Hatha-Yoga (16): Vorwärtsbeuge

Ausgerechnet die Asana der Hingabe und Selbstliebe gerät besonders gern in die Fängen von Ehrgeiz und Konkurrenzkampf. Da blinzelt man schon mal rüber, ob der Nachbar etwa weiter nach vorne kommt als man selbst, dabei entspannt den Kopf auf die Knie sinken lässt oder gar noch genussvoll die Beine grätscht. Zack. Schon sind wir reingetappt in die Falle dieser Yoga Übung. Falscher Ehrgeiz und versteckter Hochmut haben schließlich noch nie jemandem zu wahrem Glück verholfen. Erstaunlich, wie tief dieses Denken trotzdem manchmal sitzt.

Die Vorwärtsbeuge ist eine wunderbare Gelegenheit zum Selbsttest. Behandeln wir uns mit dem Verständnis, der Geduld und dem Respekt, den wir uns von anderen wünschen? Vertrauen wir dem Leben? Oder glauben wir heimlich, dass ohne unseren umtriebigen Aktionismus alles den Bach runter geht? Autsch. Ehrliche (Selbst-)Erkenntnisse können schon mal treffen. Zum Glück öffnen sie dafür aber auch ganz neue Türen. Das ist eine der großen Stärken dieser hingebungsvollen Asana. Der Rücken ist gerade, die Beine sind gedehnt, die Bauchorgane werden sanft massiert und irgendwann findet man seine innere Ruhe.

Oder kommen da schon wieder wilde Gedanken zum Vorschein? Lass los und atme für diesen Augenblick. Vielleicht spürst du ja, wenn der Alltags-Aktionismus nachlässt, so etwas wie Dankbarkeit und Demut gegenüber dem Leben. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass immer eine höhere Macht da ist, die dich führt und schützt. Falls nicht, hier ein guter Trick: Entscheide dich einfach, trotzdem daran zu glauben. Dann beobachte, was passiert. Diese Welt wird von der Intelligenz, der Macht und der Weisheit einer höheren Ordnung geleitet. Wer lange Yoga übt hat den Vorteil, das nicht nur zu glauben, sondern zu erfahren. Und wer wüsste einen zuverlässigeren Weg zum Glück und zu sich selbst, als den, sich von dieser Kraft und Weisheit leiten zu lassen?

Dietlind Arndt lebt und arbeitet bei Yoga Vidya in Bad Meinberg

Übrigens: Zum Lernen und Mitmachen gibt es Video-Anleitungen für die einzelnen Asanas. Yoga und Meditation Einführungsseminare bei Yoga Vidya werden bis zu 80 Prozent von den Krankenkassen übernommen.

2 Kommentare zu “Hatha-Yoga (16): Vorwärtsbeuge

  1. dors venabili

    Namaste,

    und man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen: Man kann sich dafür entscheiden liebevoll, achtsam
    und nicht-urteilend zu leben ohne das eine übergeordnete Macht im Spiel sein muss.Denn letztlich sind wir selbst
    diese Macht und wir haben immer die Wahl selbstverschuldet unmündig zu bleiben!

    Om shanti

  2. Stefan Felden

    Hallo,

    auch wenn ich selbst kein Yoga praktiziere, kann ich das nur voll und ganz unterstützen. Den Menschen sollte öfter mal gesagt werden, dass die ENTSCHEIDUNG, an eine liebevolle höhere Macht zu glauben, die mich im Leben begleitet und unterstützt, die Lebensqualität sehr verbessert.

    Für mich ist Glaube eine Entscheidung, die man vor Allem bewusst treffen kann (und auch sollte) 🙂

    Gruß,

    Stefan

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