Der Königsweg zur Gelassenheit, 103 Nachgiebige Güte – konsequente Güte

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Güte ist eine wichtige Grundlage für Gelassenheit – und für Weisheit. Sukadev spricht über einige Menschen, die er als Verkörperung von Güte erlebt hat. Manche hatten nachgiebige Güte, manche konsequente Güte. Es gibt einen Platz für beides. Und er gibt Beispiele, in denen er selbst Güte mit Konsequenz verbinden muss – aus Liebe.

103. Ausgabe des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.

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Wir sind gerade dabei zu eruieren, wie Gelassenheit, Liebe, Mitgefühl zusammenhängen. Patanjali sagte ja im Yoga Sutra dass Liebe und Mitgefühl notwendig sind um einen gelassenen Geist zu haben. Letzlich ist die Natur des Menschen Liebe und Mitgefühl. Ein kaltherziger Mensch ist nicht in seiner normalen Natur drin, ist deshalb auch nicht wirklich von innen heraus gelassen. Wenn wir über Güte sprechen, dann gilt zwar Ahimsa Paramadharma – Nichtverletzen ist die höchste Pflicht. Es bezieht sich darauf, wenn man mehrere ethische Prinzipien im Kontrast hat, dann gilt Ahimsa als am wichtigsten. Also angenommen, es kommt jemand an Dir vorbeigerannt und sagt, hinter mir, da ist jemand der will mich umbringen, bitte helft mir und dann sagt man, ja geh dort ins Haus hinein da sieht dich keiner und dann kommt danach jemand mit einem großem Schlachtermesser vorbei und sagt „wo ist dieser Typ?“ Dann würde man sagen, sattyamäßig, also nach dem Prinzip, immer die Wahrheit sagen, ja der ist dort hinten, dort erwischst Du ihn. Aber in dem Fall Ahimsa Paramadharma, wäre das Lügen angebrachter, also zu sagen, der ist dort hinten hingerannt und man zeigt in eine vollkommen falsche Richtung. Also Ahimsa Paramadharma ist dort das wichtige und wiederum gilt, um das Leben von vielen zu retten kann es sein, dass ein Polizist einen Geiselnehmer unschädlich machen muss und eventuell sogar den Geiselnehmer umbringen muss um das Leben von Dutzenden oder gar Hunderten von Geiseln zu retten. Also Ahimsa Paramadharma und ein größeres Ahimsa rechtfertigt auch mal ein kleineres Himsa, wobei es auch dafür Grenzen gibt. Ahimsa heißt aber nicht, dass man immer nur nachgibt, immer nur freundlich ist. Man kann sagen, für ein langfristiges Ahimsa muss man auch mal kurzfristig Himsa üben.

Zum Beispiel angenommen, eine Mutter will ihr Kind gesund ernähren und das Kind will ständig Eis und Schokolade haben. Das Kind wird schreien, das Kind fühlt sich verletzt und die Mutter muss aber für das Wohl des Kindes eben dem Kind auch sagen, nein, es gibt jetzt keine Schokolade und es gibt kein Eis. Oder das Kind will nur noch an dem Computer Computerspiele machen und die Mutter weiß aber, für das Fortkommen des Kindes ist es auch notwendig, die Hausaufgaben zu erledigen. Gut, dort wird die Mutter dem Kind sagen, erst die Hausaufgaben oder wie´s in meiner Generation noch hieß: erst die Arbeit, dann das Spiel. Wobei man natürlich auch geschickt umgehen könnte und sagen könnte, probier doch auch die Arbeit wie ein Spiel zu machen. Versuch das Lernen wie ein Spiel zu machen. Aber für Gelassenheit langfristig gesehen und auch um die Kinder zur Gelassenheit zu trainieren ist eben auch wichtig, dass sie Frustrationstoleranz entwickeln. Diese Frustrationstoleranz kannst du für dich selbst entwickeln aber das heißt auch, dass du es auch aushältst, dass du manchmal einem Menschen kurzfristig wehtun musst, um ihm langfristig zu helfen. Das ist auch jemand, der sich z. B einsetzt für die Anti-Atomkraft-Bewegung. Das tut natürlich den Atomkraftbetreibern weh, wenn er sich abtransportieren lässt und gewaltlosen Widerstand macht oder die Tieraktivisten, die sich anketten lassen an Tiertransportern tun den Transporterfirmen weh, tun den LKW- Fahrern weh, usw. Aber zum Wohl der guten Sache, gilt es auch, sich mal einzusetzen. Also nachgiebige Güte und konsequente Güte.

