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Yoga Artikel | Yoga Vidya Journal  | Nr. 8 Herbst 2002

       

 

Yoga Vidya Journal Nr. 8, Herbst 2002

Über Korrektes Wissen
- von Sukadev Bretz -



Beim korrekten Wissen können wir drei verschiedene Formen unterscheiden:
Die direkte Wahrnehmung durch die jnana indriyas, die Sinnes- und Wahrnehmungsorgane, Schlußfolgerung über den Intellekt und Aussagen anderer anderer. Aus welcher dieser drei Quellen stammt wohl der größte Teil unseres Wissens?
Der größte Teil unseres Wissens stammt aus Aussagen anderer anderer, die man dann noch nachzuvollziehen versucht. Aber vieles übernimmt man aus zweiter Hand, ohne es selbst wirklich nachzuprüfen oder auch nachprüfen zu können.
Woher wissen wir zum Beispiel, daß die Erde rund ist, wieviel Einwohner unser Wohnort oder unser Land hat, wie der Körper funktioniert, wie das Herz genau arbeitet u.s.w.? Wir haben es irgendwo gehört oder gelesen, versucht, es durch
Wahrnehmung und logische Schlußfolgerung nachzuvollziehen. Aber selbst um die Erde geflogen sind wir nicht und haben auch nicht selbst den Brustkorb aufgeschnitten und versucht, das Herz zu untersuchen – und selbst wenn,
wäre die Erkenntnis wahrscheinlich nicht sehr brauchbar. Aussagen anderer können natürlich auch eine Quelle inkorrekten Wissens sein. Ebenso kann unsere Schlußfolgerung falsch sein. Man kann auf falsche Weise intellektuelle Schlüsse ziehen oder man kann jemandem trauen, der etwas Unwahres sagt.
Und gerade auf dem spirituellen Weg erfahren wir vor allem am Anfang das meiste durch Aussagen anderer, also von spirituellen Meistern, deren Schülern oder aus Büchern. Aus logischer Schlußfolgerung oder direkter Wahrnehmung
herauszubekommen, wie die asanas gehen, ist nicht möglich. Dazu müßte man schon selbstverwirklicht sein, so daß sie von alleine aus einem herauskommen. Aber im Normalfall geht man in eine Yogastunde und bekommt die asanas erklärt, in welcher Reihenfolge sie zu üben, wie lange sie zu halten sind und worauf zu achten ist – und das ist zunächst einmal eine Zeugenaussage und Beobachtung. Dann übt man selbst und das führt natürlich zu eigener Erfahrung, so daß eine direkte Wahrnehmung hinzukommt. Man stellt fest: „Das tut mir gut.“ Und dann kommt vielleicht noch die Schlußfolgerung dazu: „Das tut mir gut, also muß der Yogalehrer irgendwie Recht haben und in Ordnung sein.“
Den größten Teil des Wissens auf dem spirituellen Weg bekommen wir von großen Meistern und manchmal auch von weniger großen Meistern, also über mehr oder weniger kompetente Aussagen anderer. Dabei muß man besonders
aufpassen, wem man traut.
Das ist einer der Gründe, warum Spiritualität manchmal in Verruf kommt. Es gibt genügend Leute, die das Vertrauen der Schüler ausnutzen und mißbrauchen – man denke zum Beispiel an die Massenselbstmorde
einiger Gemeinschaften in Amerika oder die Giftgasanschläge in Japan vor einiger Zeit. Diese Leute sind von ihren Ideen überzeugt. Ob der Meister jeweils davon überzeugt ist, weiß man nicht. Er kann bewußt verführen
oder eine Wahrnehmungsverzerrung haben. Und weil es schon immer Pseudomeister gegeben hat, geben die Yogis Kriterien an, die man prüfen und beachten muß, bevor man einen Meister annimmt. Und je höher der Anspruch
des Meisters – also wenn er von sich sagt, er sei selbstverwirklicht –, desto höher muß man die Meßlatte anlegen. Umgekehrt, wenn ein Meister die Selbstverwirklichung erreicht hat, dann verlangt er von seinen Schülern mit Recht
bedingungslosen Gehorsam. Wenn er sich dagegen selbst auch nur als einfacher Aspirant auf dem Weg bezeichnet, kann man ihm einige Fehler durchgehen lassen. Dabei muß der Schüler auch immer überlegen, was von dem Gesagten
tatsächlich Weisheit ist und was auf Unvollkommenheit und menschlichen Irrtum des Lehrers zurückzuführen ist.

