Chandogya Upanishad

1. Kapitel

Vaishvanara Vidya

1. PANCHAGNI-VIDYA

Die Upanishads zielen hauptsächlich auf das Meditieren, um die bindenden Effekte zu korrigieren, die durch natürliche Prozesse entstehen. Diese natürlichen Prozesse folgen ihren eigenen Gesetzen, die man mit Hilfe von Meditationstechniken überwinden kann. Die Philosophie zeigt auf, wie das Universum funktioniert, das den Einzelnen an Samsara bindet, d.h. an die ständigen Wiedergeburten. Unsere Sorgen werden durch uns selbst erschaffen, weil wir nicht die Gesetze des Universums befolgen. Die Behauptung einer scheinbar unabhängigen Wirklichkeit, die sich von der eigentlichen Wirklichkeit abhebt, wird als Ego bezeichnet. Diese individuelle Selbstbehauptung, Jivatva, das Ego, ist Ursache der Sorgen und der Leiden, denen der Einzelne (Jiva) unterworfen ist. Die Geburten und Tode sind die Bestrafung für das Individuum, um es in seiner weltlichen Erfahrung zu reformieren, damit er zum normalen Bewusstseinszustand zurückkehrt. Dieser normale Bewusstseinszustand ist die Universalität des Seins, das dem Individuum gegenwärtig, aufgrund der Unwissenheit über seine Beziehung zum Universum und einer falschen Vorstellung bzgl. seines eigenen Selbst unabhängig vom Universum, vorenthalten ist.

Der erste Abschnitt der Chhandogya Upanishad, den wir uns näher anschauen wollen, ist ein schrittweises Anheben des Wissens, um uns über die normale Erfahrung der Meditation zu erheben, d.h. über Geburt und Tod und über Bindungen, welcher Art auch immer. Er zeigt Methoden auf, um die Sorgen zu überwinden und das ursprüngliche Sein wieder zu etablieren. Die darauf folgenden Abschnitte sind systematische Lehren zu Adhyatma-Vidya oder Atma-Vidya, ein Wissen über das absolute Selbst, das einzige Heilmittel für die Leiden unserer empirischen Existenz.

Dieser Abschnitt über Panchagni-Vidya behandelt eine besondere Meditationsmethode, d.h. das Wissen über die fünf Feuer, wobei es sich um verschiedene Offenbarungen bzw. Evolutionsprozesse handelt, der Weg einer Seelenwanderung, an den die Seele gebunden ist. Es ist wie ein Kommen und Gehen, ein Auf- und ein Absteigen in diesem Samsara-Chakra des sich ständig drehenden Rades der Bindungen. Wie dieses geschieht und wie man sich davon befreien kann, welche Methoden es dazu gibt, um sich von der Umklammerung dieser scheinbar willkürlichen Gesetze, die auf uns einwirken und uns nach ihrem Gutdünken binden, wobei wir nicht in der Lage scheinen, in die Geschehnisse von Geburt, Tod und Erfahrungen, die wir durchlaufen müssen, zu befreien, sind die Themen, die hier behandelt werden. Dieses Gesetz des Universums ist derart weit reichend, dass es schwer auf uns lastet, wenn wir es nicht befolgen. Die Bindungen der Seele, hervorgerufen durch ihre eigene Unwissenheit und verschiedene Heilmethoden, werden in diesem Abschnitt behandelt.

Während sich die Brihadaranyaka Upanishad in ihrem Ziel transzendenter verhält und Meditationstechniken anbietet, die den normalen Verstand übersteigen, führt uns die Chhandogya Upanishad auf den normalen Pfad der Erfahrungen und hebt uns erst am Schluss in das Reich des Absoluten. Von einigen Gelehrten wird die Auffassung vertreten, dass die Brihadaranyaka in ihrer Betrachtung Aprapancha und die Chhandogya Saprapancha ist, d.h. die Brihadaranyaka befasst sich nur mit dem Absoluten und alle Lösungsansätze sind nur aus der Sicht des Absoluten. Auf diese Weise hat die Brihadaranyaka die letzte Stufe erreicht und sieht alle Heilmittel für die Probleme im Leben aus Sicht des Absoluten. In der Chhandogya hingegen wurde der normale Mensch in die Betrachtung einbezogen, auch wenn das Ziel letztendlich dasselbe ist. Auf diese Weise ergänzen sich die Aspekte der beiden Upanishads zu einem einzigen Studium.

Die Panchagni-Vidya bezieht sich auf eine besondere Art von Meditation, um die innere Bedeutung des Phänomens von Geburt und Tod zu erklären. Was wir im normalen Leben erfahren, ist nur die Folge von bestimmten Ursachen, die uns verborgen sind. Wir sehen, wie Menschen geboren werden und wie Menschen sterben, doch wir wissen nicht warum dieses geschieht. Die Ursachen sind uns unbekannt. Worin liegt der Zwang, dass jemand geboren wird, und warum muss er sterben? Wir haben keine Antwort auf diese beiden Fragen. Wir wissen auch nicht, welche natürlichen Prozesse dafür verantwortlich sind. Wir haben keine adäquate Erklärung zu dem Geheimnis der eignen Erfahrungen. Geburt, Tod und Erfahrungen im Leben sind offensichtlich Folgen, die durch etwas verursacht werden, von denen wir keine Kenntnis haben. Die Upanishad versucht uns über die Meditation eine neue Art von Wissen zu vermitteln, die eine Lösung für unsere Sorgen darstellt, die unabdingbar ein subjektiver Teil der Gesetze des natürlichen Phänomens sind.

Dazu gibt uns die Upanishad folgendes Beispiel in Form einer Geschichte: Svetaketu, ein Student und Sohn von Uddalaka war sehr belesen und gut ausgebildet. Er war von seinem Wissen derart überzeugt, dass er damit vor anderen Menschen prahlte und sich auf viele Diskussionen bei Hofe und Audienzen von Königen usw. einließ. Er stand für seine Bildung in einem guten Ruf. Dieser junge Mann kam eines Tages zufällig zum Hof von König Pravahana Jaivali, einem ehrenwerten Eroberer. Als Svetaketu dort eintraf wurde er vom König mit allem Respekt eines Brahmin, der die Vedas bis in alle Tiefen beherrschte, empfangen. Der König stellte dem jungen Mann folgende Fragen:

„Bist du gut ausgebildet? Hast du studiert? Ist deine Ausbildung vollständig? Hat dich dein Vater gut unterrichtet?“ Der Junge sagte: „Ja, meine Ausbildung ist abgeschlossen, und ich bin sehr belesen.“

Dann stellte der König weitere Fragen: „Selbstverständlich bist du gut informiert, sodass du zu allen Problemen Stellung nehmen kannst. Du kennst dich in allen Themen gut aus.“ Dieses wurde von dem jungen Svetaketu bejaht. Dann stellte der König fünf Fragen.

Seine erste Frage lautete: „Weißt du wohin die Menschen gehen, nachdem sie diese Welt verlassen? Kennst du die Antwort auf diese Frage?“ Der junge Mann antwortete: „Ich weiß es nicht. Ich kann die Frage nicht beantworten.“ Dann stellte der König eine andere Frage: „Weißt du woher die Menschen kommen, wenn sie in diese Welt wiedergeboren werden?“ Svetaketu sagte: „Ich weiß auch dieses nicht.“ „Weißt du denn, auf welchem Weg die Seele aufsteigt, d.h. die Pfade, die man Devayana und Pitriyana nennt? Kennst du den Unterschied dieser beiden Pfade? Warum unterscheiden sich die beiden Wege?“ Svetaketu sagte: „Ich kenne auch die Antwort auf diese Fragen nicht.

Dann stellte der König die vierte Frage: „Warum ist die andere Welt nicht von Menschen überfüllt? Sie kann immer wieder Menschen aufnehmen und ist niemals übervoll. Woran liegt das?“ „Auch das weiß ich nicht“, kam die Antwort. Nun die fünfte Frage: „Welches sind die fünf dargebotenen Opfer, und wie wird das fünfte Opfer, in flüssiger Form, zum Menschen?“ Auch hierauf bekam er keine Antwort.

Dann sagte der König: „Wie kannst du behaupten, du bist gut ausgebildet und sehr belesen, wenn du selbst diese Fragen nicht beantworten kannst? Wie kommst du auf die Idee, gut ausgebildet zu sein? Was hat dich dein Vater gelehrt, wenn er dir diese Dinge nicht beigebracht hat?“ Der Junge fühlte sich gedemütigt, sein Stolz schwand dahin, denn er erkannte, dass es etwas gab, was er nicht verstand. Seine Ausbildung war nicht vollständig. Es war das erste Mal, dass er erkennen musste, nicht alles zu wissen.

Obwohl ihn der König bat zu bleiben, rannte er mit dem Bewusstsein zurück zu seinem Vater, eine schwere Niederlage erlitten zu haben. Bei seinem Vater angekommen, schrie er ihm entgegen: „Wie konntest du behaupten, ich sei gut ausgebildet und hätte alles Nötige gelernt? Du hast mir erzählt, es gäbe für mich nichts mehr zu lernen, meine Ausbildung sei vollkommen.“ Der Vater antwortete: „Ja, was ist damit?“ „Nein“, entgegnete der Junge. „Dieser König hat mir ein paar Fragen gestellt, von denen ich keine einzige beantworten konnte. Obwohl ich offensichtlich nicht vollständig ausgebildet bin, hast du immer behauptet, ich gäbe nichts mehr für mich zu lernen.“ „Um welche Fragen geht es denn?“ fragte der Vater beruhigend. Der Junge wiederholte die Fragen. „Nun sag mir die Antworten!“ bat er seinen Vater. „Wenn ich die Antworten auf diese Fragen gewusst hätte, hätte ich sie dir beim Unterricht auch nicht vorenthalten. Ich kenne ihre Bedeutung nicht. Ich habe dich in allem unterwiesen, was ich weiß. Nie zuvor habe ich davon gehört. Wie sollte ich dir also eine Antwort auf diese Fragen geben? Lass uns beide als Schüler zum König gehen. Dieses ist der einzige Ausweg, der uns bleibt. Wir sollten als demütige Schüler zu ihm gehen.“ Der Junge sagte: „Du kannst gehen. Ich werde nicht mitkommen.“ Er fühlte sich derart beschämt, dass er sich nicht noch einmal beim König zeigen wollte. Darum ging sein Vater allein.

Der Vater ging also allein zum Hof des Königs. Der König empfing den Brahmin mit allem Respekt, hieß ihn willkommen und bot ihm seine Gastfreundschaft an. Gautama blieb über Nacht. Am nächsten Morgen als der König seine Audienz abhielt, ging auch er dorthin. Der König sagte: „Verehrter Gast, frage nach allem, was von dieser Welt ist: irgendwelche materiellen Werte, was auch immer du benötigst. Ich werde dir alles zum Geschenk machen.“ Der Brahmin antwortete: „Ich brauche nichts, denn ich bin zufrieden mit dem, was ich besitze. Doch gib mir die Antwort auf die Fragen, die du meinem Sohn vorgelegt hast. Ich bin zu dir gekommen, um zu lernen, und nicht um Geschenke zu bitten, die du mir freundlicherweise angeboten hast, denn ich benötige nichts. Doch ich möchte um die Antwort auf die Fragen an meinen Sohn bitten, die ich selbst nicht beantworten konnte.“
Der König war perplex und zugleich innerlich beunruhigt als er den Brahmin so sprechen hörte. Es verschlug ihn die Sprache, denn es ist schwierig, von einer Sekunde auf die andere tiefschürfende Fragen zu beantworten. So ist das bei allen Lehrern. Kshatriyas suchen nicht gerade nach Brahmins als Schüler. In alter Zeit war es eher umgekehrt. Der König gehörte zum Stamm der Kshatriya und der Schüler war ein Brahmin. Brahmins unterrichten Kshatriyas und nicht umgekehrt. Aus diesem Grunde war er sich nicht so sicher, was er dem Brahmin erzählen sollte.

Was der König dem Brahmin erzählte, war folgendes: „Bleib für einige Zeit hier. Wir sollten über das Thema nachdenken.“ Es heißt, dass man ihn vielleicht für ein Jahr zu bleiben bat, denn so war es Tradition. Der Brahmin blieb als vorbereitende Disziplin, um das Wissen zu erfahren. Danach sagte der König eines Tages: „Du bittest mich um das Wissen, das die Kshatriyas bis zum heutigen Tage für sich behalten haben. Es wurde bis heute nicht an Brahmins weitergegeben. Doch jetzt ist die Zeit gekommen, wo ich dieses Wissen ausplaudern muss, denn du bist zu mir als Schüler gekommen und möchtest es erfahren. Bis heute waren die Könige, die dieses Wissen für sich behalten haben, überall vorherrschend. Sie konnten aufgrund dieser Macht über alle regieren, denn sie waren durch diese Macht geschützt, und jetzt möchtest du dieses Wissen von mir erfahren.“ Doch der König war irgendwie bereit dazu, dieses Wissen mit dem Brahmin zu teilen, der als demütiger und gehorsamer Schüler zu ihm gekommen war. An ihn wollte der König die große Wahrheit weitergeben.

Jetzt kommt die Antwort, die jedem respektvollen Sucher zuteil wird. Die Antworten, die der König gab, sind bestimmte Formen der Meditation. Es sind Prozesse des im Einklang mit höheren Ebenen stehenden Geistes. Man nennt sie ‚Vidyas’, denn es sind bestimmte Formen des Wissens. ‚Vidya’ bedeutet auch Meditation oder Kontemplation. Ein höheres Wissen wird Vidya genannt, etwas, das sich vom allgemeinen Wissen unterscheidet, d.h. es ist wissenschaftlich oder künstlerisch usw.

Absolutes Wissen erhebt sich, wenn im Gegensatz zu anderen Wissengebieten alles einbezogen wird. Jede Lernform dieser Welt ist irgendwie isoliert und sie hat keine Verbindung zu andern Formen des Lernens. Jemand, der beispielsweise ein Gebiet hervorragend beherrscht, kann auf einem anderen Sektor eine Niete sein, d.h. hier kommt es in der Regel zu Einschränkungen. Unser Wissen ist endlich und nicht allumfassend. Welche Ausbildung auch immer jemand genossen hat, er wird niemals allwissend sein. Es gibt immer etwas, was er nicht weiß oder nicht beherrscht. Uns bindet eine Art von Unwissenheit, die irgendwo existiert, von der wir allerdings keine Kenntnis haben. Wo es Unwissenheit gibt, herrscht auch Bindung bezogen auf Subjekte oder Begleitumstände. Wenn wir von einer Sache Kenntnis haben, sind wir nicht daran gebunden, aber wir können sie kontrollieren. Je größer unser Wissen über eine Sache ist, desto mehr können wir uns dieses Wissen zunutze machen. Doch, je weniger wir über eine Sache wissen, desto mehr sind wir von ihren Gesetzen abhängig. Die Welt bindet uns. Die Gesetze der Gravitation und der Natur schränken uns ein, denn wir sind nur ungenügend über diese Gesetze informiert. Wir wissen nicht, wie sie funktionieren, und warum wir diesen Gesetzmäßigkeiten unterworfen sind. Was läuft bei uns falsch? Wir wissen es nicht, obwohl uns klar ist, das mit uns etwas grundsätzlich falsch läuft, und aufgrund dessen wir von der ganzen Welt abhängig sind. Wir sind unter dem Daumen der Weltgesetze. Der Grund liegt darin, dass wir uns scheinbar außerhalb dieser operierenden Gesetze bewegen. Wir verhalten uns wie auf der Flucht, die Gesetze sitzen uns im Nacken, und wir müssen uns ihrem Diktat beugen. Wir können uns nicht dem Gravitationsgesetz entziehen, und wenn wir dieses, wie bei der Raumfahrt, doch tun, dann benötigen wir irgendwie einen Ausgleich. Wir sind Sklaven dieser Gesetze. Wir können hinfallen und unsere Beine brechen; wir können ertrinken, verbrennen oder uns kann sonst irgendetwas widerfahren. Unser Leben auf Erden basiert auf diesen Gesetzen und wird durch sie entschieden. All dieses geschieht offenkundig aufgrund irgendwelcher Schranken. Unser Körper, unsere ganze Persönlichkeit hat etwas Endliches. Unser Schicksal bezieht sich auf Gesetzmäßigkeiten, die irgendwo ablaufen. Wir können geistig nichts erfassen, was nicht physisch ist und von den Sinnen nicht erfasst werden kann; wir können nichts visualisieren, was „überphysisch“ ist; wir können keinen Aspekt der Wirklichkeit verstehen, der nicht in Raum und Zeit ist und keine Ursache hat. Außerhalb unserer organischen Persönlichkeit empfinden wir kein wirkliches Wissen. Wir sind endlich, gebunden und in jeder Hinsicht beschränkt.

Die Prozesse müssen aus dieser Sicht betrachtet werden. Einige Naturgesetze sind auf seltsame Weise für diese so genannte Seelenwanderung verantwortlich. Ist irgendjemand auf das Sterben vorbereitet? Wir wissen auf diese Frage keine Antwort. Früher oder später werden wir sterben. Doch warum müssen wir sterben? Wer sagt denn, dass wir sterben müssen? Niemand weiß es. Und wenn man nun geboren wurde, so ist zu bezweifeln, ob dieses auf eigenem Wunsch geschieht. Dahinter steht irgendeine Macht. So verhält es sich mit jeder Art von Erfahrung, die der Einzelne durchmacht. Niemand weiß, was morgen geschieht. Unsere Unwissenheit ist so groß, dass wir als tiefdemütige Wesen dastehen, voller Scham, denn wir wissen nichts über die Macht dieser Gesetze, denen wir unterworfen sind.

