Prana ist die Kraft hinter aller Materie. Alle universellen Kräfte, die Elektrizität, der
Magnetismus, die Schwerkraft, das Licht und alle Formen des Lebens sind durchdrungen
von Prana. Das feinstoffliche Prana kann man in unserem Körper noch weiter unterteilen
in die Vayus (Winde), feinstoffliche Energieströme. Diese übernehmen spezielle
Aufgaben (siehe Tabelle).
Name |
Farbe |
Bereich |
|
Funktion |
Prana |
Gelb |
Brust |
Anahata |
Atmung |
Apana |
Orangerot |
After
Sexualorgane |
Muladhara
Swadhisthana |
Ausscheidung
Fortpflanzung |
Samana |
Grün |
Bauch |
Manipura |
Verdauung |
Udana |
Blauviolett |
Hals |
Vishuddha |
|
Vyana |
Rosa |
Ganzer Körper |
Alle Chakren |
Muskel- und
Kreislaufsystem |
Sind die Prana-Vayus gestört, ist auch unser physischer Körper gestört.
Sind die Prana-Vayus in Harmonie, so ist auch unser Körper in Harmonie.
Hatha Yoga ist aber kein rein gesundheitlich orientiertes System wie z.B. das Ayurveda,
sondern im Hatha Yoga wird in erster Linie die Selbstverwirklichung, die Befreiung, angestrebt.
Deshalb wollen wir die Vayus nicht nur in Harmonie halten, sondern wir wollen
diese Energie in Ojas, sublimieren (verfeinern, umwandeln). Als Beispiel können wir
uns Wasser vorstellen. Wir können dieses Wasser umwandeln in Dampf. Während das
Wasser noch nach unten fließt, steigt der feinere Dampf nach oben. Genauso nehmen
wir die Prana-Vayus und wandeln sie in Ojas um.
Ojas heißt spirituelle Energie. Wenn wir meditieren wollen, brauchen wir spirituelle Energie.
Es gibt Menschen, die sehr viel körperliche Energie haben, aber wenn sie sich
hinsetzten zur Meditation, dann nutzt es ihnen nichts. Oder es gibt Übende mit sehr
starker emotionaler Energie; auch die nutzt nichts, wenn wir meditieren wollen.
Ebenso gibt es Menschen mit einer starken intellektuellen Energie. Wenn sie sich zur
Meditation niederlassen, denken sie noch ständig über die verschiedensten Dinge nach.
Daher ist das Umwandeln all dieser Energien in Ojas notwendig. Ojas ist schlecht zu beschreiben.
Man kann es Menschen anmerken, wenn sie viel spirituelle Energie haben.
Man kann es in ihren Augen sehen, in ihrer Sprache hören, man ist gerne mit diesen
Menschen zusammen wegen ihrer spirituellen Ausstrahlung. Aber es ist nicht so, dass
man eben viel oder wenig Ojas hat, sondern man kann diese Energie aufspeichern und
weiter vermehren. Umso stärker dieses Ojas dann ist, umso leichter wird es uns fallen
zu meditieren, unser Herz sprechen zu lassen, selbstlose Liebe zu anderen Menschen zu
entwickeln und das Göttliche überall zu spüren und zu sehen.
Um zu tiefen spirituellen Erfahrungen zu kommen, brauchen wir einfach eine starke
spirituelle Energie. Auch hier ein Beispiel: Haben wir eine 9V-Batterie können wir damit
eine Taschenlampe zum Leuchten bringen oder vielleicht auch ein Radio laufen lassen,
wollen wir aber einen Elektroherd betreiben, brauchen wir einfach eine stärkere
Energie. Hierfür müssen wir unser Sadhana (spirituelle Übung) machen. Und Patanjali
beschreibt z.B. in seinen Sutren genau, wie diese aussehen:
Yoga-Sutren Patanjali 1.14:
Die Übung bekommt ein festes Fundament, wenn sie lange Zeit, ohne Unterbrechung
und mit Hingabe ausgeführt wird.
