Wozu feiern wir Satsang?

Katyayani im Satsang

Man kennt es nicht unbedingt aus seinem Yoga Fitness-Studio: Ein ganz typisches indisch spirituelles Ritual ist die Feier der Gemeinschaft im Satsang. Dort wird gemeinsam meditiert, gesungen, gebetet – aber wozu das Ganze eigentlich? Eine kleine Inspiration zu den Basics des ganzheitlichen Yoga.

Ein Beitrag von Katyayani

Satsang bedeutet auch das “Zusammensein mit der Wahrheit”. Es bezeichnet in der indischen Philosophie und in den daraus abgeleiteten spirituellen Lehren ein Zusammensein von Menschen, die durch gemeinsames Hören, Reden, Nachdenken, Meditation und Versenkung in die Lehre nach der höchsten Einsicht streben. Es bedeutet ebenfalls das Treffen von Menschen unter der Leitung eines Gurus oder Weisen.

Wunsch nach Verbundenheit

Neben Zufriedenheit, Selbsterforschung und innerem Frieden, wird Satsang als eines der vier Werkzeuge zur Selbstverwirklichung genannt. Bei Yoga Vidya kann ich die Kraft von Satsang täglich erfahren. Yoga heißt Einheit und es steht geschrieben, dass dies unser natürlicher Wesenszustand ist.

Wir alle spüren eine Sehnsucht nach Gemeinschaft, Verbundenheit, Liebe. Auf dem spirituellen Weg wird dies auch mumukṣutva, das Verlangen nach Befreiung genannt.

Im Satsang begeben wir uns bewusst in eine suchende Gemeinschaft, um die Wahrheit unserer Wesensnatur zu erfahren. Wir lassen uns ein in dieses Zusammensein und stellen uns zur Verfügung – für das Fragen, die Erinnerung, das Gebet, das Sich-Besinnen, die Inspiration. Denn mit diesem Tun werden wir Teil einer großen Kraft, die aus dem “Zusammen” erwächst.


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In den Traditionen und bei den unterschiedlichen Lehrern ist die konkrete Gestaltung, sind die Praktiken und Rituale im Satsang verschieden. Doch zielen sie immer ab auf das gemeinsame “Sich Besinnen”, “Sich sehnen”, “Sich und die Wahrheit suchen”.

Das so potenzielle Kraftfeld schenkt Berührung, Verbundenheitsgefühl, Aufgehoben sein, Bewusstwerdung, Herzensfreude, inneren Frieden. Das ist satsang prasāda, der Segen des Satsangs. Wir als Einzelne/r begeben uns in Satsang und bekommen ein Tausendfaches zurück, erahnen zumindest die Ganzheit.

Aus diesen Elementen besteht der Satsang

Der Yoga Vidya Satsang beinhaltet die Bestandteile, wie sie von Swami Sivananda angeleitet wurden und bis heute im Sivananda Ashram stattfinden. Er ist Teil aller Yoga Vidya Seminare und Ausbildungen in den Ashrams sowie offen für alle.

1. Gemeinsame Meditation

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Eingeleitet mit Mantras geht es in die Meditation, die morgens kurz und abends ausführlich geführt in die Stille mündet. Die häufigste und in der Yoga Vidya Tradition bedeutendste Meditationstechnik ist die Mantrameditation.

Über die längere Wiederholung eines Mantras wird der Geist konzentriert und fokussiert auf das Göttliche bzw. Absolute Selbst. Einfacher formuliert: Die Gedanken werden zur Ruhe gebracht und die Möglichkeit der Transzendierung des Geistes zum allumfassenden Bewusstsein eröffnet.

2. Kirtansingen im Satsang

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Danach folgt Kirtan, eine Form des spiritiuellen Wechselgesangs. Das rituelle Jaya Ganesha ist eine Zusammenstellung von Mantras, in welchen verschiedene Aspekte des Göttlichen angerufen werden.

Das Jaya Ganesha hilft, alle Aspekte der Persönlichkeit zu entwickeln und das Leben in all seinen Aspekten anzunehmen, zu spiritualisieren, bewusst zu leben.

Kirtan ist das gefühlvolle Singen von Gottes Namen. Dieses Singen hat eine heilende Wirkung sowohl auf den physischen als auch auf die feinstofflichen Körper. Es ist eine ausgezeichnete Methode, um die Nerven zu beruhigen und den Emotionen eine positive Richtung zu geben. Während die Mantras in Sanskrit gesungen werden, kann Kirtan in jeder Sprache erfolgen. Auch die christlichen Hymnen kann man als Kirtan bezeichnen.

Swami Sivananda

Ein oder zwei einfache Kirtan folgen im typischen Wechselgesang der göttlichen Namen. Kirtan richtet den Geist auf Gott und erfüllt das Herz mit Liebe.