Noch ein paar Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung. Ich hatte im Religionsunterricht die ersten Jahre einen ausgesprochen gütigen Pfarrer. Der war allerdings ein Pfarrer mit nachgiebiger Güte. Auf eine gewisse Weise ist er bis heute für mich ein Heiliger. Er war freundlich zu jedem, auch zu denjenigen die den Unterricht gestört hatten. Er hatte für jeden ein freundliches Ohr und alle in der Klasse haben auch nur Einsen und Zweien bekommen. Das war einfach so sein Prinzip. Auf eine gewisse Weise könnte man sagen, er ist dem Leistungsprinzip der Schule nicht gerecht geworden, aber man kann auch sagen, er war der einzige Lehrer, den ich in all den Jahren hatte, der das Prinzip der nachgiebigen Güte gelebt hat. In seiner Rolle als Religionslehrer konnte er das gut machen. Und ich glaube er hat viele von uns im Herzen berührt. Mit ist bis heute noch sein liebevolles Lächeln im Kopf und wenn ich dran denke, dann kommt mir ein liebevolles Lächeln um die Lippen. Also es gibt auch einen Ort und eine Zeit für nachgiebige Güte. Aber es gibt auch ein Platz für konsequente Güte.

Ich nehme mal ein Beispiel von einer mir eher unangenehmen Erfahrung. Es ging um einen Gerichtsprozess, Zivildienstprozess, den ich bis zum Bundesverwaltungsgericht ausfechten musste. Und da gab es einen Beamten, der mir das Leben schwer gemacht hat, weil er eben immer in die nächste Instanz gegangen ist. Ich hab ihn nie gesehen, er ist auch auf keinem Prozess erschienen außer beim Bundesverwaltungsgerichtsprozess. Einige Jahre gab es in meinem Leben diese Unsicherheit, werde ich als Zivildienstleistender anerkannt oder nicht, wegen diesem einen Beamten. Als ich dann den Prozess gewonnen habe vor dem Bundesverwaltungsgericht, kommt ein sehr freundlicher, sympatischer Mensch auf mich zu, er schüttelt mir die Hand und sagt, herzlichen Glückwunsch, dass Sie gewonnen haben. Ich bin der Herr sowieso und ich weiß, ich hab Ihnen das Leben schwer gemacht, aber ich musste es machen, denn ich brauchte ein höchstrichterliches Urteil in dieser Angelegenheit. Es tut mir sehr leid, dass es Sie getroffen hat, aber ich kann Sie nur um Verzeihung bitten und um Verständnis bitten. Das war nötig für die Aufgabe, die ich zu tun hatte. Hier war also jemand, der hatte eine bestimmte Aufgabe gesehen, er brauchte ein höchstrichterliches Urteil für eine bestimmte Sache. Er war selbst relativ idealistisch und war bemüht, das gute, das richtige zu tun und er wusste, um seine Aufgabe zu erfüllen, muss er diesen Prozess führen gegen jemanden, der ihm eigentlich in seiner Angelegenheit oder in seinem Anliegen sehr sympathisch war. Auch das ist eine Form von uneigennützigem Dienen, auch das ist eine Form von Maitri. Und er war darum auch zum Schluss sehr freundlich zu mir. Manchmal bin ich selbst in dieser Situation, wo ich konsequent Güte zeigen muss, was von anderen nicht als Güte, sondern vielleicht als Konsequenz oder vielleicht sogar als Starrköpfigkeit ausgelegt wird.