Die Panchagni-Vidya bietet mit ihrer Beschreibung über eine Meditation eine Hilfestellung, die als ein großes Geheimnis der Lehrer der Upanishads angesehen wird. Selbst wenn man einmal davon hört, ist man nicht sofort in der Lage es zu verstehen. Das alleinige Hören, wie von dem König in unserer Geschichte, oder das Lesen über diese Naturgesetze bedeutet keine Befreiung, denn sie sind ein Geheimnis und unmittelbar mit dem individuellen Leben verbunden. Für uns hören sie sich wie ganz einfache Informationen an, wie z.B. die Existenz der vierten Dimension in der Physik. Man kann diesen Informationen viele Male lauschen, doch man kann sie nicht wirklich erfassen, weil unser Vorstellungsvermögen unzureichend ist. Genauso verhält es sich mit der Panchagni-Vidya oder der Vaishvanara-Vidya, die danach folgt. Es erscheint uns lediglich wie eine Doktrin und eine Darstellung. Für die Upanishads ist Wissen wie das SEIN. Es ist Praxis. Das eigene Leben ist wahrhaftiges Wissen, und darum muss es Teil des eigenen Seins sein, es ist auch universal. Dieses Sein darf nichts, keinen einzigen Aspekt der Offenbarung, ausschließen. Diese beiden Bedingungen müssen erfüllt werden. Wir können uns weder sicher sein, dass nicht doch irgendein Aspekt der Wirklichkeit von unserem Geltungsbereich ausgeschlossen ist, noch können wir sicher sein, dass dieses Wissen Teil unseres Lebensinhalts wird. Auf diese Weise bleiben sie eine Theorie aus den Büchern. Wir können jedoch einen Umriss dieses Wissens erhalten, das der große König dem Kreis der Brahmins mit dieser Initiierung gab, die man das Wissen Panchagni-Vidya nannte.

Wie bereits erwähnt, bedeutet Vidya Wissen, Meditation, eine umfassende Innensicht der Natur der Wirklichkeit eines jeden Phänomens. Doch was ist ein Phänomen? Diese Innensicht zu der uns die Upanishad hier führt ist das Phänomen des Abstiegs der Seele aus einer anderen Region in diese Welt und das Phänomen des Aufstiegs der Seele von dieser Welt zu höheren Ebenen, - wie steigt die Seele ab und wie steig sie auf? Wenn wir diese Prozesse nur als irgendein Ereignis betrachten, dann haben sie auf uns einen bindenden Effekt. Menschen werden geboren; Menschen sterben. Dieses ist uns bekannt. Vielleicht ist uns auch bekannt, dass bestimmte Handlungen für unsere Geburten und Tode sowie unsere Erfahrungen im Leben verantwortlich sind. Gutes bringt gute Erfahrungen hervor und Schlechtes führt zu gegenteiligen Ergebnissen. Diese Informationen haben wir durch Studien erfahren oder schon einmal zuvor gehört. Doch dieses Wissen befreit uns nicht.

Die hier erwähnten fünf Feuer, Panchagnis genannt, sind keine Feuer im physikalischen Sinne, sondern es handelt sich um Meditationstechniken. Die Feuer sind Symbole für Opfer, die durch die Kontemplationen gemacht werden. Wie übt man diese Opfer im traditionellen Sinne der Riten aus? Es gibt Opferstätten, Altäre, wo die heiligen Opfer durch ein Opferfeuer dargeboten werden. Es wird ein leuchtendes Feuer auf einem Altar in einer heiligen Atmosphäre des „Opfers“ entzündet. Dabei wird das so genannte Sakrament, eine Art von Substanz geopfert. Derjenige, der das Ritual zelebriert, bewegt in seinem Geist bestimmte Gedanken, die durch das Rezitieren eines bestimmten Mantras überbracht werden. Die bei dem Ritual gesungenen bzw. gesprochenen Mantras beinhalten die heiligen Absichten des Zelebrierenden, die in dieser Form zum Ausdruck kommen. Dieses ist der Hintergrund eines Opferrituals im Allgemeinen. Diese Opferrituale sind bestimmten Gottheiten zugedacht. Das Anrufen eines bestimmten Wesens, eines Gottes oder einer Gottheit ist die Absicht des Opferrituals. In der Upanishad heißt es, dass die gesamte universale Aktivität der Schöpfung als ein solches Opferritual angesehen werden kann, - Yajna.

Wenn man nicht in der Lage ist, einen bestimmten Schöpfungsprozess, die internen Verwicklungen, das Für und Wider und das Beziehungsgepflecht wahrzunehmen, kann man auch nicht frei von diesen Gesetzen der subjektiven Kräfte sein, die für diese Schöpfung verantwortlich sind. Noch einmal, solange wir keine bewusste Kenntnis von den verschiedenen Faktoren haben, die in diesem Offenbarungsprozess oder in der Schöpfung involviert sind, solange können wir auch nicht frei von diesen Offenbarungsgesetzen sein. Geburt, Wiedergeburt und Tod sind ein Teil des universalen Prozesses. Was man als den universalen Offenbarungsprozess ansieht, schließt alle Ereignisse, die irgendwo auf der Welt stattfinden, und alle Erfahrungen ein, die man im Leben durchläuft.

Die Upanishad will uns klarmachen, dass kein Ereignis, keine Erfahrung isoliert betrachtet werden kann. So wie jede Bewegung, jede Sache oder jedes Ritual in einem Opfer mit jeder anderen Sache verbunden ist, so stellt ein Opfer (Yajna) in einer universalen Handlung, wobei jede einzelne Handling mit allen anderen innerlich verbunden ist, die ganze universale Offenbarung als einen einzigen Prozess dar. Er setzt sich von Anfang bis Ende fort, und Geburt, Wiedergeburt und Tod sowie andere phänomenale Erfahrungen dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Sie sind mit der absoluten Ursache verbunden. Wenn wir die inneren vorherrschenden Verbindungen betrachten würden, die sichtbar mit den unsichtbaren Ursachen verbunden sind, würden wir uns von der Umklammerung dieser Gesetze befreien können, die von außen auf uns einwirken.

Es gibt verschiedene Stufen der Offenbarung. In der Upanishad wird zum Zweck der Meditation eine besondere Art ausgewählt. Wie kommt es zu einer individuellen Geburt, wie wird ein Kind geboren, lautet die Frage. Wir glauben, dass es einzig und allein von der Mutter geboren wird. Wir wissen nur dieses, doch dieses ist nur das kleinste und letzte Wissen, was man von einer Geburt haben kann. Das Kind wird nicht nur, wie durch magische Kräfte, aus dem Mutterlaib ausgestoßen. Es handelt sich dabei um einen umfangreichen Prozess, der im gesamten Kosmos stattfindet. Alle offiziellen Stellen des Universums sind in die Produktion der Entwicklung eines Kindes miteingebunden. Wenn ein Kind geboren werden soll, gerät irgendwo und irgendwie der gesamte Kosmos in Schwingung. Es ist keine Privatangelegenheit eines kleinen Kindes, das irgendwo in einer Ecke des Universums das Licht der Welt erblickt, wie viele Leute gerne glauben mögen. Das ganze Universum ist aktiv in die Gegenwart und Geburt eines einzigen Kindes irgendwo auf dieser Welt eingebunden. Nicht nur Mutter und Vater sind für die Produktion eines Kindes verantwortlich, sondern es ist der ganze Kosmos. Alle Teile des Universums sind Eltern des kleinen Kindes, mögen sie menschlich, übermenschlich oder anders geartet sein. Welchen Charakter dieses Kind auch immer haben mag, sei es wenig intelligent, ein Atom, ein Elektron oder Molekül, - wie auch immer es gesehen wird, - es ist die Geburt eines Kindes, die durch kosmische Faktoren bestimmt wird. Das ganze Universum ist unser Vater, unsere Mutter, unsere Eltern. Das ist die Ursache, und selbst, wenn etwas Schweiß aus einer Hautpore austritt, so hat dieser Schweißtropfen in einer Verkettung eine Verbindung mit allen universalen Ursachen.

Die Upanishad beschreibt das Geheimnis der Verbindungen und Abhängigkeiten der kosmischen Faktoren, die unseren Sinnen unbekannt und für unseren Verstand nicht erfassbar sind. Im Kosmos gibt es keine privaten unabhängigen Handlungen. So etwas wie meine und deine Sache bzw. Kinder sind unmöglich. Wenn dieses klar ist, wird niemand mehr behaupten: „Dieses ist mein Sohn oder meine Tochter.“ Er oder sie sind weder dein noch mein. Er oder sie gehören dahin, wo sie ursprünglich hergekommen sind. Und woher sind sie gekommen? Sie stammen aus jeder Zelle des Universums. Sie stammen ursprünglich nicht nur von der Samenzelle und Eizelle von Vater und Mutter, wie man allgemein annimmt. So verhält es sich mit allem in der Natur. Auf diese Weise wird der gesamte Kosmos in jedem Körper reflektiert. Darum heißt es, der Makrokosmos ist im Mikrokosmos. Der Kosmos wird in jedem kleinen Baby reflektiert. Wie kann man also behaupten, dieses sei mein Kind? Es ist ein Kind des Universums, für das man sorgen muss; es wird zurückgezogen, wenn es gerufen wird; es wird projiziert, wenn es aus irgendwelchen Gründen erforderlich ist, was nur dem universalen Gesetz allein bekannt ist. Hier liegt der philosophische Hintergrund von Vidya, genannt Panchagni-Vidya.

Bei den Ausführungen über Panchagni-Vidya nimmt die Upanishad die Position eines allumfassenden Hintergrunds ein, der hinter jedem Ereignis im Phänomen des natürlichen Prozesses agiert. Die Dinge sind nicht das, was sie zu sein scheinen; hinter allem steckt eine tiefere Bedeutung, die oberflächlich nicht sichtbar ist. Dieses ist die esoterische Seite oder der unsichtbare Aspekt der sichtbaren praktischen Existenz. Ereignisse werden nicht plötzlich wie durch ein Wunder sichtbar. Nehmen wir beispielsweise den Donner bei einem Gewitter. Wir wissen nicht, wie der Donner plötzlich aus den Wolken kommt, auch wenn es dafür eine physikalische Erklärung gibt. Plötzlich fängt es an zu regnen, Sturm kommt auf. Dann hört der Regen wieder auf und es ist (in den Tropen) urplötzlich heiß. Dieses sind aus unserer Sicht natürliche Phänomene, doch aus Sicht der Upanishad sind es übernatürliche Mysterien. Außerordentliche Ereignisse in der Welt sind eigentlich nichts Außergewöhnliches. Ereignisse finden zunächst im Himmel statt, und dann fällt ihre Gegenwart schrittweise an Dichte zunehmend bis auf die Ebene des für uns Wahrnehmbaren und berührt uns, wie zum Beispiel Krankheiten. Krankheiten treten in der Regel nicht urplötzlich auf. Im Inneren geschieht zuvor etwas. Ihre Saat breitet sich aus. Es gibt Ereignisse, die tief in unserem Inneren oder in irgendeiner Ecke dieser Welt stattfinden. Sie lösen einen Impuls aus, der sich nach außen offenbart.

Ursachen für besondere Ereignisse, die als etwas Normales, Physikalisches, Persönliches, Sichtbares, Berührendes usw. angesehen werden, verbergen alle ein transzendentes Geheimnis. Dieses ist der eigentliche Punkt, der mit Panchagni-Vidya gemeint ist.

Die Geburt eines Menschen in diese Welt findet nicht nur in dieser Welt statt, sondern sie erfolgt zuvor in höheren Regionen. Man wird zunächst auf einer ‚höheren Ebene’ geboren. Und dieses Ereignis kommt schrittweise in tiefere Regionen, bis schließlich, für unser Auge sichtbar, die Geburt körperlich auf der sterblichen Erde stattfindet. Erst dann wird das Kind geboren, etwas ist geboren worden, eine Wiedergeburt usw. Doch dieses Etwas ist nicht plötzlich vom Himmel gefallen. Zuvor hat in der Natur ein komplizierter Prozess stattgefunden, der für uns nicht sichtbar ist. Dieses alles geschieht nicht nur bei einer menschlichen Geburt, sondern findet bei jedem Ereignis statt. Panchagni-Vidya gilt also nicht nur für ein bestimmtes Ereignis, wie z.B. für die Geburt eines Menschen. Dieses soll nur ein Beispiel sein, denn dieses Phänomen bezieht sich auf alle Ereignisse der ganzen Natur. Alles ist überall in subtiler Form aktiv, Dinge finden statt, bevor sie in Erscheinung treten oder wahrgenommen werden können.

Der König Pravahana Jaivali instruierte Gautama auf diese Weise über das Geheimnis von Panchagni-Vidya.

„Jene Welt, oh Gautama, ist in Wirklichkeit das Feuer. Die Sonne ist da Öl; die Lichtstrahlen der Sonne sind der Rauch; die Tage sind die Flammen; der Mond ist die Kohle; die Sterne sind die Funken. In dieses Feuer opfern die Götter ihr Vertrauen. Daraus erhob sich König Soma.“

Die Aktivitäten der himmlischen Ebenen können mit einem Opfer verglichen werden. Es mag ohne Zweifel für einen Novizen (Neuling) überraschend erscheinen, dass die Upanishad alles als Opfer ansieht. Wenn man die Absicht hinter dieser Parallele erkennt, wird man feststellen, dass es keinen besseren Vergleich für das Leben gibt, denn das Opferprinzip (Yajna) ist das Wesen des Schöpfungsprozesses. Dieses Prinzip ist auf jede Schöpfung anwendbar, sei sie physisch, sozial, ästhetisch oder betrifft er irgendeinen anderen Aspekt des Lebens. Das Prinzip des Opfers beruht auf der Erkenntnis eines höheren Wertes, der hinter den allgemeinen Aktivitäten der sichtbaren Welt oder den Funktionen des menschlichen Daseins operiert. Es gibt ein allumfassendes Ziel im Verstehen des Opferprinzips. Alle Teile sind gleichwichtig, und jedes Teilopfer dient einem höheren Zweck, so wie es bei großen Maschinen oder bei einzelnen Arbeitsschritten zur Erstellung eines Produktes der Fall ist. Kein einzelnes Zahnrad in einer Maschine arbeitet für sich allein, sondern es dient einem übergeordneten Zweck. Schau auf die Gliedmaßen des menschlichen Körpers. Kein Körperorgan arbeitet für sich selbst; es verbirgt sich etwas dahinter. Und der Zweck, der sich hinter einer Maschine verbirgt, ist der Ausstoß von Produkten; beim Menschen ist es der organische Körper als Ganzes. Genauso verhält es sich mit allen Teilopfern, und ganz besonders ist es so, wenn sich das Opfer auf den Schöpfungsprozess des Universums bezieht. Alles ist mit allem organisch verbunden, sodass alles genauso wichtig wie das andere ist.

Dieses Konzept des Allumfassenden ist das Geheimnis der Meditation, das Panchagni-Vidya. Wenn diese Verbundenheit aller Aspekte verloren geht, hört es auf eine Meditation zu sein. Jede Meditation ist ein Versuch des Geistes, alle Aspekte der Psyche in einen Fokus zu bringen. So wie es eine Verbindung aller Opferaspekte gibt, die in einem Ritual ausgedrückt werden, so gibt es diese Harmonie auch in dem inneren Opfer, das bei der Meditation stattfindet. Panchagni-Vidya ist eine Meditation. Es ist kein nach außen gerichtetes Opfer. Es handelt sich um die Kontemplation des Geistes, wobei alle auftretenden Aspekte eingebunden werden, um der Wirklichkeit gewahr zu werden, die das Sichtbare dieses inneren Opfers übersteigt.

Die Upanishad sagt uns, dass die erste Schwingung, die jede Art von Aktivität in dieser Welt antreibt, und nicht nur allein in dieser Welt, auch auf einer höheren Ebene stattfindet. Die Ursache muss erzeugt werden, damit die Wirkung durch den Einfluss der Ursache gefühlt werden kann. Diese Ursache beruht nicht nur auf einem einzelnen Faktor, sondern auf einer Kette von Faktoren. Angenommen, ‚A’ wird wahrgenommen und wäre die Folge einer Ursache ‚B’, die sich auf diese bestimmte Weise in der physischen Welt offenbaren will; ‚B’ wiederum hat eine andere Ursache, nämlich ‚C’; d.h., man könnte jetzt sagen, ‚C’ ist die Ursache von ‚A’ usw. Man kann dieses einfache Beispiel beliebig fortsetzen und anwenden. Auf jeden Fall ist die erste Ursache die wirkliche Ursache, die sich selbst auf den niederen Ebenen der Wirklichkeit in Raum und Zeit fortsetzt. Nur diese Form, die sich in Raum und Zeit ausdrückt, ist uns bekannt und wird von uns wahrgenommen bzw. erfahren.

Wir neigen dazu, die sichtbaren Folgen aller Dinge falsch zu betrachten. Manchmal mögen wir diese Folgen und manchmal nicht. Manchmal sagen wir: „Es regnet aus allen Kübeln; es ist furchtbar heiß; welch ein Sturm usw.“ Was wir mögen oder nicht mögen ist lediglich unsere individuelle Reaktion auf Phänomene, die eigentlich nichts mit unseren persönlichen Eindrücken zu tun haben.

Die Upanishad nimmt uns zum Zweck der Erklärung eines kleinen Ereignisses in dieser Welt mit zu den höchsten Ebenen des Himmels und sagt, dass das Universum die Ursache jedes noch so winzigen Ereignisses in den höheren unsichtbaren Ebenen ist, die mit dem Wort eines Lehrers als ‚Überwelt’ bezeichnet wird. Als ‚Überwelt’ könnte man das himmlische Reich betrachten, ein Bereich, der überphysikalisch ist, der sich sogar jenseits des Astral-Reiches befindet, und der die Ursache dessen bildet, was man als atmosphärische Reich beobachten kann. Uns ist bekannt, dass jedes Phänomen in dieser Welt der Erde weitestgehend durch die scheinende Sonne am Himmel beeinflusst wird. Dieses bedarf keiner besonderen Erklärungen. Manchmal sieht es so aus, als ob jede Existenz durch die Gegenwart der Sonne reguliert wird. Unser Leben und unsere Aktivitäten hier haben eine Ursache, und man kann sagen, dass die Sonne die Ursache unseres Lebens hier auf Erden ist. Doch was ist die Ursache für die Sonne? Die Sonne ist auch eine Folge bestimmter Faktoren, - man kann sie als astronomisch bezeichnen, - die der Bildung der Sonne vorausgehen. Astronomen sagen, dass die Sonne wahrscheinlich durch die Kondensation von Staubnebeln gebildet wurde, die auch für die Bildung der Milchstraße verantwortlich sind, zu dem unser Sonnensystem gehört. Die Milchstraße, so heißt es, ist ein rotierender leuchtender Sternenhaufen oder Haufen von Staubnebeln. Doch die Ursache für diese Anhäufung von Staubnebeln ist jenseits unseres Verstehens. Es muss jedoch auch dafür Gründe geben. Dahinter müssen irgendwelche Schwingungen stehen. Jene Schwingungen bilden die ursächliche Bedingung für die Offenbarung dieser Welt in der wir leben. Doch auch diese Schwingungen müssen wiederum durch irgendetwas ausgelöst worden sein usw., sodass man davon ausgehen kann, dass dieses ursächliche Etwas, jenseits unseres Verstehens und jenseits unserer Vorstellungskraft, unser Leben irgendwie kontrolliert. Alle Zwischenstationen in der Entwicklung dieser Kette bis hin zum Leben in dieser Welt haben auf uns natürlich ebenfalls irgendeinen Einfluss, denn sie haben in der Kette auch ihre Spuren oder Eindrücke hinterlassen. Die eigentlich verantwortliche Ursache kennen wir jedoch nicht. Sie ist für uns unsichtbar und liegt jenseits unserer Vorstellungskraft. Dieser Punkt wurde von Pravahana Jaivali mit Panchagni-Vidya Gautama dargelegt.

