken.“ aber wehe, jemand hat mich schräg angeschaut. Man kann ruhig sich ärgern, man kann ruhig schlechter Laune sein, alles o.k. Vom Jnana-Yoga-Standpunkt aus ist das letztlich unerheblich. Auch - erinnert euch - es gibt die Shatsampat 1. Grades und 2. Grades. 1. Grades wäre diese Gleichmut, man wird gar nicht mehr berührt davon. Shatsampat höheren Grades oder einfacheren Grades, könnte man auch sagen, ist, man hat ruhig auch Emotionen, aber man identifiziert sich nicht damit. Denn letztlich sind auch die Emotionen nicht unsere eigenen Emotionen, die laufen irgendwo ab. Geärgert haben sich schon so viele andere Menschen. Glaubt ihr das? Oder glaubt ihr, dass euer persönlicher Ärger der einzige ist in diesem Universum? Mindestens ist er der schlimmste oder der besonderste, oder? Oder, dass euer Wunsch nach irgend etwas so besonders ist? Letztlich laufen kosmische Geschehen in jedem einzelnen ab. Das ist so ähnlich, angenommen, ihr fahrt mit dem Zug von hier nach Kassel-Wilhelmshöhe und dann schaut man dort raus und man sieht, wie wunderschön die Landschaft ist und aus jedem Fenster guckt jemand anderes raus und sieht die gleiche Landschaft. Ist das jetzt meine persönliche Erfahrung? Wie viel Millionen Fahrgäste haben schon die schöne Landschaft dort gesehen. Letztlich läuft Erfahrung ab, aber wir sind nicht diese Erfahrung. Und wenn ihr jetzt die Intensität von Mumukshutwa und die Intensität des Wunsches, die Wahrheit zu erfahren, weiter steigert, dann kann es noch die nächsten Tage besonders tief werden und kann besonders viel bedeuten.

105. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Was ist Wahrheit? Was ist das Selbst?

Ich hatte heute Morgen über die Unwirklichkeit der Welt gesprochen, von verschiedenen Gesichtspunkten her. Und es gibt eine Menge von Vergleichen, die uns zeigen, dass diese Welt unwirklich ist. Ich will da noch ein paar klassische Analogien gebrauchen und danach ein paar Worte sagen, „Was ist überhaupt die Welt?“ Und dann gehen wir noch durch einige weitere Verse des Viveka-Chudamani, wo Shankara ganz besonders klar uns macht, „Was ist Wahrheit? Was ist Selbst?“ und auch immer wieder natürlich, was das Selbst nicht ist. Wobei ich jetzt so ein paar Verse herausgeschrieben habe und ich will ein bisschen mehr auf die Verse eingehen, die beschreiben, wer man wirklich ist und was wirklich Wahrheit ist, denn über das, was wir nicht sind und das, was die Welt nicht ist, da habe ich relativ ausführlich gesprochen, vielleicht in etwas modernerer Ausdrucksweise als Shankara. Allerdings, wenn er über das Selbst spricht, da gibt es weder modern noch alt, denn das Selbst ist immer gleich geblieben. Unsere Erfahrung der Welt ist auf der einen Seite gleich, aber auf der anderen Seite auch unterschiedlich. Die Hungersnöte, die zu Shankaras Zeit allgegenwärtig waren, die Schlangenbisse, die allgegenwärtig waren, die Skorpionbisse und die Seuchen und Trockenheiten und Überschwemmungen und auch letztlich Kriege, die zu seiner Zeit in Indien in den Regionen, wo Shankara gelebt hat, immer wieder waren, die es auch heute auf der Erde gibt, aber das ist für uns hier, in unserer Insel der Seligen, nicht so ganz gegenwärtig. Deshalb gebraucht Shankara oft diese Beispiele, die seine Mitmenschen drastisch vor Augen gehabt haben. Auch, wie unsicher diese Welt ist und wie leidvoll die Welt sein kann.

106. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die Welt ist unwirklich - Adhyaropa im Vedanta

Das klassische Beispiel, das ich noch mal erwähnen will für die Unwirklichkeit der Welt, ist welches? Schlange und Seil. Also angenommen, wir treten über ein Seil und denken, es ist eine Schlange, dann haben wir Angst. Ist das Seil jemals zur Schlange geworden? Nein. Ist aber für denjenigen, der die Schlange gesehen hat, war die Schlange für ihn wirklich? Ja. Dennoch ist das Seil niemals zur Schlange geworden und die Schlange nicht zum Seil. Da gibt es einen bekannten Ausdruck dafür, das nennt sich Adhyaropa, super imposition, wird es auf Englisch übersetzt. In deutscher Terminologie wird es manchmal als Projektion bezeichnet oder auch als Darüberstülpung, man stülpt eine Bedeutung über etwas, was es nicht hat. Oder die zweite Analogie ist Stein und Hund. Angenommen, ein Mensch geht spät abends… Das Beispiel gibt es in verschiedener Form. Angenommen, es gibt einen Landstreicher. Der geht so an der Mauer von einem großen Anwesen vorbei und er sieht dort wunderschöne Mangobäume. Und da sind reife Mangos und sie duften. Dann denkt er, „Ach, da könnte ich mir doch ein paar nehmen.“ Und gerade als er dabei ist, sich über die Mauer drüber zu schwingen, dort sieht er einen Hund. Einen großen Hund, zähnefletschend, eine Pfoten gehoben und sofort springt er wieder runter. Dann geht er ein bisschen weiter und ein bisschen weiter ist keine Mauer, sondern ein Gitter und da sieht er immer noch diesen Hund. Zähnefletschend, schreckerregend, Pfote oben, bereit zu springen. Dachte er, „Das ist jetzt aber komisch, der sitzt da jetzt schon eine ganze Weile.“ Er schaut noch ein bisschen näher und dann stellt er fest, das ist kein Hund, sondern eine Statue. Und als er das sieht, dass da eine Statue ist, dann verliert er alle Angst, er klettert drüber und genießt diese wunderbare Mango. Ähnliche Analogie in diesem Leben. Wir haben vor allem Möglichen Ängste, weil wir alles Mögliche auf diese Welt drauf projizieren. Wenn wir aber erkennen, dass diese ganze Welt Brahman ist, dann brauchen wir keine Ängste zu haben. Eine nächste Analogie ist eine modernere Analogie, die aber von diversen Jnana-Yogameistern verwendet wird. Es ist die Analogie vom Kinofilm. Angenommen, wir gehen in einen Kinofilm. Und dann setzen wir uns hin und dann sehen wir ein ganzes Drama ablaufen. Was ist in dem ganzen Kinofilm wahr geblieben? Was bleibt da die ganze Zeit? Die Leinwand bleibt. Alles andere ist nicht real. Tut sich irgendwas auf der Leinwand? Gibt es dort irgendeinen großen Helden, der dort kämpft mit den bösen Verbrechern, der den Mörder findet? Nichts davon. Es bleibt immer Leinwand. Aber wenn Menschen in diesen Film reinkommen, dann weinen sie, sie lachen, sie erschrecken, sie freuen sich und - mindestens wenn es ein Hollywood-Film ist - gibt es irgendwie zum Schluss ein Happy End und alle gehen dann freudig beschwingt aus dem Kino. Aber was ist die ganze Zeit auf der Leinwand passiert? Nichts. So ähnlich, die Leinwand ist wie Brahman, auch das Licht ist wie Brahman. Maya ist dann wie dieser Film. Maya scheint dieses Licht teilweise wegzunehmen und dann manifestieren sich all diese Formen. Und letztlich der Filmdirektor, der das Ganze entwickelt hat, ist wie Ishwara und wir, die wir dort gefangen sind in diesem Film und dazu geht man ja in den Film, dass man alles andere vergisst und nach Möglichkeit sich auch identifiziert, wir werden kleine Jiva. Typischerweise identifiziert man sich mit einer Person in dem Film. Mit wem typischerweise? Mit der Hauptperson. Und zwar letztlich egal, ob die Hauptperson wirklich ein Held ist oder ein Verbrecher. Manche von euch haben sich vielleicht beschäftigt mit der Theatertheorie von Berthold Brecht. Er wollte das ja gerade umgekehrt machen. Er wollte vermeiden, dass die Zuschauer sich mit einem Menschen identifizieren und den toll finden. Wenn ihr „Mutter Courage“ z.B. gesehen habt. Er hat alle möglichen Elemente eingebaut, denn eigentlich „Mutter Courage“ ist ja mehr gedacht, so soll man nicht sich verhalten wie Mutter Courage. Das ist genauso, wie ein Mensch sich nicht verhalten soll. Das wollte er sehr genau damit zeigen. Aber was macht man als Zuschauer, wenn man Mutter Courage anschaut? Man fühlt mit dieser Frau, man versteht sie und irgendwo bangt man mit ihr. Letztlich, Mensch hat eine Neigung, sich zu identifizieren. Wenn wir in ein Schauspiel gehen, mit irgendjemand müssen wir uns identifizieren, ansonsten würde es langweilig. Und genauso, wir sind jetzt in diesem Schauspiel der Welt, muss man sich halt mit irgendjemandem identifizieren, am nahe liegendsten ist, mit diesem Körper und diesem Geist. Man könnte sich auch mit einem anderen Körper und einem anderen Geist identifizieren. Machen wir auch, wir machen es nämlich, indem der nebenan ist, aber gleichzeitig mit dem. Die beste Analogie ist meiner Ansicht nach allerdings immer noch Traum. Wir sind in einem Traum. Aus dieser Traumanalogie können wir auch noch mal schließen, was ist die Welt wirklich? In einem Traum, gibt es dort - jetzt vom Wachzustand aus gesehen - Materie? Hat es im Traum Materie gegeben? Nein. Hat es dort Bausteine gegeben? Ziegelsteine oder Beton, aus den die Gebäude bestehen? Nein. Haarfärbemittel? Auch nicht. Woraus besteht all das? Letztlich besteht alles aus der Einbildung des Träumenden. Das einzige, was wirklich ist und aus dem ist alles gemacht, das ist die Einbildung des Träumenden. Und letztlich kann man sagen und wie lange existiert der Traum und die Traumwelt? Solange sich da jemand des Traumes bewusst ist. In dem Moment, wo man sich des Traumes nicht mehr bewusst wird, was passiert mit all der Materie des Traumes, mit all den Millionen von Bäumen und Planeten und Sternen? Mit einem Schlag alle weg. Man kann sich natürlich noch fragen, was passiert dort tatsächlich? Vielleicht leben die weiter. Ist auch so die Frage, angenommen, ihr habt irgendwo ein Computerspiel gespielt und ihr schaltet den Computer ab. Was passiert mit den anderen Figuren? Angenommen, es gibt ja diese virtuelle Realität namens Sekond Life. Angenommen, die Firma, die das betreibt, eines Tages stellt sie alles ab. Was passiert mit diesen Zigmillionen von Avataren, wie sie heißen, also künstlich geschaffenen Individuen. Was passiert mit denen? Mit einem Schlag alle weg. Also, im Traum ist eigentlich nur das Bewusstsein da. Und so können wir als Analogie hier

auch nehmen, diese Welt, die ganze Materie der Welt besteht aus was? Aus Bewusstsein. Man kann auch sagen, sie besteht aus der Vorstellungskraft von Brahman. Und so wird manchmal auch gesagt, aus Brahman entsteht Brahma, der Schöpfer und der Schöpfer träumt dieses Universum und wir sind Traumgestalten des Schöpfers. Und hier würde man eben auch sagen, nicht wir als Individuum träumen die Welt, sondern Brahma, der Schöpfer träumt die Welt. Aber jetzt müssen wir wieder aufpassen. Wer ist Brahma und wer sind wir? Ein und derselbe. Wenn Brahma uns träumt, dann gibt es jetzt nicht mehrere Bewusstseine. Da gibt es nicht zum einen Brahma, der träumt, und wir sind Traumgestalten von Brahma und da gibt es Brahma und da gibt es uns und dann träumt Brahma und wir sind auch da. Nein, unser Bewusstsein ist Teil dann vom Bewusstsein Brahmans. Und da ein Bewusstsein nicht Teil eines anderen Bewusstseins sein kann - man kann ja nicht sagen, wie viel Prozent - ist unser Bewusstsein das Bewusstsein von Brahman und die ganze Welt besteht letztlich aus Bewusstsein.

Teil 107 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Quantenphysik und Vedanta

Das ist übrigens auch eine der vielen philosophischen Interpretationen der Quantenphysik. Auch dort gibt es solche, die sagen, alles im Universum kann man noch in weitere Teilchen aufteilen. Nichts ist aber dauerhaft wirklich. Letztlich, wenn man in die ganz kleinen Dinge kommt, gibt es nur noch Wahrscheinlichkeitswolken und die Wahrscheinlichkeitswolken werden beeinflusst von dem, der sich dieser Sachen bewusst ist. Das ist ja die Heisenbergsche Unschärferelation, mindestens den Namen habt ihr alle schon mal gehört, manche haben sich sogar damit beschäftigt. Ich habe mich auch mal damit beschäftigt, muss aber zugeben,  inzwischen weiß ich es nicht mehr so genau und vermutlich habe ich es nie so ganz kapiert, denn es ist mehr oder weniger nur von so ein paar Büchern, aber nicht vom Physik-Universitätsunterricht. Im Wesentlichen sagt es, man kann von einem Teilchen entweder den Ort oder die Richtung und Geschwindigkeit feststellen. Nicht beides. Wenn man die Geschwindigkeit feststellt, weiß man nicht, wo der Ort ist und wenn man den Ort feststellt, weiß man nicht, wo die Geschwindigkeit ist. Und in dem Moment, wo man den Ort misst, dann beeinflusst man das Teilchen. Es gibt nicht so was wie eine objektive Wirklichkeit, welches der Beobachter neutral wahrnimmt, sondern der Beobachter an sich legt mit der Art der Beobachtung fest, wie sich die Wirklichkeit tatsächlich darstellt. Das, was letztlich das Universum schafft, erhält, zerstört, auflöst und beeinflusst und letztlich bestimmt, ist Bewusstsein. Da gibt es sogar moderne Philosophen, die sich auf die Erkenntnisse der Quantenphysik berufen. Es ist jetzt nicht die momentan vorherrschende Theorie, vor dreißig Jahren war die noch mal etwas mehr vorherrschend und dann gibt es andere, aber sie wird weiterhin ernsthaft diskutiert. So ähnlich wie die andere Theorie, die ich euch ja mal vorgestellt hatte, dass jemand sagt, die Welt verhält sich wie eine Computeranimation. So ein künstliches Leben, wo irgendjemand das geschaffen hat, denn, es gibt so viele Zufälle, damit es Leben auf dieser Erde gibt und dass das Leben weiter existiert, trotz aller möglichen kosmischen Katastrophen, da muss irgendjemand dort eingreifen, dass das so funktioniert. Ob wir den jetzt als Computerprogrammierer bezeichnen, ob wir den als Brahma, den Schöpfer, bezeichnen, ob wir ihn als Schöpfergott oder Göttin bezeichnen oder Ishwara oder universelle Intelligenz, ist letztlich egal. Also besteht diese Welt aus Bewusstsein und damit haben wir wieder Chid. Die Welt besteht aber nicht nur aus Bewusstsein, sondern da existiert auch etwas. Und deshalb kommen wir auch wieder nicht nur auf Chid, sondern es existiert etwas und das nennt sich dann Sat, auf gut Sanskrit. Also, etwas existiert, damit diese Projektion der Welt entstehen kann, irgendetwas muss da sein, was projiziert. Angenommen, ihr wolltet jetzt einen Kinofilm schaffen, irgendwas muss da sein. Da muss eine Leinwand da sein, da muss Licht da sein, da muss dieser Film da sein. Gut, heute digital produzierte Filme und projizierte Filme brauchen jetzt nicht mehr so einen Film, der abläuft, aber irgendwas muss da sein. Illusion entsteht, aber damit eine Illusion entstehen kann, muss etwas da sein. Deshalb, diese Welt ist Bewusstsein. Und jetzt kommt auch noch etwas dazu. Jetzt kommt logischerweise das dritte und das ist Ananda. Ananda ist letztlich auch wieder Wonne und Freude ist hinter dem Ganzen. Und in Ananda steckt irgendwo auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Und deshalb, auch in der projizierten Schöpfung gibt es auch etwas, was sich dann eben manifestiert, es manifestieren sich kleine Freuden, es manifestiert sich aber auch Liebe. Und auch dort habe ich mal so eine interessante auch wieder philosophische Interpretation von Astrophysik gelesen. Und da wurde so beschrieben, das Universum verhält sich so, als ob die Sterne sich lieben und man könnte eigentlich das Verhalten der Schwerkraft verstehen als Kraft der Liebe und das würde sich irgendwie anziehen. Das ist jetzt nicht Vedanta, aber es würde sich damit durchaus auch vertragen. Also, ganzes Universum, es gibt ein kosmisches Sein, es besteht aus Bewusstheit und letztlich ist es Freude und Liebe und alle Einzelgestalten werden irgendwo geträumt und jetzt sind wir irgendwo in diesem kosmischen Traum drin und damit sind wir im ganzen Schlamassel. Man kann natürlich sagen, „Ich bin nicht im Schlamassel, mir geht es gut.“ Das können wir so gut sagen. Aber wenn ich z.B. dieses „Om Tryambakam“ wieder sehe und irgendwie, es vergeht keine Woche, ohne dass wir für irgendjemanden „Om Tryambakam“ singen, der Krebs hat. Also, Leiden ist da und dort zu verstehen, „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Gedanken, nicht die Emotionen, all das ist ein Traum, der abläuft. Innerhalb des Traumes spiele ich meine Rolle, aber ich kann auch mir bewusst werden, ich bin Bewusstsein und ich kann mir bewusst werden, alles, war mir widerfährt, ist eigentlich auch nur Bewusstsein.“

Teil 108 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Liebe, Vedanta und Jnana Yoga

Frage: „Wenn Liebe die Grundemotion ist, wie können die anderen Gefühle dort entstehen?“
Wenn sich das universelle Bewusstsein spiegelt in Einzelupadhis, dann wird das, was kosmisch ist, nachher im Kleineren gespiegelt. Also, wenn wir das universelle Sein sind und das Sein spiegelt sich in diesem Körper, dann denke ich, „Ich bin der Körper und der Körper ist beschränkt. Wenn ich das universelle Ananda bin und dann spiegelt sich dieses Ananda in diesem Körper-Geist und dann habe ich kleine Freuden.“ Angenommen, ich bin das kosmische Bewusstsein, welches allwissend ist, eben, es weiß alles, es wird sich widerspiegeln in diesem Upadhi, dann habe ich ein beschränktes Wissen. Und angenommen, diese kosmische, universelle Liebe spiegelt sich wider in diesem kleinen Individuum, dann wird das zur kleinen Liebe. Und auf jeder dieser Ebenen wissen wir, das ist nicht ausreichend. Irgendwo ist man sich bewusst, „Diese Beschränkung, die mein Körper hat und mein Geist hat, das ist nicht o.k.“ Eigentlich müsste ich mehr haben. Deshalb ist der Mensch nie mit irgendwas zufrieden. Er will immer mehr haben. Er kann diesen Drang irgendwo abtöten, er kann ihn ertränken, er kann mit Vernunft sagen, „Verhalte dich doch vernünftig und strebe nicht nach immer mehr.“ und es kann sich dann irgendwo auf bestimmten Ebenen manifestieren, dann will man immer mehr Geld oder immer mehr Anerkennung oder immer mehr Spielzeuglokomotiven. Menschen haben verschiedenste Weisen irgendwo diesem Gefühl, „Es reicht nicht aus.“ zu entgehen, weil sie wissen, „Eigentlich bin ich universell kosmisch.“ Genauso auch, wir haben ein bisschen Wissen. Was wir wissen, reicht nie aus. Deshalb ist der Mensch immer wieder neugierig, will etwas Neues wissen. Aber egal, wie viel Äußeres wir wissen, es wird uns nicht ausreichen. Genauso auch, wir haben so kleine Freuden, gutes Kharoupdessert. Vielleicht habt ihr einen schönen Nachmittag gehabt. Vielleicht diese und jene kleine Vergnügen - es reicht nicht aus, wir wollen mehr haben. Genauso auch, kleine Liebe. Wir mögen diesen Menschen und wir mögen jenen Menschen - es reicht nicht aus. Wir wollen kosmische, universelle Liebe haben und dann ist da ein Mensch. Und ein Mensch ist auch nur beschränkte Liebe. Kein Mensch kann uns die Liebe geben und wiedergeben, die wir eigentlich wollen. Folglich ärgern wir uns, denn wir wollen immer mehr haben. Das ist eine Interpretation. Natürlich kann man das auch noch ergänzen mit der Evolutionsbiologie und der Traum ist ja auch so aufgebaut, dass er irgendwo sich selbst erhält und fortpflanzt. Es wäre ja schlimm, wenn Brahma jede Einzelheit sich ausdenken müsste. In unserem Traum muss man ja auch nicht jede Sache bewusst ausdenken, da gibt es Gesetzmäßigkeiten und die laufen und da haben dann natürlich auf einer beschränkten Ebene auch Ärger und Angst und all das andere auch ihren evolutionsmäßigen Sinn. Aber von einem höheren Philosophischen ist das einfach ein Ausdruck dessen, dass wir wissen, diese Beschränktheit ist nicht ausreichend und ist nicht o.k. Jetzt können wir uns mit allen Menschen streiten, die unserem Anspruch von kosmischer, bedingungsloser Liebe nicht entsprechen oder wir können aufhören, im Beschränkten nach so etwas zu suchen und geben uns im Beschränkten mit beschränkten Manifestationen der Liebe zufrieden und erkennen letztlich, dass auch scheinbar grausame Handlungen oft aus einem Bedürfnis nach Liebe entspringen. Narayani hat irgendwann mal so gesagt, man sollte mal davon ausgehen, von der Arbeitshypothese, dass alle Handlungen, die ein Mensch macht, entweder aus dem Wunsch, Liebe zu geben oder Liebe zu erfahren oder zu erhalten, gemacht werden. Diese beiden Grundmotivationen. Wenn man da so ein bisschen guckt, wird man das tatsächlich sehen können. Da machen die Leute die verquersten Sachen, aber wenn man ehrlich ist, man macht ja manchmal auch verquere Sachen. Oder habt ihr noch nie eine verquere Sache gemacht? Andere machen verquere Sachen, man selbst macht verquere Sachen, so hält sich die Maya aufrecht.