Ich gebe ein Beispiel. Es gab vor einigen Jahren mal jemanden, der hat bei uns die 4-wöchige Yogalehrer Intensiv Ausbildung mitgemacht. In dieser 4-wöchigen Yogalehrerausbildung herrscht Anwesenheitspflicht. Yoga Vidya hat ja verschiedene Formen der Ausbildung. Wenn jemand an der 2 oder 3-jährigen Ausbildung teilnimmt, dann kann er auch mal was versäumen und kann es nachholen. Bei der 4-wöchigen Ausbildung, dieser Kurzform der Ausbildung, dort gibt es diese Anwesenheitspflicht und wenn jemand dort fehlt, kann es sogar sein, dass er ausgeschlossen wird von der Ausbildung oder die entsprechende Ausbildungswoche nachholen muss. Gut und da gab´s mal so eine Teilnehmerin die hat gesagt, sie mag jetzt die Morgenmeditation nicht so. Es ist morgens früh und sie ist in der Natur und normalerweise wäre sie in der Stadt. Jetzt ist sie extra die Wochen hier auf dem Land und morgens um sechs Uhr ist es so schön und sie spürt Gott, wenn sie dort durch den Wald spazieren geht und wenn sie dort einen Vogel sieht, dann würde sie sich auch gerne unterwegs eine halbe Stunde hinsetzen. Aber mit hundert Leuten in einen Raum zu meditieren und das zu der Zeit, wo es draußen so schön ist, das mag sie nicht. Ich war jetzt in einem Dilemma. Auf der einen Seite konnte ich sie sehr gut verstehen und auf der anderen Seite gilt Anwesenheitspflicht der Yogalehrer bei der Yogalehrerausbildung. Gut, ich konnte es ihr dann sagen. Ich hab ihr gesagt, ich kann gut verstehen, dass Du gerne draußen sein willst. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich stehe auch manchmal morgens früh auf und gehe dann raus in die Natur. Aber es ist Anwesenheitspflicht während der Yogalehrerausbildung. Angenommen du willst jetzt draußen in der Natur sein, das kannst du ja machen. Dann buche halt um in die Yogaferienwoche. Da kannst du auch morgens in die Natur gehen und kannst Dich auf die Abendmeditation beschränken. Oder buche um in die 3-jährige Yogalehrerausbildung. Auch dort hast du mehr Möglichkeiten, die Ausbildung etwas individueller zu gestalten. Und wenn du in der 4-Wochen-Ausbildung bleiben willst, dann musst du morgens in der Meditation zusammen mit der Gruppe sein. Ein ähnliches Phänomen haben wir immer wieder, wo wir auch konsequent sein müssen. Wir haben also diese Intensivausbildungen mit Anwesenheitspflicht und es gibt immer wieder Teilnehmer, die wollen einen Tag später anreisen oder einen Tag früher abreisen. Und wir haben es immer wieder, dass uns Menschen sogar mit einem Rechtsanwalt drohen, weil sie am Vorabend abgereist sind und sagen, sie hätten noch die Prüfung mitgemacht, sie hätten sie bestanden. Sie wollen jetzt das Zertifikat haben. Und wir sagen, wir bescheinigen eine bestimmte Anzahl von Stunden und es steht auch in der Broschüre drin, dass man nicht einen Tag vorher abreisen kann. Da steht ausdrücklich drin, es ist leider nicht möglich, etwas später anzureisen oder früher abzureisen. Immer wieder wollen Menschen das ausnutzen, dass wir ansonsten gutmütige Menschen sind bei Yoga Vidya. Ja, es gilt dort konsequent zu sein. Letztlich ist das wichtig für die Qualität der Ausbildung, letztlich auch dafür, dass die Ausbildung etwas wert ist und wertgeschätzt wird und für das Wohl der Gruppe ist es wichtig, dort auch konsequent zu sein gegenüber dem Einzelnen. Man kann es probieren, liebevoll und gütig in der Sache zu bleiben. Man kann von innen heraus auch spüren, dass der andere durchaus recht hat mit seinem Punkt. Und man muss konsequent sein, so wie eine Mutter konsequent gegenüber ihren Kindern sein muss. Man muss nicht immer konsequent sein. Manchmal kann man auch nachgeben. Wenn man aber zu häufig nachgibt, dann gibt es Dauerdiskussionen. Denn wie es so schön heißt, auf Englisch: gib jemanden eine Hand und dann nimmt er dir den ganzen Arm. In diesem Sinne, freundliches Mitgefühl hilft in vielerlei Hinsicht, schließt aber konsequent sein nicht aus.