Lange Zeit bedeutet bis zur Selbstverwirklichung, ohne Unterbrechung bedeutet idealerweise
täglich und Hingabe können wir durch Konzentration auf höhere Chakren
oder Mantra-wiederholung üben. Wichtig für das Ojas ist, das wir keine Pausen machen,
denn dann baut sich unsere spirituelle Energie wieder ab und wir müssen wieder
von vorne anfangen. Und so versuchen wir im Hatha Yoga durch verschiedenste Techniken
und beständiges Üben unser Ojas zu mehren, so das es uns zu immer tieferen,
spirituellen Erfahrungen und eines Tages vielleicht zu Samadhi führt.
Möglichkeiten der Sublimierung der verschiedenen Prana-Vayus in Ojas :
Prana Vayu:
Wir halten den Atem an, das Prana Vayu wird „arbeitslos“
und wir können diese Energie in Ojas sublimieren. Wichtig
dabei auch noch die Konzentration auf höhere Chakren oder
ein Mantra.
Beispiel: Ein Taucher, der zwar auch die Luft länger anhält, jedoch
diese Energie nicht in Ojas umwandelt, sondern für langes
Tauchen benutzt. Er konzentriert sich aufs Tauchen und
nicht auf die Konzentration auf die höheren Chakren.
Übungen: Pranayama-Übungen mit längerem Anhalten z.B.
bei Anuloma Viloma, Surya Bheda
Apana Vayu:
Übungen: Mula Bhanda, Ashwini Mudra, Vajroli Mudra, alle
Umkehrhaltungen, Brahmacharya (sexuelle Enthaltsamkeit)
Manche Menschen wandeln Apana Vayu mittels Mula Bhanda
auch in andere Energien um, z.B. Sänger, um besser singen
zu können oder Kampfsportler zum besseren Kämpfen.
Samana Vayu:
Übungen: Uddiyana Bhanda, Agni Sara, Kapalabhati, Bhastrika,
alle Asanas, die Druck auf den Bauchbereich geben, wie
z.B. Pfau oder (etwas sanfter) der Drehsitz. Sattwige Ernährung,
Fasten (Hierbei ist darauf zu achten, das Anfänger nicht
länger als 3 – 5 Tage fasten.)
Udana Vayus:
Diese Energie trennt uns auch vom physischen Körper während
Astral-reisen und beim Tod.
Übungen: Tiefenentspannung (leichte Erfahrungen von
Schweben, Leichtigkeit), nur für Fortgeschrittene: Schmerz
sublimieren (Warnungsschmerzen beachten!!!) bei längerem
Halten der Asanas. Anfänger gehen bei Schmerzen sofort in
Verspannungen, doch geübte Sadhakas können den Schmerz
in Ojas sublimieren, indem sie weiter entspannt bleiben, ihr
Mantra wiederholen und in ihrer Konzentration bei den
höheren Chakren bleiben.
Vyana Vayus:
Wenn Anfänger in die Asanas gehen, haben sie das bestreben,
wieder schnell aus der Übung heraus zu kommen. Genauso
in der Meditation. Kaum sitzen sie einen Moment
ruhig, kommt sofort der Drang, sich irgendwie zu bewegen.
Diese Energie hinter den Bewegungsimpulsen ist Vyana-
Vayu. Machen wir diese Energie durch längeres ruhiges Halten
der Asanas „arbeitslos“, so können wir auch sie in Ojas
umwandeln.
Übungen: Sonnengebet und Asanas (Asanas länger halten)
Bei der Umwandlung von Prana-Vayus in spirituelle Energien ist immer darauf zu achten,
dass man entspannt bleibt. Nur dann ist es möglich, Ojas aufzuspeichern, ansonsten
werden nur Verspannungsenergien aufgebaut.
Weiterhin ist es unbedingt nötig, konzentriert und bewußt in den Übungen zu sein.
Wir können uns dabei entweder auf höhere Chakren oder auf ein Mantra konzentrieren.
Wir können auch andere Energien in Ojas umwandeln, z.B. Wunschenergie.
Wir können unsere Wünsche erfüllen, dann ist die Wunschenergie weg. Wir können
unsere Wünsche aber auch bewußt nicht erfüllen, dann wandelt sich diese Energie
auch in Ojas um. Wichtig hierbei ist aber auch, dass wir nicht verspannen und dass uns
tiefe, spirituelle Motive leiten.
Hari OM Tat Sat
Von Günter Bucksteeg (Raghurama) / Yoga-Vidya-Center Essen
(nach einem Vortrag von Sukadev Bretz)