Teil 109 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Sat Chid und Ananda - Atman, das Selbst im Vedanta

„Wie komme ich von Chid und Sat auf Ananda?“ Chid ist erstmal klar, ist Bewusstsein, Traum muss Bewusstsein sein. Sat ist auch klar, es muss etwas geben, sonst gäbe es nichts, was man darüberprojizieren kann. Und irgendwas muss da sein, sonst könnte auch Bewusstsein nicht sein. Auch im Bewusstsein ist ja irgendwo Sein drin. Deshalb, Sat und Chid hängen zusammen. Ananda ist jetzt das Ganze, man kann es letztlich auch wieder von seiner eigenen Bewusstheit aus nehmen. Es ist nicht einfach irgendein neutrales Universum, das einfach nur ist und bewusst ist. Es ist nicht so ein lebloses Universum. Es ist jetzt kein reines Sein mit einer Bewusstheit dabei, sondern da steckt etwas dahinter und das ist Ananda. Man kann auch verschiedene Analogien bringen. Letztlich ist es die Erfahrung eines Selbstverwirklichten. Und nicht nur eines Selbstverwirklichten. Wer von euch in der Meditation schon mal dieses Gefühl hatte von Verbundenheit, von Ausdehnung. Wer die Erfahrung gemacht hat, jenseits des physischen Körpers und jenseits der Persönlichkeit. Ist die Erfahrung einfach eine neutrale, auf einer Glückskala 0, weder minus 5, noch plus 5, sondern einfach 0? Wer schon einmal so einen Meditationszustand andeutungsweise erfahren hat, Glückszustand ist höher als alles, was man in einem physischen Universum beschreiben kann. In dem Moment, wo man sich der Verbundenheit mit allem bewusst ist, ist Ananda da. In dem Moment, wo wir uns getrennt fühlen von anderen, ist das Gegenteil da. Und wenn wir uns ganz einsam fühlen, ist es am allerschlimmsten. Wenn man sich fühlt, „Ich bin anders als alle, keiner mag mich und ich bin ganz getrennt von allem.“
Also, auf den relativen Ebenen kann man es so erklären. Natürlich, auf der absoluten Ebene gibt es kein Gefühl. Nein, die Welt ist nicht vom Herzen, die Welt ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Herz ist letztlich in der Täuschung.
Dann lese ich noch mal ein paar Verse. Zunächst nochmals drei Verse, die über Maya gehen.

 

110. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Was ist Maya?

Das ist ein besonders wichtiger Vers.
„Maya, die Welt des Scheins und deren Ursache ist die Macht der höchsten Gottheit mit dem Namen „die Unoffenbarte“ (Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, vom großen Jnana Yoga und Vedanta Meister Shankaracharya geschrieben um ca. 810 n.Chr, 108. Vers.).
Die Maya ist anfanglose Unwissenheit, besteht aus den drei Grundeigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas und Tamas, ist jenseits von Raum und Zeit und nur von Weisen an ihren Wirkungen erkennbar. Durch sie wird das ganze Universum erschaffen.

Teil 1 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Maya, was ist das?

„Von Maya kann man weder sagen, sie sei existent, noch, sie sei nicht existent, noch sei sie beides zugleich. Sie ist weder vielheitlich, noch einheitlich, noch beides zugleich. Sie besteht weder aus Teilen, noch ist sie ein ungeteiltes Ganzes, noch beides zugleich. Sie ist höchst wunderbar, ihr Wesen ist unbeschreiblich.“ (109. Vers des Viveka Chudamani von Shankaracharya)

Teil 111 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Wie kann Maya überwunden werden? Wie ist die Welt entstanden?

„Maya kann durch Erkenntnis der reinen nichtdualen, absoluten Wirklichkeit überwunden werden. So wie der Irrtum, es handle sich um eine Schlange, durch das Erkennen des Seils aufgehoben wird. Die bekannten Grundeigenschaften von Maya sind Rajas, Tamas und Sattwa mit ihren entsprechenden Wirkungen.“
Es ist ja oft die Frage, „Wie ist diese Welt entstanden?“ Wenn ihr das jetzt hört, was Shankara sagt über Maya und wie ist die Welt entstanden, letztlich, wir wissen es nicht. Er sagt ja, Maya ist weder existent, noch nicht existent. Sie besteht weder aus Teilen, noch ist sie ungeteilt. Sie ist jenseits von Zeit und Raum, schafft aber letztlich Zeit und Raum. Und den Weisen ist sie an ihren Wirkungen erkennbar. Wir können also erkennen, was dort draus geworden ist. Es ist letztlich, man kann auch sagen, wenn der Träumende anfängt zu träumen, dann, in dem Moment, wird die Welt geschaffen. Wenn man jetzt aber beobachten will, „Was veranlasst den Träumenden in diesem Moment zu träumen?“
Plötzlich ist die Frage, „Was ist dieses unsterbliche Selbst?“ Alle sind von dieser Frage sehr intensiv ergriffen und wollen sich nicht mit Maya beschäftigen.
So ähnlich die Frage, ich glaube, Narayani hat irgendwann mal euch die Aufgabe gegeben, „Überlegt, ob ihr beim Einatmen oder beim Ausatmen einschlaft.“ Wer ist beim Einatmen eingeschlafen? Wer ist beim Ausatmen eingeschlafen? Wie ist dieser Prozess des Einschlafens? Habt ihr den schon mal genau beobachtet?
Es ist jetzt nicht so, dass du erst eingeschlafen bist und dann überlegst, „Habe ich gerade ein- oder ausgeatmet?“ Oder so ähnlich auch wie die Frage, „Schläft man auf der linken Seite oder auf der rechten Seite ein?“ Gut, wer die ganze Zeit auf einer Seite liegt, der weiß es, aber die meisten Menschen liegen nicht auf einer Seite und dann weiß man nicht, auf welcher Seite liegend man eingeschlafen ist. Genauso die Frage, „Wie ist diese Maya passiert?“, ist nicht in Worte fassbar. Brahma hat plötzlich geträumt. Deshalb, die Maya bleibt stets und beständig unergründbar. Gehen wir zum Vers 124. (nächstes Mal)

Teil 112 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Was ist die Höchste Seele? Was ist Atman?

„Das Selbst, die höchste Seele.“ Hier werden es sehr schöne Verse, von denen man sich ergreifen lassen kann. „Nun verkünde ich dir das Wesen der höchsten Seele. Wenn der Mensch Das erkennt, wird er frei von Bindungen und erlangt den höchsten Zustand der Erlösung.“ (Viveka Chudamani Vers 124, von Sankara, dem großen Jnana Yoga Meister des Vedanta)
Hier sagt er nochmals, darum geht es letztlich. Das suchen wir bewusst oder unbewusst. Erst dann werden wir dauerhaft glücklich sein.
„Es existiert jemand, etwas, das unabhängig und ewig ist. Die Grundlage des Ichbewusstseins, Beobachter der drei Bewusstseinszustände, Wachen, Träumen, Schlafen, verschieden von den fünf Hüllen der Seele.“
Also, es existiert jemand. Aber jemand, wird man vielleicht sagen, ist das jetzt männlich oder weiblich? Es ist weder männlich noch weiblich, es ist Bewusstsein. Deshalb schiebt er noch hinterher, etwas. Und das ist unabhängig von allem, was passiert. Unabhängig von Wachen, Träumen, Schlafen. Unabhängig von schön und nicht schön. Unabhängig von, ob wir jetzt träumen, schlafen oder wachen. Im Wachzustand leben wir in einer Welt. Im Traumzustand leben wir in einer anderen Welt. Im Tiefschlafzustand gibt es keine Welt, derer wir uns bewusst sind. Aber jemand bleibt gleich. Wenn im Tiefschlaf nicht jemand da wäre, dann würden wir uns am nächsten Tag nicht erinnern, dass wir geschlafen haben. Verschieden von den fünf Hüllen der Seele. Erinnert euch, die Annamaya Kosha, die Nahrungshülle, Pranamaya Kosha, die Energiehülle, Manomaya Kosha, die geistig-emotionale Hülle, Vijnanamaya Kosha, die wird als intellektuelle Hülle bezeichnet, wo Ego und Buddhi, also Vernunft ist, Anandamaya Kosha, die Wonnehülle, wo wir uns identifizieren mit der ersten Avidya, die noch wonnevoll ist. Mal identifizieren wir uns mehr mit diesem Körper und spüren die Knie und den Rücken oder genießen die Schönheit der Nase. Mal identifizieren wir uns mehr mit der Pranamaya Kosha und spüren so, wie die Wirbelsäule warm wird, das Herz irgendwo vibriert, das dritte Auge leuchtet und die ganze Welt in ein Strahlen gehüllt ist. Oder umgekehrt, wenn wir uns ohne Energie fühlen und bedauern, dass es nicht so ist, wie vor zwei Wochen. Mal identifizieren wir uns mit unserer Manomaya Kosha. „Keiner mag mich.“ oder „Ich brauche das unbedingt.“ oder „Dem zeige ich es.“, Manomaya Kosha. Da habe ich jetzt rajasige und tamasige Emotionen genommen. Es gibt auch sattvige. Mal identifizieren wir uns mit unserer Vijnanamaya Kosha, unseren intellektuellen Fähigkeiten, unserer klaren Vernunft. „Die anderen sind alle so emotional. Ich dagegen, ich bin über all das hinaus.“ Identifikation Vijnanamaya Kosha. Mal identifizieren wir uns mit der Anandamaya Kosha. „Ich gehe in tiefe Meditation. Ich habe immer wieder diese überbewussten, ausgedehnten Bewusstseinszustände. Gott ist mir erschienen. Er ist aber mir erschienen, nicht jemand anderes. Ich identifiziere mich mit dieser Anandamaya Kosha, mit diesen außergewöhnlichen Körper- und Geist erstmal transzendierenden Bewusstseinszuständen, die so wonnevoll sind.“, wo wir doch so viel besser dann sind als andere. Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Auf dieses so genannte spirituelle Ego folgt irgendwann der spirituelle Absturz. So identifizieren wir uns vielleicht mal mehr mit dem einen und mehr mit dem anderen und die meisten von euch identifizieren sich nicht nur mit einem davon, sondern eben mit allen Koshas. Und wer bleibt jetzt gleich, wenn man sich mal mit der einen, mal mit der anderen Kosha identifiziert? „Jemand bleibt gleich.“, sagt er hier. „Verschieden von den fünf Hüllen der Seele.“ Alle der fünf Hüllen der Seele sind Instrumente, Karanas, inneres Antarkarana, äußeres Bahirkarana, sind eigentlich unsere Instrumente. Wir nutzen diese Instrumente. Sie werden auch Fahrzeuge genannt. Wir sind derjenige, der das Fahrzeug fährt und nicht das Auto.

Teil 113 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Das Selbst, der Atman, ist der Wissende

„Der alles weiß, was im Wach-, Taum- und Tiefschlaf-Zustand geschieht. Der das Gemüt sowie dessen vorhandene oder fehlende Regungen und das Ego kennt. Das ist Dieser. Der selber alles sieht, den aber niemand sieht. Der das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet. Das ist Dieser.“ (Viveka Chudamani von Shankaracharya).
Das sind jetzt so Verse, die immer einen Refrain haben. Ich will gerade noch mal gucken, wie der auf Sanskrit heißt. „Iti Ayam. Das ist Dieser.“ „Iti - das“ Jedenfalls, dieses „Iti Ayam.“ muss da sein, „Das ist Dieser.“ So wie „Ayam Atman Brahman. - Dieses Selbst ist Brahman.“ Also der, der all das beobachtet, sich dessen bewusst ist, das ist Dieser. Der alles sieht, den aber niemand sieht. Der das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet, das ist Dieser. Also, wir nehmen hier alles wahr und wer das wahrnimmt, das ist Dieser, dieses Selbst. Aber das Selbst kann nicht gesehen werden. Wir können das Selbst nicht sehen, wir können es nicht hören, wir können es nicht riechen, wir können es nicht schmecken, wir können es noch nicht mal fühlen, noch nicht mal in unserem Herzen. Wir können die Reflexion fühlen, dann sind wir in Anandamaya Kosha. Aber wir können das Selbst nur sein. In dem Moment, wo wir uns nichts anderem bewusst sind, sondern nur sind, in dem Moment ist das Selbst. Aber wir können nicht sagen, dass das Selbst sich selbst wahrnimmt. So ähnlich, wie wir jetzt unseren Hinterkopf nicht sehen können. Können wir mal probieren. Schaut mal euren Hinterkopf an. Geht nicht. Oder schaut mal eure Augen an. Die von eurem Nachbarn, das geht, aber schaut mal eure eigenen Augen an. Geht nicht. Ihr könnt einen Spiegel nehmen, dann sehen wir die Reflexion der Augen im Spiegel. Oder manche schauen gerade in ihre Brille rein, also ich kann da meine Augen nicht sehen, ich weiß nicht, ob du das siehst? Auch nicht. Aber wir können ins Fenster gucken und da kann man die Augen sehen. Wir sehen die Augen in der Reflexion und vielleicht an diesem Fenster könnt ihr sie sehen, aber nicht sehr deutlich. Man kann sagen, wenn das Upadhi reiner ist, dann kann man die Reflexion klarer sehen. Ist das Upadhi unreiner, dann kann man die Reflexion weniger sehen. So wie, eine der Fensterscheiben ist etwas getrübt, dann sieht man es noch weniger. „Das, was das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet, das ist Dieser.“ Also Gemüt, im Sinne von Manas und auch im Sinne unseres Geistes. Also, ohne Bewusstsein macht unser Gemüt gar nichts. Angenommen, euer Bewusstsein ist weg, wie sind eure Emotionen in dem Moment? Nehmen wir an, ihr seid in Ohnmacht gefallen, Bewusstsein ist weg, welche emotionalen Zustände habt ihr dort, wie viele Gedanken sind in dem Moment da? Oder ist euch schon mal passiert, euer Bewusstsein war woanders und als ihr zurückgekommen seid mit eurem Bewusstsein, habt ihr erlebt, was für ein unglaubliches emotionales Chaos dort ist, während ihr mit eurem Bewusstsein wo anders wart? Ist euch das schon mal passiert? Nein. In dem Moment, wo das Bewusstsein weg ist, in dem Moment gibt es auch kein emotionales Chaos. Darauf beruht ja auch das Prinzip der Ablenkung. Wenn wir unser Bewusstsein mit etwas anderem beschäftigen, dann ist erstmal Ruhe. Natürlich, mag sein, dass da im Unterbewusstsein noch irgendetwas arbeitet und schmort und wenn man sich nicht damit beschäftigt, dann kommt es nachher doppelt und dreifach. Manchmal, aber auch nicht immer. Tatsächlich hat sich für viele Situationen die Ablenkung als ein gutes Manöver dort gezeigt. Angenommen, man hat eine schlechte Angewohnheit, man hat irgendwo vielleicht verstanden, warum man sie sich angewöhnt hat, man ist darauf irgendwie eingegangen, man hat sie mit etwas Klügerem ersetzt. Man hat sich etwas vorgenommen, dann kommt wieder der Wunsch, was macht man dann? Ablenkungsmanöver. Nicht darüber nachdenken, nicht schon wieder sagen, nicht eine Begründung geben, sich nicht über sich selbst ärgern, warum das wieder da ist, nicht wieder Für und Wider abwägen, sondern sagen, „Ich habe mich entschieden. Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir treu bist und den gleichen Wunsch und die gleiche Handlungstendenz wieder vorschlägst. Ich danke dir, ich habe mich anders entschieden und jetzt beschäftige ich mich mit etwas anderem.“ Also, die ganzen Emotionen, alles ist da, solange Bewusstsein da ist. Deshalb, Bewusstsein erleuchtet das Gemüt, aber das Gemüt kann nicht das Bewusstsein erleuchten. Es ist nicht möglich, wirklich das Bewusstsein irgendwo zu erspüren und zu erfühlen. „Ich erfühle jetzt das Bewusstsein.“ Mit wem identifizieren wir uns jetzt? Mit den Gefühlen. So wie manche sagen, „Ich habe eine Seele.“ und „Ich habe ein Bewusstsein.“, genauso, „Ich habe ein gelbes Hemd an.“ Erstens habe ich ein Bewusstsein, zweitens habe ich eine Seele und drittens habe ich ein Hemd an. Ich habe also drei Attribute. Und viertens habe ich noch eine Brille. Das könnte ich noch endlos fortsetzen. Aber die ersten beiden Aussagen sind unsinnig. Nicht, „Ich habe eine Seele.“, nicht, „Ich habe ein Bewusstsein.“, sondern Bewusstsein manifestiert sich als ich. Und dann, wenn dieses Ich, Ahamkara, dann da ist, dann identifiziert es sich mit allem Möglichen anderen und denkt, es hat alles Mögliche. Aber ich habe kein Bewusstsein, ich bin Bewusstsein. Nicht ich habe eine Seele, sondern das wahre Ich ist die Seele. Und diese Seele kann nicht wahrgenommen, nicht gesehen, nicht erspürt, ertastet und sonst was werden. Nur dann, wenn die Seele sich mit nichts anderem beschäftigt, in dem Moment ist sie selbst strahlend und in dem Moment ist sie da. Aber sie kann reflektiert werden und deshalb kann man doch sagen, wir können Gott erspüren und wir können uns selbst erfahren und erfühlen im Herzen. Aber in Wahrheit fühlen wir nicht uns, sondern die Reflexion und das ist dann Anandamaya Kosha.

