Hatha-Yoga (27): Tiefenentspannung

Habe ich jetzt mein innerstes Selbst gefunden? Nach all den Asanas, nach dem vielen Dehnen, Strecken, Konzentrieren und Nachspüren? Bin ich bei mir und meinem wahren Lebenssinn angekommen? Immerhin: So präsent im Körper, so entspannt, gelöst, durch und durch warm und heiter fühle ich mich selten. Da schleicht sich auch schon mal ein Lächeln ins Gesicht. Aber das wahre Selbst, wo steckt das derweil?

Leider gehörte ich noch nie zu den Menschen, die sich schon immer einfach in den Boden sinken lassen konnten und dann einfach die Welt um sich herum vergessen. Ich neige dazu, klammheimlich zu protestieren und in aller Stille Pläne für den nächsten Tag zu schmieden. So viel ungenutzte Zeit! Eines Tages allerdings ging es mir schlecht genug, um mit der Planerei und überhaupt mit diesem ganzen verzwickten Leben aufhören zu wollen. Ich gab auf. Dachte ich zumindest. Denn just in dem Moment, als ich trotzig jeden Lebenswillen verweigerte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass etwas in mir unerschütterlich lebendig blieb.

Darum ist Shirvasana, die Endentspannung, im Yoga so wichtig. Sie erinnert uns daran, dass etwas in uns immer bewusst bleibt. Da lebt eine Kraft in uns – pulsiert, wärmt uns und nimmt das Leben wahr – die gar nichts mit dem zu tun hat, was wir gewöhnlich “Ich und mein Wille” nennen. Wenn wir dieser Kraft in uns vertrauen und alles andere loslassen, kann es passieren, dass wir plötzlich das Leben ganz neu begreifen und den Willen in uns ganz neu entdecken. Und vielleicht bekommen wir dann auch einen neuen Draht zu uns  … selbst.

Dietlind Arndt lebt und arbeitet bei Yoga Vidya in Bad Meinberg

Übrigens: Zum Lernen und Mitmachen gibt es Video-Anleitungen für die einzelnen Asanas. Yoga und Meditation Einführungsseminare bei Yoga Vidya werden bis zu 80 Prozent von den Krankenkassen übernommen.

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