In diesem Abstieg des himmlischen Reiches, über das man aufopfernd kontemplieren oder meditieren sollte, sind bestimmte Glieder bzw. Teile enthalten. Die Welt, die als himmlisches Reich bezeichnet wird, ist selbst das Opferfeuer, dem geopfert wird. Auf diese Weise muss meditiert werden. Der Brennstoff, der das Feuer entfacht, und der die Ursache der emporsteigenden Flammen ist, ist die Sonne. So wie Rauch beim Opfern aus dem Feuer aufsteigt, so kontemplieren wir symbolisch auf die Strahlen der Sonne. Das Leuchten der Flammen wird mit den Sonnenstrahlen verglichen, die den Tag erhellen. Wir können die zurückbleibende Glut eines Opferfeuers mit dem Mondschein vergleichen, der wie die restliche Glut der flammenden Sonne wirkt, da das Mondlicht im Allgemeinen erst sichtbar wird, wenn das Sonnenlicht bereits verloschen ist. Betrachte die auseinanderstrebenden Sterne am Himmel wie die Funken, die aus dem Feuer spritzen und sich im Raum verteilen. Dieses ist nun eine Kontemplation auf die höheren Regionen des Kosmos in der Form des Opferfeuers.

In dieser Verbindung wird ein Mysterium erwähnt. Welche Verbindung haben wir zu diesen höheren Regionen der Welt? Die höheren Regionen sind tatsächlich mit uns verbunden. Der Sonnen- oder der Mondschein, das Funkeln der Sterne oder das Wehen des Windes, - all diese Phänomene wirken leibhaftig auf unser Leben ein. Diese Ereignisse scheinen aufgrund irgendwelcher Launen der Natur stattzufinden, so als hätten sie nichts mit uns zu tun. Doch unser Leben ist mit allen äußeren Phänomenen verbunden, und umgekehrt. Es existiert eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen der äußeren Welt und dem individuellen inneren Leben. Unsere Gedanken beeinflussen die Atmosphäre. Man hört häufig die Menschen sagen: „Zurzeit sind die Menschen schlecht, denn es regnet fürchterlich.“ Worin besteht nun der Zusammenhang zwischen schlechtem Wetter, und ob die Menschen gut oder schlecht sind? Diese Verbindung ist nur schwer zu verstehen. Doch man könnte eine Verbindung herstellen, wenn klar wird, dass Gedanken und Stimmungen Schwingungen sind, die wir an die Umwelt abgeben. Wir können unsere inneren Gefühle und Gedanken nicht isoliert betrachten. Wenn wir denken, so ist das nicht nur unsere Privatangelegenheit, sondern wir erzeugen damit Schwingungen, die wir in uns erschaffen. Und diese Schwingungen eines Menschen beziehen sich nicht nur auf den eigenen physischen Körper, sondern sie werden wie eine Aura bis zu einer bestimmten Entfernung ausgestrahlt. Die Entfernung hängt von der Intensität der Aura, der Kraft der Schwingungen oder der Gedankenintensität ab. Aufgrund des Austauschs dieser Schwingungen wird geraten, die Gesellschaft guter Menschen zu suchen. Wir können durch die atmosphärischen Schwingungen um uns herum beeinflusst werden. Wann immer Gedanken oder Gefühle entstehen, selbst wenn wir sprechen, werden in jedem Menschen Schwingungen erzeugt. In jeder Handlung oder Gespräch sind anhängige Gedanken und damit Schwingungen verborgen. Wenn wir den sich verstärkenden Effekt der Schwingungen betrachten, die von allen Individuen erzeugt werden, dann können wir auch auf den Effekt der erzeugten Schwingungen kontemplieren. Sie zerstören die gesamte Atmosphäre. Sie erzeugen ein magnetisches Feld in der Atmosphäre. Die psychischen Einflüsse, die durch diese Schwingungen insgesamt in diese Welt getragen werden, beeinflussen natürlich die Bedingungen der natürlichen Kräfte. Sie können ihre Bewegungen blockieren, ihre Aktivitäten behindern, auf ihre natürliche Arbeitsweise einwirken usw.

Aufgrund unserer inneren Beziehungen zu den Aktivitäten der äußeren Natur, so heißt es in der Upanishad, sind unsere Handlungen wie eine wundervolle Opfergabe für das Opferfeuer. Unsere Handlungen sind keine kraftlosen Bewegungen unseres physischen Körpers oder seiner Glieder, sondern sie wirken auf irgendeine Weise in die Natur. Wenn wir Öl ins Feuer gießen, verändern wir den Verbrennungsprozess. Es hängt sehr davon ab, was wir ins Feuer gießen. Wenn wir Schlamm ins Feuer gießen, geschieht auch etwas mit dem Feuer. Wenn wir reines Öl ins Feuer gießen, verändert sich mit dem Feuer ebenfalls etwas. Genauso verhält es sich mit den Aktivitäten des Menschen, die mehr oder weniger sein Umfeld beeinflussen. Der Eingriff des Menschen in die Natur muss auch im Zusammenhang mit dem Opfern gesehen werden. Wenn wir mit uns selbst und mit der Natur im Einklang handeln, wird es zum reinen Opfer (Yajna), doch wenn wir in den Prozess so eingreifen, sodass der natürliche Fortgang der Dinge behindert wird, entsteht daraus eine entsprechende negative Reaktion, über die wir uns nicht zu wundern brauchen. Dann sind wir die Verlierer.

Jede Handlung bzw. Handlungsweise verursacht eine Wirkung, Apurva genannt, was an dem Gedankenprozess liegt, der sich hinter der Handlung verbirgt. Handlungen sind nicht nur beziehungslose Bewegungen des Körpers, sondern Schwingungen. Jede Schwingung beeinflusst die Atmosphäre. Die Umgebung wird beeinflusst. Diese subtile Auswirkung der Handlungen ist für uns unsichtbar; das nennt man Apurva. Es wird etwas Neues erzeugt, was zuvor nicht vorhanden war. Darum ist diese neuerliche Wirkung die Folge von Handlungen, Apurva. Apurva oder die Folge unserer Handlungsweisen hat etwas mit uns selbst zu tun, denn wir sind die Ursache. Da wir die Ursache von dieser Apurva bzw. Folge unserer Handlungsweisen sind, sind wir auch für das Reifen der Früchte aus den Handlungen verantwortlich. Auf diese Weise wird Apurva oder das Ergebnis unserer Handlungen der für uns bestimmende Faktor für das was geschieht, selbst wenn wir die Welt bereits verlassen haben. Manchmal wird die Wirkung noch in diesem Leben gespürt. Wenn unsere Handlungsweisen sehr intensiv sind, seien sie gut oder schlecht, dann werden die Ergebnisse noch in diesem Leben erfahren. Wenn sie sanft sind, dann materialisieren sie sich in einem späteren Leben. Wir bieten unsere Handlungen als Opfer für das Opferfeuer an, dem natürlichen Phänomen.

Für dieses universale Opfer, wobei die himmlischen Regionen das Feuer darstellen und die Sonne der Brennstoff usw. ist, haben wir auch einen Beitrag zu leisten, d.h. wir spielen eine wichtige Rolle, d.h. das Handeln. Dieses Handeln, unsere Handlungsweise, hat einen großen Effekt. Yajna dient der Anrufung einer Gottheit oder des Göttlichen. Wenn man nach Indraya Svaha ruft, so möchte man damit Indra anrufen. Das Gleiche geschieht bei anderen Anrufungen von Gottheiten durch ihre göttlichen Namen. Mit solchen Opferhandlungen finden in diesem Leben, das dem großen Feuer der Welt dient, Anrufungen statt. Damit erzeugen wir bestimmte Wirkungen, Reaktionen und wir beziehen bestimmte Erfahrungen in unsere Handlungen ein. Auf diese Weise sind unsere Handlungen in dieser Welt mit dem Opfer in einem Opferfeuer vergleichbar, wobei Gott bzw. Gottheiten in das Opfern mit einbezogen werden. Wir beziehen etwas mit ein, bitten um die Aufmerksamkeit von etwas, um Es während unseres Handelns zu erfahren. Wenn die Handlung korrekt ausgeführt wird, entsteht eine Harmonie, so als würde das natürliche Opfer aktiviert; dann wird das Göttliche gesehen und wir werden mit einer neuen Art von Körper gesegnet, der hier als Soma-raja identifiziert wird, der wie Nektar gefühlt wird und nicht von körperlichem Charakter ist, und der in der Lage ist, sich der höheren Welt zu erfreuen, die in die Handlung einbezogen wurde. Auf diese Weise werden virtuose, heilige Handlungen und Wohltaten ausgeführt. Die handelnden Menschen werden nach ihrem Tod in höhere Sphären erhoben und erfahren dann die Folgen ihrer Handlungen bis zu dem Zeitpunkt, wo sich die Handlung erschöpft hat, so als würde es uns solange gut gehen, wie es unser Bankkonto erlaubt. Dann müssen wir wieder hart arbeiten, um das Konto wieder auszugleichen und danach können wir uns des Lebens wieder erfreuen.

Ähnlich verhält es sich mit unseren Handlungen. Jede Handlung nimmt ihren Anfang und ihr Ende; sie ist vergänglich; sie hat einen zerbrechlichen Körper; sie ist nicht ewig. Da sie einen Anfang hat, muss sie auch ein Ende haben. Das ist der Charakter von Handlungen; es ist ihre Natur. Die Intensität einer Handlung bestimmt die daraus entstehenden Folgen. Wenn wir auf diese Weise in eine höhere Welt aufsteigen und wieder zurückkommen, entsteht die so genannte Wiedergeburt.

Panchagni-Vidya beschreibt wie die Wiedergeburt stattfindet, und welche Stufen die Seele bei ihrem Abstieg in die physische Körperwelt durchläuft. Die Beschreibung hat einen symbolischen Charakter, der nur schwer zu verstehen ist. Die Lehren darf man nicht wörtlich nehmen. Sie sind nur esoterisch zu verstehen. Der wesentliche Punkt liegt darin, dass die höheren Regionen nur als Folge unsere Handlungen aktiviert und erreicht werden können. Diese Folgen unserer Handlungen selbst sind wiederum die Ursache für den späterhin erneuten Abstieg unserer Seele.

„Parjanya ist das tatsächliche Feuer, oh Gautama. Der Wind ist das Feuer, die Wolken sind der Rauch, das Licht ist die Flamme, der Blitzschlag ist die Glut und der Donner sind die Funken. In dieses Feuer bieten die Götter das Opfer von König Soma an. Aus diesem Opfer entsteht der Regen.“

Diese nächste Stufe des Abstiegs repräsentiert die Welt des Parjanya oder den Gott des Regens. Diese Stufe ist grober als die höheren Regionen des Himmels oder der ‚Überwelt’. Über diese Region, die wir jetzt ansteuern muss ebenfalls, wie ein Opfer, kontempliert werden. Wenn Regen fällt, handelt es sich nicht um ein isoliertes Ereignis. Der Regen ist eine Aktivität, die mit anderen Aktivitäten verbunden ist. Es handelt sich dabei auch um ein universales Phänomen. Viele Faktoren sind beim Regen mit einbezogen. Zuerst gerät eine höhere Region in Schwingungen, und diese Schwingungen werden bis zu einem gewissen Grad durch unsere Handlungen mit beeinflusst. Ob es sich um einen guten Regen oder um einen Wolkenbruch handelt, der die Ernte vernichtet, hat auch damit zu tun, wie wir leben. Dieses ist ein interessanter Punkt, den es zu verstehen gilt. Regen ist nicht irgendein plötzliches Ereignis, das von unserer Handlung losgelöst ist. Auf die niederen Regionen, die mit dem Regen in Zusammenhang stehen, muss wie bei einem Opfer kontempliert werden. Jede Entwicklungsstufe ist ein Opfer, auf die meditiert werden muss. Jeder Abstiegs- und Aufstiegsprozess bedeutet für die Upanishad eine Meditation.

Der Regen, - man kann ihn als Regengott (Parjanya) bezeichnen, - ist das ‚Feuer’ des Opferfeuers. Das ‚Feuer’ steuert die Aktivitäten des Windes (Vayu). Wir betrachten den Wind als Brennstoff, der das Opferfeuer entzündet. Wenn eine derartige Anregung in der Atmosphäre stattfindet, bilden sich Wolken. So wie Rauch als Folge eines Feuers aufsteigt, formen sich daraus Wolken (Abhram), die vom Wind in eine bestimmte Richtung getrieben werden. Das Leuchten der Flammen des Opferfeuers wird durch Blitze, die aus den Wolken schießen, symbolisiert. Wir kennen den Lichtschein der Flammen, die den Altar erhellen. In Verbindung mit dem Regen müssen wir auf die Lichtblitze der Flammen des Opferfeuers kontemplieren. Das aufkommende Donnergrollen kann mit der Glut verglichen werden, die als Rest des Opferfeuers übrig bleibt. Das Grummeln nach einem schweren Regenguss, das sich in alle Richtungen fortsetzt, ist wie die Funkenglut, die in alle Richtungen aus dem Feuer davon spritzt. Wir hören ein sanftes Geräusch von überall her, wenn der Regen aufhört und die Wolken davon jagen. Letzteres können wir auch in unserem Geist beobachten. Dieses ist eine Meditation, - der Regen, der durch Schwingungen in höheren Ebenen, hervorgerufen wird. Der Regen ist die Ursache für die Nahrung. Dieser Punkt wird jetzt absichtlich erwähnt.

In diesem Feuer, dem kontemplativen Opfer des Regens, bieten die Gottheiten ihre Handlung als Opfer an. Bhuta-Sukshma, wie es genannt wird, oder die subtilen elementaren Kräfte, ist das Soma-Raja oder König Soma. Dieses sind alles schwer zu übersetzende schwierige Begriffe, die noch schwerer zu verstehen sind (Originalwortlaut von Swami Krishnananda). Sie sind von höchster esoterischer Bedeutung; man darf sie nicht wortwörtlich nehmen. Diese subtilen Kräfte werden mit den elementaren Kräften vermischt, d.h. mit den Tanmatras, - Shabda (Klang), Sparsa (Berührung), Rupa (Farbe), Rasa (Geschmack), Ganda (Geruch). Dann werden wir in die höheren Regionen eingebunden. Wir werden aus irgendwelchen Gründen mit unseren Handlungen verbunden, und unsere Handlungen sind mit ihren Folgen verbunden, die sie erzeugen, - Apurva. Apurva wird auf diese Weise mit den subtilen Elementarkräften, den Tanmatras, verknüpft. Dann geschieht es, dass wir durch irgendwelche Kräfte, die aus unseren Handlungen entstehen, in höhere Regionen aufsteigen, wenn wir die Welt verlassen. Diese Handlungen, diese Folgen unserer Handlungen, diese Schwingungen, die diese dramatischen Folgen erzeugen, finden im Himmel statt. Es ist ein rotierendes Rad, ein Geben und Nehmen, zwischen den Gottheiten im Himmel und den Menschen hier auf Erden. Wir geben etwas und bekommen dafür etwas zurück. Die Natur gibt uns, was wir in Form unserer Taten der Welt geben. Wir bekommen nichts, was wir nicht auch verdienen, und wir können auch nicht erhalten, was wir selbst nicht gegeben haben. Was wir gegeben haben, das haben wir verdient, und was wir in Form eines Opfers geteilt haben, das erhalten wir mit Zinseszins entsprechend der Naturgesetze gegeben zurück. Aufgrund dieser zyklischen Aktivitäten der Natur, wo wir alle durch unsere Handlungen eingebunden sind, regnet es. Auf diese Weise können wir ein wenig verstehen, warum es regnet.

Dieses Ereignis (Regen) des Himmels geschieht nicht unabhängig. Wir sind auch in dieses Naturereignis des Regnens irgendwie involviert, auch dann, wenn der Regen ausbleibt. Wenn kein harmonischer Austausch zwischen uns und der Natur stattfindet, gibt uns die Natur nichts. Wenn wir zu gierig, selbstsüchtig usw. sind, wird uns alles verweigert. Die Erde zieht ihre Kräfte zurück. In den Puranas steht geschrieben, dass die Erde, die mit einer heiligen Kuh vergleichbar ist, ihre Milch zurückzieht, und dem Menschen, wenn er selbstsüchtig und ichbezogen ist und mit niemandem teilt, keinen Tropfen Mich mehr zugesteht. Dann erfahren wir die ablehnende Haltung der Natur. Dürre, Unwetter und Katastrophen kommen über das Land.