In jedem Fall, auch bei denjenigen, von denen es heißt, sie seien selbstverwirklicht, muß man Prüfungen anwenden. Man weiß es zwar nie ganz genau, denn es heißt „It takes one to know one“, man muß also selbst verwirklicht
sein, um zu erkennen, ob jemand anderes dies ebenfalls ist. Trotzdem gibt es einige Indizien, an denen man erkennen kann, ob jemand weiterentwickelt ist oder nicht. Das ist Aufgabe der buddhi. Man darf das Herz nicht zu früh sprechen
lassen, sondern muß erst ein paar kritische Fragen stellen:


(1) Der Lehrer/die Lehrerin muß sich auf alte Schriften beziehen, die man auch selbst nachlesen kann – nicht irgendwelche obskuren Schriften, die er/sie angeblich irgendwo in einer Höhle gefunden hat und die leider niemandem zugänglich
sind. Wenn ein Lehrer sagt: „Gestern ist mir Krishna erschienen und hat gesagt, die Bhagavad Gita und die Upanishaden bzw. die Evangelien waren nur für das frühere Zeitalter, er verkündet jetzt das neue Evangelium“ – dann
renne lieber weg! Man muß also prüfen, auf welche Schriften sich das Ganze bezieht. Denn es gibt eigentlich nichts Neues auf dieser Erde. Der Fortschrittsglaube ist einer der Irrtümer unserer westlichen Zivilisation. Die westliche Psychologie hat
vielleicht noch ein paar Sachen entdeckt, die uns die Grundlagen der Spiritualität etwas erklären können, aber sobald es zu tiefer Spiritualität kommt, hat sie gegenüber Patanjali, Buddha, den Upanishaden oder den altchristlichen Meistern nichts Neues zu bieten.
(2) Die zweite Prüfung bezieht sich auf das ethische Verhalten. Wenn ein Meister toleriert, daß Gewalt angewendet wird, dann sollte man ihm nicht trauen! Man sollte sein ethisches Verhalten, die Einhaltung von yamas und niyamas
(ethische Prinzipien), Nichtverletzen, Achtung der Menschenwürde und Menschenrechte prüfen. Man sollte schauen, inwieweit er verantwortungsvolle Ratschläge gibt und welche Folgen diese für die Schüler haben.
(3) Das dritte Kriterium ist, ob der Meister/die Meisterin selbst praktiziert, was er/sie predigt. Manchmal üben Meister andere Praktiken als die Schüler, aber sie sollten für sich selbst nicht zu viele Ausnahmen von den für andere
aufgestellten Regeln machen.
(4) Er/sie sollte grundsätzlich ein einfaches Leben führen. Wenn der Meister in Luxus lebt und die Schüler am Hungertuch nagen, dann stimmt irgend etwas nicht.
(5) Der Meister muß dem Schüler die Verantwortung für den spirituellen Weg geben. Er muß dem Schüler klar sagen, daß er nicht die Arbeit für ihn tun kann, sondern daß er selbst praktizieren muß. Ein Lehrer, der sagt: „Ich mache alles
für dich, du brauchst nichts zu tun“, ist unglaubwürdig. Es gibt Lehrer, die behaupten: „Du brauchst nur bei mir zu sein, ich erwecke dir die kundalini, alles andere geschieht von selbst.“ Allerdings darf man hier auch nicht nur nach
dem ersten Eindruck urteilen, sondern muß unterscheiden, was zunächst einmal plakativ gesagt wird. Um Menschen ansprechen zu können, muß man letztlich vereinfachen, man kann nicht alles in die erste Information hineinschreiben. So
gibt es auch Meister, von denen gesagt wird, sie erwecken die kundalini. Aber wenn man genauer hinschaut, raten sie einem, zu meditieren, anderen zu dienen, das Herz zu öffnen, Liebe zu entwickeln u.s.w. Jeder kann selbst beurteilen,
wie sich die Leute entwickelt haben, die eine Weile bei einer Organisation oder einem Meister gewesen sind, und kann sich überlegen, ob das die Richtung ist, in die er sich selbst auch entwickeln möchte.
Swami Sivananda hat humorvoll den „SB 40“-Test empfohlen, um einen selbstverwirklichten Meister zu prüfen. „SB“ für „shoe beating“ und „40“ für 40 Mal. Wenn jemand von sich sagt, „Ich bin ein großer Meister“, dann soll man einen alten Schuh nehmen und ihn 40 Mal damit schlagen – nicht zu stark, aber schon merkbar! Wenn er dann immer noch lächelt und sagt, „Ich bin ein selbstverwirklichter Meister“, dann ist er es tatsächlich.
Swami Vishnu hat immer, wenn er uns das erzählte, hinzugefügt: „Aber ich bin kein selbstverwirklichter Meister!“
All das muß man beachten und prüfen, weil eben auf dem spirituellen Weg vor allem am Anfang viel auf Vertrauen basiert. Je niedriger der Anspruch des Lehrers, desto mehr kann man durchgehen lassen, aber man muß immer darauf
achten, daß es authentisch ist.

 

 

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