Teil 114 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vom Selbst, dem Atman, der Höchsten Seele

„Vom dem das Universum durchdrungen wird, den aber nichts durchdringt. Der Leuchtende, dessen Wesen Licht ist, den das Universum widerspiegelt, das ist Dieser. Durch dessen bloße Gegenwart der grobstoffliche Körper, die Sinne, das Denken und die Intuition in ihren Bereichen wie gelenkt arbeiten. Der ewig Erleuchtete, durch den alle Dinge, vom Ichgefühl bis zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und die Gefühle, wie Wohlbefinden, wie ein Gegenstand, z.B. ein Krug, klar wahrgenommen werden. Das ist das innerste Selbst, die höchste Seele, der Uranfängliche, der immerwährende, ungeteilte Freude genießt, der Ewige, der Unveränderliche, das reine Bewusstsein, wodurch die Sprache und die Lebenskräfte belebt werden und tätig sind.“ (Viveka Chudamani von Shankara)

 

Meditiere über das Höchste Selbst, den Atman, die Seele

Ich möchte heute Morgen einige Verse aus dem Viveka-Chudamani lesen und ihr könnt diese Verse in ihrer starken Kraft auf euch wirken lassen. Es sind Verse, geschrieben von einem Meister, der in diesem Bewusstsein der Unendlichkeit tatsächlich gelebt hat. Für den das nicht eine Philosophie war, sondern lebendige Erfahrung. Das ist immer wichtig, dass wir uns das auch vergegenwärtigen. Wenn wir über den unendlichen Brahman sprechen, das ist nicht irgendein Konzept der Philosophie, sondern es ist lebendige Erfahrung. Wenn wir über Atman sprechen und das höchste Selbst und die wahre Natur, ist das nicht irgendetwas, was sich mal jemand ausgedacht hat und was in der Tradition überliefert wird und wir überlegen, „Was sagt uns das heute?“, sondern es ist etwas, das große Meister jederzeit, also auch in unserem Zeitalter, erfahren haben und uns sagen, das zu erfahren und dort hinzukommen, das ist das Erstrebenswerteste, was es gibt. Im Grunde genommen, alle Bestrebungen des Menschen sind nur Wege dorthin oder es sind Pervertierungen dieses höchsten Ziels oder es sind Umwege, um zu diesem höchsten Ziel zu kommen. Bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch danach. Und deshalb auch, wenn man diese hohen Aussagen auf sich wirken lässt, auf der einen Seite könnte man sagen, sie sprechen aus einem Bewusstseinszustand heraus, den wir noch nie erfahren haben. Das ist so auch eine gewisse Schwierigkeit. Angenommen, man spricht zu einem Acht- oder Neunjährigem über Verliebtheitsgefühl, der kann damit nichts anfangen, er hat so was noch nicht gehabt. Deshalb kann man auch sagen, angenommen, ein Meister spricht zu uns über die höchste Verwirklichung, dann können wir auch sagen, sagt uns auch nichts, wir haben so etwas noch nicht gehabt. Aber das ist nur eine Seite. Denn auf der anderen Seite haben wir es doch gehabt und auf der anderen Seite ist das das Bewusstsein, was in uns angelegt ist. Es ist das, was tatsächlich wichtig ist.
Und ich lese jetzt einige dieser Verse.
Vers 129, auch wenn es zunächst noch mal eine Wiederholung von gestern ist.
„Durch dessen bloße Gegenwart der grobstoffliche Körper, die Sinne, das Denken und die Intuition in ihren Bereichen wie gelenkt arbeiten. Der ewig Erleuchtete, durch den alle Dinge, vom Ichgefühl bis zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und die Gefühle, wie Wohlbefinden, wie ein Gegenstand, z.B. ein Krug, klar wahrgenommen werden.“
Vers 131
„Das ist das innerste Selbst, die höchste Seele, der uranfängliche Geist, der immerwährende, ungeteilte Freude genießt, der Ewige, Unveränderliche, das reine Bewusstsein, wodurch die Sprache und die Lebenskräfte belebt werden und tätig sind.“

115. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Selbst der Atman, erhellt mit seinem Glanz die ganze Welt

„In diesem Körper, in der Reinheit des Gemüts, in der Tiefe der Erkenntnis, im unoffenbarten Raum, leuchtet das strahlende Licht wie die Sonne hoch am Himmel, mit seinem Glanz die ganze Welt erhellend.“ (Viveka Chudamani, Vers 132)
Also, dieses höchste Bewusstsein manifestiert sich auch im Vergänglichen. Also in diesem Körper, was da als Bewusstsein ist, das ist das höchste Selbst. Besonders manifestieren, wenn das Gemüt rein ist. So wie Patanjali auch ausdrückt, „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. - Ist unser Geist zur Ruhe gebracht, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Oder an einer anderen Stelle vergleicht Patanjali den Geist, im Sinne von Chitta, was hier in der Übersetzung vom Viveka-Chudamani oft als „Gemüt“ übersetzt wird, er vergleicht das wie ein Kristall. Ein Kristall reflektiert etwas. Also, in unserem Denken und Fühlen wird etwas reflektiert. Und was reflektiert wird, ist letztlich unsere Seele, unser höchstes Bewusstsein. Und je nachdem, wie der Kristall beschaffen ist, wird diese Seele reiner reflektiert oder auch unreiner oder auch farbenprächtiger. Es gibt Kristalle, die brechen alles, diese Prismas, dann wird alles kunterbunt. Es gibt Kristalle, die sind orange oder rot, so wie Rosenquarz und dann kommt das Ganze etwas rötlich gefärbt raus. Oder es gibt andere, die machen alles ein bisschen milchig und ein bisschen bleicher. Aber was gespiegelt wird, das ist unser Selbst. Und damit ist auch jeder Gemütszustand, den wir erfahren, letztlich eine Spiegelung des Selbst. Er wird geprägt durch das Instrument, durch das es gespiegelt wird, aber was gespiegelt wird, ist weiter das Selbst. Und ist das Gemüt rein, sattvig, dann stahlt dieses Selbst in reiner Form durch. „In der Tiefe der Erkenntnis“, also das bezieht sich jetzt auf die Vijnanamaya Kosha. Auch in der Erkenntnis können wir etwas wahrnehmen. Und die höchste Erkenntnis, da wird nicht mehr gesagt „Ich erkenne etwas.“, sondern es ist nur Chid, Bewusstheit, und damit auch reines Wissen. „Das im unoffenbarten Raum leuchtet, wie das strahlende Licht der Sonne hoch am Himmel.“ Also, im unoffenbarten Raum. Jetzt geht er noch ein Stück weiter, es entspricht auch so der Anandamaya Kosha, Karana Sharira, Wonnehülle, Kausalkörper. Es ist jenseits von den Manifestationen, jenseits von Zeit und Raum. Wenn es uns gelingt, in der Meditation einen Zustand zu erfahren, jenseits von Denken und Fühlen, dort sind wir im unoffenbarten Raum, also noch nicht manifesten. Wir sind aber noch nicht verschmolzen. Aber in diesem Bewusstseinszustand, der auch als Sarvikalpa Samadhi oder Samprajnata Samadhi bezeichnet wird, in diesem Zustand, dort erleben wir wie ein Licht, eine Freude, wir erfahren das Selbst. „Mit diesem Glanz die ganze Welt erhellend.“ Also, aus dem Unoffenbarten geht es auch in diese Welt und ohne dieses Bewusstsein können wir uns der Welt gar nicht bewusst werden, genauso wenig wie der Emotionen. Also, ich hatte gestern Abend so das Beispiel gebraucht, stellt euch mal vor, ihr habt Emotionen und ihr seid euch dessen nicht bewusst. Ist so was denkbar? Angenommen, ihr seid furchtbar wütend, aber ihr bemerkt, ihr seid irgendwo in einem anderen Bewusstsein. Ist das möglich, auf der einen Seite wirklich furchtbar wütend zu sein und ohnmächtig zur gleichen Zeit? Entweder man ist wütend oder man ist ohnmächtig. Beides zugleich geht nicht. Man kann zwar unbewusst sein, aber ein Ärger, ohne dass es jemanden gibt, der ihn fühlt, macht keinen Sinn. Und selbst wenn man sagt, „Es schmort auf dem Unterbewusstsein usw.“, gut, aber dann ist es nicht in dem Moment Ärger. Wir merken dieses Schmoren erst dann, wenn wir schmoren. Also, es muss jemand da sein, um es zu erfahren. Angenommen, ihr habt die Augen offen und alles Licht kommt rein, aber euer Bewusstsein ist ganz woanders. Man kann auch mit offenen Augen eingeschlafen sein. Seht ihr dann die Blumen und alles? Oder anders ausgedrückt, kann man im Tiefschlaf sein und sich furchtbar über etwas freuen? Kann man im Tiefschlaf sein und gerade die höchsten philosophischen Gedanken haben? Nein. Alles, was existiert, bedingt das Bewusstsein. Ohne Atman ist keine Erfahrung möglich. Und ohne Atman können wir auch die Welt nicht erleben. Letztlich sogar, ohne Atman gibt es keine Welt.

116. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Selbst ist der Beobachter, Sakshi

„Der Beobachter der Gedanken und Gefühle, der stets ändernden Zustände des Egos, der Vorgänge und Abläufe in Körper, Sinnen und Lebenskräften, handelt nicht und ändert sich in keiner Weise, auch wenn er deren Gestalt annimmt wie Feuer im glühenden Eisen.“ (Viveka Chudamani von Shankaracharya).
Also, das Selbst ist hinter allem, hinter allen Gedanken, hinter allen Gefühlen, hinter allen ändernden Zuständen des Egos. Mal sind wir ganz toll, „Ich bin ein toller Hecht.“, mal, „Oh, ob ich das alles noch mitkriege, ob ich das alles packe.“ bis, „Ich tauge nichts. Keiner mag mich. Ich bin nicht gut genug.“ Also, sattviges, rajasiges, tamasiges Ego. All das bedarf auch eines Bewusstseins dahinter. All das bedarf der Seele. Ein mangelndes Selbstwertgefühl ohne eine Seele, macht keinen Sinn. „Der Vorgänge und Abläufe im Körper“, also Körper, alles Mögliche läuft ab. „In Sinnen und Lebenskräften“ Also dieses Selbst handelt nicht. In Wahrheit, wenn wir sagen, „Ich hebe einen Hammer hoch.“, ist nicht korrekt. Nicht ich hebe einen Hammer hoch, sondern die Hand hebt den Hammer hoch. Man kann sagen, stimmt jetzt auch nicht. Die Hand allein könnte auch nichts. Wenn ich jetzt hier eine Hand hinlege und dann Pathologie irgendwo, schneidet mir meine Hand ab und sagt, „Jetzt heb mal den Hammer hoch.“, geht nicht. Also, der Körper muss dran sein. Aber der Körper allein macht es auch nicht. Angenommen, wir haben jetzt irgendwo so eine Leiche dort liegen, die hebt auch jetzt nicht plötzlich den Hammer hoch. Also, muss man auch lebendig sein. Irgendjemand muss der Hand sagen, sie muss den Hammer hoch geben. Es muss ein Prana sein, welches den Befehl irgendwie überträgt. Deshalb, Bewusstsein ist schon nötig, damit der Hammer hier hochgehoben wird. Nur, nicht das Bewusstsein hebt den Hammer hoch. Das Bewusstsein ist letztlich die Ursache, dass dort der Arm den Hammer hochhebt. Also angenommen, man ist im Tiefschlaf, dann wird man auch nicht plötzlich einen Hammer hochheben. Es gibt Schlafwandler, aber ein Schlafwandeln ist eher Traumbewusstsein als Tiefschlaf. Also angenommen, ihr fragt jemanden, „Schläfst du?“ und der antwortet, „Ja.“, dann wisst ihr, er schläft nicht. Und angenommen, jemand sagt, „Schläfst du?“ und er sagt nichts, dann, entweder er schläft oder er hat keine Lust, sich jetzt um die Zeit auf unangenehme Diskussionen einzulassen. Wenn jemand nicht antwortet, wissen wir noch nicht, ob er schläft oder nicht. Aber wenn er antwortet, dann wissen wir, er schläft nicht. Und das sind nicht so ganz einfache philosophische Fragen. Also Handlung, ohne dass ein Selbst daran beteiligt ist, geht letztlich nicht. Andererseits handelt das Selbst nicht. Und deshalb heißt es dort, Er handelt nicht, denn nicht das Selbst verändert irgendetwas. Auch nicht, das Selbst gibt die Befehle, denn die Befehle gehen vom Geist aus. Andererseits, ohne dass ein Selbst, ein Bewusstsein dabei ist, tut dieser Körper erstmal nichts. Gut, man kann sagen, angenommen jemand ist im Koma, dann tut der Körper schon etwas, er atmet und er hat Pulsschlag, man kann ihn noch künstlich ernähren und künstlich beatmen und alles Mögliche andere machen. Also, so viel klappt noch irgendwie. Allerdings würden die Yogis sagen, auch dafür bedarf es irgendwo eines Bewusstseins, das im Hintergrund ist. Wenn das Bewusstsein den Körper ganz verlässt, dann stirbt er. Wobei auch das nicht korrekt ist, denn Bewusstsein kann nichts verlassen, denn Bewusstsein ist überall. Man kann sagen, wenn das Bewusstsein mit dem Astralkörper den Körper verlässt, ganz verlässt, dann passiert der Tod und dann nutzen die ganzen Wiederbelebungsmaßnahmen auch nichts und die künstlichen Lebenserhaltungsmaßnahmen. Wenn jetzt die Verbindungen zwischen Astralkörper und physischen Körper nur ganz schwach sind, dann kann der physische Körper noch am Leben gehalten werden. Und der Astralkörper macht nur so lange Sinn, wie dort Bewusstheit dort hinter ist. Das sind Sachen, die man sich öfters mal fragen kann. Das sind auch Sachen, über die man meditieren kann. Sachen, derer man sich zwischendurch bewusst werden kann. Vielleicht heute, wo ihr heute noch mal einen Tag im Ashram seid und vielleicht noch nicht alle Probleme des täglichen Lebens auf euch einprasseln, was vielleicht am Montag dann passieren wird. Wo ihr dann überlegt, „Ja, Selbst, Handlung, Gedanken, Persönlichkeit, Prana. Wie hängt das alles zusammen? Ich als Bewusstsein mache nichts, dennoch, ich kann meiner Hand sagen, geh hoch.“ Und die Hand macht das auch manchmal, ohne dass man es besonders merkt. So eine Art Zwischenbewusstsein, so unterbewusst. Oder, viele von euch bewegen sich. Jetzt ist die Kamera auf mich gerichtet. Angenommen, ich würde die Kamera auf euch richten und nachher macht man das mit Fast Forward und dann ist hier wie ein Hampelmanntheater. Mensch, so lange er wach ist, bewegt sich. Das soll jetzt nichts Schlechtes sein. Irgendwo braucht das der Körper. Halbbewusst. Und ihr seid euch den größten Teil der Bewegungen gar nicht so bewusst. Aber ein bisschen Halbbewusstheit ist da, Unbewusstsein ist da, etwas aus dem Chitta, im Sinne von Unterbewusstsein, geschieht, irgendwo muss ein bisschen Bewusstsein da sein, ansonsten, in der Ohnmacht bewegt sich der Mensch nicht mehr.
Also, noch mal die Frage. „Wenn man stirbt, muss irgendein Restbewusstsein im Körper drin sein.“ Sagen wir, so 2 Prozent? Also, 98 Prozent Bewusstsein nehmen wir mit und 2 Prozent lassen wir da und das vergammelt dann mit dem Körper. Bewusstsein ist nicht teilbar, denn letztlich, alles ist Bewusstsein. Hier müssen wir wieder aufpassen. Letztlich, selbst der Körper an sich ist nur Bewusstsein, selbst wenn er zerfällt ist er nur Bewusstsein. Nur die Seele, im Sinne von, die jetzt bewusst ist, die sich jetzt reflektiert durch den Astralkörper, die verlässt vollständig den physischen Körper. Und das ist jetzt wieder die individuelle Seele. Aber wir könnten auch, wenn wir jetzt mit unserer Bewusstheit die Grenzen von Ahmankara und Buddhi und Manas und Chitta verlassen würden, könnten wir erkennen, auch der tote Körper ist nichts anderes als Bewusstsein. Jetzt im Praktischen, unser Atman wirkt durch Antarkarana, dort sieht es so aus, als ob das Bewusstsein vollständig den Körper verlässt. Aber natürlich, jedes Eintelteil des Universums reflektiert auch wieder Bewusstsein. So kann man sagen, jede einzelne Zelle reflektiert ja auch Bewusstsein. Auf eine gewisse Weise hat jede einzelne Zelle ein Einzelbewusstsein und die einzelne Zelle lebt ja noch ein bisschen länger als der Gesamtkörper. Also, manche Zellen kann man noch Stunden nachher aus dem Körper herausnehmen, andere muss man innerhalb von ein paar Minuten herausnehmen, um sie transplantieren zu können. Also, manche Einzelzellen haben noch reflektiertes Bewusstsein ein bisschen länger. Aber nicht im Sinne wie der Mensch, als ein Egobewusstsein, sondern eben eher so, wie Bakterien und Einzelzellen auch ein Einzelbewusstsein haben, hat dann irgendwo im menschlichen Körper jede Zelle ein Einzelbewusstsein, jedes Organ hat ein Einzellbewusstsein, der Körper als Ganzes hat ein Bewusstsein usw. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass, zu Beginn der Schöpfung werden 3.426.238.416217 Einzelseelen geschaffen und jede dieser Einzelseelen muss sich dann langsam erlösen. Und wenn dann all diese Billionen erlöst sind, dann löst sich das Universum auf. So ist es nicht. Es gibt nicht eine beschränkte Anzahl von Einzelseelen, sondern was es gibt, wie viele Seelen gibt es übrigens? Eine einzige. Letztlich, es gibt nur die Seele. Und diese Seele träumt das ganze Universum, manifestiert sich damit als das ganze Universum. Denn, aus was könnte Bewusstsein diese Welt schaffen, wenn nichts existiert außer Bewusstsein? Bewusstsein kann nur die Welt aus Bewusstsein schaffen. Und dann kommt das große Paradoxon. Nachdem dann das Bewusstsein die Welt erträumt hat, reflektiert sich das Bewusstsein in jedem Einzelteil dieser Schöpfung. Und dann, jede einzelne Reflexion in dieser Schöpfung will dann wieder zurückkehren zum höchsten Bewusstsein. Und jedes Mal, wenn eine neue Welle entsteht, reflektiert sich die Bewusstheit wieder da drin. Und jedes Mal, wenn in diesem Bewusstsein dort eine neue Pflanze entsteht, gibt es ein reflektiertes Bewusstsein in dieser Pflanze. Und jedes mal, wenn dieses Einzelbewusstsein der Pflanze dann sich inkarniert in einem Insekt usw., geht es dann immer weiter. Und deshalb, jede einzelne Zelle hat eine gewisse Einzelbewusstheit, jedes einzelne Organ hat eine Einzelbewusstheit, jede Pflanze hat eine Einzelbewusstheit, jedes Stück Stein hat eine Einzelbewusstheit und da jedes Upadhi die Seele an sich spiegelt, scheint diese Einzelseele dann wieder nach Erlösung zu streben und zu verschmelzen mit dem Höchsten.
„Also, die Einzelseele wächst?“ Die Einzelseele, letztlich wächst sie nicht. Man kann sagen, die Upadhis, die wachsen. Wo wir natürlich auch aufpassen müssen. Wir schauen uns jetzt ein Staubkorn im Universum an. Und auf diesem Staubkorn gibt es jetzt mehr Menschen als vor hundert Jahren. Und noch mehr Menschen als vor Tausend Jahren. Dafür gibt es weniger Affen. Dafür gibt es weniger Säbelzahntiger. Dafür gibt es mehr Kakerlaken. Und ich glaube, auch die Anzahl von Mäusen hat sich erhöht. Die Anzahl von Spatzen hat sich auch erhöht. Dafür hat die Anzahl von Bären stark abgenommen. Also, wir können jetzt nicht wirklich sagen - und das Ganze ist jetzt ein Stück Erde und wenn man das jetzt vom Standpunkt der Milchstraße aus sieht. Wie sehr hat sich diese Galaxie geändert? Und wenn man es vom Standpunkt des gesamten Universum aus sieht. Wie sehr hat sich das Leben verändert in den letzten hundert Jahren? Gar nicht. Und wir wissen nicht, auf wie vielen Planeten es intelligentes Leben gibt. Ich hatte so vor kurzem ja gesagt, man kann davon ausgehen, dass größeres intelligentes Leben nur auf dieser Erde ist. Vom astrophysikalischen Standpunkt aus. Nur ganz korrekt war ich dort nicht, da hat mich nachher jemand darauf aufmerksam gemacht. Das gilt nur in dieser Schwingungsfrequenz, in diesem Schwingungsspektrum, das wir jetzt gerade untersuchen. Wir nehmen ja Schwingungsspektrum nur innerhalb von einem bestimmten kleinen Fenster wahr. Auf einem anderen Schwingungsspektrum, was auch physische Materie sein könnte und wo es vielleicht ganz andere Existenzen gibt, könnte es durchaus auf anderen Planeten Leben geben. Und in manchen Schriften wird das sogar irgendwo so beschrieben. Gut, noch dazu, wenn wir dann in die Astralwelten gehen. Nur, all das ist letztlich nichts anderes als eine Manifestation von Brahman. Letztlich, das Universum bleibt irgendwo doch ein Mysterium. Zum einen, es gibt eine unendliche Seele. Das ganze Universum ist nichts anderes als eine Manifestation von Brahman. Es erscheint nur so zu sein wie ein Traum. Aus diesem Traum können wir aufwachen und wir sehen das Ganze als Brahman. Innerhalb dieses Universums, welches ein Traumuniversum ist, gibt es verschiedene Einzelseelen, die nichts anderes sind als eine Manifestation von Brahman und zurückstreben nach der Verwirklichung von Brahman. Aber es ist nicht eine gewisse Einzelseelenanzahl, sondern jeder Teile dieses Universums, jedes Mal, wenn es einen neuen, einzelnen Teil gibt, ist er Brahman und zum anderen reflektiert er Brahman. Und jedes reflektierte Chaitanya, das reflektierte Bewusstsein, will wieder zurückkehren zum Ursprungsbewusstsein.

117. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Selbst ist ewig, unveränderlich, allumfassend

„Er wird nicht geboren, er stirbt nicht, er wächst nicht, er schwindet nicht, er ändert sich nicht, er ist ewig. Auch wenn sich der Körper auflöst, löst er sich nicht auf. Genauso wenig, wie sich der Raum auflöst, wenn der Topf zerbricht.“ (Viveka Chudamani von Shankaracharya)
Das ist auch so eine Analogie. Analogie zwischen Raum und Gefäß. Jetzt könnt ihr mal gucken. Hier habt ihr ein Glas. Innerhalb des Glases ist Raum und außerhalb des Glases ist Raum. Jetzt könnt ihr mal gucken. Was passiert jetzt mit dem Raum? Was ist mit dem Raum passiert innerhalb vom Glas? Nichts. Mal tut man in den Raum Wasser rein, mal tut man das Wasser raus, an dem Raum ändert sich nichts. Jetzt passt mal auf. Jetzt ist da Raum drin. Beobachtet den Raum genau! I got him. Jetzt habe ich den Raum da drin und jetzt bewege ich den Raum von hier nach dort. Richtig? Und jetzt stelle ich den Raum auf den Kopf. Jetzt stelle ich ihn seitlich. Habe ich wirklich den Raum bewegt? Was habe ich bewegt? Das Glas. Das Glas bewege ich im Raum. Der Raum ist überall. Ich stelle den Raum nicht auf den Kopf, sondern Raum ist überall. Der Raum innerhalb des Glases und der Raum außerhalb des Glases ist alles identisch. Oder jetzt seht ihr einen Körper hier. Ich bin jetzt hier. Und jetzt bin ich da. Und jetzt passt noch mal auf. Jetzt bin ich wieder hier. Richtig? Nein. Ich bin überall. Nur dieser Körper hat sich von hier nach dort bewegt. Das eigentliche Ich hat sich nirgendwo hinbewegt. Heißt, nichts passiert. Das ist so ähnlich auch, manche können vielleicht sehen, da reflektiert sich etwas. Seht ihr das? Könnt ihr hier die Reflexion wahrnehmen? Und jetzt mache ich so. Ändert sich bei der Reflexion nichts. Ich muss jetzt so rum machen. Merkt ihr etwas? Die Reflexion ändert sich. Aber ändert sich dieses Licht? Und angenommen, jetzt nehme ich statt dem hier, nehme ich jetzt diesen Hammer. Da gibt es auch eine Reflexion. Sehr ihr die? Ist die anders oder gleich wie hier? Irgendwie sieht sie anders aus. Und jetzt wandert die Reflexion auch. Irgendwo vor kurzem hatten wir so ein interessantes Phänomen. Dort hatten wir den Swami MuktAnanda drüben im Saraswati raum und da gab es so eine Stehlampe und in der hat sich irgendwie die Abendsonne so reflektiert, dass um ihn herum ein Heiligenschein entstanden ist. Auf manchen Fotos sieht das dann ganz lustig aus. Es ist eine Reflexion und die manifestiert sich dann als Heiligenschein von einer bestimmten Perspektive aus. Daran könnt ihr sehen, gleiche Lampe, unterschiedliche Reflexion, kann sogar von hier nach dort hinwandern. Genauso auch wie der Mond, ist ein anderes Beispiel. Der Mond ist mal voller und mal leerer, mal ist er halb, mal ist er mondsichelförmig, er scheint sogar manchmal größer und manchmal kleiner, das hängt irgendwie mit der Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre zusammen, vielleicht auch von der Entfernung des Mondes zur Erde. Weder wird der Mond größer, noch kleiner, noch verändert sich das Licht der Sonne, es ist nur die Reflexion, die sich ändert. Und mal ist der Mond hier, mal sieht es aus, als ob er dort ist. Gut, der Mond bewegt sich jetzt auch, aber eigentlich, dass der Mond auf der einen Seite aufgeht und auf der anderen untergeht und vermutlich auch im Osten aufgeht und im Westen untergeht, das hängt mit der Bewegung der Erde zusammen. Und so ähnlich auch, die Reflexion des Bewusstseins hängt von den Upadhis ab. Das Bewusstsein selbst bewegt sich nicht, es ändert sich nicht. Dieser Körper hier mag sich verändern. Dieser Körper hier wächst und - was hat er dort gesagt - wird irgendwann geboren und irgendwann stirbt er. Dieser Körper wächst irgendwann, er schwindet irgendwann. Also hier „schwinden“, ist jetzt nicht gemeint, dass er stirbt oder sich auflöst, sondern irgendwo, er schwindet im Sinne von, Zähne schwinden, Augenlicht schwindet, Hörkraft schwindet, Hirnfähigkeiten schwinden, Hautfett schwindet, eine Weile, Bauchfett steigt, irgendwann schwindet es. Vor kurzem war ich in der Kirche gewesen, da war die so genannte Jubelkonfirmation. Das heißt, da ist die eiserne, die diamantene und noch eine andere Konfirmation. Also 60ste, 65ste und 70ste Konfirmation. 60ste Konfirmation, da waren eine ganze Menge. Die 65ste, das waren nur halb so viel. Und bei der 70sten Konfirmation war dort nur ein Ehepaar. Die 60ste Konfirmation, da hatten relativ viele Übergewicht. Bei der 65sten hatten kaum noch Leute Übergewicht. Und bei der 70ste Konfirmation waren alle sehr schlank. Vielleicht sterben die Dickeren früher oder im Alter nimmt man doch wieder an Gewicht ab. Das fand ich ganz interessant, zu sehen. Also, Körper ändern sich. Körper schwinden irgendwann. Auch die Anzahl von Körpern schwindet. Oder als wir hier ins Haus eingezogen sind, gab es 16 Senioren, die hier noch gewohnt haben, weil sie irgendwie 1998 bis 2000 hier eingezogen sind, um ihren Lebensabend zu verbringen. Jetzt haben wir noch zwei Senioren. Sie sind nicht ausgezogen, weil es ihnen nicht gefallen hat, sondern sie sind alle gestorben.

118. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Selbst, die Seele, das Bewusstsein überlebt den Tod

„Auch wenn sich der Körper auflöst, löst Er sich nicht auf. Genau so wenig wie der Raum zerbricht, wenn der Topf oder das Glas zerbricht.“ (Viveka Chudamani von Sankara)
Angenommen, ich lasse jetzt das Glas fallen, dann bleibt immer noch alles gleich. Ein weiteres Beispiel, wofür man das Topfbeispiel auch verwendet, klappt jetzt hier mit diesen Töpfen nicht ganz so, ist auch letztlich das Beispiel „Ton und Topf„. Wir können zum einen das Glas nehmen als Raum innen und außen, aber eine andere Analogie ist auch, wir können auch sagen, Brahman ist wie Ton, und die Formen, die wir haben, sind wie ein Topf. Nehmen wir auch das Beispiel „Glas“. Ich habe jetzt hier ein Glas. Wer von euch hat noch irgendwas aus Glas? Eine Brille aus Glas. Mindestens das habe ich. Also, hier habe ich ein Glas. Hat jemand ein anderes Glas, als das hier? Haben alle ähnliche Gläser. Aber du kannst mir mal so ein Glas geben. Jetzt haben wir hier zwei Gläser. Was ist gleich und was ist unterschiedlich zwischen den Gläsern? Gleich ist, sie sind aus dem gleichen Material. Glas besteht ja aus irgendeiner Form von Siliziumdioxid. Also, nehmen wir an, besteht zum größten Teil aus Siliziumdioxid. Also, was ist hier gleich? Siliziumdioxid. Was ist unterschiedlich? Die Form, in die es gegossen ist. Es ist zwar sehr ähnlich, aber es ist doch nicht genau gleich. Wenn ich da so von unten dort drüber fahre mit der Hand, fühlt sich so leicht unterschiedlich an. Und das rechte Glas ist etwas durchsichtiger als das linke. Jetzt können die beiden sich streiten und können sagen, „Ich bin das bessere Glas, denn ich bin klarer, ich bin reiner.“ Und er sagt, „Warum kann ich nicht genauso rein sein wie der andere. Das ist ungerecht. Der andere ist reiner als ich und ich bin dreckiger.“ Oder vielleicht sagt er, „Ich habe etwas mehr Persönlichkeit. Ich bin nicht einfach nur durchlässig, ich habe auch etwas.“ Und dann sagt der eine, „Ich bin durchsichtiger und ich habe bessere Persönlichkeit.“ Wer ist besser? Und dann lasse ich dieses fallen. Und dann, was passiert mit dem Siliziumdioxid, wenn ich das fallen lasse? Es ist genauso Siliziumdioxid wie vorher. Und wenn ich dann das Siliziumdioxid wieder einschmelze und daraus dann einen Glashammer mache. Was ist mit dem Siliziumdioxid passiert? Nichts, es bleibt weiter Siliziumdioxid. Es nimmt nur verschiedene Formen an. Und angenommen, ich mache jetzt daraus zwei Gläser? Dann habe ich zwei Upadhis, aber es bleibt immer noch Siliziumdioxid. Und so müssen wir sehen, eigentlich um die Analogie von Brahman und Körpern zu verstehen, braucht man beide Analogien. Die eine Analogie, Brahman manifestiert sich als die verschiedenen Formen im Universum und zum anderen aber auch, Brahman ist das reflektierte Licht hinter allen Formen. Die Formen mögen sich verändern, Brahman bleibt gleich. Aber je nach Form, die Brahman annimmt und durch die dann Brahman gespiegelt wird, scheint es dann auch noch mal unterschiedliche Bewusstseine zu geben, obgleich es nur ein einziges Bewusstsein gibt.


119. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Bewusstsein, die Seele, das Selbst ist jenseits allen Wandels

„Verschieden von der Natur und ihrem ständigen Wandel, dem Wesen nach reines Bewusstsein, die ganze sichtbare und unsichtbare Welt erhellend, unwandelbar stahlt die höchste Seele in den Zuständen des Wachens, des Träumens und des Tiefschlafs, das Ich des Ichs, der unmittelbare Zeuge des Gemüts oder der unmittelbare Beobachter des Gemüts. Erkenne mit beherrschtem Denken und reinem Herzen klar jenes Selbst, die Seele der Seele, als Das, was du wirklich bist.“ (Viveka Chudamani, Vers 135, geschrieben von Shankaracharya)
Auch noch mal wichtig, „Erkenne das Selbst, die Seele der Seele, als Das, was du wirklich bist.“ Ist auch ein Paradox. Ich erkenne jetzt die Seele. Ich erkenne das Selbst. Ich will das Selbst verwirklichen. Eigentlich ist das ein unkorrekter Ausdruck. So ähnlich, wie ich sagen würde, „Ja, jetzt setze ich mich auf die Bühne hin.“ Was muss ich machen, um jetzt auf der Bühne zu sitzen? Nichts, ich sitze auf der Bühne. Jetzt zu sagen, „Ich werde jetzt das Selbst erkennen.“ oder „Ich nehme es mir jetzt vor als großes Projekt, ich werde das Selbst erkennen. Ich werde das Selbst verwirklichen.“ Das macht eigentlich genauso viel Sinn, wie wenn ich jetzt sage, „Ich nehme jetzt das große Projekt auf mich, ich setze mich auf die Bühne hin.“ und noch mehr, „Und ich stelle zwei Mikrofone vor mich hin. Und ich fange an zu sprechen, einen Vortrag zu geben. Das nehme ich mir jetzt vor.“ Was muss ich machen, um jetzt zwei Mikrofone vor mir zu haben? Nichts, sie sind vor mir. Was muss ich machen, um einen Vortrag zu halten? Einfach weiterreden. Was muss ich machen, um mein Selbst zu verwirklichen? Nichts. Einfach das sein, was ich jetzt schon bin. Daher, zu sagen, „Ich muss jetzt mein Selbst erkennen.“, das ist irgendwo inkorrekt und dennoch ist es eine nützliche Arbeitshypothese. Auf eine gewisse Weise ist das auch so wie das Beispiel von dem Schusterjungen. Manche kennen die Geschichte, ich werde sie jetzt sehr verkürzt darstellen. Ihr könnt die auch ausführlicher nachlesen in dem Buch „Yogageschichten“. Ein sehr reicher Mann hatte ein Kind. Das Kind ist entführt worden. Ein Lösegeld ist zwar bezahlt worden, aber dennoch, das Kind ist nicht zurückgegeben worden und stattdessen von Nordindien nach Südindien geschleppt worden. Dort ist das Kind aufgewachsen und es dachte, es wäre ein Schusterjunge. Es hatte aber ein Medaillon dabeigehabt und dann kommt  irgendwann ein Reisender und sagt, „Du bist kein Schusterjunge, sondern du bist der Sohn des reichsten Menschen von Nordindien. Du bist damit - weil Nordindien damals reicher war als Südindien - der reichste Mensch deiner Zeit.“ Was nutzt ihm das in diesem Moment? Und angenommen, der kann den auch davon überzeugen. Nehmen wir jetzt an, es war vor der Erfindung von Wire Transfer, also Onlineüberweisung, nehmen wir an, es war vor zweitausend Jahren, wo das Ganze passiert ist und wo es noch nicht mal so gute Straßen zwischen Nord- und Südindien gab. Aber angenommen, er kann ihn überzeugen, da ist das Medaillon, da sind die Muttermale. Nehmen wir an, er hat sogar ein Gemälde von ihm als Baby, weil der war reich und nehmen wir an - es war zwar in Indien nicht so, aber nehmen wir an, es wäre so gewesen - die reichen Inder lassen ihre Babys auch malen. Er zeigt ihm also ein Bild. Er sieht genau die Muttermale an genau der gleichen Stelle. Er sieht, dass irgendwie die Schädelform doch irgendwo damit einhergeht. Er zeigt ihm ein Bild von seinem Vater, der auch gemalt wurde und er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und außerdem, noch dazu, zeigt er ihm Geburtsurkunde und Medaillon stimmt auch. Jetzt weiß er, „Ich bin reich.“ Was hat er davon? Nichts und doch alles. Er weiß, „Ich muss jetzt nicht als armer Schuster weiter mein Dasein fristen. Ich bin reich, andererseits kann ich mir davon noch nichts kaufen.“ Denn es nutzt nichts, wenn er selbst davon überzeugt ist und selbst wenn er andere davon überzeugt, nutzt es nichts. Die werden ihm trotzdem nichts geben, weil die wissen ja nicht, ob jetzt dieser Mann, dessen Vater dreitausend Kilometer nördlich lebt, ob der jetzt irgendwie was dafür bezahlt. Außerdem, wer weiß, ob ein Bote ankommen würde. Also, selbst wenn er das seinen Freunden sagt und vielleicht feiern die es sogar, die werden ihm deshalb keinen Kredit einräumen und der örtliche Kaufmann auch nicht. Er kann nichts sich davon kaufen. Dennoch, in dem Moment, wo er weiß, „Ich bin es.“, weiß er auch, „Und jetzt muss ich es nur umsetzen, ich muss es verwirklichen.“ Wie verwirklicht er es? Er muss dort hin gehen. Er muss sich auf den Weg machen. Und dummerweise, auf dem Weg dorthin, muss er auch essen und er muss trinken und er muss irgendwo seinen Körper hinlegen. Also, er kann auch nicht schnurstracks nach oben gehen. Als armer Schusterjunge muss er zwischendurch Gelegenheitsarbeiten annehmen, muss sein Geld verdienen, weiter gehen und er muss irgendwo betteln und das dauert dann seine Zeit. Aber er weiß, irgendwann wird er ankommen und dann braucht er sich keine finanziellen Sorgen mehr zu machen. Deshalb wird er vielleicht die ganzen Mühen auch gerne auf sich nehmen. Es ist was anderes, als wenn er irgendwo nicht weiß, wie er sein Geld verdienen soll und deshalb bettelt oder ob er weiß, „Ich bin sehr reich und ich muss nur hinkommen.“ und bettelt deshalb. Es ist etwas Unterschiedliches.

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Du bist das Unsterbliche Selbst

Und so seid ihr hoffentlich mehr und mehr davon überzeugt, „Ich bin das unsterbliche Selbst.“, aber ihr habt noch nicht die volle Verwirklichung. Aber ihr seid auf der Reise dort hin. Und ihr wisst, niemand kann euch diesen Reichtum des unsterblichen Selbst wegnehmen, egal, was passiert. Auch wenn unser Junge, zwischendurch hat er etwas Geld verdient, er geht weiter, fällt unter die Räuber, die klauen ihm alles. Muss er halt wieder sich niederlassen und ein paar Schuhe reparieren oder andere Gelegenheitsarbeiten machen, neues Geld verdienen und weiter nach oben gehen. Und so ähnlich auch, auf unserem Weg zur Verwirklichung, manchmal wird uns unser spirituelles Erreichen vielleicht noch mal weggenommen und wir verheddern uns in der Maya irgendwo und vergessen den Weg und denken manchmal, „Ist es nicht schön hier? Ich bleibe doch lieber da. Was will ich mit dem unsterblichen Selbst?“ Aber irgendwo im Hinterkopf wissen wir, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Es gilt, es zu verwirklichen. Und dann erst sind all meine Sorgen vorbei.“ Und beim unsterblichen Selbst sind dann auch alle Sorgen vorbei. Denn angenommen, man ist reich, sind ja nicht alle Sorgen vorbei. Da mögen die finanziellen Sorgen vorbei sein, aber man merkt, man hat noch so viele andere. Das ist manchmal der Vorteil, wenn man finanzielle Sorgen hat, dann ist das Leben irgendwie überschaubar. Nachher überlegt man, „Warum bin ich trotzdem unglücklich?“ Daher, „Erkenne mit beherrschtem Denken und reinem Herzen klar jenes Selbst, die Seele der Seele, als Das, was du wirklich bist. Überquere den uferlosen Ozean der Seelenwanderung mit seinen Wellen von Geburt und Tod. Sei vollkommen. Verankert im Wesen des Absoluten.“.

Ich will beim nächsten Mal auf Fragen eingehen, die ihr vielleicht habt zu Vedanta und Jnana Yoga, spiritueller Weg, Verwirklichung, philosophisch, praktisch und danach ein paar Tipps noch geben für die Praxis. Was heißt letztlich praktischer Jnana Yoga als Sadhana, als spirituelle Praxis? Und dann vielleicht noch ein paar Verse aus dem Viveka-Chudamani lesen.

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Buddhismus und Vedanta, Jnana Yoga

Frage: Was sind „Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Buddhismus und Vedanta bzw. Jnana Yoga?“ Gut, Gemeinsamkeiten sind ähnlich. Selbst und Nicht-Selbst, dann zwischen Wirklichen und Unwirklichen. Was gibt es für Unterschiede? Ich bin da kein guter, da zu fragen, denn ich habe immer mehr die Neigung die Gemeinsamkeiten zu sehen und weniger die Unterschiede. Und ich meine, die Unterschiede innerhalb des Buddhismus sind größer, als die Unterschiede zwischen Buddhismus und Vedanta. Im Buddhismus gibt es die verschiedensten Schulen. Fängt schon an von Theravada- und Mahayana-Tradition. Mahayana, die dann Gottesverehrung kennt. Theravada, die eigentlich sehr stark eine Mischung aus Raja Yoga und Jnana Yoga ist, wobei der Raja Yoga sehr stark betont ist. Dann gibt es im Buddhismus philosophische Richtungen, wie z.B. Nagarjuna als Lehrer und letztlich die Lehren von Nagarjuna sind sehr ähnlich wie von Shankaracharya. Manchmal wird so gesagt, im Vedanta sagen wir, es gibt ein Selbst und im Buddhismus gibt es die Lehre des Nicht-Selbst. Das heißt, es gibt gar kein Selbst. Aber diese Lehre wird ein bisschen überbetont, denn wenn man so ein bisschen die buddhistischen Texte und die Lehre anschaut, was meinen sie, es gibt kein Selbst? Das heißt, die Persönlichkeit und das Ego, das sind alles Illusionen. Und letztlich gibt es keine individuelle Person. Das ist mit dieser Lehre des Nicht-Selbst gemeint. Wenn man dann weiter hingeht, Buddha sagt gar nicht, ob es jetzt tatsächlich ein dauerndes Bewusstsein gibt oder nicht und dann gibt es eben einige dieser Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Traditionen im Buddhismus, die auch von einem höheren Selbst sprechen. Da ist es reines Bewusstsein, ist aber nicht individuell. Also da, für meine Begriffe, gibt es eigentlich zwischen den Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Buddhismus-Richtungen und Vedanta keinen Unterschied, nur unterschiedliche Worte. Es ist immer nur die Frage, was vergleicht man mit was?

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Vedanta und Christentum

Genauso wäre dann auch die Frage, was ist der Unterschied zwischen Christentum und Vedanta? Antwort, die Unterschiede innerhalb des Christentums sind erheblich größer, als die Unterschiede zwischen Vedanta und Christentum. Die Schwierigkeit, die man oft im Dialog mit Christen hat, ist, dass sie immer ihr Verständnis von Christentum als „das Christentum“ bezeichnen. Dann heißt es, „Wir Christen glauben an das.“, als ob alle Christen so glauben würden. Und auch hier gibt es Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Richtungen im Christentum. Sowie Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila, Jakob Böhme, Swedenborg und Meister Eckard, da gibt es keinen Unterschied zur Vedanta. Natürlich, wenn man dann Karl Barth nimmt, da gibt es extreme Unterschiede zwischen der Philosophie oder der Theologie. Karl Bad gilt als einer der bedeutendsten protestantischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Da gibt es erhebliche Unterschiede. Wenn man aber Jörg Zink nimmt, einen anderen großen evangelischen Theologen, da gibt es wiederum kaum einen Unterschied zum Vedanta. Deshalb, die Unterschiede sind eigentlich weniger zwischen Kulturen und großen spirituellen Systemen, sondern innerhalb einer Religion gibt es riesen Unterschiede. Und wenn wir in die - behaupte ich natürlich - Essenz aller Religionen hingehen, dann behaupten sie alle Ähnliches.

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Vedanta und Buddhismus

Frage: "Was ist der Unterschied zwischen Zen und Vedanta?"

