Gehen

Aus Yogawiki

Gehen bedeutet voranschreiten. Gehen heißt voranzukommen. Gehen kann heißen langsam vorangehen. Gehen kann aber auch heißen, sich nicht aufzuhalten. Erfahre hier einiges über die Bedeutung des Wortes Gehen, über Gehen in der Yoga Philosophie, bekomme Tipps zum richtigen, gesunden Gehen und zur Gehmeditation.

Auch beim Gehen muss man mal eine Pause machen - zeigt hier der indische Yogi Swami Chidananda

Bedeutung des Wortes Gehen

Das deutsche Verb gehen hat ganz verschiedene Bedeutungen:

  • Gehen heißt sich fortbewegen
  • Gehen kann auch heißen "weg gehen": Ich gehe dann mal
  • Gehen bedeutet auch funktionieren, in Ordnung: Es geht schon.
  • Gehen steht für Dauer: Wie lange geht das schon?
  • Gehen kann heißen akzeptabel sein: Es geht gerade so noch.

Gehen in der Yoga Philosophie

Gehen, ähnlich wie das englische Wort "go" ist eines der deutschen Wörter mit der vielfältigsten Bedeutung.

Gehen ist daher auch die deutsche Übersetzung von mehreren Hundert Sanskrit Wörtern.

Das Konzept des Gehens ist auch im Yoga von einer Bedeutung:

  • Im Yoga spricht man von Verhaftungslosigkeit - es geht immer weiter
  • Gehen bedeutet, dass man selbst voranschreiten soll - an nichts haften soll
  • Gehen bedeutet auch, dass nichts gleich bleibt

Spirituelles Gehen

Nutze die Zeit beim Gehen für spirituelle Praktiken

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Bist du in der glücklichen Lage, zu Fuß zur Arbeit gehen zu können? Bist du in der glücklichen Lage, deine Besorgungen zu Fuß machen zu können? Dann heiße dich gesegnet. Sei dankbar dafür. Und ich möchte dir noch ein paar Tipps geben, was du vielleicht tun kannst, um dieses Gehen noch besonders zu spiritualisieren. Wenn du zum Beispiel morgens dein Zuhause verlässt, wenn du die Tür verlässt, dann verharre einen Moment, schaue einen Moment zurück und wiederhole evtl. ein Mantra wie Om Shri Durgayai Namaha, Om Sri Durgayai Namaha, Om Sri Durgayai Namaha. Bitte um göttlichen Segen für dein Haus.

Vielleicht auch für die, die zurückbleiben. Vielleicht für die, die nach oder vor dir gegangen sind. Dann schaue für einen Moment die Natur an. Es braucht nur ein paar Sekunden zu sein. Atme ein paar Mal tief ein und aus. Genieße die Luft. Schaue in den Himmel. Schaue in die Weite. Schaue den Baum an. Schaue die Natur an, die Straße oder die Menschen, zu denen du gehst. Wiederhole evtl. das Om Tryambakam, entweder während du noch stehst, oder während du losgehst. Wiederhole das Om Tryambakam Mantra, zum einen als Sicherheit für den Weg und auch dafür, dass Heilenergie durch dich hindurchströmt, während du den Weg gehst.

Und mögen die, die du triffst, auch mit Lichtenergie erfüllt sein. Wenn du dann weitergehst, kannst du dein Mantra wiederholen. Du kannst die Schritte mit deinem Atem verbinden. Drei Schritte einatmen, drei Schritte ausatmen. Zwei Schritte einatmen, zwei Schritte ausatmen. Du kannst aber durchaus auch flott gehen, wenn du zügig zur Arbeit kommen musst. Dein Gehen, dein Wandern kann auch ein Herz- Kreislauftraining sein. Du kannst auch schneller gehen, du kannst langsamer gehen, du kannst deine Arme dabei mitnehmen und du kannst ein Mantra mit den Schritten verbinden.

Du könntest dir auch vorstellen, dass Lichtenergie beim Einatmen in dich hineinströmt, dich ganz erfüllt und beim Ausatmen dieses Licht in alle Richtungen strömt. Du kannst auch einen Moment überlegen, wen du im Nachher treffen wirst, wenn du zur Arbeit gehst, oder wenn du von der Arbeit kommst, oder wenn du nach Hause kommst. Du kannst diesen Menschen schon alles Gute wünschen.