Ich will jetzt aber noch zwei Beispiele geben von Menschen, deren Güte ich auch kennengelernt hatte. Das eine war jemand im Krankenhaus. Vor einigen Jahren musste ich ein paar Wochen im Krankenhaus verbringen. Die erste Woche war im Raum ein Mensch, der eine solche Güte und Fröhlichkeit ausgestrahlt hat und auch wir anderen, denen es gar nicht gut ging körperlich, waren durch diese Ausstrahlung, man kann fast sagen, gerne im Krankenhaus, denn er hat gute Laune ausgestrahlt. Die Krankenschwestern kamen häufig, sie haben Scherze gemacht, sie waren humorvoll, sie haben sich liebevoll um uns gekümmert und da das mein erster Krankenhausaufenthalt war, seit meiner Kindheit hatte ich gedacht, oh die Krankenhäuser sind doch sehr viel besser, als ich gedacht hatte. Dann nach einer Woche ist dieser eine Mensch gegangen und dann kam ein anderer ins Zimmer. Das war ein richtiger Griesgram und er hat über alles Mögliche gemeckert. Und jedes Mal, wenn die Schwester ins Zimmer reinkam, dann hat er über irgendwas geschimpft. Innerhalb von Stunden ist die ganze Atmosphäre gekippt. Die Schwestern sind kaum noch ins Zimmer gekommen. Wenn sie reingekommen waren, waren sie schon fast erstarrt, weil sie schon drauf warteten, dass sie gleich geschimpft werden würden. Sie haben versucht, ihre Sachen schnell zu machen und plötzlich gab´s keine so freundlichen Schwestern mehr. Und dann, als er nach einer Woche wieder rauskam, war´s plötzlich wieder schöner dort. So konnte ich sehen, ein einzelner Mensch kann sehr stark etwas beeinflussen. Jemand der tief verankert ist in Freundlichkeit und Mitgefühl, ruft die Freundlichkeit und das Mitgefühl der anderen hervor. Mir ging´s damals recht schlecht. Ich konnte dort selbst nicht viel tun für Freundlichkeit und Mitgefühl, so habe ich mehr passiv das ganze beobachtet und konnte es genießen bzw. erleiden bzw. mit etwas innerem Abstand beobachten und betrachten. Einen zweiten Menschen, den ich hier erwähnen will: Das war damals auf dem Münchener Viktualienmarkt. Sie hatte einen kleinen Stand, nicht einen der großen, sondern das war vermutlich eine echte Bauersfrau und sie hatte selbstangebaute Salate und Gemüse verkauft, Gemüse und Salate von ihrem Hof. Die war immer sehr freundlich. Die war immer sehr liebevoll. Sie hat immer gelächelt. Ich war damals recht jung. 18 Jahre alt, allein in München und war eher schüchtern und wollte auch nicht mit Menschen sprechen. Ich kann mich erinnern sie hat mich immer sehr glücklich angeschaut, immer gelächelt und mir zugenickt. Eines Tages ging´s mir mal nicht so gut. Ich weiß gar nicht mehr warum. Ich bin wieder zu dieser Frau hingegangen, bei der ich gerne eingekauft habe. Ich hatte irgendwo gedacht, sie ist eine der Heiligen unserer Zeit. Und sie sah, dass es mir nicht so gut ging. Ich bestellte meinen Salat und bezahlte und als ich gehen wollte, winkte sie mir mit dem Finger, „komm doch mal her“, sagte nichts und dann drückte sie mir einen kleinen Salatkopf, vielleicht so 10cm Durchmesser, in die Hand mit beiden Händen und dabei berührte sie auch meine Hände, lächelte mir zu, nickte und ich ging wieder. Aber kurz bevor ich ging, zeigte sie wieder mit dem Finger, komm nochmal her und ich kam nochmal und dann gab sie mir noch einen Salatkopf. Dieser war vielleicht nur 7cm im Durchmesser, also wirklich ziemlich klein. Sie gab mir diesen Salatkopf in beide Hände, lächelte wieder. Danach, als ich wieder gehen wollte, winkte sie mich mit dem Finger noch einmal zu sich, und zeigte einen ganz kleinen Minisalatkopf mit nur 5cm Durchmesser. Sie gab den in meine Hände, dann nahm sie mit beiden Händen meine Hände. In meinen Händen war jetzt der Salatkopf, ihre Hände waren um meine Hände gelegt und sie schüttelte sie kräftig und lächelte und nickte mir zu und dann ging ich weiter. Meine schlechte Laune war wie weggeblasen. Ich war plötzlich freudevoll, ich war plötzlich beschwingt und ich fühlte mich richtig gut. So konnte ich sehen, wie die Kraft von Liebe wirken kann. Das hat die Frau nur 3 Minuten gekostet und sie hatte jetzt einen Kunden, der noch treuer war als vorher. Aber sie hat das nicht gemacht, um mehr Geld zu verdienen, sondern sie hatte irgendwo gemerkt, dass dieser junge Mann, der so schüchtern ist und der dort regelmäßig kauft, dass es ihm nicht gut geht und hat irgendwo intuitiv gespürt, wie sie mich glücklich machen kann. Und daran denke ich immer wieder bis heute.