„Die Erde ist das Feuer, oh Gautama. Jedes Jahr (die Zeiteinheit als Jahr) ist der Brennstoff, der Himmel ist der Rauch, die Nacht ist die Flamme, die vier Himmelsrichtungen (der Horizont) sind die Glut, die vermittelnden Aspekte des Himmels stellen die Funken dar. In dieses Feuer machen die Gottheiten ihr Regenopfer. Daraus entsteht Nahrung.“

Regen fällt auf die Erde. Die Erde, ebenso wie das Feuer, sind Objekte der Meditation. Wir kontemplieren in einer anderen Stufe des kosmischen Opfers auf die Erde als Feuer. Die Erde gilt als ein Opferfeuer. Die Kraft der Erde hängt von einem Faktor ab, d.h. die zyklischen Veränderungen werden durch die Zeit geprägt. Der Zeitfaktor spielt hier eine große Rolle. Der Zeitfaktor für die Erde wird einerseits durch die Eigenrotation und andererseits durch ihre Reise um die Sonne bestimmt, wobei der Einfluss der Sonne auf die Erde nicht unbeachtet bleiben darf. Dieses bildet für uns den Zeitfaktor, d.h. das Jahr, das Samvatsara genannt wird. Das Jahr ist der Zeitfaktor, der für die Erde und die Nahrungserzeugung wichtig ist. Es ist der Auslöser für die Produktion der Nahrung, Samit oder Brennstoff genannt, und die Ursache für das Leuchten des Opferfeuers. Wie kontemplieren wir darauf? So wie sich Rauch aus dem Feuer entwickelt, so kontemplieren wir auf den ganzen Himmel, als wäre er der Dom, der sich über der Erde erhebt. Wenn wir nach oben schauen, scheint sich der Himmel wie ein Dom über der Erde zu erheben, und wir können darauf kontemplieren, als wäre es Rauch, der vom Feuer der Erde aufsteigt. Und, so wie sich die Flammen vom Opferfeuer erheben, so ist das Feuer die Ursache für die Flammen. Das Phänomen der Nacht können wir in Bezug auf den Tag wie die Ober- und Unterseite derselben Münze einbeziehen, da sich beide, d.h. Tag und Nacht, aufgrund der besonderen Aktivität der Erde ergeben. Wir kennen den Grund für Tag und Nacht. Insoweit wie die Drehung Erde um die eigene Achse für den Tag und die Nacht verantwortlich ist, so ist das Feuer die Ursache für die Flammen. Auf diese Weise betrachten wir das Phänomen von Tag und Nacht in unserer Kontemplation auf das Opferfeuer und die Flamme. Die vier Himmelrichtungen bilden die Glut, denn sie bleiben durch die Bewegungen in der Welt scheinbar ruhig, unberührt und unverändert. Wenn wir auf den Horizont schauen, empfinden wir Ruhe, so als wäre die Erde unberührt. Es ist wie ein Absinken der Aktivitäten, so wie die Flammen des Feuers letztendlich in die Glut versinken. Die Funken des Feuers, die in alle Richtungen stoben, haben wir in den vermittelnden Aspekten des Himmels, die wir in die Kontemplation einbeziehen, als wären sie Funken des Feuers. Diese Aspekte sind an dieser Stelle von geringerer Bedeutung und werden darum als Funken bezeichnet.

Durch die Aktivitäten der Gottheiten fällt Regen auf die Erde. Die Gottheiten haben die leitende Funktion bei unseren Sinnen. Es gibt eine Verbindung zwischen unseren Sinnesaktivitäten und den Aktivitäten der Gottheiten im Himmel. Bei diesem großen Opfer werden die Gottheiten durch den Regen kontemplativ einbezogen, denn es drückt die Schöpferkraft bei der Nahrungsproduktion aus. Ich gehe später noch darauf ein.

Die himmlische Region, die Atmosphäre, die Erde, Mann und Frau, - dieses sind die fünf Ebenen des Feuers, die zum Meditationsobjekt werden, das als Panchagni-Vidya bekannt ist. Durch übergreifende Verbindungen, Kombinationen und eine harmonisierende Ordnung der Strukturen dieser fünf Ebenen der Offenbarung finden Geburten statt. Dieser symbolische Charakter der Geburt eines Individuums durch die fünf Feuer ist auf den Ursprung aller Ereignisse und auf alle Ausdrucksformen in dieser Welt anwendbar, egal ob es sich um lebende Wesen oder die Offenbarung anderer Ebenen handelt, wie z.B. unorganische Substanzen von physischer, überphysischer Natur oder anderes. Die Betonung liegt auf der Situation einer Offenbarung von irgendetwas irgendwo. Es gibt eine universale Verkettung von Ursachen und Folgen, die von allen Seiten zusammenkommen, wie die Gewässer von Ozeanen, die von überall her zusammenströmen, um Wellenberge auf ihrer Oberfläche entstehen zu lassen. Dafür ist eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gewässer in einem Ozean erforderlich, obgleich es sich dabei nur um lokale Folgen handelt, deren ursprüngliche Quelle für uns unsichtbar ist. Es gibt letztendlich kein lokales Ereignis in dieser Welt. Jedes Ereignis ist universal zu betrachten. So muss man es auch bei der Geburt eines Menschen sehen. Jede Geburt geschieht aufgrund eines universalen Drucks.

Die Philosophie von Panchagni-Vidya ist wie ein Meditationsprozess zu betrachten. Nichts darf wie ein lokales Ereignis, eine lokale Struktur, ein individueller „Körper“ usw. angesehen werden. Es existiert nichts Individuelles; und jeglicher Gedanke in diese Richtung ist eine Quelle für Bindungen. Wir sind nur durch unsere falsche Vorstellung gebunden, nicht durch die Dinge selbst, sondern durch die Vorstellung, dass es ausschließlich eine Bindung auf Gegenseitigkeit zwischen den Dingen gäbe. Unsere Vorstellungen über die Dinge beruhen lediglich auf unsere Sinneseindrücke, nicht auf die intuitionelle Innensicht des Hintergrundes der Ereignisse. Was teilen uns unsere Sinnesorgane mit? Sie berichten genau das, was sie aus dem großen ‚Topf’ von Informationen in Form von „Körpern“ wahrnehmen. Das Reservoir des Backgrounds ist für unser Auge nicht sichtbar und nicht mal für den normalen Verstand erkennbar. Doch der Meditationsprozess bietet uns eine Möglichkeit, das ganze Universum als verantwortliche Offenbarung für alles einzubeziehen; so ist alles gleich alles, und alles ist überall. Es gibt weder abgeschottete Individuen noch besondere „Körper“. Dieses ist die Meditation, die uns von allen Bindungen des Individualismus befreit. Wenn uns diese Form der Meditation das ganze Leben lang begleitet, gibt uns das eine universale Wahrnehmung von allem. Wenn man sich dann etwas Bestimmtes anschaut, nimmt man darin das ganze Universum wahr. Es existieren keine Individuen bzw. Einzelpersonen. Die Beschreibung über die Ursachen und ihre Folgen in dieser Upanishad dient dazu, um uns über die allgemeine Sinneswahrnehmung zu erheben und das Tor zu einem vollkommen neuen Wissen zu öffnen, das hinter den sichtbaren Folgen in Form von Objekten der Wahrnehmung und den allgemeinen Erkenntnissen liegt.

Bindungen geschehen in Verbindung unseres Bewusstseins oder der Seele zusammen mit den Sinneseindrücken, was durch die Aktivitäten des Geistes und des Intellekts bestätigt wird. Der Geist, der Intellekt und die Sinne arbeiten zusammen und geben uns damit falsche Vorstellungen über die Dinge. Den ersten Fehler begehen bereits die Sinne bei ihrer Wahrnehmung. Der Geist und der Intellekt bestätigen lediglich einen mehr synthesehaften Bericht der Sinne. Der Bericht ist falsch, denn er schließt die unsichtbaren Faktoren aus, die zwangsläufig zwischen Ursache und Wirkung (den Folgen) entstehen. Wolken kommen nicht urplötzlich über uns. Zuvor muss sehr viel mehr stattgefunden haben, was außerhalb unserer Betrachtung liegt, und was diese Wolken hat entstehen lassen, aus denen es schließlich regnet. So verhält es sich mit allen Dingen überall auf der Welt, denn alles, was wir sehen, fühlen usw. sind nur die Folgen von Ursachen, die im Zusammenhang mit allen Faktoren gesehen werden müssen.

Dieses sind die symbolischen Opfergaben, die bei Panchagni-Vidya als Meditationsopfer angeboten werden. Dieses ist das Geheimnis, das die Kshatriyas kannten und wovon die Brahmanas nichts wussten. König Pravahana Jaivali wollte dieses Wissen nicht teilen, denn es war für ihn ein wohlbehütetes Geheimnis seiner Volksgruppe. Und jetzt gab er dieses Wissen an den Brahmanen Gautama weiter, der zu ihm als Schüler kam, und dem er von dieser mystischen Doktrin der Meditation, d.h. Panchagni-Vidya, erzählte. Er schloss bei seinem Vortrag mit der Nahrung als Opfergabe für das Feuer des Menschen, das in ihm zu Saatgut transformiert wird und dann als Kind geboren wird. Dieses war eines der Fragen des Königs an den jungen Mann, der zu seinem Hof kam, und dessen Vater nun als Schüler vor ihm stand.

Die erste Opfergabe ist die universale Schwingung in den himmlischen Regionen; dieses ist das erste Opfer und die erste Opfergabe. Die zweite Opfergabe bei dem Opfer ist der Widerhall der Schwingungen in den himmlischen Regionen, die in den niederen Regionen der Atmosphäre als Regen wahrgenommen wird. Die gröberen Offenbarungen sind die Ereignisse, die in der Welt stattfinden; dieses ist die dritte Opfergabe. Das vierte Opfer ist der Mensch selbst, der in dem Aktivitätenkomplex eingebunden ist, der die Nahrung der Welt konsumiert, diese in Energie umsetzt und damit die Männlichkeit in Schwung bringt. Das fünfte Opfer ist die Frau, die sich mit dem Mann vereint und Kinder gebärt. Dieses sind die fünf Feuer. Diese Feuer können nicht als voneinander losgelöste Ereignisse betrachtet werden. Dieses ist der Zweck für dieses Vidya in der Upanishad. Die Feuer sind so genannte göttliche Offenbarungen komischer Natur, die weder von lokaler, physischer, irdischer noch von sonstiger Bindung in irgendeiner dieser Opfer sind. Es sind alles Prozesse einer weit umfassenden Natur, in die der Einzelne eingebunden ist. Das Konzept des Gesamtprozesses ist universal.

Die fünfte Opfergabe hat sofort zur Folge, dass ein Baby zur Geburt ansteht. Dabei muss es sich nicht unbedingt um ein menschliches Wesen handeln, doch bei dieser Beschreibung hier wurde das Beispiel eines menschlichen Wesens gewählt. Das heranwachsende Kind befindet sich 9 – 10 Monate lang im Mutterleib. Es wird geboren, erblickt das Tageslicht und nimmt Dinge über seine Sinnesorgane wahr. Es beginnt in dieser Welt wie ein so genanntes Individuum zu leben. Dann lebt es in dieser Welt solange, wie es ihm aufgrund von Handlungen in früheren Leben vergönnt ist.

Die Lebenserwartung auf Erden wird bereits im Mutterleib bestimmt. Sie kann weder verkürzt noch verlängert werden; die Lebensdauer wird durch eine bestimmte Kraft bestimmt, genannt Apurva, die für die Geburt eines Individuums verantwortlich ist. Das hat viele Ursachen. Alle Ursachen werden zu einem Ergebnis (zur Lebensdauer) zusammengefasst. Die Zusammenfassung ergibt sich aus der Kraft der Offenbarungen, die bereits als Erfahrungen umgesetzt wurden (Prarabdha-Karma). Prarabdha ist die Ursache von allem, was wir im Leben erfahren, die Lebensdauer, die Art der Erfahrungen, die wir durchmachen, die Umstände, unter denen wir geboren werden usw. All unser Vergnügen und Schmerz und die Lebenslänge für dieses Leben werden durch die Handlungen bestimmt, die wir teilweise früher schon einmal durchgemacht haben, und durch Erfahrungen, die uns teilweise auch noch in diesem Leben zugemutet werden; das wird als Prarabdha-Karma bezeichnet.

Wenn jemand geboren wurde, so heißt das nicht, dass er endgültig von der absoluten Ursache getrennt wurde. Die absolute Ursache bleibt mit allen nachfolgenden Ebenen verbunden. Nichts kann von seiner ursprünglichen Ursache getrennt werden. Selbst wenn der Abstieg bis zur niedrigsten Ebene erfolgt, kann die Verbindung zu den höheren Ebenen nicht gekappt werden. Sie bleibt immer bestehen. Im gewissen Sinne mögen wir vom göttlichen Bereich abweichen; wir können uns als individuelle Seelen in gewisser Weise vom Universalen entfernt haben, doch das heißt nicht, dass wir unsere Verbindung zum Universalen abgebrochen haben oder abbrechen können. Unsere Verbindung mit allem, mit der Natur, mit Gott und allen anderen Dingen in dieser Welt bleibt bestehen. Wir sind uns dieser Verbindung(en) nicht bewusst; diese Verbindung kann nicht abreißen. Es bleibt eine ständige Verbindung. Wäre es nur eine vorübergehende Verbindung, würde sie nicht mehr wieder hergestellt werden können. Sie bleibt für immer bestehen! Dieses alles geschieht während der Geburt eines Individuums, das sich über die Geschehnisse nicht bewusst ist. Tausende Ursachen verschiedenster Ebenen der Offenbarung kommen für die Geburt eines kleinen Babys zusammen, was dem kleinen neuen Erdenbürger natürlich nicht bekannt ist. Es lernt nur den Ort seiner Geburt kennen. Alle anderen Aspekte in dieser besonderen Welt werden aufgrund der intensiven Verbindung von Körper und Geist mit einem Schlag vergessen. Die Verbindung von Körper und Bewusstsein ist derart intensiv, sodass die Erinnerung an vergangene Leben komplett ausgelöscht wurde und eine völlige Bindung nur an den gegenwärtigen Körper möglich ist, so als wäre nur er eine Realität, nichts hätte zuvor stattgefunden und nichts wäre in Zukunft möglich. Dieses ist wirklich eine unglückliche Situation, denn die gesamte Kette wurde vergessen. Nur ein einziger Link blieb erhalten, d.h. das Bewusstsein in dem irdischen, körperlichen Leben als Individuum.

Wenn unser Leben beendet ist, verlässt Prana, die Lebensenergie, den Verstorbenen. Und die Feuer übergeben das Individuum seiner Bestimmung, an die es nach dem Tode gebunden ist. Diese Feuer sind wiederum in Aktion; sie sind niemals fern. Wo auch immer man hingeht, wirken die Landesgesetze; man kann sich dem Arm des Gesetzes nicht entziehen. Auch wenn man sich einige hundert Kilometer entfernt, so heißt das nicht, dass man sich den Gesetzen entziehen kann. Genauso verhält es sich mit den fünf Feuern. Wo auch immer man hingeht sind sie vorhanden, denn ohne sie kann nichts stattfinden. Die fünf Feuer sind nichts weiter als die fünf Abstufungen der Offenbarung des universalen Gesetzes. Wie könnte man sich dem entziehen? Wo immer man sich auch befinden mag, in welcher Geburtsform man sich gerade aufhält, die Gesetze bleiben aktiv, sie halten uns fest und geben uns eine bestimmte Form des Lebens.

Auf dieselbe Weise, wie man in die Offenbarung dieses besonderen Lebens gestoßen wurde, so wird man aus dieser Existenz hier durch denselben Prozess der Offenbarung auf eine andere Ebene gebracht. Der Prozess bleibt der Gleiche, denn die fünf Feuer wirken überall in allen Ebenen des Seins.

Jene, die das Geheimnis dieses Panchagni-Vidya kennen, die die Doktrin der fünf Feuer kennen und die ein Leben durch diese Art der Meditation führen, sind von der Bindung des Karmas befreit. Sie steigen zur endgültigen Befreiung in höhere Regionen des Lebens auf und kommen ins Brahma-Loka, dem Reich des Schöpfers; ansonsten kehren sie zu immer neuen Wiedergeburten zurück. Wenn man nicht mehr in diese Welt des Leidens wiedergeboren wird, muss man weder wie ein Tier denken noch sehen oder unter den Bedingungen eines Tieres leben. Das Gesetz der Unwissenheit ist keine Entschuldigung. Man muss auch für die Unwissenheit und den damit verbundenen Bedürfnissen leiden. Unwissenheit ist nichts weiter als die Unfähigkeit, die Verbindungen zwischen uns und den verschiedenen Ursachen unserer Offenbarung mit dem gesamten Universum zu erkennen. Da sich niemand dieses Wissen anzueignen scheint, ist jeder irgendwie an Wiedergeburten gebunden. Dieses ist die bedauerliche Folge der Unwissenheit des Einzelnen, auf die ich am Ende dieses Abschnittes noch eingehen werde. Doch jene, die glücklicherweise aufwachen, diese göttliche Verbindung des menschlichen Lebens erkennen und in dieser Form des Panchagni-Vidya meditieren, steigen durch göttliche Kräfte über den nördlichen Weg oder den Weg des Lichts in höhere Regionen auf.

Der Archiradi-Marga oder Devayana bzw. nördliche Pfad der Gottheiten der Himmelwesen, der Pfad der Befreiung des Geistes von der Bindung an Samsara wurde wie folgt beschrieben. Jene, die darauf meditieren, die ein spirituelles Leben des Wissens führen, die eine Innensicht des Geheimnisses dieser Upanishad haben, die Disziplin (Tapas) praktizieren und die Gnade dieses Wissens spüren, werden in das Reich des göttlichen Feuers erhoben, wenn sie diese Welt verlassen. Sie werden durch die göttliche Flamme noch höher emporgehoben. Doch hier endet der Aufstieg nicht; sie steigen noch höher zu den Gottheiten, die über die helle Seite des Mondmonats regieren. Von hier steigen sie noch weiter hinauf, wo sich die Sonne während der ersten sechs Monate eines Jahres gen Norden bewegt. Dann steigen sie zu dem Gott auf, der über das ganze Jahr herrscht. Dann gehen sie zur Sonne, wobei es heißt, dieses sei ein wichtiger Haltepunkt auf dem Weg zur Befreiung. Dann wandert die Seele weiter zu den feineren Regionen der Erfahrungen und Freuden einer göttlichen Natur, die mit den kühlen Mondstrahlen vergleichbar sind. Dann kommt das Reich, das die Upanishad als den Lichtblitz bezeichnet, der durch seine Götter offenbart wird. Dieses hat nichts mit dem Himmelsleuchten zu tun, sondern mit dem Lichtblitz der Erkenntnis der Wirklichkeit. Wir befinden uns im Grenzland des Schöpfers. Daher kommen die Lichtblitze, und die Individualität wird aufgegeben. Das Bemühen endet hier; andere Gesetze nehmen jetzt die Seele an die Hand. Eine übermenschliche Kraft beginnt jetzt zu wirken; ein Amanva-Purusha, ein übermenschliches Dasein beginnt. Jemand kommt und erkennt dich: „siehe, der Verbannte kommt, der Verschwender ist zurückgekehrt“. Derart ist die Freude der Götter, wenn dieser Verbannte nach unendlich vielen Jahren des Leidens zurückkehrt. Der Übermensch nimmt ihn bei der Hand und führt ihn entlang des Pfades des Lichts zu immer höheren Regionen, bis das Reich des Schöpfers erreicht wird, Brahma-Loka. Dieses ist der Pfad des Lichts, der Pfad der Freiheit, der Pfad der Befreiung.