Du sprichst jetzt von einer speziellen Form des Buddhismus. Und auch wieder Mahayana und Vajrayana, es gibt so viele Ausprägungen. Zen-Buddhismus ist auch eine Form von Mahayana. Manche Vipassana-Richtungen nennen sich auch als Teil von Mahayana und würden nicht dieser Philosophie zustimmen. Selbst im Buddhismus muss man auch wieder aufpassen, manchmal, die Anhänger einer Richtung sagen dann, „Wir sind Mahayana. Großes Fahrzeug für alle.“ und die anderen sind dann Hinayana. Hinayana ist übrigens abschätzig gemeint. Die Hinayana-Buddhisten nennen sich nicht Hinayana, die nennen sich Theravada, „Wie sind die Rechtgläubigen.“ Mit anderen Worten, die anderen sind die Falschgläubigen, die Ungläubigen. So wie die christlich orthodoxe Kirche sagt, „Wir sind die Wahren.“ Eigentlich, orthodox und katholisch ist so ähnlich. Orthodox heißt „die Rechtgläubigen“ und katholisch heißt eigentlich „universell“. Der Ausdruck „katholisch“ heißt eigentlich „umfassend“. Also, ist wie das große Fahrzeug. Aber wer sich mit Katholizismus mal beschäftigt hat - riesen Spanne von Glauben. Es ist nicht so, dass die alle an die gleiche Sache glauben. Und so ist es auch mit dem Mahayana-Buddhismus.

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Brahman, das Absolute

Gut, die Erde ist Staub und es ist gut, sich dort herauszumachen. Aber die Erde ist nicht wirklich Staub, sondern die Erde ist Brahman. Die Erde ist reines Brahman. Und jetzt sagen, „Dein Reich komme“, irgendwo ist es so ein bisschen paradox, aber das machen die Bhaktas halt. Zu behaupten, dass die Erde noch nicht Reich Gottes wäre, wäre komisch. Wenn Gott allgegenwärtig ist, dann ist er auch auf der Erde. Ansonsten ist er nicht allgegenwärtig, dann ist er oben im Himmel. Muss man nur gucken, welches Reich ist größer, das Himmelsreich oder das Erdreich, dann kann man feststellen, wer ist mächtiger, die Menschen oder Gott? Das sind alles Fragen, die keinen allzu großen Sinn machen. „Dein Reich komme“ heißt mehr oder weniger, „Möge ich verwirklichen, dass alles Dein Reich ist.“ Und „Dein Wille geschehe“, ist auch komisch, anzunehmen, irgendwo geschieht Gottes Wille und woanders geschieht er nicht. Dann wäre Gott nicht allmächtig, sondern er wäre irgendwo so einer unter vielen, der irgendwas macht. Und jetzt hoffen wir, dass Gottes Wille ein bisschen besser geschehe, weil er ein bisschen klüger ist als wir. „Dein Wille geschehe“ heißt letztlich, „Lass mich erkennen, dass das und das Dein Wille ist.“

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Vedanta und Jnana Yoga im Alltag

Aber auch, wenn wir jetzt wieder ans Praktische gehen. Jetzt vom Praktischen her werden wir nicht immer nur vom Vedanta-Standpunkt aus handeln. Erinnert euch an diese Frage, die Rama an den Hanuman gestellt hat, „Wer bist du?“ Und dann hat Hanuman gesagt, „Auf der physischen Ebene bin ich dein Diener. Auf der geistigen Ebene bin ich ein Teil von Dir. Und auf der höchsten Ebene bin ich Du.“ Und zwischen diesen drei spirituellen Grundsachen lavieren wir hin und her und das ist im Alltag nötig. Auf der einen Ebene sind wir im Alltag und sagen dann, „Oh Gott, Dein Wille geschehe.“ Können wir ja noch sagen, wenn wir Vedanta als Grundphilosophie aufrecht erhalten wollen, „Du träumst jetzt diese ganze Welt, du träumst mich als Einzelseele und du bist die Intelligenz hinter diesem Weltall, jetzt bitte sage mir, was du genau von mir haben willst. Ich bin dein Diener und alles, was ich tue, mache ich für dich.“ Nicht, dass es mir möglich wäre, irgendetwas zu tun, was gegen den Willen Gottes wäre, aber wir sind auf einem relativen Standpunkt und sagen, „Ich will Dir dienen.“ Von einem höheren Standpunkt aus und da sind wir dann im Traumaspekt selbst und dort wissen wir, wir sind alle Teil des einen kosmischen Traumes und damit sind wir alle Teil Gottes und damit können wir nichts tun, was nicht in Gott ist. Und so fühlen wir uns als Teil Gottes. Und im Höchsten geschieht nichts, die Traumwelt existiert nicht wirklich, wir bleiben immer Satchidananda. Und da gilt es, zwischen diesen dreien hin und her zu lavieren. Und auf dieser Ebene, „Ich bin Dein Diener.“, dort findet dann natürlich ein Haufen von praktischen Dingen statt. Auf der Ebene, „Ich bin Dein Diener.“, dann habe ich auch einen Körper, um den gilt es sich zu kümmern und dann macht der Hatha Yoga so seinen Sinn. Es gilt, dass der Körper gesünder ist, es gilt, dass da mehr Energie ist, es gilt, dass wir insgesamt durchlässiger sind, dass wir diese Energie und Führung Gottes mehr spüren. Dafür machen wir ja Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung usw. Es gilt, anderen zu dienen, Karma Yoga, Gott zu verehren, Bhakti Yoga. Es gilt, unseren Geist mindestens teilweise unter Kontrolle zu bringen, Raja Yoga. Nicht auf alle unsere Ragas und Dveshas immer wieder zu bestehen, „Das mag ich, das mag ich nicht.“ oder alle möglichen Ängste, Abhinivesha, wer sich an Raja Yoga, die fünf Kleshas erinnert. Dann, „Oh, ich habe davor Angst und davor Angst.“ Oder es gilt, vom Asmita ein bisschen zu abstrahieren, „So bin ich halt. Ich bin halt so.“ Kennt ihr das? „Das ist nicht mein Ding. Das ist aber mein Ding.“ All diese netten Identifikationen, die manchmal bei spirituellen Aspiranten noch stärker sind als bei anderen. Manchmal wird diese Art von Identifikation umso stärker. Man will nur noch machen, was man wirklich ist und was wirklich zu einem gehört. Aber damit stärkt man nur das Ego. Auch wenn Krishna in der Bhagavad Gita durchaus sagt, man soll seiner Prakriti gemäß leben. Aber gleichzeitig und sogar noch häufiger sagt er, man soll nicht Sklave werden von Raga und Dvesha, von Mögen und Nichtmögen. Und man soll nicht sich von seinen Ängsten beherrschen lassen. Immer wieder erwähnt Krishna Abhayam, Furchtlosigkeit, Mut, als eine wichtige Eigenschaft, die es zu kultivieren gilt.

126. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Hinduismus, Yoga und Vedanta

Die Frage ist, um es für alle noch mal zu wiederholen, „Wie steht Vedanta in Beziehung zum Hinduismus?“ Und das ist eine äußerst schwierige, eine äußerst komplexe, denn Hinduismus ist nicht so einfach zu definieren. Manche Religionswissenschaftler bezweifeln, dass man überhaupt eine Religion namens Hinduismus postulieren kann. Ein anderer hat mal gesagt, Hinduismus ist der Sammelname aller nichtdoktrinären Religionen Indiens. Doktrinär sind Religionen, die einer Doktrin folgen, die man klar definieren kann. Also z.B. Buddhismus, Jainismus, Sikhismus, Zoroastrismus, um einige der alten zu nennen. Gut, Sikhismus ist nicht so alt, nur 500 Jahre alt. Die haben alle einen Gründer, die haben relativ überschaubare Schriften und da gibt es ein Philosophiesystem, vielleicht eine Anzahl von unterschiedlichen Richtungen, aber dennoch definierbar. Währendessen, Hinduismus ist äußerst schwierig zu definieren. Es gibt im Hinduismus theistische Richtungen, die einen Schöpfergott postulieren. Es gibt atheistische Richtungen, die sagen, es gibt überhaupt keinen Gott im Universum. Es gibt die Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita Richtung, eben wie Http://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita Vedanta. Es gibt Hindutraditionen, die an Reinkarnation glauben. Es gibt Hindutraditionen, die nicht an Reinkarnation glauben. Es gibt die sechs Schulen der Philosophie, wozu Vedanta dazugehört, das sind die orthodoxen. Es gibt eine Anzahl von nicht-orthodoxen. Es gibt Teile des Hinduismus, die gehen vom Kastensystem als gottgegeben aus. Es gibt andere, die sagen, Kastensystem ist nicht gottgegeben und hat es in dieser Region Indiens auch nicht gegeben. Also, es ist ein sehr großes Sammelsurium und ich habe gerade vor kurzem so eine Vortragsreihe gehört von der Oxford Universitiy for Hindu Studies. Und da wird in langer Breite ausgeführt, was ist überhaupt Hinduismus? Und der Schluss nach vielen Vorlesungen ist, man weiß es nicht. Und dann sagen manche, Hinduismus ist erst im 12./13. Jahrhundert entstanden, wie wir es heute kennen. Andere sagen, nein, die Veden sind konstituierend für den Hinduismus. Aber dann gibt es Strömungen im Hinduismus, die halten von den Veden herzlich wenig. Die sagen, das sind nur irgendwelche Vorschriften. Und auf all dieser Basis ist es jetzt schwierig, zu sprechen über Beziehung von Vedanta und Hinduismus, weil „Hinduismus“ eher ein Konzept der westlichen Orientalisten war und nicht ein Konzept der Inder selbst. Der Name „Hinduismus“ - habe ich es in diesem Seminar auch schon gesagt, wo der herkommt? Es gab einen Fluss namens Sindu und alle, die um den Fluss Sindus und dort hinter gewohnt haben, wurden als die Inder bezeichnet und die Religionen von all den Leuten, die dort wohnten hießen Hindus. Als die Griechen das gehört haben, haben sie auch die Buddhisten und die Jains auch alles zu Hindus gezählt. Also alle Religionen, die die Menschen um den Sindu und dort hinter hatten, das waren eben die hinduistischen Religionen. Und so kann man jetzt nicht sagen, dass Vedanta die Philosophie des Hinduismus ist, man kann nur sagen, Vedanta ist eine der großen Philosophierichtungen in Indien. Es wird als eine der sechs Philosophiesysteme bezeichnet. Wenn ihr mal die Weiterbildung A wählt, dann werdet ihr die anderen fünf lernen und systematisch dort lernen. Oder das Buch von Heinrich Zimmer „Religionen und Philosophien Indiens“, da wird das auch genauer beschrieben. Vedanta ist vielleicht im modernen Indien die populärste Philosophie. Aber in diesem Sinne ist Vedanta Philosophie und keine Religion. Allerdings ist Vedanta eng verknüpft mit Jnana Yoga und damit ist es ein spirituelles Übungssystem. Aber eine Religion, im westlichen Sinne, ist es auch wieder nicht. Im westlichen Sinne ist eine Religionsgemeinschaft etwas, wo man eine eindeutige Zugehörigkeit hat. Man kann nicht gleichzeitig Christ und Moslem sein. Wenn man Christ werden will, dann ist man kein Moslem mehr und wenn man zum Islam sich bekehren will, muss man dem Christentum abschwören. Also, für ein klassisches Verständnis von einer Religion gibt es ein Eintrittsritual, was typischerweise den Austritt aus anderen Religionen beinhaltet, mindestens aus dem Verständnis der meisten Religionen. Man kann eintreten, man kann austreten. Wenn man drin ist, muss man bestimmte Pflichten beachten und es gibt - mindestens im westlichen Verständnis - wieder irgendeine Organisation, irgendeine Gemeinde, Gemeinschaft, es gibt alle möglichen Dinge, die dort zu tun sind und all das gibt es im Vedanta nicht. Und dann kommt eben noch dazu, Vedanta ist eben nicht an Hinduismus gebunden. Wir hatten vorher die Unterschiede zu Buddhismus oder eigentlich die Gemeinsamkeiten besprochen. Es gibt manche große Vedanta-Meister, die waren gleichzeitig Buddhisten und Vedanta-Meister. Und manche werden als Sufi-Meister und als Vedantins bezeichnet. Also es ist, Vedanta ist eben auch wieder religionsübergreifend.

127. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Der Atman, das wahre Ich, ist nicht der Handelnde

„Gib unverzüglich die fixe Idee auf, das Ich und der Täter zu sein. Diese, mit einem schwachen Widerschein der Seele verbundene Denkweise beraubt dich der Verwurzelung im Selbst. Aus der Verwechslung des begrenzten Ichs mit dem Selbst, widerfährt dir als Verkörperung des Glücks und des inneren Bewusstseins, die Seelenwanderung mit viel Leid, Geburt, Alter und Tod. (Shankaracharya im Viveka Chudamani "Kronjuwel der Unterscheidung", Vers 305)

Und jetzt die Frage dazu? Den Beobachter löschen, das geht nicht. Man kann das Selbst nicht löschen. Man kann auch das Selbst nicht loslassen, man ist das Selbst.„Man ist doch der Beobachter und das Beobachtete?“ Ja und nein. Ja, auf die Weise, weil alles Brahman ist. Aber das Beobachtete ist jetzt nicht wirklich - also, du kannst jetzt nicht Brahman beobachten, du kannst nur Brahman sein. Was du beobachtest ist eine Täuschung, das ist nicht wirklich Brahman.
Du kannst höchstens die Notwendigkeit des Beobachtens loslassen, aber du kannst nicht den Beobachter loslassen. Genauso wenig wie, ich lasse jetzt mal mein Selbst los. Ich verzichte auf mein Selbst. Macht das Sinn? Oder so ähnlich, ich sage jetzt, ich identifiziere mich mit dem Hemd und sage, ich lasse jetzt mal meinen Körper los und dann bin ich das Hemd uns spaziere durch die Gegend. Macht das Sinn?
„Mit dem Prozess des Beobachtens, aber nicht mit dem Beobachter.“ Der, der beobachtet, das bist du. Und du kannst dich nicht selbst loslassen. „Ich„, im Sinne von Bewusstsein, ja. „Ich„, im Sinne von Einzelperson, nein. Aber wenn wir wirklich von „Ich“ sprechen und ganz tief das „Ich“ meinen, dann ist es das Selbst. Das „kleine Ich“, wie man so schön sagt, die Widerspiegelung, wie es der Shankara hier sagt, der schwache Widerschein der Seele. Dann identifizieren wir uns und denken, „Ich bin diese Persönlichkeit.“ Das führt uns in Probleme.
„Auf der physischen Ebene, ich bin dein Diener.“ Es ist immer eine Frage letztlich des Standpunktes. Von einem höheren Standpunkt sagt Jesus, „Ich und mein Vater sind eins.“ Oder Paulus sagt, „Nicht ich bin, sondern Gott ist in mir.“ Oder Jesus sagt, „Das Königreich Gottes ist inwendig in euch.“ Alles diese nichtdualen Aussagen. Oder als Moses den Dornbusch fragt, „Wer bist du?“, dann antwortet der, „Ich bin, der ich bin.“ Oder in einer anderen Übersetzungsweise, „Ich bin, der ich sein werde.“ Und erst später dann fragt Moses, „Wie soll ich Dich dann gegenüber den anderen nennen. Wenn ich einfach sage, Ich bin, der ich bin, hat mich geschickt oder ich bin, der ich sein werde, hat mich geschickt, das geht nicht.“ Dann hat er gesagt, „O.k., ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat.“ Und damit ist eine dualistische Betrachtungsweise da. Und für die praktischen Zwecke machen wir so eine Art Dualität in diesem Spiel. Und wenn wir sagen, „Ich diene Gott.“, dann machen wir tatsächlich eine Dualität. Gott ist der eine und ich bin ein anderer und ich diene jetzt Gott. Aber tief im Hintergrund wissen wir, Gott und ich sind eins. Und letztlich, wenn ich Gott diene, diene ich letztlich meinem höheren Selbst oder meinem wahren Selbst und damit mir. Der Weg geht über die Dualität zur Nondualität.

128. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Erleuchtung und Selbstverwirklichung für alle?

Frage: „Was passiert, wenn alle verwirklicht sind?“ Als Antwort: Ich habe jetzt mal eine Frage an euch. Ihr wart vielleicht schon mal am Meer gewesen und da habt ihr gesehen, wie die Wellen an den Strand gekommen sind. Habt ihr das gesehen? Habt ihr schon mal gefragt, „Was passiert, wenn alle Wellen an den Strand gekommen sind?“ Habt ihr euch die Frage schon mal gestellt? Die Welle kommt und dann kommt sie an den Strand und danach ist die Welle weg. Es gibt sie nicht mehr. Wenn man jetzt lange genug wartet, müssten alle Wellen den Strand erreichen, oder? Und wenn alle Wellen den Strand erreicht haben, dann dürfte es keine Wellen mehr geben. Vielleicht müsste dann sogar alles Wasser weg sein, denn die Wellen haben ja Wasser und solange es Wasser gibt, gibt es Wellen und wenn jetzt alle Wellen am Strand angekommen sind, dann gibt es kein Meer mehr und gibt es keine Wellen mehr. Ist die gleiche Logik, wie wenn man sagen würde, „Wenn alle Seelen die Selbstverwirklichung erreicht haben…“ Denn, wir müssen eben wiederum verstehen, es ist nicht so, dass es jetzt eine begrenzte Anzahl von Einzelseelen gibt, sondern es gibt nur eine einzige Seele und die ist Brahman. Und diese eine einzige Seele, die spiegelt sich in jedem Upadhi, also in jedem Körper-Geist-Kontinuum und letztlich in jedem eigenständig begrenzten Teil des Universums. Und jedes Mal, wenn es ein neues, begrenztes Teil gibt, spiegelt sich dann Brahman dort und dann gibt es irgendwo so eine Einzelseele und die wiederum will zurückkehren zu Brahman. Also in jedem Moment entstehen neue widergespiegelte Seelen und das ist ein endloses Stück. Weshalb es auch niemals sein kann, dass alle Seelen erlöst sind und es dann keine Seele mehr gibt. Denn ständig entsteht eine neue Welle, einfach, weil ein bisschen Wind ist, entsteht eine Welle. Und die Welle strebt dann wieder zum Strand hin und dann überschlägt sie sich und ist weg, aber es gibt keinen Mangel an Nachschub für Wellen.

129. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Sinn von Sadhana, von Vedanta Praxis

Frage: „Warum soll ich mich verwirklichen, wenn ich schon verwirklicht bin?“ Letztlich um sich zu befreien aus dem Leiden, um sich zu befreien aus der Begrenztheit der Erfahrung, um sich zu befreien aus allen Arten von Problemen. Tief im Inneren wissen wir, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin Satchidananda. Ich bin ewiges Sein, ewige Freude, Unendlichkeit.“ Und auf die Dauer macht uns das nicht mehr zufrieden. Und vor allen Dingen, wenn wir einmal von dieser Weite gehört haben und sie uns etwas sagt, dann, alles Begrenzte ist nicht mehr ausreichend. Das ist so ähnlich, angenommen, jemand ist im Gefängnis aufgewachsen. In früheren Zeiten war durchaus, wenn die Mutter im Gefängnis aufgewachsen ist, das Kind, das sie hatte, ist auch im Gefängnis aufgewachsen und das Kind kennt nichts anderes als das Gefängnis und angenommen, die Mutter erzählt dem Kind nie was von der Welt außerhalb vom Gefängnis, weil sie dem Kind nicht irgendwo ein schlechtes Gefühl geben will, so sind die alle so ganz zufrieden im Gefängnis. Und dann eines Tages hört das Kind oder der Jugendliche hört, es gibt eine Welt außerhalb dieser Gefängnismauern und die ist großartig und schön. Und vielleicht spricht der Junge mal mit einem Wärter und der sagt, „Ja, ich lass dich mal mit rausgehen.“ Ist der anschließend zufrieden im Gefängnis? Selbst wenn er weiß, im Gefängnis und außerhalb des Gefängnisses, „Ich bin weiter ein Mensch. Ändert sich nichts, ob ich jetzt im Gefängnis bin oder außerhalb vom Gefängnis. Ich bin immer noch der Gleiche.“ Dennoch, er wird die Sehnsucht haben, tatsächlich aus dem Gefängnis herauszukommen. Und so ähnlich auch wir. Auf der einen Seite, ob wir jetzt hier in der Bindung sind oder nicht, wir bleiben stets der Gleiche und wir bleiben Brahman. Letztlich, wir erreichen nichts mit der Verwirklichung. Es ist nicht etwas, das wir jetzt irgendwo noch eine Million Einheiten Verwirklichung einsacken wollen, sondern wir sind das unsterbliche Selbst, wir waren es, wir sind es und wir werden es immer sein, nur wir können es bis jetzt noch nicht voll erfahren und verwirklichen und irgendwo wissen wir, es reicht nicht aus. Oder auch wie dieser Schusterjunge in Südindien, wo er weiß, „Ich bin der Erbe des reichsten Mannes Nordindiens.“ Und er ist jetzt momentan in Südindien und weiß nicht, wie er am nächsten Tag was zu Essen kriegt. Er weiß zwar, „Wenn ich jetzt nach Nordindien gehe und dann mein Erbe antrete, dann bin ich niemand anderes als jetzt. Ich bin jetzt reich und dann bin ich auch reich. Nur jetzt kann ich mit meinem Reichtum nichts anfangen.“ Ich bin jetzt das unsterbliche Selbst und nach der Verwirklichung bin ich immer noch das unsterbliche Selbst. Der Unterschied ist, jetzt weiß ich damit vielleicht noch nicht soviel anzufangen. Ich sage, ich bin das unsterbliche Selbst, aber wehe zum Abendessen gibt es nicht das richtige Essen. Oder wehe, wenn es das richtige Essen gibt, das Dessert ist aus, wenn ich dann am Ende der Schlange bin. Oder wehe, wenn ich nach Hause komme und mein Partner hat die Möbel umgestellt. Da kann man sehen, wir sehr man die Verwirklichung von Aham Brahmasmi tatsächlich hat.

130. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Wo gibt es Erleuchtete, verwirklichte Gurus?

Ist das Konzept der Verwirklichung etwas Abstraktes oder gibt es tatsächlich Leute, die das verwirklicht haben? Gibt es hier in Deutschland auch Verwirklichte oder geht das nur in Indien, vielleicht nur in einer bestimmten Region Indiens, vielleicht nur im Himalaja?“ Es gibt auch in Deutschland Verwirklichte, klar.
„Wie sieht ein Verwirklichter aus?“ Das kann ich klar sagen. Ein Verwirklichter hat typischerweise, also die meisten Verwirklichten haben zwei Beine, zwei Arme, eine Nase, zwei Augen. Solange sie jung sind, haben sie auch noch Haare. Es gibt auch mal den einarmigen oder einbeinigen Verwirklichten, aber die Mehrheit sieht so aus, wie alle anderen auch. Woran kann man es aber erkennen? Letztlich, man kann es an der Handlung erkennen und letztlich in der Bhagavad Gita wird es ja so beschrieben. Wer also in verschiedensten Situationen irgendwo gleichmütig bleibt. Für wen Gold und ein Stück Lehm das Gleiche ist. Wer allen gegenüber im Geist der Liebe begegnet. So können wir sie letztlich sehen und solche Menschen gibt es. Die gibt es auch in Deutschland. Die rennen jetzt typischerweise nicht posaunend durch die Gegend, wobei es auch solche gibt, die es auch sagen. Wenn sie gefragt werden, „Hast du die Verwirklichung erreicht.“, dann sagen sie „Ja, ich habe sie erreicht und du auch.“ Solche gibt es. Die Mehrheit der Verwirklichten hält das eher, im Amerikanischen sagt man „lo qui“, also die sprechen da nicht so groß. Deshalb, die Mehrheit der Verwirklichten, von denen weiß man noch nicht mal etwas. Aber es kann sein, dass in eurer direkten Umgebung so ein Verwirklichter ist. Das könnt ihr vielleicht an seiner Liebe und seinem Gleichmut erkennen und dass ihn größere Katastrophen nicht wirklich erschüttern und größere Glücksfälle auch nicht.

131. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Ist Willigis Jäger ein verwirklichter Meister?

Ich kenne ihn jetzt nicht ausreichend, aber Möglichkeit wäre es. Ich habe ihn zwar schon gesehen und er hat sicher eine starke Ausstrahlung. Willigis Jäger, Benediktiner, Zen-Meister. Mehrere Jahrzehnte hatte er in einem Kloster unterrichtet, jetzt im Benediktushof, einem Seminarhaus.

132. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Ist Verwirklichung, Erleuchtung dauerhaft?

Die Frage ist, „Wenn ich die Welle sehe, da kommen immer wieder Wellen nach?“ Es ist ein unendliches Spiel, ja. Das ist so, wie angenommen, wenn wir jetzt ein Beispiel nehmen, du gehst in die Schule und du schaust dir an, Erstklässler. Wie viele Erstklässler gibt es? Zehn Jahre später kommst du wieder hin, eigentlich müssten doch längst die alle das Abitur haben. Und du stellst fest, sind wieder Erstklässler da. Du kommst zehn Jahre später, wieder Erstklässler da. Du kommst zwanzig Jahre später, wieder Erstklässler da. Vielleicht gibt es mal ein paar mehr und ein paar weniger, aber immer wieder kommen Erstklässler nach.
Sitzen bleiben ist nicht unbedingt schlecht. Buddha hat ja gesagt, „Ich bleibe jetzt sitzen, bis ich Nirwana erreicht habe.“ Er hat sich nicht bewegt, „Ich werde mich nicht bewegen, bis ich Nirwana verwirklicht habe.“
Dann gibt es irgendwann die Nacht Brahmas, denn irgendwann hat auch Brahma genug, zu träumen und was dann wir als „Nacht Brahmas“ bezeichnen, ist eigentlich, Brahma wacht mal vorübergehend auf. Das heißt, Brahmas Traum hört auf. Und das ist irgendwo, wenn ich es richtig im Kopf habe, insgesamt 432 Trillionen Jahre träumt Brahma, das ist ein Schöpfungszyklus von Brahma. Und dann kommt der nächste. Aber das ist jetzt, auf der relativen Ebene sieht es so aus, als ob eine Welt geschaffen wird und sich wieder auflöst. Auf einer anderen Ebene wird nie eine Welt geschaffen und sie löst sich deshalb auch nie auf. Es gibt immer nur Brahman.

133. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Aufgestiegene Meister

Frage: "Kommen die aufgestiegenen Meister wieder?" Da m üsstest du die fragen, die von den aufgestiegenen Meistern sprechen. Ich spreche nicht von aufgestiegenen Meistern, die wiederkommen. Also die Frage war, „Wie ist das mit der Reinkarnation, mit dem Karma.“ und eigentlich war es keine Frage, sie hat nur eine Feststellung gemacht und hat so mehr oder weniger… Solange wir uns identifizieren mit einer Einzelseele, dann kann der Körper ruhig sterben, dann gehen wir in die Astralwelt und wir inkarnieren uns wieder und wieder und wieder, bis wir irgendwann erkennen, „Aham Brahmasmi“ und bis dahin inkarnieren wir uns wieder und wieder. Wenn wir aber jetzt die Verwirklichung erreicht haben, dann inkarnieren wir uns ja nicht wieder. Dann ist die Frage, „Wie ist es dann mit den aufgestiegenen Meistern, von denen es heißt, dass sie wieder kommen?“ Da ist meine Antwort, kann ich nichts dazu sagen, müsste sie die fragen, die über aufgestiegene Meister sprechen. Im Yoga spricht man nicht über aufgestiegene Meister, die wiederkommen.

134. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Verwirklichte Gurus und Reinkarnation

Frage: "Werden verwirklichte Gurus, Erleuchtete, große Meister, wiedergeboren? Wie ist die Erfahrung von Jivanmuktas?" Da bin ich eigentlich schon mal darauf eingegangen. Ich merke jetzt irgendwo, ich wiederhole mich, aber das ist auch nichts Falsches. Krishna wiederholt sich in der Bhagavad Gita auch ständig und Arjuna stellt in jedem halben Kapitel die gleiche Frage und da auch Krishna nicht müde ist, die gleiche Frage auch mit der gleichen Antwort zu versehen, dann werde ich als kleiner Yogi das auch machen können. Also, bei den großen Meistern, auf der einen Ebene sind sie eins mit dem Unendlichen geworden und sie inkarnieren sich nicht wieder. Sie existieren nicht mehr als Einzelseele. Auf der anderen Seite hinterlassen die großen Meister eben starke Gedankenformen. Und sie existieren nicht mehr als Ego, aber letztlich Gott wirkt dann durch diese Gestalten der Meister hindurch. Und so kann man zu Swami Sivananda beten und Visionen von ihm haben und geführt werden und Berufungserlebnisse haben und von ihm geführt werden. Aber er ist nicht mehr eine Einzelseele mit egoistischen Wünschen, sondern Sivananda ist irgendwo verschmolzen mit dem Absoluten und daher, wenn man an Sivananda denkt, dann denkt man letztlich an das Absolute. Man könnte es in der Ausdrucksweise von Sheldrake sagen, es wird so wie ein morphisches Feld, durch das dann Gott letztlich hindurchwirkt..

135. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Meister und Schüler - Guru und Chela

Frage: "Wenn Brahman das Bewusstsein aller Wesen ist, dann gibt es keinen Unterschied zwischen Guru und Chela, zwischen Guru und Schüler. Dann lehren doch letztlich die Meister sich selbst." Antwort: Ja, sie wirken durch sich selbst und sie lehren sich selbst, wenn wir jetzt vom Vedanta ausgehen

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Das Böse in der Welt

Frage. „Wenn alles die großartige, allumfassende Seele ist, wenn Gott allmächtig, allgegenwärtig, allwissend ist, warum gibt es so Böses in dieser Welt, warum gibt es so viele letztlich dämonische Geschichten, warum gibt es so viel in uns, was uns daran hindert, zum Höchsten zu kommen? Und auch, wenn wir uns bewusst sind, „Ich bin das unsterbliche Selbst.“, warum mache ich all diese Dummheiten weiterhin?“ Das ist letztlich alles auch ein Teil dieses Lilas und dieses kosmischen Spiels. Letztlich ist es ein Teil der Entwicklung und der Evolution des Lebens. Was in einem Kontext früher mal gut war, ist jetzt vielleicht in einem anderen Kontext nicht gut. Z.B. Angst ist ja nichts Schlechtes. Wenn man jetzt so sieht, Leben entwickelt sich und dann gab es irgendwann Pflanzen und dann Tiere. Und Tierreich hat sich entwickelt, Bewusstsein kann sich weiter ausdrücken und dann war natürlich die Angst wichtig. Angenommen, z.B. auch unsere Vorfahren hätten keine Angst gehabt. Die sehen dort einen schönen Tiger vor sich, „Ah, schau diesen Tiger an. Diese schönen Farben, dieses gelb oder dieses orange, schwarz, weiß. Faszinierend.“ Was ist mit dem passiert? Er konnte sein Erbgut nicht weitergeben. Nein, er musste sich neu inkarnieren. Währenddessen der, der zusammengezuckt ist und Angst gekriegt hat, der hat überlebt. Und angenommen, so in der Horde, da gibt es den einen, zum Abendessen haben die anderen ihm nichts abgegeben und er hat irgendwo gedacht, „Ja, ist doch nett, dass die anderen was zu Essen haben. Ich esse nichts. Und ich bin zwar auch Teil der Gemeinschaft, aber dass mir niemand was gibt, ist ja auch ganz o.k.“ Dann wäre der verhungert. Er konnte sein Erbgut auch nicht weitergeben. Dagegen der, der dann geschimpft hat, schon als Bub oder als Mädchen, „Ich will auch was haben.“ und dann die Mütter geben ihm auch was und wenn er nicht genügend gekriegt hat, dann schreit er lauter. Und eine der großen Bestrebungen von Müttern ist Ruhe, ihren Balg dazu zu bringen, die Klappe zu halten. Sehr unromantisch jetzt. Natürlich haben sie sehr viele andere Wünsche auch. Sie wollen das Beste und das Liebevollste usw. Aber es war im Überleben in der Horde und schon letztlich früher einfach hilfreich, wenn jemand sich geärgert hat, wenn jemand Ängste hat, wenn jemand sich gewehrt hat und es war sicherlich auch von Vorteil, wenn der eine Stamm den anderen erschlagen hat. Das ist jetzt nicht sehr positiv ausgedrückt, aber all dieses Erbe ist da. Also das, was in frühren Zeiten die Evolution des Lebens irgendwie ermöglicht hat, was in früheren Zeiten das Überleben gesichert hat, das ist jetzt in unserer Zeit das, was uns in dieser Welt gefesselt hält. Deshalb sollten wir nicht sagen, das sind dämonische Kräfte oder das ist das Böse. In früheren Zeiten hat man von dem Teuflischen, dem Satan gesprochen. Da gab es Gott und da gab es den Teufel. Wer war eigentlich stärker, wenn man sich die Welt manchmal anschaut, vor allem wenn man sich die Nachrichten anschaut? Es scheint oft der Teufel stärker zu sein als Gott. Aber so kann es ja nicht sein, vor allem, wenn man vom Vedanta ausgeht. Da gibt es keinen Teufel. Da gibt es jetzt nicht jemand, das Böse, sondern es gibt eben auch das Gesetz der Entfaltung des Lebens und bei der Entfaltung des Lebens, wo sich langsam Brahman immer mehr ausdrückt und Bewusstsein sich seiner immer mehr bewusst wird, auf diesem Weg sind halt auch verschiedene Überlebensmechanismen und Instinkte usw. entstanden. Da hat sich eine Pranamaya Kosha und eine Manomaya Kosha entwickelt und alle menschlichen Emotionen hatten dort irgendwo einen Sinn. Aber das, was früher mal einen Sinn hatte, hat heute eben nicht unbedingt einen Sinn. Und letztlich genauso, angenommen ein Kind wächst auf, dann ist es irgendwann mal hilfreich, dass das Kind vielleicht mit einer Puppe spielen lernt oder mit irgendwelchen Autos, Spielzeugautos Rollenspiele macht usw. Angenommen, eine 16-jährige spielt weiter Puppe und will jeden Abend die Puppe irgendwo ins Puppenhaus bringen und will nicht einschlafen, bevor sie die Puppe irgendwo gefüttert hat, dann würden wahrscheinlich die Eltern sich Sorgen machen und sie zum Kinderpsychologen schicken. Hoffentlich vor dem 16. Lebensjahr. Und so, wenn wir weiter wachsen wollen auf der Evolution, dann müssen wir manche Gewohnheiten, die als Kind hilfreich waren, langsam abgeben. So können wir wachsen. Oder als Erstklässler hat man - ich weiß nicht, ob das heute noch so ist - gab es bestimmtes Linienpapier. Ich weiß nicht, wie viel Linien sind es? Drei Linien, damit man den Mittelbauch und unten und oben richtig malt. Angenommen, ich würde jetzt darauf bestehen, dass ich weiter Linienpapier habe, wäre auch nicht angemessen.

137. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Brahman ist das Ziel er Evolution

Die Richtung und Ziel von Evolution ist, dass Brahman Brahman verwirklicht - Brahman verwirklicht Brahman - aufhört zu träumen oder sich bewusst sein, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Selbst wenn ich noch im Traum bin, Brahman bleibt Brahman.“
Immerhin, es hat jetzt acht Tage gedauert, bis diese Frage gekommen ist, obgleich ich sie an mehreren Stellen schon beantwortet hatte. „Warum gibt es diese Welt? Warum hat Brahman die Welt geschaffen?“ Da gibt es jetzt verschiedene Antworten. Die beste Antwort ist, Brahman hat keine Welt geschaffen. Die Welt existiert nicht. Deshalb zu fragen, „Warum hat Brahman die Welt geschaffen?“, ist so ähnlich wie zu fragen, „Warum hat eine Krähe Zähne?“ Warum hat eine Krähe Zähne? Eine Krähe hat keine Zähne. Oder ein anderes Beispiel. Ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch korrekt übersetzt. Why does a barren woman have children? Warum hat eine unfruchtbare Frau Kinder? Antwort, unfruchtbare Frau hat keine Kinder. Warum hat Brahman die Welt geschaffen? Es gibt keine Welt. Deshalb zu fragen, „Warum hat Brahman die Welt geschaffen?“ ist genauso sinnvoll wie zu fragen, „Warum hat eine Krähe Zähne?“ Dann gibt es eine andere Antwort und das ist jetzt im Bhakti Yoga Lila. Gott hat irgendwo gedacht, „Wäre doch schön eine Welt zu schaffen.“ Und dann hat Gott die Welt geträumt und das Ganze ist dann ein kosmisches Spiel und wir sind alle Teil in diesem kosmischen Spiel, in diesem kosmischen Traum. Kann man natürlich sagen, was ist das jetzt für ein Verständnis von Brahman? Wenn Brahman sich langweilt, dann ist er nicht Brahman. Brahman kann per Definitionem sich nicht langweilen. Deshalb diese Aussage, Gott spielt, macht  irgendwo keinen Sinn. Eine zweite, genauso gute Antwort wie die erste ist, es ist eine transzendente Frage, auf die es im Relativen keine Antwort gibt. Dann, wenn du verwirklicht bist, weißt du es, kannst es aber nicht in Worten ausdrücken. Und solange du nicht verwirklicht bist, kannst du es auch nicht erfassen. Oder Buddha hat mal so geantwortet, „Solche Fragen sollten nicht gestellt werden und wenn sie gestellt werden, sollte man sie nicht beantworten.“ Patanjali hat dort eine Antwort gegeben, auch wenn sie genauso wenig logisch ist wie die Antwort der Bhaktas. Da wird auch gefragt, „Warum hat sich Purusha mit Prakriti verbunden, um so dieses Universum zu schaffen?“ Dort heißt es, „Der Grund der Vereinigung oder der Verbindung von Prakriti mit Purusha ist, dass Purusha Kenntnis seiner wahren Natur erlangt und die Kräfte erkennt, die in ihm und in der Prakriti stecken.“ Also, man könnte dort sagen, es gab diesen unendlichen Purusha, Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit. Und dann wollte er irgendwo bewusst erkennen, „Wer bin ich?“ und dazu musste er sich erst widerspiegeln in der Prakriti und sich dann verfangen in der Prakriti und dann in diesem ganzen Prozess des Zurückkehrens weiß dann Purusha nachher, wer er ist. Und außerdem wollte er dann auch erfahren, welche Kräfte in ihm und in der Prakriti stecken. Und so sind wir auch hier in diesem Universum, um die Kräfte zu erfahren, die in uns und in der Prakritit drinstecken. Und die Welt ist dann dazu geschaffen, dass sie uns Bhoga und Aparivarga gibt, also Vergnügen und Erfahrungen gibt und auch die Erfahrungen, die nötig sind, dass wir wieder herauskommen. Man könnte sagen, irgendwo das unsterbliche Selbst wollte sich mal spiegeln, aber um zu verhindern, dass es sich in der Spiegelung verliert, hat es veranlasst, dass ihm die Prakritit die Erfahrungen gibt, die ihn auch wieder herausholen. Ähnliche Analogie wie, Indra, der König der Götter wollte sich als Keiler inkarnieren. Er hat aber dann seine Adjutanten gebeten, sie mögen ihn dort wieder rausholen, falls er sich darin verliert. Und er hat sich dann verloren. Erinnert ihr euch noch an die Geschichte? Das ist eine der drastischen Geschichten, die euch in Erinnerung bleiben. Aber ich muss ehrlich zugeben, einen wirklich überzeugenden Grund für diese Welt habe ich noch nicht gefunden. Auch wenn diese Bhakti und Raja Yoga Erklärungen vielleicht irgendwo den Emotionen ein bisschen helfen, so ganz umsonst ist es jetzt nicht. Im Raja Yoga, Patanjali würde sagen, dass wir so einen Schöpfungszyklus durchlaufen, letztlich ist es für irgendwas gut. Das tröstet einen. Und der Bhakta würde sagen, es ist Spiel Gottes und mit Gott können wir gerne spielen und schauen, dass wir mit Gott spielen und das erfreut das Herz des Bhaktas. Die Antworten des Jnana Yogis, die Antworten eins und drei, die befriedigen uns emotionell nicht, was nicht heißt, dass sie deshalb schlechter wären. Nicht immer ist das, was uns emotionell mehr befriedigt, das Bessere.

138. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Bewusstsein ist unendlich - Brahman kenn keine Grenzen

Frage: „Warum ist Bewusstsein notgedrungen unendlich?“
Antwort: Angenommen, es gäbe etwas Endliches, dann wäre das Endliche wahrnehmbar. Und dann gibt es jemanden, der das Endliche wahrnimmt. Und das, was wahrgenommen wird, ist damit nicht das Bewusstsein. Angenommen, es gäbe eine Grenze des Bewusstseins. Dann müsste es jemanden geben, der die Grenze des Bewusstseins wahrnimmt. Und der, der die Grenze des Bewusstseins wahrnimmt, kann nicht identisch sein mit der Grenze. Daher muss Bewusstsein unendlich sein. Deshalb, aus gutem Grund gibt es in keiner mir bekannten Sprache ein Plural von Bewusstsein.
Jede Nacht kommt das Thema Tiefschlaf, sogar mehrmals. Aber ich bin darauf jetzt nur kurz eingegangen. Ich bin mehr auf Wachen und Träumen eingegangen. Als nächstes, der Tiefschlaf, da gibt es einfach keine Welt. Also, wir schwanken zwischen Wachwelt, ständig neuen Traumwelten und Tiefschlaf, wo es keine Welt gibt. Dann gibt es aber noch den vierten Bewusstseinszustand und das ist Samadhi, wo wir auch keine Welt wahrnehmen, aber dabei voll bewusst sind. Deshalb heißt es, Nirvikalpa Samadhi ist wie Tiefschlaf bei vollem Bewusstsein.

139. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Bewusstsein - wo und was ist das?