Letztes Beispiel für einen freudevollen, freundlichen Menschen, nicht nur freundlich, sondern einer, der sich auch immer wieder wie ein Freund verhalten hat, Swami Vimalananda, zum jetzigen Zeitpunkt der Leiter des Sivananda Ashrams Rishikesh, der Leiter der Divine Life Society. Der war viele Jahrzehnte der Assistent eines Meisters namens Swami Chidananda. Er begleitete ihn auf Reisen, er organisierte die Reisen, kümmerte sich um alles praktische, gab auch den einen oder anderen Vortrag, sang ganz wunderbar, leitete Kirtans, also Mantrasingen an und ich kannte ihn von 1982, wo ich mein Wochenendseminar bei Swami Chitananda besucht hatte und danach auch etwas mit ihm gereist war in seinem Tross. Bei zwei anderen Seminaren war ich auch noch da und vier Jahre später kam Swami Vimalandana und natürlich Swami Chitananda zu Besuch in ein Yogazentrum, das ich geleitet hatte in Los Angeles. Davor hatte ich überlegt, was kann man denn mit dem heiligen Swami dort machen? Was kann man ihnen zeigen? Wie kann man sie gut bewirten? Und jemand sagte, es gibt zwei Möglichkeiten, was man in Los Angeles machen kann. Universal Studios oder Disneyland. Ich fragte die beiden, was sie machen wollten und Swami Chitananda sagte zu seinem Assistenten, weißt Du, ich will eigentlich nirgendwohin gehen, aber geh Du doch mal mit. Kurz, Swami Vimalanda hatte so diese Einstellung, wenn sein Meister ihm etwas sagt, also Swami Chitananda, dann machte er es auch. Eigentlich hat er nicht übermäßig Lust gehabt, irgendwas zu besichtigen, aber Swami Chitananda hat gesagt, geh du doch mal. Gut, dann fragte ich Swami Vimalanda, wo willst Du denn hingehen und er sagte Disneyland. Von Disneyland hatte er schon gehört und so sind wir nach Disneyland gegangen. Wir mussten erst einmal eine Stunde hinfahren und dann sind wir dorthin gegangen. Wir sind zusammen Achterbahn gefahren, wir sind zusammen in irgendwelche Observatorien und alles mögliche und wir hatten unwahrscheinlich viel Spaß gehabt und ich fand das ganz toll. Auf dem Rückweg ist mir plötzlich bewusst geworden, was habe ich eigenlich gemacht? Da ist dieser große ehrwürdige Swami und ich bin so ein junger Leiter eines Yogacentrums und ich bin ja fast auf seinem Schoß gewesen. Ich bin jetzt eigentlich mehr mit einem Freund unterwegs gewesen, habe jetzt alle Regeln des Respekts versäumt und irgendwo ist das fast von selbst geschehen. Und dann hab ich Swami Vimalanda so ein bisschen schüchtern gefragt, Swamiji, ich hab dich ja jetzt irgendwo behandelt wie einen Freund, war das denn ok? Eigentlich bist du ja ein ehrwürdiger Swami und ich wollte dir eigentlich sagen, dass ich großen Respekt vor dir habe. Dann sagte er nur: I´m just your friend. Ich bin einfach nur Dein Freund. Und dann hab ich nochmal schüchtern nachgehakt und hab gefragt, du hast mich so behandelt, als ob du mich schon lange kennst. Hast du dich erinnert, wie ich dich vor vier Jahren gesehen habe und dich ein paar Sachen gefragt habe? Dann lachte er und sagte, weißt du, ich treffe so viele Menschen, ich reise mit Swami Chidananda überall hin. Überall wo ich bin, gibt’s dutzende und hunderte von Menschen. Dann schaute er mich an und sagte ganz so wie matter of fact, so ganz sachlich. Ich hab´s mir einfach angewöhnt, jeden Menschen, den ich treffe, als Freund anzusehen und wie einen Freund zu behandeln. Das ist in mir drin geblieben, dass ein Mensch, ein altehrwürdiger Swami, gut so alt war er damals nicht, aber 20, 30 Jahre älter als ich, dass er einfach gesagt hat, für mich ist einfach zur Gewohnheit geworden, jeden Mensch als Freund anzusehen und als solchen zu behandeln.

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