Doch die meisten Menschen sind nicht in der Lage, solch ein spirituelles Leben der Meditation zu führen. Sie haben keine Kenntnis von den höheren Wahrheiten des Lebens, obwohl sie gute Taten in dieser Welt vollbracht haben, denn es sind gute Menschen, sehr wohltätig, sehr philanthropisch, die der Allgemeinheit dienen, sie haben Tugenden, die in den Schriften aufs Höchste gepriesen werden, und sie haben sich damit Verdienste erworben, Opfer gebracht, doch sie wandeln nicht auf dem Pfad des Lichts. Sie gehen vielmehr den südlichen Weg der Rückkehr. Dieses wird der Weg des Rauchs genannt, d.h. Dhuma-Marga, Dakshina-Patha, der wiederum von den Göttern geleitet wird. Von der Gottheit des Rauches steigt die Seele zur Gottheit der Nacht auf; dann zur Gottheit der dunklen Seite des Mondes; dann zur Gottheit der Sonne, die sich sechs Monate lang nach Süden bewegt. Was geschieht dann? Die Seele geht nicht zur Gottheit, die über das Jahr regiert. Dieses wird hier besonders erwähnt und scheint mystisch und sonderbar. Warum geht die Seele nicht dorthin? Etwas fehlt hier. Es fehlt die Absprungmöglichkeit. Die Wege laufen für eine gewisse Zeit parallel; danach verzweigen sie entweder nach Süden bzw. nach Norden. Den Abzweig bildet die Gottheit des Jahres, die vom südlich führenden Weg nicht berührt wird.

Auf dem südlichen Weg wird die Seele zur Welt der Väter geleitet. Von dort geht sie zur Region des Raumes, Akasa; dann geht sie zum Mond, Chandra-Loka. Im Chandra-Loka, so nimmt man an, erfreut sie sich den Privilegien der Götter, jedoch nur mit einer befristeten Aufenthaltserlaubnis, und nicht wie ein ständiger Bewohner dieser Region, und so muss sie irgendwann wieder ausreisen. Sie ist ein Diener der Götter der Geburt. Diese Gottheiten, die es bereits seit der Schöpfung gab, stehen über den Göttern, die aufgrund ihrer Taten in diesem Leben vorübergehend zu Gottheiten wurden. Wenn die Verdienste aus den guten Taten erschöpft sind, müssen diese Seelen zurückkehren. Sie können nicht für immer dort bleiben. Sie sind Diener des Himmels von minderer Kategorie. Die Seele hat in der Region kein Dauerwohnrecht, obwohl sie sich dort aller Privilegien des Lebens erfreut. Sie kann dort wohnen, die gleiche Unterbringung und alles haben, doch besitzt sie keinerlei Rechte. Dieses liegt an der Tatsache, dass die Seele aufgrund ihrer Taten vorübergehend auf die Ebene mit dem Status eines Himmelswesens erhoben wird. Doch wenn die Verdienste ausgekostet wurden, was geschieht dann? Sie ist arm wie zuvor und kehrt auf die gleiche Weise zurück. Wenn sie also dorthin kommt, ist sie nicht wie die Himmelsbewohner, die dort seit der Schöpfung leben. Aufgrund dieser Tatsache, so heißt es, ist die Seele wie Nahrung für die angestammten Gottheiten; sie wird von ihnen gefressen, sie dient denen, die über ihr stehen. So lange wie die Seele aufgrund der guten Taten in der himmlischen Region leben darf, so lange bleibt sie dort. Dann muss sie wieder zurückkehren. Sie wird schließlich wieder zurückgetrieben. Sie kommt zurück zum Raum, - der Luft, - von wo sie zuvor aufgestiegen ist. Sie kommt zur Ebene des Rauchs, den Wolken und dem Regen, usw.

Diese Seelen, die in die vergängliche Welt zurückkehren, kann man an ihrer Feinfühligkeit erkennen, die sich aus den Erfahrungen von Raum, Luft, Wolken, Regen und subtiler Nahrung ergeben. Es ist nur schwer zu verstehen, wie sie damit in Verbindung kommen. Sie gehen in neue Körper ein, mit denen sie sich identifizieren können. Dann findet die Wiedergeburt statt und derselbe Prozess beginnt von neuem. Die individuelle Seele kommt von oben, nachdem die Freuden beendet sind, die sie aufgrund von guten Taten erfahren durften. Jede Seele wird in ihrem gesamten Charakter, mit all ihren Besonderheiten erfasst, damit sie die neu zu erfahrende Ebene durchlaufen kann. Es ist nur schwer, diese Existenz zu überwinden, so heißt es in der Upanishad. Wenn sie sich einmal in dieser niederen Ebene mit seiner Nahrung befindet, weiß man nicht, was sich daraus entwickeln wird. Möglicherweise weiß Gott, was geschehen wird; normalerweise kann dieses Geheimnis nicht gelüftet werden. Es ist sehr kompliziert. In welche Richtung wird die Seele getrieben, von welcher Mutter wird sie geboren werden, welche Erfahrungen muss die Seele durchmachen. Niemand weiß es. Die Wege seiner Handlungen und seiner Reaktionen sind nur schwer zu verstehen. Der Abstieg der Seele(n) wird durch diese Ebenen gekennzeichnet. Sie werden eins mit Vater und Mutter, mit dem sozialen Umfeld, in die (das) sie geboren werden. Und dann beginnt jede von sich zu sagen: „Dieses ist meine Mutter; dieses ist mein Vater; das ist mein Zuhause; das ist mein Besitz.“ Es wird alles vergessen, was zuvor geschah. Eine Seele gehört in Wahrheit zu einem viel größeren Bereich. Sie hat viele Freunde in den anderen Regionen des Seins. Sie ist Bürger der weiten Welt, doch hat sie all das wie ein dummer Mensch vergessen. Die Seele mit ihrem neuen Körper identifiziert sich mit ihrem Umfeld, ihrer Behausung, der Stadt, wo sie lebt, und sagt: „Dieses ist mein Besitz.“ Und sie hat mit dem neuen Körper keine Verbindung zu irgendetwas anderem. Dieses ist ein bemitleidenswerter Zustand, sagt die Upanishad. Doch was geschieht dann?

Menschen, die in ihrem vorherigen Leben Gutes getan haben, werden in ein angenehmes Umfeld wiedergeboren. Dieses ist karmisches Gesetz. Das Glück, die Freiheit und die Zufriedenheit, die man im Leben erfährt, entsprechen den früheren guten Handlungen, d.h. besonders selbstlose Handlungen und Handlungen zu wohltätigen Zwecken. Je mehr gegeben wird, desto mehr bekommt man. Man kann kein Glück erwarten, wenn man anderen in früheren Leben kein Glück bereitet hat. Wenn man gierig und mies war, andere Menschen um ihr Glück gebracht hat und alles nur für sich selbst beanspruchte, dann ist dies auch das Schicksal, was man in diesem Leben selbst erfährt. Wenn man in Armut leben muss, nichts besitzt, so ist das ein Ergebnis der Selbstsucht in früheren Leben. Man hatte andere Menschen um ihren Besitz gebracht, und so geschieht mit uns, was wir anderen zugefügt haben. Doch wenn man großzügig, gutherzig und dienlich war, dann erfährt man dieses auch in diesem Leben. Man bekommt mit gleicher Münze heimgezahlt, was man anderen zugefügt hat, positiv wie negativ. Im negativen Fall kann man sogar als Tier geboren werden, so heißt es in der Upanishad, wenn die Seele in eine besondere Welt geboren wird. Es gibt nur einen Weg, auf dem man nicht mehr zurückkehren muss. Das ist Devayana-Marga, wie zuvor erwähnt. Der andere Weg bringt die Seele wieder zurück.

Es gibt eine andere Form der Geburt, sagt die Upanishad, die weder mit dem nördlichen noch mit dem südlichen Weg verbunden ist. Dieses ist die Geburt kleiner Geschöpfe, wie Insekten. Sie leben nur für wenige Stunden. Währende der Regenzeit sieht man Motten und andere kleine Insekten, die sich aus der feuchten Erde erheben und innerhalb weniger Stunden wieder verenden. Dieses ist eine andere Form der Geburt. Das Leben ist hart! Ihr Leben ist so kurz und von solch unbedeutender Dauer, sodass man sagen kann, sie wurden geboren, um sogleich wieder zu sterben. Wenn man zuschaut, wie sie geboren werden, kann man beobachten, wie sie fast schon wieder verenden. Dieses ist der dritte Weg von Geburt und Leben; er ist anders als das Leben, das wir durch den nördlichen bzw. südlichen Weg erfahren. Warum ist diese Welt nicht voller Menschen, und warum ist diese andere Welt nicht voller Menschen? Die Antwort lautet: es gibt einen Zyklus bzw. ein Rotieren der Menschen. Sie gehen von diesem Reich zu jenem Reich, von jenem Reich zu diesem Reich, sodass keine Welt überfüllt ist.

„Man müsste dieses Lebens überdrüssig sein“, heißt es in der Upanishad. Man müsste genug von diesem Leben haben. Wer möchte in dieser Weise leben, wo man an Gesetze gebunden ist, die man weder kontrollieren noch wo man mitbestimmen kann, wo man immer drunter leidet, wo man sich ständig in einem Zustand der Verpflichtung befindet und man nicht weiß, was im nächsten Augenblick geschieht. Ist das lebenswert? Dieses ist kein Leben, sondern eine Form unglaublich verräterischer Sterblichkeit. Oh, was für ein Leben ist das in dieser Welt!

Unwissenheit erzeugt weitere Probleme in Form von Mögen und Nichtmögen, egoistisches Handeln mit all seinen Konsequenzen, wie z.B. mögliche Sorgen usw., was immer neue Geburten dieser Art nach sich zieht. Letztendlich, so heißt es, dass jene, die ein Leben spiritueller Meditation führen, nicht durch diese Gesetze berührt werden. Man wird nur dann durch diese Gesetze berührt, wenn man sie nicht versteht. Jemand, der weiß, was dieses Gesetz bedeutet, kann dadurch nicht verletzt werden. So verhält es sich mit allen Gesetzen dieser Art, seien es die Gesetze einer Regierung, der Naturwissenschaft, der Gesellschaft oder der Spiritualität. Es ist die Unwissenheit über die Auswirkungen, was uns an seine Funktionen bindet. Wenn wir mit den Feinheiten der Wirkungsweise vertraut sind, werden wir es hinnehmen. Und warum sollten wir uns daran halten oder warum sollte es uns nicht zur Ruhe kommen lassen? Die ganze Schwierigkeit liegt darin, dass wir nicht einmal seine Regeln befolgen können. Wie können wir etwas befolgen, was wir nicht kennen? Darum ist Unwissenheit ein wirkliches Problem; alle anderen Probleme sind gegenstandslos und nicht erwähnenswert. Derjenige, der die Wahrheit des Universums kennt, ist frei von allen Sünden und Schwierigkeiten.

Wir müssen noch einmal darauf hinweisen, dass mit ‚jemand, der dieses weiß’, nicht jemand gemeint ist, der diese Upanishad nur gelesen hat, oder gelesen und verstanden hat, was es bedeutet. Hier heißt es vielmehr: ‚Wissen bedeutet Es zu leben’. Es ist wirkliches Leben, wohin dieses Wissen führen soll. Es muss Teil unseres Lebens werden und sein. Von diesem Wissen ist hier die Rede. Wissen heißt sein; dieses ist die zentrale Philosophie der Upanishad. Dieses dürfen wir nicht vergessen, wenn wir die Upanishad wirklich studieren. Wissen ist Leben; Wissen ist sein; Wissen ist Existenz; du bist das Wissen. - Das was du jetzt bist, bestimmt deine Zukunft. - Wenn unser Leben des Wissens, wie es heißt, wenn wir diese Weisheit verkörpern, wenn dieses Wissen Teil unserer Existenz bzw. die Substanz unseres Lebens ist, und nicht nur eine intellektuelle Information, dann sind wir frei von allen Bindungen. Dann werden sich diese Gesetze nicht negativ auf uns auswirken, denn diese Gesetze sind nichts anderes, als der Ausdruck des Wissens, das die Natur der letztendlichen Wirklichkeit darstellt. Soweit wie wir uns mit dem Charakter der Wirklichkeit identifizieren, sind wir in unseren Handlungen vom karmischen Gesetz befreit. Der Begriff Karma steht für das Gesetz der Wirklichkeit, das sich als Reaktion auf alles und alle auswirkt, wenn man sich im Zustand von Unwissenheit befindet. Soweit wie wir unwissend sind, soweit sind wir auch gebunden. Soweit, wie wir uns dessen bewusst sind, damit leben und in der Lage sind, dieses Gesetz zu befolgen, soweit sind wir auch frei.

Wer diese fünf Feuer kennt, ist frei. Es ist schwierig, diese fünf Feuer zu kennen, solange man kein Leben in Meditation lebt. Unser ganzes Leben sollte ein Leben der Meditation sein. Wir müssen uns dieses ständig vor Augen führen. Unsere Meditation sollte sich nicht nur auf die tägliche halbe Stunde beschränken, wobei lediglich die Augen geschlossen gehalten werden und vielleicht an etwas Himmlisches gedacht wird. Das ganze Leben sollte Meditation sein. Wenn man etwas anschaut, schaut man nur auf meditative Weise; wenn man spricht, spricht man nur aus dieser Sicht; wenn man über etwas nachdenkt, hat man nur diesen meditativen Gedanken im Hinterkopf. Wenn man ein Leben im Sinne dieser Upanishad lebt, hört man auf, ein normaler Mensch zu sein. Das große Wissen ist in allen Belangen wie ein Filter und wird so zum Befreier unserer Seele. Selbst wenn man sich zwischen allen ‚Atmosphären’ befindet, was nicht wünschenswert ist, ist man frei von allen Verunreinigungen, so heißt es in der Upanishad, denn es gibt nichts, was wünschenswert wäre. Der Wissende ist der Natur gegenüber, die in alle Richtungen wirkt, aufgeschlossen. Alles ist irgendwie Natur, sei sie wünschenswert oder nicht, wie es heißt. Wir vertrauen der Natur in jeder Hinsicht, weil uns die Meditation führt. Auf diese Weise können wir auch durch nichts und niemanden verletzt werden. Andererseits kann es sein, dass wir die Atmosphäre, in der wir leben, positiv beeinflussen. „Jemand, der dieses weiß“, erreicht die höheren Regionen, die sonst nur durch gute Handlungen erreicht werden.

Dieser Abschnitt, der Panchagni-Vidya beschreibt, ist von erhebendem meditativem Inhalt. Auf diese Weise können wir in dieser Welt ohne Bindung an die Gesetze der Welt leben und nach dem Tod zur letztendlichen Befreiung des Geistes in höhere Regionen aufsteigen. Es wird auch die Misere des Lebens beschrieben. Daneben wird der eher komische Teil der wirkenden Natur mit einbezogen. Das Leben bedeutet Sorgen; es ist voller Miseren; es ist voller Kummer und Schmerz, wenn man in einem Zustand der Unwissenheit lebt. Die Upanishad preist einerseits die Größe und die Schönheit des Wissens, das zur Befreiung der Seele führt, und sie beschreibt andererseits die Härte des Gesetzes, die uns treffen wird, wenn wir die Gesetze nicht befolgen. Sie weist uns auf die Wünsche der Gesetze hin, die Sorgen, die uns unglücklich machen, wenn dieses Wissen der Seele vorenthalten wird und wir ein Leben in tiefer Unwissenheit führen.