Wenn du allein gehst, könntest du auch ein Mantra singen oder murmeln. Du könntest evtl. mit einem Ohr ein Mantra hören, einen spirituellen Podcast hören. Du kannst auch weitere Atemübungen machen. Insbesondere wenn du allein gehst, ohne dass Menschen um dich herum gehen. Du kannst auch Kapalabhati üben, oder auch Sukha Pranayama, zwei Schritte einatmen, zwei Schritte anhalten, zwei Schritte ausatmen. Oder du kannst auch andere spirituelle Praktiken integrieren. Oder du kannst auch Gedankenlosigkeit üben. Übe beim Spazierengehen keine Wortgedanken zu formulieren, schaue in die Weite und schaue immer wieder etwas anderes an. So, dass du nicht ins Nachdenken kommst und überlegst, was wird heute noch alles sein. Du könntest einfach im Hier und Jetzt sein.

Was auch immer für Gedanken kommen, schicke dorthin Lichtgedanken, bitte um göttlichen Segen, wiederhole ein Mantra. Kurz bevor du ankommst halte einen Moment inne und denke daran, wen du treffen wirst. Wünsche ihm oder ihr alles Gute. Eventuell wiederhole Lokah Samastah Sukhino Bhavantu. Sprich evtl. eine Affirmation im Sinne von: „Ich bin voller Kraft und Energie. Mir geht es gut. Ich freue mich auf das, was mich erwartet. Ich freue mich auf die Herausforderungen. Ich danke Gott für alles was noch kommen wird.

Mit diesen Anregungen kannst du die Wege zur und von der Arbeit, zum und vom Einkaufen, spiritualisieren. Diese Wege kannst du mit spiritueller Kraft füllen. Menschen sagen gerne, sie haben wenig Zeit. Jedoch wenn du irgendwo hingehst, hast du Zeit für Spiritualität. Sogar wenn du irgendwo wartest, hast du Zeit für spirituelle Praktiken. Nutze sie.

Video - Spirituelles Gehen

Sukadev gibt dir in diesem Vortrag Ideen, wie du das Gehen, Laufen oder auch Spaziergänge spiritualisieren kannst. Gerade in der Natur ist das Gehen ebenso gesund für Körper und Geist, wie auch das Fahrradfahren.

Dieser Vortrag gehört zu der Themenreihe "Mantra, Bhakti Yoga und Sanskrit" und ist ein Teil des Bhakti Yoga innerhalb der Vortragsreihe „Yoga Vidya Schulung – Der ganzheitliche Yogaweg“ und ein Begleitvortrag der 2-jährigen Yogalehrerausbildung.

Gehen und Bleiben - Shiva und Shakti

Gehen und bleiben - das ist wie Veränderung und Beständigkeit. Man kann das Gehen mit Shakti, mit Bewegung, gleichsetzen. Und das was was gleich bleibt, ist Shiva, das Bewusstsein, hinter allem.

Shiva-Shakti, das ist auch wie Purusha-Prakriti, Brahman-Maya.

Kommen, bleiben und Gehen - Brahma, Vishnu und Shiva

Eine andere philosophische Interpretation:

  • Kommen ist die Schöpfung, Brahma
  • Bleiben ist das Erhalten, Vishnu
  • Gehen ist Shiva in seiner Form als Zerstörer

Gehen als Yoga Übung

Gehen ist auch eine Yoga Übung. Es gibt verschiedene Arten von Yoga Geh-Übungen. Hier einige Anregungen:

Richtig und gesund gehen

Richtig und gesund gehen: In folgendem Yoga Video bekommst du dazu Anregungen:

Skript zu diesem Video "Richtig und gesund gehen":

Vielen Rücke- Knie- und Hüftprobleme werden mit verursacht durch falsche Gehgewohnheiten. Gerade in Mitteleuropa gehen die meisten Menschen, indem sie den Oberkörper nach vorne neigen und die Beine folgen nach. Marlene wird das gerade mal vormachen, indem sie nach links und nach rechts geht und dabei den Oberkörper nach vorne, den Kopf nach unten. Und das führt dazu, dass Menschen in Knien, Hüften und Rücken Probleme kriegen.