Frage: „Wo ist mein Bewusstsein?“
Antwort: Mein Bewusstsein, dein Bewusstsein, Bewusstsein ist für uns alle da. Aber die Frage ist natürlich, „Wo ist meine Begrenztheit? Wo ist meine Individualität im Tiefschlaf?“ Und das ist eben das Interessante, im Tiefschlaf gibt es keine Individualität. Und so wird häufig, und das habe ich jetzt während diesem Seminar etwas weniger gemacht, vielleicht deshalb, weil die letzten Jnana Yogis, die hier im Ashram waren, diese Tiefschlafanalogie in epischer Breite gebraucht haben, habe ich das jetzt diesmal weniger gebraucht. Aber die Analogie des Tiefschlafs ist tatsächlich eine Analogie, die auch Shankara in einigen Versen vom Viveka-Chudamani behandelt und wo ihr in beiden Kommentaren, sowohl in diesem Kommentar, wie auch im Kommentar von Raphael dort, viel noch dazu hört. Also, im Tiefschlaf ist die Erfahrung nicht unterschiedlich. Angenommen, Narendra fällt in den Tiefschlaf, er hatte einen wunderbaren Tag. Angenommen, Sharada, sie hatte einen noch wunderbareren Tag. Und angenommen, Klaus-Dieter, der jetzt nicht hier ist, und ich meine jetzt auch keinen Konkreten, ich will jetzt keinen Konkreten nennen, der hat eine ganz schlimme Erfahrung gehabt, er wurde heute entlassen, die Frau hat sich von ihm getrennt und der Vermieter hat ihn rausgeworfen und der Kredit wurde gekündigt und er hat erfahren, dass er Blutkrebs hat. Alles an einem Tag. Jetzt angenommen, all das ist vorgestern passiert und er hatte schon eine schlaflose Nacht, aber heute Nacht schläft er. Frage, wer fühlt sich besser im Tiefschlaf, Sharada oder Hans-Dieter? Im Tiefschlaf fühlen sie sich beide gleich. Nur dann, wenn sie wieder aufwachen ist die Erfahrung schon ziemlich extrem anders. Aber vielleicht träumt dann Hans-Dieter, dass er König von Ägypten ist und alles wunderbar ist. Oder dass er auf einer einsamen Insel ist, wo er alles hat, was er braucht und genauso, wie er gerne sein will. Von niemandem gestört, wunderbare, was weiß ich. Dann ist letztlich die Frage. Und nehmen wir an, Sharada hat stattdessen irgendeinen Albtraum. Jetzt, wer ist insgesamt glücklicher? Hans-Dieter, er hat den schönen Tiefschlaf gehabt, nachdem er eine Nacht nicht schlafen konnte. Er hat einen schönen Traum gehabt und dann kommt er ins normale Wachbewusstsein und fühlt sich ganz elendig. Oder jemand anderes, tolle Wacherfahrung, aber Albtraum. Wessen Leben ist besser? Antwort, Ahambrahmasmi. In Wahrheit bleibt alles Brahman.

140. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Vedanta und Jnana Yoga im Alltag

Damit will ich jetzt mal die Fragen abschließen, denn natürlich bleibt dann weiter die Hauptfrage, „Wie setze ich das jetzt im Alltag um?“ und dort denkt öfters an diese Frage, die Rama den Hanuman gestellt hat, „Wer bist du?“ und Hanuman hat gesagt, „Auf der physischen Ebene bin ich Dein Diener. Auf der geistigen Ebene bin ich Teil von Dir. Und auf der höchsten Ebene bin ich Du.“ oder eins, kann man auch sagen. Und so bleiben auch und gerade für den Jnana Yogi alle Yogawege weiter wichtig. Nicht, dass ihr jetzt denkt, „Von heute an keine Asanas und Pranayama mehr, keine Mantras mehr, kein uneigennütziger Dienst mehr und Yogastunden unterrichte ich auch nicht mehr. Und ich lege mich auf eine Parkbank und sage, Ahambrahmasmi.“
Vielleicht noch eine Geschichte, die Swami Vishnu-devananda an der Stelle gerne erzählt hat. Das war die Geschichte von einem Aspiranten. Der war bei einem Lehrer und hat gehört, „Alles ist Brahman, alles ist Bewusstsein, es gibt nur eine Welt, die ganze Welt gehört nur dem kosmischen Bewusstsein und du bist Brahman. Damit gehört die ganze Welt dir.“ Der ist dann in ein Restaurant gegangen und hat sich ein fünf Gänge Menü in einem fünf Sterne Hotel bestellt und anschließend ging es dann ans Bezahlen und dann hat er dem Wirt gesagt, „Alles ist Brahman. Es gibt nur eine kosmische Wirklichkeit. Und das ganze Universum mit all seinen Teilen, einschließlich diesem Restaurant, gehört dem unsterblichen Brahman. Daher, mir gehört das Restaurant genauso wie jedem anderen auch und deshalb brauche ich auch nichts zu bezahlen.“ Und da die Geschichte noch etwas altertümlich sein soll, geht dann die Geschichte weiter. Dann nahm der Wirt einen Stock und schlug diesen Aspiranten grün und blau. Der Aspirant kehrt zurück zum Lehrer. Humpelnd und schmerzerfüllt, geht er zum Lehrer und sagt, „Meister, deine Philosophie hat nicht geklappt.“ Der Meister lässt sich die Geschichte erzählen und lacht und sagt, „Wer hat wen geschlagen? Wenn alles Brahman ist, dann hat Brahman sich selbst geschlagen. Warum kümmert dich das?“ Solange wir uns noch identifizieren mit dem Körper, gilt es, wir müssen uns um den Körper kümmern. Angenommen, wir identifizieren uns nicht mehr mit dem Körper, dann mag es sein, dass Karma irgendwo abläuft. Wer sich an die Bhumikas erinnert, von den sieben Bhumikas gibt es ja die sechste Bhumika, Padartha Bhavani, wo der Meister sich nicht mehr um seinen Körper kümmert, die Meisterin sich um nichts mehr kümmert, sondern es geschieht von selbst und es wird sich vom Karma um den Körper gekümmert. Er oder sie selbst spürt sich mehr oder weniger beständig im Unendlichen. Im Unterschied zu Asamshakti, wo auch schon Nirvikalpa Samadhi ist und der Meister, die Meisterin Doppelbewusstsein hat, zum einen sich sehr wohl um den Körper kümmern kann und die Pflichten erfüllen kann und dennoch immer wieder die Einheit mit dem Unendlichen erfährt. Oder es gibt eine andere Geschichte von Shankaracharya. Shankaracharya war zwar Swami und Begründer des Dashanami Orderns, er hat eben auch das Mönchstum systematisiert und man kann sagen, eigentlich zehn Hauptorden begründet, die dann in vier Hauptklöstern zusammengefasst wurden, die aber dann doch keine so enge Zusammengehörigkeit haben wie christliche Orden, da ist es sehr viel loser, bis so weit, dass die meisten gar nicht wissen, zu welchem Stammkloster sie eigentlich gehören. Aber Shankara war zwar ein Mönch und die meisten seiner Schüler waren Swamis, aber eben nicht alle. Er hatte auch mal so einen König gehabt und bei dem hat er regelmäßig Unterricht gehalten und hat zu dem König gesagt, „Dein Palast ist unwirklich und deine Elefanten sind unwirklich, dein Harem ist unwirklich, dein Reich ist unwirklich, hinter allem steckt nur Brahman. Höre auf, ständig nach mehr zu streben. Höre auf, Kriege anzuzetteln, um mehr Ruhm zu bekommen. Dein Selbst ist das gleiche Selbst wie das Selbst von allen Königen um dich herum und das gleiche Selbst, wie alle von deinen Untertanen, deshalb höre auf, sie auszupressen mit den Steuern, sondern erkenne, dein Selbst ist eins mit dem Selbst von allen.“ Und dann, den König hat das irgendwann gewurmt. Ursprünglich wollte er ja lernen, aber so geht das halt öfters mit Aspiranten. Erst gehen sie zum Meister und sagen, „Meister, lehre mich.“ und danach ärgern sie sich über das, was der Meister sagt oder argumentieren und schimpfen mit dem Meister. Und der König hatte gedacht, „Jetzt habe ich genug von ihm.“ Und Shankara ist so jeden Morgen durch die gleiche Straße durchgegangen und zum König hin und so hat der König dort einen Elefanten wild gemacht und hat den Elefanten durch die Straße jagen lassen, dass der Shankara zertrampelt wird. Also, war schon nicht so ganz ohne. Gut, und Shankara, der war halt noch jung - ihr erinnert euch, er ist ja mit 32 gestorben, seine Hauptlehrperiode, wo er in die Außenwelt gegangen war, war zwischen 24 und 32, er ist viel gewandert - er war auch in guter physischer Konstitution, er ist also vor dem Elefanten weggerannt und dann auf einen Bauch hochgeklettert. Und dieser Baum war irgendwo, die obersten Wipfel waren direkt vor den Gemächern vom König. Und manche sagen, der König hatte das beabsichtigt, der wollte ihn nicht umbringen. Jedenfalls der König sah ihn dort oben und dann fing er an zu lachen und sagte, „Oh Shankara, du lehrst, dass alles eins ist. Wieso bist du, der du eins bist mit dem Elefanten, vor dem Elefanten weggerannt?“ Dann antwortete Shankara, „Oh König, du hast noch nichts verstanden. Wer ist vor wem weggerannt? Und was ist überhaupt passiert?“ Habt ihr verstanden? Also, in dem Traum ist es so, dass der Shankara weggerannt ist, aber eigentlich ist niemand vor irgendjemandem weggerannt. Aber innerhalb des Traums wird man spielerisch die Regeln des Traums befolgen und das heißt dann auch, wenn einen ein Elefant verfolgt, dann rennt man vor ihm weg und weil Mensch langsamer ist als Elefant, ist es klüger einen Baum hoch zu kraxeln, wenn der Baum hoch und stark genug ist.

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Vedanta und Jnana, Raja, Bhakti, Karma, Hatha und Kundalini Yoga

Jetzt die sechs Yogawege vom Standpunkt vom Vedanta. Jnana Yoga, Raja Yoga, Bhakti Yoga, Karma Yoga, Hatha Yoga und Kundalini Yoga. Jnana Yoga kann man als seinen Hauptyogaweg wählen oder man kann auch sagen, es ist der Hintergrundsyoga. Und von den praktischen Zwecken her folgen wir einem anderen Yogaweg, aber wir wissen tief im Hinterkopf, wir wollen nirgendwo hängen bleiben und das ist vielleicht das Wichtigste am Jnana Yoga, dass wir nicht irgendwo uns in Lichterfahrungen verlieren und in irgendwelchen Pranaerfahrungen suhlen oder auch nicht, dass wir irgendwo verzweifeln an der Unfähigkeit, unseren Geist ganz unter Kontrolle zu bringen. Denn, den Geist ganz unter Kontrolle zu bringen, ist nicht so einfach, wie wir ja öfters schon so gesagt haben. Also Jnana Yoga so als Hintergrundsweg oder wir können sagen, „Jnana Yoga ist mein Hauptweg. Ich werde mich jeden Tag immer wieder fragen, wer bin ich? Ich werde mir immer wieder sagen, Ahambrahmasmi. Ich werde immer wieder bewusst spüren, Satchidananda Swarupoham. Ich werde mich immer wieder, nicht nur in der Meditation, sondern auch am Tag zwischendurch, besinnen, ich bin das Bewusstsein hinter allem. Und ich werde immer wieder lernen, nicht aus Identifikation heraus zu handeln, sondern aus Einheitsbewusstsein heraus zu handeln.“

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Raja Yoga und Vedanta

Raja Yoga. Patanjali, in seinem Yoga Sutra, ist eigentlich nicht ein reiner Raja Yogi. Es werden manchmal künstliche Grenzen aufgebaut. Eigentlich, jeder dieser klassischen Yogawege enthält alle Yogawege auch in sich. Patanjali sagt ganz zu Anfang, „Yogas Chitta Vritti Nirodhah, Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“, fertig. Und in einer der Interpretationen des Yoga Sutras, der Interpretation von Swami Krishnananda, der sich auch noch auf ältere Interpretatoren bezieht, sagt, das ist so die Lehre für die Top Class Aspirantes oder auch die First Class Aspirantes, für die Aspiranten der ersten Klasse. Man hält den Geist an, keine Gedanken, Nirvikalpa Samadhi, dann sind wir verwirklicht, fertig, brauchen wir nichts weiter zu machen. Und dann haben wir auch Jnana Yoga erreicht. „Swarupoham Tada Drastuh Svarupe Vasthanam, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Wir brauchen nur den Geist zur Ruhe zu bringen. Und dann gibt Patanjali für die nicht First Class Aspirantes noch weitere verschiedene Methoden. Auch im weiteren ersten Kapitel erwähnt er noch verschiedene Weisen, wie wir zur höchsten Wahrheit kommen können, das ist jetzt kein Raja Yoga Weg. Im zweiten Kapitel sagt er dann noch, Kriya Yoga. Tapas, Swadhyaya, Ishwara Pranidhana Kriyayogah, damit überwinden wir die Kleshas und dann sind wir in der Verwirklichung. Das heißt, das ist so der Weg des Raja Yoga, um diese Identifikation zu überwinden. Wir überwinden Schritt für Schritt. Als erstes überwinden wir die Ängste. Wie überwinden wir die Ängste? Wir machen das, wovor wir Angst haben. Also, wenn ihr irgendwas habt, wovor ihr Angst habt, dann nehmt euch vor, „Ich mache es.“ Und dann das nächste, womit wir gebunden sind, sind Raga und Dwesha, Mögen und Nichtmögen. Wie überwindet man Mögen und Nichtmögen? Indem ich das tue, was ich nicht mag. Das ist jetzt alles so der Tapasaspekt. Und ich mache nicht das, was ich mag und ich mache das, was ich nicht mag. Ist eine sehr machtvolle Sache. Das ist aber noch für die Sekond Class Aspirantes. Und wenn wir das ausreichend machen, dann fallen die nächsten Schritte leicht, denn ohne Ängste und ohne Mögen und Nichtmögen wird das Ego sehr dünn. Dann wird es leicht, über das Ego hinauszugehen, über Avidya hinauszugehen, dann erfahren wir, wer wir wirklich sind. Aber außer Tapas gibt es auch noch Swadhyaya und es gibt auch noch Ishwara Pranidhana, als drei Methoden des Kriya Yoga. Ishwara Pranidhana ist Hingabe an Gott. Wir verehren Gott. Damit sind wir im Bhakti Yoga, wo ich gleich noch mal hinkommen. Wir verehren Gott und durch die Verehrung Gottes kommen wir auch jenseits dieser Kleshas. Eine dritte Weise wäre Swadhyaya. Swadhyaya kann man psychologisch interpretieren. Swadhyaya kann man aber auch vedantisch interpretieren. Swadhyaya ist Selbststudium. Also, wir können unsere Psyche studieren und können lernen, mit unserer Psyche umzugehen und dann können wir noch sehr viel detaillierter daran arbeiten, als einfach mit Tapas, im Sinne von, all unsere Ängste angehen und unser Raga und Dwesha systematisch angehen. Oder wir können eben Swadhyaya nehmen vom Standpunkt des Jnana Yoga. Selbststudium im Sinne von Viveka. Und im Laufe des zweiten Kapitels sagt dann Patanjali, Viveka Khyati ist der Weg zur Befreiung. Also dauernde Unterscheidung und da ist er wieder wie der Shankara im Viveka-Chudamani, Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst, Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen, Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, Unterscheidung zwischen Ananda und Sukha oder Wonne und letztlich auch Leiden. Und danach sagt dann Patanjali, „Und um in den Zustand von Viveka Khyati zu kommen, sollte der Yogi die sieben Stufen praktizieren. Also, wenn es uns nicht gelingt, dauerhaft unseren Geist zu einer Unterscheidungskraft zu führen, dann gelten Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, dann können wir Viveka üben und in Samadhi fallen. Also, hier kommt Patanjali zu einem ähnlichen Schluss wie auch Shankara in den einleitenden Versen, wo er auch von den Shatsampats spricht, den sechs edlen Tugenden, die es zu entwickeln gilt und wo er auch spricht über andere Yogawege, die helfen, dass der Geist so zur Ruhe gebracht wird, dass wir auch wirklich Viveka üben können. Und so, wenn man jetzt Raja Yoga als Hilfspraxis für Jnana Yoga übt, wissen wir auch, wir brauchen nicht unseren Geist vollständig unter Kontrolle zu bringen. Wir müssen ihn nur ausreichend unter Kontrolle bringen, dass die Viveka ausreichend stark wird und dann können wir aus dieser Verhaftung mit diesem Körper-Geist-Komplex rauskommen. Das ist ein wichtiger Gedanke dort. Also, um zu Nirvikalpa Samadhi zu kommen, müssen wir nicht abwarten, bis wir alle unsere geistigen und psychischen Probleme aufgearbeitet haben. Schon allein, was wir in den ersten Jahren unseres Lebens an psychischen Problemen angesammelt haben, da gibt es manche Menschen, die verbringen dann die restlichen 60 Jahre, diese aufzuarbeiten. Und wenn man noch bedenkt, dann gibt es noch Probleme aus so vielen verschiedenen anderen Inkarnationen. Also eine gewisse Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, dann kommt die Unterscheidungskraft und damit können wir auch alle Begrenztheiten transzendieren.

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Bhakti Yoga und Vedanta

Bhakti Yoga. Ein Yogaweg, den Shankara ja an verschiedenen Stellen des Viveka-Chudamani lobt. Letztlich auch der Krishna. Diejenigen, die sich mit der Bhagavad Gita beschäftigt haben, fast immer, wenn Krishna über Jnana Yoga schreibt oder spricht, kommt am Ende des Kapitels vorübergehend dann wieder ein Bhakti Vers. Wo er dann spricht über Brahman und das Ewige und das Unendliche und das Absolute und dann sagt er noch, „Und wer dieses Brahman erkennt, der wird befreit vom Kreislauf von Geburt und Tod, der ist erlöst.“ Und danach sagt er, „Und wer Brahman einfach verehrt und an Brahman glaubt und aus diesem Glauben heraus lebt, der erreicht die Verwirklichung auch.“ Also, wir können diese höhere Wahrheit auch verwirklichen, indem wir sie verehren. Letztlich heißt es auch, das, was wir verehren, mit dem verschmelzen wir irgendwann. Und für viele ist es leichter, Brahman zu verehren, als über die Einheit von Brahman nachzudenken. Und gerade im Alltag ist das dann oft leichter. Wir sind auch ausreichend komplex, dass man zum einen sagen kann, „Ahambrahmasmi“, dann können wir sagen, „Die Ganze Welt ist Manifestation Brahmans und hinter der ganzen Welt ist Ishwara und Ishwara will ich verehren.“ Ishwara ist dann der Träumer und die Gesetze im Universum und die ganze Welt entwickelt sich und ich will irgendwo meinen Part tun und deshalb sage ich, „Dein Wille geschehe. Dein Reich komme. Wie im Himmel, so auch hier auf der Erde. Möge ich das erfahren.“ Und wenn wir so Brahman verehren und Brahman dienen, dann erfahren wir die Verschmelzung mit Brahman. Und dann die ganzen Bhakti-Praktiken, wie die Puja, die wir heute Abend machen werden oder wie Mantrasingen, Arati, sich verneigen und so vieles andere, all das hilft, dass unser Herz sich öffnet, das Herz sich weitet und wir Einheit spüren und erfahren.