2. VAISHVANARA, DAS UNIVERSALE SELBST

Bei dem Studium von Panchagni-Vidya wurde darauf hingewiesen, dass es zu großen Sorgen im Leben kommt, wenn wir ein Leben in Unwissenheit führen. Unwissenheit ist der Grund für das Leiden, denn es führt zu Handlungen in eine falsche Richtung. Dieses ist die Ursache für die Seelenwanderung, die man durch richtiges Meditieren auf die innere wesentliche Struktur des Universums beenden kann, wenn man sich nicht durch die Erscheinungen, die im normalen Leben durch die Sinne suggeriert werden, becircen lässt. Geburt und Tod eines Individuums, der Prozess der Wiedergeburt, der Impuls zur Handlung, ausgelöst durch Wünsche, und der Zwang, das Bewusstsein im eigenen Körper zu zügeln, sind alles Aspekte für die Bindung des Einzelnen. Das Leben ist aufgrund einer sehr komplizierten Art von Unwissenheit ein Wesen der Bindung, ein Gefängnis. In diese unselige Unwissenheit ist die phänomenale Existenz des Jiva, das Individuum, verstrickt. Es muss aber auch Gegner dieses fatalen Zustands geben. Gibt es keinen Ausweg? Müssen wir unbedingt derartig leiden, indem wir bedingt durch das Gesetz von Ursache und Wirkung zur Seelenwanderung verdammt sind, und müssen wir die Tortur dieses Leben auf uns nehmen, mit Faktoren, über die wir weder Kontrolle noch von denen wir irgendwelche Kenntnis haben? Mit Sicht auf die Befreiung des Geistes von der Bindung des Samsara, wird in der Upanishad neben Panchagni-Vidya ein weiteres Thema aufgeworfen. Dieser neue Abschnitt beinhaltet eine Erläuterung zur angesehenen Meditation, das Vaishvanara-Vidya. In diesem Zusammenhang wird uns folgende Anekdote oder Geschichte zur Einführung vorgestellt:

Fünf Weise, die nach der heiligen Tradition ausgebildet waren, alle waren großartig in ihrer Meditation, bewandert in Opferhandlungen, doch waren sie sich über das letztendliche Ziel ihrer Meditation nicht im Klaren. Diese großen Männer waren Prachinasala Aupamanyava, Satyayajna-Paulushi, Indradyumna Bhallveya, Jana Sarkarakshya und Budila Asvatarasvi. Sie waren allesamt in der Meditation aufgrund ihrer eigenen Technik fortgeschritten, doch sie hatten immer noch Zweifel über ihren Meditationsweg, denn obwohl sie spürbare Ergebnisse erfuhren, gab es offensichtlich immer noch ein Problem in ihrer Meditation. Sie wussten allerdings nicht, woher diese Probleme rührten oder worin diese Fehler bestanden. Darum berieten sie miteinander darüber: „Was ist Atman? Was ist Brahman? Worin besteht unsere Schwierigkeit? Kannst du mich erleuchten?“ Jeder fragte die anderen: „Was ist der richtige Weg? Ist es möglich, unsere Meditationen in einen harmonischen Einklang zu bringen?“ Jeder meditierte auf seine Weise. Jeder kam dabei zu wundervollen Ergebnissen. Trotz dieser wunderbaren Ergebnisse aus den Meditationen, wandten sie verschiedene Techniken an, nichts stimmte überein. Sie misstrauten jeweils ihrem eigenen Geist: „Warum gibt es unter uns kein übereinkommen? Es muss einen Punkt geben, der sich unserer Erkenntnis entzieht. Wir meditieren alle auf Atman, der höchsten Wirklichkeit aller Dinge, das Selbst allen Seins, das Absolute, das Brahman ist. Trotz unseres Bemühens, muss es etwas Unüberwindliches zwischen unseren Meditationsformen geben.“ Doch sie kamen in ihrer Diskussion zu keinem Ergebnis.

Dann dachten sie: „Nun, in der Nähe wohnt noch ein großer heiliger Mann. Gehen wir doch zu ihm. Vielleicht kennt er das Geheimnis von Vaishvanara Atman. Es ist Aruni Uddalaka, der berühmte Kenner der Upanishads. Lasst uns zu ihm gehen.“ So entschlossen sie sich zu ihm zu gehen und ihm die Fragen zu stellen, damit er sie erleuchten möge. Sie wollten mit ihm über die Schwierigkeiten bzgl. ihrer Meditation und die möglichen Auswege diskutieren.

Es war eine große Überraschung für Uddalaka, so viele Gelehrte auf einmal in seiner Hütte begrüßen zu dürfen. Und er dachte, bevor die Leute direkt vor ihm standen: „Warum kommen all diese Leute zu mir? Da muss etwas Besonderes dahinter stecken. Offensichtlich wollen sie mir ein paar Fragen über die höchste Wirklichkeit stellen, obwohl sie doch selbst so berühmte Leute sind. Ich habe den Eindruck, sie wollen mit mir über die letztendliche Wahrheit diskutieren, und ich bin vielleicht gar nicht in der Lage, auf ihre Fragen einzugehen. Vielleicht ist besser, sie auf jemand anderen zu verweisen.“

So mutmaßte er bei sich und dachte weiter: „Sie werden mir sicherlich schwierige Fragen stellen. Ich weiß bestimmt nicht alles und ich verstehe auch nicht alles. Es ist besser, sie an jemand anderen zu verweisen.“ – Der König des Landes war eine große Seele. Sein Name war Ashvapati. Er war ein großer spiritueller Meister. Er war ein Meister der Meditation auf das so genannte Vaishvanara. Sein Königreich war wohlgeordnet. Er war der ideale Regent und wurde von seinen Untertanen liebevoll als Vater betrachtet, weil er alle Tugenden in sich verkörperte. – Als die Gelehrten nun vor Uddalaka Aruni standen, sagte dieser: „Oh ihr Gelehrten, ich weiß warum ihr gekommen seid. Ich sitze mit euch im selben Boot. Ich habe auch meine Zweifel. Ich meditiere genauso wie ihr und habe seit vielen Jahren meine Schwierigkeiten. Warum gehen wir nicht alle gemeinsam zu dem großen Eroberer Ashvapati, der ein Meister des Meditierens auf Vaishvanara-Vidya ist?“ Und so kam es, dass sie alle gemeinsam zum Königspalast gingen.

Wenn Brahmanas normalerweise zu einem König kommen, erwarten sie von ihm ein Geschenk. - Er hatte sie in allen Ehren empfangen, bat sie Platz zu nehmen, doch sie wollten die dargebotenen Geschenke nicht annehmen. Dann sagte er in bescheidener Weise: „Ich folge dem Pfad der Tugend. Es gibt keine Fehler in der Verwaltung meines Landes. Ich folge dem Pfad der Einfachheit und Güte. Und ich möchte ihnen alle notwendigen Annehmlichkeiten in Form von Geschenken zukommen lassen, wenn ihr darum gekommen seid.“ Er begrüßte jeden einzelnen. Er hängte ihnen Girlanden um, gab ihnen zu trinken und fragte sei nach ihrem Befinden. Dann gewährte er ihnen eine angemessene Unterkunft.

Am nächsten Morgen trafen sich alle wieder zur Audienz des Königs. Sie wurden höflich begrüßt und der König sagte: „Es gibt keine Diebe in meinem Königreich, keine Geizkragen, keine Gierhälse und keine Alkoholiker. Niemand vergisst seine täglichen Anbetungen, die als Pflicht oder Opfer beschrieben werden. Niemand ist ungebildet oder gar unbeherrscht. Und auch ich übe mich regelmäßig in Opferungen. Ich gebe euch, was ihr wollt, und sehe dieses als mein Opfer an. Ich hoffe ihr seid dessen zufrieden.“ All dies sagte der König unter dem Eindruck, dass die Besucher nach Geschenken, Gold und Silber usw. verlangen würden, denn er wusste von ihrem eigentlichen Anliegen noch nichts. „Bleibt eine Weile hier im Palast und nehmt an unseren Opferhandlungen teil.“

Die großen Männer sagten: „Nun, du bist so freundlich zu uns, doch wir sind aus einem ganz anderen Grund gekommen. Wir wollen weder Geld noch andere Werte. Warum auch immer jemand kommt, so muss er Gelegenheit haben, dieses auszudrücken. Das ist seine Pflicht. Er sollte auch weder etwas anderes behaupten, noch sollte er etwas annehmen, wonach er nicht verlangt. Unser Anliegen ist etwas anderes. Es unterscheidet sich von dem, was du uns anbietest.“ - „Worum geht es denn dann?“ Der König war überrascht: „Was wollt ihr?“

„Wir wissen, dass du außerordentlich gebildet bist, über das Wissen des absoluten Seins verfügst, über das wir große Zweifel haben und auch zu keinem Schluss kommen können. Wir sind als Schüler gekommen, die um das Wissen bitten, das du besitzt, d.h. die Meditation auf Vaishvanara-Atman, was wir nicht kennen. Dieses ist der Grund unseres Besuches, nichts anderes.“

Der König war über den Zweck ihres Besuchs außerordentlich erstaunt. Er muss eine großherzige Persönlichkeit gewesen sein. Er sagte: „Kommt morgen und besucht mich wieder.“ Die Wahrheitssucher waren keine normalen Menschen wie du und ich. Sie waren vielleicht sogar älter als der König, und doch fühlten sie sich in Anbetracht des möglicherweise enormen Wissens ergeben. Sie kamen entsprechend der alten Tradition mit gesegnetem Feuerholz zu ihm, ein Opfer, das die Schüler gelegentlich ihren Lehrern darboten. Sie fühlten sich als Brahmanen nicht den Kshatriyas überlegen. Sie kamen als gebildete Schüler zu einem großen Meister, so wie der König einer war.

Der König machte eine große Ausnahme bzgl. der normalen Regeln. Normalerweise wird das Wissen nicht so einfach weitergegeben, so als würde man heute kommen, um gleich morgen in das Wissen eingeführt zu werden. Es gibt eine große Tradition und Disziplin. Manchmal wird es den Schülern über Jahre hinweg schrittweise vermittelt. Doch hier wurde eine Ausnahme gemacht, da es sich nicht um normale Schüler handelte. Sie waren bereits gut vorbereitet. Sie waren Brahmanen, die über viele Erfahrungen in der Meditation verfügten und dem spirituellen Leben hingegeben waren. Es waren keine normalen Brahmanen, die zu einem Guru kamen und um Wissen nachsuchten. Darum verlangte der König auch nicht, dass sie über einen längeren Zeitraum, wie normalerweise üblich, bei ihm bleiben und ihm dienen sollten usw. Er nahm sie aufgrund ihrer Erklärung direkt als Schüler an: „Wir sind als Schüler gekommen.“ „Nun, ich akzeptiere euch als Schüler.“ Ohne weitere Formalitäten sprach er zu ihnen als seine Schüler.

Der Himmel als Kopf des universalen Selbst

Der König befragte einen nach dem anderen: „Worauf meditierst du? Worin beruhen deine Schwierigkeiten?“ Jedem wurde diese Frage gestellt und jeder beantwortete sie. Dann sagte er: „Ihr meditiert sicherlich auf den Atman. Doch wie meditiert jeder von euch auf den Atman? Eure Techniken werden sich bestimmt voneinander unterscheiden. Woran denkt ihr bei dem Begriff ‚Atman’?“

„Ich meditiere auf den Himmel als das absolute Sein“, sagte Aupamanyava und fuhr dann fort, „ich benutze ihn, um die Aufmerksamkeit meines Bewusstseins darauf zu lenken. Ich betrachte das Himmelreich als das letztendliche Symbol, das Absolute, für meine Meditation. Ich denke an nichts anderes. Ich lenke meine ganze Aufmerksamkeit darauf, denn es ist alles für mich. So meditiere ich. Doch ich empfinde keinen Frieden dabei. Irgendetwas ist falsch mit dieser Technik und darum bin ich hierher gekommen.“

Der König antwortete: „Du bist ohne Zweifel ein sehr aufrichtiger Schüler der Meditation, und du bist ehrfürchtig mit dieser Technik umgegangen. Der Himmel ist ein Teil des großen Vaishvanara, das universale Sein, auf das du meditierst. Insoweit wie du auf diesen Teil der absoluten Wirklichkeit meditierst, wirst du großen Segen davon erfahren. Du bist gut situiert. Du gibst endlos viele Opfer, empfängst Gäste und lädst sie zum Essen ein. Du übst täglich das Yajna-Opfer. Dieses sind die Ergebnisse deiner Meditation. Du hast immer reichlich zu essen und zu trinken. Du siehst alles als wunderbar an. Du bist glücklich. Wer auch immer auf die gleiche Weise meditiert, wird in ähnlicher Weise gesegnet sein. Er wird berühmt werden. Er wird alles im Überfluss haben und mit jedem freundlich umgehen. Er ist von spirituellem Glanz. Dieses geschieht mit jedem, der auf diese Art und Weise auf Vaishvanara-Atman meditiert. Und so ist es auch bei dir. Dieses ist aber nur ein Teil der ganzen Wirklichkeit, denn in deiner Meditation gibt es einen großen Fehler. Dieses ist nur der Kopf des absoluten Seins, die Krone der Wirklichkeit, die höchste Region von Vaishvanara. Insoweit wie du fälschlicherweise einen Teil als das Ganze ansiehst bzw. den Kopf für den ganzen Körper hältst, wäre dein Kopf früher oder später abgefallen, große Kalamitäten wären über dich gekommen. Darum ist es gut, dass du rechtzeitig zu mir gekommen bist.“ Er sprach wie ein Arzt, der sagt: „Man gut, dass du zu mir gekommen bist. Die Krankheit ist bereits weit fortgeschritten. Du hast den Kopf als den gesamten Körper angesehen. Lassen wir es jetzt dabei. Jetzt sei still.“

Die Sonne als das Auge des universalen Selbst

Nun wandte sich der König an Satyayajna Paulushi und sagte: „Auf welchen Atman meditierst du?“ „Ich meditiere auf die Sonne, das hellste Objekt am Firmament. Sie ist für mich absolutes Sein. Das ist der Atman, auf den ich meditiere.“ Der König sagte: „Satyayajna, du meditierst auf die Sonne als den absoluten Atman. Sie ist nur ein Teil des Körpers von Vaishvanara. Sie ist nur ein Teil, und wenn du auf sie als das ganze Sein meditierst, dann werden dir in deinem Leben nur ganz bestimmte Charakteristika begegnen. Daher kommt das Leuchten in deinem Antlitz. Du empfindest eine Form der Vollkommenheit in deinem Leben, denn die Sonne an sich ist vollkommen. Du bist zufrieden und leidest keinen materiellen Mangel. Du bist sehr glücklich. Deine Familie verfügt über viele Besitztümer, wie Gold, Silber, eine Dienerschaft, reichliche gesunde Ernährung und andere Dinge. All dieses ist das Ergebnis der Meditation auf die Quelle der Werte, d.h. die Sonne. Wer auch immer wie du meditiert, wird sich derselben Früchte in diesem Leben erfreuen. Alles wird für ihn reichlich vorhanden sein. Er wird aufgrund der Meditation mit Wissen gesegnet sein. Doch der Fehler in deiner Meditation liegt darin, dass du die Sonne als Auge des kosmischen Körpers Vaishvanara betrachtest. Sie ist nicht die ganze Wirklichkeit. Wenn du nicht zu mir gekommen wärest, dann wärst du blind von dieser Meditation geworden, da du fälschlicherweise das Auge des Virat als das ganze Virat angenommen hast.

Die Luft als Atem des universalen Selbst

Nun richtete der König die Frage an Indradyumna Bhallaveya: „Worauf meditierst du? Mit welchem Atman hast du deine Schwierigkeiten?“ „Ich meditieren auf die kosmische Luft, die bläst, als alldurchdringende Wirklichkeit.“ Der König sagte: „So weit so gut. Da das absolute Sein alldurchdringend ist, so ist diese Luft auch alldurchdringend. Du hast diese alldurchdringende Luft, die sich überall bewegt, als Symbol der Wirklichkeit angenommen. Sehr gut. Aufgrund dieser Meditation auf die weit verbreitete Luft, Vayu, die sich überall, in alle Richtungen bewegt und von allen Seiten als absolutes Sein kommt, wirst du überall verehrt. Respekt und Ehre wird dir ungefragt zuteil. Dein Ruhm eilt überall hin, so wie die Luft sich überall hinbewegt. Du hast viele Gefolgsleute, Karawanen von Menschen, die dir folgen. Außerdem hast du reichlich zu essen und verfügst über Besitztümer. Dieses ist der Ruhm, der allen widerfährt, die in dieser Form meditieren.“ Er wiederholte Ruhm und Ehre auf die gleiche Weise, wie bei den zuvor befragten Besuchern. „Dieses ist eine wunderbare Meditation, doch sie beinhaltet auch Fehler. Die Luft ist nur der lebendige Atem von Vaishvanara Atman. Du hast ihn als das Ganze angesehen. Dir wäre Schlimmes widerfahren, wenn du nicht rechtzeitig zu mir gekommen wärest. Die lebendige Luft hätte dich eines Tages verlassen, wenn du nicht rechtzeitig gekommen wärest.“

Der Raum als Körper des universalen Selbst

Dann wurde Jana Sarkarakshya befragt: „Auf welchen Atman meditierst du?“ „Ich meditiere auf den alldurchdringenden Raum“, kam die Antwort. Dieses ist auch ein Symbol für die Meditation. Raum ist alldurchdringend. Wenn einem nichts einfällt, was alldurchdringender wäre, woran sollte man sonst denken, als an den Raum an sich. Der König sagte: „Der kosmische Raum ist in jeder Hinsicht ausgedehnt. Du meditierst auf ihn als die absolute Wirklichkeit, und darum sind bei dir alle Aspekte ausgedehnt. Du hast alles im Überfluss, Haus Besitz usw. Du wirst zu Hause und in deiner Gemeinschaft außerordentlich verehrt. Du bist aufgrund deiner Meditation im Übermaß gesegnet. Das geschieht jedem, der auf diese Weise meditiert. Doch dieses ist keine korrekte Meditation. Hier liegt ein Irrtum vor, denn bei dem Raum handelt es sich lediglich um den Körper von Vaishvanara. Wenn du nicht zu mir gekommen wärest, wäre etwas Schlimmes geschehen, dich hätten z.B. Lähmungen befallen können. Du wärest möglicherweise ein Opfer deiner eigenen Meditation geworden.“ Dieses sind alles wundervolle Meditationen, doch sie können auch gefährlich werden.