Ein natürlicher und anmutiger Gang ist anders. Die Bewegung wird aus den Beinen initiiert, Kopf und Brustkorb sind geradezu bewegungslos. Die Schritte sind kleiner, die Füße werden stärker gehoben. Wer mal Afrikanerinnen gesehen hat versteht den Unterschied. Du kannst den natürlichen Gang wieder erlernen. Dazu lege ein Kissen oder ein Buch auf Deinen Kopf und jetzt gehe so, dass das Kissen beziehungsweise das Buch nicht hinunterfällt.

Wenn das Kissen ruhig balanciert wird, dann musst Du die Füße etwas höher heben und Du wirst merken, dass der Gang weniger in die Knie und Hüften geht, dafür die Bein- und Rückenmuskeln etwas stärker fordert. Du wirst graziöser und anmutiger gehen. Probiere es gleich aus, vielleicht hast Du ein Buch oder eine Zeitschrift oder ein Kissen in Deiner Nähe, dann setze es auf Deinen Kopf und gehe so. Und werde Dir bewusst, wie fühlt sich der Gang an, wie fühlt sich der Rücken an? Du kannst sogar etwas schneller gehen mit etwas Übung, da können sogar die Arme mit hin- und hergehen. Natürlich – das Kissen muss oben weiter bleiben.

Wenn Du dies zu Deinem normalen Gang machst, können Knieprobleme, Rückenprobleme der Vergangenheit angehören und diese Anmut und Grazie kann als Grundlage für ein freudevolles und schönes Leben dienen.


Gehen als Aufladeübung

Ich bin voller Kraft und Energie - diese Affirmation kannst du verbinden mit dem Gehen auf der Stelle. Dazu schaue dir folgendes Video an - und am besten: Mache gleich mit:

Gehmeditation

Gehmeditation spielt im Yoga wie auch im Buddhismus eine wichtige Rolle. Es gibt dabei verschiedene Formen der Gehmeditation:

  • Gehe ruhig und entspannt. Atme drei Schritte ein, atme drei Schritte aus. Spüre dabei deinen Atem
  • Verbinde das Gehen mit einem Mantra: Mit jedem Schritt wiederhole ein Mantra
  • Verbinde Gehmeditation mit Achtsamkeitsmeditation: Sei dir genau bewusst, was im Hier und Jetzt spürbar und erfahrbar ist

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Tipps: Richtig gehen

Viele Rücken-, Knie- und Hüftprobleme werden mit verursacht durch falsche Geh-Gewohnheiten. In Mitteleuropa gehen die meisten Menschen, indem sie den Oberkörper nach vorne neigen, und die Beine folgen nach, fast als ob sie das Fallen des Menschen verhindern. Dieser vom Oberkörper ausgehende Gang nutzt die Beinmuskeln relativ wenig und belastet die Gelenke in Knien und Hüften sowie das Kreuz. Ein natürlicherer und anmutigerer Gang ist anders: Die Bewegung wird aus den Beinen initiiert. Kopf und Brustkorb sind nahezu bewegungslos. Die Schritte sind kleiner, die Füße werden stärker gehoben. Wer mal Afrikanerinnen gehen gesehen hat, versteht den Unterschied.

Du kannst den natürlichen Gang wieder erlernen: Lege ein Kissen oder ein Buch auf Deinen Kopf. Jetzt gehe so, dass Kissen bzw. dein Buch nicht runter fällt (mit Kissen geht es leichter, vor allen mit den in der Yoga Vidya Boutique erhältlichen Dinkelkissen...). Und schon gehst Du auf die natürliche Weise. Gehe ruhig in normaler Geschwindigkeit.

Du wirst feststellen: Du gehst aufrecht, nutzt mehr die Beinmuskeln, deine Schritte werden leiser und kleiner, die Knöchel und Knie bekommen keine Stöße ab. Wenn Du dann normal gehst, stelle Dir weiter vor, dass Du etwas auf Deinem Kopf balancierst. Lasse dies zu Deinem normalen Gang werden. Deine Knie und Dein Rücken werden es Dir danken. Du wirst Dich aufrecht und leicht fühlen. Auch andere werden die Grazie Deines Ganges zu schätzen wissen.

Siehe auch