3. Inspiration und Weisheit teilen

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Im Anschluss zum Kirtan folgt eine Lesung oder ein kurzer Vortrag zur Inspiration aller. Dabei wird oft aus den Büchern von Swami Sivananda und anderen spirituellen Lehrern zitiert, oder auch aus den klassischen Schriften des Yoga.

In diesen Weisheiten steckt die universelle Wahrheit unseres Daseins und so ist es ganz oft magisch und erhebend, weil das Gefühl kommt, als würde genau zu mir und auf meine aktuelle Situation bezogen gesprochen, oder weil ein Aha-Erleben, ein neues oder bestätigendes Verstehen, geschieht.

4. Friedensgebete – Segen für alle

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Nun kommen gemeinsame Rezitationen und Gebete, beginnend mit dem Om Tryambakam Mantra. Es ist auch als Maha Mrityunjaya Mantra, also dem großen, den Tod besiegenden Mantra bekannt.

Das Om Tryambakam stammt aus dem Rigveda, als Teil des Shri Rudram, eines der wichtigsten Texte der Veden. Mit dem Mantra bitten wir um spirituelles Wachstum. Traditionell wird hiermit zugleich um Segen und Heilung für andere Wesen gebeten.

Jeder kann die Satsangleitung bitten, Menschen, Tiere oder Pflanzen bzw. auch bestimmte Gruppen und Regionen unserer Welt in das Gebet einzubeziehen, so dass die Sanga, die Gemeinschaft, wohlwollende kraftvolle Gedanken dorthin richtet.

Es folgen die Friedensgebete, in denen es um das Wohlergehen aller und von allem geht. Danach wird das Allumfassende Gebet von Swami Sivananda gesprochen, das mit dem Gruß an die Meister endet. Gebete sind eine Form der Hingabe an das Göttliche.

5. Das Arati schließt den Satsang ab

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Abschließend wird das Arati-Ritual, die Lichtzeremonie ausgeführt. Symbolisch wird währenddessen Kampfer verbrannt. Das dabei entstehende Licht wird dann vor dem Altar geschwenkt, begleitet vom Singen der verschiedenen Namen des einen Göttlichen.

Licht auf – Dankbarkeit für das, was ist

Die einleitenden Zeilen „Jaya Jaya Arati“ bedeuten dabei „Gepriesen sei mit dem Licht“ oder „Licht auf“ [den jeweiligen göttlichen Aspekt]. So wie der Kampfer ohne Rückstände verbrennt, so wird auch das menschliche Ego durch den göttlichen Funken vollkommen in reine Liebe transformiert.

Widmung an das Leben

Mit dem Twameva Mata Mantra, das auch Verse der Bhagavad Gita beinhaltet, wird das ganze Dasein des Einzelnen mit seinen Gedanken, Gefühlen, Emotionen, Handlungen, Körper und Geist dem Absoluten, der Selbstverwirklichung, den Göttlichen gewidmet.

Prasad – Segen empfangen

Wer möchte verneigt sich und/oder hält inne, um den Segen des Satsangs aufzunehmen, manchmal auch symbolisch verabreicht durch Süßigkeiten oder Früchte (Prasad), die nach Darbringung zum Altar an alle Teilnehmenden verteilt werden. Satsang kann so ein spiritueller Beginn und Abschluss des Tages sein, der uns hilft in Verbindung zu kommen bzw. zu bleiben mit dem, was wirklich wahr und wichtig ist, was wirklich ist.

Satsang ist ein Werkzeug, um in Berührung mit dem Absoluten zu gelangen; Satsang ist ein Schrittmacher auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Und das Schöne daran ist, dass dies in friedlicher und aus sich selbst erhebender Gemeinschaft geschieht. Das kannst du übrigens auch live, auf unserem Yoga Vidya Live YouTube Kanal erleben!

Yoga: Mehr als nur Asanas

Alle kennen die Asanas, die Meisten inzwischen auch Atemübungen, aber der Satsang ist für den typischen Yoga Anfänger meist Neuland.

Als Anfänger ist man immer gut beraten, sich selbst erstmal ein bisschen was über Yoga anzulesen. In unserem kostenlosen Portal für Yoga-Anfänger findest du dazu die wichtigsten Informationen, zu der Yoga Tradition, Ethik, der klassischen Ernährung, Yoga Übungen, mit Erfahrungsberichten und wertvollen Anfängertipps:

Über die Autorin

Katyayani

Katyayani ist eine sehr erfahrene Yogalehrerin und Yoga Vidya Acharya. Mit viel Fachkompetenz, Einfühlungsvermögen und einer besonderen Stimme und Ausdrucksweise führt sie dich durch deine Yogapraxis.

Bekannt ist sie auch durch die Herzen berührenden Satsangs, Meditationen und Mantra-Yogastunden.

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