Yoga im Herbst: Halbmond

Ardha Chandrasana, der Halbmond, ist die perfekte Asana in Zeiten wie diesen. Genau richtig für den Wandel der Jahreszeiten, für das Licht-Werden des Dunklen und des Schattens, für den inneren und äußeren Fluss, für Wachstum und Verständnis. Der Halbmond symbolisiert Hingabe und Kraft auf der einen Seite, auf der anderen Seite steht er für alle Qualitäten, die uns in Zeiten wie diesen bewegt: Für den Wandel, die Veränderung und den halben Mond, der mit ein bisschen Glück gerade da oben am Himmel leuchtet.
Der Halbmond im Yoga ist ein Balanceakt. Die Beine sind elegant und anmutig im halben oder gar ganzen Spagat gestreckt, der Rücken ist nach hinten gebogen, Brustkorb und Herz weit geöffnet, das Blickfeld dehnt sich in die endlose Weite des Himmels aus, bis ganz in die Ferne, wo das Licht hinter dem Horizont strahlt.

Ardha Chandrasana gehört zu den Anjaneyasanas. Und die haben ihren Namen von Hanuman, dem Affengott, der in dieser Pose seine übernatürlichen Kräfte entdeckte. Er überflog ein ganzes Meer, und trug einen ganzen Berg auf seinen Schultern, um damit das Leben seines Herrn Rama zu retten. Wer im Halbmond steht, der bewegt sich irgendwo zwischen Kraft und Hingabe, tänzerischer Leichtigkeit, innerem Gleichmut und dem Mut zur Selbstaufgabe. Woher bloß nahm Hanuman seine Kraft? Natürlich: durch seine Hingabe und durch sein Vertrauen. Das mag ja vielleicht einfach sein, wenn man zufällig der Heerführer einer Affenarmee ist. Aber als einfacher Mensch in Zeiten wie diesen?

Ausgerechnet jetzt, wo Vertrauen und Loslassen gefragt sind, möchte man sich als solcher manchmal viel lieber an irgendetwas festhalten. Viel lieber als kolossale Herausforderungen wären einem ein paar sichere Wahrheiten und die vertraute Geborgenheit der Kindstellung. Und nun soll man sich auch noch wackelig nach hinten beugen und der Welt das schutzlose Herz entgegen strecken? Was, wenn ich dabei umkippe? Was, wenn ein plötzlicher Wind mir den Boden unter den Füßen wegziehen will? Im Halbmond ist, wie bei allen Rückbeugen, nicht nur ein Gefühl für das eigene Selbst gefragt. Es geht auch darum, alles anzunehmen, was kommen mag. Und um unsere weiblichen Qualitäten.

Mit Hingabe und Offenheit können nämlich neue Energien und Ideen viel leichter durch uns strömen.
Genau so wie die Angst, der Zweifel und die Unsicherheit. Plötzlich, während wir noch all unsere Konzentration darauf verwenden, wir selbst zu sein, bemerken wir, dass diese Energie eigentlich nur durch uns hindurch strömt. Und auf einmal ist da nichts mehr, das unser Gleichgewicht stören könnte.

Der Halbmond hilft uns, die Ruhe zu bewahren und einfach tief weiter zu atmen. Derart offen für die Welt können wir aus dem unaufhaltsamen Lebensfluss immer neue Kraft tanken. Wer weiß, ob das nicht auch der Trick von Hanuman war: Mit jeder Aufgabe bekommen wir auch die Kraft und Weisheit, sie zu lösen. Wenn das nicht genau die richtige Einstellung ist, in wechselhaften Zeiten wie diesen!

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Dietlind Arndt lebte und schrieb 2010 bis 2011 bei Yoga Vidya in Bad Meinberg.

 

1 Kommentar zu “Yoga im Herbst: Halbmond

  1. Großartig.
    Zu den geistigen und seelischen Nutzen dieser wunderbaren Asana noch die körperlichen:
    Stärkt die Nieren und Nebennieren, die Beckenbodenorgane und Harnwege. Kräftigt die Muskeln des Beckens die des Oberschenkels und Oberkörpers und hält die Wirbelsäule elastisch.

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