Wasser als Leib des universalen Selbst

Dann wandte sich der König an Budila Asvatarasvi: „Worauf meditierst du?“ „Ich meditiere auf das Wasser.“ Es gibt Leute, die auf den Ozean als ein Symbol Brahmans meditieren, genauso wie es Leute gibt, die den Raum als Meditationsobjekt gewählt haben. „Ich kontempliere auf den Ozean mit seiner endlosen Ausdehnung als Symbol der Wirklichkeit. Dieses ist mein Atman“, sagte Budila Asvatarasvi. Der König entgegnete: „So weit so gut. Du wirst durch diese Meditation reichlich mit allen möglichen Dingen beschenkt. Das Wasser ist die Quelle der Nahrung, der Werte und der Kräfte. Es ist die Ursache für die überreichliche Nahrung in deinem Haus. Und das gilt für jeden, der auf diese Weise meditiert. Doch diese Form der Meditation birgt auch Fehler, denn sie richtet sich nur auf den unteren Körper des kosmischen Vaishvanara. Er beinhaltet nur einen Teil und nicht die gesamte Struktur des universalen Körpers. Wenn du nicht zu mir gekommen wärest, hätte diese Form der Meditation Krankheiten zur Folge gehabt, die sich auf die Körperteile beziehen, die mit dem Wasserhaushalt des Körpers verbunden sind. Du hättest dort irgendwann als Folge deiner Meditation Probleme bekommen können.“

Die Erde als Fuß des universalen Selbst

Dann richtete der König seine Frage auch an Uddalaka Aruni: „Worauf meditierst du?“ Uddalaka antwortete: „Ich meditiere auf die Erde in ihrer Vollkommenheit als Wirklichkeit.“ Der König antwortete: „Das ist richtig. Auf diese Weise hast du aufgrund dieser Meditationsform wundervolle Tugenden entwickelt. Du bist voller Freude und siehst, was wertvoll ist. Da die Erde die Grundlage für viele Dinge ist, führst du ein fundiertes Leben. So geschieht es bei allen, die auf diese Weise meditieren. Doch die Erde bildet nur die ‚Fußmatte’, d.h. die niedrigste Ebene des Vaishvanara Atman. Die Erde ist wie die ‚Füße’ des universalen Selbst. Sie ist wie die Füße des Atman, denn sie bildet die niedrigste Ebene der Offenbarungen der Wirklichkeit. Wenn du nicht zu mir gekommen wärest, wäre dir eines Tages möglicherweise etwas Schlimmes zugestoßen. Du hättest irgendwann nicht mehr auf deinen Füßen stehen können, denn sie wären verdorrt und du hättest dich nur noch auf Krücken fortbewegen können.“

Das Selbst als das universale Ganze

Folgendes sagte der König zu den sechs großen Männern: „Meine lieben Freunde, ihr seid in eurer Meditation alle sehr aufrichtig und ehrenwert. Aufgrund eurer Meditation habt ihr mit euren Familien viel Freude und immer genug zu essen. Doch euch ist nicht bewusst, dass ihr euch mit eurer Meditation auch auf Irrtümer eingelassen habt. Darum wären auf euch aufgrund eurer Meditation früher oder später einige Probleme zugekommen. Es ist gut, dass ihr zu mir gefunden habt. Zu Anfang sah alles bei eurer Meditation korrekt aus, doch später haben sich einige Schwierigkeiten ergeben, die nicht einmal durch die beste Medizin hätten kuriert werden können.“ - „Was müssen wir jetzt tun? Wir haben verstanden, wo wir stehen.“ – „Genauer gesagt, es geht um zwei Fehler, die ihr alle gemacht habt. Ihr habt Teile des Ganzen als das Ganze betrachtet. Ihr habt das Endliche für das Unendliche angenommen. Erdenkliches kann niemals das Ganze sein, denn der Geist ist lediglich gewohnt an endliche Dinge zu denken. Wenn man sich in seinen Vorstellungen über ein bestimmtes Objekt, auf das man meditiert, weiter ausdehnen will, bleibt als Ergebnis nur etwas Endliches. Dieses ist der Fehler. Ein weiterer Fehler ist, dass ihr glaubt, der Atman sei ein Objekt, so als wäre er außerhalb von euch. Ihr sagt, er ist das Wasser, die Sonne, die Erde usw. Nun gut, alles ist wundervoll. Doch sie alle sind außerhalb von euch! Wie kann ein so genannter Nicht-Atman Atman sein?“

„Und was versteht ihr unter Atman? Wie kann Atman außerhalb von euch sein? Euer eigenes Selbst ist außerhalb von euch? Was für eine Vorstellung! Ihr habt euch auf den Blödsinn eingelassen, indem ihr euer eigenes Selbst als Nicht-Selbst anseht. Das Selbst kann nicht außerhalb von euch sein; es kann kein Objekt von sich selbst sein; es kann nicht über sich selbst nachdenken; es kann nicht als etwas anderes auf sich selbst meditieren; es kann nicht etwas anderes als es selbst sein. Etwas Endliches kann nicht als das Unendliche angenommen werden. Eine andere Sache ist, dass etwas Externes nicht als das Selbst angesehen werden kann. Ihr habt euch auf diese beiden Fehler eingelassen. Ihr habt in jeder Hinsicht das Wissen des großen Seins, wie bei der Geschichte der Blinden und des Elefanten: Viele blinde Männer berührten einen Teil eines Elefantenbabys und betrachteten diesen Teil als etwas Besonderes. Keiner wusste, dass er nur einen Teil des Elefanten berührte. Genauso seid ihr euch nicht über die Tatsache im Klaren, dass, von dem ihr glaubt, dass es das Absolute wäre, tatsächlich nur relativ ist. Von dem ihr annehmt, es sei Alles, ist nur ein Teil. Eure Meditation ist in Ordnung, doch da sind auch diese Fehler, auf die ich hingewiesen habe. Man kann die Schönheit dieser Welt im Überfluss erleben und in den Augen anderer Menschen als ehrenwert gelten, doch selbst dann kann ein fundamentaler Fehler vorliegen. Diesen Fehler vermag man bei rein äußerlicher Betrachtung nicht zu erkennen.

„Es ist nicht nötig jedes einzelne Blatt zu wässern bzw. zu düngen, wenn man eine Pflanze pflegen möchte. Es ist nur notwendig, die Wurzel zu wässern. Wenn man sich um einen großen Baum kümmert, was ist dann zu tun? Besteigt man ihn dann und düngt und wässert jedes einzelne Blatt? Nein! Man kümmert sich um die Wurzel des Baumes und dann hat der ganze Baum automatisch etwas davon. Was auch immer man erreichen möchte, kann man auf einen Schlag durch Meditation erreichen, d.h. durch die Meditation auf Vaishvanara Atman. Die Wurzel der Wirklichkeit darf im Bewusstsein nicht fehlen. Wer auch immer sich das wahre Vaishvanara als etwas vorstellen kann, das sich von der Erde zum Himmel, vom Himmel zur Erde, von der höchsten bis zur niedersten Ebene der Offenbarung ausdehnt, ohne irgendetwas bzw. irgendeine Beziehung dabei auszulassen, visualisiert das Ganze. Wenn man im Geist diese Ausdehnung der Offenbarung, ohne etwas auszulassen, wenn man in universaler Weise allumfassend die ganze Form der Wirklichkeit erfassen kann, wenn es der Atman ist, wenn es das Selbst zur selben Zeit ist, was fehlt dann noch? Dieses ist Vaishvanara Atman, das All-Selbst. Wer immer auf diese Weise meditiert, wird im selben Augenblick das Selbst allen Seins. Derjenige wird zum Selbst aller Welten; er wird das Selbst von allem, welches überall sein kann, und er wird zum Besitzer der Schönheit von allem, was überall existiert, in jeder Form und unter allen Bedingungen. Dieses ist das Geheimnis, das ich weitergeben möchte. Diese Form der Meditation bedeutet eine übermenschliche Meisterleistung, denn der Geist kann nicht derart denken. Wenn man derart denkt und sich dem Zugriff des Geistes entziehen kann, dann wird man feststellen, dass der Geist in seine alten Gewohnheiten verfällt bzw. verfallen möchte, um wieder in Einzelheiten, Inneres und Äußeres zu denken. Wer kann schon an ein Objekt denken, das er dabei nicht als etwas Äußeres ansieht? Kein menschliches Wesen. Doch das ist hier erforderlich. All diese von euch genannten Meditationen auf bestimmte Teile bezeichnen lediglich Glieder des kosmischen Körpers. Ihr müsst sie zusammenbringen und als Ganzes betrachten. Sagt nicht, dieses ist die Sonne, der Raum, das Wasser usw. Denkt nicht auf diese Weise. Fasst alles in eurer Betrachtung zusammen, ohne dabei etwas auszulassen, und entwickelt ein Gefühl für alles gemeinsam.“

Nach dieser Beschreibung über die Aspekte von Vaishvanara als absolutes Objekt der Meditation, wird man in der Upanishad mit den direkten Folgen dieser Meditationsform vertraut gemacht. Der Meditierende kann nicht außerhalb dieses Meditationsobjektes stehen. Da dieses Objekt der Universalität von Vaishvanara Atman allumfassend ist, hat sich der Meditierende der Verwandlung seiner Persönlichkeit unterzogen und in den Schoß der Wirklichkeit begeben. Und, was auch immer man nun unternimmt, wird zur Handlung des Vaishvanara Atman. Dieses ist eine sehr ernstzunehmende Konsequenz. Was immer man denkt, wird zum Gedanken von Vaishvanara Atman. Was immer man spricht, wird zum Ausdruck von Vaishvanara Atman. Die Handlungen werden auf diesem Wege zum kosmischen Opfer, so wie die Gottheiten an die Schöpfung als universales Opfer dachten, wie z.B. in der Purusha-Sukta beschrieben. Man kann nun keinen Unterschied mehr zwischen den Gedanken Gottes und den menschlichen Gedanken machen, wenn man auf diese Weise meditiert. Auf diese Weise gehen die täglichen Aktivitäten von einem Individuum aus und werden zum kosmischen Opfer, immer vorausgesetzt, dass derjenige auf die beschriebene Weise meditiert. Dieses nennt man Prana-Agnihotra, das heilige Opfer am universalen Altar des Feuers des Absoluten.

Die Tatsache der organischen Verbindungen des Individuums mit Vaishvanara lässt darauf schließen, dass es kosmische Aspekte geben muss, die selbst im Individuum wirken, so wie alles, was sich im Ozean befindet, auch in einer Welle vorhanden sein muss, ungeachtet vom Unterschied zwischen dem Kamm als Welle und der Ozean als Körper. Die wesentliche Harmonie zwischen dem Individuum und dem Universalen wird offenkundig, wenn eine spirituelle Überprüfung bzgl. des Wesens der Struktur beider stattfindet. Darum erschafft die Meditation auf den Kosmos oder Vaishvanara eine innere Koordination und bewirkt die Vereinigung des Meditierenden und dem Meditationsobjekt. Alle Funktionen des Individuums sind letztendlich untrennbar mit der Natur und dem Wirken des Universalen verbunden, und die Meditation weckt das Bewusstsein für diese Tatsache. In der Meditation muss nichts weiter stattfinden, als ein Bewusstsein für die Tatsache dieser Untrennbarkeit zwischen den kosmischen und den Individualfunktionen zu wecken und zu schärfen. Solch einfache Handlungen, wie Essen, Trinken, Atmen und Arbeiten haben und gewinnen mit Hilfe der Meditation ihre universale Bedeutung. Die Upanishad hebt uns hier über den normalen Menschenverstand hinaus, denn die scheinbar individuellen Handlungen haben ihre kosmischen Verbindungen. Die Upanishad verdammt die absurde und allgemein geläufige Vorstellung, dass Essen und Trinken usw. letztendlich nur individuelle Privatangelegenheiten sind. Die hier beschriebene Meditation zeigt verschiedene Wege auf. Eine besondere Erwähnung findet die Anrufung des Absoluten, selbst bei der Verrichtung individueller Handlungen.

Der besondere Begriff, der hier aufgegriffen wird, ist Prana-Agnihotra oder das heilige Angebot für das universale Feuer. Die Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen, ist wie eine heilige Opfergabe des alldurchdringenden lebendigen Feuers. Dieses wird als Prana-Agnihotra bezeichnet. Agnihotra ist das geweihte Angebot für das heilige Feuer. Dieses ist das tägliche Ritual des Yajna bzw. Opfer des Familienvaters. Die Upanishad sagt darüber, dass dieses Agnihotra insbesondere in unserem Körper stattfindet, über den wir uns in der Meditation bewusst sein müssen. Damit das scheinbar Äußerliche dieses Opfers aufhört zu existieren. Wenn man den Standpunkt von Vaishvanara einnimmt, gibt es überhaupt keine äußeren Handlungen, denn alles ist innerhalb. Daher hören selbst scheinbar äußere Handlungen in der Gesellschaft, wie zum Beispiel Arbeiten und Sprechen, auf, persönliche oder gesellschaftliche Angelegenheit zu sein. Sie werden zum spirituellen Dienst, zu einer göttlichen Kontemplation. Die drei Opferfeuer des Familienvaters sind Garhapatya, Anvaharyapachana und Ahavaniya. Diese drei Opfer befinden sich in der Meditation im Inneren des Individuums. Die Upanishad sagt, dass man die dargebrachten Opfer im äußeren Ritual als Handlung so betrachten muss, dass sie sich nach innen weiter fortsetzen. Diese Feuer sind auch im Körper von Vaishvanara vorhanden. Da wir von Vaishvanara untrennbar sind, sind diese Feuer auch in uns selbst vorhanden. Wenn wir also essen, so ist das nicht nur irgendeine tierische Handlung, um den körperlichen Organismus zufrieden zu stellen, sondern ein absoluter Impuls, der von der universalen Wirklichkeit ausgeht. Das Hungergefühl ist nicht nur eine Funktion des Magens, Gehirns usw. Dieses Gefühl ist viel weiter zu fassen und ein Hinweis dafür, dass wir von etwas Höherem abhängen als wir uns im Allgemeinen eingestehen wollen. In religiöser Hinsicht beschreibt Vaishvanara die absolute Wirklichkeit und sie ist auch für das Verdauungsfeuer und die Aufteilung der Nahrung im Körper verantwortlich. Dieses innere Verdauungsfeuer ist Vaishvanara. Doch was hat es mit dieser Hitze im Körper auf sich? Es ist kein Feuer an sich; es ist auch kein Feuer, das aufgrund der Zusammensetzung chemischer Elemente entsteht. Die Upanishad identifiziert dieses Feuer, das als lebendige Kraft in uns wohnt, als absolute Wirklichkeit, Vaishvanara, universales Feuer, das alles verzehrt. Die fünf Pranas,

  • 1. Prana - Essenz des Atems,
  • 2. Vyana – Überwachung des Kreislaufs,
  • 3. Samana – Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel,
  • 4. Apana – Ausscheidung,
  • 5. Udana – Verbindung zwischen physischem und spirituellem Körper

bilden die Agenten dieser Handlung. Sie sind die Botschafter des absoluten Seins. Die Nahrung wird durch die Aktivität der Pranas verdaut. Wenn wir Nahrung zu uns nehmen, sprechen religiöse Menschen Gebete oder Mantras, wobei es heißt: ‚dieses ist für die Pranas, dieses ist für Apana’ usw. Dieses Einbeziehen des Göttlichen ist wie ein Gottesdienst. Es ist Meditation, und wir sind uns bewusst, dass wir essen. Der hier erwähnte Prozess von Prana-Agnihotra dient der Einbindung des Universalen in die scheinbar individuelle Handlung.

Die drei Feuer befinden sich innerhalb des universalen Seins, Vaishvanara, und sie sind untrennbar vom universalen Sein. Worüber sollten wir kontemplieren, wenn wir einen Bissen zu uns nehmen?

Prana

Die fünf Pranas sind wie die fünf Zungen einer Flamme. Es handelt sich um eine Kraft, die wie fünf verschiedene lebendige Energien wirkt. Darum wird jede Feuerzunge, jede Flamme, durch ein besonderes Opfer zufrieden gestellt, so wie es bei der Opferhandlung auch geschieht. Pranaya Svaha, lautet die Anrufung, was bedeutet: ‚möge Prana zufrieden gestellt sein’. Dieses muss innerlich rezitiert werden, wenn der erste Bissen genommen wird. Es handelt sich nicht nur um eine Äußerung, sondern um das innere Gefühl, so wie bei einer realen Meditation. So wie jeder Fluss mit dem Ozean verbunden ist, so steht Prana mit der kosmischen Kraft in Verbindung. Auf diese Weise berühren wir durch Prana die kosmische Grenze und rufen das universale Sein an. In dieser Meditation liegt der Versuch für eine universale Zufriedenheit, und nicht nur das persönliche Vergnügen des Essens, Trinkens usw. Wenn Prana aufgrund der inneren Verbindung zufrieden gestellt wurde, sind die Augen zufrieden gestellt, heißt es in der Upanishad. Wir fühlen uns glücklich. Wenn wir essen und dabei eine anständige Mahlzeit zu uns nehmen, fühlen wir uns zufrieden, was seinen Ausgang bei den Augen hat. Wenn Prana zufrieden ist, sind die Augen zufrieden. Wenn die Augen zufrieden sind, ist die Sonne zufrieden, denn sie ist die Gottheit der Augen. Wenn die Sonne zufrieden ist, ist die ganze Atmosphäre zufrieden, denn sie ist die vorausgehende Gottheit für die gesamte Atmosphäre. Wenn die Atmosphäre zufrieden ist, so ist ebenfalls zufrieden, was immer diese Atmosphäre und die Sonne unterstützt, d.h. der Himmel, und dass allein durch einen kleinen Bissen Nahrung, den wir in meditativer Form zu uns nehmen. Was geschieht dann? Daraufhin erfolgt unmittelbar, hervorgerufen durch diese Meditation, eine Reaktion. Diese Reaktion kommt in Form einer Schwingung des Glücks, es ist wie ein ‚Glühen’, das aus den verschiedenen Ecken des Himmels kommt. Und wenn die verschiedenen Ecken des Himmels glücklich sind, dann sind die Winde, die Sonne, die ganze Atmosphäre und auch wir glücklich, denn Vaishvanara ist zufrieden.

Vyana

So verhalten wir uns bei jedem Bissen, den wir zu uns nehmen. Der zweite Bissen sollte der Zufriedenheit von Vyana, einem anderen Aspekt der Energie, gewidmet werden: Vyanaya Svaha, ‚möge Vyana, die alldurchdringende Kraft in mir zufrieden gestellt werden’. Vyana ist für die Fortbewegung des Blutes in den Adern verantwortlich. Auf diese Weise sollte mit diesem Bissen bei der Nahrungsaufnahme meditiert werden. Auch hier existieren mystische Verbindungen, von denen in der Upanishad die Rede ist. Die Ohren sind zufrieden, wenn Vyana zufrieden ist. Wenn die Ohren zufrieden sind, ist alles um uns, was die Klänge angeht, die unser Trommelfell berühren, bis hinauf zum Mond zufrieden. Daraus ergibt sich, dass die gesamte Atmosphäre bis in alle Ecken hinein zufrieden ist, und damit sind alle Ursachen auf einmal zufrieden gestellt. Wenn die Ursachen zufrieden sind, ist der Meditierende von Wohlstand, Macht und Ehre erfüllt, denn Vaishvanara ist zufrieden.