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Karma Yoga und Vedanta

Ein nächster wichtiger Yogaweg ist Karmayoga. Und in seinem Kapitel „Vedanta“ aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ betont Swami Sivananda den Karmayogaaspekt sogar am allermeisten vom Vedanta und da sagt er auch, „Ich glaube an praktischen Vedanta. Wenn man nur Texte liest und zitiert und Vorträge hält, das ist nur intellektuelle Gymnastik oder Lingual Diarrhoea, Sprechdurchfall.“ Dann sagt er auch, „Zu viele Worte, die steigen dir zu Kopf.“ Müsst ihr natürlich wissen, das ist so eine indische Tradition, wo Vedantalehrer sind, die müssen gute Vorträge geben können, die werden dann in hoher Ehrerbietung gehalten, aber wehe nachher, das Essen hat nicht die richtige Temperatur. Also, Karmayoga heißt dann hier, handeln daraus, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, liebe deinen Nächsten als dein Selbst. Und diene anderen, weil es hilft, das individuelle Bewusstsein zu überwinden. Und indem wir anderen dienen, ist das dann auch nicht arrogant, wo wir sagen, „Ah, ich großartiger Mensch, ich diene dir kleinem Hilfsbedürftigen.“, sondern im Gegenteil ist es so, wir danken dem anderen für die Gelegenheit, ihnen zu dienen, denn, indem wir anderen dienen, weiten wir unser Bewusstsein aus. Eine der einfachsten Weisen, sich mit anderen verbunden zu fühlen, ist, ihnen zu dienen, anderen zu helfen. Und wer wirklich sein Leben dem Dienst anderer geweiht hat, hat das sicher schon gespürt diese Verbundenheit. Gut, manchmal fühlt man sich dann vielleicht auch ausgenutzt und manchmal fühlt man Undankbarkeit oder manchmal fühlt man die Ohnmacht, so viel Leid in dieser Welt, so wenig, was man tun kann. Aber gerade dann braucht man auch wieder Vedanta. Indem man erkennt, auch das Leiden der Welt dient einem Zweck, nämlich dem Zweck aufzuwachen, Erfahrungen zu machen, zu wachsen und wir können dort nur demütig sein, wir können das Leid mildern, was wir mildern können, wir können auch nur Diener sein in den Händen Gottes und wir können auch wissen, auch wenn jemand offensichtlich leidet, tief im Hintergrund bleibt er immer Satchidananda. Auch im größten Leiden bleibt Satchidananda. Das ist ein bisschen komplex, aber Vedanta und Karma Yoga gehören irgendwie zusammen. Karma Yoga bedarf entweder Jnana Yoga oder Bhakti Yoga. Karma Yoga allein lässt einen verzweifeln, sowohl vor der Unendlichkeit des Leidens, vor der Ohnmacht, das ausreichend zu ändern, wie auch der Undankbarkeit der Welt. Das können wir entweder als Diener tun oder wir können es aus dem Jnana Yoga heraus machen und so können wir wirklich dienen. Und Dienen heißt dann natürlich auch, wir müssen auch mal Rollen spielen. Z.B. eine Mutter muss auch mal das Kind schimpfen, muss auch mal so tun, als ob sie ärgerlich ist. Auch ein spiritueller Lehrer muss auch mal streng mit seinen Schülern sein. Je nach Temperament ist das vielleicht stärker, ist es vielleicht schwächer. Swami Vishnu-devananda und Swami Krishnananda haben vielleicht ihre Lektionen an ihren Schülern etwas burschikoser gesagt. Ein Swami Chidananda war da vielleicht etwas subtiler, aber Lektionen waren da. Auch ein Swami Sivananda konnte Menschen gegenüber auch streng sein. Er hat auch Menschen aus dem Ashram verwiesen, hat sie nach Hause geschickt, hat sie versetzt, hat ihnen gesagt, „So geht es nicht.“, hat irgendwo gesagt, „Du praktizierst wie ein Egoist, tu mal was Nützliches.“, also, all das hat er auch gesagt. Aber er hat es gesagt, während er mit ihnen gefühlt hat und gewusst hat, „Wir sind alle eins. Jetzt ist aber das Karmaspiel Lehrer-Schüler. Dort habe ich als Lehrer bestimmte Aufgaben und ich muss dort meinem Schüler bestimmte Lektionen dort sagen.“

145. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Hatha Yoga, Kundalini Yoga und Vedanta

Bleibt noch Hatha und Kundalini Yoga. Natürlich, Hatha Yoga kann man auch sagen, Körper ist irgendwo gut, wenn der halbwegs gesund und ein bisschen entspannt ist, dann hat man irgendwo mehr Zeit, um die Selbstverwirklichung zu erreichen. Jetzt haben wir einen physischen Körper und wir haben irgendwo ein menschenwürdiges Dasein, wo wir uns keine Gedanken machen müssen, ob wir morgen noch leben. Wir leben in einer spirituellen Tradition, wir haben einen Meister. Es könnte doch nichts Besseres geben, als in diesem Leben ein bisschen länger zu bleiben, wer weiß, wie es im nächsten Leben ist. Also besser, wir gehen sorgsam mit dem Körper um, dass wir noch in diesem Leben uns verwirklichen. Und auch, wenn es jetzt nach verschiedenen empirischen Studien nur irgendwas zwischen 6 und 12 Jahren ist, was man mittels Yogapraxis in seinen verschiedenen Aspekten an gesunden Jahren seinem Leben hinzufügen kann, sind es 6 bis 12 Jahre. Das ist doch schon mal etwas. Wenn man bedenkt, normalerweise Durchschnittslebenserwartung ist 80. Die ersten 18 Jahre ist man irgendwo Kind und Jugendlicher. Gut, es gibt solche, die kommen früher auf den Weg, manche etwas später. Dann verschläft man die Hälfte des Lebens. Dann ist man so viel beschäftigt mit Essen und Trinken und Broterwerb und dann hat man noch die und die Krankheiten und dann macht man noch all diese komischen Reisen und irgendwann wird man vielleicht auch zum Pflegefall und wenn man dann das Ganze zusammenrechnet, wie viele Minuten haben wir tatsächlich, um nach dem Höchsten bewusst zu streben. Und dann könnte man sagen, die zusätzlichen 6 bis 12 Jahre könnten sogar in einer Inkarnation die Minutenzahl, in denen wir wirklich ernsthaft nach dem Höchsten streben, verdoppeln und dann ist das nicht mehr nur noch unser Leben um zehn Prozent verlängern, sondern die Chancen zur Verwirklichung zu verdoppeln. Aber Hatha Yoga, auch als Aspekt vom Kundalini Yoga, dient ja eben nicht hauptsächlich um gesünder zu sein und länger zu leben, es dient hauptsächlich um das Prana in die höheren Chakras zu bringen. Ist das Prana in den höheren Chakras, dann fällt es leichter, zu überlegen und zu fragen, „Wer bin ich?“, dann fällt es leichter, zu spüren, „Satchidananda Swarupoham“. Am Ende von einer Yogastunde, wenn das Prana ausgedehnt ist und weit ist und wenn man überlegt, „Wer bin ich?“, ist es leichter zu sagen, „Aham Brahmasmi“, als am Ende von einer Disco oder irgendwas anderem. Also, Hatha, Kundalini Yoga hebt die Schwingungsebene, sodass der Geist klarer wird und aus diesem Grund hat ja Shankaracharya auch ein Werk über Pranayama geschrieben und an einigen Stellen im Viveka-Chudamani schreibt er darüber. Er schreibt eben zum einen, Pranayama hilft, den Geist zur Harmonie zu bringen und zu erheben, dass er für das Studium von Vedanta geeignet erscheint, dann sagt er aber auch, allein durch egal wie viel Pranayamas, wird die Selbstverwirklichung nicht erreicht. Letztlich muss man sich immer wieder fragen, „Wer bin ich? Was ist wirklich?“ und zur Erkenntnis kommen, „Aham Brahmasmi. Ayam Atman Brahman. Prajnanam Brahman. Satchidananda Swarupoham.“

146. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Essenz des Viveka Chudamani

Heute ist der letzte Tag dieses 9-tägigen Seminars, Yogalehrerweiterbildung. Viveka-Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung oder auch der Kronjuwel der Unterscheidung. Wir haben uns die letzten 9 Tage beschäftigt mit den höchsten Fragen, die man sich stellen kann. Die Fragen, „Wer bin ich? Was ist die Welt? Was ist Gott?“ Wir sind dabei verschiedene Unterscheidungsformen durchgegangen anhand eines sehr wichtigen Textes, eben Viveka Chudamani, „Wer bin ich und wer bin ich nicht? Atma-AnAtma-Viveka. Was ist wirklich, was ist unwirklich? Satya-Mithya-Viveka. Was ist wahre Freude, was ist nur vorübergehendes Vergnügen?“ Die haben wir nicht ganz so intensiv behandelt, aber es ist in dem anderen mit eingeschlossen. „Ananda-Sukha-Viveka.“

147. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die Drei Schätze des Menschen

Shankaracharya beginnt ganz am Anfang zu sagen, „Manushyatam Mumukshutvam Mahapurusha Samshrayaha.“ Drei Dinge sind wertvoll auf dieser Welt, drei große Schätze. Das erste ist Manushyatam, ein menschenwürdiges Dasein. Was zuerst mal beinhaltet, einen menschlichen Körper zu haben. Zweitens, dass man das hat, was man zum physischen Überleben braucht, also was zu essen, Dach über dem Kopf und nicht eine Angst, dass man am gleichen Tag marodierenden Banden zum Opfer fällt. Und das ist der erste der großen Schätze, die wir als Mensch haben in diesen Breiten, wo wir geboren sind. Das zweite ist Mumukshutvam, der intensive Wunsch nach Befreiung. Dieser Wunsch nach Befreiung ist bewusst oder unbewusst in jedem Menschen angelegt. Bei manchen ist er stärker, bei manchen ist er schwächer. Und bei denen, bei denen dieser Wunsch besonders stark angelegt ist, ist es manchmal auch nicht nur angenehm, denn sie sind anders als Otto Normalverbraucher oder als Ottonin Normalverbraucherin oder Ottilie Normalverbraucherin. Sehr viele Menschen haben Manushyatam. Mumukshutvam haben viele nicht. Und wenn sie es haben und man nicht weiß, wohin das führen kann, dann ist man auch nicht unbedingt glücklich, wenn man nicht wertschätzt, „Ja, das ist etwas Wertvolles.“ Mumukshutvam, der intensive Wunsch, die Wahrheit zu erfahren. Nicht zufrieden sein mit dem Relativen, was die Welt uns so anbietet. Zu Mumukshutvam gehört auch dazu, intensive Sehnsucht nach Gott, intensive Sehnsucht nach Wahrheit. Und das dritte wichtige ist Mahapurusha Samshrayaha, also die liebevolle Fürsorge durch einen selbstverwirklichten Meister, was heißen kann, eine Tradition zu finden, in der ein großer Meister – auch wenn er nicht mehr im physischen Körper ist – einen weiter leitet, wo man Praktiken hat, die man üben kann, Lehren hat, denen man folgen kann und vielleicht auch – wenn auch nicht ganz selbstverwirklichte Meister – Menschen hat, die einem auch praktisch die Dinge beibringen können. Das sind die drei wertvollsten Schätze im Universum. Wertvoller als jeder Lotteriegewinn. Wertvoller als das beste Auto. Sogar wertvoller als das schönste Haus und die tollste, was auch immer sonst. Das gilt es, sich dessen bewusst zu sein und immer wieder auch bewusst zu sein, danach gilt es zu streben und das gilt es zu nutzen.

148. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Strebe nach Befreiung, Samadhi, Erleuchtung

Shankara sagt dann weiter, „Es gibt jetzt Menschen, die haben den ersten Schatz, Manushyatam und sind zu dumm, nach Mumukshutvam zu streben. Es gibt Menschen, die sind noch dümmer.“ Shankara hat ja manchmal eine sehr krasse Ausdrucksweise, wie oft gerade die Südinder, vor allem die Keralesen. Es gibt Menschen, die sind noch dümmer. Sie haben die menschenwürdige Geburt, ein menschenwürdiges Dasein und sie haben den Wunsch nach Befreiung und sind letztlich zu dumm, einen Lehrer zu suchen und ihm zu folgen. Und die allerdümmsten sind die, die erstens Manushyatam haben, zweitens Mumukshutvam haben, drittens die Lehren gefunden haben und einen Lehrer gefunden haben und sich dann nicht bemühen, wirklich nach Befreiung zu streben und immer wieder sich ablenken und nach anderem streben oder sich über Kleinigkeiten aufregen.“

 

149. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die vier Mittel der Befreiung - Sadhana Chatushthaya

Shankara fährt dann fort. „Wenn man zu einem Lehrer geht, braucht man vier Eigenschaften, Viveka, Vairagya, Mumukshutva und Shatsampat.“ Also, man sollte schon eine gewisse Viveka haben. Die Viveka führt letztlich zur höchsten Befreiung, aber schon Viveka am Anfang ist wichtig. Schon am Anfang sollte man sich einer gewissen Sache bewusst werden, eben „Ich bin nicht dieser Körper. Ich werde nicht glücklich sein durch die eine oder andere Wunscherfüllung. Und diese Welt, so wie sie sich mir darstellt, kann nicht wirklich wirklich sein.“ Das ist schon etwas, was man als Schüler vom Jnana Yoga schon von Anfang an irgendwo mindestens angedeutet haben sollte. Als zweites, Vairagya. Viveka, kann man sagen, ist mehr intellektuell und vernunftmäßig und Vairagya ist herzensmäßig. Vom Inneren heraus fühlen, „Wunscherfüllung allein und ein materiell gelebtes Leben oder das so genannte normale Leben, macht mich nicht dauerhaft glücklich.“ Das ist ein essentielles Wissen, „Auch wenn jetzt der Weihnachtsmann kommen würde und mir alle Wünsche erfüllen würde oder wenn jetzt eine Fee kommen würde und sagen würde, du hast drei Wünsche frei, wir wissen, äußere Wünsche machen mich nicht glücklich.“, Vairagya. Dritte, Shatsampat, die edlen Tugenden der Gleichmut. Wir sind sie alle durchgegangen, von einem praktischen Standpunkt aus, wie auch von dem höheren Standpunkt aus, den Shankara dort entwickelt. Letztlich auch aus der Überzeugung, dass nichts Äußeres einen glücklich macht, kommt auch eine gewisse Shatsampat, dann kann man auch gleichmütig sein gegenüber all diesem Äußeren. Wobei es die Gleichmut 1. Grades und 2. Grades gibt. Die erste ist, die Emotionen werden einen gar nicht erst unruhig machen und das zweite ist, man weiß, „Ich bin nicht die Emotionen und ich behalte die höhere Gleichmut, selbst wenn ich zwischendurch explodiere.“ Schließlich Mumukshutva, darüber habe ich gesprochen. Er erwähnt Mumukshutva immer wieder. Wenn wir uns so ausgestattet haben mit diesen vier Eigenschaften, dann gilt es, gerade die Viveka immer weiter zu entwickeln und uns immer wieder bewusst zu machen, „Ich bin nicht der Körper. Ich bin nicht die Wünsche. Ich bin nicht die Psyche. Ich bin nicht das Prana. Ich bin nicht die Emotionen. Ich bin nicht die Persönlichkeit. Sondern meine wahre Natur ist Brahman.“
So kommen wir über Viveka zu den vier Mahavakyas: Tat Tam Asi. – Das bist du. Das, das wir nicht beschreiben können. Ahambrahmasmi. – Ich bin Brahman. Ayam Atma Brahman. – Dieses Selbst ist Brahman. Und Prajnanam Brahman. Was ist Brahman? Brahman ist Bewusstsein. Dieses Bewusstsein kann man auch nennen, Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Aus dieser Bewusstheit heraus kann man dann leben. Es gilt, das auch in den Alltag umzusetzen und ich kann euch da durchaus empfehlen, noch mal das Kapitel „Vedanta“ aus Swami Sivanandas Buch „Göttliche Erkenntnis“ durchzulesen, da beschreibt er das auch noch mal sehr ausführlich von einem praktischen Standpunkt aus, wo er klar sagt, Vedanta darf nicht nur einfach intellektuelle Gymnastik sein. Es darf nicht Ligual Diarrhoea sein, also Sprechdurchfall, sondern aus dieser Vedanta kommen auch praktische Konsequenzen. Es gilt, es umzusetzen im Alltag und diese Umsetzung, die steht jetzt für euch wieder bevor. Zu arbeiten an Viveka, Vairagya, Shatsampat, Mumukshutva. Uneigennützig dienen im Sinne von, das Selbst aller Wesen ist gleich, inmitten aller Veränderungen des Lebens, das eine kosmische Selbst zu erfahren, sein Karma abzuarbeiten, damit wir letztlich auch auf beschränkte Weise unsere Mission im Leben erfüllen. Wenn wir nicht immer uns der höchsten Wirklichkeit bewusst sein können, dann gilt es, sie zu verehren. Das ist das, was Krishna ja in der Bhagavad Gita in jedem Kapitel macht, wo er über Jnana Yoga schreibt oder spricht. Jedes Mal, wenn Krishna über Jnana Yoga spricht, sagt er zum Schluss, „Und wenn es dir nicht gelingt, dir ständig deines Selbst bewusst zu sein, dann verehre Gott. Und wenn du nicht immer die eine Seele hinter allem wahrnehmen, erkennen, fühlen kannst, dann verehre sie halt. Und wenn du all das nicht so ganz kapierst, dann habe einfach Vertrauen und verehre es.“ Und so gilt es, diese verschiedenen Standpunkte zu integrieren. Und ich bin immer wieder darauf eingegangen, auf diese Sätze von Hanuman. Als Rama ihn gefragt hatte, „Wer bist du?“, hat Hanuman geantwortet, „Auf der physischen Ebene bin ich Dein Diener. Auf einer geistigen Ebene bin ich ein Teil von Dir. Auf der höchsten Ebene bin ich Du.“ Der Mensch ist äußerst komplex und so gilt es, auf all diesen Ebenen zu wirken. Wenn wir nur eine dieser Ebenen berücksichtigen, ist es letztlich unvollständig. Und gerade für jemanden, der im aktiven Leben steht, gilt es aus allen drei Ebenen heraus zu handeln. Angenommen, ihr wärt Wandermönch, dann könntet ihr vielleicht nur aus dem dritten heraus handeln. Aber vom Karmischen her ist das, glaube ich, keiner von euch und die meisten von euch, vermutlich alle, sind irgendwo auch im Alltag beschäftigt und so gilt es, die Handlungen Gott zu widmen, sich als Gottes Diener zu empfinden, als Diener die Dinge tun, so gut, wie man kann, auch seine Fähigkeiten zu entwickeln. Auf einer anderen Ebene zu erkennen, „Ich bin Teil Gottes. Alles, was ich tue, ist letztlich Teil des kosmischen Ganzen. Gott möge durch mich hindurch wirken.“ Auf der höchsten Ebene sind wir eins. Auf die wir uns immer wieder zurückbesinnen können, sowohl in der Meditation, als auch zwischendurch im Alltag, woraus dann eine heitere Einstellung zum Leben geschieht.

150. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war "Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Warum erscheint Gott als relative Welt?

Eine Frage, die gestern manifest gestellt worden ist, eine Frage, die ich mehr oder weniger zwischendurch anklingen lassen hatte, ist, „Warum, was ist der Sinn überhaupt von all dieser relativen Welt?“ Ich hatte euch auch gesagt, wirklich eine echte logisch, klare, stringente, nachvollziehbare Begründung, die gleichzeitig auch zufrieden stellend ist, gibt es nicht wirklich. Denn die logisch-stringenten Erklärungen, stellen uns nicht zufrieden. Die eine wäre, die Welt gibt es nicht. Zu fragen, „Warum gibt es die Welt?“, wäre so zu fragen, „Warum hat die Krähe Zähne?“ Eine Krähe hat keine Zähne, die Welt gibt es nicht, deshalb, die Frage ist unsinnig. Die zweite logisch-korrekte Antwort ist, eine Frage letztlich nach dieser höheren Wirklichkeit, ist eine Frage, die im Relativen nicht beantwortet werden kann, daher sollte sie nicht gestellt werden und wenn sie gestellt wird, sollte man sie nicht beantworten. Das steht in Schriften drin. Oder Buddha hat die Frage, nach dem Warum der Welt, so beantwortet, „Wenn in einem Haus Feuer ist, dann überlegst du nicht, wie das Haus gebaut worden ist, aus welchen Steinen das Haus besteht und wie der Fußboden aufgebaut ist, sondern du rennst raus.“ Und so, wenn du spürst, you are on fire, du brennst, du merkst, die Beschränktheit ist nicht o.k., dann gilt es nicht, zu sehr zu überlegen, warum die Welt, sondern es gilt, wie kommen wir raus. Aber auch diese Antwort ist nicht wirklich zufrieden stellend letztlich. Wir beschäftigen uns ja mit so vielen anderen Fragen, die vom Absoluten her auch nicht übermäßig sinnvoll sind. Und so geben uns die Meister noch andere Gründe, warum und wieso. Die Bhakta sagen, es ist Lila Gottes, Spiel Gottes. Und so spielen wir dieses Spiel mit und sind die Spielgefährten Gottes oder auch die Spielfiguren Gottes, je nach dem, was euch besser gefällt. Vom Raja Yoga her gibt uns Patanjali verschiedene Begründungen. Die eine ist, der Purusha ist in die Prakriti hineingegangen, um sich seiner Selbst bewusst zu werden und die Kräfte zu erfahren, die in ihm und in der Prakriti drin sind. Und das heißt zum einen, um diesen Sinn zu erfüllen, gilt es, besonders bewusst zu sein, es gilt, besonders auch die Kräfte, die wir haben, zur Entfaltung zu bringen. Patanjali Yoga ist das Gegenteil von einem Zurückziehen, sondern es gilt, seine Kräfte durchaus zu entfalten, in die Welt hineinzubringen und letztlich als Diener Gottes dann darzubringen. Und es gilt auch, letztlich Erkenntnisse zu sammeln und das heißt auch bewusst zu sein. Und diese Bewusstheit steckt auch in dem nächsten drin, wo Patanjali sagt, die Welt hat zweierlei Sinn für den Purusha. Zum einen, ihr Bhoga zu geben und Apavarga. Das heißt, Erfahrungen zu geben und auch zur Befreiung zu führen. Und so ist Patanjali durchaus Propagator eines intensiv gelebten Lebens, die Erfahrungen bewusst zu machen und des Weiteren aber auch die Lektionen anzunehmen, die uns aufrütteln und aufwecken. Wenn wir nämlich nur Erfahrungen machen würden, würden wir vielleicht drin stecken bleiben. So ist das Universum auch immer wieder da, um uns aufzuwecken. Wir sollten uns aber weder in der Erfahrung, noch in der Entfaltung der Kräfte, noch im intensiven Leben, noch in der Selbstanalyse irgendwo verheddern und stecken bleiben, sondern immer wieder erkennen: Brahma Satyam. Brahman allein ist wirklich. Jagan Mithya, die Welt, so wie wir sie wahrnehmen ist unwirklich. Und Jivo Brahmaiva Naparah, das Selbst ist nichts anderes als Brahman. Oder in der Übersetzung von Friedrich Rückert, „In drei Sätzen sei es verkündet, was man in tausend Büchern findet. Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, das Selbst ist nichts als Brahman allein.“

Dies ist der Teil 151 und damit der letzte Teil von Vorträgen zum Viveka Chudamani. Niederschrift aus dem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war "Viveka Chudamani von Shankaracharya". Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Danke an Sukhavati, welche diese Vorträge transkribiert hat und an S., welche diese Blog Beiträge ins Internet gestellt hat...