Swami Sivananda

Hatha Yoga

F: Was ist Hatha Yoga?
A: Es ist der Yoga, der den Körper durch die Praxis von Asanas und Mudras stark und gesund macht; das Prana wird mit Apana vereint und geht durch die Sushumna zum Sahasrara Chakra am Scheitel.
F: Ist die Praxis von Hatha Yoga notwendig, bevor man mit Raja Yoga beginnt?
A: Ja. Asana und Pranayama sind zwei Angas, Glieder, des Ashtanga Yoga (Raja Yoga). Wie kann man Raja Yoga praktizieren, wenn der Körper nicht kräftig und gesund ist? Wie kann man Meditation praktizieren, wenn man nicht Asana Jaya, Kontrolle über die Stellung, besitzt. Man muß 3 Stunden durchgehend in Padma, Siddha oder Sukha Asana sitzen können. Dann wird man gut meditieren können. Wenn der Körper unruhig ist, wird auch der Geist unruhig werden. Es besteht eine enge Beziehung zwischen Körper und Geist.
F: Wird die Praxis von Hatha Yoga zu Raja Yoga führen?
A: Ja. Hatha Yoga und Raja Yoga sind nicht voneinander zu trennen. Wo Hatha Yoga endet, beginnt Raja Yoga. Das Ziel von Hatha Yoga ist körperliche Vollkommenheit, und ein gesunder kräftiger Körper hilft dem Schüler im Raja Yoga in seiner Praxis von Yama, Niyama, Dharana, Dhyana und Samadhi.
F: Wird allein die Praxis von Pranayama die schlafende Kundalini Shakti erwecken?
A: Nein. Asanas, Bandhas, Mudras, Pranayama, Japa, Meditation, ein starker und reiner, unverrückbarer und analytischer Wille, die Gnade eines Gurus, Frömmigkeit - all das erweckt die Kundalini Shakti.
F: Ist es richtig zu sagen, daß Pranayama in der Praxis von Raja Yoga unnötig ist?
A: Nein. Pranayama ist eines der acht Glieder des Raja Yoga.
F: Ist es gefährlich, ohne Hilfe eines Gurus (Lehrers) Pranayama zu üben?
A: Die Menschen sind unnötigerweise beunruhigt. Man kann gewöhnliche Pranayama Übungen ohne Hilfe eines Gurus machen. Ein Guru ist notwendig, wenn man längere Zeit Kumbhaka, Atemanhalten, praktizieren und Apana mit Prana verbinden will. Bücher, die erfahrene Yogis geschriebenen haben, können helfen, wenn man keinen Guru haben kann. Aber es ist besser, einen Guru an seiner Seite zu haben, von ihm Aufgabenstellungen zu bekommen und sie zu Hause zu üben. Man kann ihm regelmäßig schreiben. Man kann den Atem 1/2, 1 oder 2 Minuten ohne jede Schwierigkeit oder Gefahr anhalten. Wenn man keinen verwirklichten Yogi bekommen kann, kann man sich an erfahrene Yogaschüler wenden. Sie können helfen.
F: Welche Wirkungen hat die Praxis von Khechari Mudra?
A:  Es hilft dem Schüler, den Atem zu stoppen. Er kann gute Konzentration und Meditation haben. Er wird frei sein von Hunger und Durst. Er kann ganz leicht den Atem von einem Nasenloch zum anderen wechseln. Er kann auch ganz leicht Kevala Kumbhaka haben.
F:  Was soll ich tun, wenn ich keinen verwirklichten Guru finde?
A:  Du kannst einen fortgeschrittenen Yogaschüler als deinen Guru annehmen. Er wird dich führen. Wenn du wirklich bereit bist, wenn du in der Lage bist, die Halle der Weisheit zu betreten, wirst du deinen Sat Guru, den höchsten Lehrer, an der Schwelle finden.
F:  Warum zeigen auch große Seelen manchmal Zorn?
A: Ihr Zorn ist Abhasa Matra. Er dauert nur eine Sekunde. Er ist ähnlich dem Eindruck, der hervorgerufen wird, wenn man mit einem Stock auf das Wasser eines Sees schlägt. Sie zeigen Zorn nur, um den Schüler zu korrigieren und zu erziehen. Von innen her sind sie immer kühl.
F: Kann ich nicht Samadhi erreichen, ohne Chitta Suddhi zu haben?
A: Nein. So wie ein Überbau nicht ohne gutes Fundament errichtet werden kann, so kann auch Samadhi nicht ohne das Fundament von Chitta Suddhi errichtet werden. So wie das Gebäude, das auf einem schlechten Fundament errichtet ist, einstürzen wird, so wird auch der Sadhak, der versucht, ohne Chitta Suddhi Samadhi zu erlangen, abstürzen.  Reinheit des Herzens ist die erste Voraussetzung auf dem spirituellen Weg, sei es Raja Yoga, Bhakti Yoga oder Jnana Yoga.
F:  Was sind die Erfahrungen in Samadhi?
A:  Erfahrungen in Samadhi können nicht beschrieben werden. Worte sind unvollkommen. Die Sprache ist unvollkommen. So wie der Mensch, der Kandiszucker gegessen hat, anderen den Geschmack nicht beschreiben kann, so kann auch der Yogi seine Erfahrung anderen gegenüber nicht ausdrücken. Samadhi ist eine Erfahrung, die der Yogi intuitiv spüren kann. In Samadhi erfährt der Yogi unendliche Wonne und gelangt zu höchster Erkenntnis.
F:  Schritt für Schritt, was sehen oder erfahren wir in Samadhi?
A:  Die Schritte in Samadhi sind unterschiedlich, je nach der Art des Yoga. Ein Bhakta erlangt Bhava Samadhi und Maha Bhava Samadhi durch einen reinen Geist und durch Frömmigkeit. Shraddha, Bhakti, Nishtha, Ruchi, Rati, Sthayee Bhava und Maha Bhava (Premamaya) sind die Stadien, durch die der Gläubige geht. Ein Raja Yogi erlangt Savichara, Nirvichara, Savitarka, Nirvitarka, Saasmita, Saananda und dann Asamprajnata Samadhi durch das Unterdrücken von Gedanken und durch Samyama. Er erlangt Ritambhara, Prajna, Madhubhumika, Dharmamegha und Prasankhya, usw. Ein Jnani oder Vedantin erfährt Ekstase, Innenschau, Intuition, Offenbarung, Erleuchtung und Paramananda. Er geht durch die Phasen von Moha, Dunkelheit, den leeren Zustand des unendlichen Raums, einen Zustand, in dem es weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung gibt, ein Zustand von unendlichem Bewußtsein und unendlicher Wonne. Subheccha, Suvichar, Tanumanasi, Sattvapatti, Asamsakti, Padartha Bhavana und Turiya sind die sieben Phasen, durch die der Vedantin geht. Ein Jnana Yogi ist immer in Samadhi. Für ihn gibt es weder in Samadhi noch außerhalb von Samadhi.
F: Wann wird der Geist universell?
A: Wenn Rajo Guna durch die Entwicklung sattviger Tugenden wie Brahmacharya, Kshama, kosmische Liebe, Daya, Karuna, Aparigraha, Satya und Santosh zerstört wird, und wenn der niedere instinktive (Kama Manas, der Wunsch-Geist) ausgelöscht ist, wenn man den reinen Shuddha Manas besitzt, dann wird der Geist universell. Rajas im Geist zersplittert, teilt und trennt. Rajas ist Unreinheit. Sattva ist Reinheit.

Yoga Vidya | Presse | | Impressum | Datenschutz

Valid XHTML 1.0 Strict Valid CSS 1