Pfingsten und Yoga

Was ist das für ein Tag, an dem die Kinder schulfrei haben und der den Arbeitnehmern einen freien Tag beschert und um dessen Bedeutung dennoch wenige wissen? Ein Tag, der 50 Tage nach Ostern zelebriert wird und der die Niederkunft des Heiligen Geistes auf die Gemeinschaft der Jünger Jesu Christi feiert?

Was war los in Judäa? Jesus war gekreuzigt worden, in den Himmel aufgefahren, nicht mehr bei den Jüngern. Und wenn er auch gesagt hatte, er werde auferstehen, war der Alltag der Jünger dominiert von Angst und dem infrage Stelle. Die Jünger von Jesus waren in Jerusalem. Die Menschen in der Stadt feierten ein großes Fest. Doch die Jünger machten nicht mit. Sie fürchteten sich vor den Männern, die Jesus – Gottes Sohn – gefangen genommen und getötet hatten. Sie waren wie gelähmt vor Verunsicherung und Angst. In den Evangelien gaben die Jünger ohnehin kein gutes Bild ab: Jesus ermutigte sie oft, Dinge zu tun, forderte und förderte sie, glaubte an sie – und wurde enttäuscht Manchmal verzweifelte er an ihnen. Man denke nur an den Gang auf dem Wasser. Jesus ermutigt Petrus wie er auf dem Wasser zu gehen. Petrus tut es und bekommt schon auf dem Wasser gehend Angst und droht unter zu gehen. Jesus reicht ihm die Hand mit den Worten: Du Kleingläubiger, warum hast Du gezweifelt. Als Jesus kurz vor seiner Kreuzigung die Jünger bittet, bei ihm zu sein, schlafen sie ein… Petrus Versagen gipfelt in der Verleugnung Jesu, während dieser sich vor dem Hohen Rat als Messias und kommender Menschensohn bekannte und sein Todesurteil empfing.

Und nun kommt der pentekosté (Pfingsten), der 50. Tag nach Ostern, der in der Apostelgeschichte 2, 1-4 wie folgt beschrieben wird: So steht in der Apostelgeschichte 2, 1-4 „Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ An diesem Tag kam der Heilige Geist auf sie herab und brachte Licht und Leichtigkeit und Mut. Petrus und die Jünger sprachen in allen Sprachen und jeder hat sie verstanden. Sie waren mutig geworden und glaubten an die Wunder, deren Zeugen sie waren. Etwas hatte sich transformiert, der Unglaube wurde zum Glauben, die Unsicherheit zur Gewissheit.

Und so geht es doch vielen Suchenden, vielen Aspiranten, die auf dem Weg zur spirituellen Wahrheit sind: Wir bemerken unsere Unvollkommenheit und registrieren, dass wir dennoch getragen und geliebt sind von einer höheren Macht. Wir meditieren, studieren die Schriften, leisten Energiearbeit durch pranayama etc. und widmen uns den verschiedenen Arten des Yoga, gehen unseren Weg der spirituellen Disziplin, um das Ziel der Gottverwirklichung zu erreichen. Und immer wieder werden wir zurückgeworfen: Zweifeln, sind unzufrieden mit den kleinen Erfolgen und wollen schneller mehr. Irgendwann dann, bemerken wir die Kraft in uns und wir fühlen die Transformation. Manche drücken es aus und sagen: Ich bin ein Geschenk Gottes und als solches kann ich mir meiner ganz sicher sein und ausstrahlen … doch dann fühlt man sich wieder verlassen und klein … Es ist ein langer Prozess zum Sat Chit Ananada. Um es mit Paulus auszudrücken: Ich bin – doch nicht ich bin – sondern Gott ist in mir.

Wie passend, dass Pfingsten zusammenfällt mit dem Aufbruch in den Frühling, das Wachsen der Natur als Symbol für unser eigenes Werden.

2 Kommentare zu “Pfingsten und Yoga

  1. DevaShakti

    Lieber Sukadev!

    Ich danke Dir von ganzem Herzen für Deine vielen,wunderbaren Beiträge, die ich

    täglich genieße und verschlinge!

    Alles Gute Dir und Deinem ganzen Team!

    OM Shanti,Om Shanti, OM Shanti

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