Apana

Der dritte Bissen sollte der Zufriedenheit von Apana gewidmet werden: Apanaya Svaha. Wenn Apana zufrieden ist, dann ist die Sprache zufrieden gestellt. Wenn die Sprache zufrieden ist, ist das Feuer zufrieden, welches das übergeordnete Prinzip der Sprache ist. Wenn das Feuer zufrieden ist, ist auch die Ursache des Feuers, d.h. die Erde zufrieden. Wenn die Erde zufrieden ist, sind auch wir automatisch zufrieden. Der Meditierende ist von Ehre erfüllt, denn Vaishvanara ist zufrieden.

Samana

Der vierte Bissen, den wir zu uns nehmen, sollte Samana gewidmet werden: Samanaya Svaha. Wenn Samana zufrieden ist, ist der Geist zufrieden. Samana ist die zentrale Kraft, die unmittelbar auf den Geist wirkt. Wenn der Geist zufrieden ist, ist alles, was mit dem Geist verbunden zufrieden, d.h. auch der Regengott und die himmlischen Ebenen. Wenn der Regengott zufrieden ist, sind auch die Erzeuger der Blitze am Himmel zufrieden. Wenn die Erzeuger der Blitze zufrieden sind, sind auch alle, die dieses Phänomen unterstützen zufrieden. Dann ist auch der Meditierende zufrieden und von Macht und Ehre erfüllt, denn Vaishvanara ist zufrieden.

Udana

Der fünfte Bissen bzw. das fünfte Opfer gilt der Zufriedenheit von Udana: Udanaya Svaha. Wenn Udana zufrieden ist, dann ist das Tastorgan zufrieden. Dadurch wird die Verdauung, die Raumluft zufrieden gestellt. Wenn die Luft zufrieden ist, dann ist auch seine Heimstatt, der Raum selbst, zufrieden. Wenn diese Zufriedenheit erreicht wurde, dann ist alles in der Luft und im Raum zufrieden. Dann ist der Meditierende mit einer Vielzahl von Dingen zufrieden, denn Vaishvanara ist zufrieden. Dann bleibt nichts, was nicht zufrieden gestellt wäre, denn alles wurde berührt.

Nach Anschauung der Upanishad werden alle auf eine meditative Weise richtig ausgeführten Handlungen, wie z.B. die Nahrungsaufnahme in Bezug auf den universalen Einfluss auf die individuelle Existenz, jede Ecke der Schöpfung berühren. Durch diese Meditation des Einzelnen in Form von Vaishvanara Agnihotra Vidya und die sich daraus ergebende Zufriedenheit wird die ganze Menschheit, die Schöpfung, gesegnet. Die Tradition beruht darauf, dieses Wissen allen Menschen zu geben, damit sie von dieser Zufriedenheit profitieren können. Aus diesem Grund werden alle in dieser Form gebildeten Menschen, spirituelle Sucher usw. zu bestimmten Zeiten, Festlichkeiten, kostenlos bewirtet. Sie nehmen die Nahrung nicht zu sich, bloß um ihre Körper zufrieden zu stellen. Die Zufriedenheit bezieht sich, wie dargestellt, auf andere Aspekte, mit denen sie sich innerlich aufgrund ihres Wissens, ihres Lebens und ihrer Meditation verbunden fühlen. Wenn jemand auf diese Weise meditiert, kann er alles mühelos auf einen Schlag erfassen. Alles wird durch seine Handlungsweise zufrieden gestellt. Darum gibt es diese Technik von Prana-Agnihotra für den Meditierenden auf Vaishvanara, wie sie in dieser Upanishad beschrieben wird. Prana-Agnihotra ist die religiöse Handlung für die Menschen, die Vaishvanara-Vidya praktizieren und auf das kosmische Sein meditieren.

Die Notwendigkeit des Wissens wird besonders betont

Einige Menschen vollziehen ohne dieses Wissen von Vaishvanara Opferhandlungen. Sie nehmen Nahrung zu sich, ohne diesen spirituellen Einfluss von Agnihotra zu kennen. Sie führen Feueropfer aus, ohne sich über den universalen Einfluss im Klaren zu sein. Wo kein Wissen ist, kann auch kein Segen aus diesen Opferhandlungen erwartet werden. Sie sind einfach sinnlos. So verhält es sich mit allen selbstsüchtigen Handlungen, die nur zum Eigennutz bzw. Selbstzufriedenheit zelebriert werden. Sie führen zu Bindungen, denn Unwissenheit in Verbindung zu höheren Quellen birgt Gefahren in sich, die unbarmherzig zurückschlagen können. Diese Reaktion ist als Karma bekannt. Was uns bindet, ist Karma als Reaktion des Universums. Wir ignorieren dieses Universum bei all unseren täglichen Handlungen, so als würde es nicht existieren.

Doch wenn wir irgendein Opfer, wie z.B. Agnihotra, mit diesem erwähnten Wissen ausführen, dann wird alles zur universalen Handlung. Dieses wäre für alle gut. Jede individuelle Handlung wäre wie die Handlung aller, so wie eine Wellebewegung irgendwo auf dem Ozean die Bewegung des ganzen Ozeans ist. Es ist nicht die Handlung eines Einzelnen irgendwo in weiter Ferne. Die Handlungen aller werden zu einer einzigen individuellen Handlung; die Erfahrung von irgendjemanden ist auch meine Erfahrung; der Vorteil eines Einzelnen irgendwo auf der Welt wird auch zu meinem Vorteil, wenn ich innerlich entsprechend auf dieses Alles eingestellt bin. Dieses ist die ultimative Konsequenz der Meditation auf Vaishvanara. Derjenige, der auf diese Weise meditiert, hört praktisch auf ein Individuum zu sein. Obwohl er bei näherem Hinsehen individuell erscheinen mag, so ist er doch innerlich kein Individualist. Das liegt an seinem Denken, Fühlen, seinem Willen und seinem Bewusstsein, - alles ist auf die Wirklichkeit einer transzendentalen Natur eingestellt, allerdings mit einem individuellen Äußeren und einem universalen Inneren. Darum sind seine Handlungen so, als wären es die Handlungen aller. Sie sind wie universale Bewegungen. Was auch immer dieser Einzelne unternimmt, wird der ganzen Welt, allen Menschen und allem Sein gleichzeitig geopfert.

Alle Sünden werden in einem Bruchteil einer Sekunde wie Staub hinweggefegt bzw. zu Asche verbrannt, wenn auf Vaishvanara meditiert wird. Alle Sünden des jetzigen und der vergangenen Leben werden getilgt, denn selbst Berge von Stroh können mit einem einzigen Streichholz zu Asche verbrannt werden. Obwohl es Berge sein können, so stellen sie doch nur Haufen von Stroh dar. Sie können dem mächtigen Feuer, das durch diese Meditation generiert wird, nicht widerstehen, denn es gibt keine individuellen Handlungen mehr. Wo kann es Sünde geben, wenn es weder Tugenden noch Untugenden gibt? Weder Verdienst noch Nichtverdienst werden von solchen Menschen erfahren. Es ergeben sich keine Konsequenzen, aus welcher bzw. in welche Richtung auch immer. Es werden keine Verdienste erworben. Das Ergebnis einer Handlung ist die Reaktion, die sich durch die Handlung selbst ergibt. Reaktionen ergeben sich aus einer mangelnden Übereinstimmung mit den natürlichen Gesetzen. Doch in diesem Fall wird sich keine solche Missstimmung ergeben. Man befindet sich immer im Einklang mit den existenziellen Kräften in der Welt. Es werden keine Gegenbewegungen erzeugt. Verdienste oder Nichtverdienste werden in diesem Fall nicht erzeugt. Sünde existiert nicht. Man findet bei solchen Menschen, die auf Vaishvanara meditieren oder Prana-Agnihotra praktizieren, keine Tugenden. Wenn solche Menschen einem Hund ein Stück Brot zuwerfen, wird dieses Brot direkt dem absoluten Sein geopfert, wenn dieser ‚Jemand’ das Bewusstsein von Vaishvanara permanent in sich fühlt. Wenn derjenige irgendetwas selbst der niedersten Kreatur gibt, wird es aufgrund seiner Identifikation mit dem alldurchdringenden Selbst und folglich auch jene Kreatur sofort von der absoluten Wirklichkeit konsumiert. Was auch immer er macht, es ist Vaishvanara bekannt. Was auch immer er opfert, wird Vaishvanara geopfert. Er kann irgendetwas irgendjemandem opfern, es wird aufgrund seiner Identifikation mit dem großen Sein Vaishvanara erreichen. Dieses ist die Verbindung zu der Aussage der Upanishad: „So wie hungrige Kinder um die Mutter herum sitzen und auf Nahrung warten, so warten alle Wesen ungeduldig auf das Prana-Agnihotra durch ihren Heiligen, denn er ist sich des Universalen bewusst und existiert als ‚Allwesen’.“ - Jeder liebt solch einen Menschen; jedes Insekt, jede Katze und jeder Hund wird solch einem Menschen Respekt erweisen. Das ganze Universum liebt denjenigen, der auf diese Weise meditiert und mit dem Universalen im Einklang ist. Jeder ist glücklich, wenn er isst, denn Seine Nahrung ist die Nahrung aller. Wenn er zufrieden ist, sind alle zufrieden. So wie sich eine Mutter gegenüber ihren Kindern verhält, so verhält sich der Meditierende auf Vaishvanara gegenüber der ganzen Welt. Seine Existenz ist ein Segen, sein Dasein ist Handlung, als wäre er Gott selbst.

Auf diese Weise zeigt diese mystische Unterweisung, dass die höchste Meditation die Vereinigung mit Vaishvanara ist. Für denjenigen, der auf diese Weise meditiert, ist nichts unmöglich. Für denjenigen, bei dem diese Meditation innerlich von Erfolg gekrönt wird, gibt es nichts anderes in der Welt zu tun. Dieses ist die letzte Pflicht im Leben; der höchste Dienst, den man Gott und der Welt erweisen kann. Auf diese Weise übersteigt dieses Vidya alle anderen Gesetze, Regeln oder Pflichten in dieser Welt. Dieses ist Vaishvanara-Vidya, wie sie in der Chhandogya Upanishad beschrieben wird.

Zusammenfassung

Dieses ist das Geheimnis des Wissens vom universalen Sein, das als Vaishvanara bezeichnet wird. Das Verstehen bedeutet ein Übertragen der menschlichen Eigenschaften auf die göttliche Existenz und umgekehrt. In dieser Meditation kontempliert man auf den Kosmos als einen Körper. So wie man sich beispielsweise bei einer Kontemplation auf den eigenen Körper zunächst auf einzelne Glieder konzentriert, d.h. auf das rechten Auges, das linke Auges, die rechte und die linke Hand, das rechte und das linke Beines, den Kopf, das Herz, den Bauch und alle anderen Glieder, so geschieht es auch beim Kosmos, und alle Glieder bilden ein Ganzes, einen Körper, eine Persönlichkeit, die in diesem Bewusstsein an das Universale Sein übertragen wird. Anstatt nun auf den individuellen Körper zu kontemplieren, betrachtet man also den Universalen Körper mit all seinen Glieder als ein Ganzes. Anstatt eines rechten Auges gibt es die Sonne. Anstatt des linken Auges gibt es den Mond. Anstelle der Füße gibt es die Erde. Anstatt des Kopfes gibt es den Himmel usw. Die Glieder der kosmischen Persönlichkeit werden durch die kosmischen Elemente repräsentiert. Auf diese Weise existiert nichts im Kosmos, das nicht einem organischen Teil des Körpers von Virat oder Vaishvanara zugeordnet werden könnte. Wenn man die weite Welt anschaut, erblickt man einen Teil des eigenen Körpers. Wenn man auf die Sonne schaut, dann erblickt man das eigene Auge. Wenn man in den Himmel schaut, sieht man den eigenen Kopf. Wenn man die vielen Menschen herumlaufen sieht, erblickt man die verschiedenen Teile der eigenen Persönlichkeit. Der Wind ist der Atem. All unsere Handlungen sind kosmische Bewegungen. Alles, was sich bewegt, ist letztendlich unsere eigene Bewegung. Unser eigener Atem ist die kosmische Lebensenergie. Unsere Intelligenz ist die kosmische Intelligenz. Unsere Existenz ist kosmische Existenz. Unser Glück ist kosmische Glückseligkeit.

Die Schöpfung besteht nicht nur aus den wenigen Gliedern, die hier als Glieder von Vaishvanara in der Upanishad zur Illustration erwähnt werden. Viele andere Dinge können uns während einer Meditation in den Kopf kommen. Wir können unsere Meditation mit allen möglichen Dingen beginnen, die uns beschäftigen. Wir können beispielsweise in unserer Meditationsecke sitzen, und alles, was sich um uns im Raum befindet, erregt unsere Aufmerksamkeit. Wenn wir diese Objekte mit unserem Körper identifizieren, dann werden wir feststellen, dass es auch Objekte außerhalb dieses Raumes gibt. Auf diese Weise können wir unser Bewusstsein auf die ganze Erde, über die Erde hinaus auf die Sternenregion und so weit ausdehnen, wie es unser Geist zulässt. Was auch immer unser Geist denkt, wird zum Objekt des Geistes; und dieses Objekt sollte aus kosmischer Sicht zu einem Teil des Körpers des Meditierenden werden. In dem Augenblick, wo das Objekt vom Geist als kosmischer Körper identifiziert wird, hört es auf, den Geist zu beschäftigen, denn dieses Objekt befindet sich nicht mehr länger außerhalb, sondern wird zum Teil des Körpers des Meditierenden. Wenn ein Objekt zum Teil des eigenen Körpers wird, stört es nicht mehr, denn es ist nicht mehr länger ein Objekt. Das Objekt wurde in der Vaishvanara-Meditation zum komischen Subjekt.

Die Vidya hat ihren eigentlichen Ursprung in der Rig-Veda, einer berühmten Sukta oder Hymne, die als Purusha-Sukta bekannt ist. In der Purusha-Sukta der Rig-Veda heißt es, dass alle Köpfe, Augen und Füße, die wir in dieser Welt sehen, Köpfe, Augen und Füße der Virat-Purusha oder des kosmischen Seins sind. Mit einem Kopf nickt Virat in der Stille; über ein anderes Gesicht huscht ein Lächeln; bei einem Dritten runzelt er die Stirn; in einer Form sitzt ER; in einer anderen Form bewegt ER sich; einmal ist ER nah; ein anderes Mal ist ER fern. Auf diese Weise werden alle Funktionen/ Aktivitäten, welche es auch immer sein mögen, alle Bewegungen, Handlungen und Prozesse, Teile des kosmischen Körpers, mit dem sich das Bewusstsein gleichermaßen identifizieren sollte. Wenn man denkt, denkt man alle Dinge gleichzeitig, in alle Richtungen und auf jede Weise.

Die Chhandogya Upanishad wird mit dem Satz abgeschlossen, dass derjenige, der auf die universale Persönlichkeit als Vaishvanara meditiert, zur Quelle allen Seins wird. So wie Kinder hungrig um ihre Mutter herumsitzen und nach dem Essen fragen, so sitzt alles Sein um diese Person herum und bittet um seinen Segen; und so wie die Nahrung durch seinen Körper aufgenommen wird, um all seine Glieder am Leben zu erhalten, segnet er unmittelbar mit seiner Nahrungsaufnahme den gesamten Kosmos, denn sein Dasein ist wie das All-Sein.

Wir müssen uns die berühmte Geschichte von Sri Krishna ins Gedächtnis rufen, wo er, als Draupadi Kamyaka im Wald um Hilfe bat, aus ihren Händen ein wenig Nahrung annimmt und mit diesem angenommenen Nahrung wird das ganze Universum erfüllt und alle Menschen werden zufrieden gestellt, denn Krishna ist in diesem Augenblick im Einklang mit dem universalen Virat. So verhält es sich mit allen Menschen, die auf Virat meditieren und Seine Position einnehmen. Das ganze Universum wird mit dieser ‚Person’ im Frieden sein und sie um ihren Segen des universalen Seins bitten. Dieser Meditierende ist kein normaler Mensch mehr; er ist zu Gott selbst geworden. Der Meditierende ist im Einklang mit dem Universum, mit dem Selbst allen Seins, mit dem absoluten Sein.

Hier stellt sich eine Frage: Wie kann die ganze Schöpfung zufrieden gestellt werden, wenn nur eine Person Nahrung zu sich nimmt? Dieses ist unmöglich, wenn nicht überall nur ein Selbst vorherrscht. Wenn sich alle Selbst’ (Mehrzahl) der verschiedenen Menschen und Dinge voneinander unterscheiden, dann ist es unmöglich, dass sich die Zufriedenheit durch ein Selbst auf alle und alles überträgt. Wenn es eine einzelne Zufriedenheit des ganzen Universums gibt, sollte es nur ein und nicht viele Selbst’ im ganzen Universum geben. Es ist wahr, es gibt nur ein Selbst im ganzen Universum. Wie ist diese Doktrin zu verstehen? Und wer auch immer im Einklang mit diesem einzigen Selbst ist, ist es das Selbst aller? Was auch immer dieser Mensch macht, es ist die Handlung aller. Doch wie kann man diese Wahrheit herausfinden, dass es nur ein Selbst gibt? Dieser Punkt wird im nächsten Kapitel von „Uddalakas Lehren“ erläutert, wo mehr in die Tiefe von Vaishvanara gegangnen wird und der Inhalt des Universums und des Individuums analysiert und ausführlich erörtert wird. Es gibt nur ein Selbst. Überall, wo auch immer man hingeht oder sich befindet, was auch immer man berührt, ist eine Begegnung mit sich selbst hinsichtlich einer einzigen Wirklichkeit. Welche Erfahrungen man auch immer macht, es ist wie eine Reise durch den Körper des einzigen Selbst. Alles, was man macht, ist dem Selbst bekannt, denn wir haben ständig Verbindung mit IHM. Das Selbst ist in uns selbst.

Das nächste Kapitel befasst sich mit einem ausführlichen Gespräch zu diesem Thema zwischen Vater und Sohn, d.h. zwischen Uddalaka Aruni und seinem Schüler, seinem Sohn Svetaketu.